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14.12.13 / Die erste mit Druckkabine / Die zivile »Stratoliner« wurde ein Opfer des Zweiten Weltkriegs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Die erste mit Druckkabine
Die zivile »Stratoliner« wurde ein Opfer des Zweiten Weltkriegs

Die „Stratoliner“ des US-Flugzeugherstellers Boeing gehört zu den wegweisenden Konstruktionen der Zivilluftfahrt. Allerdings konnte das am 31. Dezember 1938 erstmals geflogene Verkehrsflugzeug nie die Verbreitung erreichen, die es wohl gefunden hätte, wenn nicht ein Dreivierteljahr später der Zweite Weltkrieg ausgebrochen wäre. Denn der Krieg unterbrach die Produktion dieses ersten Passagierflugzeugs mit Druckkabine, und so wurden von dieser revolutionären Konstruktion nur zehn Flugzeuge gebaut.

Boeing hatte das Modell 307 auf der Grundlage des B-17-Bombers entwickelt. Tragflächen, Motoren, Fahrwerke und Leitwerk waren vom Bomber übernommen worden. Den Rumpf hatten die Ingenieure mit einer Druckkabine und Platz für 33 Passagiere neu konzipiert. Für die Fluggäste standen bequeme Polstersitze und Schlafkojen, eine kleine Bar und ein Aufenthaltsraum zur Verfügung.

Zwischen 1939 und 1940 lieferte Boeing sieben Maschinen an die Trans World Airlines (TWA) des exzentrischen Milliardärs Howard Hughes und drei an die Fluggesellschaft Pan Am. TWA setzte seine Flugzeuge auf US-amerikanischen Inlandsrouten ein, während die Pan Am mit ihnen von Miami aus Ziele in Mittel- und Südamerika bediente. Hughes selbst zweigte ein Flugzeug für sich ab, um es für einen Rekordflug um die Welt auszurüsten, der nie stattfand.

Als Passagierflugzeug war die Boeing 307 ein Erfolg. Sie erreichte eine Reiseflughöhe von 6000 Metern und konnte so die meisten Schlechtwetter-Zonen überfliegen. Während des Zweiten Weltkrieges flogen die „Stratoliner“ als Boeing C-75 für die US-Luftwaffe. Nach dem Krieg blieben sie nur noch kurz im Liniendienst, denn mittlerweile gab es wesentlich leistungsfähigere Konkurrenzmodelle.

Die TWA-Maschinen erhielten stärkere Triebwerke und Flügel von überzähligen B-17-Bombern. 1951 wurden sie an die französische Fluggesellschaft Aigle Azur verkauft. Die wiederum setzte sie in Indochina ein, wohin es auch die meisten anderen „Stratoliner“ verschlagen sollte. Nach dem Rück­zug der Französischen Republik aus der Region blieb Aigle Azur dort aktiv, verchartete oder verkaufte seine Flugzeuge an andere Betreiber. Einzelne „Stratoliner“ flogen noch in den 70er Jahren Fracht und Passagiere zwischen Laos, Kambodscha, Südvietnam und Thailand. Eine kleine Fluglinie betrieb mit drei Flugzeugen die einzige Flugverbindung zwischen der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon, heute Ho-Chi-Minh-Stadt, und dem nordvietnamesischen Hanoi – immerhin waren beide Staaten rechtlich nicht im Krieg miteinander. Im Laufe der Jahre gingen fünf Flugzeuge bei Abstürzen verloren.

Die letzte intakte Boeing „Stratoliner“ steht heute im Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseum der USA. Von einem weiteren Flugzeug existiert noch der Rumpf – er dient im Hafen von Miami als Ausflugsdampfer für Touristen. Friedrich List


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