29.03.2024

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Preußische Allgemeine Zeitung - Aktuelle Ausgabe

© Preußische Allgemeine Zeitung Folge 11/15 vom 14.03.2015

S. 1 Preußische Allgemeine Zeitung

So reden Kriminelle
Wer jetzt noch mit den Griechen verhandelt, macht sich lächerlich

Trotz dreister Erpressung wird Athen weiter Zeit gegeben. Dahinter baut sich bereits der nächste Problemfall auf: Frankreich.

Wenn es jemals den Hauch einer Chance gab, mit Griechenland erfolgversprechend zu verhandeln, so ist diese endgültig getilgt worden – und zwar von den europäischen Regierungen selbst.

Man muss es sich vor Augen halten: Ein Minister der Regierung Tsipras drohte den europäischen Partnern, Deutschland nannte er ausdrücklich, den Export islamischer Massenmörder an, wenn sie sich nicht auf die Forderungen der Griechen einließen. Hunderttausende illegale Immigranten werde man mit Papieren ausstatten, damit sie nach Berlin gehen könnten, so Verteidigungsminister Panos Kammenos. Wenn darunter auch Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat sein sollten, sei Europa durch seine Haltung gegenüber Griechenland in der Schuldenfrage selbst dafür verantwortlich, sagte der Minister.

So reden Kriminelle. Wer nach einer solchen Ansage einfach weiterverhandelt, der macht sich lächerlich. Der soll sich nicht wundern, wenn all seine „harten Bedingungen“ und „strengen Auflagen“ insgeheim (oder auch ganz offen) mit einem Grinsen quittiert werden.

Doch es wird weiterverhandelt. Trotz allen Geredes vom „Ende der Geduld“ spricht immer noch wenig dafür, dass die Euro-Partner bereit sind, endlich die Konsequenzen zu ziehen aus fünf vergeudeten Jahren und Milliarden von hart erarbeiteten Steuergeldern, die im griechischen Sumpf versickert sind.

Der Versuch einer blutigen Erpressung zeigt indes auf, dass es nicht damit getan sein wird, Hellas allein aus der Euro-Zone zu entfernen. Auch die Zugehörigkeit zum Schengen-Raum ist nicht tragbar, wenn ein Land die darin herrschende Reisefreiheit derart zu missbrauchen trachtet.

Des Weiteren muss die gesamte EU-Subventionspolitik auf den Verhandlungstisch. Denn unzweifelhaft hat sie erheblich dazu beigetragen, die Strukturen, die Mentalität und die Wirtschaftskraft der Griechen zu zerrütten.

Es gibt Grund zur Eile. Das Hellas-Problem sollte zügig abgehakt werden, denn im Hintergrund braut sich längst ein viel größeres Unwetter für die EU und den Euro-Raum zusammen: Das „Handelsblatt“ warnt, Frankreich entwickele sich zunehmend zu einem „Griechenland mit Eiffelturm“.

Das Land verschuldet sich immer tiefer bei stagnierender Wirtschaft. Reformen, etwa bei der 35-Stunden-Woche, dem einmalig hohen Kündigungsschutz und etlichem mehr, aber fasst kein Politiker in Paris an aus Furcht vor grimmigen Wählern.

Offenbar ist der Euro auch für Frankreich die falsche Währung, denn sie verbaut den Nachbarn die Möglichkeit, ihre dahinsiechende Wettbewerbsfähigkeit per Abwertung zu verbessern. So verdüstert sich die Lage ungebremst weiter, bis es zu einer politischen Explosion kommt. Marine Le Pen steht bereit. Hans Heckel


Weiter Zulauf für Pegida
Zehntausend Teilnehmer in Dresden – Abspaltung aufgelöst

Die Bürgerbewegung „Pegida“ gewinnt erneut an Zulauf. Nach unterschiedlichen Angaben versammelten sich in Dresden vergangenen Montag zwischen (Polizeischätzung) 6500 und (laut Veranstalter) 15000 Menschen. In anderen deutschen Städten trafen sich jeweils nur einige hundert Anhänger von Pegida-Ablegern, die teils massiv von gewalttätigen Linksextremisten bedrängt wurden. Einige Bürger wurden durch linke Gewalt verletzt.

Die Abspaltung „Direkte Demokratie für Europa“ (DDfE) unter der kurzzeitigen Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel hat sich unterdessen aufgelöst. In einem Aufruf heißt es: „Alle Bürgerbewegungen sollen gemeinsam unter der Überschrift Frieden, Freiheit, Demokratie öffentlich protestieren.“ Spaltungen würden von Medien und Politik provoziert, „wir haben uns unbemerkt und ohne Absicht in deren Fahrwasser begeben, haben leider den falschen Menschen vertraut“, so Oertel und ihr Mitkämpfer René Jahn.

Die „Sächsische Zeitung“ meldet, dass sich sächsische CDU-Politiker, darunter Landesinnenminister Mar­kus Ulbig, schon mehrfach mit einer Gruppe von 14 Pegida-Anhängern getroffen hätten. Der Sprecher der Bürgerbewegung, Lutz Bachmann, begrüße die Gespräche.

Bei den Grünen löste die Nachricht von dem Kontakten zwischen CDU und Pegida erwartungsgemäß Protest aus. Für die AfD ist die Entwicklung indes auch nicht unproblematisch. Die Partei hatte ein Aufnahme-Ersuchen von Oertel unlängst abgelehnt. Zwar verteidigte Parteichef Bernd Lucke den Dialog mit der Bürgerbewegung. Dennoch blieb, wie der Fall Oertel zeigt, das Verhältnis durchwachsen. Womöglich haben die sächsischen Unionspolitiker hierin ihre Chance entdeckt, die Bürger für sich zu gewinnen. H.H.


»Athen raus aus dem Euro«
ifo-Institut beziffert erhöhte Zahlungslast Griechenlands

Nach Berechnungen des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München hat die Finanzierung der Kapitalflucht aus Griechenland durch das Eurosystem die Zahlungsverpflichtungen des Landes gegenüber öffentlichen Institutionen im Ausland kräftig erhöht. Diese stiegen demnach bis Ende Januar auf 319 Milliarden Euro oder 173 Prozent der griechischen Jahreswirtschaftsleistung. Besser als Rettungspakete für das Land wäre ein formeller Konkurs mit einem Austritt und einer Abwertung, damit die Realwirtschaft wieder auf die Beine komme, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die „Konkursverschleppung“ gebe den Anlegern die Möglichkeit, sich zulasten der Staatengemeinschaft aus dem Staube zu machen.

Berücksichtigt sind in den 319 Milliarden Euro die Netto-Leistungen aus den Hilfsprogrammen der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds, die Käufe von griechischen Staatspapieren durch andere Notenbanken sowie die Überziehungskredite aus dem Zahlungssystem Target und die überproportionale Banknoten-Ausgabe in Griechenland. Falls der griechische Staat und die Banken in Konkurs gehen würden und das Land die Eurozone verlassen würde, entfielen von den maximalen Haftungssummen auf Deutschland 84,7 Milliarden Euro, auf Frankreich 64,6 Milliarden, auf Italien 56,4 Milliarden, auf Spanien 38,4 Milliarden, die Niederlande 18,3 Milliarden, Belgien 11,4 Milliarden, Österreich 8,9 Milliarden, Finnland 5,7 Milliarden, Portugal 3,8 Milliarden und die Slowakei 2,7 Milliarden Euro. Bei einem Verbleib Griechenlands im Euro wären die Haftungssummen sogar noch etwas höher und für Deutschland entstünden nach derzeitigem Stand Verluste von 85,2 Milliarden Euro. Hinzu kämen immer neue Rettungsaktionen. U.M.


Jan Heitmann:
Völlig normal?

Die Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Angehörige der Terrororganisation Islamischer Staat jahrtausendealte Kulturgüter kurz und klein schlagen, machen fassungslos. Wie gut, dass es die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten gibt, die uns darüber aufklären, dass so etwas völlig normal ist. Nicht etwa, weil Mohammed es beim Einzug in Mekka genauso gemacht habe, womit die IS-Kulturbarbaren ihr Treiben rechtfertigen. Nein, weil wir es genauso gemacht haben. Oder gab es etwa nicht den „Bildersturm zu Zeiten der Reformation“, an den uns Marietta Slomka im ZDF erinnert?

Für den, dem die Reformation mit einem halben Jahrtausend für einen (uns) treffenden Vergleich dann doch zu weit zurückliegt, hat Peter Steffe vom ARD-Hörfunkstudio Kairo eine andere Parallele parat, die nicht weniger konstruiert ist: Das Vorgehen des IS sei vergleichbar mit der Bücherverbrennung durch die Nazis, findet er. Auch den Dschihadisten gehe es darum, „verbrannte Erde zu hinterlassen“. Nun sind die Bücherverbrennung und die Politik der verbrannten Erde zwar ganz verschiedene Dinge, aber immerhin kann man die Täterschaft an beidem zweifelsfrei „den Nazis“ anlasten. Und das zieht immer, auch wenn der historische Vergleich noch so hinkt.

Da ist es gut, dass uns das ZDF den „Islam-Experten“ Michael Lüders präsentiert. Der ist nämlich der Ansicht, dass die USA schuld an der Kulturzerstörung seien. Die planten nämlich eine Bodenoffensive gegen den IS. Da sei es doch nachvollziehbar, dass die Kopfabschneider darauf „mit diesem Furor gegenüber vorislamischer Kultur“ regierten und so ihre Entschlossenheit demonstrierten, ihre „Widersacher sämtlich zu vernichten“.


S. 2 Aktuell

Lega Nord mischt Parteiensystem auf
Statt der Loslösung von Rom strebt Generalsekretär Salvini nun die Regierungsübernahme in Italien an

Eine Großkundgebung in Rom mit zehntausenden Teilnehmern, die gegen die Regierung von Matteo Renzi protestierten, ist von den hiesigen Medien kaum zur Kenntnis genommen worden. Tatsächlich war die Veranstaltung ein Zeichen dafür, dass sich in Italien eine tiefgreifende Veränderung im Parteiensystem anbahnt.

Bereits Ende Februar waren Tausende Aktivisten der Lega Nord mit vier Sonderzügen und 200 Bussen nach Rom angereist, um auf der zentralen Piazza del Popolo gegen die Regierungspolitik, den Euro und die Flut illegaler Zuwanderer zu protestieren. „Renzi steht im Dienst der Indus-trielobbys. Wir stehen an der Seite der Kleinunternehmer, der Handwerker, der Italiener, die arbeiten“, so Matteo Salvini, die zentrale Figur der Veranstaltung.

Spätestens mit der Großdemonstration ist klar geworden, dass der Lega-Nord-Chef die italienische Politik in den kommenden Jahren prägen wird. Unübersehbar ist der 41-Jährige darauf aus, von Berlusconi die Führung im Mitte-Rechts-Lager zu übernehmen. Die Startbedingungen für das Vorhaben sind günstig. Gezeichnet von unzähligen Skandalen nähert sich die Ära Berlusconis nach mehr als 20 Jahren unübersehbar dem Ende. Zwar zieht der „Cavaliere“ bei seiner Forza Italia im Hintergrund immer noch die Strippen, aber ihm ist offiziell die aktive Betätigung wegen einer Verurteilung in einer Steuerangelegenheit für mehrere Jahre verboten.

Vom „Cavaliere“ gelernt hat der Lega-Nord-Chef, wie man die Italiener für Politik interessieren kann: mit viel Show, griffigen Parolen und sprachlichen Bildern aus dem Sport. Unverkennbar ist ebenfalls, dass Salvini auch politisches Talent besitzt. Nachdem der Lega-Nord-Gründer Umberto Bossi im Jahr 2012 die Parteileitung wegen einer Serie von Finanzskandalen hatte aufgeben müssen, steckte die Partei in einer tiefen Krise. Resultat war ein Absturz auf vier Prozent bei den Parlamentswahlen 2013. Unter Salvini als Bossis Nachfolger hat die Lega Nord inzwischen in jüngsten Umfragen Berlusconis Forza Italia abgehängt. Während die Lega es auf 16 Prozent brachte, gaben nur noch elf Prozent der Befragten an, für Ber­lus­conis Partei stimmen zu wollen.

Einen gehörigen Anteil an dieser Entwicklung hat der Strategiewechsel, den Salvini der Lega Nord verordnet hat. Der klare Anti-Kurs gegen EU, Euro und Massenzuwanderung wurde zwar beibehalten, aber neu ist der Anspruch, eine gesamtitalienische Partei zu sein. In den frühen Jahren der Lega Nord undenkbar, ging Salvini inzwischen sogar im Mezzogiorno auf Werbetour. Das Ziel ist offensichtlich. Die Lega Nord – künftig womöglich sogar die „Lega Nazionale“ – will stärkste rechte Kraft in ganz Italien werden. Eine Selbstbeschränkung auf den Norden des Landes, auf das „Padanien« des Parteigründers Bossi, würde da nur hinderlich sein.

Als Belastung könnte sich indes erweisen, dass Salvini auf eine Abgrenzung zu Rechtsradikalen bisher kaum Wert zu legen scheint. So war auf der jüngsten Lega-Demonstration in Rom auch die Gruppierung „CasaPound“ vertreten, die sich in der Tradition Benito Mussolinis sieht. Ob der Lega Nord mit solchen Verbündeten ein Einbruch in die bürgerlichen Wählerschichten der Mitte gelingt, bleibt abzuwarten. Als Test können die für Mai angesetzten Regionalwahlen in sieben italienischen Regionen gelten.

Die bisher fehlende Abgrenzung nach ganz rechts wirkt umso erstaunlicher, als Salvini nach eigenem Bekunden ein großer Bewunderer von Marine Le Pen ist. Diese hat dem Front National erfolgreich eine „Entdämonisierungs“-Strategie verpasst. Anders als ihr Vater hat Marine Le Pen Themen aufgenommen, mit denen der Front National auch in der bürgerlichen Mitte und der Arbeiterschaft punkten kann. Sollte Salvini diese Strategie vom französischen Vorbild kopieren, könnte dies in Italien ähnlich erfolgreich sein wie in Frankreich.

Erst seit Februar 2014 im Amt, hat die Entzauberung von Regierungschef Renzi längst begonnen. Gegenwind kommt zum einen von den Gewerkschaften, aber auch von Oppositionsführer Berlusconi, der die Zusammenarbeit mit dem Premier vor wenigen Wochen aufgekündigt hat. Offenbar ist der italienische Ex-Premier bei der letzten Präsidentenwahl vom aktuellen Amtsinhaber enttäuscht worden. Medienberichten zufolge soll Berlusconi nämlich im Vorfeld der Wahl Renzi aufgefordert haben, einen ihm genehmen Kandidaten zu nominieren, der ihn zu einem späteren Zeitpunkt begnadigen könnte.

Norman Hanert


Sachlichkeit statt politischer Ranküne
Ungarn und Bulgarien scheren aus der Front der Putin-Gegner aus und kritisieren »Kolonialherrschaft« der EU

Die Harmonie, um derentwillen die Europäische Union einst angeblich gegründet worden ist, bröckelt. Die neue griechische Regierung nutzt ihre Finanzkrise, um suchende Blicke über die Grenzen des Bündnisses zu werfen, ob sich nicht vielleicht anderswo bessere Zusammenarbeit böte. Die EU zahlt es ihr heim, indem sie versucht, den Athener Unterhändlern ein anderes Papier zum Paraphieren unterzuschieben als das, was Stunden zuvor vereinbart worden war.

Misstöne in den Ohren der EU-Granden gab es auch anlässlich des Besuches von Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Budapest. Ungarns Ministerpräsident scherte aus dem Gleichschritt der Putin-Kritiker aus und erklärte, mehr der Sachlichkeit als der politischen Ranküne verpflichtet, Europas Zukunft hänge von den Beziehungen zu Russland ab. „Es gibt manche“, so Viktor Orbán, „die meinen, dass Russland von den Wirtschaftsbeziehungen mit Europa abgeschnitten werden soll. Sie stellen die Frage so: Entweder die europäische Einheit oder Russland. Auf eine schlechte Frage kann man aber nur eine schlechte Antwort geben. In solchen Fällen muss die Frage selbst abgelehnt werden.“ Sobald sich die Europäer in der Frage der Zusammenarbeit mit Russland festlegen würden, fiele „eine Entscheidung nicht über Russland, sondern über die Zukunft von Europa selbst“.

Zudem bekundete der ungarische Premier seine Unterstützung für die russische Initiative zur wirtschaftlichen Kooperation und zum freien Handel zwischen der EU und der Eurasischen Union. „Wir überlegen indessen, wie Kontakte zwischen der EU und Russland auf die beste Weise gestaltet werden könnten“, sagte Orbán.

In diesem Zusammenhang darf man einen Zwischenruf des spanischen Außenministers José Manuel García-Margallo, die Sanktionen hätten die EU bereits 21 Milliarden US-Dollar gekostet, als Kritik an den USA verstehen. Die waren es schließlich, die die EU zu den Sanktionen gedrängt hatten, wie Vizepräsident Joe Biden ungeniert zugegeben hat. Der spanische Chefdiplomat wörtlich: „Die Sanktionen kommen uns alle teuer zu stehen.“

Damit nicht genug. Jenseits der Nordgrenze Griechenlands wird ebenfalls Unmut laut. In Bulgarien haben Abgeordnete der Partei „Ataka“ ihr Land als „Kolonie der EU“ bezeichnet. Nun ist die rechtslastige Ataka mit rund sieben Prozent der Wählerstimmen nicht eben ein Schwergewicht, doch immerhin trägt sie die regierende Koalition mit. Und als Regierungspartei hat sie Anspruch auf Gehör.

Der Fraktionschef der „Ataka“ in der Volksversammlung, Wolen Siderow, erklärte delikaterweise in Simferopol, der Hauptstadt der Krim: „Der einfache Bürger Bulgariens hat nicht von der EU-Mitgliedschaft seines Landes profitiert. Der Lebensstandard bei uns ist niedriger als in der Russischen Föderation. Das heißt, dass die Mitgliedschaft Betrug war.“ Besonders schmerzlich für die Bulgaren ist, dass die EU auf Druck aus Washington den Vertrag mit Russland über den Bau der South-Stream-Öl-Pipeline gebrochen hat. Das Projekt ist gestorben und mit ihm für Bulgarien die Hoffnung auf ein jährliches Einkommen in Höhe von 400 Millionen Euro für die Durchleitungsrechte.

Doch nicht nur Streit um Geld und Geldeswert verbittert die Bulgaren. Siderow beklagt auch bitter den Verlust an Souveränität durch die EU-Mitgliedschaft: „Die Behörden in Sofia tun das, was die US-Botschaft befiehlt, was der Brüsseler Kommissar sagt. Aber das Volk denkt anders. Das bulgarische Volk weiß, dass eine gegen Russland gerichtete Politik schlecht ist.“ Für die „Ataka“ heißt das: Ausstieg Bulgariens aus EU und Nato, ein blockfreier Status für das Land und die Wiederaufnahme und Entwicklung der Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland. Florian Stumfall


MELDUNGEN

45 Milliarden aus neuer Steuer

Berlin – Die von elf europäischen Staaten geplante Umsatzsteuer auf Finanzgeschäfte könnte Deutschland jährlich bis zu 45 Milliarden Euro einbringen. Zu diesem Ergebnis kommt ein im Auftrag der SPD-Bundestagsfraktion erstelltes Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Finanzexperten prophezeien allerdings, dass ein Teil des Geschäfts wegen der neuen Steuer zum Erliegen kommen oder in Drittstaaten verlagert werden würde. Nach Berechnungen des DIW würde das Steueraufkommen in Deutschland aber selbst bei einem 15-prozentigen Rückgang der Wertpapiergeschäfte und einem Einbruch des Derivatehandels um 75 Prozent immer noch fast 19 Milliarden Euro jährlich betragen. J.H.

 

71 Milliarden für NS-Opfer

Berlin – Deutschland hat bis Ende 2013 aus öffentlichen Kassen rund 71 Milliarden Euro an „Personenkreise, die von nationalsozialistischem Unrecht betroffen waren“ als Wiedergutmachung gezahlt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Die Zahlungen erfolgten mit knapp 47,3 Milliarden Euro überwiegend nach dem Bundesentschädigungsgesetz (BEG) als dem „finanziell wichtigsten Teil der deutschen Entschädigungspolitik“. Weitere Leistungsgrundlagen waren unter anderem das NS-Verfolgtenentschädigungsgesetz (2,18 Milliarden), „Globalabkommen“ mit anderen Staaten (1,5 Milliarden), Härtefallregelungen (5,3 Milliarden, ohne Länder) und der Israelvertrag (1,76 Milliarden). Die Bundesländer leisteten von 1950 bis 2013 allein außerhalb des BEG 1,83 Milliarden Euro an Wiedergutmachungszahlungen. Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ wiederum brachte 2,56 Milliarden Euro für ehemalige Zwangsarbeiter auf. U.M.

 

50 Milliarden für Altenwohnungen

Frankfurt am Main – Im Zeitraum von April 2009 bis Dezember 2014 sind mit Mitteln des Bundes und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mehr als 145000 Wohneinheiten altersgerecht umgebaut und dafür 1,81 Milliarden Euro bewilligt worden. Die Mittel wurden unter anderem dazu verwendet, Barrieren im Wohnungsbestand zu beseitigen. Dennoch beklagt die Bundesregierung eine bei der Versorgung mit altersgerechtem Wohnraum „große Lücke“. Allein für den Personenkreis der über 65-Jährigen mit Mobilitätseinschränkungen fehlten schätzungsweise 2,7 Millionen Wohneinheiten. Dem stehe derzeit ein altersgerechter Wohnungsbestand in Deutschland von nur 700000 Wohnungen gegen-über. Die Bundesregierung beruft sich dabei auf eine von dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG für die KfW erstellte Studie. Darin wird bis zum Jahr 2030 mit einem Anstieg des Bedarfs auf rund 3,6 Millionen altersgerechte Wohnungen gerechnet, woraus sich ein Investitionsbedarf von 50 Milliarden Euro ergebe. Positiv sei laut Bundesregierung die Förderung des altersgerechten Umbaus durch dessen Aufnahme in das Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz („Wohn-Riester“). U.M.


S. 3 Deutschland

Einbrüche im Sekundentakt
Ausländische Kriminelle haben Deutschland als Einbrecherparadies entdeckt – gefasst werden sie fast nie

Beliebtestes Reiseziel unter ausländischen Kriminellen dürfte derzeit Deutschland sein. Die Zahl der Wohnungseinbrüche explodiert. Straff organisierte Banden, meist aus Osteuropa, ziehen von Bremerhaven bis München plündernd durchs Land und rauben, was sich schnell zu Bargeld machen lässt. Bayern und andere Bundesländer setzen auf Abschreckung und möchten, das gefasste Täter härter bestraft werden. „Reine Symbolpolitik“, meinen Kriminalitätsexperten.

Aufgepasst! Bevor Sie anfangen, diesen Artikel zu lesen, sollten Sie prüfen, ob zumindest im Erdgeschoss alle Fenster und Türen verschlossen sind. Treiben sich draußen auch keine verdächtigen Gestalten herum? Immer unverfrorener gehen Einbrecher in Deutschland vor. Sie kommen des Nachts, sie kommen am Tag, sie kommen in der Dämmerung – und sie arbeiten im Akkord. Sie machen anscheinend viele, viele Überstunden, die Herren Langfinger, die vor allem aus Osteuropa zu uns einreisen. Die Zahl der Einbrüche steigt explosionsartig an. In den letzten Jahren ist sie um 40 Prozent angewachsen. Besonders arg ist derzeit Bayern betroffen. Hier schnellte sie von 2012 auf 2014 um 50 Prozent in die Höhe, wie die jetzt veröffentlichten Kriminalitätsstatistiken der einzelnen Bundesländer zeigen.

Angenommen, Sie brauchen für die Lektüre dieses Textes neun Minuten, dann haben in dieser Zeit drei Wohnungseinbrüche stattgefunden. Alle 180 Sekunden stiehlt ein Krimineller irgendwo in Deutschland das Hab und Gut eines anderen, belegt eine aktuelle 120-Städte-Studie zum Thema „Wohnungseinbruchsdiebstähle“. Vielleicht sind es Wohnungen am anderen Ende der Republik, vielleicht auch direkt in Ihrer Nachbarschaft. Am wenigsten sicher sollten sich derzeit die Bewohner Bremerhavens fühlen, so die Studie, die von einem Versicherungsvergleichsportal erstellt wurde. Die beauftragten Statistiker verglichen die Zahl der Einbrüche mit der Zahl der bewohnten Wohnungen einer Stadt. Hinter Bremerhaven, so das Ergebnis, folgen Bonn und Recklinghausen. Auch in Köln ist es besonders ratsam, stabile Türverriegelungen sein Eigen zu nennen.

Jeder Einbruch verursacht durchschnittlich 3000 Euro Schaden, auch dies ist in der Studie nachzulesen. Großes oder sperriges Diebesgut lassen die Langfinger meist zurück. Im Fokus stehen Dinge, die sich leicht transportieren und schnell zu Bargeld machen lassen. Schmuck und teure Uhren gehören dazu, ebenso Smartphones, Tablet-PCs und Laptops. Über einen Autoschlüssel freuen sich die „Überraschungsgäste“ bei ihrer Wohnungsbegehung besonders. Für ihre Opfer heißt es dann: Nicht nur die Wohnung ist ausgeräumt, auch der Pkw vor dem Haus ist verschwunden.

Aber ist der materielle Schaden auch noch so hoch, die psychologischen Folgen für das Opfer sind meist ungleich schlimmer. Die Einbrecher haben nicht nur Wertgegenstände geraubt, sondern auch das persönliche Sicherheitsgefühl. Furcht, Geräuschempfindlichkeit, Schlafstörungen, sogar Bulimie und andere gravierende Gesundheitsprobleme gehören nicht selten zu den mentalen Langzeitfolgen. Kinder leiden unter Albträumen. Erwachsenen ist ihr „My Home is my Castle“-Gefühl verlustig gegangen. Die eigenen vier Wände werden fortan als Feindesland gesehen.

„Diebstahls- und Eigentumsdelikte treffen den Lebensnerv der Bürgerinnen und Bürger“, stellt Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP, fest. Sein Resümee: „Wenn der Staat immer weniger in der Lage ist, Eigentum ausreichend zu schützen, und dabei gleichzeitig immer mehr auf die Schultern der Menschen lastet, setzt er seine Vertrauensbasis aufs Spiel.“

Den Tätern dürften solche Überlegungen kaum den Schlaf rauben oder gar Essstörungen verursachen. Schließlich haben sie es ja noch nicht einmal mit Landsleuten zu tun. Die Zeiten der Gelegenheitseinbrüche oder der klassischen Beschaffungskriminalität von Drogenabhängigen sind vorbei. Kriminalitätsexperten machen vor allem internationale Banden verantwortlich. Bodo Pfalzgraf, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Berlin, erklärte in einem Interview: „An vorderster Stelle haben wir in diesem Bereich Täter aus Litauen, Bulgarien, Rumänien und Polen.“

Die fehlenden Grenzkontrollen dank der EU-Osterweiterung machen es den böswilligen Reisenden besonders leicht. Andererseits finden sich auch immer mehr türkische Tatverdächtige unter den ermittelten Kriminellen. Ebenfalls eine feste Größe im Einbruchsgeschäft sind mittlerweile diverse Sinti- und Roma-Clans. Ihre Angehörigen werden meist aus grenznahen Gebieten benachbarter westeuropäischer Länder nach Deutschland gebracht und schlagen vor allem im Rhein-Main-Gebiet und Nord-rhein-Westfalen zu. Die „nichtdeutschen Tatverdächtigen“, wie sie im Beamtendeutsch genannt werden, sind schnell, mobil, straff organisiert und gut vernetzt. Sie reisen gezielt ein, begehen Einbrüche im großen Stil, um dann wieder in ihren Heimatländern unterzutauchen.

Werden sie erwischt, sollen sie in Deutschland demnächst „die ganze Härte des Gesetzes“ spüren. Bayern brachte Anfang März eine entsprechende Vorlage in den Bundesrat ein. Demnach sollen Wohnungseinbruchdiebstähle künftig nicht mehr als minder schwere Fälle bestraft werden können. Künftig soll ein Strafrahmen von mindestens sechs Monaten bis zu zehn Jahren gelten. Auch soll das Delikt in den Katalog der Straftaten aufgenommen werden, die eine Telefonüberwachung rechtfertigen.

Im Bundesrat wird jetzt erst einmal in diversen Ausschüssen darüber beraten. Kritiker sprechen allerdings von reiner Symbolpolitik. Was nützen härtere Strafen, wenn die Täter nicht gefasst werden? Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liegt seit Jahren bundesweit bei gerade einmal 15 Prozent. Ob daran die Erlaubnis für Abhöraktionen etwas ändern würde, ist fraglich. Vor allem der chronische Personalmangel der Polizei wird für das Aufklärungs-Desaster verantwortlich gemacht. Berlins DPolG-Chef-Pfalzgraf spricht von ganzen Landstrichen, die aufgrund politischer Entscheidungen mittlerweile „entpolizeilicht“ wurden.

Frank Horns


Missionsgebiet Deutschland
Katholische Kirche setzt zunehmend auf ausländische Geistliche

Das Bistum Trier ist die älteste deutsche römisch-katholische Diözese in der Kirchenprovinz Köln. Es gilt als die Hochburg der Katholiken in Deutschland. Doch auch dort steht die Kirche vor einem Problem. Die Zahl der eingeschriebenen Mitglieder sinkt stetig, die Gotteshäuser werden immer leerer. Zudem findet sich kaum noch geeigneter Priesternachwuchs. „Fachkräftemangel der besonderer Art“ nennen es Kirchenvertreter.

Daher greift die katholische Kirche zunehmend auf Geistliche aus dem Ausland zurück. Besonders in den Ländern der Dritten Welt erfreut sich der Katholizismus nämlich steigender Beliebtheit. Viele ausländische Priester, die mittlerweile in Deutschland als Missionare arbeiten, stammen aus Polen, aber auch aus Nigeria oder dem Kongo. Der größte Teil der mittlerweile rund 1300 ausländischen Geistlichen stammt aus Indien.

