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14.12.13 / Beginn und Ende einer Ära / Die »Lütjens« war der letzte Zerstörer der deutschen Marine

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Beginn und Ende einer Ära
Die »Lütjens« war der letzte Zerstörer der deutschen Marine

Die Indienststellung der Lenkwaffenzerstörer der Lütjens-Klasse markierte einen Meilenstein beim Ausbau der Bundesmarine in den von der Konfrontation der Machtblöcke geprägten 60er Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die deutschen Zerstörer mit klassischer Schiffsartillerie als Hauptbewaffnung gegen Überwasserziele ausgerüstet, was sich angesichts der Weiterentwicklung der Waffentechnik als nicht mehr zeitgemäß erwies. Ihre Modernisierung und Kampfwertsteigerung erwies sich als aufwendig und teuer, weshalb die Bundesregierung den Bau von drei mit Flugkörpern ausgerüsteten Zerstörern beschloss, die ersten mit Raketen bewaffneten deutschen Schiffe überhaupt.

Aus Zeit- und Kostengründen wurde entschieden, dabei auf einen modifizierten US-amerikanischen Entwurf zurückzugreifen. Das Typschiff, das der neuen Klasse 103 ihren Namen gab, lief am 11. August 1967 auf der US-Werft Bath Iron Works Corp. vom Stapel. Benannt wurde es nach dem 1941 mit dem Schlachtschiff „Bismarck“ untergegangenen Admiral Günther Lütjens, seinerzeit Chef der deutschen Flotte. Sein Name stand auch in der jungen Bundesmarine für die klassischen soldatischen Tugenden. Der damalige Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Karl Carstens, der die Taufrede hielt, sagte dazu: „Das Schiff soll den Namen eines deutschen Seeoffiziers tragen, dessen aufrechter Charakter, dessen offenes Wesen, dessen Unerschrockenheit, dessen unbeirrbares Verantwortungsbewusstsein und dessen hingebungsvolle Pflichttreue auch kommenden Generationen der Marine als Vorbild dienen möge.“

Nach der Indienststellung am 22. März 1969 war die „Lütjens“, lediglich von Werftaufenthalten unterbrochen, durchgehend auf See und legte über 800000 Seemeilen (rund 1,5 Millionen Kilometer) zurück. Dabei nahm sie an allen wichtigen Seemanövern der Nato teil und gehörte den ständigen Einsatzverbänden des Bündnisses im Atlantik und im Mittelmeer an. Während ihrer 34-jährigen Dienstzeit wurde die „Lütjens“ mehrfach modernisiert, doch die Kesselanlagen waren schließlich so reparaturanfällig, dass das Schiff am 18. Dezember 2003 als letztes seiner Klasse außer Dienst gestellt wurde. Damit endete in der deutschen Marine zugleich eine Ära, denn die Rolle der Zerstörer wird seither von den Fregatten wahrgenommen.

Im März 2006 wurde die „Lütjens“ vom Marinearsenal Wilhelmshaven nach Eckernförde geschleppt und von der Wehrtechnischen Dienststelle der Marine für Ansprengversuche in der Ostsee genutzt. Schließlich wurde das entmilitarisierte Schiff 2011 für 1,255 Millionen Euro an einen türkischen Unternehmer verkauft, der es im August 2012 verschrotteten ließ. Doch ganz untergegangen ist die Klasse 103 damit nicht. Denn ein Schwesterschiff der „Lütjens“, die „Mölders“, wurde dem Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt und ist dort seit 2005 als schwimmendes Exponat öffentlich zugänglich. Jan Heitmann


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