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21.12.13 / Subventionierte Ausbeutung / Walmart wegen Hungerlöhnen bei hohen Gewinnen in der Kritik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-13 vom 21. Dezember 2013

Subventionierte Ausbeutung
Walmart wegen Hungerlöhnen bei hohen Gewinnen in der Kritik

Sowohl der weltgrößte Einzelhändler, der US-Konzern Walmart, als auch Aldi, der größte Lebensmittel-Discounter der Welt, stehen momentan wegen ihrer Lohnpolitik in der Kritik: Walmart in seinem Heimatland wegen Hungerlöhnen und Aldi sieht sich in der Schweiz dem Vorwurf ausgesetzt, zu gut zu bezahlen.

Nach Berichten über einen Spendenaufruf in einer Filiale, in dem besser gestellte Walmart-Angestellte um Essenspenden für bedürftige Kollegen gebeten wurden, steht Walmart in den USA regelrecht am Pranger. Der Einzelhandelsgigant ist zum Synonym für ein Problem geworden, das immer mehr Amerikaner beschäftigt. Flächendeckend breitet sich Armut aus, während das obere eine Prozent Superreicher dagegen immer reicher wird. In dieses Bild passt, dass Walmart – mit gut 17 Milliarden US-Dollar an Gewinnen pro Jahr – im Jahr 2012 allein 7,6 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe an der Wall Street ausgegeben hat. Die Nutznießer dieser Aktion sind die Aktionäre und die Eigentümerfamilie Walton.

Die Gegenrechnung hat der US-Kongress in einem Bericht vom Mai aufgemacht. Anhand von Daten eines Walmarts mit 300 Angestellten in Wisconsin und Statistiken der staatlichen Krankenhilfe Medicaid wurde vorgerechnet, dass die Gewinne des Handelsgiganten nicht zuletzt durch indirekte Subventionen zustande kommen wie etwa durch staatliche Lebensmittelhilfen für die Geringverdiener. Pro Filiale beläuft sich der Zuschuss aus dem Steuertopf auf mindestens 904000 Dollar pro Jahr. Dass das Geschäftskonzept quasi auf einer Lohnsubventionierung durch den Staat basiert, ist allerdings nur ein Teil des Problems. Ebenso wichtig ist, dass Walmart auch größter Arbeitgeber der USA ist und den Maßstab für andere Unternehmen setzt.

Ganz andere Kritik muss sich indes das Unternehmen Aldi anhören. Bei Aldi-Suisse würden Ungelernte in Zürich und Genf bis zu 4700 Franken verdienen – gemessen an dem, was in anderen Branchen gezahlt wird, zu viel, so der Vorwurf. Bemängelt wird, dass bei derartigen Gehältern für „Regalauffüllen und Kassieren“ Jugendlichen der Anreiz genommen werde, noch eine Berufsausbildung zu machen. Aus dem Lager der direkten Konkurrenz stammt das Argument, Aldi-Suisse wolle mit seiner Gehaltstrategie ein positives Image aufbauen, um auf dem Schweizer Markt weiter Fuß zu fassen, langfristig könne Aldi die hohe Bezahlung nicht durchhalten.

Tatsächlich hat Aldi aber längst bewiesen, dass sich gute Löhne und nachhaltiger Geschäftserfolg nicht ausschließen, wenn das Unternehmenskonzept – im konkreten Fall, konsequente Einfachheit – stimmt. Auch in Deutschland zahlt Aldi über dem Branchendurchschnitt. Dahinter steckt eine einfache Philosophie: „Wenn ich 30 Prozent mehr bezahle, bekomme ich die doppelte Leistung“, so die Kalkulation, die auf den Unternehmensgründer Theo Albrecht zurück geht. Auch Arbeitskämpfe und Auseinandersetzungen vor Arbeitsgerichten sind so eher selten, da bei einem Jobwechsel kaum ein ähnlich gut bezahlter Arbeitsplatz zu finden ist. N.H.


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