Schon vor einigen Jahren war das Trierer Bistum Vorreiter beim Priester-Import. In Trier arbeiteten bisher schon rund zwei Dutzend ausländische Priester und es sollen noch mehr werden. Über ein neues Kooperationsprojekt mit dem Institut für pastorales Management im indischen Bangalore sollen nun jedes Jahr etwa fünf indische Priester in der Diözese dazukommen. „Sie werden in einem zehnmonatigen Lehrgang in Indien auf ihre Mission in Deutschland vorbereitet. Dazu gehören drei Sprachkurse“, so der Priesterreferent des Bistums Trier, Markus Nicolay gegenüber dem „Trierischen Volksfreund“. Dazu kommt ein inhaltlicher Teil, in dem sie in deutscher Kirchengeschichte, Liturgie und Seelsorge geschult werden. Ende April werden die ersten Absolventen für das Trierer Bistum erwartet, kündigte Nicolay an, der sich sicher ist, „dass die Maßnahme erfolgreich sein wird.“

Doch mittlerweile wird deutlich, dass es bei der Integration der Geistlichen Probleme gibt. Interne Umfragen unter Gläubigen und Priestern zeigen Defizite auf. Ein großes Problem sei die Fähigkeit, sich in der neuen Sprache auszudrücken. Die Mehrzahl der Priester konnte bei der Einreise in der Vergangenheit kaum oder gar kein Deutsch sprechen. Dennoch gibt die Mehrzahl der Priester an, heute gut oder sehr gut die Sprache zu beherrschen. Der Eindruck vieler Gläubiger ist ein ganz anderer. „Er gibt sich ja Mühe, aber man versteht ihn kaum“, sei ein Satz, den man in den Kirchen oft höre. „Wir werden die Priester in den Heimatländern noch besser schulen müssen“, räumt Bistums-Sprecher Nicolay ein.

Seine Kollegen aus Münster haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Dort sind bereits rund 150 Priester der Weltkirche im Einsatz, darunter viele aus Indien, so der Sprecher Stephan Kronenburg gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Und es werden auch hier mehr. Insgesamt seien 200 Stellen geplant. Mit Blick auf andere Bistümer seien es „vergleichsweise viele“. Die Erfahrungen mit ausländischen Priestern seien unterschiedlich. Manche integrierten sich schnell und gut, anderen falle es nicht so leicht. Auffallend sei, dass viele Priester eine Art Kulturschock erleben würden. „Die Erfahrung, dass man der Kirche distanziert gegenüber steht, kennen sie aus der Heimat nicht“, erklärte Kronenburg. Peter Entinger


MELDUNGEN

ARD-Hörfunk verliert weiter

Frankfurt am Main – Nach jüngst von der Arbeitsgemeinschaft Media Analyse (agma) veröffentlichten Daten haben die 100 meistgehörten Rundfunksender in den letzten Monaten deutlich an Reichweite verloren. So büßten laut der Media Analyse „ma 2015 I“ allein die öffentlich-rechtlichen Sender der ARD über eine Million Hörer ein. Auch die privaten Stationen verbuchten ein Minus von 250000 Hörern. Den ermittelten Daten zufolge schalten täglich mehr als Dreiviertel der Deutschen (57,6 Millionen oder 78,3 Prozent) ihr Radio ein. Genutzt wird das Hörfunkangebot im Durchschnitt länger als vier Stunden (242 Minuten) täglich. Ermittelt werden die Daten zu Nutzung und Reichweiten der einzelnen Sender halbjährlich auf Basis von repräsentativ angelegten Telefon-Befragungen. N.H.

 

Vorfahrt für E-Autos

Berlin – Gegen das Votum der Linksfraktion und bei Enthaltung der Grünen hat der Bundestag in der vergangenen Woche das umstrittene Elektromobilitätsgesetz verabschiedet. Das Gesetz ermöglicht es den Kommunen, Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr zu bevorzugen. Ziel ist es, deren Nutzung zu fördern. Bevorrechtigungen sind demnach möglich für das Parken auf öffentlichen Straßen, bei der Nutzung von zweck­gebundenen Straßen oder Teilen davon, wie etwa Busspuren, durch Ausnahmen von Zufahrtbeschränkungen oder Durchfahrtverboten und im Hinblick auf die Parkgebühren. Das Gesetz ermächtigt auch zur Einführung einer Kennzeichnung von privilegierten Elektrofahrzeugen sowie zur Einführung von Bevorrechtigungen für Elektrofahrzeuge in der Straßenverkehrsordnung. U.M.


S. 4 Hintergrund: Sozialindustrie

Geschäfte mit den Schwächsten
Staat überlastet: Betreuungskosten lassen Sozialausgaben in die Höhe schnellen

In den vergangenen Jahren sind Sozialeinrichtungen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Millionen Beschäftigte arbeiten in einer Branche, in der sich viel Geld verdienen lässt.

Fälle von Kindesmisshandlungen wie die der zu Tode gequälten Kinder Kevin oder Lea-Sophie haben die Gesellschaft aufgerüttelt und die Jugendämter in Verruf gebracht. Mitarbeiter von Jugendämtern beklagen indessen, dass sie der anfallenden Arbeit nicht mehr Herr würden und nur noch Krisenintervention betrieben, anstatt eine präventive und intensive Betreuung leisten zu können. Wenn wie in einigen Berliner Bezirken 90 Kinder auf einen Mitarbeiter kommen, könne das Jugendamt Problemfälle nur noch verwalten und zahlen.

Dem pflichtet der CDU-Politiker Falko Liecke bei, Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Jugend und Gesundheit im Berliner Bezirk Neukölln. Er kritisiert, dass der Staat, der den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten hat, diese Aufgabe fast vollständig „outgesourct“ hat. Er spricht von einem „Trägerproblem“. Die Kinder- und Jugendbetreuung wurde soweit privatisiert, dass gar keine eigenen Einrichtungen mehr vorhanden sind. Die Folge: Jugendämter sind an private Träger gebunden, bei denen sie eine Unterbringung zu fast jedem Preis akzeptieren müssen. Diese Praxis bemängelt auch Heinz Buschkowsky (SPD), langjähriger Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln. Er spricht von einer Sozialindustrie, an die der Staat Gelder auf Treu und Glauben zahle. Eine Kontrolle bleibe in der Regel aus.

Die Angst vor weiteren Todesfällen hat zu einer Erhöhung der Zahl von Inobhutnahmen geführt. Kinder werden immer früher aus ihren Familien herausgenommen. Fehlentscheidungen, etwa wenn Eltern sich in einem Scheidungskrieg gegenseitig der Gefährdung des Kindeswohls bezichtigen, sind nicht auszuschließen, da Personal und Zeit fehlen, um solche Vorwürfe zu überprüfen. Die Familiengerichte verlassen sich allzu häufig auf die Empfehlungen der freien Träger, an die das Jugendamt die Kinder vermittelt hat.

Das Rechtssystem in Deutschland ist nach einer Gesetzesnovelle so ausgelegt, dass der Staat sich selbst nicht mehr um den Jugendschutz kümmert. Eigene Einrichtungen wurden privaten Trägern übergeben und Stellen abgebaut, in der irrigen Annahme, dass die Jugendhilfe in privater Hand effizienter und kostengünstiger sei. Das Gegenteil ist der Fall. Freie Träger, das können Vereine, Stiftungen und Privatpersonen sein, bieten den Jugendämtern ihre sozialen Dienste an. Da sie nur rentabel sind, wenn ihre Einrichtungen ständig belegt sind, haben sie ein Interesse daran, einen Betreuten möglichst lange zu behalten. Die freien Träger werden von den Jugendämtern bezahlt. Bei einem Tagessatz von 178 Euro kann eine Einrichtung mit der Betreuung eines Kindes 65000 Euro jährlich verdienen. Die hohen Tagessätze ergeben sich aus einer Fülle von Maßnahmen. Oft hat ein Jugendlicher mehrere Betreuer, für die Beschulung, für Therapie und die Freizeitgestaltung. Eine Überprüfung der getroffenen Maßnahmen bleibt wegen Kapazitätsgründen aus.

Die Zahl der Inobhutnahmen ist seit 2005 um 64 Prozent gestiegen, 4,4 Milliarden Euro pro Jahr gibt der Steuerzahler allein für Jugendhilfe aus. Zwar gibt es soziale Einrichtungen, denen an einer positiven Entwicklung ihrer Schützlinge gelegen ist, doch auch sie können nicht verhindern, dass ein junger Mensch später in die nächste Betreuungsfalle gerät. Mit Betreuung lässt sich gutes Geld zu Lasten der Schwächsten der Gesellschaft verdienen. Manuela Rosenthal-Kappi


Offensives Sozialkartell
Steuerverschwendungsmodelle − Luxusbetreuung rund um die Uhr

Nennen wir ihn Markus. Der 13-Jährige zieht mitten im Deutschunterricht ein Brötchen aus seiner Schultasche. Die erwachsene Frau, die neben ihm mit in der Klasse sitzt, reißt ihm das Essen aus der Hand. „Nicht jetzt!“, flüstert sie.

Seit Jahren wird Markus von einer Sozialbetreuerin begleitet. Er ist ein „Problemschüler“ auf Son­derschulniveau, dessen Verhaltensauffälligkeiten nur von einer Autoritätsperson gesteuert werden können. Die übrigen Schüler haben sich in dieser niedersächsischen Gesamtschule daran gewöhnt, dass Markus tagein, tagaus von einer erwachsenen Person begleitet wird. Sie sagt ihm, was er zu tun und zu lassen hat. Nicht einmal die Seiten eines Lesebuches würde er ohne ihre Aufforderung umblättern, ohne dabei den Unterricht zu stören.

In dieser Schule mit über 1000 Schülern ist Markus nicht der einzige, der morgens durch einen Sozialbetreuer von den Eltern abgeholt und nachmittags dort wieder abgeliefert wird. Zwei weitere genießen diesen Komfort durch „Sozial-Coaches“, wie sie sich selbst bezeichnen. Diese Berufsbezeichnung steht für ein Betätigungsfeld zur individuellen Betreuung von Kindern, bei denen die elterliche Erziehung versagt hat. Das Konzept sieht vor, dass man Problemkinder auf diese Weise wieder sozial integrieren will. Diese Luxusbetreuung kostet den Steuerzahler wesentlich mehr, als wenn man Kinder wie Markus in gemeinschaftlichen sonderpädagogischen Einrichtungen unterrichten würde. Dieser Verzicht hätte dann aber einen unbefriedigenden Nebeneffekt: Die „Sozial-Coaches“ wären somit arbeitslos.

Darüber, dass diese jahrelange Sonderbetreuung, so sinnvoll sie auch sein mag, Unsummen an Steuergeldern verschlingt, redet man nicht gerne. Der Autor Walter Wüllenweber hat in seinem Buch „Die Asozialen. Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren“ ausgerechnet, dass dieses Helferkartell jährlich einen Umsatz von bis zu 140 Milliarden Euro macht. Ein einzelner Mitarbeiter kostet daher Bund und Kommunen rund 57000 Euro pro Jahr.

Klar, dass die Sozialindustrie solche Pfründe nicht aufgegeben will, sondern dem Staat stets neue Kröten vor die Tür legt. Oder besser: Kobras. Wüllenweber zitiert ein Beispiel aus Indien: Die Briten zahlten jedem Inder, der ihnen eine tote Kobra brachte, eine Belohnung. Flugs züchteten die cleveren Inder jede Menge Kobras, um die Belohnung zu erhalten. In der Sozialindustrie funktioniert das mit den „Kapovaz“-Verträgen, die nach kapazitätsorientierter variabler Arbeitszeit bezahlt werden. Sozialhelfer mit voller Stelle werden nur nach der Anzahl ihrer Klienten bezahlt. Also züchten sie Problemfälle, um vollen Lohn zu erhalten.

Unterstützung gibt es aus der Politik. Da sich 30 Prozent der Bun­destagsabgeordneten mit Funktionen in Wohltätigkeitsorganisationen schmücken, hat das Sozialkartell eine starke Lobby. Markus kann also zum Ende der Schulzeit auf Betreuung hoffen. Die Kosten werden sich allein für ihn bis dahin auf eine Zahl im sechsstelligen Bereich summiert haben. Man gönnt sich ja sonst nichts. Harald Tews


Deutsche mutieren zum betreuten Volk

Betreuung von der Wiege bis zur Bahre – so könnte das Motto des Bundesfamilienministeriums lauten, zieht man die immensen Ausgaben in Betracht, die der Steuerzahler alljährlich für Sozialausgaben aufbringen muss. Zwei Millionen Helfer kümmern sich täglich um Arme, Bedürftige und Behinderte in unserer Gesellschaft. Allein das Rote Kreuz beschäftigt mehr Arbeitnehmer als ein Industriekonzern wie BASF. 2014 betrugen die Ausgaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 122 Milliarden Euro, das sind über 41 Prozent des Bundeshaushalts. Diesem Posten folgen die Kosten für Schuldentilgung und das Verteidigungsministerium mit jeweils knapp über zehn Prozent des Haushalts.

Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2013 insgesamt rund 35,5 Milliarden Euro allein für Kinder- und Jugendhilfe ausgegeben. Gegenüber 2012 sind die Kosten damit um 10,2 Prozent gestiegen. Die Tendenz zeigt weiter nach oben, denn die Ausgaben für Jugendhilfe steigen nicht zuletzt wegen der Auslagerung an private Träger rasant.

Ähnlich sieht die Entwicklung bei gesetzlicher Betreuung für Volljährige aus, die wegen Krankheit oder Behinderung ihren Alltag nicht selbstständig regeln können. In diesen Fällen sieht der Gesetzgeber vor, den Betroffenen einen gerichtlich bestellten Betreuer zur Seite zu stellen. Die Zahl der Betreuungsverfahren lag Ende 2011 bei über 1,3 Millionen, die Zahl der anerkannten Betreuungsvereine stieg auf 826, von denen 614 durch Landesmittel gefördert werden. Die Kosten für Aufwendungsersatz und Vergütungen stiegen in diesem Bereich um 8,78 Prozent. Statt in eigene Einrichtungen zu investieren, leistet sich der Staat somit eine teure Betreuungsindustrie. MRK


Zeitzeugen

Manuela Schwesig – Die Familienministerin will mit einem Präventionsgesetz eine bessere Verzahnung von Gesundheitswesen und Kinder- und Jugendschutz erwirken. Damit Familien vor Ort unbürokratische Hilfe erhalten können, will die Regierung 2015 177 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen und ab 2016 einen dauerhaften Fonds einrichten. Kinderschutz dürfe nicht von der Kassenlage der Kommunen abhängen.

Heinz Buschkowsky – Der ehemalige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln kritisiert, dass der Staat sich Strukturen gegeben habe, die eine Sozialindustrie geschaffen hätten, die es sogenannten freien Trägern ermöglicht, staatliche Gelder zu erhalten, ohne einen Nachweis über Sinn und Nutzen von deren Verwendung erbringen zu müssen.

Falko Liecke – Der stellvertretende Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Jugend und Gesundheit in Berlin-Neukölln fordert ein Umdenken auf Bundesebene. Er kritisiert, dass der Staat trotz seiner Pflicht, für den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu sorgen, eigene Heimeinrichtungen und eigenes Personal abgeschafft habe, um Kosten zu sparen und stattdessen per Gesetz für Strukturen der Betreuung gesorgt habe, die unkontrollierbar und äußerst kostenintensiv seien.

Hans-Harald Ehlert – Gemeinnützige Unternehmen dürfen keine Gewinne erzielen. Auch nicht die Treberhilfe Berlin e. V., deren Geschäftsführer Ehlert bis 2010 war. Dass er einen Maserati fuhr und ein Jahresgehalt von 365000 Euro bezog, brachte den Chef eines Unternehmens, das sich der Hilfe Obdachloser verschrieben hat, in Erklärungsnot. 2011 meldete die Treberhilfe Insolvenz an.

Walter Wüllenweber – Der Journalist, der seit 1995 für die Zeitschrift „Stern“ arbeitet, veröffentlichte 2012 sein Buch „Die Asozialen. Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren − und wer davon profitiert“, in dem er das verschwenderische Wohlfahrtssystem mit seinen unzähligen karitativen Verbänden entlarvt, die ein Zwei-Millionen-Heer von Mitarbeitern beschäftigen, deren Sozial-, Fortbildungs- oder Umschulungsmaßnahmen oft im Sande verlaufen.


S. 5 Preussen/Berlin

Höhenrausch im Westen
Das Zentrum des alten West-Berlin erlebt seine spektakuläre Wiedergeburt

Lange mussten Investoren Geduld beweisen, nun wächst im Zentrum-West ein Bauprojekt neben dem anderen – ein Höhenflug ohne politischen Plan.

Das alte Zentrum von „Insel-Berlin“ um Ku’damm und Breitscheidplatz erlebt eine neue Blütezeit groß und hoch dimensionierter Bauten. Frei von Berlins politischen Debatten um Milieuschutz und „Gentrifizierung“ wächst das Quartier in neue Dimensionen.

Neuen Wohnraum entfalten die architektonisch vielschichtigen Vorhaben indes kaum. Sie verschaffen aber dem lange stagnierenden Zentrum des alten West-Berlin einen neuen Aufschwung und raschen Wandel. Der jüngste Beitrag zu dem neuen Gesicht des Westens entsteht am Bahnhof Zoo. Dort startet gerade der Abriss des für Sex-Shops und düstere Betonarchitektur berüchtigten Leineweber-Hauses in der Joachimsthaler Straße.

Auch ein Behelfsbau aus den 50ern weicht einer Neubebauung, die trotz 130 Millionen Euro Einsatz architektonisch wenig anspruchsvoll ist: Textilläden und Büros sind geplant. Der Investor Hines sieht das Projekt dennoch auf einer Ebene mit dem so unterschiedlichen neuen Hotel Waldorf Astoria und dem Bikinihaus. Die neue „Mitte-West“ nimmt rascher Gestalt an, als Politik, Anwohner und Stadtplaner es nachvollziehen. Dabei sind die Pläne privater Investoren oft seit Jahren bekannt.

Die Stadt Berlin selbst investiert hier allerdings kaum. Die lange totgesagte Mitte-West steigt dank privater Initiative wieder auf: Veranstaltungen, Neubauten von Geschäftshäusern und Hotels, vor allem aber eine neue Aufbruchsstimmung breitet sich aus. So gibt es eine „Trendshow“ zur Funkausstellung.

Einigen Bezirkspolitikern sind die vielen Veranstaltungen rund um den Breitscheidplatz bereits zu viel. Der Baustadtrat Marc Schulte (SPD) kritisierte im Dezember, der Ort werde jährlich „an 150 Tagen bespielt“. Man könne den Platz im Sommer fast nicht mehr frei erleben. Die zentrale Fläche soll nach dem Wunsch von Lokalpolitikern besser genutzt und als Platz erkennbar gemacht werden. Die Anrainer drängen die Stadtplaner indes zu möglichst wenig Umbauten. Ein möglicher Abriss des Weltkugel-Brunnens aus den 80er Jahren, von den Berlinern liebevoll „Wasserklops“ genannt, ist vom Tisch.

Während die Politik die bauliche Anpassung des öffentlichen Raums vertagt und infrastrukturelle Herausforderungen nicht diskutiert, stürmen private Investoren mit einem Bauprojekt nach dem nächsten das Viertel. Seit Juni entstehen am Breitscheidplatz für den Bauherrn Strabag Real Estate zwei 118 Meter hohe Zwillingstürme, das „Upper West“. Das rund 250 Millionen Euro teure Gesamtgebäude mit je vier unterirdischen Geschossen ist so aufwendig, dass sich die Fertigstellung über den geplanten Termin Mitte 2016 hinaus verzögert. „Mittendrin im neuen Westen“ rage es empor, wirbt der Bauherr im Internet. Im 33. Stockwerk ist eine Luxusbar eingeplant. Wie ein Tortenstück spitzt sich das ebenfalls 118 Meter hohe Turmgebäude „Zoofenster“ auf den Platz hin zu. Der Neubau beherbergt das Luxushotel Waldorf-Astoria, das seit 2012 Gästen offensteht.

Zwar ist hier nicht die historisch aufgeladene Mitte der Metropole wie am Brandenburger Tor. Doch mit nur zehn Minuten Entfernung zu Hauptbahnhof und Kanzleramt und wenig mehr zu anderen Attraktionen spielt der Standort andere Quartiere aus. So bahnt sich der schon einmal in Berlins Geschichte im frühen 20. Jahrhundert erfolgte große Verlagerungswettlauf gen Westen an, infrastrukturelle Herausforderungen an die Politik inklusive.

Der Senat widmet sich aber weiter kaum der großräumigen Planung, sondern dem Anlocken von Investoren an sich. Den Vorgängerbau des „Upper West“, das Schimmelpfeng-Haus, nahm der Senat bereits 1999 aus der Denkmalschutzliste. Dort speisten einst Willy Brandt und Harald Juhnke. Im Jahr 2013 erfolgte der Abriss. Das alte Zentrum-West wandelt sich seit wenigen Jahren in Rekordzeit in einen durch hohe Glas- und Natursteinfassaden überstrahlten Platz kosmopolitischer Turmbauten. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hob zur Grundsteinlegung den langen Atem der Inves­toren des „Upper West“ hervor: „Ich freue mich, dass gerade in der City West der nächste Grundstein für ein weiteres Hochhaus gelegt und dem Ensemble um den Breitscheidplatz nach dem Bikinihaus ein neues Juwel hinzugefügt wird. Das ist auch ein Signal, dass die City West sich weiterentwickelt.“

Wohin die Entwicklung geht und wer sie politisch plant, lässt Lüscher offen. Noch 2012 sagte sie: „Wolkenkratzer gehören nicht nach Berlin.“ Die Mitte-West nahm sie von dieser Überzeugung aus – hier sei Verdichtung sinnvoll. Dass ein Hochhauskonzept fehlt, zeigte sich erneut im Oktober, als die AG City Pläne für ein 209 Meter hohes Gebäude auf dem Hardenbergplatz vorstellte – noch bevor Senat oder Bezirk für diesen Ort nahe dem Breitscheidplatz Richtlinien entwarfen. Schulte sieht den Ort zum „Hotelvorplatz“ abgewertet. „Maßstäblichkeit“ müsse beachtet werden, merkte Lüscher lapidar an.

Seither schwelt ein Expertenstreit, ob lieber Verkehrsknoten wie Potsdamer Platz und Alexanderplatz verdichtet werden sollen und welche Orte noch dazugehören. Berlins Politik hat bisher keine vorausschauenden Ideen zur Entwicklung des Zentrums West beigesteuert. Sie droht somit investorenseitig vor vollendeten Tatsachen zu stehen. Sverre Gutschmidt


Gewolltes Unwissen
von Theo Maass

Geschichte wird als eigenes Lehrfach in Berlin und Brandenburg abgeschafft. Die Fächer Geschichte, Geografie und Sozialkunde werden zusammengelegt. Das übergreifende Fach heißt „Gesellschaftswissenschaften“. Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD): „Die Idee dahinter ist, dass man Geschichte auch mit anderen Fächern durchaus kombinieren kann.“

Dabei zeigt die Debatte um die Umbenennung der Turnvater-Jahn-Grundschule in Berlin-Pankow in Bötzow-Grundschule, dass sogar Politiker, Lehrer und Schuldirektoren Defizite und Wissenslücken in Geschichte aufzuweisen haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass man sich von dem Namen eines Freiheitskämpfers trennt. Die Straße, in der die Schule liegt, ist zu allem Überfluss nach John Schehr benannt, einem kommunistischen Demokratiefeind, immerhin Stellvertreter des KPD-Führers Ernst Thälmann. Keine Frage: Bei Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) und der Schuldirektorin Frauke Dellas gibt es Zweifel, ob sie den Anforderungen des mittleren Schulabschlusses im Fach Geschichte genügen würden.

In Berlin-Lichtenberg kamen 300 betroffene Lehrer zu einer Info-Veranstaltung. Kritik gab es von der ersten Sekunde an. Ein „Machtwort“ des anwesenden Staatssekretär Mark Rackles (SPD) unterdrückte den Protest nur vorläufig. Anschließend artikulierte sich das Missvergnügen erneut. Dabei kam auch die Art des Umgangs mit abweichenden Meinungen zur Sprache. Zwar gebe es ein Internetportal für Kritik, aber dort seien fast nur positive Stellungnahmen zu lesen. der Verdacht der Zensur lag im Raum, der Vorwurf der „Alibiveranstaltung“ machte die Runde. Langsam erschließt sich, warum Friedrich Ludwig Jahn als Namenspatron in Berlin unerwünscht ist. Auch in der napoleonischen Zeit stand die Meinungsfreiheit nur auf dem Papier.

Die „Erfinder“ des neuen Fachs bekennen sich dazu, andere Schwerpunkte setzen zu wollen. Geschlechteridentitäten und Migration sollen stärker „untersucht“ werden. „Gender Mainstream“ und „Willkommenskultur“ für „kulturelle Bereicherungen“ statt Geschichtswissen? Propaganda im Sinne der Regierungspolitik für die Jüngsten? Und der Wissenshorizont reicht dann so weit, dass Bismarck der Erfinder des gleichnamigen Herings ist, 1944 „unsere Truppen“ in der Normandie landeten, um uns von den Nazis zu befreien, und dass nach einer erneuten Zählung der Toten auf den Dresdner Friedhöfen die Zahl der Opfer des Bombenterrors „weit niedriger liegt als bislang angenommen“? Kein Wunder, dass Eltern, die es sich leisten können, die Flucht vor staatlichen Schulen ergreifen und ihren Nachwuchs lieber auf Privatschulen lernen lassen – auch wenn sie dies viel Geld kostet.


Der letzte Schuss
Sparwut: Darf Berlins Polizei bald keine Waffen mehr tragen?

Die Folgen jahrelangen Sparens an Berlins Polizei schlagen durch. Eine parlamentarische Anfrage ergibt: Die Beamten haben kaum noch Anlagen zum Schießtraining. Mangelnde Sicherheit im Umgang mit der Waffe droht. Rechtlich könnte den Beamten bald das Tragen von Schusswaffen unmöglich gemacht werden, fürchten Kritiker aus den Reihen der Polizei.

„Die Berliner Polizei hat noch nicht einmal genügend Ressourcen, um ihre Schwerpunktaufgaben zu erfüllen“, klagt Kerstin Philipp, Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Die politischen Sparmaßnahmen spitzen die Probleme zu: Berlins Polizisten stehen theoretisch 70 Schießbahnen zur Verfügung, doch nur 37 davon stehen uneingeschränkt bereit, zehn weitere nur bedingt. Das ergibt die Antwort von Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) auf eine aktuelle parlamentarische Anfrage.

Spätestens Anfang 2014 war der Politik der dramatische Engpass beim Schießtraining bekannt. Im März 2014 gestand Polizeipräsident Klaus Kandt im Innenausschuss, es seien 17 Millionen Euro nötig, um die Anlagen wieder herzurichten. 2014 setzte auch das reguläre Schießtraining aus. „Wir brauchen ein neues Landesschießzentrum. Stattdessen versenken wir Millionen in den vielen Sanierungsfällen“, kritisierte Bodo Pfalzgraf, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Der Senat nahm seither weder für die eine noch die andere Lösung genug Geld in die Hand. Das hat Folgen für alle Bürger: Eine Geschäftsanweisung zum Einsatztraining schreibt Berlins Polizisten eine Mindestmenge scharfer Übungsschüsse vor. Ohne diese droht ein Polizist faktisch die Erlaubnis zum Führen der Waffe zu verlieren.

Der schlechte Zustand der Schießanlagen und der Mangel an Trainingsstunden in den einzelnen Revieren betreffen viele Beamte. Sogar Berlins Spezialeinheiten weichen zum Schießtraining auf andere Bundesländer aus. Laut Polizeisprecher Stefan Redlich gibt es dieses Jahr für „alle Polizeidienstkräfte mindestens eine Schießtrainingseinheit mit scharfer Munition“. Er räumt jedoch ein, dass in „Einzelfällen“ bis zu zwölf Monate zwischen den Trainingstagen liegen könnten. Am 3. März entschied der Senat, für 13,1 Millionen Euro ein neues Trainingszentrum in Ruhleben zu bauen. Zwei alte Schießstände dort sollen saniert, weitere errichtet werden, Fertigstellung voraussichtlich in vier Jahren. SG


Juden in Angst
Attacken durch Moslems häufen sich

Wie gefährdet sind Juden in Berlin? Über diese brisante Frage sind der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und die Integrationssenatorin Dilek Kolat in heftigen Streit geraten.

Sie ringen vor allem um die Frage, ob es für äußerlich erkennbare Juden in Berlin und anderswo „No go Areas“ gibt oder nicht, Gegenden also, die sie nicht gefahrlos betreten können, ohne antijüdische Attacken zu ris­kieren. Schuster hatte jüngst Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) davor gewarnt, sich in sogenannten „Problemvierteln mit einem hohen muslimischen Anteil“ als Jude zu erkennen zu geben.

Vor Wochen ließ sich Schuster noch anders vernehmen. Anlässlich der Bürgerbewegung Pegida waren er und andere führende jüdische Funktionäre auf der Seite der Kritiker zu finden. Damals erklärte Schuster, die Angst vor islamistischem Terror werde „instrumentalisiert“, um eine ganze Religion zu verunglimpfen. Das sei „absolut inakzeptabel“.

Bereits im vergangenen Sommer mehrten sich dem gegenüber Berichte über heftige antijüdische Ausfälle von Seiten muslimischer Hauptstadtbewohner, nicht etwa von deutschen Rechtsextremisten. Tätliche Übergriffe, aber vor allem verbale Attacken („Du bist tot!“) nahmen an Schärfe und Häufigkeit deutlich zu.

Senatorin Dilek Kolat – 1967 in der Türkei geboren – sieht das Problem dessen ungeachtet woanders. „Rechtsradikale“ seien als Täter zu suchen: „Das Problem lässt sich nicht auf Muslime fokussieren“, so Kolat. Hans Lody


Turnvater Jahn wird verbannt

Ab sofort heißt die Turnvater-Jahn-Grundschule in Berlin-Pankow Bötzow-Grundschule. Grund: Die zuständige Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) findet, die Biographie des bisherigen Namensgebers sei „zwiespältig“. Deutlicher wird die Direktorin der Schule, Frauke Dellas: „Mit großer Freude erwarten wir die Umbenennung unserer Schule in Bötzow-Grundschule“, man habe festgestellt, dass das „Leben und Wirken“ des bisherigen Namensgebers „nicht dem Bildungsauftrag der Berliner Schule“ entspreche. Lehrer, Eltern und Schüler hatten ermittelt, dass Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) ein „Nationalist“ gewesen sei. Sein Gedankengut sei nicht weltoffen. Diese Beurteilung Jahns ist keine neue. Schon 1999 trennte sich eine Schule in Hamburg mit ähnlichen Argumenten von seinem Namen. Jahn hatte seine Turnbewegung ursprünglich gegründet, um junge Deutsche für den Freiheitskampf gegen Napoleon zu trainieren. H.L.


