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07.12.13 / Keine Lust auf Opferrolle / Birgit Kelle attackiert Feminismus – Gegen Frauenquote und Gender

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Keine Lust auf Opferrolle
Birgit Kelle attackiert Feminismus – Gegen Frauenquote und Gender

Sie ist schön, sie ist wortgewandt und mit ihrer offensiv vertretenen Position im Mainstream der veröffentlichen Meinung ein Paradiesvogel. Wohl deswegen wurde die Journalistin Birgit Kelle bereits mehrfach zu Talkshows eingeladen. Und da die Mutter von vier Kindern schon immer für ein eher klassisches Familien- und Frauenbild eingetreten ist, nimmt das Establishment ihr ihre Stellungnahmen offenbar auch nicht so krumm, wie es bei Eva Herman der Fall war, die für ihre Kehrtwende in Bezug auf Frau und Karriere eine reine Hexenjagd über sich ergehen lassen musste.

Und so erhält Kelles Buch „Dann mach doch die Bluse zu. Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“ nicht nur Auszeichnungen, sondern erfährt auch eine überraschend breite Aufmerksamkeit. Das ist insoweit erstaunlich, als die 1975 in Siebenbürgen Geborene den jetzigen Zeitgeist massiv kritisiert. „Aus feministischer Sicht bin ich eine wirklich traurige Gestalt, die über ihren Kindern gluckt, ihnen selbst gekochtes Essen aufzwingt, und das auch noch zu Hause!“ Doch Kelle betont, dass sie so glücklich ist und fragt: „War der Feminismus nicht einst dafür eingetreten, dass ich genau das machen darf? Leben wie ich will?“

Die Autorin nervt, dass Frauen gerade von Feministinnen immer als Opfer dargestellt würden. Dabei fühle sie sich selbst überhaupt nicht als Opfer, sondern entscheide sehr bewusst selbst, wie ihr Leben verlaufe, und nur weil sie sich verstärkt ihren Kindern widme, sei sie noch lange keine Emanzipationsverweigerin. Zudem verärgere es sie, dass die Stärkung der Frau in der Gesellschaft mit einer Diskriminierung des Mannes einhergehe. Als Ehefrau und Mutter zweier Söhne könne sie dies nicht akzeptieren, denn schließlich spielten Männer in ihrem Leben eine wichtige Rolle.

Kelle erzählt, dass sie von ihrer ersten Schwangerschaft im Alter von 23 Jahren überrascht wurde. Noch mehr überraschte sie es jedoch, dass sie, als sie Mutter wurde, sich erstmals für eine Entscheidung als Frau rechtfertigen musste. Und so bekommt der Leser auch immer mehr den Eindruck vermittelt, dass der Hauptfeind des Feminismus nicht die Männer, sondern die Mütter seien, da diese mit ihren Emotionen fürs Kind den Plan der Feministinnen hin zu einer von Frauen regierten Welt unterliefen. Und so würden, so die Autorin, zwar Frauen gefördert, doch nur, solange sie bereit seien, dem für sie gemachten Plan zu folgen und, so sie denn unbedingt Kinder haben müssen, diese auch sofort in Fremdbetreuung geben. Geschehe dies nicht, erführen diese Frauen Missachtung. Dabei wünscht sich Kelle Respekt und Anerkennung für die Erziehungsleistung, die Vollzeit-Mütter erbringen.

Als absolut unnötig empfindet Kelle die Einführung von Frauenquoten. Für sie sind diese eine „totale Kapitulation, der Offenbarungseid des Feminismus“. Zementierten sie doch das Bewusstsein, dass Frauen ohne Quote es nicht alleine schaffen würden. Zudem ist Kelle davon überzeugt, dass Frauen gar nicht so sehr eine Karriere anstrebten. Als Beispiel führt sie einen Bereich an, in dem es viele Frauen gibt, und zwar die Schule. Strebten Frauen Leitungsfunktionen an, dann gäbe es doch nicht so viele unbesetzte Schulleiterposten, so Kelle.

Mindestens genauso unnötig wie Frauenquoten findet die Autorin die gesamte Gender-Forschung mit allem Drum und Dran. Aus ihrer Sicht stellt diese auch ein Paradoxon dar. Denn hier herrsche die Theorie, dass es typisch männlich und typisch weiblich nicht gebe. Gleichzeitig würde aber die Frauenquote gefordert, damit die Welt weiblich-weicher werde. Mit dieser Darstellung bittet Kelle eine aufschlussreiche Perspektive auf den Themenkomplex und verdeutlicht so, dass es hier nicht um Sachargumente, sondern um reine Ideologie geht, denn nur eine Ideologie kann es sich leisten, frei von Logik Dinge auf den Kopf zu stellen.

Neben der Debatte um die neue Rolle des Mannes befasst sich Kelle zudem auch mit dem Krippenausbau und dem Betreuungsgeld. Und selbst wenn man alle ihre Positionen nicht teilt, so ermöglicht sie doch eine interessante Sicht auf diese Themen.

Am Ende der Lektüre muss man jedoch schon schmunzeln, denn Kelle, die so leidenschaftlich für das Recht der Frau, sich der Familie zu widmen, plädiert, macht nun genau mit diesem Thema Karriere. Wohlgemerkt, dies ist keine Kritik, nur eine Feststellung, denn eine Mutter, die glücklich und ausgeglichen ist – beruflicher Erfolg kann schließlich auch Glück erzeugen –, ist für Kinder äußerst wichtig. Rebecca Bellano

Birgit Kelle: „Dann mach doch die Bluse zu. Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“, adeo, München 2013, geb., 220 Seiten, 17,99 Euro


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