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02.11.13 / Ein Haus steht Kopf / Königsbergs neueste Attraktion unweit des Oberteichs − Ludmila Putina setzt sich für Erhalt des Parks ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Ein Haus steht Kopf
Königsbergs neueste Attraktion unweit des Oberteichs − Ludmila Putina setzt sich für Erhalt des Parks ein

Vielen heutigen Bewohnern der Stadt Königsberg liegt viel daran, im Zentrum Grünflächen zu erhalten, um Erholungsmöglichkeiten in Stadtnähe und Anziehungspunkte für Touristen zu schaffen. Seit Kurzem ist die Stadt um eine Attraktion reicher: Im „Park der Jugend“ am Oberteich gibt es ein Haus, das auf dem Kopf steht.

In diesem Haus ist alles anders: Der Giebel dient als Boden und das Fundament als Dach. Wie das Gebäude selbst ist auch sein gesamter Inhalt auf den Kopf gestellt: Sämtliche Möbel, Waschbecken und die Badewanne „stehen“ auf der Decke. Das merkwürdige Haus befindet sich in Königsberg im „Park der Jugend“. Eingerichtet ist es mit allen Gegenständen, die sich üblicherweise in einer Wohnung befinden. Über eine Treppe gelangt man wie bei einem gewöhnlichen Haus durch den Flur ins Innere. Dort findet man Schränke, Betten, Tische, Stühle und Sanitäranlagen. Dem Besucher werden ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer gezeigt. In diesem gibt es einen Fernseher und einen Elektrokamin. Alles sieht einladend und gemütlich aus. Wenn sich nicht alles an der Decke befände. Und das ist noch nicht alles. Auch die Hundehütte und das neben dem Haus geparkte Auto stehen falsch herum.

Der lustige Bau zieht Besucher aller Altersgruppen an, an Wochenenden stehen sie am Eingang sogar Schlange. Die Gäste untersuchen mit solchem Enthusiasmus alle Gegenstände, dass einige schon repariert werden mussten. Damit es nicht langweilig wird, werden die Möbel und das Interieur von Zeit zu Zeit ausgetauscht.

Das Königsberger „Überkopf“-Haus ist das 24., in 23 anderen Ländern der Welt gibt es bereits solche Häuser. Initiator der Attraktion in Königsberg ist Jurij Klewtsow, ein Bauunternehmer, der von einem polnischen Beispiel inspiriert wurde. Nach der Besichtigung eines kopfstehenden Hauses dort beschloss er, in Königsberg ein ähnliches zu bauen. Er rechnet damit, dass sich seine Idee schnell auszahlen wird. Der Park der Jugend, in dem das Haus ungeachtet seines bescheidenen Ausmaßes aufgestellt ist, verfügt über verschiedene Plätze und Einrichtungen zur Freizeitgestaltung für Kinder und Erwachsene. Es gibt einen Bootsanleger, einen Rundweg am See, eine Go-Kart- sowie eine Eisbahn, ein Riesenrad und einen Miniatur-Verkehrsübungsplatz, wo Kinder sich mit den Verkehrsregeln vertraut machen können.

Den Park gibt es schon seit längerem, aber in den 1990er Jahren war er dem Verfall preisgegeben. Wissend, dass Ludmila Putina, die damalige Frau des Präsidenten Wladimir Putins, in Königsberg geboren wurde, schrieben einige engagierte Bürger ihr einen Brief in der Hoffnung, dass ihr das Schicksal des Parks, in dessen Nähe sie ihre Kindheit verbracht hatte und wo sie zur Schule gegangen war, nicht gleichgültig sein würde.

Ludmila Putina reagierte auf die Bitten des Volkes, und nach dem Stadtjubiläum 2005 fanden im Park tatsächlich Änderungen statt. Die Arbeiten standen unter dem Schutz der Präsidentengattin. Sie reiste mehrmals nach Königsberg und besuchte auch den Park. In dessen Mitte steht das neue Gebäude des „Zentrums für die Entwicklung der russischen Sprache“, an dessen Eröffnung die Präsidentengattin, die selbst von Beruf Philologin ist, teilnahm. Das Gebäude ist im Stil des russischen Klassizismus gebaut und ähnelt adligen Herrenhäusern des 18./19. Jahrhunderts. Heute ist das „Zentrum für die Förderung zwischenmenschlicher Kommunikation“ hier untergebracht, das sich mit der außerschulischen Bildung für Kinder befasst. Außerdem ist es ein beliebter Ort für Eheschließungen geworden, deshalb parken an Wochenenden viele Hochzeitsautos davor.

Da der Park, unweit der Wallenrodtstraße, in der sich die Deutsche Botschaft befindet, in einem malerischen Bezirk liegt, ist es nicht verwunderlich, dass er einer der meistbesuchten Orte der Stadt ist. Jurij Tschernyschew


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