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16.11.13 / Überraschender Fund in Schönbruch / Epitaph Georg von der Groebens und seiner Frau geborgen − Aufstellung beim Deutsch-Russischen Haus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-13 vom 16. November 2013

Überraschender Fund in Schönbruch
Epitaph Georg von der Groebens und seiner Frau geborgen − Aufstellung beim Deutsch-Russischen Haus

Was an der innerostpreußischen Grenze im Kreis Bartenstein gelang, gleicht einer Sensation: Dank der Aufmerksamkeit der russischen Partner der Kreisgemeinschaft Bartenstein vor Ort gelang es nicht nur, ein erhalten gebliebenes Epitaph der Kirche von Schönbruch zu entdecken, sondern es auch zu bergen und nach langwierigen Verhandlungen mit den Behörden auf dem Grundstück des Deutsch-Russischen Hauses aufzustellen.

Im vergangenen Jahr erhielt die Deutschlehrerin Vera Waschtschelina, die auch Kreisvertreter Christian von der Groeben bei seinen Reisen im Gebiet unterstützt, einen Anruf eines Bekannten. Der Angehörige der Grenztruppen erzählte, dass er Aufnahmen von einem im Wald liegenden Epitaph gemacht habe, von dem er glaube, dass es wertvoll sei. Im Oktober 2012 informierte Waschtschelina ihren deutschen Partner von der Groeben von dem Fund, der mit Bürgermeister Pjotr Sedow das Projekt einer möglichen Bergung besprach. Denn bei dem Fund handelte es sich um das Epitaph, das in der Vorhalle der 1974 von den Russen gesprengten Kirche von Schönbruch stand. Es ist das Steinbild eines seiner Vorfahren: Georg von der Groeben, Besitzer von Redden, zusammen mit seiner Ehefrau Dorothea, geborene von Lehndorff (1565−1618). Sedow versprach tatkräftige Unterstützung, wünschte jedoch, dass es im Raum Friedland – in der Friedländer Kirche – aufgestellt werden solle.

In Vorbereitung seines Besuchs hatte von der Groeben in mehreren Briefen erklärt, dass seine Familie das Epitaph als Kulturgut erhalten wolle und auch die damit verbundenen Kosten übernehme. Am 3. Juni dieses Jahres reiste von der Groeben auf die russische Seite des geteilten Kreises und erhielt beim Grenzkommando in Gerdauen die von Waschtschelina beantragte Sondergenehmigung für den Aufenthalt im Grenzgebiet. Beim Bürgermeister lag bereits aus Königsberg die denkmalrechtliche Genehmigung für die Bergung und Restaurierung des Epitaphs vor. Allerdings fehlte noch die Genehmigung für das Betreten des engen unmittelbaren Grenzsteifens zum polnischen Teil, in dem die gesprengte Kirche stand. Also mussten erneut Kopien des Visums und der Anträge gefertigt werden. Am 10. Juni erhielt von der Groeben den Anruf des Bürgermeisters, dass er das „Objekt“ in Augenschein nehmen könne. Mit von der Partie waren Steinmetz Oleg Salnikow aus Königsberg sowie der stellvertretende Bürgermeister von Friedland. Nach langen Diskussionen mit dem verantwortlichen Hauptmann der Grenztruppe mussten sie unverrichteter Dinge wieder abfahren, da noch die Sondergenehmigung für den unmittelbaren Grenzzutritt aus Moskau fehlte.

Am 19. Juli gelang es Waschtschelina (von der Groeben war inzwischen wieder abgereist) mit dem Steinmetz aus Königsberg, ihrem Schwiegersohn, einer Gruppe mithelfender Grenzsoldaten und einem Traktoristen das Epitaph herauszuholen und in Deutsch Wilten im Hof bei ihrem Schwiegersohn zwischenzulagern. Am 21. Juli holte dann der Steinmetz Salnikow das Epitaph mit Lastkraftwagen und Kran ab, um es ins 50 Kilometer entfernte Königsberg in seine Werkstatt zu bringen. Da das Epitaph unfachmännisch liegend transportiert wurde, brach die linke obere Ecke ab. Nachdem der Steinmetz seinen Kostenvoranschlag für die Restaurierung über rund 13000 Euro abgegeben hatte, wurde entschieden, den Stein wieder abzuholen und beim Deutsch-Russischen Haus zu lagern.

Dafür sorgte von der Groeben bei seinem nächsten Besuch am 20. August gleich nach der Ankunft. Dabei wurde das Epitaph stehend quer durch Königsberg transportiert. Da der Friedländer orthodoxe Priester keinen Wert darauf legte, das recht große Epitaph (2,30 mal 1,70 Meter) in der Vorhalle seiner Kirche aufzustellen, hatte die Familie Groeben sich mit dem Präsidenten des Deutsch-Russischen Hauses (DRH) Viktor Hoffmann geeinigt, es im Park der kulturellen Begegnungsstätte aufstellen zu lassen. Da die Familie gute Kontakte zum DRH pflegt, lag die Idee nahe, das Epitaph dort an sicherer Stelle zu verwahren. Fried von der Groeben hatte 1992/93 die Gründung des DRH mitinitiiert (siehe Bericht Seite 15). Im August wurde sodann der litauische Maler und Bildhauer Romanas Borisovas mit den notwendigen Arbeiten zur Aufstellung und Restaurierung beauftragt. Am 5. November wurde endlich das Stahlgerüst zur Aufnahme des Epitaphs im Park einbetoniert.

Das Beispiel zeigt, welche Früchte deutsch-russische Zusammenarbeit auch im kleineren Bereich der Privatinitiativen tragen kann. MRK/C. v. d. G.


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