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23.11.13 / Gleich doppelt geschlachtet / Max Bahr: Erst Praktiker, jetzt Royal Bank auf Scotland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-13 vom 23. November 2013

Gleich doppelt geschlachtet
Max Bahr: Erst Praktiker, jetzt Royal Bank auf Scotland

Nach den Praktiker-Baumärkten scheint nun auch die Tochtergesellschaft Max Bahr vor dem Aus zu stehen. Die Gespräche des Insolvenzverwalters mit einem Bieterkonsortium um den Baumarktbetreiber Hellweg sind vorerst gescheitert. Ein Angebot des saarländischen Einzelhändlers Globus gilt als zu niedrig.

Die Ursache für die nun drohende Zerschlagung der Baumarktkette Max Bahr sehen viele Beteiligte in der starren Haltung der Royal Bank of Scotland (RBS). Sie ist der größte Gläubiger der insolventen Vermieter-Gesellschaft Moor Park, der ein Großteil der Immobilien der Max-Bahr-Märkte gehört. Die Mietgarantien für die Immobilien, die RBS von den Kaufwilligen gefordert habe, seien „überhaupt nicht nachvollziehbar“, so der Kommentar des Max-Bahr-Betriebsratsvorsitzenden Ulrich Kruse gegenüber der „FAZ“. Überzogene Forderungen der Vermieterseite scheinen indes schon die Grundlage für die finanzielle Schieflage bei Max Bahr gelegt zu haben. Im Jahr 2007 war die Baumarktkette vom Konkurrenten Praktiker übernommen worden, der bei dem Geschäft wie eine der umstrittenen angelsächsischen „Heuschrecken“ agierte. Das aufgekaufte Unternehmen musste – zumindest teilweise – für den entrichteten Kaufpreis selbst aufkommen. Dazu wurden die von Max Bahr genutzten Immobilien vom Neueigentümer Praktiker verkauft und wieder angemietet. Das mit dem Immobilienverkauf erlöste Geld diente Praktiker dazu, den Kaufpreis für das neue Tochterunternehmen aufzubringen. Eine Milchmädchenrechnung, wie sich nun herausgestellt hat. Um einen hohen Verkaufspreis zu erzielen, hatte sich Praktiker nämlich auf Mieten eingelassen, die über dem Branchenüblichen lagen und nicht zu erwirtschaften waren.

Zu hoch gepokert haben könnte allerdings auch die RBS als jetziger Quasi-Eigentümer der Max- Bahr-Immobilien. Der Versuch, die Baumarkflächen nicht im Paket zu vermieten oder zu verkaufen, sondern lieber einzeln zu verwerten, könnte weit weniger einbringen, als sich die Bank zu erhoffen scheint. Zwar sind beim Verkauf von Max Bahr an Praktiker im Jahr 2007 die Märkte mit insgesamt 800 Millionen Euro bewertet worden, der Wert eines zerschlagenen Paketes dürfte allerdings niedriger ausfallen. An attraktiven Standorten sind meist schon andere Mitbewerber mit Baumärkten vertreten, so dass diese als Kaufinteressenten meist ausfallen oder aber Probleme mit dem Kartellamt drohen. Eine Umwidmung der großflächigen Immobilien etwa zu Supermärkten gilt wegen des Baurechts wiederum als zeitaufwendig. Am Ende könnte somit auch bei der RBS die Erkenntnis stehen, Abstriche an den Preisvorstellungen zu akzeptieren und die Max-Bahr-Märkte als Komplettpaket doch noch an einen Baumarktbetreiber wie Globus oder Hellweg abzugeben.

Ohnehin ist die Unnachgiebigkeit der RBS im Fall Max Bahr nicht frei von einem Beigeschmack. Die Bank musste selbst vor einigen Jahren mit einem riesigen Geldpaket der britischen Steuerzahler vor dem Untergang gerettet werden, bis heute ist die RBS de facto eine Bank im Staatsbesitz. N.H.


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