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02.11.13 / Kaiserliche Hoftage / Nürnberg und seine Kaiserburg: Nach der Sanierung präsentiert eine Ausstellung den Glanz alter Tage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Kaiserliche Hoftage
Nürnberg und seine Kaiserburg: Nach der Sanierung präsentiert eine Ausstellung den Glanz alter Tage

Anno 1050 wird Nürnberg erstmals in einer Urkunde erwähnt. Zu dieser Zeit war der Burgfelsen bereits befestigt. Zu Füßen der Reichsburg entwickelte sich unter kaiserlichem Schutz und Schirm ein Gemeinwesen, das zu den reichsten und mächtigsten Stadtstaaten Europas aufstieg. Noch heute zehrt die ehemalige Reichsstadt vom Kaiserbonus. Ihr Wahrzeichen ist die Kaiserburg, die Touristen aus aller Welt in hellen Scharen unwiderstehlich anzieht.

Nach Abschluss der Generalsanierung, für die das Bayerische Staatsministerium der Finanzen 16 Millionen Euro aufgewendet hat, ist die Kaiserburg nun wieder für Besucher geöffnet. Waren die Räume zuvor nur im Rahmen von Führungen zugänglich, kann man die Burg nun auf einem Rundgang individuell erkunden. In den früher nur spärlich ausgestatteten Sälen, Kammern und Kabinetten ist eine prächtige Sonderschau eingerichtet worden, die sich der Freistaat Bayern weitere drei Millionen Euro kosten ließ. Aus der Sonderschau wird nach und nach eine Dauerausstellung werden: Die kostbaren Originale werden durch Nachbildungen ersetzt.

Die gegen 1200 errichtete Kaiserkapelle ist das bedeutendste Bauwerk der Burganlage. Dieses stauferzeitliche Architekturdenkmal besteht aus zwei übereinander liegenden Kapellen, die durch eine Öffnung miteinander verbunden sind. Die Unterkapelle war für die Burgbediensteten vorgesehen. Zur Oberkapelle, die mit farbig gefass­ten Statuetten (1487) der heiliggesprochenen Kaiser und Kaiserinnen Karl der Große, Heinrich II., Kunigunde und Helena (Mutter Konstantins des Großen) sowie einem Veit Stoß zugeschriebenen Kruzifix (um 1500) geschmückt ist, hatte nur der kaiserliche Hofstaat Zutritt. Die dort eingebaute Kaiserempore war dem Reichsoberhaupt vorbehalten. Seit der Wiedereröffnung können sich Besucher in der Oberkapelle wieder frei bewegen, während die Kapelle darunter bei täglich zwei Sonderführungen zugänglich ist.

Das an die Kaiserkapelle an­grenzende spätgotische Hauptgebäude (Palas) wurde auf Geheiß Kaiser Friedrichs III. von Habsburg (1415–1493) unter Verwendung romanischer Bauteile er­richtet. Im früher leer stehenden Kaisersaal ist nun der größte Teil der Sonderschau ausgebreitet. Von kaiserlicher Pracht kündet eine Dose (um 1720), in die eine zurzeit Kaiser Friedrichs II. von Staufen (1194–1250) in Onyx geschnittener Adler eingelassen ist. Zu den absoluten Glanzlichtern der Schau gehören zwei Exemplare der „Goldenen Bulle“: Das für die Kurpfalz und das für die Stadt Nürnberg. Insgesamt gibt es sieben Exemplare. Sie sind im Juni dieses Jahres zum Weltdokumentenerbe gekürt worden. Die „Goldene Bulle“ gilt als „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reiches. Ihr erster Teil wurde von Kaiser Karl IV. aus dem Geschlecht der Luxemburger (1316–1387) auf dem Hoftag zu Nürnberg 1356 erlassen. In ihr wurde die Wahl des deutschen Königs durch sieben Kurfürsten festgelegt. Wahlberechtigt waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Die Kurfürsten wurden als „Säulen des Reiches“ bezeichnet, denn sie sollten zusammen mit dem Herrscher, der durch die Königswahl automatisch auch die Kaiserwürde erlangte, für das gesamte Reich verantwortlich sein. Zudem wurden drei Reichsstädte durch die „Goldene Bulle“ privilegiert: Zum Ort der Königswahl wurde Frankfurt am Main ernannt, zum Krönungsort Aachen und der erste Hoftag des neuen Königs sollte schließlich in Nürnberg stattfinden.

Ein weiteres bedeutendes Exponat geht auf Kaiser Sigmund von Luxemburg (1368–1437) zurück. Während des Konstanzer Konzils, auf dem er für die Wiederherstellung der Einheit der römischen Kirche sorgte, stellte er dem Nürnberger Burggrafen Fried­rich VI. von Hohenzollern eine Urkunde mit weitreichenden Folgen aus. Sigmund belehnte Friedrich mit der Kur und der Mark Brandenburg. Ihr Amt als Verwalter der Nürnberger Kaiserburg, die unter den Pfalzen des Reiches eine herausragende Stellung einnahm, gaben die Hohenzollern jedoch unter dem Druck der Verhältnisse auf. Ihre neben der Kaiserburg gelegene Burggrafenburg wurde 1420 von einem Gefolgsmann der bayerischen Wittelsbacher zerstört. Die Ruine wurde 1427 von der Stadt Nürnberg erworben, die auch die Betreuung der Kaiserburg übernahm.

Nürnberg verlor 1806 den Status als freie Reichsstadt und wurde dem Königreich Bayern einverleibt. Die Wittelsbacher erhoben die Burg zur Nebenresidenz – und auch die Hohenzollern wussten sich Zutritt zu verschaffen. Sie er­wirkten bei König Ludwig II. unter Berufung auf ihre einstige Burggrafschaft ein gemeinsames Nutzungsrecht, was dazu führte, dass Kaiser Wilhelm II. 1897 auf der Nürnberger Kaiserburg logierte.

Im „Eckzimmer“ schwebt eine Nachbildung der Reichskrone über dem 1540 geschaffenen Modell der Stadt Nürnberg. Thema des Raumes ist das besondere Verhältnis Nürnbergs zu seinem obersten Stadtherrn: dem Kaiser. Als der für die Stadt bedeutsamste Gönner erwies sich der in Nürnberg geborene Kaiser Sigmund. Er ist in Halbfigur auf einem Porträt dargestellt, das um 1514 in der Werkstatt Albrecht Dürers gemalt wurde. Sigmund verfügte 1424, dass die Reichs­klein­odien dauerhaft in Nürnberg aufbewahrt werden sollen, was auch bis 1796 geschah. Heute befinden sie sich in Wien.

Der Rundgang endet im Frauenbau (Kemenate). Dafür wurde ein Durchbruch an einer Mauer geschaffen, die zuvor lange Zeit Palas und Kemenate getrennt hatte. Im Frauenbau residiert das vom Germanischen Nationalmuseum betreute Kaiserburg-Mu­seum. Ausgestellt sind wertvolle Waffen und Rüstungen Reitzeug und astronomische Messgeräte, wie sie einst auf dem Burggelände zum Einsatz kamen. Mit der Kaiserburg in Zusammenhang stehende Objekte für festliche und alltägliche Gelegenheiten runden die Präsentation ab. Veit-Mario Thiede


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