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07.12.13 / Die Schlacht bei Gumbinnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Die Schlacht bei Gumbinnen

Die Schlacht bei Gumbinnen war eine Folge des Schlieffen-Plans. Gemäß diesem vom preußischen Generalstabschef Alfred von Schlieffen 1905 entwickelten Plan sollten die Deutschen im Kriegsfall versuchen, möglichst schnell Frankreich niederzuwerfen, um sich dann mit allen Kräften der Verteidigung der Ostgrenze gegenüber der „russischen Dampfwalze“ widmen zu können. Um entsprechend diesem Plan Frankreich schnell niederzuwerfen, befand sich bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges von den acht deutschen Armeen nur eine, die 8., in Ostpreußen.

Die Franzosen ahnten, was ihnen blühte, und hatten deshalb den Russen die Zusage abgenommen, bereits kurz nach Kriegsbeginn mit einer Entlastungsoffensive gegen Ostpreußen deutsche Kräfte zu binden. Für diese Offensive hielt das Zarenreich gleich zwei Armeen bereit: die 1. Njemen-Armee unter Paul von Rennenkampff und die 2. Narew-Armee unter Alexander Samsonow. Da die Russen die Masurische Seenplatte für undurchdringlich hielten, sollte die Njemen-Armee von den Russen aus gesehen rechts und die Narew-Armee links der Seenplatte nach Ostpreußen vorstoßen. Dabei sollte die Njemen-Armee die Offensive beginnen in der Hoffnung, dass die deutsche 8. Armee gen Osten den russischen Eindringlingen entgegeneilt und dann die Narew-Armee mit einem westlich der Seenplatte angesetzten Stoß gen Norden die Deutschen im Rücken packen und von ihren Verbindungswegen zum Reich abschneiden kann.

Eine solche Einkesselung wollte der sehr defensiv und pessimistisch eingestellte Oberbefehlshaber der 8. Armee, Maximilian von Prittwitz und Gaffron, partout verhindern. Deshalb wollte er sich nicht von der Njemen-Armee an die ostpreußische Ostgrenze locken lassen, als diese am 17. August 1914 als erste der beiden russischen Armeen die deutsche Grenze überschritt. Der Befehlshaber des zur 8. Armee gehörenden I. Armee-Korps, Hermann von François, war jedoch ungleich offensiver eingestellt als sein Chef und von einem unerhörten Selbstbewusstsein. Wider den Befehl seines Vorgesetzten von Prittwitz und Gaffron lieferte er der Njemen-Armee bereits am ersten Tag kurz hinter der deutsch-russischen Grenze bei Stallupönen ein Gefecht. Trotz Anfangserfolgen musste von François das Gefecht jedoch abbrechen, da die Unterstützung seitens des Restes der 8. Armee fehlte, die von seinem befehlswidrigen Alleingang gar nichts wusste.

Ähnlich war es bei der zweitägigen Schlacht bei Gumbinnen, die zwei Tage nach dem abgebrochenen Gefecht bei Stallupönen begann. Abermals gelangen den Deutschen beachtliche Anfangserfolge. Als jedoch von Prittwitz und Gaffron die Nachricht erreichte, dass die Narew-Armee die ostpreußische Südgrenze überschritten hatte, ließ er die Schlacht abbrechen und befahl den Rückzug hinter die Weichsel in der geradezu panischen Angst, von der Njemen-Armee im Osten und der Narew-Armee im Süden in die Zange genommen zu werden.

Von Rennenkampff zog aus der Schlacht bei Gumbinnen und dem vorangegangenen Gefecht bei Stallupönen seine ganz eigenen Schlüsse. Statt ob der Anfangserfolge der Deutschen bei den beiden Zusammentreffen gewarnt zu sein, interpretierte er die beiden Auseinandersetzungen als russische Siege, was nur insofern gerechtfertigt war, als die Deutschen tatsächlich das Feld geräumt hatten. Statt sich jedoch geschlagen an die Weichsel zurück­zuziehen, wie es von Rennenkampff für selbstverständlich hielt, ohne es durch Aufklärung zu verifizieren, stürzten sich die Deutschen wagemutig auf die Narew-Armee und bereiteten dieser eine Schlacht, welche jene bei Gumbinnen bei weitem in den Schatten stellte, die Tannenbergschlacht.

Von Rennenkampff hatte das Gefecht bei Stallupönen und vor allem die Schlacht bei Gumbinnen in geradezu sträflicher Weise als glänzende, symptomatische russische Siege falsch interpretiert. Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber es scheint so, als wollten die Russen diese Fehlinterpretation von Rennenkampffs aus dem Jahre 1914 in der Gegenwart wiederholen. Manuel Ruoff


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