28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.11.13 / Der Schatten von 1913

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-13 vom 23. November 2013

Der Schatten von 1913
von Hans Heckel

Historische Vergleiche sind heikel, und oft werden sie nicht aus tieferer Einsicht, sondern in demagogischer Absicht gezogen. So war es auch beim ehemaligen Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker. Juncker verglich Anfang des Jahres unsere Gegenwart mit dem Jahr 1913. Damals hätten sich die europäischen Völker in der falschen Sicherheit eines scheinbar stabilen Friedens gewiegt. Heute sei es ähnlich.

Damit zielte der Luxemburger auf die kriegstraumatisierten Deutschen, damit diese sich zu noch weiteren Aderlässen zugunsten bankrotter Staaten und Banken bereitfänden. Zu diesem Zweck wollte er ihnen einen Schrecken einjagen.

So unlauter Junckers Absichten gewesen sein mögen, einige Ähnlichkeiten mit 1913 lassen sich dennoch kaum übersehen. Die Feindseligkeit, die Deutschland damals nicht nur aus Frankreich, sondern – zur Überraschung der Deutschen – auch aus dem angelsächsischen Raum entgegenschlug, hatte ihren Grund in der wirtschaftlichen Stärke des Reichs.

Insbesondere England war der rasante Aufstieg des neuen Konkurrenten ein Dorn im Auge. Bald kamen die Strategen des Empire zu dem Schluss, dass nur ein vernichtender Krieg den deutschen Erfolg stoppen könnte. So paktierten sie ab 1904 mit ihrem bisherigen Erzfeind Frankreich, gegen dessen aggressive Auswüchse sie zuvor mehrfach mit Preußen Seite an Seite angetreten waren. Um den gemeinsamen Plan zu rechtfertigen, hämmerten britische und französische Propagandaschmieden das Zerrbild vom blutgierigen teutonischen Monster in die Köpfe ihrer Bürger.

Heute erreichen uns aberwitzige Vorwürfe, Deutschland exportiere zu viel und baue seinen Wohlstand auf dem Elend seiner Nachbarn auf. Wieder ist es die (relative) wirtschaftliche Stärke, welche unsere Nachbarn zum Anlass nehmen für hanebüchene Propagandalügen. Besonders ernüchternd ist dabei, dass die „europäische Integration“ maßgeblichen Anteil an den Ursachen des neuen Deutschenhasses hat: Durch den Wegfall flexibler Wechselkurse erst sind die Nachbarn der deutschen Konkurrenz schutzlos ausgeliefert.

Die deutsche Seite tut indes kaum etwas, um den verlogenen Attacken selbstbewusst entgegenzutreten. Schlimmer noch, manche Experten stützen gar die unsinnige These von der deutschen „Schuld an der Krise“ und bestätigen damit, was Germaine de Stael (1766–1817) schon vor gut 200 Jahren beklagte: „Wenn den Deutschen noch so großes Unrecht angetan wird, findet sich doch immer ein obskurer deutscher Professor, der so lange an der Objektivität herumbastelt, bis er bewiesen hat, dass die Deutschen Unrecht getan haben.“


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren