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23.11.13 / Mindestlohn bedroht Höfe / Spargel-, Obst-, Gurkenanbau: Saisonarbeiter werden unbezahlbar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-13 vom 23. November 2013

Mindestlohn bedroht Höfe
Spargel-, Obst-, Gurkenanbau: Saisonarbeiter werden unbezahlbar

Den Wegfall vieler Arbeitsplätze fürchten Brandenburgs Obst- und Spargelbauern bei der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. „Wenn in Brandenburg Agrarbetriebe flächendeckend 8,50 Euro pro Stunde zahlen müssten, würden ganze Produktionsbereiche mit viel Handarbeit vor dem Aus stehen“, so der Geschäftsführer des Landesgartenbauverbandes, Andreas Jende.

Der Kern der Befürchtungen ist eine drastische Verteuerung der Saisonarbeit, bei der vor allem polnische und rumänische Erntehelfer für einige Wochen zum Einsatz kommen. „In der Branche sind jährlich etwa 5500 Saisonkräfte im Einsatz, zum Beispiel bei der Ernte von Spargel, Gurken, Äpfeln und Kirschen“, so Jende gegenüber dem Sender rbb.

Die Argumentation erscheint nachvollziehbar: Für die eingesetzten Helfer, die während der Saison meist für etwa acht Wochen nach Deutschland kommen, sind auch die bisher gezahlten Löhne attraktiv. Da viele ausländische Helfer im Akkord arbeiten, erzielen sie während der wenigen Wochen der Saison Einkommen, von denen sie in ihren Heimatländern Monate leben können.

Gleichzeitig sichern nach Angaben des märkischen Landesgartenbauverbandes vier Saisonarbeiter den Arbeitsplatz eines fest angestellten Beschäftigten in Brandenburg. Zu befürchten ist, dass künftig weder die Saisonarbeiter noch die hiesigen Festangestellten vom Mindestlohn profitieren. Was droht, macht das Beispiel Frankreich deutlich. Nachdem dort ein Mindestlohn eingeführt worden war, haben viele Obst- und Gemüsebauern aufgeben müssen, die Ware kommt stattdessen aus dem Ausland.

Wie in Frankreich könnte auch hierzulande insbesondere der Anbau von arbeitsintensiven Sonderkulturen vor dem Aus stehen. So etwa der Anbau von Beerenobst. Im Falle von Brandenburg steht vor allem aber der Spargelanbau auf dem Spiel oder regionale Spezialitäten wie die Spreewälder Gurken.

Auch in anderen traditionellen deutschen Obstanbaugebieten fürchten viele Unternehmer, dass der Handel bei steigenden einheimischen Preisen künftig bei der günstigeren Konkurrenz in Polen oder Spanien einkauft. Eine realistische Annahme, denn während deutsche Obstbauern künftig ihren Erntehelfern 8,50 Euro bezahlen sollen, können polnische Firmen bei einem Mindestlohn von umgerechnet 2,21 Euro produzieren. Norman Hanert


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