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07.12.13 / Saudi-Arabien wird zum Pulverfass / Aufrüstung, hohe Arbeitslosigkeit und demografische Probleme machen das Land unberechenbar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Saudi-Arabien wird zum Pulverfass
Aufrüstung, hohe Arbeitslosigkeit und demografische Probleme machen das Land unberechenbar

Die Diskussion um deutsche Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien dürfte schon bald eskalieren. Der reiche Wüstenstaat hat Interessen an deutschen U-Booten angemeldet. Das Geschäft könnte weitreichende Folgen haben.

Zunächst der Kauf von fünf deutschen U-Booten der Klasse 209 im Wert von 2,5 Milliarden Euro, langfristig sogar der Kauf von 25 U-Booten, so sehen laut „Bild am Sonntag“ aktuelle Planspiele in Riad aus. Für Deutschland wäre das Geschäft ebenso lukrativ wie brisant. Spätestens seit einem „Spiegel“-Bericht über eine entsprechende Umrüstung durch Israel gilt als sicher, dass sich die deutschen U-Boote als Träger von nuklearbestückten Marschflugkörpern nutzen lassen. Dass Saudi-Arabien mit seinen Kaufwünschen ähnliches im Sinn hat, ist keineswegs unwahrscheinlich. Einem BBC-Bericht zufolge sollen pakistanische Nuklearwaffen bereits zur Lieferung an Saudi-Arabien bereitstehen. Demnach habe der Wüstenstaat mit Milliardenzahlungen Pakistan dabei geholfen, seine „islamische Atombombe“ zu entwickeln. Als Gegenleistung sei vereinbart worden, dass die Saudis von Pakistan Nuklearsprengköpfe beziehen könnten. Dazu passen Satellitenbilder, die unlängst von der Fachzeitschrift „Janes Defense“ präsentiert wurden. Zu sehen waren Abschussanlagen südwestlich von Riad, die auf Iran und Israel ausgerichtet sind. Die gesichteten Startrampen passen zu den in den 80er Jahren von China gekauften Raketen vom Typ CSS-2 „Dongfeng“. Zwar gelten diese Mittelstreckenraketen als nicht besonders treffsicher, bestückt mit Atomsprengköpfen würde dies allerdings kaum ins Gewicht fallen.

Geht es nach der britischen Tageszeitung „Guardian“, dann ist die aktuelle Häufung von Berichten über saudische Rüstungsanstrengungen kein Zufall, sondern das Ergebnis einer saudischen PR-Kampagne. Die den Scheichs unterstellte Motivation: Die USA sollen zu einer härteren Gangart gegenüber Saudi-Arabiens Erzfeind Iran angetrieben werden. Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass das saudische Königshaus nicht nur mit der aktuellen Iran- und Syrien-Politik Obamas unzufrieden ist, sondern dass ein generelles Umdenken stattgefunden hat. Als entscheidender Punkt könnte sich im Rückblick der „arabische Frühling“ in Ägypten entpuppen. Ebenso wie das saudische Königshaus hatte sich der ägyptische Herrscher Hosni Mubarak auf die Absicherung seiner Macht durch die USA verlassen. Sein Sturz kann in Riad durchaus als Warnsignal verstanden worden sein, im Ernstfall lieber nicht auf Washington zu bauen.

Sollte es zu einem vollständigen Bruch kommen, haben die Saudis durchaus Mittel in der Hand, um den USA schweren Schaden zuzufügen. Bisher ist der Wüstenstaat der wichtigste Baustein im System des Petrodollars. Die Praxis, dass weltweit Ölgeschäfte in Dollar abgewickelt werden, sorgt für eine stetige künstliche Nachfrage nach der US-Währung. Während sich die übrige Welt die nötigen Dollars verdienen muss, können sich die USA ihre Ölimporte quasi mit der eigenen Notenpresse finanzieren. Inzwischen verschieben sich die Gewichte allerdings immer mehr. China ist unlängst zum weltgrößten Ölimporteuer aufgerückt, langfristig ist damit eine Entwicklung ein Stück wahrscheinlicher geworden, die für die Wall Street einem Horrorszenario gleichkommt: Erdöl könnte künftig im chinesischen Yuan oder sogar einer eigenen Währung der Golfstaaten abgerechnet werden, aber nicht mehr in US-Dollar.

Dass das saudische Herrscherhaus weltweit auf Waffen-Einkaufstour geht, dürfte allerdings nicht nur an aktuellen Zweifeln an der Verlässlichkeit Obamas liegen. Auch die Zukunftsaussichten des wahabitischen Königreichs sind keineswegs so rosig, wie dies die noch sprudelnden Milliardeneinnahmen aus den Ölverkäufen suggerieren. Im Wüstenstaat herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit unter den Einheimischen, während sich Millionen von Gastarbeitern im Land aufhalten. Dabei entpuppen sich die aktuellen Versuche einer „Saudifizierung“ der Wirtschaft durch Entlassung von Ausländern zunehmend als Rohrkrepierer. Die meisten der arbeitslosen Saudis haben keine Berufsbildung, normale Arbeit gilt zudem oftmals als regelrecht verpönt. Dazu kommen demografische Probleme. In der Bevölkerungsgruppe der über 15-Jährigen herrscht ein starker Männerüberschuss. Bis zum Jahr 2050 wird obendrein mit einer Verdreifachung der Bevölkerungszahl gerechnet. Ein chronischer Wassermangel und die Erschöpfung der Ölreserven sind als künftige Herausforderungen abzusehen. Zudem existieren in der Nachbarschaft zwei Problemkandidaten. Jemen und Somalia weisen ein noch schnelleres Bevölkerungswachstum als Saudi-Arabien auf, gleichzeitig gelten beide Länder als „gescheiterte Staaten“ mit hohem Konfliktpotenzial. N. Hanert


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