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14.12.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

nun sind wir mitten im Advent, und in der frühen Abenddämmerung, wenn die Kerzen am Adventskranz angezündet werden, flammt auch die Erinnerung auf, erhellt das Dunkel längst vergangener Tage, die man im Alltag vergessen glaubte. Für viele Ältere führt sie in die Kindheit zurück, wie für unseren Landsmann Johannes Fellner aus Gerbrunn, und die erlebte er noch im unversehrten Königsberg. Lassen wir ihn erzählen:

„Nun ist es Advent und in mir wird Ostpreußenstimmung wach. Niemand konnte so schön Advent und Weihnachten feiern wie meine Großeltern aus Königsberg. Ich saß zu Füßen des alten, weißbärtigen Mannes, der duftende Tabakwolken seiner Pfeife entlockte und mit ruhiger Stimme Geschichten von der Nehrung und aus seiner Soldatenzeit bei den Yorkschen Jägern erzählte. Über ihm ragte ein wundervolles Zwölfendergeweih, das noch heute meine Wohnung ziert, und gab allem die rechte Weihe. Nun dieser, mein Geschichten erzählender Großvater, war Dr. Reinhold Hoffmann, auch der Wiesendoktor genannt, Professor an der Albertina. Er war auch just der Schüler, dem Johannes Thienemann – für uns Onkel Johannes – in Rossitten Nachhilfeunterricht gab. Onkel Johannes heiratete die ältere Schwester meines Großvaters. Also, liebe Ruth Geede, vielleicht haben Sie sogar meinen geliebten Großvater noch persönlich gekannt. Dies als kleiner Adventsgruß, und wenn es sein soll, für die ganze Ostpreußische Familie.“

Es soll so sein, denn diese „Ostpreußenstimmung“, die Herr Fellner uns mit seinen Worten vermittelt, können wir somit weiter tragen an unsere Leserinnen und Leser, die gerne den Gruß entgegen nehmen.

Es war aber nicht immer eitel Kerzenschein in der Kindheit mancher Menschen, wie in der von Waltraut Ketturkat, die wie ihre Geschwister Eva und Bruno schon früh in Kinderheime kam – warum, ist für die heute 84-Jährige noch immer ein Rätsel. Ihre Eltern waren Heinrich und Wilhelmine Ketturkat aus der Elchniederung, der Vater lebte bis Kriegsbeginn in Tilsit. Die Kinder wurden nicht nur von den Eltern getrennt, sie wurden auch auseinander gerissen. Die Mädchen kamen zuerst in ein Königsberger Heim, wurden dann von Pflegefamilien aus dem Kreis Ortelsburg aufgenommen. Die ältere Schwester Eva verstarb 1952 in Nareithen, Waltraut lebt heute in der Bundesrepublik Deutschland und trägt durch Heirat einen anderen Namen. Noch immer sucht sie ihren Bruder Bruno, dessen Schicksal unbekannt ist. Wir haben diese Suchfrage eingehend in Folge 9 behandelt, weil das Ehepaar Gerd und Gertrud Fischer aus Bischofswerda uns darum bat. Herr Fischer bearbeitet für die Kreisgemeinschaft Ortelsburg die Seelenlisten und wurde dabei mit dem Suchproblem von Waltraut vertraut. Die Suche nach Bruno, der in einem Rastenburger Heim für schwer erziehbare Kinder gelebt haben soll, hatte leider in unserem Leserkreis keine nennenswerte Resonanz.

