29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.11.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Es stinkt und bröckelt / Wie uns die EU schon bis aufs Klo verfolgt, was Washington von Brüssel hält, und wie wir herausfinden, welche Menschen böse sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Es stinkt und bröckelt / Wie uns die EU schon bis aufs Klo verfolgt, was Washington von Brüssel hält, und wie wir herausfinden, welche Menschen böse sind

Man kommt gar nicht hinterher. Gerade erst haben wir die EU-Staubsauger-Verordnung verdaut, da verfolgen uns die Eurokraten nun schon bis aufs Klo: Vorhang auf für die Europäische Toilettenspülverordnung! In jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit haben Brüsseler Experten errechnet, wie viel Spülwasser man benötigt, um das, was hinten raus kommt, unten loszuwerden.

Nach zahllosen Sitzungen und Praxistests kamen sie in der Endausscheidung zu dem Schluss, dass fünf Liter reichen. Mehr sollten EU-genormte Klospülungen pro Vorgang nicht verbrauchen. Um nicht kleinlich zu erscheinen, wollen uns die Fachleute aber eine Obergrenze von sechs Litern zugestehen. Das ist doch was!

Was aber will die EU dagegen tun, wenn uneinsichtige Kötler die kommende Richtlinie listig umgehen und zweimal ziehen? Da kommt noch viel wertvolle Arbeit auf die Brüsseler Latrinenkommission zu.

Jetzt bloß keine Häme! Die machen das nicht zum Spaß, sondern um den Planeten zu retten. Da in Südspanien Trockenheit herrscht, ist es unerlässlich, dass die Menschen im triefend nassen Hamburg weniger Wasser vergeuden. Zwar wird von dem dann zusätzlich verfügbaren Hamburg-Wasser kein einziger Tropfen jemals in Spanien ankommen. Aber rein statistisch gesehen würde sich die Lage insgesamt verbessern. Und darum geht es uns doch.

Nebenwirkungen interessieren die Brüsseler Experten nicht, Nebenwirkungen wie diese: In zahlreichen deutschen Landgemeinden schrumpft die Bevölkerung, aus dem gleich großen Wassernetz wird daher immer weniger Flüssigkeit abgezapft, worunter die Rohre leiden. Daher sind einige Wasserwerke schon heute gezwungen, einfach nur so Wasser durch die Leitungen zu jagen, damit ihnen die Rohre nicht verrotten. Wasser, das nie einen Hahn oder eine Spülung durchläuft. Mit dem Brüsseler Streich wird sich dieses Problem noch einmal ordentlich verschärfen.

Dass ein und dieselbe Wassersparverordnung für die iberische Halbwüste und die regenreichen Regionen Nordeuropas Blödsinn sein könnte, darauf kommen die Eurokraten selbstverständlich nicht. Wir wollen doch möglichst „gleichartige“ Lebensverhältnisse in ganz Europa! Dafür braucht’s eben auch gleiche Regeln für alle.

Zumindest die spanische Natur wird es der EU danken, oder nicht mal das? Die Frage ist nämlich, ob es wirklich die Toiletten sind, die so viel Wasser verbrauchen. Oder nicht vielleicht die riesigen, mit saftigen EU-Fördergeldern angelegten, künstlich beregneten Felder? Oder Hunderte von Golfplätzen, die ihre Existenz der EU-Strukturförderung verdanken und jede Nacht unter Wasser gesetzt werden müssen, damit sie unter der Sonne Andalusiens nicht versteppen?

Nein, es ist das Klo! Erstens, weil Toilettenbesucher keine Lobby haben wie Golfplatzbauer oder Agrarindustrie und zweitens, weil ... ist doch egal! Wir werden, wie immer, auch diese Einschränkung tapfer ertragen, selbst wenn die Konsequenzen zum Himmel stinken.

Europa ist halt nicht umsonst zu haben, dafür aber leistet es auch Großes. Seit mehr als hundert Jahren träumten die Bewohner des Städtchens Widin im nordwestlichsten Zipfel Bulgariens davon, dass sie eine Brücke über die Donau mit dem rumänischen Calafat verbindet.

Nichts geschah, bis die EU kam. Vergangenen Juni nun konnte EU-Kommissar Johannes Hahn das dreieinhalb Kilometer lange Prachtstück feierlich in Betrieb nehmen. Eine spanische Baufirma hatte das Projekt mit spanischen, portugiesischen, polnischen und ein paar bulgarischen Bauarbeitern realisiert mit 106 Millionen Euro EU-Zuschuss, dessen Löwenanteil wie üblich aus Deutschland kam – ein echtes Beispiel europäischer Kooperation also. So taufte Hahn das Brückenwerk denn auch symbolschwanger „Neues Europa“. Applaus.

