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02.11.13 / Standortnachteil NSA / Umsatzeinbruch: US-Unternehmen spüren Misstrauen ihrer Kunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Standortnachteil NSA
Umsatzeinbruch: US-Unternehmen spüren Misstrauen ihrer Kunden

Noch nicht einmal im Entferntesten ist abzuschätzen, welchen Schaden die Enthüllungen über die weltweite Datenschnüffelei durch die NSA für Washington auf dem politischem Terrain hinterlassen werden. Für US-Technologiefirmen stellen sich die Berichte über ihre Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst schon jetzt als Schlag ins Geschäftskontor heraus. Recht konkret bekommt so der US-Computerbauer IBM inzwischen das Misstrauen von Kunden zu spüren.

Versteckt in unlängst vorgelegten Geschäftszahlen, die ohnehin nicht besonders erfreulich waren, zeichnet sich vor allem auf dem chinesischen Markt ein regelrechter Umsatzkollaps ab. Legte IBM im vergangenen Jahr in China noch um fast 20 Prozent zu, so ist der Verkauf von Computer-Hardware inzwischen um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Eine Erklärung, warum gerade in China nun fast erdrutschartig die Absatzzahlen wegsacken, liefert eine Meldung, die von der chinesischen Nachrichteagentur Xinhua bereits im August verbreitet wurde. US-Technologiefirmen wie IBM, Oracle und EMC stünden seit den Enthüllungen des Geheimdienstaussteigers Edward Snowden unter Beobachtung staatlicher chinesischer Stellen, so eine anonyme Quelle aus dem Pekinger Regierungsapparat. Westliche Beobachter gehen davon aus, dass schon nach den ersten Snowden-Enthüllungen über die NSA im Mai chinesische Sicherheitsbehörden eine Warnung vor US-Computerprodukten an staatliche Behörden, Staatsfirmen und private Großbetriebe gegeben haben. Der Tenor: Bei sensitiven Produkten zunächst einmal keine Einkäufe bei US-Firmen, bis geklärt ist, ob von ihnen Spionagegefahr ausgeht.

Zu einem ähnlichen Bumerang haben sich inzwischen die Spionageaktivitäten der NSA in Brasilien entwickelt. Dort soll der US-Geheimdienst Telefonate und E-Mails der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff überwacht haben, zudem soll auch Brasiliens größtes Unternehmen, der Öl-Konzern Petrobras, Ziel intensiver Wirtschaftsspionage durch die USA gewesen sein. Für Rousseff waren die Vorwürfe Anlass genug, einen geplanten Staatsbesuch in Washington abzusagen. Vorerst auf Eis liegen nun auch Verhandlungen über den Ankauf von US-Jets des Typs „F/A-18 Super Hornet“, die bisher als klarer Favorit der Brasilianer galten. Auf der Kippe steht damit ein Abschluss über vier Milliarden Dollar für den Flugzeugbauer Boeing. Wieder deutlich gestiegen sind nun die Chancen für Frankreich und Schweden zur Lieferung eines Jagdbombers.

Deutlich erfolgreicher als US-Außenminister John Kerry, der sich in Brasilia um Schadensbegrenzung bemüht hat, war der russische Verteidigungsminister Sergej Schojgu. Nachdem Brasilien schon 2012 zwölf russische Mi-35 Kampfhubschrauber geordert hatte, kehrte Schojgu nun aus Brasilia mit einem Kaufvertrag für die russischen Luftabwehrbatterien des Typs Igla-S nach Moskau zurück.

Für noch mehr Unbehagen dürfte in Washington eine andere Vereinbarung sorgen. Russland und Brasilien haben eine langfristige Zusammenarbeit bei der Entwick-lung eines Jagdbombers vereinbart. N.H.


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