S. 6 Ausland

Große Bühne für politische Botschaften
European Song Contest: Armenien erinnert an den Genozid, Frankreich beklagt Vergessen der Nationen

Nachkommen von Überlebenden des Völkermords an den Armeniern aus allen fünf Kontinenten wollen mit dem Titel „Don’t Deny“ („Leugne nicht“) Armenien beim Eurovison Song Contest (ESC) in Wien vertreten. Die Türkei, das den Völkermord auch zu dessen 100. Jubiläum leugnet, protestiert.

Infolge des Genozids an den Armeniern, bei dem vor 100 Jahren 1,5 Millionen Menschen getötet oder in die ganze Welt vertrieben wurden, gibt es heutzutage überall auf der Welt Menschen mit armenischen Wurzeln. Um das Gedenken an die Opfer dieses ersten Völkermords auch musikalisch zu transportieren, wurde aus sechs Künstlern der armenischen Diaspora – einem aus jedem Erdteil – und einem Künstler aus Armenien die Gruppe „Genealogy“ (Ahnenforschung) zusammengestellt. Der armenisch-französische Sänger Essaï Altounian ist als Repräsentant des Kontinents Europa dabei. Aus den USA kommt die dort aufgewachsene Sängerin und Liedschreiberin Tamar Kaprelian und der armenisch-äthiopische Musiker Vahe Tilbian ist aus Afrika dabei. Die aus Eriwan stammende Inga Arshakyan vertritt nach 2009 zum zweiten Male Armenien, damals hatte sie in Mos­kau im Duett mit ihrer Schwester Anush für Armenien Platz 10 belegt. Athena Manoukian lebt in Australien, wo sie mit der Single „XO“ erfolgreich war. Symbolisch stehen die fünf plus ein Musiker für die Blütenblätter eines Vergissmeinnicht, dem Emblem der Gedenkfeierlichkeiten in diesem Jahr in Armenien.

Mit dem Projekt „Genealogy“ und der unterschwelligen Botschaft „Don’t deny“ im 100. Jahr nach dem Genozid durch das Osmanische Reichs testet Armenien die Grenzen des „unpolitischen” ESC aus. Die Botschaft des armenischen Beitrages passt ausgezeichnet zum Motto des diesjährigen Sing-Wettbewerbs, „Building Bridges“ (Brücken bauen), das sich durch alle Bereiche des Ereignisses ziehen soll, wie es der federführende österreichische Rundfunk ORF verlangt.

Bevor der Text des Liedbeitrages von Armenien überhaupt bekannt ist, hat es bereits Kritik vor allem aus der Türkei gehagelt. Dort gibt es eine Unterschriftenkampagne, die wegen der politischen Botschaft die Disqualifikation Armeniens aus dem ESC fordert. Dabei hatte die Türkei noch 2012 selbst mit der Auswahl des sephardischen Türken Can Bonomo über den ESC eine Botschaft gesandt. Auch Aserbaidschan, das mit Armenien wegen der Region Berg Karabach im Konflikt ist, strebt eine offizielle Beschwerde an. Aserbaidschan hatte 2012, als die Megashow im eigenen Land stattfand, diese zu politischen Statements missbraucht. Ob die Türkei, die von der musikalischen Anklage in erster Linie betroffen ist, den ESC 2015 überhaupt ausstrahlen wird, ist fraglich, zumal das Land gar nicht selbst teilnehmen wird.

Obwohl laut ESC-Reglement politische Stellungnahmen in den Wettbewerbsbeiträgen nicht zugelassen sind, wurde in der Geschichte des ESC dies schon mehrfach umgangen. Der ESC war nie unpolitisch, oft hatten nicht nur die Titel der Gewinner des jeweiligen Jahres eine politische Botschaft, man denke nur an die Saarländerin Nicole, die mit „Ein bisschen Frieden“ 1982 den Titel für Deutschland holte. Auch die Repräsentanten der Ukraine hatten 2014 bereits im Vorfeld der Show versucht, zu Beginn des Krieges in Donezk politische Botschaften zu vermitteln. Der ESC ist, das hat der Sieg von Conchita Wurst im letzten Jahr einmal mehr bewiesen, auch eine Bühne für politische und gesellschaftliche Botschaften.

Aber nicht nur der armenische Beitrag birgt in diesem Jahr eine immens deutliche politische Botschaft. Auch der französische Beitrag „N’oubliez pas“ (Vergesst nicht) von Lisa Angell stellt ebenfalls schon aufgrund des Titels, der den Opfern des Ersten Weltkriegs gewidmet sein soll, eine Provokation für viele Menschen vor allem zwischen Istanbul und Baku dar. Denn in diesem Beitrag geht es ebenfalls um Gedenken an die ermordeten Armenier, die im Gegensatz zu den anderen Opfern des Krieges bewusst ausgegrenzt werden sollen. Nicht nur die Türkei, auch Länder wie Österreich und Deutschland meiden aus politischen Gründen den Begriff des Genozid. Darum möchte Frankreich, das als erstes europäisches Land den Genozid an den Armeniern anerkannt hat und auch nach 1915 die meisten armenischen Überlebenden des Genozids aufgenommen hat, für Gerechtigkeit sorgen – mit einer universellen Botschaft, deren Bedeutung weit über Armenien, Frankreich und Europa hinausgeht.

Bodo Bost


Vergewaltigt und verhöhnt
Skandinavierinnen werden zum Freiwild muslimischer Migranten

Die Missbrauchsskandale im mittelenglischen Rotherham und nun auch in der Grafschaft Oxfordshire sind von den hiesigen Medien aufgegriffen worden, obwohl es sich bei den Tätern zumeist um pakistanische und somalische Muslime handelt, deren hochkriminelle und perverse Aktionen man aus Gründen der Politischen Korrektheit sicher lieber geheim gehalten hätte.

Dahingegen herrscht immer noch eisernes Schweigen, was ähnliche Zustände in den drei skandinavischen Königreichen Schweden, Norwegen und Dänemark betrifft. Dort hat die Zahl der Vergewaltigungen in den letzten Jahren ebenfalls derart stark zugenommen, dass man von einer regelrechten Vergewaltigungswelle sprechen kann. Hierdurch ist Schweden, wo es zur Vervierfachung der Zahl der sexuellen Übergriffe kam, nun das Land mit der zweithöchsten Vergewaltigungsrate der Welt – nach dem afrikanischen Zwergstaat Lesotho und weit vor den USA und Großbritannien. Statistisch gesehen wird jede vierte Schwedin einmal im Leben zum Opfer einer Vergewaltigung. Dabei stammen die Täter in mehr als drei Vierteln der Fälle aus Algerien, Marokko, Tunesien und Libyen, also dem muslimischen Kulturkreis.

Vergleichbar sind die Verhältnisse in Dänemark. Dort finden immer mehr Vergewaltigungen durch Immigranten aus der Türkei und Somalia sowie dem Iran und Irak statt. Diese stellen inzwischen über die Hälfte aller Täter, obgleich sie nur zehn Prozent der dänischen Bevölkerung ausmachen.

In Norwegen wiederum wurden in den letzten Jahren nahezu alle schweren Vergewaltigungen, bei denen es zu brutalem körperlichem Zwang oder gar zu einem gruppenweisen Missbrauch kam, von muslimischen Einwanderern begangen – dabei stellen die Immigranten dieses Kulturkreises nur zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die Polizei reagiert auf das Phänomen ausnehmend ignorant beziehungsweise passiv, weil die Politik es so vorschreibt. Lediglich in Schweden wurden nun 55 „No-go-Areas“ ausgewiesen, in denen sich einheimische Frauen lieber nicht aufhalten sollten. Dazu zählt auch der Stockholmer Vorort Tensta, der zum größten muslimischen Ghetto Europas avanciert ist.

Dafür sind die Strafverfolgungsbehörden umso eifriger, wenn es darum geht, diejenigen mundtot zu machen, welche die sexuelle Gewalt durch Muslime anprangern. So wurde Lars Hedegaard, der Vorsitzende der dänischen Gesellschaft für Pressefreiheit, 2011 wegen angeblicher „Hassreden“ vor Gericht gezerrt. Ähnlich erging es dem stellvertretenden Parteichef der Schwedendemokraten von Karlskrona, Michael Hess. Dieser erhielt 2014 eine Geldstrafe von 32000 Kronen (rund 3470 Euro), weil er „ethnische Gruppierungen“ beleidigt haben soll.

Im Gegenzug können echte

Hassprediger wie „Scheich“ Shahid Mehdi aus Kopenhagen höhnen, die westlichen Vergewaltigungsopfer seien doch selbst schuld, da sie kein Kopftuch getragen hätten. Für diese Ansicht erhalten die muslimischen Eiferer sogar noch Unterstützung von Universitätsseite. So konstatiert die norwegische Anthropologieprofessorin Unni Wikan, dass das Tragen „unislamischer“ Bekleidung nun einmal von „südländischen“ Männern als Aufforderung zum Sex angesehen werde. Längst sind viele skandinavische Frauen dazu übergegangen, ihre blonden Haare in der Öffentlichkeit zu verstecken, um nicht zu „provozieren“. Wolfgang Kaufmann


Rettung in letzter Minute
US-Kongress billigt Haushalt des Heimatschutzministeriums

Das feindselig-parteiische Klima in Washington ist nicht gerade besser geworden, seit die Republikaner bei der Wahl im letzten November die Mehrheit im Kongress errungen haben. Der von Ted Cruz, texanischer Senator und Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2016, geführte rechte Flügel der Partei hat den in Senat und Repräsentantenhaus zur Entscheidung anstehenden 39 Milliarden Dollar schweren Haushalt des United States Department of Homeland Security (DHS, Heimatschutzministerium) für einen weiteren empfindlichen Schlag gegen Präsident Barack Obama genutzt.

Für das riesige Ministerium, das so wichtige Gebiete wie Immigration, Grenzkontrolle, Flughafensicherheit und Terrorbekämpfung umfasst, drohten am 27. Februar die Gelder unter anderem für die Bezahlung seiner Angestellten auszugehen. Und das, nachdem gerade ein Video der Terrororganisation al-Shabaab in Somalia zu Bombenanschlägen gegen US-amerikanische Einkaufszentren aufgerufen und ein entsprechendes Klima der Angst verbreitet hatte. In dieser höchst brenzligen Situation machten Cruz und die Seinen ihre Zustimmung zu dem Haushalt von der Rücknahme des im November vom US-Präsidenten mit seiner „exklusiven Vollmacht“ durchgesetzten Planes abhängig, die fünf Millionen Jugendlichen, die seit Jahren illegal im Land leben, wie auch die unrechtmäßig in den USA sich aufhaltenden Eltern von US-Bürgern vor der Ausweisung zu bewahren und ihnen die Möglichkeit zu geben, einen legalen Aufenthalt zu beantragen. 26 republikanisch geführte Staaten, darunter Texas, klagten bereits im Dezember gegen den Plan und ein Richter in Texas blockierte ihn kürzlich.

Die Führung der Republikaner sah nun ihre Stunde gekommen. Im Januar legte der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, John A. Boehner, einen Entwurf vor, demzufolge das Budget bewilligt wird, sofern denn entscheidende Punkte am demokratischen Immigrationsplan gestrichen werden. Ein Sturm der Entrüstung und des Widerstandes brach los. Im Senat gingen die Demokraten geschlossen in die Obstruktion und blockierten nun ihrerseits jede Abstimmung. Der Kampf dauerte bis drei Tage vor der Zahlungsunfähigkeit des Heimatschutzministeriums. Dann einigte man sich entnervt auf eine Woche Verlängerung. Boehners angebotene drei Wochen wurden vom konservativen Flügel unter Cruz abgelehnt. Doch realisierten die Führer beider Häuser wie der gemäßigte Flügel der Republikaner, dass ihre Partei sich mit ihrer Conditio sine qua non dem Vorwurf aussetzt, den Heimatschutz für ihre politischen Zwecke als Geisel zu benutzen und die Sicherheit des amerikanischen Volkes zu gefährden. Ein Schlag im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf.

Nach dramatischen Debatten und einigen ruhigen Gesprächen zwischen Boehner und der demokratischen Minderheitsführerin Nancy Pelosi erklärte Boehner unter Protest der Tea Party am 4. März, dass auf die ursprünglich geforderte Verknüpfung mit dem Einwanderungsplan des Präsidenten verzichtet werde. Entsprechend wurden im Senat wie im Repräsentantenhaus die 39 Milliarden bis zum Ende des Fiskaljahres im September bewilligt und der gigantische Anti-Terrorismus- und Sicherheits-Apparat der USA gerettet. Liselotte Millauer


MELDUNGEN

Krim ist für den Anschluss

Kiew – Laut einer auf der Krim durchgeführten Meinungsumfrage der ukrainisch-deutschen Marktforschungsgesellschaft GfK Ukraine sprechen sich 82 Prozent der Bewohner vollständig und weitere elf Prozent teilweise für den Anschluss an Russland aus. Nur jeweils zwei Prozent sind vollständig beziehungsweise teilweise dagegen. Diese Werte bestätigen weitgehend die Korrektheit des Ergebnisses der nach der Trennung der Krim von der Ukraine erfolgten Volksabstimmung, welche auch von internationalen Beobachtern bestätigt worden war. TWW

 

Abgeordnete zu den Waffen

Warschau – Die diffuse Angst der Polen vor den Russen treibt mittlerweile groteske Blüten. Wie die Zeitung „Gazeta Wyborcza“ berichtet, sieht ein neues Gesetz über die „allgemeine Verteidigungspflicht“ sogar Schießübungen für Parlamentarier auf einem Truppenübungsplatz vor. Diese sollen voraussichtlich im Mai stattfinden, die Teilnahme soll jedoch nicht verpflichtend sein. Die besten Schützen unter den Abgeordneten „könnten sich für Sturm­einheiten qualifizieren“, so der Parlamentspräsident und ehemalige Verteidigungsminister Radoslaw Sikorski. Zwar ende die Wehrfähigkeit nach dem 50. Lebensjahr, doch der Verteidigungsminister habe ihm versichert, dass für „gesunde und jung aussehende Abgeordnete“ Ausnahmen möglich seien. Wegen der Ukraine-Krise können sich seit Anfang des Monats alle Polen zwischen dem 18. und 50. Lebensjahr, die eine Militärübung absolvieren möchten, an die Rekrutierungsbüros wenden und registrieren lassen. Das Interesse ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums groß. Bereits am ersten Tag hätten sich mehr als 1000 Menschen gemeldet. J.H


S. 7 Wirtschaft

»Graccident« nicht ausgeschlossen
Griechenland stolpert möglicherweise in einen Euro-Austritt hinein, ohne dass dieses beabsichtigt ist

Deutlich hat bei den Bundestagsabgeordneten der Union die Verärgerung über die griechische Regierung zugenommen. Zum Problem für die CDU-Führung könnte dies werden, wenn Griechenland schon in wenigen Monaten ein drittes Hilfspaket benötigt.

Zwar wurde bei der jüngsten Abstimmung über eine Verlängerung der Griechenland-Hilfe von Unionsvertretern sorgsam vermieden, über eine nochmalige Milliardenspritze für Athen zu reden, nichtsdestotrotz läuft aber alles darauf hinaus. Nach Berechnungen der „Financial Times“ liegt der zusätzliche Finanzbedarf Griechenlands bei 37,8 Milliarden Euro – und zwar im günstigsten Fall. Zugrunde gelegt war den Berechnungen, dass es in Griechenland ein solides Wirtschaftswachstum gibt und die Steuereinnahmen entsprechend fließen.

Nicht nur diese genannten Bedingungen lassen befürchten, dass es tatsächlich nicht mit einem Hilfs­paket von gut 38 Milliarden Euro getan sein wird. Griechenland drohen obendrein schon kurzfristig finanzielle Engpässe. Eng könnte es etwa bei der Rückzahlung von Anleihen über 6,7 Milliarden Euro werden, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) gehalten werden. Damit nicht genug. Laut dem „Handelsblatt“ stehen in diesem Jahr für Griechenland Kreditrück­zahlungen im Volumen von fast 17 Milliarden Euro an.

Sollte sich der Bundestag tatsächlich in einigen Wochen mit einem dritten Hilfspaket für Athen befassen, dann droht dies für die CDU/CSU-Fraktion zu einer Belastungsprobe zu werden. Zwar waren es nur 29 Unionsabgeordnete, die mit Nein stimmten, als es darum ging, Athen nochmals vier Monate Aufschub zu geben, unübersehbar war aber, dass die Geduld vieler Abgeordneter aufgebraucht ist.

Mittlerweile dürfte der Unmut über die neue griechische Regierung nämlich noch weiter gewachsen sein. So erzürnte der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos Berlin mit der Drohung, Asylbewerbern Papiere für die Weiterreise nach Deutschland auszustellen, falls Griechenland im Schuldenstreit weiter „misshandelt“ werde.

Für Unverständnis gesorgt haben dürfte ebenso, dass EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mittlerweile der neuen griechischen Regierung mit ihrem unkooperativen Verhandlungsstil faktisch auch noch den Rücken gestärkt hat. Kategorisch schloss Juncker einen Austritt Griechenlands aus dem Euro, einen so genannten „Grexit“ aus. Dies „würde zu einem irreparablen Reputationsverlust der gesamten Europäischen Union in der Welt führen“, so Juncker.

Inzwischen wachsen allerdings die Befürchtungen, dass es gar zu einem „Graccident“ kömmen könnte. Gemeint ist damit die Möglichkeit, dass Griechenland in einen Euro-Austritt quasi hinein stolpert, ohne dass dies überhaupt beabsichtigt ist. Die Gefahr ist tatsächlich vorhanden. So hat sich in einigen Hauptstädten Europas bei den Verhandlungen mit Athen mittlerweile der Eindruck eingestellt, dass die griechische Regierung den Überblick über die Finanzlage verloren hat. Die Minister aus Athen haben „in den Brüsseler Verhandlungen oft weder Details noch Zahlen parat“, so die Einschätzung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Auf der anderen Seite wird auch die Liquiditätslage Griechenlands immer dramatischer. So ist der Rück­gang der Steuereinnahmen in den Monaten Januar und Februar noch massiver ausgefallen als bisher schon befürchtet. Wie die Zeitung „Kathimerini“ berichtet, fehlen im Vergleich zum Vorjahr rund 1,5 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Insgesamt ist die Lage damit so angespannt, dass unter den Geldgebern Griechenlands bereits die Einschätzung kursiert, dass sich Athen mit allerlei Trick­sereien gerade noch bis Ende März finanziell über die Runden retten kann.

Zu befürchten ist, dass mit einer Zuspitzung der Lage in Griechenland auch die Zweifel an anderen Ländern der Euro-Zone wieder wachsen werden. So ist im Schatten des jüngsten Beschlusses zu Griechenland im Bundestag auch eine Entscheidung in Sachen Portugal gefallen. Zugestimmt wurde dem Wunsch Lissabons, vorzeitig eine Finanzhilfe beim Internationalen Währungsfonds (IWF) tilgen zu dürfen. Das Vorhaben passt in das gern verbreitete Bild von Portugal als Vorzeigebeispiel erfolgreicher Sparpolitik. Tatsächlich könnte die Ruhe um das südeuropäische Land trügerisch sein. Betrachtet man die Gesamtverschuldung – also die Summe von Staats-, Privat- und Unternehmensschulden – ist Portugal mit 381 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung sogar höher verschuldet als Griechenland mit 286 Prozent. Allein Portugals Staatsverschuldung liegt bei untragbaren 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Da der Schuldenberg schneller wächst als die Wirtschaftsleistung, ist ein „dickes Ende“ im Fall Portugals kaum vermeidbar. Die niedrigste Geburtenrate in der Euro-Zone, eine geringe Qualifizierung der Arbeitnehmer und eine niedrige Produktivität drohen Portugal ohnehin zu einem Dauerproblemfall für die Euro-Zone werden zu lassen.

Norman Hanert


Venezuela im Elend
Der »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« ist gescheitert

Venezuela führt laut dem US-amerikanischen Magazin „Bloomberg Business“ den „Elendsindex 2015“ an. Dieser Wirtschaftsindikator ist eine Messzahl für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und wird aus der Summe von Arbeitslosenquote und Inflationsrate errechnet. Ein Regime, das einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts versprochen sowie angeblich Neoliberalismus und soziale Ungerechtigkeit besiegt hatte, scheint gescheitert zu sein.

Die Armut ist seit Beginn des gesellschaftlichen Experiments im Jahre 1999 von 45 auf 48,4 Prozent gestiegen. 95 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus dem Verkauf von Erdöl. Dessen Preisverfall um 50 Prozent in den letzten zwei Jahren hat das Land schwer getroffen. Zwar ist die Arbeitslosigkeit laut offiziellen Angaben im Januar dieses Jahres auf 5,5 Prozent gesunken, doch ist davon auszugehen, dass sie 2015 im Durchschnitt 9,5 Prozent betragen wird. Der entscheidendere Faktor ist dabei die Inflationsrate von 68,5 Prozent im Dezember 2014, die im laufenden Jahr um mindestens zehn Prozent steigen wird. Die zahlreichen Enteignungen, die auch ausländische Firmen betreffen, und der Schatten der Zahlungsunfähigkeit machen das Bild komplett. Gleichzeitig soll die Wirtschaftsleistung dabei um sieben Prozent des Bruttoinlandprodukts zurückgehen.

Zudem hat der Devisenmangel zu einem Mangel an Fleisch, Milch, Zucker, Weizenmehl und Mais geführt. Rasierklingen und -schaum sind ganz aus den Regalen verschwunden, genauso wie Verhütungsmittel und Kondome. Der Rückgriff auf Tauschgeschäfte wie in alten Zeiten scheint zum Greifen nahe zu sein: Kaffee aus Nicaragua, Milchprodukte aus Uruguay, Toilettenpapier aus Trinidad und Tobago – alles gegen venezolanisches Öl.

Aufgrund seiner wirtschaftlichen Probleme hat die Ratingagentur Moody’s das Land vor kurzem auf „CAA3“ heruntergestuft, die drittschlechteste Stufe überhaupt. Jeder Venezolaner kann pro Jahr legal lediglich 3000 US-Dollar umtauschen. Aber nur, wenn er diese bei einer einheimischen Bank deponiert hat. Für allgemeine Verwirrung sorgt die komplizierte Prozedur zum Umtausch von Devisen, denn es gibt zwei offizielle Dollarkurse: Für den Import von Lebensmitteln, Medikamenten, Waren des täglichen Gebrauchs und Rohstoffen sind 6,3 Bolivar zu bezahlen, für die restlichen Produkte zwölf. Doch auf dem schwarzen Markt werden bereits 248 statt 190 Bolivar wie vor einem Monat verlangt. Die erst vor fünf Monaten eingeführte Devisenversteigerung ist mittlerweile fast wieder abgeschafft.

Trotzdem verbreitet der venezolanische Wirtschaftsminister Optimismus und versichert, dass man allen internationalen Verpflichtungen nachkommen werde. Dabei scheint der jetzige Präsident, Nicolas Maduro, der Lage immer weniger gewachsen zu sein. Seit Kurzem darf die Polizei deshalb mit scharfer Munition auf die immer zahlreicher werdenden Demonstranten schießen, die er für bezahlte Agenten ausländischer Kräfte hält. Zur wirtschaftlichen Misere kommt eine sich immer schneller drehende Spirale der Gewalt. Allein in der Hauptstadt wurden in den ersten beiden Monaten des Jahres 27 Polizisten ermordet. Bei Gewaltverbrechen ist Venezuela also ebenfalls Spitzenreiter. Das ergibt eine Mischung, die nichts Gutes für die Zukunft verheißt.

Markus Matthes


Kärnten droht Insolvenz
Ex-Landesbank könnte das Bundesland in den Abgrund reißen

Erstmals in der Geschichte Österreichs droht die Gefahr, dass eines seiner Bundesländer insolvent wird. Ein Milliardenloch bei der Bank Hypo Alpe Adria könnte das Land Kärnten als größten Garantiegeber der früheren Landesbank in den finanziellen Abgrund reißen.

Bereits Anfang Februar hatten Wirtschaftsprüfer davor gewarnt, dass die Zahlungsausfälle bei der Auffanggesellschaft für die Bank möglicherweise doppelt so hoch ausfallen könnten wie bisher angenommen. Das Problem ist, dass Kärnten mit einem Haushalt von derzeit nur 2,2 Milliarden Euro seinen eingegangenen Bürgschaftsverpflichtungen für die Bank in Höhe von 10,5 Milliarden Euro gar nicht aus eigener Kraft nachkommen könnte. Das Land wäre dann insolvent. Aus Sicht der Ratingagentur Moody’s sind die Bürgschaften Kärntens inzwischen bereits nahezu wertlos. Die Analysten der Agentur senkten ihre Wertung für die betroffenen Schuldverschreibungen mit Garantie von Kärnten auf die Stufe „Ca“. Das entspricht einem Zahlungsverzug mit nur noch geringer Aussicht auf Rückzahlung.

Bislang wehren sich die anderen Bundesländer Österreichs dagegen, über den Haftungsverbund der Landesbanken zur Sanierung der Altlasten der Skandalbank Hypo Alpe Adria zur Kasse gebeten zu werden. Die Verärgerung über die drohende finanzielle Schieflage Kärntens ist verständlich. Zwar haben auch andere Bundesländer Bürgschaften für ihre Landesbanken gegeben, in Kärnten regierte aber anscheinend der Größenwahn. So ging Niederösterreich nur Haftungen bis zur Höhe seiner Jahreseinnahmen ein, Tirol ging immerhin bis zum Dreifachen. Kärnten bürgte aber mit mehr als dem Zehnfachen seiner Jahreseinnahmen.

Dass es soweit gekommen ist, schreiben Beobachter dem „Sys-tem Haider“ zu. Angesprochen ist damit der langjährige Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ, BZÖ), der mit Hilfe der Hypo Alpe Adria hochgesteckte Ziele erreichen wollte: „Kärnten warf unter Haider den Turbo an – bei Tempo, Summen und Fahrlässigkeit“, so ein Branchenkenner. „Er versorgte die Bank mit Haftungen, die bekam dafür billiges Geld, an dem er sich wieder bediente“, so das knappe Fazit des Wiener „Kuriers“ zum System Haider. Ins Bild passt, was sich im Jahr 2007 ereignete. Noch unter Jörg Haider wurde die Hypo an die BayernLB verkauft, die Haftungen blieben aber bei Kärnten hängen.

Sollte das Bundesland tatsächlich in die Insolvenz rutschen, dann wäre dies für Österreich juristisches Neuland. Zwar existiert ein Insolvenzrecht für Gemeinden, der Fall einer Pleite eines Bundeslandes ist bisher aber nicht gesetzlich geregelt. In Wien hat der Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) in einer ersten Reaktion zwar angekündigt, die Zentralregierung werde nicht für die Haftungen des Bundeslandes geradestehen, fraglich ist allerdings, ob man Kärnten wirklich zu einem Präzedenzfall werden lässt. Weit weniger entschieden klingt nämlich, was inzwischen von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in der Angelegenheit zu hören war. Er wolle nicht darüber „philosophieren“, ob es der Bund auf die Zahlungsunfähigkeit des Landes Kärnten ankommen lassen würde, denn „das würde den Verhandlungsablauf beeinträchtigen“, so der Regierungschef der Alpenrepublik. N.H.


MELDUNGEN

GKV sitzt auf Milliardenreserve

Berlin – Die Finanzen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums im vergangenen Jahr günstiger entwickelt als angenommen. Demnach kommen die Krankenversicherungen und der Gesundheitsfonds für das Jahr 2014 auf insgesamt 28 Milliarden Euro an Reserven. Bei den Kassen beliefen sich die Rücklagen Ende 2014 auf rund 15,5 Milliarden Euro, beim Gesundheitsfonds erreichte die Liquiditätsreserve rund 12,5 Milliarden Euro. Gleichwohl erheben die meisten Kassen seit Jahresbeginn einen Zusatzbeitrag. J.H.

 

Exporte gehen zurück

Wiesbaden – Im Januar 2015 hat Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 89,9 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 74,0 Milliarden Euro importiert. Wie das Statistikamt anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilte, waren die deutschen Exporte damit um 0,6 Prozent niedriger als im Januar 2014. Gegenüber Dezember 2014 nahmen die Exporte sogar um 2,1 Prozent ab. Hauptgrund für den schwachen Jahresauftakt ist die gesunkene Nachfrage in den anderen Euro-Ländern. U.M.


S. 8 Forum

Falsche Lehre
von Manuel Ruoff

Weil die Integration auf währungspolitischem Gebiet unübersehbar Probleme bereitet, versuchen die Europapolitiker auf anderen Gebieten Integrationsfortschritte zu erzielen. Im Moment ist die Verteidigungspolitik dran. Doch das ist die falsche Lehre. Die Währungsunion scheitert nicht zuletzt am fehlenden europäischen Gemeinschaftsgefühl. So versuchen nationalstaatliche Regierungen unter dem Deck­mantel der vielbeschworenen europäischen Solidarität ambitionierte Partikularziele mit den Ressourcen der anderen Gemeinschaftsmitglieder zu verfolgen.

Genau die gleiche Gefahr bestünde bei einer Verteidigungsgemeinschaft. In diesem Falle drohen allerdings weniger die Schuldenstaaten des Südens als die ehemaligen Kolonialmächte, die Solidarität der Gemeinschaftsmitglieder zu missbrauchen. Die Bundesverteidigungsministerin hat ja bereits deutlich gemacht, dass diese Streitkräfte der Verteidigung nicht nur Europas, sondern auch der „Menschenrechte“ dienen sollen. Dreimal darf man raten, in wessen Interessengebieten diese „Menschenrechte“ unbedingt der gemeinsamen Verteidigung bedürfen.


Anmaßend
von Florian Stumfall

Wirtschaftsminister Gabriels Reise nach Saudi-Arabien war wieder einmal ein Eiertanz nach dem bundesdeutschen Diplomatie-Prinzip: Beleidige oder belehre zunächst deine Gastgeber und mach dann Geschäfte mit ihnen. Wer hat eigentlich Deutschland und den Westen insgesamt dazu autorisiert, in fremden Kulturen aufzutreten und den Menschen dort zu sagen, wie sie’s halten sollen mit Ordnung und Anstand? Bitte? Es gibt eine Allgemeine Erklärung der Menschenrechte? Das mag sein, weil die UN viel Papier produzieren. Aber allgemeine Menschenrechte gibt es nicht. So hat die islamische Welt 1990 in Kairo eine eigene Erklärung der Menschenrechte abgegeben, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass sie das gesamte Thema unter den Vorbehalt der Herrschaft der Scharia stellt. Wie kann es da den multikulturellen Wichtigtuern einfallen, innerhalb Europas Raum für die Scharia einzufordern, während dieselben Leute Länder, in denen das islamische Recht von jeher geübt wird, an den Pranger stellen?

