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07.12.13 / Ostpreußischer Lyriker der Befreiungskriege / Max von Schenkendorf verfasste die Lieder »Freiheit, die ich meine« und »Wenn alle untreu werden«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Ostpreußischer Lyriker der Befreiungskriege
Max von Schenkendorf verfasste die Lieder »Freiheit, die ich meine« und »Wenn alle untreu werden«

Vor 230 Jahren, am 11. Dezember 1783, wurde Gottlob Ferdinand Maximilian Gottfried von Schenkendorf in Tilsit im Hause Hohe Straße 39 geboren. Zwölf Tage später erfolgte die Taufe in der Deutschordenskirche zu Tilsit. Seine Kindheit ist mit Lenkonischken verbunden. Sein Vater, Georg von Schenkendorf, hatte dieses bei Tilsit gelegene Gut wiederum von dessen Vater übernommen. Max’ Mutter war Charlotte von Schenkendorf, die Tochter eines Predigers in Tilsit.

Erstmals an die Öffentlichkeit trat Max von Schenkendorf mit einem Aufsatz in der „Berlinischen Zeitung“, in dem er die preußischen Behörden zur Restaurierung von verwahrlosten Teilen der Marienburg als herausragende Stätte gotischer Baukunst in Preußen gemahnte. Er schloss diese Mahnung mit den Zeilen: „Auf der Nogat grüner Wiesen steht ein Schloss im Preußenland, das die frommen deutschen Riesen einst Marienburg genannt. Ach, die Ritter sind gefallen, ihre Tempel sind entweiht, abgebrochen ihre Hallen …“

In den Tagen des Niedergangs von Preußen vor Beginn der Befreiungskriege gehörte von Schenkendorf als Freund zum Hause des Landhofmeisters Hans Jakob von Auerswald im Königsberger Schloss, wo zu dieser Zeit auch die königliche Familie wohnte. Der Umgang mit Geistlichen, wie dem Erzpriester Johann Christoph Wedeke, der freundschaftliche Verkehr mit den Familien der Burggrafen Dohna, Kanitz und von der Groeben erweckte in ihm neben seinem dichterischen Schaffen den wahren christlichen Glauben. Sein Osterlied „Ostern, Ostern, Frühlingswehn, Ostern, Ostern, Auferstehn“ sowie das geistliche Wanderlied „In die Ferne möcht’ ich ziehn“ haben die Zeiten überdauert.

Im Jahre 1812 heiratete von Schenkendorf eine Witwe aus Königsberg in Karlsruhe. Trotz der Lähmung seines rechten Armes infolge eines Pistolenduells 1809 nahm von Schenkendorf in einem Kürassier-Regiment in vorderster Linie an den Kämpfen in den Befreiungskriegen einschließlich der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Für ihn galt das Wort Schillers: „Nichtswürdig ist der Mann, der nicht sein Alles setzt an seines Landes Ehre.“

Seine Vaterlandslieder und Gedichte, die von einem Hauch inniger Frömmigkeit durchzogen sind, gaben der preußischen Bevölkerung und ihren Soldaten moralischen Rückhalt für den Kampf. Von Schenkendorfs Lieder der Befreiungskriege sind patriotische Gesänge, die unvergesslich geblieben sind. Seine Hymne „Freiheit, die ich meine“ ist bezeichnend für das Ideal seines Jahrhunderts.

Von Schenkendorf fühlte nicht nur als Preuße, sondern darüber hinaus als Deutscher. Er war von der Gedankenwelt seiner Zeit beseelt, von der Idee, ein geeintes deutsches Kaiserreich zu schaffen, und hoffte mit der zum Befreiungskampf aufgestandenen Jugend, dass sich die Ziele der freiheitlichen Reformen des Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein und der anderen fortschrittlichen Männer des preußischen Staates erfüllen würden. Um dieser Sache zu dienen, trat er auch auf religiöser Basis für eine Vereinigung zwischen Protestantismus und Katholizismus ein. Seine Liebe zur deutschen Sprache bringt er in seinem Gedicht „Muttersprache, Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut“ (1814) zum Ausdruck.

Durch den Freiherrn vom Stein erhielt von Schenkendorf nach der Völkerschlacht bei Leipzig die Stellung eines Regierungsrats in einem Verwaltungsamt in Frankfurt am Main, später in Koblenz.

Am 11. Dezember 1817 starb Max von Schenkendorf im Alter von nur 34 Jahren in Koblenz. In den Anlagen am Rheinufer oberhalb der Stadt Koblenz wurde ihm an seinem Geburts- und Sterbetag im Jahre 1861 ein Denkmal in Form einer Bronzebüste gesetzt. Am 21. September 1890 wurde ein Denkmal gegenüber dem Tilsiter Rathaus enthüllt und der Marktplatz auf den Namen „Schenkendorfplatz“ zu Ehren dieses großen Sohnes der Stadt umgetauft.

Das Schenkendorfdenkmal befindet sich heute nicht mehr auf seinem Platz. Es wurde infolge der allgemeinen Evakuierung der Stadt Tilsit in der Endphase des Zweiten Weltkrieges abgebaut und soll in Pamletten bei Tilsit und zuletzt in Braunsberg gesehen worden sein. Wo es sich heute befindet – ob es überhaupt noch vorhanden ist – kann leider nicht gesagt werden.

Mit den großen Männern dieser Zeit wie Ludwig Yorck von Wartenburg, Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, Gerhard von Scharnhorst, August Neidhardt von Gneisenau, Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz und Gebhard Leberecht von Blücher sowie anderen aufrechten Bürgern war von Schenkendorf im Zeichen der Erhebung europäischer Völker gegen eine nicht mehr zu akzeptierende Unterdrückung ein Mann der ersten Stunde. Von Schenkendorf dachte in seinen Handlungen an sich selbst zuletzt und trat aufopfernd für die Sache unseres Vaterlandes in schwerer Zeit ein. In seinen Gedichten und Liedern pflegte er Gottesglaube, Liebe zum Vaterland, menschliche Würde und auch ehrenvolle Achtung gegen­über dem unterlegenen Gegner auszusprechen. PAZ


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