Aber nun hat sich doch eine Spur ergeben. Die fand das Ehepaar Fischer in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne, als es in zwei Büchern von Dietheim B. Wulf interessante Informationen über das ehemalige Provinzial-Erziehungsheim in der Sembeckstraße in Rastenburg fand. Die reich bebilderten Bücher „Das war unser Rastenburg“ und „Lebensbilder aus Rastenburg“, wurden vor 30 Jahren von der Kreisgemeinschaft Rastenburg herausgegeben. Die Aufnahmen von dem großen Anstaltskomplex zwischen Sembeckstraße und Oberteich hatte Frau Betty Tewes gemacht. Leider konnte das Ehepaar Fischer bisher keinen Kontakt zu Verfasser und Fotografin gewinnen, und der wäre sehr wichtig, denn Frau Waltraut hat einwandfrei diese Anstalt als das Heim wiedererkannt, in dem sie ihren damals dort lebenden Bruder besucht hatte. Einem der Bücher ist zu entnehmen, dass die Kinder nach einem misslungenen Fluchtversuch erst Ende 1945 Rastenburg verlassen konnten und nach Berlin kamen. Vermutlich gibt es aber nirgends schriftliche Notizen oder gar eine Namensliste der Heimkinder. Deshalb nun einige weitere Fragen an unsere Leser: Wer kannte das Provinzial-Erziehungsheim in der Sembeckstraße aus eigenem Erleben? Gibt es vielleicht noch ehemalige „Heimkinder“? Wer hat Kenntnis von der Umsiedlung der Kinder aus Rastenburg nach Berlin? Blieben sie dort oder wohin wurden sie gebracht? Ist jemand irgendwann Bruno Ketturkat begegnet, der in diesen Tagen 82 Jahre alt wird? Hoffentlich hat diese erneute, aber nunmehr fundierte Suche mehr Erfolg. Das wünschen wir Brunos Schwester Waltraut und dem Ehepaar Fischer, das sich so engagiert für diesen Suchfall einsetzt. (Gerd Fischer, Maximilian-Kolbe-Straße 6 in 01877 Bischofswerda, Telefon 03594/703855, E-Mail: gudfisch@gmx.de)

Manche Leserinnen und Leser denken sicherlich auch an die Adventszeit zurück, die sie im dänischen Internierungslager verbringen mussten. Eine davon ist Frau Margot Spitzeder aus Oberursel, die sich mit einer Bitte an uns wendet, die wir an alle ehemaligen Lagerinsassen weitergeben sollen. Dabei ist sie selber Übermittlerin, denn sie wurde vor zwei Wochen von Frau Inger Björn Knudsen vom Limfjord-Museum in Lemvig gebeten, über ihre Erlebnisse und die ihrer Familie während der Internierungszeit zu berichten, weil man demnächst im Museum eine Ausstellung eröffnen will. Frau Spitzeder geborene Scharffenberg war zweieinhalb Jahre im Lager Rom bei Lemvig, Nordjütland, interniert. Sie und ihre damals ebenfalls internierten Geschwister sind dieser Aufforderung bereits nachgekommen, nun bittet sie im Auftrag des Museums andere ehemalige Insassen, dies auch zu tun. „Ich finde es sehr erfreulich, dass man sich nach so vielen Jahren an uns erinnert und diese Ausstellung machen möchte“, schreibt Frau Spitzeder. Da ihr möglicher Informantenkreis doch begrenzt ist, bat sie uns, diese Aufforderung an unseren Leserkreis weiter zu geben, was wir auch gerne tun. Wer Näheres über das Projekt erfahren möchte, wende sich bitte an Frau Margot Spitzeder, Am Heiligen Rain 25 in 61440 Oberursel, E-Mail: mspitzeder@online.de, oder direkt an die dänische Kustorin am Limfjord-Museum, Frau Inger Björn Knudsen, E-Mail: ikb@lemvigmuseum.dk

Manchmal tauchen erst nach Jahr und Tag bisher ungelöste Fragen auf, wenn sich diese aus Direktgesprächen mit Zeitzeugen ergeben. So erging es Herrn Dietmar Tinney aus Tornesch, als er kürzlich seine Tante, eine Schwester seines verstorbenen Vaters, auf Rügen besuchte. Nach den Aussagen von Frau Gertrud Hermann geborene Tinney, soll ihr Bruder Willi Tinney, *1921 in Tilsit, als Schwerverletzter auf der „Wilhelm Gustloff“ gewesen sein. Im Verlaufe des Gespräches wurde sie dann aber doch unsicher, ob diese Angaben richtig waren. Willi Tinney ist an dem ungewissen Schicksal seines Onkels – Bruder seines Vaters – sehr interessiert und vermutet, dass Willi Tinney unter den 162 Schwerverletzten war, die sich auf der „Wilhelm Gustloff“ befanden. Er fragt nun, ob es eine Liste dieser Soldaten gäbe, in der eventuell der Name seines Onkels enthalten wäre. Die Frage müssen wir nun an „Wilhelm Gustloff“-Experten weiterreichen und hoffen auf Hinweise, die zu einer Klärung des Schicksals von Willi Tinney führen könnten. (Dietmar Tinney, Hexenkoppel 3 in 25436 Tornesch.)

Eine der erfolgreichsten Aktionen unserer Ostpreußischen Familie in diesem Jahr war die Suche nach Konfirmandenurkunden, die Frau Ursula Karge in Norden für ihre geplante Dokumentensammlung benötigte. Aber nun hat uns Herr Frank Schneidewind aus Olpe eine andere Urkunde zugesandt, und die kommt aus dem Bereich der katholischen Kirche, denn es handelt sich um eine Kommunionsurkunde aus dem Ermland. Eine außergewöhnlich schöne Urkunde in leuchtenden Farben mit Golddruck, die das Bild des Heilands mit einem goldenen Kelch in den Händen zeigt. Und so gut erhalten, dass man kaum glauben kann, dass sie im Jahre 1905 ausgestellt wurde, also über 100 Jahre alt ist. Das liegt wohl daran, dass die Urkunde gerahmt war und noch im Originalrahmen ist, allerdings ohne Glas, das ist wohl doch im Laufe der Ereignisse zu Bruch gegangen. Herr Schneidewind schreibt dazu: „Die Urkunde erhielt ich von einer Dame aus dem Emsland. Sie brachte das gerahmte Dokument von einer Ermland-Reise mit, eine polnische Familie hatte es ihr übergeben. Sie wollte wohl die Urkunde aus deutscher Zeit ,entsorgen‘, wie die Emsländerin meinte.“ Dieses „Andenken an die Erste heilige Kommunion“ erhielt am 12. Juli 1905 August Knobloch in der Pfarrkirche von Schalmey aus den Händen von Pfarrer Matern, dem späteren katholischen Stadtpfarrer der katholischen Kirchengemeinde Rößel. Die gerahmte Urkunde ist nun zu vergeben. Vielleicht meldet sich ja jemand aus der Familie Knobloch, die in der Gemeinde Schalmey gewohnt hat. Natürlich können sich auch andere Interessenten melden, es eignet sich für Ausstellungen sakraler Dokumente ebenso für den Wandschmuck in Kirchenräumen oder Heimatstuben. In diesem Fall bitte sich bei der Redaktion melden. Anders bei der gleichzeitig übermittelten Bitte von Herrn Schneidewind: Er sucht dringend das Buch von Professor Franz Scholz „Wächter, wie tief die Nacht?“ erschienen im Verlag G. A. Walter in Eltville. (Frank Schneidewind, Grubenstraße 10 in 57462 Olpe.)

Zu einigen Suchfragen aus der letzten Zeit haben sich einige interessante Hinweise ergeben, auch Teillösungen, aber die will ich nicht zu früh übermitteln, denn es könnten sich noch durch weitere Informationen Änderungen ergeben. Nur im Fall des Käthe-Kollwitz-Gemäldes, den wir in Nummer 49 veröffentlichten, kann ich eine Ausnahme machen: Inzwischen hat sich nämlich bei Herrn Alfred Wegewitz das Käthe Kollwitz Museum Köln gemeldet, das ihm mitteilen konnte, dass das gesuchte Ölbild in zwei Publikationen abgebildet ist: „Käthe Kollwitz: Die Tagebücher, Hrsg. Jutta Bohnke-Kollwitz“ und „Alexandra von dem Knesebeck: Käthe Kollwitz, Die prägenden Jahre“. Herr Wegewitz erhielt bereits eine Abbildung des 61 mal 50 Zentimeter großen Bildes, das Käthe Kollwitz in den Jahren 1890/91 gemalt hat. Interessant sind die Informationen der Museumsleitung, dass es sich bei der abgebildeten Else Rautenberg um eine geborene Rupp handelt und dass sie somit eine Cousine von Käthe Kollwitz war. Der Großvater der Künstlerin, Julius Rupp, müsste also auch der Großvater von Else Rautenberg gewesen sein. Ein Gedenkstein für den Gründer der Freien Gemeinde und Vorreiter des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands steht noch heute in Königsberg. Wenn sich jetzt noch die Familie Rautenberg, in deren Besitz sich das Original befindet, bei Herrn Wegewitz melden würde, hätte sich sein Informationswunsch zu seiner vollen Zufriedenheit erfüllt.

So viel für heute. Unsere nächste Nummer ist dann schon die Weihnachtsausgabe, und da gibt es wieder einen „Bunten Teller“ für unsere Leserinnen und Leser. Bis dahin eine schöne Vorweihnachtszeit mit ruhigen, besinnlichen Stunden.

Eure Ruth Geede


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