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09.11.13 / Endlich einmal ein Loblied auf die Heimat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Moment mal!
Endlich einmal ein Loblied auf die Heimat
von Klaus Rainer Röhl

Sind Heimatvertriebene Nazis? In den Augen einiger radikaler Antifa-Aktivisten sind sie zumindest verdächtig. Schon weil „Heimat“ ein verdächtiges Wort ist. Es kommt gleich nach „Deutschland“ oder „Arbeit“. „Scheißdeutschland, Scheißarbeit“, sagen sie und schreiben es auf ihre Transparente. Hatten nicht die Nazis die Liebe zur Heimat gefördert? Ist nicht die unübersehbare und bunte, kuschelige Welt des Multikulti das eigentliche Zuhause eines guten deutschen Buß-Menschen?

Und so machen diese Anti-Deutschen auch ihre Rap-Songs und Filme, die wir über die Filmförderung über die Zwangsbeiträge des Rundfunks bezahlen müssen. Die machen ihren Job. Es ist keine Verschwörung, die von ein paar deutschfeindlichen Leuten angezettelt wurde, das ist die allgemeine Linie, „Mainstream“ ist die vornehme Umschreibung, Verblödung ist das richtige Wort. Nachdem die letzten noch aufspürbaren „Nazis“ gestorben oder wenigstens entlarvt sind, bleibt in den Augen der Bußdeutschen noch viel zu tun übrig, denn immer noch sind die meisten ihrer Mitbürger nicht politisch korrekt durchleuchtet und auf Herz und Nieren geprüft. Da gibt es, besonders bei Fußballmeisterschaften und anderen Sportereignissen, immer noch Leute, die schwarzrotgoldene Fahnen schwenken und sich freuen, wenn Deutschland ein Tor schießt oder eine Goldmedaille holt und gar die Nationalhymne gesungen wird. Bei der viele deutsche Sportler die Zähne nicht auseinander kriegen, statt Begeisterung für ihr Land zu zeigen, von dem Brecht in seinem einst als Nationalhymne geschriebenen, von den DDR-Oberen aber abgelehnten Lied schrieb: „Und das liebste mags uns scheinen, so wie andern Völkern ihrs!“ Kann man patriotischer sein?

Oder wenn einer sein halbes Leben lang über seine Heimat redet oder einen Film nach dem anderen macht über das unübersetzbar und unersetzbar deutsche Thema: Heimat.

So wie der Filmemacher Edgar Reitz, der letzte Woche 81 Jahre alt wurde und dessen letzter und bester Film „Die andere Heimat“ am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, Premiere in deutschen Kinos hatte. International hatte Reitz bereits im August bei den Filmfestspielen in Venedig Begeisterungsstürme ausgelöst und höchste internationale Ehrung erfahren. Sein Film ist ein Lichtblick. Für Deutschland, für uns alle. Wer nicht auf die Fernsehfassung im nächsten Jahr warten will, muss „Die andere Heimat“ in einem kleinen Kino seiner Stadt sehen. Vier Stunden dauert der – fast ausschließlich – in Schwarz-Weiß gedrehte Film.

Viele haben bereits in den 80er Jahren im Fernsehen die fünf Heimatfilme von Edgar Reitz gesehen und geliebt. Heimat. Eigentlich das ganze Deutschland verkürzt sich in den Filmen von Reitz wie in einem Brennglas auf die Geschichte der Familie Simon und einer Dorfschmiede eines winzig kleinen Ortes im Hunsrück, Schabbach. Wo die Menschen auf einem außerordentlich kargen Boden nur durch harte Arbeit überleben und einen auffällig harten Dialekt sprechen. „Dau“ statt „du“ sagen sie und „eich“ statt „ich“. Die Fernsehfilme kamen in großen Abständen heraus: „Geschichte aus den Hunsrückdörfern“ (1981), „Heimat. Eine deutsche Chronik“ (1984), „Die zweite Heimat. Chronik einer Jugend“ (1992), erst viel später „Heimat 3. Chronik einer Zeitenwende“ (2004) und „Epilog. Heimat-Fragmente. Die Frauen“ (2006).