Wieso hat sich die Welt nach unseren Regeln zu richten, wo wir das doch selber nicht tun? Es ist nie bekannt geworden, dass beispielsweise Kanzlerin Merkel, wenn sie in die USA fährt, zunächst Obama beiseitenimmt und ihm erklärt, straflos Schwarze zu erschießen oder aber täglich irgendwo Menschen mit Drohnen zu töten, gehe gar nicht. Die schulmeisterlichen Moralapostel kommen aus derselben Ecke wie diejenigen, die sich heute noch wegen des Kolonialismus an die Brust klopfen. Aber sie treiben einen geistigen Kolonialismus, der zum Ziel hat, die ganze Welt ethisch gleichzuschalten. Das wird zwar nicht gelingen, aber das Bemühen ist schlimmer als anmaßend, es ist lächerlich.


Preis für den Frieden
von Eberhard Hamer

Was Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Beilegung der Ukraine-Krise unternommen hat, nötigt Hochachtung ab. Die Kanzlerin weiß genau, dass Majdan wie Orangene Revolution vorher und die Ukraine-Krise jetzt Folgen des Zugriffs der USA und ihres militärischen Bestrebens, die Ukraine aus dem Einflussbereich Russlands in das eigene Imperium hineinzuziehen, sind.

Die Beute wird auch bereits verteilt: Die Hälfte des Schwarz­erdebodens ist bereits von der amerikanischen Nahrungsmittelindustrie (Monsanto, Syngenta, Dupont) in Besitz genommen, die ukrainische Ölindustrie wird von Hunter Biden, dem Sohn des US-Vizepräsidenten Joe Biden, geleitet und alles hört auf die Befehle der US-Regierungsbeauftragten für Europa und Eurasien, Victoria Nuland.

Die Waffenindustrie in den USA und viele führende US-Republikaner fordern seit Langem, dass die USA auch direkt in der Ukraine erst mit Waffen hilft und dann eingreift, weil die Waffenindustrie in den USA unausgelastet ist und immerhin 70 Prozent der US-Produktionswirtschaft rüstungsrelevant sind.

Dass Merkel trotz dieser US-amerikanischen Interessen, Aktionen und Politik dem Präsidenten Barack Obama in einem vierstündigen Gespräch die Zustimmung zu einer Friedensmission abringen konnte, war allein ein Meisterstück. Dass sie dann aber auch noch den französischen Präsidenten einband und ein Abkommen erreichte, welches zunächst jedenfalls den von vielen US-Kreisen gewünschten Krieg in Europa verhindert, ist nicht hoch genug einzuschätzen, verdient den Friedensnobelpreis.

Sie hat es jedenfalls jetzt den beiden Weltmächten USA und Russland deutlich schwerer gemacht, die Beute Ukraine an sich zu reißen, und den dagegen stehenden Friedenswillen Europas glaubwürdig vertreten. Ihr Mut ist umso größer einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass nicht nur die korrupten Oligarchen in der Ukraine selbst, sondern auch die Separatisten und vor allem das US-amerikanische Militär und die Finanzindustrie, allen voran der Investor George Soros, nichts lieber als einen Krieg hätten und noch während der Verhandlungen mit Anweisungen an ihren Vertrauensmann Petro Poroschenko den Erfolg zu verhindern versucht haben.

Hält das Minsk-Abkommen einigermaßen, hat Merkel durch ihren mutigen Friedensschritt Krieg in Europa vorerst verhindert. Dass allerdings Deutschland und Europa nach Griechenland nun auch die neue „US-Provinz“ Ukraine finanzieren müssen, war wohl der Preis für den Frieden.


Frei gedacht
Von nichts gewusst?
von Eva Herman

Es muss einmal gesprochen werden von dem Wahnsinn, der unsere Welt in dieser Zeit erfasst hat. Es ist der Wahn, Frauen und Männer gegeneinander aufzubringen, die Geschlechter zu verwirren, das männliche und das weibliche Prinzip zu zerstören. Diese Zerstörung zieht die Vernichtung der Welt nach sich. Da aber darüber öffentlich so selten nur berichtet wird, ist es notwendig, von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, damit später niemand sagen kann, von nichts gewusst zu haben: Wir Menschen schaffen uns derzeit selbst ab.

Als ich über das Thema vor fast 20 Jahren zum ersten Mal berichtete, arbeitete ich noch „im System“. So war mir schon während meiner Schwangerschaft aufgefallen, dass meine wachsenden Empfindungen als werdende Mutter konträr zum bereits damals herrschenden Zeitgeist standen. Immer wieder tauchte in meinem Inneren die drängende Frage auf: Passen Karriere und Kind wirklich zusammen? Werde ich einfach wieder arbeiten gehen können, während mein Kind in fremde Hände kommt? Wer einen noch einigermaßen funktionierenden Geist besitzt, muss diese Frage zwangsläufig verneinen. Damals war ich noch unsicher, denn es war doch unmöglich, dass ich so falsch lag im Gegensatz zu der modernen Welt da draußen, oder? Zwar war mir klar: Jede Tiermutter wird ihr Junges verteidigen bis zum letzten Blutstropfen, sobald sich unbefugte Hände ihm nähern wollen – während wir Menschen uns tatsächlich weismachen lassen, dass eine Betreuung durch fremde Menschen sich für unseren Nachwuchs sogar günstig auswirken soll. Ist es nicht unglaublich? Man lässt die innere Stimme übertönen von politisch korrekten Vorgaben, die medienwirksam Geist und Verstand umerziehen wollen.

Warum lässt man das eigentlich zu, unwidersprochen, lieber an sich selbst zweifelnd, anstatt das neuartige System scharf zu durchleuchten und kritisch zu hinterfragen? Da trägt eine Mutter ihr Ungeborenes gute neun Monate in ihrem Körper umher, das Kleine hört die ganze Zeit über Mamas Herzschlag, vernimmt den Klang ihrer Stimme in sämtlichen emotionalen Gefühlslagen, es atmet Mutters Geruch, wächst aus ihrem Fleische heran, wird in ihr überhaupt erst zum Menschen. Mama ist die einzige Sicherheitsbasis. Weswegen es auch nicht verwundert, dass das Urbedürfnis eines jeden Neugeborenen nur ein Ziel kennt: die Mutter! Mit ihr ist das Kleine seit dem Herannahen auf diese Erde aufs Engste verbunden. Jede wirklich seriöse Bindungsstudie kann deswegen nicht verwundern: In den ersten drei, vier Jahren sollten Mutter und Kind untrennbar miteinander verbunden bleiben.

Gewiss, das hört sich heute unmachbar an, denn unser Familiensystem hat sich enorm verändert, es ist längst kaputtgegangen. Früher war alles keine Frage, als die Menschen noch in den regionalen Prinzipien lebten, als sie in der Gemeinschaft, als füreinander verantwortliche Gruppe, lebten; es war ganz selbstverständlich, dass Mütter und ihre Kinder stets beisammen waren, dass auch die anderen weiblichen Angehörigen sich mit um den Nachwuchs kümmerten, während die Männer das Brot verdienten. Doch das ist lange her. Die Zeiten hätten sich geändert, heißt es. Gerade so, als seien die Zeiten eine selbstständig wirkende Kraft, die eigene Entscheidungen treffen könne.

Das ist natürlich reiner Unsinn: Nicht die Zeiten, sondern die Systeme ändern unsere Lebensumstände. Diese Systeme werden von Menschen mit Macht umgestellt. An welchen Schalthebeln diese auch sitzen mögen, sie scheinen es derzeit nicht wirklich gut mit unserer Welt zu meinen: Es ist das globale Finanzsystem, welches sich alle anderen Themen selbst brachial unterzuordnen sucht! Es hat den Globalmarkt fest im Griff. Die Massenmedien, welche inzwischen – mit wenigen Ausnahmen – den „Global-Players“ gehören, berichten, was vorgegeben wird, während die als Politiker bezeichneten Darsteller ebenso funktionieren. Ja, natürlich glauben darunter immer wieder einige, eigene Entscheidungen zu treffen, wenn sie plötzlich moderner sind und dem Zeitgeist folgen. Doch das dürfte zu den größten Irrtümern gehören, und eines Tages wird es auch der Dümmste gewahr. Die deutsche Sprache trifft es in ihrer präzisen Zuverlässigkeit hier auf den Punkt: Betonen wir das Wort modern auf der ersten Silbe, so ergibt sich ein anderer Sinn: Unsere Gesellschaft modert vor sich hin.

Wer Augen und Ohren öffnet, kann ohne Probleme erkennen, dass das flächendeckende Fremdbetreuungssystem Europa zu durchsetzen begann nach der Zentralisierung der Staaten durch Brüssel. Keine Gemeinde oder Kommune, kein Bundesland oder Staat der alten Welt hat noch die Möglichkeit einer freien Entscheidungskraft. Heute herrscht ein globales Machtsystem, welches unsere Welt massiv verändert hat. Und ein Ende dieser Beeinflussung ist noch längst nicht in Sicht.

Wir wollen an dieser Stelle nur beim Thema Familie, bei der Mutter-Kind-Beziehung bleiben, auch beim Miteinander von Mann und Frau, was doch alles nahtlos aneinanderhängt. Die Menschengemeinschaft wurde innerhalb von zwei, drei Generationen nachhaltig zerstört. Und wir haben es mitgemacht, nahezu widerspruchslos. Das heutige Bild: völlig überforderte Frauen, von denen tatsächlich immer noch einige glauben, stärker als Männer zu sein. Viele von ihnen leiden unter Burn-out, unter Depressionen, Panikattacken, Schlaflosigkeit. Sie spüren in ihrem tiefen Inneren den großen Irrtum, ihre Seele weint, während ihr Geist träge einschlief.

Die einst starken Intuitionen des Weibes wurden verschüttet, wertvolle Eigenschaften, für das mütterliche, das lebendige Prinzip, unverzichtbar, wurden im Keime erstickt: Unsere Gesellschaft geht zugrunde ohne das Hegende, Verstehende, das Gebende, Nährende und Liebende, welches doch nicht nur die Kinder, sondern auch die Männer, die Alten, Tiere und Natur, so dringend brauchen.

Die Männer sind desillusioniert. Längst haben sie es aufgegeben, der Frau noch Schutz bieten zu wollen, während diese starrsinnig jegliches verantwortliche Miteinander ablehnt, gegen alles Behütende und Beschützende des Männlichen aufbegehrt, gegen die starke Schulter, nach der sie sich jedoch insgeheim immer dringender sehnt. Die Männer haben sich zurückgezogen, lassen sich dabei von den feministischen Einpeitscherinnen noch als Weicheier, als Pantoffelhelden verunglimpfen. Macht längst nichts mehr, sie hören einfach weg. Dabei müssen sie jedoch beobachten, wie ihre Frauen nun den Machos fremder Kulturen immer öfter den Vorzug geben, sehen auch die Gefahren. Doch sie drehen sich um, zucken mit den Schultern. Was sollen sie tun? Der Zug rast ja schon in Richtung Abgrund, keiner kann ihn noch aufhalten.

Die Kinder? Ein Blick in die völlige Orientierungslosigkeit vieler junger Menschen genügt. Es herrscht überbordender Leistungsdruck, während wirklich wichtige Lebensbelange wie unsere Werte, Moral, Tradition und Kultur ausgehebelt und in die Bedeutungslosigkeit gelenkt worden sind.

Es ist nur ein Teilausschnitt des globalen Dramas, welches sich derzeit abspielt. Mahner und Warner werden regelmäßig abgestraft. Doch müssen diese Gedanken immer wieder einfließen, damit später niemand sagen kann, er habe von nichts gewusst.


S. 9 Kultur

Ein Bengel ward geboren
Vor 75 Jahren starb Selma Lagerlöf − Ein sozialkritisches Buch brachte ihr den Nobelpreis, ein Schulbuch weltweiten Ruhm

Als der Krieg in Europa tobte, starb die schwedische Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf am 16. März 1940 mit 81 Jahren an einem Schlaganfall. Sie hinterließ ein umfangreiches Werk, aus dem das Jugendbuch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ herausragt.

Als im Jahr 1901 ein Komitee der Schwedischen Lehrervereinigung die seit ihrem Erstlingswerk „Gösta Berling“ hoch angesehene Schriftstellerin und frühere Volksschullehrerin Selma Lager­löf (1858−1940) bat, ein neues Schulbuch für die Kinder schwedischer Volksschulen zu konzipieren, ahnte wohl niemand, dass damit nicht nur ein Anstoß gegeben wurde zu einem didaktischen und pädagogischen Meisterwerk, sondern auch zu einem Weltklassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Da der bislang im Un­terricht verwendete Lehrkanon − basierend auf Bibel, Gesangbuch und Katechismus sowie einem hoffnungslos überalterten, hoch­moralisierenden Un­ter­richtswerk − einem zeitgemäßen Unterricht nicht mehr genügte, war das an Lagerlöf gerichtete Ansinnen nur zu berechtigt. Die unkonventionelle Lösung, die die Dichterin für die Umsetzung des an sie ergangenen Auftrages fand und bei der auf geniale Weise lehrmäßige Inhalte mit einer spannenden Handlung verwoben wurden, begeisterte Kinder, Eltern und Lehrer gleichermaßen.

Inspiriert von dem „Dschungelbuch“ des englischen Schriftstellers Rudyard Kipling und wohl auch in Erinnerung an eine Begebenheit, von der sie einmal als Kind die alte Haushälterin auf dem väterlichen Gutshof hatte reden hören − dass nämlich einst ein zahmer Hofgänserich im Frühling sich einer Wildgansherde angeschlossen habe und im Herbst mit einer Wildgans und neun Jungen wieder zurückge­kehrt sei −, erzählt sie „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“.

Dieser Nils Holgersson ist ein ungezogener, garstiger Junge einfacher Bauernleute. Er quält Tiere und denkt sich immer neue Schandtaten aus. Eines Tages nun wird er von einem zornigen Wichtelmännchen, das er geärgert und gepeinigt hat, selbst in ein nur Daumen großes Wichtelkind verwandelt. Die Verwandlung bewirkt, dass er ab sofort die Sprache der Tiere versteht und mit ihnen zu kommunizieren vermag. Als Erstes vermitteln diese ihm jedoch, wie es sich anfühlt, der Schwächere zu sein und von anderen, Größeren und Stärkeren, gepiesackt zu werden.

Als der zum heimischen Hof gehörende Gänserich Martin dem Lockruf einer über ihn schwebenden Schar Wildgänse nicht widerstehen kann und sich zu ihnen emporschwingt, hängt sich der winzige Nils vergeblich an seine Federn, um ihn zurückzuhalten. Stattdessen wird er mit dem großen Vogel in die Lüfte getragen und nimmt, auf dem Rücken des Gänserichs sitzend, nun selbst an der Reise der Wildgänse teil. Mit Martin und seinen Reisegenossen ist er bald gut befreundet. In der Luft und auf dem Lande erlebt er viele gefährliche Abenteuer, erfährt aber auch immer wieder Hilfe und Solidarität durch seine neuen Kameraden. Und auch er selbst weiß sich ihnen immer wieder nützlich zu machen.

Die weite, mehrmonatige Reise führt den Däumling durch ganz Schweden: von Schonen im Süden bis hin nach Lappland im Norden und wieder zurück. Er lernt die verschiedenen Regionen des Landes kennen, ihre unterschiedliche Flora und Fauna. Er hört von der Geschichte des Landes und von landestypischen Sagen. Und er sieht Stockholm sowie andere Städte, aber auch große Industriedistrikte. Als er am Ende von seiner erlebnisreichen Reise nach Hause zurück­kehrt und schließlich seine ursprüngliche Größe zurückgewinnt, ist Nils innerlich geläutert. Aus dem Nichtsnutz ist ein gegenüber Tier und Mensch verantwortlich handelnder junger Mensch geworden.

Insofern war Lagerlöf mit ihrem neuen Schulbuch nicht nur ein lehrreicher Reise- und Abenteuerroman, sondern nebenbei auch ein Bildungs- und Entwicklungsroman mit einer durchaus moralischen Botschaft gelungen, aber dafür ohne erhobenen, moralisierenden Zeigefinger.

Das 1906 er­schienene Nils-Holgersson-Buch hatte für seine Autorin, die drei Jahre später als erste Frau überhaupt mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, noch ein ganz persönliches Nachspiel ge­habt. Schon bald nach seiner Veröffentlichung wurde sie auf einen sechs Jahre al­ten Jungen gleichen Namens aufmerksam gemacht, der als vernachlässigter Halbwaise unter er­bärmlichsten Verhältnissen in ihrer värmländischen Heimat lebt. Sie nahm den „echten“ Nils Holgersson als Pflegekind bei sich auf und sorgte für seine Ausbildung. Er wanderte später in die USA aus.

Dass Jahre nach seinem Tod das schwedische Königspaar 1996 während einer USA-Reise es sich nicht nehmen ließ, dessen Sohn, Nils Holgersson jr., einen Besuch abzustatten, macht deutlich, welch ungebrochene Wertschätzung Selma Lagerlöf und ihrer „Wunderbaren Reise des kleinen Nils Holgersson“ in ihrem Land entgegengebracht wird.

Das Buch selbst wurde schnell ein internationaler Bestseller. Unter seinen zahlreichen Verfilmungen ist die deutsch-japanische Zeichentrickserie besonders populär geworden. Der Japaner Kenzaburo Oe, Literaturnobelpreisträger von 1994, meinte einmal, dass er doch ein „seltsamer Japaner“ sei, da er seine Kindheit „unter dem überwältigenden Einfluss von ‚Nils Holgersson‘ zugebracht“ habe. So groß sei dessen Einfluss auf ihn gewesen, „dass es Zeiten gab, als ich Schwedens herrliche Regionen besser aufzählen konnte als jene meines eigenen Landes“.

Wie gut und gewissenhaft im Übrigen Selma Lagerlöf, deren 75. Todestag sich am 16. März jährt, für ihr „Schulbuch“ recherchiert hatte, machen die Verfasser des überaus ansprechenden Reiseführers „Wunderbare Reise durch Schweden. Auf den Spuren Nils Holgerssons“ (2006), Sabine und Wolfram Schwieder, deutlich. Aus ihren eigenen Reiseerfahrungen bestätigen und belegen sie, dass nicht zuletzt die ungekürzte Originalfassung von Lagerlöfs großem Kinder- und Jugendbuch sich „nach wie vor als eine zwar poetische, aber dennoch sehr präzise Landeskunde“ lesen lässt.

Auch konnten sie bei einem zweiwöchigen Rundflug mit einem Motorsegler über ganz Schweden „überprüfen, inwieweit Selma Lagerlöfs Beschreibungen ‚aus der Luft‘ der Wirklichkeit entsprechen“. Und sie „stellten voller Bewunderung fest, dass die Autorin allein durch ihren gründlichen Blick auf die Landkarte und ihre gute Vorstellungskraft ein ziemlich genaues Bild geliefert hat“. Matthias Hilbert


Ahnung und Genuss
Deutsch-norwegische Freundschaft − C. F. Friedrich und J. C. Dahl

Das besinnliche Nachtstück „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ (1819/20) gehört zu den beliebtesten Gemälden Caspar David Friedrichs (1774–1840). Er malte es als Geschenk für seinem Freund Johan Christian Dahl (1788–1857). Es wird vermutet, dass beide auf dem Bild dargestellt sind. Dahl revanchierte sich mit dem dramatischen Gemälde „Fluss im Plauenschen Grund“ (1820). Diese beiden Freundschaftsgaben bilden den Auftakt zu einer mit grandiosen Landschaftsbildern Dahls und Fried­richs ausgestatteten Ausstellung im Dresdener Albertinum.

Anhand von über 100 Gemälden und Zeichnungen geht die Schau erstmals den künstlerischen Beziehungen der beiden herausragenden Romantiker auf den Grund. Friedrich lebte bereits 20 Jahre in Dresden, als dort 1818 der Norweger Dahl eintraf. Sie freundeten sich schnell an und lebten von 1823 an sogar im selben Mietshaus.

Während Friedrich in seinen Ölbildern auf die zeitlose Erhabenheit des von Gott inszenierten Naturschauspiels abzielte, erfreute sich Dahl ohne religiöse Hintergedanken am Festhalten des flüchtigen Augenblicks. Werner Busch bringt das in seinem Katalogaufsatz auf die Formel: „Friedrichs Bilder stiften eine Ahnung, die Dahl’schen stiften Genuss.“

In diesem Sinne bietet Dahls Gemälde „Blick von der Bastei“ (1819) ein für Friedrichs Malerei undenkbares „Postkartenmotiv“ der Naturschönheit der Sächsischen Schweiz: Drei Damen bestaunen von einem durch ein Holzgeländer gesicherten Felsvorsprung das tief unten gelegene Elbtal und die fernen Felskegel. Bei Friedrich hingegen wird der Ausflug in die Natur zum Blick in den Abgrund des Lebens, wie sein faszinierendes Meisterwerk „Kreidefelsen auf Rügen“ (um 1818) eindringlich veranschaulicht. Bei Sonnenschein haben sich drei Personen ganz dicht an die steil abfallenden Kreidefelsen gewagt. Die Dame links sitzt an dem durch kein Geländer gesicherten Abgrund, hält sich mit der Linken an einem Busch fest und zeigt mit der Rechten steil nach unten. In der Bildmitte hat ein Mann sich auf allen Vieren bis an den Felsrand gewagt und lugt in die Tiefe. Der junge Mann rechts hingegen hat sich voller Gottvertrauen gegen einen morschen Baumstamm gelehnt und schaut erhobenen Hauptes hinaus aufs weite Meer.

Zuweilen kommen sich die Bildmotive der Freunde recht nah, wie Friedrichs „Hünengrab im Schnee“ (1807) und Dahls weit detailreicheres „Hünengrab im Winter“ (1824/25) zeigen. Beide hatten eine Vorliebe für Mondscheinszenen. Das Mondlicht galt Friedrich in der Endlichkeit des diesseitigen menschlichen Da­seins als Abglanz der jenseitigen Welt, des ewigen Reichs Gottes. Für Dahl hingegen war es ein stimmungsvolles Naturphänomen, das sich attraktiv ins Bild setzen lässt. Das zeigt aufs Schönste sein Gemälde „Strand im Mondschein“ (1821). Fast schon übertrieben groß steht der Erdtrabant knapp über dem Wasser, geradezu abschätzig betrachtet von einem unter Bäumen stehenden Mann. Veit-Mario Thiede

Bis 3. Mai im Albertinum Dresden, Besuchereingänge: Georg-Treu-Platz und Brühlsche Terrasse. Geöffnet täglich außer montags 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 10 Euro. Telefon (0351) 49142000. Internet: www.skd.museum.


»Ofenhocker des Unglücks«
Gegenspieler von Thomas Mann − Der Autor Frank Thiess

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Wichtigeres, als sich um intellektuelle Debatten zu kümmern. So verursachte der Streit zwischen Frank Thiess und Thomas Mann um äußere und innere Emigration während der NS-Zeit noch kein großes Rauschen im damals ausgebombten Blätterwald. Hätte er sich heute ausgetragen, wäre Thiess wohl von aufgebrachten Feuilletonisten mit der Faschismuskeule erschlagen worden.

Der am 13. März vor 125 Jahren in Eluisenstein nahe dem lettischen Uexküll geborene Thiess gehörte zu den Autoren, die sich nach 1933 gegen das Exil und für die innere Emigration entschieden haben. Die Wortschöpfung „innere Emigration“ stammt sogar von Thiess selbst und entstand, als bei den Bücherverbrennungen im Mai 1933 seine Romane „Die Verdammten“ und „Frauenraub“ ins Feuer geworfen wurden. Am 7. November 1933 tauchte der Ausdruck erstmals in den Tagebüchern von Thomas Mann auf.

Anders als Mann, der sich für das Schweizer und kalifornische Exil entschied und aus sicherer Entfernung seine Anti-hitlerischen Radioansprachen an die „Deutschen Hörer!“ richtete, blieb Thiess in Deutschland. Da er nicht vom Veröffentlichungsverbot betroffen war, konnte er politisch unverfängliche Werke schreiben. Mit dem historischen Roman „Tsushima“ gelang ihm 1936 sein bekanntestes Werk. Die Geschichte über eine Seeschlacht zwischen Russen und Japanern im Krieg von 1905, die in mancher Hinsicht den Vernichtungswillen und den Heldenmythos des kommenden Weltkrieges vorwegnimmt, wurde ein in 16 Sprachen übersetzter Welterfolg. Mit einer zweibändigen Romanbiografie über den Opernsänger Enrico Caruso und ähnlich leichter Unterhaltungskost schleppte sich Thiess durch die Kriegszeit.

Doch nach 1945 entdeckte er in sich wieder den streitlustigen Essayisten, der sich schon in den 20er Jahren als außenpolitischer Redakteur des „Berliner Tageblattes“ in die Tagespolitik eingemischt hatte. Stellvertretend für andere Autoren sah er sich nach dem Zweiten Weltkrieg Vorwürfen heimkehrender Exil­autoren ausgesetzt, sich aus opportunistischen Gründen mit dem NS-Re­gime arrangiert zu haben. „Wir erwarten dafür keine Belohnung, dass wir unsere kranke Mutter Deutschland nicht verließen. Es war für uns natürlich, dass wir blieben“, rechtfertigte er sich.

Der ständigen Vorwürfen überdrüssig, ging Thiess in die Offensive und forderte seinerseits die Exilautoren auf, sich für ihre „Flucht“ zu rechtfertigen, da sie die in der Heimat verbliebenen Kollegen im Stich gelassen hätten. So äußerte er in der „Münchener Zeitung“ seine Zustimmung zu einer Forderung des inneren Emigranten Walter von Molo an Thomas Mann, aus dem Exil „nach Deutschland zu kommen und selber das Gesicht des Volkes zu betrachten, an das er während der 12 1/4 Jahre des nationalsozialistischen Infernos von Amerika aus seine Botschaften gesandt hat“.

In einem Brief vom 12. Dezember 1945 zeigte sich Mann erbost über die Forderung von Thiess und bezeichnete die inneren Emigranten als „sitzengebliebene Esel und Ofenhocker des Unglücks“. Zusammen mit Mann und von Molo dokumentierte Thiess 1946 die Debatte mit der Essaysammlung „Ein Streitgespräch über die äußere und innere Emigration“.

Als Hauptsprecher der inneren Emigranten war Thiess diesen aber ein Klotz am Bein. Denn seine erzkonservative Haltung nach 1945 − er schrieb für die rechte „Deutsche National- und Wochenzeitung“, gehörte dem rechtsextremen sudentendeutschen Witikobund an und forderte 1967 die Freilassung von Rudolf Heß − stellte alle inneren Emigranten unter den Generalverdacht des Chauvinismus. Als die Streitdebatte längst vergessen war und seine Werke kaum noch bekannt waren, starb Thiess 1977 in Darmstadt. Harald Tews


S. 10 Geschichte

Der Lotse geht von Bord
Vor 125 Jahren wurde Bismarck als deutscher Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident entlassen

Es sei nicht leicht, unter Otto von Bismarck Kaiser zu sein, stellte Wilhelm I. selbstironisch fest. Im Gegensatz zu seinem Großvater war Wilhelm II. nicht bereit, sich dem zu unterziehen. Er zwang Bismarck knapp zwei Jahre nach seiner eigenen Regierungsübernahme zum Rücktritt.

Die Beziehung des Kaisers und seines Kanzlers – oder des Kanzlers und seines Kaisers – war geradezu symbiotisch. Wilhelm I. war nicht „der Große“, als den ihn sein Enkel Wilhelm II. gesehen wissen wollte. Aber es ist ihm hoch anzurechnen, dass er klug genug war, dieses zu erkennen, und bescheiden genug war, seinem Regierungschef nicht zu viele Steine in den Weg zu legen. Bismarck dankte es ihm mit Loyalität und machte den König des kleinsten Mitgliedes des Europäischen Konzerts der Mächte, Preußen, zum Kaiser des größten, des Deutschen Reiches. Der erste Kanzler konnte weitgehend schalten und walten, solange der erste Kaiser lebte und ihn deckte.

Aufgrund des Altersunterschiedes war jedoch irgendwann absehbar, dass Wilhelm noch während Bismarcks Amtszeit verscheiden würde. Die Regierungsübernahme des Kronprinzen Friedrich Wilhelm bereitete Bismarck Sorgen, denn der junge Prinz teilte nicht den Konservatismus seines Vaters und dessen Kanzlers, orientierte sich statt dessen lieber am Liberalismus in der Heimat seiner Ehefrau Victoria, einer Tochter Queen Victorias. Als Fried­rich Wilhelm nach dem Tode seines Vaters tatsächlich Kaiser und König wurde, war er jedoch bereits vom Krebstod gezeichnet. Er war zu schwach und seine Amtszeit zu kurz, als dass er Bismarck hätte Probleme bereiten können.

Friedrich Wilhelms ältester Sohn und Nachfolger wiederum hatte ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern und bewunderte seinen Großvater und zumindest anfänglich auch dessen Kanzler. Wilhelm II. mangelte es jedoch an der Bescheidenheit Wilhelms I., wobei es in diesem Zusammenhang zweitrangig ist, ob dieses nun das Ergebnis einer originären Überheblichkeit oder eines überkompensierten Minderwertigkeitskomplexes ob seiner Behinderung und Geringschätzung durch die Eltern war. Anders als der Großvater war der Enkel nicht bereit, den Eisernen Kanzler regieren zu lassen, sondern wollte dieses selber tun. Berühmt ist seine Äußerung im kleinen Kreise: „Sechs Monate will ich den Alten verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst.“

Es gab aber auch politische Differenzen zwischen den beiden. Bismarck war enttäuscht. Ungeachtet der sozialen Wohltaten, die seine in der Welt Maßstäbe setzende Sozialgesetzgebung darstellte, setzten die staatsfeindlichen Sozialisten ihren Aufstieg fort. Bei den Reichstagswahlen vom 20. Februar 1890 konnten sie nicht nur ihren Stimmenanteil fast verdoppeln, sondern erhielten auch erstmals die meisten Wählerstimmen. Bismarck wählte deshalb eine verschärfte Gangart. Als im Mai 1889 im Ruhrgebiet ein Bergarbeiterstreik ausbrach, lehnte er eine staatliche Schlichtung ab. Die den Sozialistengesetzen kritisch gegenüberstehende „liberale Bourgeisie“ sollte ruhig einmal ein plastisches Bild von der sozialistischen Gefahr gewinnen. Die Sozialistengesetze hingegen wollte er nicht nur verlängern, sondern sogar verschärfen.

Bei allen Unterschieden reagierte Kaiser Wilhelm II. auf den Kampf des Eisernen Kanzlers gegen die Sozialisten doch ähnlich reserviert wie Jahrzehnte später Queen Elisabeth II. auf den Kampf der Eisernen Lady gegen die Gewerkschaften. Beide Monarchen scheuten als Repräsentanten des Staates und der Nation die Schärfe der innergesellschaftlichen Konfrontation. Entgegen der Politik Bis­marcks griff Wilhelm schlichtend in den Bergarbeiterstreik ein. Er tat dieses nicht ohne Erfolg, was sein Selbstvertrauen zusätzlich stärkte und ihn darin bestärkte, sich nun unter der Überschrift „soziales Kaisertum“ den Ausbau des Arbeiterschutzes vorzunehmen.

Der Kampf um die Macht zwischen dem alten Kanzler und dem jungen König war entbrannt, hatte mit der sozialen und der Sozialistenfrage eine ideologische Überhöhung erfahren und mündete letztlich in Sticheleien und Kompetenzstreitereien, bei denen der Kanzler ob der Verfasstheit von Kaiser- wie Königreich den Kürzeren zog. Anlass zum Bruch wurde schließlich mit den deutsch-russischen Beziehungen ein außenpolitisches Thema. Das kam Bismarck entgegen, war er als Außenpolitiker doch ungleich weniger umstritten denn als Innenpolitiker.

Im März 1890 machte Wilhelm Bismarck in fast schon beleidigender Form Vorhaltungen, weil dieser ihm Berichte vom Konsul in Kiew über russische Truppenverstärkungen an der Grenze zu Österreich-Ungarn nicht unverzüglich vorgelegt hatte. Bismarck konterte, indem er belegte, dass von Russland für die Habsburgermonarchie keine akute Gefahr ausging, und kam dem Wunsche des Kaisers nach einem Rücktrittsgesuch für beide Regierungsämter, das preußische wie das deutsche, am 19. März nach. Einen Tag später gab Wilhelm dem Gesuch statt und ernannte auf Bismarcks eigenen Rat hin den General Leo von Caprivi zum neuen Reichskanzler und Ministerpräsidenten. Wilhelm wahrte die Form und machte den Fürsten zum Herzog von Lauenburg, eine Würde und ein Titel, von dem Bismarck keinen Gebrauch machte.

Während im Inland manche nach fast drei Jahrzehnten in Preußen und zwei Jahrzehnten im Reich Bismarcks müde geworden waren, wurde im Ausland der Verlust klarer empfunden. Wohl kaum einer machte diesen Verlust plastischer und sinnfälliger als der britische Illustrator und Aquarellist Sir John Tenniel mit seiner zeitgenössischen „Punch“-Karikatur „Dropping the Pilot“ (Der Lotse geht von Bord). Manuel Ruoff


Bismarcks ungeliebter Nachfolger
Mit dem General Leo von Caprivi hoffte Wilhelm II., eher seinen »neuen Kurs« steuern zu können als mit dem Eisernen Kanzler

Sehr überraschend und gegen dessen Willen, machte Kaiser Wilhelm II. am 20. März 1890 den damaligen Kommandierenden General des X. Armeekorps (Hannover), Georg Leo von Caprivi de Caprera de Montecuccoli, zum Nachfolger des Fürsten Otto von Bismarck als deutschem Reichskanzler und als preußischem Ministerpräsidenten. Schon beim Abschied in Hannover äußerte Caprivi ahnungsvoll zu seinen Offizieren: „Ich weiß, dass ich mit Dreck beschmissen und dass ich fallen werde.“ Trotzdem nahm der preußische General treu und pflichtbewusst das ihm auferlegte Amt an, wie er schon einmal von 1883 bis 1888 als Fachfremder die Geschicke der deutschen Marine gelenkt hatte.

Um Politik hatte sich der aus einem ursprünglich krainischen Adelsgeschlecht stammende General sehr bewusst nie gekümmert, doch nun sollte er die Geschicke Deutschlands zu Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Außen- und Innenpolitik lenken.

Im Rahmen des sogenannten neuen Kurses ordnete Caprivi zuallererst die Bündnisfragen Deutsch­lands neu, wobei er den Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht erneuerte. Im Reichstag erklärte er 1892 seinen Kritikern zum Abreißen jenes „Drahts nach Russland“: „Wir haben alle Sorgfalt darauf verwandt, jenen Draht zu erhalten, wir wünschen uns nicht, das er uns den Strom aus denjenigen Leitungen nimmt, die uns mit Österreich, Ungarn, Italien verbinden.“

Auch auf dem Gebiet der Außenwirtschaftspolitik verfolgte Caprivi einen neuen Kurs. Nicht mehr konservative Schutzzollpolitik im Interesse der Großgrundbesitzer, sondern liberaler Freihandel im Interesse des Handels und der Verbraucher, lautete seine Devise. Das förderte den Absatz der im Aufblühen begriffenen chemischen und elektrotechnischen Industrie weltweit.

In der Innenpolitik agierte Caprivi sehr liberal und moderat. Er präferierte, im Gegensatz zum Vorgänger Bismarck, keine politische Partei und versuchte zu allen im Reichstag vertreten Parteien geordnete Beziehungen herzustellen. Selbst die bisherigen sogenannten Reichsfeinde wie das katholische Zentrum, die Sozialdemokraten und die Vertreter der nationalen Minderheiten waren dabei nicht ausgeschlossen. Caprivi gab bislang gesperrte finanzielle Mittel für die katholische Kirche frei und verlängerte das Sozialistengesetz nicht mehr. Kein Kanzler des Kaiserreichs war so polenfreundlich wie Caprivi, der die zur Zurückdrängung der polnischen Sprache in der Schule sowie alle von der Verwaltung getroffenen Maßnahmen zur Unterdrückung des sogenannten polnischen Elements zurückfuhr und auch sonst die Preußen polnischer Nationalität nicht engstirnig und misstrauisch als potenzielle Feinde des Staats betrachtete.

Obwohl Amtsvorgänger Bismarck während seiner Reichskanzlerzeit den hochintelligenten und sehr befähigten Caprivi als das „beste Pferd“ im Stall der preußischen Generalität betrachtet hatte, war er nunmehr seinem Amtsnachfolger nicht mehr hold. Bereits die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland hielt Bismarck für einen schweren Fehler. Der sogenannte „Uriasbrief“ aus dem Jahre 1892, in dem Caprivi auf Anordnung Wilhelms II. den österreichischen Kaiser zu bewegen versuchte, den damals in Familienangelegenheiten in Wien sich aufhaltenden Bismarck nicht persönlich zu empfangen, zerstörte die ursprünglich guten Beziehungen zwischen Nachfolger und Vorgänger völlig.

Übel genommen wurde Caprivi in Deutschland auch der Helgoland-Sansibar-Vertrag vom 1. Juli 1890, in dem deutsche Territorien in Ostafrika gegen die bis dahin britische Insel Helgoland eingetauscht wurden. Während England seine ostafrikanischen Territorien längst verloren hat, gehört das seinerzeit eingetauschte Eiland immer noch zu Deutschland. Über den politischen und wirtschaftlichen Wert von Kolonien hatte Caprivi seine eigene Meinung, wenn er äußerte, man müsse „Gott dafür danken, wenn uns nicht jemand ganz Afrika schenkt“.

Vom Hass Bismarcks und der schutzzöllnerisch eingestellten preußischen Agrarier verfolgt, agierte Caprivi zunehmend unsicher. Für Bismarck ungemein typische politische Handwerkszeuge wie die Spionage und den intensiven innenpolitischen Einsatz der Geheimpolizei lehnte Caprivi aus moralisch-sittlichen Gründen ab.

Schließlich stürzte Caprivi nach vier Jahren Amtstätigkeit über Intrigen am Berliner Hof. Er zog den Zorn seines Kaisers und Königs auf sich und wurde von diesem aus seinem Amt entlassen. Still und klaglos zog sich der alte Junggeselle aus dem ungeliebten Amt zurück und verbrachte seine letzten Lebensjahre bei Verwandten auf dem ostbrandenburgischen Gut Skyren bei Messow, Landkreis Crossen (Oder). Obgleich er in seinem militärischen und politischen Leben manch Berichtenswertes gesehen hatte, verzichtete er dezent auf das Verfassen von Memoiren. Am 6. Februar 1899 verstarb der 1891 in den Grafenstand erhobene Politiker wider Willen auf dem Gut Skyren an Diabetes. Unweit seines Todesortes fand er seine letzte Ruhestätte. Trotz seiner Polenfreundlichkeit wurde diese ab 1975 Opfer einer zunehmenden Vandalisierung und ist heute nicht mehr als solche zu erkennen. Wo sich einst das Grab befand, breitet sich mittlerweile nur noch eine freie Fläche unter Bäumen aus. Doch steht der aktuelle polnische Ortsbürgermeister von Messow einer Sicherung und Restaurierung der Grabanlage sehr positiv gegenüber. Entsprechende Initiativen werden vom Preußen-Institut in Remscheid unterstützt und koordiniert. Derzeit scheinen die Chancen für das „vergessene Kanzlergrab günstig zu sein, doch mangelt es noch an finanziellen Mitteln. Jürgen W. Schmidt

Nähere Informationen sind erhältlich beim Preußen-Institut, Solinger Straße 36, 42857 Remscheid, dessen 1. Vorsitzender der Verfasser dieses Beitrages ist.


Vom Offizier zum Museumsdirektor

Er war kein Seekriegsheld, kein Tonnagekönig, ja, noch nicht einmal Kommandant eines U-Bootes – und trotzdem kennt wohl jeder, der sich irgendwo auf der Welt mit der deutschen U-Boot-Waffe beschäftigt, den Namen Horst Bre-dow. Ende Februar ist der Gründer des Deutschen U-Boot-Museums im Alter von 90 Jahren verstorben. Das Lebenswerk, das Bredow hin-terlässt, ist außergewöhnlich. In über 60 Jahren hat er so ziemlich alles zusammengetragen, was mit der Unterwasserfahrt und speziell mit deutschen U-Booten zu tun hat. Daraus ist schließlich das U-Boot-Museum mit seinen gegenständlichen Sammlungen, Bibliotheken und einem einzigartigen Archiv entstanden.

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1946 kehrte Bredow in seine Heimatstadt Berlin zurück und wurde Lehrer. Seine Berufung indes fand der ehemalige U-Boot-Offizier zunächst in der Erforschung und Dokumentation des Schicksals seines eigenen U-Bootes. Aus dieser Beschäftigung entwickelte sich eine ständig anwachsende Sammlung an Dokumenten und Gegenständen, die weit über „sein“ U 288 hinausging. Nach seiner Pensionierung, einer Zwischenstation auf Sylt und der Umwandlung von Archiv und Sammlung in eine Stiftung fand Bredow 1989 in Cuxhaven-Altenbruch einen neuen Standort, der mittlerweile vier Gebäude umfasst.

Unermüdlich, bis zur Selbstaufgabe und buchstäblich bis an sein Lebensende widmete sich Bredow neben dem Ausbau der Sammlungen der Beantwortung tausender Zuschriften und Anfragen, die ihn jedes Jahr aus aller Welt erreichten, sowie der Betreuung der zahllosen internationalen Besucher. Ein besonderes Anliegen war ihm die wahrheitsgemäße Darstellung des U-Boot-Krieges. Deshalb trat er Mythen, Legenden und der zeitgeistgemäßen Verdammung der deutschen Marinen vor 1945 ebenso nachdrücklich entgegen wie einer unangemessenen Glorifizierung. Sein ohne öffentliche Zuschüsse aufgebautes Lebenswerk wird durch tatkräftige Ehrenamtliche und mit Unterstützung eines Fördervereins fortgeführt. J.H.


S. 11 Preussen

Mit der Kartoffel wider die Kleine Eiszeit
Die Erdabkühlung vor 275 Jahren ließ Friedrich den Großen den Anbau des Erdapfels forcieren

Derzeit wird die angeblich zu konstatierende globale Erwärmung als große Gefahr für die Menschheit hingestellt. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen jedoch, dass Warmphasen wie zum Beispiel das Klimaoptimum im Hochmittelalter eher zu Wohlstand und Frieden führten, während vielmehr Kälteperioden mit Hungersnöten und sozialen Verwerfungen einhergingen. Dies mussten auch die Einwohner Preußens vor 275 Jahren erfahren.

Wahrscheinlich bedingt durch mehrere große Vulkanausbrüche erreichte die nachmittelalterliche „Kleine Eiszeit“ zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Damit kam es wieder zu ähnlich dramatischen Kälteeinbrüchen wie 763/64, wo ab dem 1. Oktober alle Flüsse Europas zugefroren waren. Als besonders kalt erwiesen sich die Winter von 1607/08 („Der Große Winter“), 1657/58, 1683/84, 1708/09 („Die Grausame Kälte“), 1715/16, 1728/29 und 1730/31 mit Temperaturen von jeweils bis zu minus 30 Grad.

Doch es ging noch schlimmer: Nachdem bereits zwischen dem 6. und 24. Oktober 1739 erste Fröste eingesetzt hatten, wurde in den darauffolgenden Wochen ganz Mittel- und Osteuropa von einer schier endlosen Kältewelle erfasst. In deren Verlauf fiel das Quecksilber auch in Preußen mehrmals auf rund 40 Grad unter null, so zum Beispiel am 20. Januar und 7. Februar 1740. Infolgedessen fror unter anderem die Ostsee zu. Die Stärke des Eises betrug dort bis zu anderthalb Metern. Außerdem schneite es schon im November ungewöhnlich viel. Darüber berichtet das Kirchenbuch der brandenburgischen Gemeinde Görlsdorf: „In der Franck­furter Martini-Messe fiel so viel Schnee, daß die Zurückreisenden nicht Weg noch Steg finden, und vor dem aufgehäuften Schnee nicht fortkommen konnten.“ Ja, selbst in Spanien und Portugal wuchs die Schneedecke bis auf zehn Fuß an.

Dieser Extremwinter hatte dramatische Folgen für die Landwirtschaft, wie das erwähnte Kirchenbuch zeigt, das auch im Weiteren als Beleg über die Situation von 1740 dienen soll: „Menschen und Vieh, alle Saat vom Waytzen, an den meisten Orten, die meiste sonderlich Roggen Saat …, der Weinstock, die Nuß-, Pfirrsig-, Flieder- und weißen Maulbeerbäume, der grüne Kohl, die Rapüntzel, Petersilge etc. sind verfroren.“

Dabei hielten die winterlichen Verhältnisse zugleich ungewöhnlich lange an. Die Brunnen blieben bis Ende April eingefroren, und im Mai schneite es dann erneut sehr ausgiebig. Ebenso zeigten die Thermometer bis in den Spätfrühling hinein Temperaturen unter null Grad an, in Berlin bis zum 13. Juni. Und weiter östlich davon kam es sogar noch am 22. beziehungsweise 23. Juni zu Nachtfrösten, durch welche die Bohnen und Kürbisse sowie vielerlei anderes Gemüse erfroren. Zugleich „entstand … bald nach Ostern, und da bis Joannis kein Gras gewachsen, ein großer Mangel an der Futterung vors Vieh: Stroh und Heu waren fast nicht mehr zu bekommen“. Daher stiegen die Preise für Letzteres auf astronomische Höhen, weshalb viel Vieh „verdorrete“.

Aufgrund der langanhaltenden Kälte setzte die Vegetationsperiode im Jahre 1740 extrem spät ein. Die Obstbäume begannen erst Ende Mai zu blühen, so dass die Früchte nicht genügend Zeit zum Ausreifen hatten. Ebenso verzögerte sich der Beginn der Getreideernte – sofern es überhaupt noch etwas zu ernten gab: „Einige Saat kam erst mit Ausgang des May-Monaths hervor, und Medio Juni kamen erst die Aehren hervor und gegen den 6., 7. und 8. August ließ es sich erst zur Roggen-Erndte an … Aber man hatte kaum angefangen zu mähen, als Gott es beständig, alle Tage, biß zu Helffte der Erndte, regnen ließ.“ Andernorts wiederum konnte die Mahd des Getreides nicht vor Mitte September beginnen, was insofern ungünstig war, als am 4. Oktober bereits wieder die nächsten Fröste und Schneefälle einsetzten.

Es fehlte somit nicht nur an tierischen Produkten sowie Obst und Gemüse, sondern auch an Brotgetreide, obwohl sich die Roggenernte „durch Gottes sonderbahren Segen“ zumindest in einigen Landstrichen „dennoch wohl gelohnet“. Die Folge war eine Hungersnot, die weite Teile Europas heimsuchte und besonders in den Städten für viel Elend sorgte. Dabei traf es Preußen nicht ganz so schlimm wie Sachsen, wo ein Sechstel der Bevölkerung den Tod fand, aber dennoch müssen damals zahllose Menschen zugrundegegangen sein. So berichtete ein Zeitzeuge aus Kolberg, dass „es hier bei uns im Lande weit umher eine so schrecklich knappe und theure Zeit gab, daß viele Menschen vor Hunger starben … Es kamen von landeinwärts her viele arme Leute nach Colberg, die ihre kleinen hungrigen Würmer auf Schiebkarren mit sich brachten, um Korn von hier zu holen, weil man Getreideschiffe in unserem Hafen erwartete, die der grausamen Noth steuern sollten. Alle Straßen bei uns lagen voll von diesen unglücklichen ausgehungerten Menschen.“

Die sehnsüchtig erwarteten Lieferungen waren Teil eines umfassenden Hilfspakets, für das Fried­rich der Große verantwortlich zeichnete, der am 31. Mai des Hungerjahres 1740 den Thron bestiegen hatte. Zunächst ließ der neue Herrscher am 3. Juni die Königlichen Getreidemagazine öffnen, da unter der geschwächten Bevölkerung der größeren preußischen Städte bereits der „Hungertyphus“ grassierte. Dann befahl Friedrich außerdem noch die Einfuhr von Korn aus Mecklenburg beziehungsweise Polen und Russland, wo größere Vorräte vorhanden waren. Dem folgten im Herbst die „Verordnung, wie auf unterschiedliche Art dem Mangel des Fleisches und anderer Victualien (Lebensmittel) in denen Residentzien abzuhelffen“ sei, sowie das „Rescript …, daß die von Adel und Beamte ihr Getreide nicht zurück halten, sondern wöchentlich etwas zu Marckte schicken sollen“.

Allerdings überschätzte der König die Reserven, die sich noch in den Speichern befanden, so dass seine Maßnahmen den Hunger von 1740 – sowie im Übrigen auch des Folgejahres – kaum nachhaltig bannen konnten. Daher verfiel er auf die Idee, den Kartoffelanbau zu forcieren, mit dem die Bauern teilweise schon zu Lebzeiten seines Vaters begonnen hatten. Ziel der Maßnahme war es, die Abhängigkeit vom Grundnahrungsmittel Korn zu reduzieren, welches auf den Sandböden Preußens sehr viel schlechter gedieh als die genügsamen „Tartufflen“. Diesem Projekt blieb Friedrich der Große dann auch bis an sein Lebensende treu, wie die zahlreichen „Kartoffel-Edikte“ beweisen. Dabei wurden diese Bemühungen des Alten Fritz durch weitere Getreide-Missernten wie die von 1770 bis 1772 beflügelt. Wolfgang Kaufmann


»Im Klosterkeller« war der Anfang
Eduard von Grützner war in der Kaiserzeit bekannt für seine humoristischen Genregemälde aus dem Mönchsleben

Neben seinem Freund Carl Spitzweg und dem als Darsteller bäuerlicher Motive bekannten Franz von Defregger galt Eduard Theodor Ritter von Grützner als einer der bedeutendsten Münchener Genremaler zu Zeiten des Kaiserreichs. Der Schlesier konnte manchmal gar nicht so schnell malen, wie seine Bilder Käufer fanden. Das hatte dem am 26. Mai 1846 im oberschlesischen Dorf Groß-Karlowitz geborenen Sohn eines Kleinbauern niemand an der Wiege gesungen. Der Dorfpfarrer Fischer wurde als erster auf das Talent des damals Sechsjährigen aufmerksam, als dieser nach Erhalt eines Tuschkastens aus dem Gedächtnis den Kreuzweg der Kirche malte. Fortan war der katholische Geistliche bemüht, dem kleinen Eduard den Weg zu Höherem zu bahnen. Er beschäftigte ihn als Ministranten, gab ihm Privatunterricht in Latein und ebnete ihm den Weg ans Gymnasium zu Neiße.

Doch Grützner lernte nicht sonderlich gut, wollte er doch nicht, wie vorgesehen, die Laufbahn seines Mentors einschlagen, sondern lieber Maler werden. Pfarrer Fischer war nun nicht etwa von seinem Schützling enttäuscht, sondern bahnte ihm mit Hilfe von Gönnern den Weg in die Kunststadt München zur Ausbildung als akademischer Maler. Ab 1864 durchlief Grützner an der Kunstakademie München, bei seiner großen Begabung blitzschnell, die einschlägigen Ausbildungsetappen. Anschließend nahm ihn 1867 der berühmte Münchener Historienmaler Carl Theodor von Piloty, der gleichfalls Franz von Lenbach und Franz von Defregger ausbildete, unter seine Schüler auf. Auch Piloty überzeugte der junge Grützner mit seinem malerischen Talent.

Als Piloty 1868 zwecks einer Kur nach Karlsbad verreisen musste, gab er seinem begabten Schüler den Auftrag zu einem pompösen Historiengemälde „Hein­rich II. von England läßt sich 1174 am Sarkophag des Erzbischofs Thomas Becket geißeln“. Mehrmals setzte Grützner an, doch ein Historiengemälde im Stile Pilotys ging ihm einfach nicht von der Hand. Daraufhin malte Grützner klammheimlich das erstes der für ihn ungemein typischen humoristischen Genregemälde aus dem Klosterleben, betitelt „Im Klosterkeller“. Der abgebildete Bruder Kellermeister hat sich nach dem Mittagsmahl ein gutes Schlück­chen „Johannisberger“ gegönnt und schlummert nun selig lächelnd vor dem Fass. Ein missgünstiger Mitbruder hat den alten Prior herbeigerufen, der halb ungläubig und halb entrüstet auf den sündigen Schläfer blickt.

Nach der Rückkehr von der Kur verlangte Meister Piloty von Grützner dessen Arbeitsergebnis zu sehen. Vorsichtig präsentierte ihm Grützner sein Werk. Für Piloty spricht, dass er sich nun auf einen Hocker setzte, dass Bild zehn Minuten genau musterte und danach schlicht „Bravo“ sagte. Das Bild verkaufte sich gut und nach einem zweiten derartigen Gemälde brauchte sich Grützner, ganz im Gegensatz zu anderen Malern, für den Rest seines Lebens um den Absatz keine Sorgen mehr zu machen.

Zwar waren gerade seine Klosterstücke sehr gefragt, doch auch humoristische Wirtshausszenen, etwa über Erzähler von Jägerlatein, oder die vielen Gemälde über William Shakespeares literarische Figur Sir John Falstaff fanden reißenden Absatz. Der aus armen Verhältnissen stammende Grützner wurde schnell Besitzer einer stilvollen Villa in München, des „Grütznerhauses“. Er besaß zudem eine glückliche Hand beim Finden und beim Einkauf von Antiquitäten. Seine vorrangig im gotischen Stil eingerichtete Villa, darunter sehr ansehnliche Stücke aus alten Klöstern und Kirchen, sahen viele Besucher aus der Welt der Kunst, des Theaters, aber auch von Fürstenhöfen, die dem gastfreundlichen Grützner stets willkommen waren.

Obwohl seit 1864 ständig in München lebend, hat Grützner sein heimatliches Schlesien nicht völlig vergessen. Davon zeugt das humoristische Gemälde „Der schlesische Zecher und der Teufel“, das auf schlesische Legenden anspielt. Mephisto hat soeben das Wetttrinken um die Seele des schlesischen Zechers aufgegeben. Er schleicht sich davon, noch ganz den Ekel vor dem sauren Grünberger Wein im Gesicht tragend, während ihm der schlesische Zecher zum Abschied höhnisch einen weiteren Becher sauren Weins kredenzt.

Während Grützner als Künstler sehr erfolgreich war und 1916 vom bayerischen König geadelt wurde, war sein Privatleben nicht ganz so glücklich. Nach dem Tod der ersten Gattin verheiratete sich Grützner mit einer wesentlich jüngeren Münchnerin aus bester Familie. Diese brannte allerdings mit einem Sänger durch, so dass ihr Name im Hause des Künstlers nie mehr erwähnt werden durfte. Am 2. April 1925 starb Eduard von Grützner fast 79-jährig in München. Obwohl Grützners Genregemälde trotz ihrer hohen künstlerischen Qualität heute nicht mehr so wie zu Lebzeiten des Künstlers geschätzt werden, erzielen sie auf Auktionen immer noch erstaunliche Preise. Jürgen W. Schmidt


S. 12 Leserforum

Leserforum

Liman war der Sieger

Zu: Schlachtensieg statt Völkermord (Nr. 6)

Selbst in Ihrer so hervorragenden Zeitung passieren offensichtlich, bei guter Kenntnis unnötig gewesene, Ungenauigkeiten: Die Schlacht bei Gallipoli hat meines Wissens nicht Kemal Atatürk gewonnen, sondern der deutsche General Liman, der mit seinen deutschen Offizieren zuvor die türkischen Truppen ausgebildet hatte. Ich hoffe doch nicht, dass die PAZ diese wichtige Tatsache im Interesse der Türkei verschwiegen hat.

Richard Sporys, Möhrendorf

 

 

Integrationshemmende Frechheit

Zu: „Auch wir sind das Volk“ (Nr. 8)

Die Feststellungen dieser „Neuen Deutschen“ sind schlichtweg falsch. Die Forderungen der Einwanderernachkommen beim

„1. Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisation“ sind eine integrationshemmende, antidemokratische Frechheit und Wasser auf den Mühlen derjenigen, die hier ungestraft „Deutschland verrecke“ und „Juden ins Gas“ brüllen. Diese Art von „Neuen Deutschen“ hat hier wirklich noch gefehlt.

Ralf Kulbrock, Bielefeld

 

 

Kein Schönredner

Zu: Buschkowsky hochverdient (Nr. 6)

Heinz Buschkowsky, der seinen Rücktritt als Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln verkündet hat, ist der einzige SPD-Mann, der den Mut zur Wahrheit hat. Es ist schon erschreckend, wie in dieser Demokratie Andersdenkende verfolgt, geächtet und diffamiert werden. Die SPD bräuchte mal wieder mehr Personal vom Schlage eines Buschkowsky. Denn nur mit Schönlügen wird sich die Situation in Deutschland nicht verbessern.

Herbert Schinkel, Lengede

 

 

Stramm gestanden

Zu: Schlachtensieg statt Völkermord (Nr. 6)

Heute ist zum 100. Jahrestag der Schlacht um Gallipoli ein riesiges Museum entstanden, in der der für die Türken kämpfende deutsche General Liman von Sanders keine Rolle spielt. Der Angriff der Entende wird als Angriff der Christenheit umgedeutet, und der Held ist niemand anderes als Kemal Pascha, auch Atatürk genannt, der unter Liman von Sanders lediglich Offizier war. Der Vater aller Türken stand vor Sanders stramm.

Trotzdem ein kurzes Wort zu Atatürk: Er schaffte die Schrift des Propheten ab, das Arabische, er verbot die Kopftücher in öffentlichen Räumen, er verbot die Derwischorden und schaffte das islamische Recht ab. Heute hätte er einen Bürgerkrieg mit diesen Reformen.

Bernhard Russ, Ravensburg

 

 

Geistige Servilität

Zu: Anregend und elegant (Nr. 4)

Die auf der Buchseite besprochene Neuerscheinung des Buches „Ostpreußen. Geschichte einer Landschaft“ von Andreas Kossert ist entgegen den Empfehlungen des Rezensenten für einen an Ostpreußen interessierten Laien nicht empfehlenswert. Die Geschichte der historischen Landschaft erfährt dabei eine deutliche Schieflage. In dieser Buchneuerscheinung findet man eine geistige Servilität gegenüber den geschichtlichen und politischen Fragestellungen.

Die Geschichte des Historikers Kossert scheint fein gesponnen, indem er den Deutschen Orden sehr kritisch hinterfragt und in Zweifel stellt, dass der Orden auch wirklich im rechtlichen Sinne gehandelt hat und berechtigt war, sich im Prußenland zu verselbstständigen. Es wird dabei ein Konstrukt entworfen, das den Orden auch als eine gefährliche Machtkonzentration und Bedrohung für den Nachbarn (Polen) darstellen soll Dem ist entgegenzustellen, dass der prosperierende „Wirtschaftsraum Ostsee“ dem polnischen König nicht entgangen ist. Der Kampf des polnischen Königs um die Ostsee setzte sich nach seinem kriegerischen Erfolg um den Besitz des Ordenslandes weiter fort in den kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich dann jahrzehntelang die damalige Großmacht Schweden sowie Dänemark und die polnisch-litauische Union lieferten.

Ich wünsche Herrn Kossert eine Version des Denkens zu entwickeln, die mit Weitblick und aufgeklärtem Eigeninteresse auf den Bruch im Osten reagiert. Wer an seinen Zielen nicht dauerhaft festhält, verpasst den Zeitpunkt, an dem sie Wirklichkeit werden können.

Harald Brassat, Lich

 

 

Der Irrgast fühlt sich hier wieder wohl

Zu: Etwas zu kurz geraten (Nr. 8)

In Deutschland ist der Luchs bei weitem früher als der Wolf vertilgt worden und nicht durch Umwelteinflüsse oder Chemie, sondern durch die Interessen des Menschen, des egoistischsten Generalraubtieres überhaupt. Im Gebirge hielt sich die Art noch am längsten. Aber der letzte Luchs wurde 1840 im Allgäu zur Strecke gebracht, und damit war die Art in ganz Deutschland ausgerottet.

Auch in den baltischen Landschaften war er selten geworden. Aus den ostrussischen Gouvernements traten einige über und wurden hier scharf bejagt.

Es wird wohl auch so ein Irrgast gewesen sein, der als letzter Luchs Ostpreußens angesehen wird. Am 25. November 1901 wurde in der Königlichen Oberförsterei Schorellen bei einer Treibjagd der letzte Luchs gestreckt. „Er hatte sich im Schutzgebiet Ußbördssen übel bemerkbar gemacht“, war zu lesen. Ihm wurde aber ein Ehrenplatz in der zoologischen Sammlung der Landwirtschaftshochschule eingeräumt, als letztem Luchs Ostpreußens.

Tröstlich aber auch folgende Erfahrungen: Jung eingefangene und aufgezogene Luchse lassen sich leicht zähmen und werden liebenswürdige Hausgenossen. So berichtet Fritz Bley, wie in Livland auf dem Gut Panthen der Familie Löwis of Menar eine junge Luchsin namens „Lucy“ aufwuchs, die mit musterhaftem Gehorsam bei Ruf ihres Namens sofort Folge leistete. Unter ihren eingewurzelten Naturinstinkten trat am wildesten ihr geradezu unausrottbar glühender Hass auf die verwandte Hauskatze hervor. Ehe dann der Winter kam, war auch die letzte Hauskatze auf Gut Panthen zerfleischt. Sie zu einem Besuch der benachbarten Güter mitzunehmen, wagte der Hausherr dann doch nicht. Zu Hause aber war „Lucy“ der liebenswürdigste aller Gesellschafter.

In Estland nördlich von Wesenburg kam der Luchs seinerzeit sehr häufig vor und wurde rigoros bejagt. Es war die Zeit der großen Jagden auf den Gütern im Baltikum, und viele sahen im Luchs den absoluten „Mordgesellen“, ein Raubtier eben. Heute bemühen sich Naturschützer, das schöne Tier wieder anzusiedeln wie im Harz, im Bayerischen Wald oder im Baltikum in den dort entstandenen Schutzgebieten.

Die Zeit, wo noch um „Rück­sicht auf Naturschützer“ gebeten wurde, ist glücklicherweise lange vorbei. Jetzt regeln Gesetze die Art­erhaltung. Wir müssen uns alle eben bemühen.

Karl-H. Friz, Steinhagen

 

 

Uran ist schuldlos an Erkrankungen im Kosovo

Zu: Kosovo: Flüchtlinge fliehen vor Nato-Uran-Gift

Natürlich war der Einsatz von Uranmunition durch die Nato im Jugoslawienkrieg so verwerflich wie jede andere kriegerische Handlung auch. Wenn es jedoch heute zu den von Eva Herman in ihrem Gastbeitrag geschilderten Gesundheitsproblemen im Kosovo kommt, kann Uran nicht die Ursache dafür sein. Denn das Schwermetall kommt in großen Mengen im Meer und zum Beispiel im Erzgebirge oder weiten Teilen Sachsens im Boden und auch im Wasser vor, ohne dass die Gesundheit oder gar die Lebenserwartung der Bewohner darunter leiden.

Beim Einschlag eines Uran-Geschosses ist die Radiotoxizität, also die Strahlenerkrankung, das geringste Übel. Die Pulverisierung des Projektils hat die Entstehung von Stäuben zur Folge, die sich aber mit der Zeit im Erdreich verteilen und auch im Grundwasser landen. Jedoch ist die Konzentration dann nicht viel größer als in Gegenden mit natürlichem Uran-Vorkommen.

Abgereichertes Uran ist kein Atommüll, wenn damit stark radioaktive Abfälle aus Kernreaktoren, medizinischen Einrichtungen oder Laboratorien gemeint sind. Die Radioaktivität von U238 hält sich in engen Grenzen. Die lange Halbwertzeit hat damit zu tun, dass wenig davon zerfällt und damit „strahlt“.

Keinesfalls möchte ich die Geschichte verharmlosen. Jedoch werden immer wieder – wie hier von Frau Herrman – Schauergeschichten über Isotope und radioaktive Strahlung verbreitet, die unter anderem zur Zerstörung unserer fortgeschrittenen kerntechnischen Industrie und zu dieser unglücklichen politischen „Energiewende“ geführt haben. Ja, „das Atom“ ist gefährlich, aber das sind viele andere Stoffe auch, über die sich niemand aufregt. Wer redet heute zum Beispiel noch über den „Agent Orange“-Einsatz der US-Armee im Vietnamkrieg?

Conrad Beckert, Berlin


S. 13 Das Ostpreußenblatt

Zeugnisse deutscher Geschichte
Mit großer Eigeninitiative schuf Wjatscheslaw Kent in Heinrichswalde ein sehenswertes Heimatmuseum

Die Erinnerung an Ostpreußen stirbt nicht. Davon zeugt nicht zuletzt das Interesse der heute im Königsberger Gebiet lebenden Menschen. Ein Zeugnis vom Bemühen um den Erhalt des kulturellen Erbes Ostpreußens gibt das heimatkundliche Museum in Heinrichswalde.

In Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, haben Besucher der Stadt nach Voranmeldung im Touristenbüro die Möglichkeit, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie erfolgreich ein großes Maß an Eigeninitiative sein kann. In einer ehemaligen Schulbibliothek, nur etwa 100 Meter von der Heinrichswalder Kirche entfernt, hat Wjatscheslaw Kent, Angestellter der Stadtadministration, in mühevoller Kleinarbeit ein deutsch-russisches Museum geschaffen, das sich sehen lassen kann: Neben Gegenständen aus sowjetischer Zeit hat er im Laufe vieler Jahre vor allem die deutsche Geschichte von Heinrichswalde und dem Kreis Elchniederung dokumentiert.

Der Philologe und Journalist Kent kam erst 1987 nach Heinrichswalde. Die Liebe und ein Studium in Königsberg hatten ihn ins nördliche Ostpreußen gelockt. Als er nach seinem Studium 2003 in der Informationsabteilung der Kreisverwaltung Heinrichswalde tätig war, kam ihm die Idee, die deutsch-russische Geschichte des Kreises in einem Museum darzustellen. Diese Aufgabe betrachtete Kent als sein Lebenswerk. Der Wunsch, etwas Bleibendes für nachfolgende Generationen zu schaffen, leitete ihn.

Von der Idee bis zur Einrichtung des Museums war es allerdings noch ein weiter Weg. Kent musste Überzeugungsarbeit leisten, damit die Stadt ihm geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Seine berufliche Tätigkeit bei der Stadt dürfte ihm geholfen haben, denn schon bald unterstützte der damalige Landrat Alexander Gwosdenko das Projekt und stellte Kent die in der Hauptstraße befindlichen Räume der ehemaligen Kinderbibliothek mit einer Fläche von 106 Quadratmetern zur Verfügung. Allerdings waren umfangreiche Renovierungsarbeiten nötig, die Kent mit Unterstützung einer holländischen Stiftung in Angriff nehmen konnte. Elektrische Leitungen mussten gelegt, Fenster und Fußböden erneuert werden. Auch die Stadt Heinrichswalde beteiligte sich mit einem Zuschuss, von dem Stühle, Tische und Vitrinen besorgt werden konnten. Die wenigen Exponate und Informationen über die Geschichte von Heinrichswalde und anderen Orten der Elchniederung wurden bald aufgefüllt mit Gegenständen ehemaliger Bewohner der Elchniederung. Zu diesen fand Kent Kontakt über Manfred Romeike, Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft (KG) Elchniederung, und deren damaligen Geschäftsführer Hartmut Dawideit. Ehemalige Bewohner Ostpreußens bereicherten den Fundus des Museums. Sie spendeten unter anderem ein Elchgeweih, eine Kaffeemühle von 1930 und einen kompletten Webstuhl (s. Foto o.r.). Zu den besonderen Exponaten zählt ein originaler Satz Tischlerwerkzeug von Erich Sperber (s. Foto u.r.). Einige Ostpreußen spendeten für den Kauf neuer Türen und Fenster. Zwischen der KG Elchniederung und Kent entstand eine Freundschaft, die dazu beigetragen hat, dass die Anzahl der Exponate des Museums ständig wächst.

In Anerkennung seiner Verdienste um Ostpreußen hat die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) anlässlich des Stadtfestes, das im vergangenen August in Heinrichswalde stattfand, Wjatscheslaw Kent als erstem Russen das Silberne Ehrenzeichen verliehen.

Manuela Rosenthal-Kappi

Deutsch-Russisches Heimatmuseum Slawks, Informationen und Anmeldung imInternet unter: www.slavsktur.ru


Erster Flug in einem Jahr
Bauarbeiten am Flughafen Schiemanen schreiten voran

In diesem Jahr soll der Ausbau des Flughafens in Schiemanen bei Ortelsburg beendet werden. Die ersten Passagiere sollen dort im Jahr 2016 abfliegen.

Der Regionalflughafen für das südliche Ostpreußen und Podlachien (Bezirk Bialystok) entsteht auf dem früheren Militär-Flugplatz. (Über die Grundsteinlegung berichtete die PAZ in Folge 35 vom 30. August 2014.) Die gesamte Infrastruktur wurde dort bereits neu angelegt. Das ganze Bauvorhaben soll mit einer Summe von 205 Millionen Zloty (knapp 50 Millionen Euro) abgedeckt werden, wovon 121 Millionen Zloty (29 Millionen Euro) von der Europäischen Union getragen werden. Den Rest übernimmt die Selbstverwaltung der Woiwodschaft aus eigenen Mitteln. Das ist eine der Schlüssel-Investitionen, die im Rahmen des Regionalen Programms Masuren-Ermland 2007 bis 2013 geleistet werden. Das Gelände wurde bis zum Jahr 2008 von der Gesellschaft „Port Lotniczy Mazury“ (Flughafen Masuren) verwaltet. Vier Jahre später kündigte die Woiwodschaft der Gesellschaft den Pachtvertrag mit der Begründung, dass es von deren Seite keine Garantie für den Neubau eines Flughafens gäbe.

Nach einem Gerichtsverfahren übernahm die Selbstverwaltung der Woiwodschaft die Regie und berief eine Gesellschaft, die in völliger Selbstverwaltung für die Ausführung der Investition aufkommen muss. Wie der Chef der Polnischen Presse-Agentur, Leszek Krawczyk, mitteilte, gehen die Bauarbeiten parallel zum aufgestellten Ablaufplan und sind in einigen Bereichen sogar bemerkenswert voraus.

Zurzeit sind große Teile des Flughafens fertig, wie zum Beispiel die Startbahn, der Abstellplatz der Flugzeuge und teilweise auch das Terminal für die Passagier-Abfertigung. In Kürze werden die Einflugleuchten für die Navigation und im Frühjahr das Navigations-System ILS montiert.

„Wir nehmen an, dass die ersten Flugzeuge im Jahre 2016 starten werden, wahrscheinlich im Frühjahr. Ein Interesse seitens der Fluggesellschaften an Schiemanen besteht. Sie sind an einer Zusammenarbeit interessiert, es werden bereits Einzelheiten der Zusammenarbeit festgelegt“, informierte Krawczyk.

Der Flughafen in Schiemanen wird, wie viele andere regionale auch, am Anfang nicht rentabel sein. Die Selbstverwaltung der Woiwodschaft nimmt in Kauf, dass in den ersten Jahren jährlich zirka drei Millionen Zloty (730000 Euro) an Verlust entstehen kann. Dafür werden bis 2016 schätzungsweise 110 Arbeitsplätze entstehen und bis zum Jahr 2020 soll die Zahl sich auf 200 erhöhen. Der Grenzdienst und das künftige Personal treffen bereits Vorbereitungen für ihre Arbeit in Schiemanen. PAZ


Bürger entscheiden
Erste Ergebnisse der Mitbestimmung

Seit 2013 können die Allensteiner über einen Teil des Stadtbudgets entscheiden. In diesem Topf sind insgesamt umgerechnet 800000 Euro. 242000 Euro werden für städtische Projekte, die alle Stadtbewohner betreffen, ausgegeben und rund 580000 Euro für Projekte der 23 Stadtteile. Jeder kann seine Vorschläge einbringen und Anträge stellen, die dann auf ihre technische Durchführbarkeit untersucht werden. Im September stimmen die Allensteiner über die Projekte ab. 2013 gaben 10000 Bürger ihre Stimmen ab und 2014 waren es schon über 23000.

Bis Ende 2014 sind einige Projekte nicht bis zur ersten Vorstellung fertig geworden. Teilweise mussten die öffentlichen Ausschreibungen wiederholt werden, und oft nahm die Vorbereitung der technischen Dokumentation viel Zeit in Anspruch. So warten beispielsweise der Strand im Stadtteil Lykusen [Likusy] oder die Gartenlaube in Bergenthal [Nagórki] auf ihre Umsetzung. Das Straßenamt will solche Verspätungen dieses Jahr vermeiden und hat die öffentlichen Ausschreibungen der Projekte des Bürgerbudgets vorgezogen.

Es geht vor allem um die Renovierung der Bürgersteige in der Dworcowastraße, die Renovierung der Treppen in der Röhrenteich-straße [Zołniers-ka] und der Wyszynskiegostraße, die Gestaltung der Grünanlagen und die Vervollständigung der Straßenbeleuch-tung in der Białostockastraße. Die Beamten beabsichtigen, die Dokumentation für Aufgaben, die bei der Abstimmung nicht genügend Stimmen erhalten haben, vorzubereiten wie die Renovierung zwei weiterer Straßen: der Kasernenstraße [Kromera] und der Seestraße [Zyndrama z Maszkowic]. In diesem Jahr sollen die Projekte auch umgesetzt werden. Ein Teil der Aufgaben wird vom Amt für Straßen und Transportwesen realisiert werden und die größten von der Abteilung für Investitionen. Edyta Gladkowska


MELDUNGEN

Arbeitslosigkeit am höchsten

Allenstein – Die Arbeitslosigkeit im südlichen Ostpreußen ist wieder die höchste in der gesamten Republik Polen. Das Hauptstatistikamt hat die neuesten Arbeitslosenzahlen veröffentlicht. Im Dezember 2014 betrug die Arbeitslosenquote 18,9 Prozent. Ohne Arbeit sind 98000 Menschen. Nur in zwei Orten ist die Arbeitslosenquote unter zehn Prozent gesunken. Es sind Allenstein mit 6,9 und der Kreis Deutsch Eylau mit neun Prozent. Am schlechtesten ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den Kreisen Braunsberg, Johannisburg und Rastenburg, wo fast 30 Prozent der Einwohner ohne Arbeit sind. E.G.

 

Wohnen wie die EU-Bürger

Königsberg – Der Vorsitzende des für den Wohnungsbau zuständigen Ausschusses der Staatsduma, Alexej Russkich, forderte, dass die Bevölkerung im Königsberger Gebiet über ein ähnliches Wohnniveau verfügen müsse wie die angrenzenden Gebiete der Europäischen Union. Momentan würden im Gebiet jährlich mehr als eine Million Quadratmeter Wohnraum geschaffen. Diese Zahl müsse auch weiterhin, trotz der Sanktionen, angestrebt werden. Augenscheinlich ist man in Moskau besorgt, dass eine erkennbare Schlechterstellung gegenüber den unmittelbaren Nachbarn zu einem Anwachsen sezessionistischer Stimmungen im russischen Teil Ostpreußens führen könnte. T.W.W.

 

Vereinfachte Zollbestimmungen

Königsberg – Die russische Regierung will die Zollbestimmungen für das Königsberger Gebiet vereinfachen. Die Auflagen für die Lagerung ausländischer Waren und zum Import von Waren des Eurasischen Zollgebietes über den Hafen Ust-Luga sollen deutlich erleichtert werden. T.W.W.

 

Störungen des Verkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7: Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle. Straße Nr. 7: Liebemühl [Miłomłyn] – Osterode [Ostróda], Baustelle. Straße Nr. 16: Sensburg [Mragowo], Olsztynska Straße, Baustelle; Barranowen [Baranowa] – Dombrowken [Dabrówka], Fällarbeiten. Straße Nr. 51: Heilsberg [Lidzbark Warminski], Olsztynska Straße, Baustelle; Thomsdorf [Tomaszkowo] – Pagelshof [Ameryka], Fällarbeiten. Straße Nr. 53: Ortelsburg [Szczytno], Piłsudskiego Straße, Baustelle. Straße Nr. 54: Verkehrsknoten Braunsberg Süd [Braniewo], Baustelle. Straße Nr. 57: Bischofsburg [Biskupiec], Baustelle. Straße Nr. 59: Farienen [Faryny] – Fried-richshof [Rozogi], Baustelle. PAZ


S. 14 Ostpreussische Familie

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

dieser Winter, der keiner war, hat sich meteorologisch schon verabschiedet, der kalendarische wird es demnächst tun. Bei diesen milden Temperaturen fällt es schwer, sich die durch Schnee und Eis quälenden Trecks vorzustellen, mit denen die Flüchtlinge vor 70 Jahren gen Westen zogen. Bei eisiger Kälte, die den Atem vor dem Mund gefrieren ließ und Brauen und Wimpern verklebte. Als es in einem unserer Fluchtbeiträge hieß, dass die Wagen bei minus 20 Grad den heimatlichen Hof verließen, hatte die Verfasserin ein Fragezeichen hinter dieser Temperaturangabe gemacht, weil sie sich ihrer nicht ganz sicher war. Das war allerdings fehl am Platze, denn es stimmte, und das Thermometer sank in manchen klaren Frostnächten noch tiefer. Aber dieses Fragezeichen hat wohl Frau Roswitha Kulikowski aus Hemmingen angeregt, über ein ähnliches zu schreiben, das sie in einem Artikel einer Heimatfreundin fand, in dem diese schrieb, dass einmal in Königsberg minus 38 Grad (?) gemessen worden seien. Und an diese sibirische Kälte erinnert sich Frau Kulikowski noch ganz genau und zwar sehr schmerzvoll, wie sie schreibt:

„Meine Mutter weckte uns Kinder und sagte, dass es bitterkalt sei, wir sollten uns für den Schulweg sehr warm anziehen. Beim Frühstück erklärte sie, dass wir minus 37 Grad an unserem Thermometer hätten. Nun, meine zwei Jahre ältere Schwester und ich, acht Jahre alt, stiebelten vom Hammerweg zur Hippel-Kraus-Schule an der Stägemannstraße. Wir hatten tatsächlich minus 37 Grad! Die Hälfte der Mitschüler war nicht gekommen. Am nächsten Tag hatten wir ,nur‘ noch minus 35 Grad. Dann pendelte sich das Wetter auf gewohnte minus 20 Grad ein. Es muss im Winter 1940 gewesen sein, denn die Hippel-Kraus-Schule wurde 1940 vom Militär beschlagnahmt. Von dieser sibirischen Kälte behielt ich ein langes Andenken. Ein Ohr war angefroren, und ich hatte eine längere schmerzhafte Behandlung.“

Es war ein ähnlich kalter Winter wie der im Jahr 1929, an den ich mich noch sehr gut erinnere, weil die Fensterscheibe in unserem Keller in der Augustastraße in Königsberg geplatzt war und die zentnerweise eingekellerten Kartoffeln erfroren waren. Damals wurden in Masuren minus 42 Grad gemessen!

Frau Kulikowski hat nach der Vertreibung ihrer alten Schule noch einmal einen Besuch abgestattet: „Die Hippel-Kraus-Schule wird heute von der Universität genutzt. Ich war 1994 anlässlich des Uni-Jubiläums zu einer Feierstunde in das alte Schulgebäude eingeladen. Die Turmuhr, völlig durchschossen, stand neben dem Rednerpult. Meinen alten Klassenraum fand ich wieder: zweiter Stock, dann links, erste Türe rechts: Das hatte ich mir als Schulanfängerin so gemerkt, dass ich es heute noch weiß. Der Raum war unverändert, auch die alten Fenster waren noch da, selbst die Lüftungsklappe. Die hatte mir als Schulkind so imponiert, dass ich überlegte, ob ich nicht Lehrerin werden sollte – damit ich diese Lüftungsklappe bedienen durfte!“ Die Turmuhr hat inzwischen eine heile Nachfolgerin gefunden, wie man dem aktuellen Foto entnehmen kann, das Jörg Pekrul auf seiner letzten „Königsberger Wanderung“ aufgenommen hat. Die ganze Fassade des gut erhaltenen Schulgebäudes erstrahlt in neuem Glanz.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass sich die von Herrn Helmut Jucknat geforderte „Schwarmintelligenz“ unserer Ostpreußischen Familie beweisen würde, aber anscheinend fand sich bisher niemand aus dem Pulk, der seine in Folge 6 erschienene Suchfrage beantworten konnte. Die war eigentlich ganz einfach, denn sie bestand nur aus einem langen Satz: „Wie lautete der Vorname des Oberleutnants Douglas, der als erfolgreicher Herrenreiter an dem am 30. September 1912 auf den Althöfer Wiesen bei Insterburg stattgefundenen Rennen teilnahm und dabei durch einen schweren Sturz den Tod fand?“ Zwar hatte sich dieser tragische Unfall in die Geschichte des ostpreußischen Rennsports eingeschrieben, aber der Verunglückte wurde in allen Annalen immer nur mit Rang und Nachnamen genannt. Nun aber wird für eine Dokumentation der volle Name des Herrenreiters benötigt, und Herr Jucknat hat schon die bundesdeutsche Schwarmintelligenz bemüht – leider vergeblich, und so wollte er es nun mit der ostpreußischen versuchen. Klappte auch nicht – aber die Lösung kam von anderer unerwarteter Seite, wie Herr Jucknat uns nun erfreut berichten konnte. Und zwar so ausgiebig, wie man sie sich nur wünschen konnte. Herr Gerd vom Ende, der sich um die Historie des deutschen Rennsports bemüht, hatte für die Zeitschrift „Vollblut“ einen dokumentarischen Beitrag über das „Reiterland Ostpreußen“ geschrieben, in dem er die ersten „100 Jahre Königsberger Rennhistorie“ Revue passieren lässt. Da zum Zeitpunkt der Anfrage von Herrn Jucknat dieser informative Bericht noch nicht erschienen war, überließ Herr von Ende ihm – und dankenswerter Weise auch ausdrücklich uns – das Manuskript, so dass wir jetzt nicht nur den vollen Namen des Reiters wissen, sondern auch über den Unfall durch eine authentische Schilderung informiert sind. Herr von Ende schreibt: „Wie dicht Glück und Leid, Freude und Trauer selbst bei der östlichen Herrenreiterei beieinander lagen, dokumentiert das Jahr 1912. So herrschte am 1. August nach Riesenjubel bei der 1. Kavallerie-Division auf dem Truppenübungsplatz bei Arys. Hatte doch Kronprinz Wilhelm von Preußen – als Kommandeur des Ersten Leibhusaren-Regiments – den Preis von Arys gewonnen. Die Freude war umso größer, als dem Kronprinzen bekanntlich Starts in öffentlichen Rennen vom Kaiserhaus verwehrt blieben. Aber bereits am sonntäglichen 29. September kippte die Stimmung gründlich, denn im Insterburger ,Abschieds-Jagd-Rennen‘ kam Leutnant James Richard Douglas und sein Athanas am Grabenrick äußerst unglücklich schwer zu Fall. Dabei zertrümmerte ein Hufschlag die Schädeldecke des Offiziers, der nicht mehr zu retten war. Am nächsten Donnerstag dann wurde der ostpreußische Herrenreiter-Champion in Königsberg unter ,lebhafter Teilnahme aller Bevölkerungskreise‘ zur ewigen Ruhe geleitet. Mit dabei in der Kapelle des Garnison-Lazarettes ,in fast lückenloser Zahl die Sport-Gemeinde der Provinz, die Rennstallbesitzer, Herrenreiter, Trainer, Sekretäre und Funktionäre aller Grade‘. Auch durch seinen wohl größten Sieg hatte sich Douglas in die ostpreußische Reitergeschichte eingeschrieben: 1911 triumphierte er im ersten ,von der Goltz-Querfeldein-Jagdrennen‘ zu Trakehnen, dem anerkannt schwersten deutschen Pendant zu Pardubitz und Liverpool.“ Ja, so haben wir bei der Lösung einer kleinen Frage auch einen Einblick in den ostpreußischen Pferderennsport bekommen.

Anscheinend gab es auch keine Reaktion auf die Bitte von Frau Victoria Restchiokowa vom Bernsteinmuseum im alten Königsberger Dohna-Turm nach einem Porträt des letzten Direktors der Staatlichen Bernsteinmanufaktur Gerhard Rasch, die wir in Folge 3 veröffentlichten. Jedenfalls erhielten wir von Museumsseite keine Benachrichtigung – dafür konnten wir die russische Wissenschaftlerin mit einer erfreulichen Nachricht überraschen. Denn ich hatte inzwischen in meinen – zeitweilig fortgegebenen – Unterlagen über die Staatliche Bernsteinmanufaktur zwei Fotos von Gerhard Rasch gefunden, die ihn in der damaligen Verkaufsstelle in Königsberg, Ecke Junkerstraße/Paradeplatz zeigen. Ob sie sich für die Veröffentlichung in dem geplanten Buch eignen, war allerdings fraglich.

Nun, sie sind es, wie uns Frau Restchiokowa nach der Übermittlung mailte: Danke, danke, wir bringen beide Bilder!

Mit unserem heutigen Extra-Beitrag wollen wir die termingemäße Dokumentation von Flucht und Vertreibung in Form von authentischen Erlebnisberichten fortsetzen, die uns viele Leserinnen und Leser überlassen haben. Es geschah im März 1945, was Herr Dieter Packheiser aus Bochum in seiner Fluchtgeschichte schildert, bedrückende Erinnerungen auch nach 70 Jahren. Der 1937 in Königsberg geborene Autor hat seine Fluchterlebnisse ausführlich in seinem autobiographischen Roman „Einmal weinen ist genug“ verarbeitet. In dem uns überlassenen Kurzbeitrag berichtet er über seine Erlebnisse auf dem langen Fluchtweg, wie er sie als Siebenjähriger empfunden und ein Leben lang bewahrt hat, eindrucksvoll in klarer Sprache formuliert. In unsere Dokumentarreihe fügt sie sich auch deshalb gut ein, weil unsere bisherigen Berichte hauptsächlich das Fluchtgeschehen in der Heimat beinhalten – die Familie Packheiser war aber noch über die Weichsel gekommen und glaubte dort vor der russischen Walze sicher zu sein. Ein trügerischer Glaube, wie sich zeigte.

Eure Ruth Geede


Wieso Russen? Laufen die uns denn ständig hinterher?
Dieter Packheiser erinnert sich an seine wechselvolle Flucht

Dieter Packheiser verdanken wir den nachfolgenden geschliffen geschriebenen Mosaikstein in unserer Fluchtdokumentation:

„So beginnt unsere Flucht aus dem tiefsten Süden von Ostpreußen. Keiner will aus dem Haus gehen, jeder hat Angst vor dem letzten schmerzlichen Schritt, aber es muss sein. Wir treten nach draußen: wir vier Kinder, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Wir Jungen wollen schnell zu den Soldaten im wartenden Lkw laufen, aber die Mutter hält uns zurück: ,Halt, Kinder, nehmt Abschied! Seht euch das Haus noch einmal gut an, vielleicht kommen wir nicht mehr zurück.‘ Da stehen wir nun im Halbkreis, Großmutter wischt sich mit einem Taschentuch still über die Augen, Urgroßmutter bekreuzigt sich und presst ihr weißes Tuch vor das Gesicht, Mutter laufen die Tränen über die Wangen. Und da sind natürlich auch wir Kinder still und traurig und drucksen herum. Unsere Gefühle laufen ganz einfach: Ist Mutter glücklich, sind auch wir glücklich – ist Mutter traurig, sind wir es auch. In diesem Augenblick halte ich das Bild fest: Das mit Schilf gedeckte Haus, der Schuppen, der Garten mit seinem grauen Lattenzaun, die Entenfamilie auf ihrem Trampelpfad zum Fluss … Mutter dreht sich um: ,So, Kinder, dann lauft!‘

Mit einer Militärkarawane irgendwo in der weiten Winterlandschaft von Pommern. Die Flocken verdichten sich zu einem starken Schneetreiben, bei dem wir nur noch wenige Pferdegespanne erkennen können. Langsam werden wir auf dem offenen Wagen zugeschneit und verschmelzen unter der weißen Schneedecke zu einem festen Bestandteil dieses stillen, traurigen Zuges. Und von da an gibt es die Welt um mich herum nicht mehr. Ich sehe nichts, höre nichts – und ich weiß auch nichts. Die folgenden Tage sind für mich wie ausradiert. Ich kann mich an nichts erinnern, und ich sehe auch keine Bilder von den Orten, durch die wir fuhren. Nur wie von einer fernen Geisterstimme vernahm ich: Köslin, Kolberg, Stettin, Pasewalk, Anklam, Greifswald, Stralsund. Als ich aus meinem langen Dämmerschlaf wieder aufwache, umflutet mich helles Sonnenlicht, und es ist angenehm warm. Wir sind in Rostock!

So leben wir still und friedlich in einer uns zugewiesenen Wohnung. Die Märzsonne wirft ihre warmen Strahlen hell auf den Fußboden, auf dem wir Kinder sitzen und spielen. Mutter holt Einmachgläser aus dem Keller, sie kocht wieder richtiges Mittagessen! Günter und ich erhalten den Auftrag, bei einem Bäcker Brötchen und Honig zu kaufen. Das wird ein einziges Abenteuer. Seitdem wir das Haus betreten haben, waren wir nicht ein einziges Mal vor der Türe, immer nur in Mutters wärmender Nähe – und fluchtbereit! Und nun was für ein Bild: Häuserruinen an beiden Seiten der Straße, sie sehen gespenstisch aus. Die nackten Fensterlöcher blicken traurig und anklagend aus hohlen Augen wie bei einem Totenkopf.

Trügerische Ruhe. Die nächsten Tage vergehen friedlich, doch die Mutter wird in unserer abgeschieden gelegenen Wohnung immer unruhiger. Sie fürchtet, dass wir hier vergessen werden, dass die Front an uns vorbeiziehen könnte. Und plötzlich ist das Entsetzen mitten unter uns: Um die Mittagszeit kommt Mutter in die Wohnung gestürzt: ,Kinder, schnell, schnell – alles packen, wir müssen weg! Die Russen kommen!‘ Entgeistert starren wir die Mutter an: ,Wieso Russen? Kommen die uns denn ständig hinterher?‘

Vom Bahnhof Rostock geht es mühsam und schleichend weiter nach Westen. Warten und sitzen – sitzen und warten. Wann fährt dieser Zug nun endlich los? Mutter meint, dass viele Züge fahren, die aber wichtiger sind und deshalb Vorrang haben: Züge mit Soldaten. Güterzuge mit Nachschub für die Front, Lazarettzüge mit Verwundeten. ,Und die Flüchtlingszüge müssen eben warten‘, sagt sie. Draußen ist es dunkel geworden, nirgendwo ist ein Licht zu sehen. Im Waggon ist es still – wir warten! Dann brodelt es in der Luft, der Boden zittert, und ein Zug poltert in entgegen gesetzter Richtung an uns vorüber, schüttelt uns – und das Schütteln nimmt kein Ende. „Bestimmt ein Güterzug an die Front“, vermeinen wir. Irgendwann ist dann auch unser Zug unterwegs. Die zähe Nacht löst sich langsam auf, der neue Morgen schickt sein erstes schwaches Licht in den Wagen.

Auch jetzt am Tag schaukelt uns die Lokomotive häufig auf Nebengeleise und bleibt stehen. Dieses Mal rauscht ein langer Zug in unserer Fahrtrichtung vorüber, und wir entdecken rote Kreuze auf weißen Kreisen: Ein Lazarettzug! Wahrscheinlich sind es verwundete Soldaten von der Front, und wir Kinder staunen über die vielen roten Kreuze, die so dicht an unserem Fenster vorbeirasen und kein Ende nehmen wollen. In einer weiten Krümmung der Strecke sehen wir den langen Zug in der Ferne verschwinden, und die Menschen schauen ihm gedankenvoll und bedrückt hinterher. Die roten Kreuze lassen uns Kinder einfach nicht mehr los. Welche Verwundungen werden die Soldaten haben, fehlen ihnen Arme oder Beine oder auch Augen? Ist der Krieg für sie zu Ende? Sind Sie jetzt Helden? Alle diese Fragen beschäftigen uns sehr, aber wir Kinder haben das Gefühl, dass von den Erwachsenen keiner so recht daran interessiert ist. Ein paar Stunden später hält der Zug in einer großen Bahnhofshalle. Aus dem Lautsprecher hallt es dröhnend: ,Aussteigen! Alles aussteigen! Der Zug endet hier!‘“

Und damit endet auch dieser Beitrag von Dieter Packheiser der wie alle viele Leserinnen und Leser zum Nachdenken zwingen wird. Die Erinnerung an die Lazarettzüge belastet den 77-jährigen Autor bis heute und er hat sie sich in einem Gedicht „Lazarettzug 1945“ von der Seele geschrieben. (Dieter Packheiser, Heintzmannsheide 5 in 44797 Bochum, Telefon 0234/475292, E-Mail: DieterPackheiser@ish.de) R.G.


S. 15 Glückwünsche

Wir gratulieren

ZUM 99. GEBURTSTAG

Bloch, Martha, geb. Dannenfeldt, aus Lyck, am 17. März

ZUM 98. GEBURTSTAG

Wenzek, Käte, geb. Wichmann, aus Lyck, Danziger Straße 7, am 15. März

ZUM 97. GEBURTSTAG

Lamottke, Ella, geb. Adam, aus Bürgersdorf, Kreis Wehlau, am 14. März

Niski, Elfriede, geb. Danielzik, aus Farienen, Kreis Ortelsburg, am 18. März

ZUM 96. GEBURTSTAG

Szislo, Liesbeth, geb. Czerwonka, aus Aulacken, Kreis Lyck, am 19. März

ZUM 95. GEBURTSTAG

Böhmer, Doris, geb. Putzki, aus Wehlau, am 20. März

Gawlista, Ottilie, geb. Wawrzyn, aus Dippelsee, Kreis Lyck, am 15. März

Lolies, Oskar, aus Moschnen, Kreis Treuburg, am 19. März

Rahmel, Meta, geb. Sulimma, aus Bartendorf, Kreis Lyck, am 17. März

ZUM 94. GEBURTSTAG

Berghoff, Elisabeth, geb. Kuschinski, aus Wenzbach, Kreis Ebenrode, am 14. März

Essmann, Erika, geb. Godau, aus Weischkitten, Kreis Samland, am 20. März

Hartmann, Eva, geb. Gleich, aus Rautenburg, Kreis Elchniederung, am 16. März

Hölzner, Frieda, geb. Duddeck, aus Lyck, Bismarckstraße 1, am 16. März

Kremp, Elfriede, geb. Brzoska, aus Morgengrund, Kreis Lyck, am 19. März

Sagromski, Lydia, aus Leinau, Kreis Ortelsburg, am 14. März

Schmid, Hildegard, aus Goldschmiede, Kreis Samland, am 19. März

Schultz, Lisbeth, geb. Kamutzki, aus Eydtkau, Kreis Ebenrode, am 14. März

Treppner, Margarete, geb. Rieck, aus Bartenhof, Kreis Wehlau, am 17. März

Willumeit, Erna, geb. Wesslowski, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 14. März

ZUM 93. GEBURTSTAG

Babace, Heinz, aus Zohpen, Kreis Wehlau, am 15. März

Dietze, Siegfried, aus Wehlau, am 16. März

Gysbers, Herta, geb. Hagenbach, aus Klein Engelau, Kreis Wehlau, am 18. März

Hülse, Fritz, aus Arissau, Kreis Samland, am 15. März

Jeworutzki, Ewald, aus Kornau, Kreis Ortelsburg, am 18. März

Litzner, Gertrud, geb. Kramer, aus Milken, Kreis Lötzen, am 17. März

Nadrowski, Marie, geb. Frassa, aus Seedanzig, Kreis Ortelsburg, am 15. März

Schlieben, Gisela, Gräfin von, geb. Schlieben, aus Sanditten, Kreis Wehlau, am 16. März

Sperling, Rosemarie, geb. Schüssler, aus Pillau, Kreis Samland, am 19. März

Wieking, Helene, geb. Robatzek, aus Dippelsee, Kreis Lyck, am 17. März

ZUM 92. GEBURTSTAG

Albrecht, Gisela, aus Lyck, am 17. März

Andrick, Paul, aus Neidenburg, am 14. März

Breistähl, Christa, geb. Motzkuhn, aus Buttken, Kreis Treuburg, am 15. März

Budnick, Hilde, geb. Pucks, aus Palmnicken, Kreis Samland, am 15. März

Freundt, Ursula, aus Geigenau, Kreis Lyck, am 20. März

Geschwandtner, Hans Dr. , aus Rauhdorf, Kreis Ebenrode, am 16. März

Meyhöfer, Heinz, aus Seedranken, Kreis Treuburg, am 20. März

Orlowski, Max, aus Grünfließ, Kreis Neidenburg, am 19. März

Otto, Hildegard, geb. Schwesig, aus Wehlau, am 16. März

Ragoss, Susanne, geb. Goetzke, aus Johannesdorf, Kreis Elchniederung, am 14. März

Schultz, Johannes, aus Lyck, am 20. März

ZUM 91. GEBURTSTAG

Berke, Kurt, aus Lyck, Morgenstraße 3, am 16. März

Blök, Emma, geb. Gause, aus Hohensprindt, Kreis Elchniederung, am 16. März

Borutta, Gertrud, geb. Baller, aus Goldensee, Kreis Lötzen, am 16. März

Conrad, Friedel, geb. Berger, aus Dietrichsdorf, Kreis Neidenburg, am 18. März

Dannat, Liesbeth, geb. Jebramek, aus Langheide, Kreis Lyck, am 18. März

Dudda, Meta, geb. Bartschat, aus Wildwiese, Kreis Elchniederung, am 15. März

Flick, Engelhard, aus Eydtkau, Kreis Ebenrode, am 20. März

Gutthat, Helmut, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 15. März

Mattke, Helmut, aus Forsthaus Plauen, Kreis Wehlau, und Forsthaus Rossen, Kreis Heiligenbeil, am 15. März

Mertins, Karl-Heinz, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, am 20. März

Reisel, Anna-Maria, geb. Griggel, aus Fischhausen, Kreis Samland, am 15. März

Rimkus, Helmut, aus Dünen, Kreis Elchniederung, am 16. März

Saß, Margarete, geb. Klemusch, aus Fuchshügel, Kreis Wehlau, am 15. März

Swida, Rosemarie, geb. Bludau, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, am 19. März

Winkelmann, Wilhelm, aus Ruddecken, Kreis Tilsit-Ragnit, am 9. März

ZUM 90. GEBURTSTAG

Arndt, Heinz, aus Grünwalde, Kreis Heiligenbeil, am 15. März

Bode, Hertha, geb. Neumann, aus Fronicken, Kreis Treuburg, am 15. März

Damaske, Leopold, aus Gallgarben, Kreis Samland, am 15. März

Dietrich, Hedwig, aus Sareiken, Kreis Lyck, am 16. März

Dirks, Gertrud, geb. Kruschewski, aus Mostolten, Kreis Lyck, am 16. März

Knackstädt, Ruth, aus Groß Ponnau, Kreis Wehlau, am 15. März

Kondratzki, Bruno, aus Neidenburg, am 15. März

Krenz, Gertrud, aus Bartendorf, Kreis Lyck, am 20. März

Kukies, Günther, aus Schnippen, Kreis Lyck, am 16. März

Nickel, Christel, geb. Hömke, aus Fischhausen, Kreis Samland, am 17. März

Niederèe, Magdalena, geb. Montkowski, aus Preußisch Eylau, am 6. März

Prussky, Christel, geb. Schimmelpfennig, aus Bladiau, Kreis Heiligenbeil, am 14. März

Schäfer, Irmgard, geb. Neike, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 15. März

Spring, Emil, aus Rummau-Ost, Kreis Ortelsburg, am 15. März

Vogl, Helga, geb. Jankowski, aus Graiwen, Kreis Lötzen, am 15. März

Wendt, Hans-Heinrich, aus Hoya, am 20. März

ZUM 85. GEBURTSTAG

Appel, Horst, aus Damerau, Kreis Ortelsburg, am 15. März

Bauer, Eva, geb. Behr, aus Bolzfelde, Kreis Elchniederung,

Böckenheuer, Ruth, geb. Lisowski, aus Reimannswalde, Kreis Treuburg, am 16. März

Brandt, Lieselotte, geb. Markewitz, aus Lyck, v. Ludendorffstraße 2, am 19. März

David, Hedwig, geb. Ziegler, aus Lyck, am 17. März

Ernst, Günther, aus Medenau, Kreis Samland, am 18. März

Fischer, Waltraut, geb. Kuhr, aus Dünen, Kreis Elchniederung, am 14. März

Geiger, Hans, aus Bladiau, Kreis Heiligenbeil, am 15. März

Grabosch, Horst, aus Rastenburg, und Rhein, Kreis Lötzen, am 15. März

Heinz, Irmgard, geb. Beyer, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 17. März

Heydemann, Gerhard, aus Angerburg, am 23. März

Hunold, Edeltraut, geb. Hennig, aus Ortelsburg, am 17. März

Kilian, Waltraud, geb. Dibowski, aus Erben, Kreis Ortelsburg, am 15. März

Kirstein, Gerhard, aus Lyck, Arno-Kallweit-Str. 19, am 19. März

Köhler, Ilse, geb. Arband, aus Starkenberg, Kreis Wehlau, am 18. März

Kokon, Reinhold, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 18. März

Läser-Ruddies, Hildegard, geb. Ruddies, aus Streulage, Kreis Elchniederung, am 14. März

Muscheites, Hans-Jürgen, aus Lyck, am 14. März

Nagorny, Gerda, geb. Nagorny, aus Gailau, Kreis Lyck, am 16. März

Naumann, Sieglinde, geb. Hinkel, aus Treuburg, am 16. März

Perlowski, Klaus, aus Lyck, Steinstraße 37, am 20. März

Prösch, Meta, geb. Pawlitzki, aus Muschaken, Kreis Neidenburg, am 20. März

Ramisch, Ilse, geb. Peczkowski, aus Gorau, Kreis Neidenburg, am 20. März

Riekewald, Günter, aus Lyck, am 14. März

Salomon, Edeltraud, geb. Dommel, aus Milken, Kreis Lötzen, am 14. März

Schaberer, Hilde, geb. Hausmann, aus Gaffken, Kreis Samland, am 19. März

Scharmacher, Helmut, aus Gardwingen, Kreis Samland, am 17. März

Schlasze, Christel, geb. Waschk, aus Grenzdamm, Kreis Neidenburg, am 18. März

Steinmann, Johanna, geb. Osenger, aus Millau, Kreis Lyck, am 16. März

Stresow, Anna, geb. Fröse, aus Erlen, Kreis Elchniederung, am 14. März

Targiel, Brigitte, geb. Golenia, aus Treuburg, am 14. März

Ulma, Ursel, geb. Bembenek, aus Friedrichshof, Kreis Ortelsburg, am 17. März

Urbschat, Maria, geb. Dargus, aus Wehlau, am 18. März

Utke, Ursula, geb. Schulz, aus Rotwalde, Kreis Lötzen, am 18. März

Vette, Adelgunde, geb. Schwaak, aus Hoppendorf, Kreis Preußisch. am 20. März

Wascher, Ruth, geb. Bilitza, aus Rosenheide, Kreis Lyck, am 17. März

Wysotzki, Irmgard, geb. Jendral, aus Neidenburg, am 18. März

Zywietz, Werner, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, am 14. März

ZUM 80. GEBURTSTAG

Becker, Liesbeth, aus Langsee, Kreis Lyck, am 14. März

Beinlich, Edith, geb. Marzian, aus Bartendorf, Kreis Lyck, am 16. März

Blaurock, Reinhold, aus Hügelwalde, Kreis Ortelsburg, am 15. März

Block, Günter, aus Neukuhren, Kreis Samland, am 16. März

Bogdan, Alfred, aus Bartendorf, Kreis Lyck, am 14. März

Bronnert, Edith, geb. Freiwald, aus Alleinen, Kreis Samland, am 14. März

Brosch, Anneliese, geb. Kallweit, aus Bolken, Kreis Treuburg, am 16. März

Brosch, Reinhold, aus Rohmanen, Kreis Ortelsburg, am 20. März

Dormeyer, Arthur, aus Erlental, Kreis Treuburg, am 19. März

Dudda, Horst, aus Seefrieden, Kreis Lyck, am 19. März

Fischer, Edith, geb. Sobottka, aus Grünheide, Kreis Treuburg, am 19. März

Freynhagen, Hans-Joachim, aus Gardienen, Kreis Neidenburg, am 18. März

Glinka, Elly, geb. Kempka, aus Montwitz, Kreis Ortelsburg, am 17. März

Goede, Hannelore, geb. Hellwing, aus Treuburg, am  18. März

Hartmann, Irmgard, geb. Böhnke, aus Imten, Kreis Wehlau, am 17. März

Hein, Erika, geb. Kurapkat, aus Eimental, Kreis Ebenrode, am 18. März

Heinrich, Elisabeth, geb. Dost, aus Treuburg, am 19. März

Hoops, Margitt, geb. Schaak, aus Kraukeln, Kreis Lötzen, am 17. März

Jablonski, Gertrud, geb. Linka, aus Nareythen, Kreis Ortelsburg, am 14. März

Jadischke, Reinhold, aus Klein Sakrau, Kreis Neidenburg, am 18. März

Kallweit, Friedrich, aus Schenkenhagen, Kreis Ebenrode, am 15. März

Kaminski, Werner, aus Martinshagen, Kreis Lötzen, am 16.März

Klapdor, Gerda, geb. Faak, aus Tawe, Kreis Elchniederung, am 16. März

Klaus, Heinz, am 17. März

Klein, Gerhard, aus Stobingen, Kreis Wehlau, am 14. März

Kopka, Horst, aus Neidenburg, am 15. März

Kopka, Walter, aus Fröhlichshof, Kreis Ortelsburg, am 14. März

Krause, Wolfgang, aus Gumbinnen, Kreis Insterburg Ostpreußen, am 15. März

Lietzow, Gerda, aus Osterode, am 15. März

Matzukat, Dietrich, aus Ragnit, Schloßplatz4, Kreis Tilsit-Ragnit, am 16. März

Motzkeit, Werner, aus Ittau, Kreis Neidenburg, am 17. März

Mühlensiepen, Hedwig, geb. Reiß, aus Siemienau, Kreis Neidenburg, am 20. März

Pause, Ursula, geb. Freitag, aus Königsberg/Preußen, am 17. März

Petereit, Walter, aus Berkeln, Kreis Elchniederung, am 17. März

Petersen, Helga, geb. Prengel, aus Wilkendorf, Kreis Wehlau, am 16. März

Prien-Will, Gertrud, geb. Osenger, aus Keipern, Kreis Lyck, am 14. März

Rahmeyer, Ingrid, geb. Wedtke, aus Bregden, Kreis Heiligenbeil, am 14. März

Salmingkeit, Fritz, aus Eydtkau, Kreis Ebenrode, am 14. März

Schemionek, Edelgard, geb. Falk, aus Plöwken, Kreis Treuburg, am 19. März

Ströfer, Dora, geb. Bogdahn, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 17. März

Thorun, Manfred, aus Goldbach, Kreis Wehlau, am 14. März

Warnk, Heinza, geb. Stache, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 19. März

ZUM 75. GEBURTSTAG

Chittka, Hans-Karl, aus Ortelsburg, am 14. März

Fago, Helga, aus Lötzen, am 20. März

Gemballa, Günter, aus Rostau, Kreis Treuburg, am 19. März

Gerwin, Kurt, aus Schuchten, Kreis Treuburg, am 20. März

Harnack, Günter, aus Roddau Perkuiken, Kreis Wehlau, am 14. März

Karg, Anneliese, geb. Wiberny, aus Wiesenhöhe, Kreis Treuburg, am 18. März

Lässig, Ingrid, geb. Wien, aus Stadthausen, am 17. März

Marks, Waltraud, geb. Schade, aus Erlen, Kreis Elchniederung, am 15. März

Milchsack, Edelgard, geb. Naubur, aus Bolzfelde, Kreis Elchniederung, am 18. März

Nerger, Elli, geb. Runge, aus Pregelswalde, Kreis Wehlau, am 16. März

Niessing, Gertie, geb. Frank, aus Schenkenhagen, Kreis Ebenrode, am 17. März

Piotrowski, Hildegard, geb. Kuziorra, aus Theerwisch, Kreis Ortelsburg, am 17. März

Rattay, Ulrich, aus Moneten, Kreis Treuburg, am 16. März

Retzlaff, Rosemarie, geb. Rahmke, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 19. März

Rogowski, Helmut, aus Neuendorf, Kreis Treuburg, am 19. März

Saborowski, Dieter, aus Deutscheck, Kreis Treuburg, am 16. März

Schmechel, Edeltraut, geb. Albrecht, aus Pillau, Kreis Samland, am 20. März

Thier, Adelheid, geb. Karaus, aus Groß Dirschkeim, Kreis Samland, am 18. März

Wickbold, Edith, geb. Schönwald, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 19. März

Winkler, Rudolf, aus Schönrade, Kreis Wehlau, am 14. März

Wulff, Günter, aus Bürgersdorf, Kreis Wehlau, am 17. März

Ziemann, Inge, geb. Wahrendorf, aus Groß Trakehnen, Kreis Ebenrode, am 17. März


S. 16-17 Heimatarbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Landesgruppe – Samstag, 14. März, 10 Uhr. Haus der Heimat in Stuttgart, Schlossstraße 92, Stuttgart: 8. Ostdeutscher Ostermarkt. In einer gemeinsamen Aktion des Jugendverbandes DJO-Deutsche Jugend in Europa, des BdV-Bundes der Vertriebenen, des Vereins für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) und fast aller Landsmannschaften der deutschen Heimatvertriebenen werden an verschiedenen Ständen kulinarische Köstlichkeiten wie Königsberger Marzipan, ostpreußischer Bärenfang, schlesische Mohn- und Streuselkuchen, Ostpreußischer Raderkuchen und vieles mehr angeboten.

Darüber hinaus bieten die Aussteller Literatur ihrer Heimatlandschaften, musikalische Raritäten und eine Ausstellung handwerklicher Kunst an. Hinzu kommen Tombola, Cafeteria und ein kleiner Mittagstisch. Auch in diesem Jahr ist das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg Kooperationspartner. Es bietet um 11 und um 14 Uhr in der Bibliothek, 4. Stock, eine Lesung an: „Horch – es ostert! Köstlich östlich!“. Besinnliche und sati(e)rische Geschichten und Gedichte um das Osterfest. Mit Gerald Friese.

Die Ausstellung „Die Pathetiker – Druckgrafik von Ludwig Meidner, Jakob Steinhardt und Richard Janthur“ kann während des Ostermarkts besucht werden. Die Bibliothek ist geöffnet. Informationen: DJO-Deutsche Jugend in Europa, Schlossstraße 92, 70176 Stuttgart. Hartmut Liebscher, Telefon (0711) 625138, Fax (0711) 625168, E-Mail: hartmut @djobw.de.

Mittwoch, 18. März, 18 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart: „Die Mennoniten und ihre Köstlichkeiten“ – Vortrag von Karla Weyland, Landeskulturreferentin. Aus dem Inhalt: Menno Simons wurde 1496 in Witmarsum in der heutigen niederländischen Provinz Friesland als Bauernsohn geboren. Er schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde 1524 zum Priester geweiht. Unter dem Einfluss von Martin Luther und anderer Reformatoren legte er 1536 sein Amt nieder. Menno starb am 31. Januar 1561 in Bad Oldesloe in Holstein.

Holland war im Krieg gegen Spanien und so wurden alle Männer als Soldaten eingezogen. Da die Mennoniten sich weigerten, Waffen zu benutzen, wurden sie verfolgt und verjagt. Schon nach der ersten Verfolgungswelle in Holland führte Menno Simon die Mennoniten zunächst in die Schweiz, dann nach Preußen und über Danzig in das Danziger Werder (1556). Dort legten sie blühende Siedlungen an, bauten Deiche und entwässerten das Land. Anschließend besiedelten sie das Marienburger Werder und Teile Ostpreußens. Die Mennoniten waren überwiegend Bauern, Deichbauern und Kaufleute.

Die Ratsordnung der Stadt Danzig erwirkte, dass die Mennoniten sich nicht in der Stadt niederlassen und kein Handwerk ausüben durften. Es blieben ihnen nur die Handweberei und das Herstellen von Spirituosen. Daraus machten sie allerdings das Beste, unter anderem das berühmte „Danziger Goldwasser“!

Es erwartet Sie ein interessanter Vortrag mit anschließender Dis-kussion, zu dem Sie, Ihre Freunde und Bekannten herzlich eingeladen sind. Der Eintritt ist frei.

Buchen – Dienstag, 17. März: Busfahrt zum Adler in Aschaffenburg mit Stadtrundfahrt und anschließendem Besuch einer Brauerei mit Verkostung und Vesper. Nähere Informationen bei R.S. Winkler, Telefon (06287) 8713.

Heidelberg – Sonntag, 15. März, 15 Uhr, Hotel Leonardo, Bergheimerstraße 63: Nach der gemütlichen Kaffeetafel findet die Jahreshauptversammlung statt. Danach unterhält Herr Tschirner mit einem heiteren Film über die Finanzen von der Steinzeit bis heute. Gäste sind herzlich willkommen.

Lahr – Samstag 28. März, 16 Uhr, Gasthaus Zum Zarko, Schillerstraße 3: Königsberger-Klopsessen mit anschließender Jahresversammlung.

Ludwigsburg – Mittwoch, 18. März, 15 Uhr, Kronenstuben, Kronenstraße 2: Stammtisch

Weinheim – Am Mittwoch, 18. Februar, fand das Treffen der Frauengruppe im Café Wolf statt. Der Schwerpunkt an diesem Nachmittag war ein Vortrag von Waltraud Abraham über „Flucht und Vertreibung vor 70 Jahren“: Im Laufe des Januars 1945 machten sich die meisten Flüchtlinge auf den Weg in den Westen. Der vertreibung ging die Flucht voraus. Nach dem Vortrag erzählten die Frauen über ihre einzelnen traurigen Schicksale.

 

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: info@low-bayern.de, Internet: www. low-bayern.de.

Landesgruppe – Sonnabend, 14. März, Kulturzentrum Ostpreußen, Deutschordensschloss Ellingen, Schloss-Straße 9, 91792 Ellingen: Landeskulturtagung. Das Tagungsprogramm: 9.30 Uhr: Eröffnung und Einführung in das Programm durch den Landeskulturreferenten Jürgen Danowski.

9.50 Uhr: Andacht und Kurzvortrag „Reformation in Preußen“ von Pfarrer Klaus Plorin.

10.15 Uhr: „Wenn Seufzer Luftballons wären – Die Geschichte der deutschen Flüchtlinge des Lagers Rye in Dänemark 1945–1948, Vortrag von Annette Jakobsen, Dänemark. Danach Kaffeepause.

11.30 Uhr: „Das Kriegsende 1945 aus litauischer Sicht“, Vortrag von Dr. Joachim Tauber, Lüneburg. Danach Tagungspause und Mittagessen.

14 Uhr: Rundgang durch die Ausstellungsräume des Kulturzentrums mit Wolfgang Freyberg, Direktor des Kulturzentrums. Danach Kaffeepause.

15 Uhr: „Der große Unbekannte – Preußens Staatsgründer Albrecht von Brandenburg-Ansbach“, Vortrag von Peter Bräunlein, Ansbach.

17 Uhr Tagungsabschluss durch Jürgen Danowski.

Wie im Vorjahr schon wird kein Tagungsbeitrag erhoben. Kaffee und Kuchen wird in den Pausen gereicht Das Mittagessen werden wir in dem „Schlossbräustübl“ gegenüber dem Schloss einnehmen. Weitere Informationen: (0981) 4884949 oder per E-Mail: dr.juergen.danowski@gmx.de .

Bamberg – Mittwoch, 18. März, 15 Uhr, Hotel Wilde Rose: Vortrag: „Schlesien im Spiegel der Geschichte“.

Hof – Sonnabend, 14. März, 15 Uhr, Altdeutsche Bierstube: Monatliche Zusammenkunft. Gäste sind willkommen.

Erwartungsvoll mit großem Appetit hatten sich die Mitglieder der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Hof mit Gästen zum traditionellen Grützwurstessen in der Altdeutschen Bierstube in Hof eingefunden. Der hiesige Metzger hatte wieder nach der über­lieferten Rezeptur sein bestes gegeben, und unser Wirt vervoll­ständigte das Essen in bewährter Weise. So konnte der 1. Vorsitzende Christian Joachim nur fragen: Hat’s geschmeckt? Bist Du satt geworden? Willst Du mehr? Ein einstimmiges helles Ja war natürlich die Antwort. Und für den Genuss daheim gab es noch genug Würste zum Mitnehmen. Nach diesem köstlichen heimatlichen Essen erinnerte der Vorsitzende an die vielen ost- und westpreußischen Gerichte und Spirituosen, von denen leider viele heute nicht mehr so gebräuchlich sind. Es gilt daher, die Tradition für den Gaumen weiter zu pflegen, für die nachfolgenden Generationen.

Mit einem heiteren Gedicht von Gert O.E. Sattler ehrte der Vorsitzende diese „Kultwurst“: Wenn im Herbst geschlachtet wurde, gab es in der Weihnachtszeit / ob für Arme oder Reiche, eine Wurst voll Würzigkeit / Diese Wurst mit Gerstengrütze, Majoran und Schweineblut / schmeckte nicht nur allen Großen, sondern auch den Kleinen gut / Diese Wurst mit Salz und Pfeffer, mit Piment und Lorbeerblatt / machte warm mit Pellkartoffeln jede Großfamilie satt / Lag es an der Sommergerste oder lag’s am Majoran / Jeder, der sie einmal schmeckte, war der Grützwurst zugetan.

Mit einem gemütlichen Beisammensein ließen die Anwesenden diesen kulinarischen Nachmittag ausklingen. Renate Pfaff

München – Freitag, 20. März, 14.30 Uhr, Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München: Hansjürgen Kudczinski zeigt des Film „Von Thorn zur Marienburg“. Zu Beginn gemeinsame Kaffeetafel.

Nürnberg – 24. März, 15 Uhr, Haus der Heimat, Imbuschstraße 1, Nürnberg-Langwasser (Endstation der U 1 ): Vortrag zum Thema „Kirchen in Ostpreußen“. Gäste und Freunde der Heimat sind willkommen.

 

BERLIN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch, Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon (030) 2547345, E-Mail: info@bdv-bln.de, Internet: www.ostpreussen-berlin.de. Geschäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb der Geschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

Tilsit-Ragnit, Tilsit-Stadt – Sonnabend, 28. März, Ratskeller Charlottenberg, Otto-Suhr-Allee 102, 10585 Berlin. Gemeinsames Treffen. Anfragen bei Herrmann Trilus, Telefon (03303) 403881

 

BREMEN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Telefon (0421) 25 09 29, Fax (0421) 25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertrende Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578 Bremerhaven, Telefon (0471) 86176. Landesgeschäftsführer: Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4, 27628 Uthlede, Telefon (04296) 74 77 01.

Bremen– Dienstag, 17. März, 15.30 Uhr, Borgfelder Schützenhalle, Hamfhofsweg (BSAG-Haltestelle „Borgfeld-Mitte“): „Danzig in der Geschichte – Stadt und Staat am Weichselufer“ – gemeinsamer Vortragsnachmittag mit dem „Bürgerverein Borgfeld“. Mit Karl-Heinz Kluck konnte ein ausgewiesener Kenner Danzigs und Zeitzeuge gewonnen werden. Kluck ist auch Mitglied der Delegiertenversammlung des Bundes der Danziger auf Bundesebene. – Montag, 23. März, 15 Uhr, Hotel zur Post, Bahnhofsplatz: Mitgliederversammlung. Im Anschluss an die Tagesordnung ist ein Film mit Aufnahmen aus Ost- und Westpreußen vor 1945 zu sehen. Anträge zur Mitgliederversammlung sind bis zum 19. März an unsere Geschäftsstelle zu richten.

 

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Kippingstr. 13, 20144 Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Manfred Samel, Fried-rich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Landesgruppe – Donnerstag, 26. März, 14 Uhr, Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 Hamburg (S1, S2, S3 bis Stadthausbrücke, U3 bis Rödingsmarkt, Bus 37 bis Haltestelle Michaeliskirche): Delegiertenversammlung der Landesgruppe. – Sonnabend, 28. März, 10 bis 16 Uhr, Haus der Heimat: Ostermarkt der mittel- und ostdeutschen Landsmannschaften. Angeboten werden heimatliche Spezialitäten. Auch der Ostpreußenstand ist dabei.

