28.03.2024

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09.11.13 / Schlossbau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Schlossbau
von Vera Lengsfeld

Nach jahrelangem Gezerre hat der Bau des Humboldt-Forums mit der Schlossfassade endlich angefangen. Im Juni wurde bereits der Grundstein gelegt, aber erst Wochen später wurde sichtbar, dass wirklich mit der Arbeit begonnen wurde. Wenigstens das milde Spätherbstwetter ist dem Vorhaben gegenüber freundlich. Die Schlossgegner dagegen geben immer noch nicht auf. Ihre fortlaufende Verzögerungs­taktik und ihre permanenten Einsprüche haben die Baukosten in die Höhe getrieben. Nun werden diese erhöhten Baukosten zum Vorwand genommen, um das Ganze doch noch zu verhindern.

Das hat Auswirkungen. Der Förderverein Stadtschloss hat große Schwierigkeiten, die zugesagte Summe aufzubringen. Potenzielle Spender verhalten sich immer noch zögerlich, weil sie nicht sicher sind, ob sie für ihr investiertes Geld wirklich die Schlossfassade bekommen.

Welch ein Unterschied zu Dresden! Nachdem dort beschlossen worden war, die Frauenkirche wieder aufzubauen, entwickelte sich eine Dynamik, die niemand voraus­gesehen hatte. Am Ende stand nicht nur die Frauenkirche in alter Schönheit da, sondern die barocken Fassaden des Neumarkts vervollständigen ein atemberaubendes städtebauliches Ensemble, das in aller Welt bewundert wird. Immer mehr verloren geglaubte Gebäude werden rekonstruiert.

In Berlin herrscht städtebauliches Chaos in der Mitte. Die Gebäude stehen zusammenhanglos, wie willkürlich verstreut herum. Zwischen dem ehemaligen Sitz des Staatsrats, dessen einziges bemerkenswertes Detail das Eosander-Portal des zerstörten Schlosses ist, und der Friedrichwerderschen Kirche gähnte eine gewaltige Leere, wenn nicht die Musterfassade der Schinkelschen Bauakademie dort stünde. Deren Wiederaufbau, obwohl seit 2008 gestattet, scheiterte bislang an unerfüllbaren Bedingungen der Stadt Berlin. In Richtung Marienkirche stehen wenigstens Bäume in der Stadtbrache. Unter den Bäumen hocken missmutig Marx und Engels, die wegen der überflüssigen U-Bahn, die Hauptbahnhof und Alexanderplatz verbinden soll, an die Seite gerückt wurden. Ab und zu wagt sich ein tollkühner Tourist in ihre Nähe. Von den Berlinern werden sie schon lange nicht mehr zur Kenntnis genommen.

Neben den Klassikern des Marxismus- Leninismus stehen die Säulen, auf denen Szenen aus dem Kampf der Arbeiterklasse bis in die DDR-Zeiten fotografisch wieder­gegeben werden. Entfernt man den Schmutz und schaut sich die Fotos an, sieht man auch eine glückliche DDR-Mutter. Nur war die Repräsentantin sozialistischen Lebens längst nach West-Berlin ausgereist, als das Denkmal 1986 eingeweiht wurde. Ein typisches Berliner Missgeschick.


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