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07.12.13 / Er begründete das Kolpingwerk / Vor 200 Jahren wurde der Namensgeber des katholischen Sozialverbandes mit Sitz in Köln geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Er begründete das Kolpingwerk
Vor 200 Jahren wurde der Namensgeber des katholischen Sozialverbandes mit Sitz in Köln geboren

Adolph Kolping wäre gebürtiger Preuße gewesen, wenn er denn nur zwei Jahre früher zur Welt gekommen wäre. Als er am 8. Dezember 1813 in Kerpen, seit 2012 offiziell „Kolpingstadt“, an der Obermühle 21 geboren wurde, gehörte die nur wenige Kilometer westlich von Köln gelegene Stadt wie das gesamte linke Rheinufer jedoch zum französischen Kaiserreich. Erst auf dem Wiener Kongress von 1814/15 wurde die vormalige Hauptstadt des „Roer-Départements“ Preußen zugeschlagen.

Zum Kolpingjahr hat Kerpens Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt einen schönen Sammelband herausgebracht und darin belegt, dass dieser einschneidende Wechsel neben vielem anderen auch zu einer Besserung der Bau-, Schul- und Gesundheitsbedingungen führte. Die Gemeinde zahlte Schulgeld für bedürftige Kinder wie Kolping, der 1826 die Schule verließ und bis 1837 als Schusterlehrling und Geselle fronte. Die Werkstatt in der Mähnstraße 5 steht längst nicht mehr. Auch Kolpings Geburtshaus wurde noch zu seinen Lebzeiten abgerissen. Später wurde es als „Kolping-Museum“ wieder aufgebaut. Die Eröffnung fand 1963 zu Kolpings 150. Geburtstag statt.

Die raue Gesellenwelt war jedoch nichts für den kränklichen, empfindsamen Kolping. Nachhilfeunterricht durch örtliche Priester ermöglichte ihm 1837 den Eintritt in das Kölner Marzellen-Gymnasium. Ein Überflieger war er nicht, wie das Abiturzeugnis verrät: „Im Französischen fehlt es ihm noch viel“ und „die Gesetze der Physik“ habe er bestenfalls „teilweise“ mitbekommen. Egal, Hauptsache bestanden und dadurch zumindest formal qualifiziert für ein Studium. Von 1841 bis 1844 studierte Kolping Theologie in München und Bonn. Die Finanzierung übernahm Maria Helene Meller, eine Tochter des Kerpener Gutsbesitzers Gottfried Meller, der wiederum der Arbeitgeber von Kolpings Vater war.

Am 13. April 1845 wurde Kolping in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht. Zwei Tage später las er in der Kerpener Martinus-Kirche seine „Primizmesse“. Ursprünglich plante er eine wissenschaftliche Karriere, doch das Erleben sozialen Elends stimmte ihn um. In Köln und mehr noch in Wuppertal-Elberfeld, wo er als Kaplan und Religionslehrer wirkte, sah er Armut und Ausbeutung von jungen Männern, die der Verwahrlosung und Apathie anheimfielen. Dagegen hatte Kaplan Johann Breuer 1846 einen „Katholischen Gesellenverein“ gegründet, den Kolping nach Breuers Weggang übernahm. Sein Ziel war es, insbesondere wandernden Gesellen Unterstützung, fachliche und politische Bildung, Geselligkeit und religiösen Rat zu geben. Nicht zu Unrecht hat man Kolping mit modernen „Street workern“ verglichen.

Die Idee des Gesellenvereins über Elberfeld hinauszutragen, war nach Kolpings Überzeugung nur von einer größeren Stadt aus möglich und so bat er den Kölner Erzbischof um eine Stelle in der Domstadt. Dieser kam seinem Versetzungsgesuch nach. 1849 wechselte Kolping von Elberfeld nach Köln. Noch im selben Jahr gründete er dort den Kölner Gesellenverein. Im darauffolgenden Jahr führte er die regionalen Vereine zum „Rheinischen Gesellenbund“ zusammen. Die von diesem unterhaltenen „Gesellenhospize“ sollten den Mitgliedern des Bundes nach Kolpings Worten „ein Familienhaus sein, in dem sie ihre Familie, gleichgesinnte Freunde wiederfinden“. Dazu gehörte auch Krankenpflege, zu der Kolping seine Gesellen verpflichtete, wobei er ihnen mit furchtlosem Beispiel voranging.

Diese Ideen lagen im 19. Jahrhundert gewissermaßen „in der Luft“, wie Johann Hinrich Wichern, Baron Hans v. Kottwitz, Clemens Th. Perthes und andere Sozialreformer bezeugen, die negative Begleiterscheinungen der industriellen Revolution durch karitative Initiativen mildern wollten. Kolping unterschied sich kaum von ihnen. Allerdings wurde er berühmter und sein Ruhm hielt auch länger an, als es bei anderen der Fall war. Seine flotte Feder befähigte ihn zum Publizisten und erfolgreichen Verleger.

Nur ein gutes halbes Jahrhundert Leben war Kolping beschieden. Als es am 4. Dezember 1865 in Köln endete, gab es allerdings bereits 418 „seiner“ Gesellenvereine mit 24000 Mitgliedern und das sowohl im In- als auch im Ausland. Heute zählt das Internationale Kolpingwerk in 60 Ländern 450000 Mitglieder, so der Generalpräses Ottmar Dillenburg, als er Ende April zum Kolping-Wandertag in Kerpen war. Es ist nicht zuletzt sein Werk, sein Vermächtnis, weshalb heute neueren Umfragen zufolge drei Viertel der Deutschen Kolping kennen, von denen wiederum drei Viertel mit dem Namen positive Assoziationen verbinden. Wolf Oschlies

Nähere Informationen über die Veranstaltungen zum Kolpingjahr 2013 in der Kolpingstadt Kerpen erteilt die Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt, Telefon (02237) 922170.


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