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14.12.13 / Fatale Verrenkung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Fatale Verrenkung
von Manuel Ruoff

Erich Ollenhauer war von 1952 bis 1963 Parteivorsitzender und Fraktionsvorsitzender der SPD sowie 1953 und 1957 deren Kanzlerkandidat (siehe S. 11). Da ist es nicht weiter ungewöhnlich, dass seine Berliner Parteifreunde eine kleine Biografie über ihn ins Internet gestellt haben (http://archiv.spd-berlin.de/geschichte/personen/l-z/ollenhauer-erich/). Ungewöhnlicher sind allerdings einige der darin vermittelten Informationen.

Es besteht eigentlich ein breiter wissenschaftlicher Konsens, dass Ollenhauer vor seiner Berufsausbildung die Volksschule besucht hat. Bei der Hauptstadt-SPD heißt es hingegen: „Nach dem Besuch der Volkshochschule absolvierte Erich Ollenhauer von 1915 bis 1918 eine kaufmännische Lehre.“

Während der NS-Zeit gehörte es zu Ollenhauers Tätigkeiten im SPD-Exilvorstand, die emigrierten Parteifreunde zu betreuen. Durchaus schlüssig schreibt die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland über diese Betreuung: „Durch die materielle Unterstützung der britischen Labour Party gelingt es Ollenhauer, den Zerfall der Emigrantengruppen zu verhindern und den Kontakt zu englischen Politikern aufrechtzuerhalten. Nur die dadurch erreichte Geschlossenheit der Emigrantengruppe ermöglicht nach Kriegs­ende deren rasche Integration in die von Kurt Schumacher geführte SPD.“ Bei der Berliner SPD heißt es fast genau so, aber nur fast: „Die britische Labour Party unterstützte Ollenhauer. Durch die materielle Unterstützung gelang es ihm, den Zerfall der Emigrantengruppen zu verhindern und den Kontakt zu englischen Politikern aufrechtzuerhalten. Die erreichte Ausgewogenheit der Auswanderer ermöglichte nach Kriegsende deren schnellen Integration in die von Kurt Schumacher geführte SPD.“ Warum aus der von der Stiftung konstatierten „erreichten Geschlossenheit“ bei der Berliner SPD eine „erreichte Ausgewogenheit“ wurde, geht weder aus dem Text der Hauptstadtsozialdemokraten noch aus Ollenhauers Leben und Wirken hervor, allerdings verändert es den Sinn des Textes. Überhaupt hat man den Eindruck, dass der Autor aus Sorge, nicht des Plagiats verdächtigt zu werden, einfach einige Kleinigkeiten geändert hat, ohne jedoch zu berücksichtigen, dass diese wesentlich sein können.

Aller guten Dinge sind drei. Aus „Ollenhauer stimmt der Proklamation des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Willy Brandt zum Kanzlerkandidaten zu“ im Stiftungs-Text wird bei der Berliner SPD: „Der Regierende Bürgermeister von Berlin Willy Brandt schlug Ollenhauer zum Kanzlerkandidaten der SPD vor. Ollenhauer stimmte zu.“

Unter der Berliner Kurzbiografie steht „Recherche/Text: Sertac Davulcu“ Würde man nicht Gefahr laufen, sich dem Vorwurf auszusetzen, ausländerdiskriminierenden Klischees anzuhängen, könnte man meinen, hier sei ein Mitbürger mit Migrationshintergrund sich der Feinheiten der deutschen Sprache nicht ganz bewusst. Aber da man dieses Risiko nicht eingehen will, bleibt nur die harmlose Frage: Was soll das?


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