13.11.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.11.13 / Zweite Einweihung nach über 80 Jahren / Erfolgreiche Zusammenarbeit von Kirche und Staat, Deutschen und Polen bei Denkmalrestaurierung in Deuthen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-13 vom 23. November 2013

Zweite Einweihung nach über 80 Jahren
Erfolgreiche Zusammenarbeit von Kirche und Staat, Deutschen und Polen bei Denkmalrestaurierung in Deuthen

In Deuthen, heute ein Stadtteil, früher ein Dorf des Kreises Allenstein, ist ein 1932 errichtetes Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges nach einer vorausgegangenen Restaurierung ein weiteres Mal feierlich eingeweiht worden.

Das Monument wurde auf dem kleinen Dorffriedhof aufgestellt, auf dem es überraschenderweise bis in die 70er Jahre hinein unangetastet überdauert hatte. Dann war jedoch die gegossene Gedenktafel mit den Namen jener Bewohner, die an den Fronten des Ersten Weltkrieges gefallen waren, von unbekannten Tätern entfernt worden. Vier Jahrzehnte lang blieb es also ohne die dazugehörige Inschrift, langsam in Vergessenheit verfallend, darin dem ganzen Friedhofgelände nicht unähnlich. Die fast 300 dort befindlichen Grabeinfassungen zerbröckelten allmählich, der Eingang und die Fenster der zentral stehenden Kapelle mussten zugemauert werden, um wegen rowdyhaften Verhaltens der Jugendlichen fortschreitender Verwüstung Einhalt zu gebieten.

Vor einigen Jahren jedoch veränderte sich dieser ungünstige Sachverhalt gravierend. Ein unter dem Vorsitz von Jan Chłosta tätiger Ausschuss, der zur Pflege der denkmalgeschützten Friedhöfe Allensteins einberufen worden war, nahm sich vor, auch diesen Gottesacker seinem endgültigen Verfall zu entreißen. Systematisch wurden in der Folgezeit die einzelnen Kreuze und Steintafeln gesäubert und, soweit ihr Zustand es überhaupt ermöglichte, wiederhergestellt. Nur das Kriegerdenkmal schien weiter dahinzusiechen, obwohl es einen würdigen Beschützer in der Person eines gebürtigen Deuthener hatte, dessen Vorfahren und Anverwandten vor 80 Jahren maßgeblich an der Errichtung des Denkmals beteiligt gewesen waren: Bruno Mischke. Unermüdlich versuchte Mischke bei den zuständigen Ämtern dessen Restaurierung durchzusetzen. Dies scheiterte stets an vielen formellen und informellen Hindernissen. Mancher Beamte fürchtete nämlich eine „Regermanisierung“ der Landschaft. Darüber hinaus galt eine vollständige Restaurierung sowieso von vornherein als unmöglich, weil keine Liste mit den Namen der Gefallenen existierte und die Tafel ja spurlos verschwunden war.

Dieses Jahr aber erwies es sich plötzlich als möglich, sich in dieser bislang hoffnungslosen Frage einigen zu können. Man beschloss, das ganze Monument doch zu sanieren und eine neue, deutsch-polnische Gedenktafel daran anzubringen, auf der es heißt: „Dieses Denkmal wurde im Jahre 1932 zum Gedenken an die Gefallenen des Dorfes Deuthen errichtet, die an verschiedenen Frontabschnitten des I. Weltkrieges ihr Leben verloren haben. Das Denkmal wurde im Jahre 2013 restauriert.“ Einvernehmlich arbeiteten nun die Vertreter der polnischen Kommunalbehörde mit den kirchlichen Würdenträgern, die früheren Bewohner Deuthens mit den ehrenamtlichen Tätigen vor Ort zusammen.

Die Arbeit war von Erfolg gekrönt und im Rahmen einer Feier konnte das restaurierte Denkmal der Öffentlichkeit übergeben werden. Bei dem zwar bescheidenen, doch sehr bedeutsamen Festakt gaben sich sowohl der emeritierte Bischof des Ermlandes Edmund Piszcz als auch die stellvertretende Stadtpräsidentin Allensteins Halina Zaborowska-Boruch und der stellvertretende Vorsitzende des amtierenden Stadtrates Marian Zdunek die Ehre. Chłosta, dessen Verdienste um die Erhaltung des historischen Erbes im Ermland unverkennbar sind, hielt eine kleine Andacht. Ein besonderer Dank wurde erneut Bruno Mischke ausgesprochen. Ohne sein großes persönliches Engagement wäre etwa vor ein paar Jahren ein Besuch des örtlichen Jugendchors in Nordrhein-Westfalen, wo er jetzt lebt, nicht zustande gekommen. Darüber hinaus stiftete Mischke auch ein Glasfenster im neuen Kirchengebäude.

Die Finanzierung des Deuthener Denkmal-Projekts ließ sich aus Mitteln der städtischen Konservatorin durchführen. Die Kosten für die neue Erinnerungstafel übernahmen die einstigen Deuthener. Grzegorz Supady


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren