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16.11.13 / »Eisenzahn« erbaute Berliner Schloss / Brandenburgs Kurfürst Friedrich II. schlug sowohl die polnische als auch die böhmisch Krone aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-13 vom 16. November 2013

»Eisenzahn« erbaute Berliner Schloss
Brandenburgs Kurfürst Friedrich II. schlug sowohl die polnische als auch die böhmisch Krone aus

Wohl kein anderer Brandenburger Hohenzoller kam der polnischen Königskrone so nahe wie er. Aber Friedrich II. konzentrierte sich lieber auf die Konsolidierung seines Kurfürstentums. Vor 600 Jahren, am 19. November 1413, kam er in Tangermünde zur Welt.

Bereits im Alter von acht Jahren wurde der zweite Sohn des ersten brandenburgischen Kurfürsten aus dem Haus Hohenzollern mit dem damals einzigen Kind des polnischen Königs Władysław II. Jagiełło verlobt. Hedwig und Fried­rich verlebten ihre Kindheit am polnischen Hofe, da es sich um das zukünftige polnische Königspaar zu handeln schien. Es kam jedoch anders. Aus der 1422 geschlossenen vierten Ehe des Polenkönigs gingen nämlich noch drei Söhne hervor. Deren Mutter Sophie Holszanska behandelte ihre Stieftochter und deren Verlobten buchstäblich stiefmütterlich. 1431 verstarb Fried­­richs Braut plötzlich und unerwartet. Dieses wog umso schwerer, als der Hohenzoller seine Verlobte ungeachtet der politischen Bedeutung der Beziehung schwärmerisch geliebt hatte. Die Folge war eine schwere Melancholie und schwärmerische Religiosität, die nicht nur sein weiteres Leben, sondern auch seine Regentschaft prägte.

So wie der Tod seiner Verlobten ihn auf Abstand zur polnischen Krone brachte, so rückte ihn der Verzicht seines älteren Bruders auf die Erstgeborenenrechte in die Nähe der brandenburgischen Kurwürde. Der sieben Jahre früher geborene Johann der Alchemist interessierte sich halt mehr für Alchemie als für Politik. So übernahm Friedrich von seinem Vater 1437 die Regentschaft, als dieser sich aufs Altenteil zurück­zog und drei Jahre später nach dessen Tod auch die Kurwürde. Bis 1447 regierte er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Fried­rich dem Jüngeren. Ihr gemeinsamer Bruder Albrecht Achilles hatte beim Tode des Vaters Ansbach erhalten. 1447 bekam Fried­rich der Jüngere die Altmark und Friedrich II. regierte fortan alleine den Rest des väterlichen brandenburgischen Erbes.

Im Gegensatz zu seinem Vater, der schließlich wegen seines Engagements auf Reichsebene vom Kaiser Brandenburg erhalten hatte, hielt Friedrich II. sich aus der Reichspolitik heraus. Auch außerhalb des Reiches zeigte er kaum Ambitionen. So schlug er die ihm angebotene Königskrone von Polen 1444 ebenso aus wie 24 Jahre später die von Böhmen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Durchsetzung und Konsolidierung seiner Herrschaft in Brandenburg sowie dessen Vergrößerung und Stärkung. Im Kampf mit Berlin-Cölln kam es zur Machtprobe, die ihm die Beinamen „der Eiserne“ und „Eisenzahn“ einbrachte. Dabei profitierte er vom innerstädtischen Konflikt zwischen Patriziern und Zünften. Er kam als Mittler und blieb als lachender Dritter und Herrscher.

Als Zeichen und zur Sicherung seiner Herrschaft errichtete er das Berliner Stadtschloss. Den Standort der sogenannten Zwing Cölln wählte er so, dass er den Verkehr über die Lange Brücke zwischen Berlin und Cölln kontrollieren konnte. 1443 begannen die Arbeiten, 1451 konnte sie mit einer starken Besatzung belegt werden. Das Schicksal Berlin-Cöllns wirkte entmutigend auf andere Städte des Kurfürstentums, so dass in dieser Hinsicht eine Befriedung eintrat. Auch die Außenpolitik diente Friedrich primär der Konsolidierung. Auf friedlichem Wege gelang ihm der Erwerb der Herrschaften Cottbus, Peitz und Teupitz sowie der Neumark.

Wie sein Vater regierte auch Friedrich II. nicht bis zu seinem Lebensende. Dem Verlust der Braut in der Jugend folgte im Alter ein weiterer schwerer Schick­salsschlag. Im Jahre 1465 starb nach Johann auch sein zweiter und letzter Sohn Erasmus im Alter von 13 Jahren. Seine ungeliebte Ehefrau, Katharina von Sachsen, die er 1446 in Wittenberg geheiratet hatte, war zu diesem Zeitpunkt bereits 44 Jahre alt, so dass das Warten auf das Heranwachsen der nächsten Generation sinnlos erschien. Friedrich der Jüngere war zwar bereits 1463 gestorben, aber mit Albrecht III. Achilles stand ein Nachfolger aus derselben Generation schon zur Übernahme der Verantwortung bereit. 1470 verzichtete Friedrich auf die Regierungsgewalt und zog sich auf die in Familienbesitz befindliche Plassenburg bei Kulmbach zurück. Ein Jahr später, am 10. Februar 1471 starb er im ebenfalls fränkischen Neustadt an der Aisch.

So wie Jahr­hun­der­te später König Friedrich I. den höchsten Orden Preußens gründete, schuf Kurfürst Fried­rich II. den ältesten Ritterorden des preußischen Hauses. Während Friedrich I. jedoch den schwarzen Adler wählte, fiel Fried­richs II. Wahl auf ein Tier, das über seinen Seelenzustand Bände spricht: den Schwan, „welcher seine Todesstunde kennend sich zeitig in seinem Gesange mit der Vergänglichkeit des Irdischen beschäftigt“.  Manuel Ruoff


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