Ab 2012 begann Reitz, unterstützt durch die ARD-nahe Gesellschaft Degeto und den Sender Arte, seinen aufwendigsten und üppig ausgestatteten Kinofilm „Die andere Heimat“. Er spielt ab 1842 in dem gleichen, noch ärmlicheren Schabbach. Die andere Heimat, das Ziel der Sehnsucht, das ist Brasilien, in das die Bauern und Handwerker aus dem armen und ausgehungerten Hunsrück in endlosen Trecks mit all ihrer Habe über den Rhein nach Rotterdam und von dort aus mit Dampfschiffen auswanderten.

Aber die Auswanderung ist nur scheinbar und nur vordergründig das Thema. Der Hauptheld Jakob Simon, Sohn des Schmieds, der sein ganzes Leben von der neuen, der anderen Heimat Brasilien und den dortigen Indianern träumt, bleibt, durch vielfache Verkettungen und Zufälle seines Lebens an seiner großen Reise gehindert, immer zu Hause. Die andere Heimat ist eben doch Schabbach, das bitterarme und öde Dorf im Hunsrück, und die Filmerzählung handelt von dem aufgeweckten Außenseiter mit Pech in der großen Liebe. Die kaum zu zählenden Szenen der Geschichte des Jakob Simon und seines Bruders samt ihrer Frauen mit einprägsamen, unvergesslichen Gesichtern und Bewegungen inmitten dörflicher Tragödien sind reif für die Filmgeschichte. Vor allem der einmalige Ausbruch von Wildheit und übermütiger Vitalität bei einem Erntedankfest – einer dörflichen Großorgie, wie sie noch kein Film so detailreich und so beherzt und musikalisch pointiert zeigen konnte, lassen erotische Szenen wie in „La Dolce Vita“ erblassen.

Zurückgeworfen, eigentlich mehr durch Zufälle als durch eigene Schuld, bleibt Jakob Simon im Hunsrück zurück als ein autodidaktischer Bücherwurm und Grübler, der selbst mit Alexander von Humboldt korrespondiert und sich damit einreiht in die vielglied-rige Kette der Tüftler und Denker des Jahrhunderts, dieses sehr deutschen Jahrhunderts, dem wir und die Welt fast alles verdanken: den geradezu galoppierenden Fortschritt der Technik und der Wissenschaft und der Demokratie.

Einmal, als das „Jaköbsche“ sich wieder auf die Reise begibt, um dann doch wieder umzukehren, begegnet ihm auf dem Rhein ein Trupp aufständischer Studenten im Burschenschaftsuniform auf einem Flussboot, die von preußischen Polizisten verfolgt und schließlich sogar beschossen werden. Sie singen revolutionäre und vaterländische Lieder und haben ihre Fahne auf dem Mast gehisst, und plötzlich lässt der Regisseur diese Fahne in dem düsteren Grau des Schwarzweiß-Films in Farbe erscheinen, schwarzrotgolden leuchtet sie auf – eine Szene, die mehr als lange Vorträge über den Kampf der Burschenschafter für die Einheit Deutschlands sagt und mehr über die aufklärerische Absicht des großen Filmemachers Reitz. Tatsächlich kamen die Farben Schwarz, Rot und Gold von der sogenannten Urburschenschaft in Jena und wurde als Trikolore zum ersten Mal auf dem Hambacher Fest von 1832 gezeigt. Aber unser Held zieht weiter seines Weges – in sein Heimatdorf und zu seinen Büchern, zu seiner Korrespondenz mit Alexander von Humboldt.

Eigentlich ist der Film, trotz der erschütternden Einzelheiten über die Kargheit des Landes und der Armut seiner Menschen, ein Loblied auf die Heimat: Auf die Familie, das Dorf, auf den Hunsrück – und Deutschland. Freuen wir uns über unsere Heimat und die Leistungen unserer Vorfahren. Das ist, denke ich, die Botschaft dieses Films. Freuen wir uns über diesen Film, einen wahren Lichtblick in unserer verwirrenden und ziemlich finsteren Zeit.


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