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04.01.14 / Beinahe ins Wasser gefallen / Orkan »Xaver« bedrohte den jährlichen Hilfstransport der Anklamer ins Memelland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-14 vom 04. Januar 2014

Beinahe ins Wasser gefallen
Orkan »Xaver« bedrohte den jährlichen Hilfstransport der Anklamer ins Memelland

Die Aktion „Weihnachts-päckchen für Ostpreußen“ wäre in diesem Jahr beinahe ins Wasser fallen oder hätte in den Wind geschrieben werden können – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. „Schuld“ war der Orkan „Xaver“, der nicht nur eine Fähre ausfallen ließ, sondern noch für erhebliche Verzögerungen sorgte. Dabei hatte alles so gut angefangen: Über 160 liebevoll gepackte Sendungen waren im Anklamer Volkshaus zur großen Adventsfeier der Landsmannschaft Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern und des Bundes der Vertriebenen in Vorpommern abgegeben worden. Sogar die Justizministerin des Landes, Uta-Maria Kuder, unterstützte persönlich diese Aktion. Die Anklamer Fleisch- und Wurstwaren GmbH spendete 320 Dauerwürste, der Bibelkreis Blesewitz und viele Einzelspender gaben Geld dazu. Insgesamt kamen über 300 Weihnachtspäckchen für das Memelland zusammen. Das al-lererste Päckchen spendete Frau Dr. Döltz aus Anklam, die letzten wurden an der Autobahn-Raststätte Rostock-Warnowtal von Wilfried Huber und in Kiel an der Fähre von Schwester Erna Dreysas übergegeben.

Pünktlich zum zweiten Advent kam Orkan „Xaver“. Die Fährlinie Mukran−Klaipeda war Ende September 2013 eingestellt worden, also hieß es bis Kiel fahren. Dort fiel die planmäßige Donnerstagfähre wegen des Sturmes aus. Am Freitag früh hieß es, die nächste Fähre liefe abends aus. Kurzentschlossen wurde bis Mittag der stadtbekannte gelbe VW-Transporter beladen, und für Manfred Schukat und Friedhelm Schülke als Vertreter der beiden gemeinnützigen Vereine begann eine abenteuerliche Fahrt auf der A 20. Kurz vor Grimmen erwischte sie die Wetterfront eines Wintergewitters, bei Rostock und Bad Segeberg tobten Schneestürme. Nach viereinhalb Stunden kamen sie jedoch wohlbehalten in Kiel an. Dort kauften sie von den Geldspenden noch in drei Aldi-Märkten stiegenweise Weih-nachtsartikel ein – warum sollten diese von Anklam bis Kiel spazieren gefahren werden?

Punkt 19.30 Uhr ging es voll-bepackt auf die Fähre, die um 21 Uhr auslaufen sollte. Doch erst am Sonnabendmorgen um fünf Uhr legte sie ab und kam nach 32 Stunden und unruhiger Überfahrt erst Sonntag früh in Memel [Klaipeda] an.

Erste Anlaufstelle war die evangelische Diakonie „Sandora“ (Eintracht), wo die „gute Seele“ der Sozialstation, Magdalena Piklaps, mit ihren Helfern schon wartete. Die meisten Päckchen wurden dort ausgeladen, um nach einem festen Schlüssel verteilt zu werden. Ein Großteil geht auf Dörfer der Umgebung an deutsche Landsleute, denen es materiell nicht so gut geht. Doch gleich hieß es: weiterfahren nach Kinten [Kintai] am Kurischen Haff. Dort traf sich der deutsche Verein Heydekrug [Šilute] zum evangelischen Gottesdienst mit Adventsfeier. Hand in Hand mit der Vorsitzenden Gerlinda Stunguriene konnten 100 Präsente gleich an Ort und Stelle den Empfängern überreicht werden. Ein freudiges Wiedersehen gab es mit alten Bekannten – Eri-ka Rademacher, Traute Bakutiene und Alfred Užpurvis, die mit einem schweren Schicksal in der Heimat zurückgeblieben sind.

Nun stand noch die Bescherung im deutsch-litauischen Hermann-Sudermann-Gymnasium Memel aus. Nach jedem Adventssonntag begeht man dort den sogenannten „Adventsmontag“. Über 500 Schüler trafen sich am Vormittag in der Eingangshalle. Nach kurzer Begrüßung und einer Reportage wurden deutsche Adventslieder gesungen – am beliebtesten „Silber und Gold“ von Rolf Zukowski.

Danach übergaben Schukat und Schülke persönlich die Spenden der Justizministerin und noch einige mehr an die Schuldirektorin Jolita Andrijauskiene und Musiklehrerin Asta Markeviciene. Letztere war mit ihrem Schülerchor schon dreimal auf Einladung der Landsmannschaft Ostpreußen zu Gast in Mecklenburg-Vorpommern. Abends traf man sich noch mit dem Vorstand der Memelländer in Deutschland und Familie Piklaps zu einem gemeinsamen Essen.

Am Dienstag ging es in aller Frühe bei Eis und Schnee auf die Kurische Nehrung bis zu dem bekannten Hauptort Nidden [Nida] mit seinen malerischen Fischerhäusern. Den Sonnenaufgang über dem Haff von der riesigen Wanderdüne aus muss man gesehen haben. Auch die winterliche Stadt Memel zeigte sich von einer ungewohnt schönen Seite.

Nach fünf Tagen und einer ruhigen, pünktlichen Fährüberfahrt waren die beiden Anklamer wieder zurück – mit wunderbaren Eindrücken aus dem Memelland und dem Dank der dortigen Empfänger an alle „Spender und Sender“.

Besonderer Dank gebührt auch Frau Bott von der Fährgesellschaft DFDS „Seaways Baltic“ und den vielen fleißigen Helfern in Anklam, die diese Aktion erst ermöglichten. Über dem ganzen Weihnachtsunternehmen muss ein Schutzengel gewacht haben.

Friedhelm Schülke


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