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21.12.13 / Polemik gegen Humboldtforum / Gegner des Berliner Schlosses behaupten, dort solle »Raubkunst« ausgestellt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-13 vom 21. Dezember 2013

Polemik gegen Humboldtforum
Gegner des Berliner Schlosses behaupten, dort solle »Raubkunst« ausgestellt werden

Die Gegner des Berliner Schlosses (künftig Humboldtforum) lassen nicht locker. Nun, da der Bau begonnen hat, attackieren sie das Nutzungskonzept mit durchschaubaren Parolen.

Berlins Humboldtforum im wiedererstehenden Schloss ist abermals Ziel linker Attacken. Der Bau werde vor allem „Raubkunst“ der Kolonialzeit zeigen, behauptet die Gruppe „No Humboldt 21“. Sie will sogar Namensgeber Alexander von Humboldt in Verruf bringen: An dessen Forschung in Lateinamerika sei „vor allem das spanische Königshaus und das auf Völkermord und Sklaverei basierende Kolonialregime vor Ort interessiert“ gewesen. Das Forum soll die Sammlung internationaler Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufnehmen.

Eine groteske Verzerrungder Tatsachen: Der jüngere der beiden berühmten Humboldt-Brüder wird in Südamerika noch heute wie ein Heiliger verehrt. Dies ausgerechnet vor allem von den Nachfahren jener Ureinwohner, deren Kultur er wie keiner vor ihm erforscht und respektvoll gewürdigt hat. Die Kritik ließe sich also leicht als Polemik abtun, gäbe es nicht eine breite Sympathisantenfront in Politik, Medien und teils selbst unter Völkerkundlern.

In Echtzeit zeigen Internetkameras den enormen Baufortschritt an Berlins Schloss, dem einstigen Herz der Stadt und Zentrum preußischen Kultur- und Geisteslebens. Teile des Rohbaus sind zu erkennen, das Loch in der Mitte Berlins wird geschlossen. Die Nachricht erfüllt eine Mehrheit der Berliner mit Freude.

Zweifelhaft indes erscheint der Versuch von Organisationen, auf den Erfolg des Projekts aufzuspringen und diesem ihren Stempel aufzudrücken. Der Vorschlag der Stiftung Zukunft Berlin, einen Platz am Schloss nach Nelson Mandela zu benennen, gemeint ist der Platz davor, erntet politisch Zustimmung. Die Menschen sollten „über den Nelson-Mandela-Platz in das Humboldtforum gehen“, schwärmt Volker Hassemer, Vorstand der Stiftung. Ob diese Vorstellung mit dem Gedanken der Teilrekonstruktion des Schlosses vereinbar ist, bleibt nebensächlich.

Die Forderung von „No Humboldt 21“ hingegen ist eindeutig destruktiver Natur: „Wir fordern die Aussetzung der Arbeit am Humboldtforum im Berliner Schloss und eine breite öffentliche Debatte: Das vorliegende Konzept verletzt die Würde und die Eigentumsrechte von Menschen in allen Teilen der Welt, ist eurozentrisch und restaurativ“, poltert die Gruppe. Kaum ist politisch ausgemacht, dass der Bau des Schlosses nicht mehr gestoppt wird, versuchen die Gegner nun, das Gesamtkonzept von Kunst und Schloss über Inhalte zu Fall zu bringen.

Dem Vorwurf „Raubkunst“ lässt sich entgegnen, dass die neuen Räume tatsächlich die Chance bieten, bisher in den Magazinen Berliner Museen Verstecktes, oft seit dem Krieg nicht mehr Gezeigtes Menschen zugänglich zu machen. Was könnte ein sinnvollerer Ort sein als ein international berühmtes Museum? Dies trifft vor allem auf die ethnologischen Sammlungen in Dahlem zu, die mitunter die einzigen verbliebenen Zeugnisse ganzer Völker darstellen. Wenn Nachfahren dieser Völker nach Berlin pilgern wie jüngst, um sich von Ethnologen alte Tonaufnahmen oder Stammesmasken vorführen zu lassen und dabei selbst keine „Rückgabe“ fordern, sondern froh über dieses einmalige Archiv sind, scheint der Vorwurf von „No Humboldt 21“ anmaßend.

Der Fall des Münchener Kunstsammlers Cornelius Gurlitt hat zudem gezeigt, wie schnell Politik und Medien bereit sind, selbst rechtmäßiges Eigentum mit dem Stempel „Raubkunst“ zu versehen. „No Humboldt 21“ will viele Objekte, die das Schloss beherbergen soll, den „ursprünglichen Eigentümern“ zurückgeben. Belastbare Indizien dafür, dass diese „geraubt“ sein könnten, bleibt „Humboldt 21“ weitgehend schuldig. So zeigt die Gruppe einen „Königsstuhl der Wanyamwezi aus dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika“ mit dem Hinweis, der deutsche „Kolonialoffizier“ Werner Grawert (1867–1918) habe den Thron dem Völkerkundemuseum Berlin übergeben. „Grawert war an zahlreichen Kriegszügen beteiligt“ reicht für die Unterstellung „Raub“.

Dabei schenkte König Njoya von Bamum Kaiser Wilhelm II. einen Thron, wie die Kritiker selbst schreiben, aber das sei erzwungen gewesen, und der deutsche Kaiser habe nur sein Porträt zurückgeschenkt. Keine Begegnung auf Augenhöhe heißt also Unrecht. Die auf Afrika zentrierten Vorwürfe zielen darauf ab, letztlich jedem Museumsgegenstand einen eindeutig legalen (nach heutigem Maßstab!) Besitzerwechsel nachzuweisen oder das Objekt wegzugeben.

An wen das heute sein kann und soll, bleibt offen. Heutige afrikanische Staaten existierten früher noch nicht, und so bleiben konkrete Rückgabeforderungen aus. Berlins Senat habe bei einem Großteil der Bestände die Frage Raubkunst nicht prüfen lassen, behauptet „No Humboldt 21“ und hält mit einer „Anti-Humboldt-Box“ die Polemik wach. So ein Verfahren ist indes angesichts der Überlieferungssituation in allen Museen der Welt für das 19. Jahrhundert und erst recht für frühere Zeiten faktisch unmöglich. „Neues Deutschland“, „Tagesspiegel“ (unter der Überschrift „Showroom für Raubkunst“) und andere Medien greifen die Forderung dennoch eifernd auf. Dass Archäologen und Ethnologen Vergängliches bewahrten, wird ihnen kaum angerechnet, und auch dass die Preußenstiftung jüngst Alexander von Humboldts Amerikatagebücher erworben hat, ganz legal, geht angesichts der Polemik fast unter. Sverre Gutschmidt


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