19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.11.13 / Gegen blinden Staatsglauben / Kurzweiliges Porträt des Nobelpreisträgers und Ökonomen Friedrich August Hayek

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Gegen blinden Staatsglauben
Kurzweiliges Porträt des Nobelpreisträgers und Ökonomen Friedrich August Hayek

In einer anwachsenden Taschenbuchreihe stellt die „Frankfurter Allgemeine“ in ihrem Buchverlag bedeutende Ökonomen vor, darunter auch den Nobelpreisträger von 1974: Friedrich August von Hayek (1899–1992). Karen Ilse Horn, frühere Wirtschaftsredakteurin der „FAZ“ und jetzige Vorsitzende der Friedrich von Hayek-Gesellschaft, erzählt kurzweilig über Hayeks wissenschaftliche Karriere und seine beruflichen Stationen in London, Chicago, Freiburg und Salzburg. Damit beteiligt sie sich auch indirekt an der politischen Debatte, weil derzeit gesellschaftliche Probleme vor allem durch die Kompetenzabgabe an die EU gelöst werden sollen und die Euro-Rettung über Rechtsbrüche erfolgt, während Hayek in „Die Verfassung der Freiheit“ von 1960 willkürliche Eingriffe des Staates ablehnte.

Hayek, der in Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissen promovierte, bezeichnete in seinem 1944 erschienenen Buch „Der Weg zur Knechtschaft“ den Kommunismus und den Nationalsozialismus als zwei Spielarten des antiliberalen Totalitarismus und wies die sozialistischen Parteien darauf hin, dass „die Ausschaltung der spontanen Koordinationsleistung des Marktes zwangsläufig in eine Spirale des Interventionismus führt und am Ende die Freiheit zerstört“.

Während John Maynard Keynes, der andere Ansätze als Hayek verfolgte, das Buch lobte, reagierten Linke verärgert. Hayek kritisierte den blinden Glauben an die Demokratie, weil erst die Begrenzung der Regierungsgewalt die Menschen vor Willkür bewahre. Damit zeigte er auch die Grenzen des modernen Wohlfahrtsstaates auf, der sich mit seinen gutgemeinten Eingriffen letztlich als totalitär entpuppen muss, weil „eine ‚Befreiung von wirtschaftlicher Sorge‘ überhaupt nur möglich ist, wenn man dem Individuum gleichzeitig die Notwendigkeit und die Möglichkeit der freien Wahl abnimmt. Und weil es in einer solchen Gesellschaft keine privaten Rückzugsmöglichkeiten mehr gibt“, fasst die Autorin Horn zusammen.

Nach der Lektüre von „Hayek für Jedermann“ kann man zum Schluss kommen, dass er sich bei Vertretern der heutigen Migrationsindustrie und des Gender Mainstreaming unbeliebt gemacht hätte, weil nach seiner Ansicht Gleichheit vor dem Gesetz und materielle Gleichheit sich einander ausschließen.

Nicht nur historisch interessierte, sondern auch tagespolitische Leser dürften ihre Freude haben, wenn Horn die Wirkung von Ha-yeks aufzeigt, dessen Ideen die von Ronald Reagan und Margaret Thatcher betriebene Politik marktwirtschaftlicher Reformen und Liberalisierung beeinflussten. Horn weist darauf hin, dass die Finanzkrise von 2008 ausschließlich als Marktversagen gedeutet wurde, ohne dass die Regierungen sich fragten, welche Fehler sie selbst „auf dem Weg in die Krise gemacht haben könnten“. Auf die Finanz- und Wirtschaftskrise werde aber nahtlos die Staatsschuldenkrise kommen, und darin könnte die Chance liegen, sich der Botschaften Ha-yeks zu erinnern: „Wer das Ringen um die Zukunft der Währungsunion betrachtet, wer die Zähigkeit des Reformwiderstandes sieht, der kann heute mit Blick auf die Politik nicht anders, als skeptisch zu sein und sich nach der abstrakten Disziplin der Märkte zu sehnen.“

Horns Fazit zeigt, dass vieles im politischen Geschehen nicht alternativlos ist, wie es von den Regierungen den Bürgern verkauft wird. Insofern ist „Hayek für Jedermann“ zwar auch an die Allgemeinheit gerichtet, aber vor allem Entscheidungsträger sollten das interessante Buch lesen, bevor sie sich erneut über die gültigen Regeln hinwegsetzen, um den Euro oder anderes zu retten. Ulrich Blode

Karen Ilse Horn: „Hayek für Jedermann“, FAZ Buch, Frankfurt a. M., 2013, geb., 224 Seiten, 17,90 Euro

 

Weitere Titel

Horst-Joachim Lüdecke: „Energie und Klima. Chancen, Risiken, Mythen“, expert verlag, Renningen 2013, broschiert, 286 Seiten, 28,80 Euro

Winfried Pielow: „Verschenktes Land. Ein neuer Inhaber fürs ostpreußische Schloss Friedrichstein“, Edition Octopus, Münster 2012, broschiert, 323 Seiten, 16 Euro

Wolf und Renate von Stralendorff: „Quo vadis, Deutschland? Nachdenken über die Heimat“, libergraphix, Gröditz 2013, geb., 182 Seiten, 17,80 Euro

Siegfried Joneleit: „So war mein Leben. Eine Kindheit zwischen Hakenkreuz und Judenstern“, zu beziehen über den Autor: Telefon (07264) 7614, broschiert, 124 Seiten, 12,80 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren