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07.12.13 / Armutsfalle Ruhestand / Geringverdiener drohen als Rentner zum Sozialfall zu werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Armutsfalle Ruhestand
Geringverdiener drohen als Rentner zum Sozialfall zu werden

Stellen deutsche Rentner in einigen Jahrzehnten das Prekariat unter den europäischen Ruheständlern? Daten der Industrieländer-Organisation OECD legen nahe, dass gegen Mitte dieses Jahrhunderts die Rentenbezüge von Geringverdienern in Deutschland so niedrig sein werden wie in kaum einem anderen Industrieland. Den Prognosen zufolge werden die Nettoaltersbezüge derjenigen, die als Geringverdiener gelten – also weniger als die Hälfte des Durchschnittslohns erhalten – in Deutschland im Schnitt nur bei 55 bis 57 Prozent des Einkommens vor dem Renteneintritt liegen. Der OECD-Schnitt aller 34 Industrieländer liegt dagegen bei fast 82 Prozent. Als Grund für das schlechte Abschneiden Deutschlands wird vor allem ein Faktor genannt: Zugunsten von Geringverdienern wird in den meisten anderen Ländern umverteilt. Die deutschen Rentenzahlungen hängen dagegen stark von den eingezahlten Beiträgen ab.

Wie die schwarz-rote Koalitionsvereinbarung nun erneut beweist, muss die Rentenkasse obendrein auch immer wieder für Leistungen herhalten, die eigentlich aus dem regulären Steueraufkommen bezahlt werden müssten. Aktuell ist es die vereinbarte „Mütter-Rente“, deren Gegenfinanzierung von Wirtschaftsforschern kritisiert wird. Da keine entsprechenden Beitragszahlungen geleistet wurden, müsste sie eigentlich über den regulären Bundeshaushalt erfolgen, so der Vorwurf an die Politik. Die Zahlung einfach der Rentenkasse zu entnehmen, ist de facto ein Umgehen der vereinbarten staatlichen Schuldenbremse zu Lasten derjenigen, die in die Rentenkassen einzahlen. Fraglich ist, ob solche Tricksereien langfristig noch ausreichen werden, die Probleme zu kaschieren, vor denen Deutschland steht. Welche Dimensionen die Altersarmut künftig annehmen könnte, macht der „Datenreport 2013“ des Statistischen Bundesamtes deutlich. Demnach sind in Deutschland momentan so viele Menschen erwerbstätig wie noch nie. Zustande gekommen ist dieser Rekord allerdings vor allem durch eine Zunahme sogenannter atypischer Beschäftigungsverhältnisse. Jeder fünfte Arbeitnehmer hat mittlerweile keine normale sozialversicherte Stelle mehr, sondern er schlägt sich mit Minijobs, Werk- oder Honorarverträgen und befristeten Jobs durch. Da meist nicht mehr in die Rentenkasse eingezahlt wird, droht als Folge in einigen Jahren eine regelrechte Welle von Altersarmut.

Schlecht sieht es allerdings nicht nur für diese künftige Generation von Ruheständlern aus. Schon heute schneidet Deutschland bei Faktoren, die den Lebensstandard im Alter beeinflussen, im internationalen Vergleich nicht sonderlich gut ab. Nur 50 Prozent der deutschen Rentner haben Wohneigentum. Im OECD-Schnitt liegt der Immobilienbesitz der Ruheständler bei 76 Prozent. Unter dem Durchschnitt liegt Deutschland auch bei Ermäßigungen für Rentner, etwa bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder von Kulturangeboten. Im OECD-Schnitt erhöhen solche Leistungen das Einkommen der Rentner um 40 Prozent – in Deutschland lediglich um 30 Prozent. Eine eher zweifelhafte Vorreiterrolle nimmt Deutschland unter den Industrieländern nur auf einem Gebiet ein: Rund zehn Prozent der 65- bis 69-Jährigen sind noch immer erwerbstätig. Damit hat sich dieser Anteil innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. N.H.


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