Wen „Neues Europa“ nun eigentlich verbindet, trat in der Euphorie ein wenig in den Hintergrund. Die Menschen ziehen scharenweise weg aus der Gegend. So richtig benötigen wird die Brücke bald kaum noch jemand.

Doch das ist auch gut so: Nur gut vier Monate nach der Einweihung ist „Neues Europa“ nämlich schwer baufällig. Die spanische Firma hat derart geschlampt, dass sich sogar die balkanischen Behörden entsetzt zeigen. Da müssen die Spanier jetzt aber ordentlich Schadenersatz blechen, oder?

Leider nein: Im Vertrag wurde keinerlei Garantie verankert. Die Baufirma musste beim Stümpern nur achtgeben, dass der Schmu nicht vor der Übergabe sichtbar wird. Danach: Mittelfinger! Natürlich wäre es vermessen und geradezu europafeindlich anzunehmen, dass hier Korruption im Spiel gewesen sein könnte. Aber es ist doch rührend zu erfahren, dass EU- und örtliche Behördenmitarbeiter derart eng und vertrauensvoll mit der Baufirma ko­laboriert haben, dass diese ohne einen Fitzel Regresspflicht einfach so verschwinden konnte.

Vor allem sollten uns solche Patzer nicht irre machen im Glauben an die große Idee der EU. Wer wären wir denn in der Welt, wenn Europa nicht mit einer Stimme spräche? Gegenüber Großmächten wie den USA kann nur die EU als Ganzes Eindruck machen.

In harscher Reaktion auf die Abhöraffäre um die NSA schickte das EU-Parlament denn auch eine „hochrangige Delegation“ nach Übersee, um bei den Amis mal richtig auf den Tisch zu hauen. Dort trafen unsere „Hochrangigen“ auf den US-Präsidenten? Nein. Auf seinen Stellvertreter? Auch nicht. Aber auf den Außenminister? Ebenfalls nicht.

Ja, auf wen denn dann, zum Teufel? Laut Medienberichten durften die EU-Parlamentarier während ihres dreitägigen Besuchs einmal mit NSA-Chef Keith Alexander reden. Alexander teilte der Delegation mit, dass deutsche Bürger und Kanzlerin Merkel abgehört worden seien. Das wissen wir seit Wochen aus der Zeitung. Aber es ist doch schön, dass die EU-Abgeordneten es auf diese Weise jetzt auch erfahren haben. Mehr wollte Alexander den Abgesandten nicht sagen, die den Rest ihrer drei Tage mit „US-Vertretern“ zusammengetroffen sein sollen, die derart weit unten in der Hierarchie zu stehen scheinen, dass selbst die erfahrenen Washington-Korrespondenten großer Medien deren Namen nicht kannten, mit anderen Worten: Die EU hat in Washington richtig Eindruck gemacht. Selbst Delegationen aus Swasiland oder Mikronesien wären nicht prominenter empfangen worden als die „Hochrangigen“ aus Brüssel.

Übrigens: Leiter der Brüsseler Delegation war ein EU-Parlamentarier aus Großbritannien. Jenem Land, das mit den Amerikanern bei der Spitzelei Hand in Hand arbeitet.

Rechtspopulisten und Rechtsradikale spießen Sachen wie die Klo-Verordnung, die Brücke oder den Washington-Besuch gierig auf, um Propaganda zu machen. Wenn sie nicht gerade gegen Ausländer hetzen: Mit wachsendem Unbehagen nehmen Politik und Medien zur Kenntnis, dass den Bürgern das wachsende Unbehagen, das ihnen durch immer mehr Wirtschaftsimmigranten bereitet wird, immer weniger behagt.

Voller Erschütterung berichtet der „Spiegel“ von einer Bürgerdemo im sächsischen Schneeberg gegen ein geplantes Asylantenheim, bei der auch die NPD gehörig mitgemischt haben soll. Um klarzumachen, was für Menschen diese Schneeberger sind, enthüllt uns das Blatt: „Schneeberg liegt nur 15 Kilometer entfernt von Zwickau, dem Unterschlupf des rechtsterroristischen NSU.“

Aha, schon die geografische Nähe macht die Leute also verdächtig. Eine Logik, die besticht. Wenn der „Spiegel“ dereinst mal die finstere Seele unserer polnischen Nachbarn entlarven will, wird er das vermutlich so machen: „Polen liegt nur 50 Kilometer von Berlin entfernt, der Stadt, in der Adolf Hitler regierte.“ Umgehend ist jedem Leser des Magazins klar: Da müssen die ja böse sein, diese Polen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren