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02.11.13 / Gutmenschen hinterfragt / Autor nennt Öko-Irrtümer und entlarvt unlogische Ideologien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Gutmenschen hinterfragt
Autor nennt Öko-Irrtümer und entlarvt unlogische Ideologien

Der Titel „Du sollst nicht atmen“ verspricht gute Unterhaltung. Und auch der Untertitel „Warum wir am besten das Atmen einstellen sollten und andere Erkenntnisse aus dem Jetzt“ lässt auf eine amüsante Auseinandersetzung mit den Öko-Irrtümern der Gegenwart schließen. Zudem erwähnt er gleich zu Beginn auch noch die US-Zeichentrickserie „Die Simpsons“, so dass dem Autor fortan gleich unzählige Männer zwischen 25 und 45 gebannt folgen. Auch lockern zahlreiche mehr oder weniger geistreiche Cartoons von Thomas Plaßmann den Text immer wieder auf, so dass keiner behaupten kann, er würde intellektuell überfordert. Doch irgendwie reißt einen das Buch dann doch nicht vom Hocker. Rechnet man die Cartoons und die vielen Hinweise auf die Bibel und Jesus heraus, bleiben von den insgesamt ohnehin nur 125 Seiten noch knapp über die Hälfte, die sich textlich mit dem eigentlichen Thema beschäftigen. Die sind zwar durchaus informativ, enthalten aber wenig neue Erkenntnisse.

Sebastian Moll, 1980 geborener wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelischen-Theologischen Fakultät der Universität Mainz, kommt zuerst auf den „Club der Nicht-Tuer“ zu sprechen, womit er unter anderem Klimaschützer, Vegetarier und Veganer meint. Weiter geht es zu den Gutmenschen, die Moll mit einer faustischen Wendung so beschreibt: „Ein Teil von jener Brut, die stets das Gute denkt und nie das Gute tut.“ Diese Spezies entlarvt der Autor anhand einiger konkreter Beispiele. So geht er auf Politiker ein, die eine gleichmachende Gemeinschaftsschule fordern, ihre eigenen Kinder aber auf Privatschulen schicken. Aber auch auf Gentechnik-Gegner kommt er zu sprechen, die lieber einen gentechnisch optimierten Vitamin-A-reichen Reis bekämpfen, als mit diesem den Tod von unzähligen Kindern infolge von Mangelernährung zu verhindern. Grundsätzlich würde die Tier- und Naturliebe der Gutmenschen mit Menschenverachtung einhergehen. Vor allem der westliche Lebensstil sei den Gutmenschen zuwider. So würde das einfache Leben von Menschen in Entwicklungsländern romantisiert und die westliche Zivilisation als gestresst und vom Kapitalismus vereinnahmt bezeichnet. „Im Grunde ist es doch erstaunlich, dass bislang keiner von ihnen sein unglückliches Dasein aufgegeben hat, um ein beschauliches Leben in der somalischen Steppe oder in einem verarmten rumänischen Dorf zu führen.“

Besonders bestechend findet Moll die Logik der Gutmenschen, der er ein eigenes Kapitel widmet. So fordern sie die Gleichberechtigung der Frau und führen diese mit Gendertheorien ins Extreme, gleichzeitig betonen sie aber, wie sehr sie fremde Kulturen schätzen, auch wenn das im besonderen Fall bedeuten kann, dass Frauen bis zum Kopf im Sand verbuddelt und gesteinigt werden.

Spannend findet der Autor auch die These, dass die wirtschaftliche Rückständigkeit von Entwicklungsländern auf deren Kolonialisierung durch Westeuropa zurückzuführen sei. Aber warum geht es dann der ehemaligen Kolonie Kanada so gut, weist Moll auf die Lücke in der Theorie hin. Und während selbst der Umstand, dass ein korrupter Herrscher in Afrika sein Volk verhungern lässt, auf die Kolonialvergangenheit zurückgeführt werde, käme kein Gutmensch auf die Idee, die Machtergreifung von Hitler auf die unverhältnismäßigen Bedingungen des Versailler Vertrages zurückzuführen.

Manchmal bereiten die Ausführungen des Autors Freude, so wenn er zum Beispiel betont, dass es in ganz Deutschland infolge von Züchtung keine einzige Kuh gebe, die nicht „genetisch optimiert“ sei. Oder wenn er fragt, was jene Menschen meinen, die vom „Erhalt des natürlichen Zustands“ sprechen. „Wann genau war denn eine Landschaft in ihrem natürlichen Zustand? Zum Zeitpunkt des Urknalls?“ Manchmal plätschert der Text aber auch nur so dahin. Zudem erschließt sich nicht jedem sofort, was die Hochzeit von Kanaa mit dem Thema Öko-Irrtümer und Gutmenschen zu tun hat. Aber dann: „Nun ist es an der Zeit, entschlossen zurückzuschlagen, und zwar mit drei Charaktereigenschaften, die dringend zurückerobert werden müssen und die jeden Gutmenschen vor Entsetzen erschauern lassen: Stolz, Lebensfreude und Tatkraft.“ Rebecca Bellano

Sebastian Moll: „Du sollst nicht atmen. Warum wir am besten das Atmen einstellen sollten und andere Erkenntnisse aus dem Jetzt“, adeo, München 2013, gebunden, 125 Seiten, 14,99 Euro


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