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09.11.13 / Nord-Ostpreußen im Olympiafieber / 100 Tage vor Eröffnung der Winterspiele in Sotschi: Fackellauf durch das Königsberger Gebiet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Nord-Ostpreußen im Olympiafieber
100 Tage vor Eröffnung der Winterspiele in Sotschi: Fackellauf durch das Königsberger Gebiet

100 Tage vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sotschi erreichte das Olympische Feuer das Königsberger Gebiet. Die Spiele, ein Prestigeobjekt für die russische Regierung, sollen dem Land mit Superlativen in jeder Hinsicht Ruhm bringen. Viele Königsberger ließen sich von der Begeisterung anstecken.

Die ab Februar 2014 in Sotschi stattfindenden Olympischen Spiele haben gute Chancen, mit rund 35 Milliarden Euro Kosten die teuersten aller Zeiten zu werden. Der Bau neuer Sportkomplexe sowie die dazugehörige Infrastruktur verschlucken ebenso wie alle Maßnahmen, die mit der Vorbereitung und der Durchführung der Spiele in Zusammenhang stehen, Unsummen. Und das ist nicht der einzige Rekord: Der am 7. Oktober begonnene Fackellauf für Sotschi wird der längste und größte in der Geschichte der Olympischen Winterspiele sein. Er begann am 7. Oktober 2013. Nach vier Monaten soll er am

7. Februar 2014 bei der Eröffnungsfeier in Sotschi enden. Bis dahin soll die Fackel sowohl in den Weltraum, Unterwasser, auf den Elbrus als auch an andere ungewöhnliche Orte getragen werden.

Am 28. und 29. Oktober erreichte das Olympische Feuer das Königsberger Gebiet. Das Ereignis brachte den normalen Rhythmus der Stadt völlig durcheinander. Die Vorbereitungen für das große Ereignis hatten schon einige Monate zuvor begonnen. Die Straßen, durch die der Fackellauf ging, wurden herausgeputzt, heruntergekommene Häuser wurden hinter bunten Plakaten versteckt.

Die Städter sahen dem großen Ereignis mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits fand solch ein Ereignis erstmals in der Geschichte der Stadt statt. Andererseits war das Stadtzentrum abgeriegelt, was den Alltag erschwerte. Viele störte es, dass allein der Fackellauf durch das Gebiet über 330000 Euro verschlungen hat, Geld, das die Stadt für notwendigere Dinge ausgeben könnte.

Die meisten Königsberger hatten am Tag des Fackellaufs frei. Dafür hatte die Stadtregierung gesorgt, indem sie alle staatlichen und privaten Unternehmen aufgefordert hatte, ihren Mitarbeitern freizugeben. Sie hätten ohnehin den Weg zur Arbeit kaum meistern können, da der öffentliche Nahverkehr fast vollständig eingestellt war. Schulen und Kindergärten blieben geschlossen und Studenten wurden von Vorlesungen freigestellt unter der Bedingung, dass sie sich den Fackellauf anschauten. Die Stadt sah an diesem Tag ungewöhnlich aus, es gab keine Staus, nur vereinzelt fuhren Autos, die Parks waren wie leergefegt, in den Straßen gab es frische Luft und keinen Verkehrslärm.

Das Olympische Feuer war per Flugzeug von St. Petersburg nach Königsberg transportiert worden. 100 Fackelläufer, die sich abwechselten, trugen das Feuer durchs Gebiet. Insgesamt legten sie eine Entfernung von 20 Kilometern zurück. Der Fackellauf startete in Rauschen, er ging weiter auf die Kurische Nehrung und natürlich nach Königsberg.

Um Punkt 12 Uhr wurde das Olympische Feuer in Rauschen entfacht. Eigentlich sollte das Feuer auch an Bord der Viermastbark „Krusenstern“ gebracht werden, die am Kai von Rauschen ankern sollte. Aber der über ganz Nordeuropa hinwegfegende Herbststurm erlaubte ein Auslaufen des Schiffes aus dem Hafen von Pillau nicht. Das Feuer gelangte dennoch an Bord der „Krusenstern“. An diesem Tag sorgte das Wetter für viele Überraschungen. Heftige Böen des in Russland „Heiliger Juda“ genannten Sturms wechselten mit sonnigen Abschnitten bei Temperaturen von 17,7 Grad Celsius.

Während die Fackel durch Rauschen getragen wurde, fanden in der Stadt Konzerte und Showauftritte statt. Später leuchtete die Fackel auf der Düne Epha im Nationalpark Kurische Nehrung, von wo aus ihr Weg zu den „Tanzenden Wäldern“ und entlang des Kurischen Haffs führte, wo es allerdings kaum Zuschauer gab.

Gegen 17 Uhr erreichte das Olympische Feuer endlich die Gebietshauptstadt. Vom Brandenburger Tor aus wurde das Olympische Feuer über eine 15 Kilometer lange Strecke durch die Stadt getragen. Vom Brandenburger Tor aus ging es zum Friedländer Tor. Die Fackel war auf dem Kneiphof, am Königstor und am Rossgärter Tor, es ging vorbei am Ozean- und Bernsteinmuseum. Die Fackel passierte alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt, fast alle historische Bauten aus deutscher Zeit, die gebaut wurden, als die Stadt noch Königsberg hieß. Die Organisatoren hatten diese Route gewählt, um die besten Seiten der Stadt zu zeigen.

Die Ankunft des olympischen Feuers fiel mit dem 95. Jahrestag der Gründung des kommunistischen Jugendverbandes zusammen, deshalb hatten sich am Lenin-Denkmal Rentner und Veteranen zum Gedenken an diesen Tag zur Kundgebung versammelt.

Am Ende, als es schon dunkel war, trug Gouverneur Nikolaj Zukanow das Feuer zum Hansaplatz, wo kurz nach 20 Uhr Bürgermeister Alexander Jaroschuk auf dem Platz die olympische Schale mit der Fackel anzündete. Dies geschah am 29. Oktober um 20.14 Uhr, also exakt 100 Tage vor dem Moment, in dem das Olympische Feuer bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele in Sotschi leuchten wird.

Auf dem Hansaplatz waren zu diesem Zeitpunkt etwa 35000 Menschen versammelt, um dem Ereignis beizuwohnen. Es waren so viele gekommen, dass der von allen Seiten umbaute Hansaplatz die Menschenmenge kaum fassen konnte. Auf dem Platz wurde zudem ein Festprogramm aufgeführt mit vielen ortsansässigen Künstlern. Als geladene Gäste trat die lettische Gruppe „Brainstorm“ auf. Nach 23 Uhr endete die Veranstaltung mit einem 25-minütigen Feuerwerk.

Jurij Tschernyschew


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