KREISGRUPPEN

Insterburg – Die Gruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat (außer im Juli) zum Singen und einem kulturellem Programm um 12 Uhr, Hotel Zum Zeppelin, Frohmestraße 123–125. Kontakt: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg. Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Königsberg – Dienstag, 17. März, 12.30 Uhr, Café Harmonie, Alsterdorfer Straße 579, Hamburg-Ohlsdorf: Königsberger-Klopse-Essen. Für ein unterhaltsames Programm ist gesorgt. Anmeldungen bis Mittwoch, 11. März bei Brigitte Reimer, Telefon (040) 873495, oder Christel Neumann (abends), Telefon (040) 6720489.

Osterode – Einladung zum Frühlingsfest am Sonnabend, den 21. März, um 14. Uhr, in das Restaurant Ribling (früher Krohn) Magnolienzimmer, Fuhlsbüttler Straße 755, 22337 Hamburg. Das Restaurant liegt direkt am U/S-Bahn Ausgang Fuhlsbüttler Straße. Wir beginnen mit einer gemeinsamen Kaffeetafel, um bei einem gemütlichen Nachmittag mit Liedern und Erzählungen den herannahenden Frühling zu begrüßen.

Frauengruppe – Freitag, 27. März, 15 Uhr, Haus des Begleiters. Harders Kamp 1: Die Frauengruppe der Ost- und Westpreußen in Hamburg-Bergedorf lädt zur Jahreshauptversammlung. Weitere Themen: Jahresrückschau, Ausblick auf das neue Jahr und „Reisebericht Nordostpreußen“.

 

HESSEN

Vorsitzender: Eberhard Traum, Wächtersbacherstraße 33, 63636 Brachtal, Telefon (06053) 708612.

Wiesbaden – Sonnabend, 14. März, 15 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat: „Den eigenen Willen richtig regeln.“ – Ingrid Reiß, Diplom-Sozialarbeiterin und Familientherapeutin, spricht über Vorsorge im Falle der eigenen Entscheidungsunfähigkeit durch rechtlich wirksame Vollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung. Zuvor Kaffeetafel.

 

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Telefon (03971) 245688.

Landesgruppe – Sonnabend, 14. März, 10 Uhr, Mehrzweckhalle „Volkshaus“, Baustraße 48–49, Anklam (Stadtzentrum/Nähe Markt): Großes Frühlingstreffen der Ostpreußen. Dazu sind alle Landsleute aus Ostpreußen, Danzig und Westpreußen mit Angehörigen sowie alle Interessenten von nah und fern sehr herzlich eingeladen. Im Mittelpunkt steht das Gedenken an das Kriegsende vor 70 Jahren und damit verbunden an Flucht, Vertreibung und den Verlust der Heimat. Ehrengast ist Pfarrer Uwe Holmer, der in der Wendezeit Erich Honecker und seine Frau aufgenommen hat. Eigens zu diesem Anlass nimmt der russische „Kant-Chor Gumbinnen“ eine weite Anreise aus dem Königsberger Gebiet auf sich, um in Anklam dabei zu sein. Das Heimattreffen wird vom Posaunenchor Friedrich-Bansin festlich umrahmt. Wie immer ist für Königsberger Klopse, Kaffee, Kuchen, Bärenfang, Heimatbücher, Landkarten und genügend Parkplätze gesorgt. Erwartet werden 500 bis 600 Besucher.

– Ankündigung –

Die Ostpreußen aus ganz Meck-lenburg-Vorpommern treffen sich am Sonnabend, dem 26. September, von 10 bis 17 Uhr in der Sport- und Kongresshalle Schwerin, Wittenburger Straße 118. Dort werden mehr als 2000 Besucher erwartet. Angehörige und Interessenten von nah und fern sind ebenfalls herzlich eingeladen. Alle 40 ostpreußischen Heimatkreise sind wie immer an Extra-Tischen ausgeschildert. Für die Gäste ist ein reiches Informations- und Kulturprogramm vorbereitet. Angesagt haben sich sieben Chöre aus Ostpreußen (Masuren, Königsberg, Memelland), der Shanty-Chor „De Klaashahns“ aus Rostock-Warnemünde und das Landespolizeiorchester Mecklenburg-Vorpommern. Ehrengäste sind der Botschafter der Republik Litauen in Deutschland, Deividas Matulionis, die Justizministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Uta-Maria Kuder, und der Bundessprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat. Busse und Fahrgemeinschaften werden durch die örtlichen Ostpreußen-Gruppen organisiert – bitte dort erkundigen. Hotelplätze vermittelt die Tourist-Information Schwerin, Telefon (0385) 5925212. Die Sport- und Kongresshalle ist mit der Stadtbuslinie 11 sehr gut vom Hauptbahnhof erreichbar.

Parchim – An jedem dritten Donnerstag, 14.30 Uhr, Café Würfel, Scharnhorststraße 2, 19370 Parchim: Treffen der Kreisgruppe. Gemütlicher Nachmittag, um bei Kaffee und Kuchen über Erinnerungen zu sprechen, zu singen und zu lachen. Weitere Informationen: Charlotte Meyer, Kleine Kemenadenstraße 4, 19370 Parchim, Telefon (03871) 213545.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Buxtehude – Sonnabend, 14. März, Bahnsteig 2, Bahnhof Buxtehude: „Erlebnis Speicherstadt Hamburg“. Das Programm:

9.15 Uhr: Treffen Bahnhof.

10.45 Uhr: Maritimes Museum Hamburg, Führung durch Kapitän Gebhard Knull. Themen: Mit dem Wind um die Welt, Geschichte des Schiffbaus, Dienste an Bord, Krieg und Frieden auf dem Meer, moderne Seefahrt.

Ab 13 Uhr: Mittagspause. Danach: Bummel durch die Speicherstadt/Hafencity.

Kosten für Bahnfahrt, Eintritt und Führung: 15 Euro. Verbindliche Anmeldung bis zum Montag, 9. März. – Freitag, 3. April, 15 Uhr, Hoheluft, Stader Straße 15: Osterkaffee mit Erinnerungen an ostpreußische Osterbräuche. Es gib Lesungen und erzählte Märchen. Zum Kaffee werden Gründonnerstagskringel nach Ostpreußischen Rezept gereicht. Der Unkostenbeitrag beträgt 3 Euro, Die Kringel können auch zur Mitnahme bestellt werden. Bitte bei der Anmeldung angeben. Anmeldungen bis zum 28. März.

Göttingen – Vom 17. bis 24. Juli bis bietet die Gruppe Göttingen wieder eine achttägige Fahrt nach Masuren an. Sie umfasst sieben Übernachtungen (inklusive jeweils einer Zwischenübernachtung auf der Hin- und Rückreise) mit Halbpension in Hotels der Mittelklasse, je eine Rundfahrt in Masuren und im Ermland sowie ein Besuch des Treffens der deutschen Minderheit in Bischofsburg. Nähere Informationen und schriftliche Anmeldungen bis zum 15. März an: Werner Erdmann, Holtenser Landstraße 75, 37079 Göttingen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: Geschaeft@Ostpreussen-NRW.de, Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

Landesgruppe – Die diesjährige Frühjahrs-Delegierten-, Kultur- und Frauentagung findet am 14. März wieder in Oberhausen statt. Beginn: 10 Uhr. Der Vorstand bittet um zahlreiches Erscheinen. Wahlen stehen an. Wir haben wieder ein interessantes Programm zusammengestellt und freuen uns besonders, dass wir Dr. Mario Kandil für einen Vortrag über Bismarck gewinnen konnten. Interessant werden auch die Ausführungen von Dr. Becker sein, der über seine Eindrücke in Ostpreußen sprechen wird. Sehr erfreut sind wir, dass die Broschüren von Professor Hartmut Fröschle „Die Deutschen in Polen 1918–1939“ und Schultze-Rhonhofs „Danzig und Ostpreußen zwei Kriegsanlässe 1939“ großes Interesse finden. Wir möchten es nicht versäumen, auch Ihnen diese Broschüre ans Herz zu legen. Sie wird auch auf unserer Tagung zu erwerben sein. Brigitte Gomolka

Bad Godesberg – Jeder erste Mittwoch des Monats, Stadthalle Bad Godesberg: Treffen der Frauengruppe – Jeder dritte Mittwoch des Monats, 15 Uhr, Erkerzimmer, Stadthalle: Stammtisch.

Bielefeld – Donnerstag, 19. März, 15 Uhr, Kreisvereinigung der Ostdeutschen Landsmannschaften, Wilhelmstraße 13, 33602 Bielefeld: Heimatliteraturkreis. – Sonnabend, 21. März, 15 Uhr, Kreisvereinigung der Ostdeutschen Landsmannschaften: Jahreshauptversammlung. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten, da wichtige Zukunftsentscheidungen anstehen.

Bonn – Die Jahreshauptversammlung mit Königsberger-Klopse-Essen und Neuwahl des Vorstandes fand am Dienstag, 3. März, im „Haus am Rhein“ in Bonn-Beuel statt. Es war bekannt, das der 1. Vorsitzende Manfred Ruhnau nicht wieder für dieses Amt kandidieren würde. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Dr. Ehrenfried Mathiak gewählt. Manfred Ruhnau wurde zu seinem Stellvertreter gewählt. Zum neuen Vorstand gehören darüber hinaus Joachim Ruhnau als Schatzmeister, Edwin Berkau als Schriftführer. Beisitzer sind Brigitte Parplies, Elimar Schubbe und Martin Lehmann. Als Kassenprüfer fungieren Hans-Joachim Stehr und Dorothea Knuth.

– Ankündigung –

Die Reise nach Ostpreußen vom 22. Juni bis 1. Juli wird von der Kreisgruppe Bonn organisiert. Es sind noch einige Plätze frei. Interessenten melden sich bei Manfred Ruhnau, Telefon (02241) 311395.

Detmold – Mittwoch, 18. März, 15 Uhr, Kleiner festsaal, Stadthalle: Frühjahrsveranstaltung der Kreisgruppe Lippe. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die satzungsgemäße Mitgliederversammlung mit einem nachfolgenden Kulturprogramm. Alle Ostpreußen und Freunde sind herzlich eingeladen.

Dortmund – Montag, 16. März, 14 Uhr, Landgrafenschule, Eingang Märkische Straße: Heimatliches Beisammensein. Gäste sind willkommen.

Düsseldorf – Sonnabend, 14. März, 10 Uhr, Oberhausen: Delegierten-, Kultur-, und Frauentagung. – Sonnabend, 14 März, Konferenzraum, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH): Vortrag „Frühling in Schlesien“. – Dienstag, 17. März, 19 Uhr, Konferenzraum, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH), Bismarckstraße 90: Sergej Lochthofen stellt seine Bücher „Grau“ und „Schwarzes Eis“ vor. – Freitag, 20. März, 15 Uhr, Konferenzraum, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH): Vorbesprechung der Studienreise nach Polen. – Mittwoch, 25. März, 18 Uhr, Konferenzraum, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH); „Jakobowsky und der Oberst“, Filmvorführung mit Einführung von Professor Volkmar Hansen alässlich des 70. Todestages von Franz Werfel. – Donnerstag, 26, März, 8.40 Uhr: „Auf dem Weg zum Weltfrieden?“ Besuch des UN-Campus in Bonn (Tagesexkursion) – Donnerstag, 26. März, 19 Uhr, Eichendorff-Saal, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH): „Licht! Kamera! Korngold!“ – musikalisches Porträt des Komponisten Erich Wolfgang Korngold.

Essen – Freitag, 20. März, 15 Uhr, Gastronomie St. Elisabeth, Dollendorfstraße 51, 45144 Essen: „Der Habicht – edler Jäger mit akrobatischem Geschick – Der Vogel des Jahres 2015“. Referent: Ulrich Hoffman

Köln – Dienstag, 17. März, 14.30 Uhr, Bürgerzentrum Köln-Deutz, Tempelstraße 41–43: Monatliche Versammlung der Ostpreußenrunden.

– Ankündigung –

Wir möchten heute schon darauf hinweisen, dass am 21. April ein Diavortrag über Masurens Schönheiten gezeigt werden soll. Dirk Makoschey und seine Begleiterin Claudia hielten sich in der Sommerzeit des vergangenen Jahres über mehrere Wochen in Masuren auf und machten viele Aufnahmen. Günter Donder

Neuss – Bei der Jahreshauptversammlung im Marienhaus, Kapitelstraße 36, bestätigten die Mitglieder der Kreisgruppe ihren langjährigen Vorsitzenden Peter Pott. Aus dem bestehenden Vorstand schieden Siegrid Bießner und Brunhilde Weise aus. Neben Pott gehören jetzt zum neuen Vorstand: Gerhard Hosenberg als erster stellvertretender Vorsitzender, Günter Mantei als zweiter stellvertretender Vorsitzender, Agathe Skirlo als erste Schriftführerin, Henrica Pott als stellvertretende Schriftführerin, Renate Eggert als erste Schatzmeisterin und Elvira Drewes als stellvertretende Schatzmeisterin.

Der Vorsitzende Peter Pott zeigte sich besonders erfreut darüber, neue Mitglieder für die Vorstandsarbeit gewonnen zu haben.

Remscheid – Jeder zweite Donnerstag im Monat, 14.30 Uhr, Gemeindehaus der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde in der Eschenstraße: Treffen der Frauengruppe. – Jeder dritte Donnerstag im Monat, 14.30 Uhr, ,,Zunftstuben”, Palmstraße 10: Treffen der Ostpreußenrunde.

Siegen – Die Frauengruppe der Ost-und Westpreußen trifft sich regelmäßig an jedem 3. Dienstag im Monat um 14 Uhr ab sofort im barrierefreien Café Patmos in Siegen-Geisweid in der Sohlbacher Straße.

Wesel – Am 22. Februar führte die Landsmannschaft Ostpreußen-Westpreußen ihre Jahreshauptversammlung durch. Der 1. Vorsitzende Paul Sobotta hieß eine stattliche Zahl von Landsleuten willkommen und verlas die Tagesordnung. Der Versammlungsleiter Eitel Vollkämmer wurde gewählt. Es folgte der Jahresbericht 2014 mit anschließender Totenehrung. Weiter trug die Schatzmeisterin Christa Elias den Finanzbericht vor.

Der Bericht der Kassenprüferin Gertrud Zuch und Rudi Hinz verlief ohne Beanstandung. Der Versammlungsleiter Eitel Vollkämmer beantragte die Entlastung der Schatzmeisterin und des Vorstandes. Die Versammlung stimmte einstimmig zu.

Vor dem Kaffeetrinken sang man gemeinsam das Ostpreußenlied. Danach führte der Wahlleiter Eitel Vollkämmer die Neuwahl des zu wählenden Vorstandes durch. Es wurden in den Vorstand für weitere zwei Jahre einstimmig gewählt: Paul Sobotta als 1. Vorsitzender, Irma Laukmichel als stellvertretende Vorsitzende, Christa Elias als 1. Schatzmeisterin, Manfred Rohde als stellvertretender Schatzmeister, Paul Sobotta als Schriftführer, Manfred Rohde als stellvertretender Schriftführer, Paul Sobotta als Kulturreferent.

Beisitzer sind Edith Nischik und Hans Laukmichel. Die Frauengruppenleiterin ist Lise-Lotte Malle. Kassenprüfer sind Gertrud Zuch und Rudi Hinz. Als erste Amtshandlung des alten/neuen Vorsitzenden- und Kulturreferenten Paul Sobotta ehrte er fünf verdienten Mitglieder mit dem Verdienstabzeichen in Anerkennung der unermüdlichen Arbeit für die Heimat. Die Auszeichnung ging an Christa Elias, Irma Laukmichel, Hans Laukmichel, Edith Nischik und Ingrid Rohde. In seinem Schlussworten bedankte sich Sobotta im Namen des Vorstandes für das entgegengebrachte Vertrauen und versprach, sich dafür einzusetzen, dass die reichhaltige Geschichte, die Kultur und das Brauchtum der ostpreußischen / westpreußischen Heimat weitergetragen wird, damit „die Glut nicht erlischt“. „Wir, vom neugewählten Vorstand, wollen verheißungsvoll in die Zukunft blicken“, erklärte er abschließend.

Witten – Montag, 16. März, 15 Uhr, Versammlungsraum, Evangelisch Lutherische Kreuzgemeinde, Lutherstraße 6–10: „Westpreußen von Graudenz bis zur Weichselmündung“.

 

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: alexander.schulz-agentur@gmx.de, Telefon (0371) 301616.

Chemnitz – Sonnabend, 11. April, 10 Uhr, St. Matthäusgemeinde, Zinnsendorferstraße, 09116 Chemnitz: Kirchentag der evangelischen Gemeinschaft der Ostpreußen. Der Kirchentag beginnt mit dem Gottesdienst gehalten vom Pfarrer i. R. Klaus Plorin. Im Anschluß wird ein Grußwort des CDU-Kreisverbandes von Ralph Burckhard übermittelt. Der Vortrag vom Direktor des Kulturzentrums aus Ellingen, Wolfgang Freyberg, wird mit großer Spannung erwartet. Am Nachmittag wird uns der Kindergarten der Gemeinde mit einem schönen Kulturprogramm erfreuen.

Im Vorfeld werden am 10. und am 17. März drei Mitglieder unserer Landesgruppe der Jungen Gemeinde von ihren Erlebnissen erzählen: „Meine Notkofirmation in Königsberg“ mit Erna Felber und „Erlebnisse meiner Flucht aus Königsberg“ mit Hannelore Kedzierski sowie „ Meine Erlebnisse als Wolfskind“ mit Gertraut Groß. Alle Landsleute sind auf das herzlichste eingeladen. Alexander Schulz, Landesvorsitzender

 

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Michael Gründling, Große Bauhausstraße 1, 06108 Halle, Telefon privat (0345) 2080680.

Gardelegen – Freitag, 27. März, 14 Uhr, Begegnungsstätte der VS Gardelegen: Liedernachmittag.

Magdeburg – Dienstag, 17. März, 13 Uhr, Immermannstraße: Treffen der Stickerchen – Freitag, 27. März, 15 Uhr, Sportgaststätte TuS Fortschritt, Zielitzer Straße: Treffen des Singekreises.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edmund Ferner. Geschäftsstelle: Telefon (0431) 554758, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

Flensburg – Freitag, 20. März, 15 Uhr, AWO-Stadtteilcafé Mathildenstraße 22: Die Flensburger Polizei zum Thema, „Hausbesuche von ungebetenen Gästen“.

Pinneberg – Sonntag, 15. März, 16 Uhr, Restaurant „Mondea“, Mühlenstraße 70d: Jahreshauptversammlung. Die Tagesordnung: 1. Begrüßung mit Feststellung der Beschlussfähigkeit und Genehmigung der Tagesordnung. 2. Totenehrung. 3. Bericht der Vorsitzenden. 4. Verlesen und Genehmigung des Protokolls der Jahreshauptversammlung vom 9. März 2014. 5. Bericht der 2. Vorsitzenden über die Aktivitäten 2014. 6. Bericht des Schatzmeisters mit Aussprache. 7. Kassenprüfbericht mit Antrag auf Entlastung des Vorstands. 8. Vorstellen des Wirtschaftsplans für das Jahr 2015. 9. Neuwahlen des Vorstands. Zur Wahl stehen an: Erster Vorsitzende/r, Schatzmeister/Kulturwart, Schriftführer, 1 Kassenprüfer, 2 Beisitzer. 10. Ehrungen. 11. Anträge (bitte bis 3 Tage vorher in schriftlicher Form). 12. Verschiedenes und Vorschau auf das Programm für 2015. Ab 18 Uhr Gemeinsames Essen. Wir bitten um zahlreiches Erscheinen, da sonst eine neue Versammlung einberufen werden muss. In heimatlicher Verbundenheit im Namen des Vorstands Rosemarie Schmidt Vorsitzende, Waldenauer Marktplatz 11, 25421 Pinneberg, Telefon (04101) 62667.


S. 18-19 Heimatarbeit

Aus den Heimatkreisen

ANGERBURG

Kreisvertreter: Kurt-Werner Sadowski. Kreisgemeinschaft Angerburg e.V., Landkreis Rotenburg (Wümme), Postfach 1440, 27344 Rotenburg (Wümme), Landkreis: Telefon (04261) 9833100, Fax (04261) 9833101.

Im zeitlichen Zusammenhang mit der diesjährigen heimatpoliti-schen Tagung traf sich der Vor-stand der Kreisgemeinschaft zu seiner ersten Sitzung im Jahr 2015 in Rotenburg (Wümme). Dazu konnte Kreisvertreter Kurt-Werner Sadowski alle Vorstandsmitglieder begrüßen, ebenso Frauke Rosin als Bearbeiterin der Versanddatei für den Angerburger Heimatbrief sowie Michael Meyer vom Landkreis Rotenburg (Wümme), unseren Patenschaftsträger.

Meyer hieß die Sitzungsteilneh-mer herzlich willkommen und überbrachte zugleich die Grüße vom Landrat Hermann Luttmann. Wie immer war eine lange Tagesordnung abzuarbeiten. Es wurden letzte Einzelheiten zum Ablauf der heimatpolitischen Tagung am 21. und 22. Februar besprochen. Der Kreisvertreter dankte Brigitte Junker und Michael Meyer für die Organisation der Tagung. Als Termin für die 58. heimatpolitische Tagung wurde der 20. und 21. Februar 2016 bestimmt. Die Tagung soll wieder in der Theodor-Heuß-Schule in Rotenburg (Wümme) stattfinden.

Außerdem wurde der Ablauf der 61. Angerburger Tage am 12. und 13. September in der Rotenburger Theodor-Heuß-Schule be-sprochen. Eingeleitet werden die 61. Angerburger Tage am 12. September mit einer Kranzniederlegung um 9 Uhr am Patenschaftsstein bei der Angerburger Eiche im Amtshofpark des Rotenburger Kreishauses. Anschließend tagt ab 9.30 Uhr der Kreistag der Kreisgemeinschaft im großen Sitzungssaal des Rotenburger Kreishauses. Als wichtigster Tagesordnungspunkt steht die Neuwahl des Vorstandes auf der Tagesordnung. Bis auf Eberhard Steinke, der aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder kandidiert, stellen sich die übrigen Vorstandsmitglieder nochmals zur Wahl.

Die Berichte der Vorstandsmit-glieder zeigten, wie viel Arbeit nötig ist, um das Schiff „Kreisgemeinschaft Angerburg“ auf Kurs zu halten. Weiter wurden zahlreiche organisatorische Fragen besprochen. Ausführlich informierte der Kreisvertreter über den Verlauf der Sitzung der Ostpreußischen Landesvertretung vom November und die Veranstaltungen der Landsmannschaft Ostpreußen im Jahr 2015. Gegenstand der Beratung waren Überlegungen zur Modernisierung der Satzung der Kreisgemeinschaft Angerburg vom 2. Oktober 1997. Danach soll in Zukunft jede natürliche und juristische Person Mitglied der Kreisgemeinschaft Angerburg werden können.

Nach über vier Stunden schloss Kreisvertreter Kurt-Werner Sadowski die Sitzung mit einem Dank an die Sitzungsteilnehmer für die konstruktive Zusammenarbeit.

 

BRAUNSBERG

Kreisvertreter: Manfred Ruhnau, Tel.: (02241) 311395, Fax (02241) 311080, Bahnhofstraße 35 b, 53757 Sankt Augustin. Geschäftsstelle: Stadtverwaltung Münster, Patenstelle Braunsberg, Frau Jostenmeier, 48127 Münster, Tel.: (0251) 4926051.

Die zehntägige Reise nach Ost-preußen vom 22. Juni bis 1. Juli wird von der Kreisgruppe Bonn organisiert. Es sind noch einige Plätze frei. Interessenten melden sich bei Manfred Ruhnau, Telefon (02241) 311395.

 

GERDAUEN

Kreisvertreter: Walter Mogk, Am Eichengrund 1f, , 39629 Bismark (Altmark), Telefon (0151) 12 30 53 77, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.: Doris Biewald, Blümnerstraße 32, 04229 Leipzig, Telefon (0341) 9600987, E-Mail: geschaeftsstelle@ kreis-gerdauen.de.

Liebe Landsleute,

heute wenden wir uns mit einer Bitte an Sie. Helfen Sie mit, die Arbeit unserer Heimatkreisgemeinschaft auf viele Schultern zu legen. Denn auch an den jetzt Aktiven ging die Zeit nicht spur-los vorüber. Wir sind älter ge-worden und die diversen Zipper-lein machten um die meisten von uns keinen Bogen, so dass es uns mittlerweile immer schwerer fällt, alle Arbeiten mit nur ganz wenigen Aktiven zu stemmen.

Deshalb, liebe Landsleute, bitten wir Sie, uns bei der ehrenamtli-chen Arbeit für die Heimatkreis-gemeinschaft Gerdauen (Kreistagsarbeit / Kirchspielver-treter) und der Familienfor-schungsgruppe GIRDAWE (Erfasser / Verwalter für Kirch-buchdaten) zu unterstützen.

Sie müssen nicht im Kreis geboren oder Nachfahre sein, aber wenn Sie sich für Ostpreußen – speziell für den Kreis Gerdauen – interessieren, dann sind Sie der oder die Richtige für uns. Sie benötigen kein „Hochschulstudi-um“, um uns bei der Arbeit zu unterstützen. Ein Internetan-schluss, einfache Excel- und Word-Kenntnisse reichen aus. Zur Unterstützung der Familien-forscher von GIRDAWE wäre es schön, wenn Sie auch Kenntnisse in Datenverwaltung (hier insbesondere MS Access) hätten.

Wenn die Kinder aus dem Haus und Sie nicht mehr berufstätig sind, haben Sie sicher etwas Zeit für solche Tätigkeiten. Sie entlasten nicht nur die Aktiven, sondern helfen mit, die Geschichte und Kultur des Kreises Gerdauen für unsere Nachfahren, das heißt für unsere Kinder und Enkel, zu erhalten und an sie weiterzugeben.

Deshalb, liebe Landsleute, unsere herzliche Bitte, geben Sie sich einen Ruck und helfen Sie mit. Oder kennen Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis, der Interesse an solch einer interessanten Freizeitbeschäftigung hat?

Gerne sehen wir Ihrem unver-bindlichen Kontakt entgegen, um Ihnen unsere Arbeit näher vorstellen zu dürfen. Bitte melden Sie sich bei Brigitte Havertz, Büchelstraße 22, 42855 Rem-scheid, Telefon: (02191) 5923487, E-Mail: brigitte.havertz@t-online.de oder bei der Geschäftsstelle der Heimat-kreisgemeinschaft Gerdauen, Doris Biewald, Blümnerstraße 32, 04229 Leipzig, Telefon: (03 41) 9600987, E-Mail: geschaeftsstel-le@kreis-gerdauen.de.

 

INSTERBURG − Stadt und Land

Vorsitzender Stadt & Land: Reiner Buslaps, Am Berg 4, 35510 Butzbach-Kirch-Göns, Tel.: (06033) 66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: R.Buslaps@t-online.de. Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt & Land e. V., Geschäftsstelle, Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld, Postfach 111 208, 47813 Krefeld, Tel.: (02151) 48991, Fax (02151) 491141, E-Mail: info@insterburger.de, Internet: www.insterburger.de, Bürozeiten: Montag – Freitag von 8 bis 12 Uhr.

Die Heimatgruppe (Darmstadt) führt seit 1992 Gruppenreisen nach Ostpreußen in ihre Heimat beziehungsweise die Heimat Ihrer Vorfahren in Zusammenarbeit mit der Firma Greif-Reisen, 58455 Witten, durch. Bisher waren es insgesamt 26 Flug- und Busreisen. Auch im Jahr 2015 ist eine Bus-reise nach Königsberg und Insterburg vom 27. Juni bis zum 8. Juli vorgesehen (12 Tage/11 Übernachtungen/HP/DZ).

Von Darmstadt geht es über über die BAB 5/7 nach Kassel und Braunschweig, über die BAB 2 nach Magdeburg und Berlin und zu den vereinbarten Zustiegsmöglichkeiten an den Autobahn-Raststätten. Weiter führt die Reise nach Posen, Königsberg und Insterburg. (Übernachtungen: Posen 1 x, Königsberg 3 x, Insterburg, 6 x, Posen 1 x).

Die Unterbringung unterwegs und am Zielort erfolgt in guten bis sehr guten Hotels im Doppelzim-mer mit Bad oder Dusche/WC. Für die Busreise steht ein komfor-tabler Fernreisebus mit gastronomischer Betreuung zur Verfü-gung. Auf der Reise sind interessante Ausflüge unter anderem nach Palmnicken, Rauschen und auf den russischen Teil der Kur-ischen Nehrung, Gumbinnen, Rominter Heide und Trakehnen vorgesehen. Diese Kosten sind im Reisepreis enthalten. Programm-änderungen, die sich aufgrund der jeweiligen Situation vor Ort ergeben können, sind nicht aus-zuschließen.

Der Reisepreis ist gestaffelt und richtet sich nach der Anzahl der Reiseteilnehmer. Der Grundpreis beträgt 1151 Euro bei 25 bis 29 Reiseteilnehmern (ohne Visa-Kosten, Gebühren und so weiter). Die Mindestreiseteilnehmer liegt bei 25 Personen. Anmeldeschluss ist der 30. März. Reisepass und Visum sind erforderlich.

Der Reisepass muss noch mindestens sechs Monate über das Reiseende hinaus gültig sein. Wir weisen darauf hin, dass bei Reisen nach Russland eine Auslands-Reisekrankenversicherung, die Osteuropa einschließt, abge-schlossen werden muss. Die Visa-Beantragung erfolgt für alle durch den Reiseveranstalter. Bei ihm ist auch der Abschluss der vorge-nannten Krankenversicherung möglich. Weitere Auskünfte und Informationen erhalten Sie bei der Heimatgruppe Darmstadt, Reiner Buslaps, Am Berg. 4, 35510 Butzbach-Kirch-Göns, Telefon (06033) 66228, E-Mail: R.Buslaps@t-online.de oder bei Jürgen Pantel, Sudetenstraße 6, 63329 Egelsbach, Telefon (06103) 42744, Fax 486884.

 

KÖNIGSBERG LAND

Kreisvertreterin: Gisela Broschei, Bleichgrabenstraße 91, 41063 Mönchengladbach, Telefon (02161) 895677, Fax (02161) 87724. Geschäftsstelle: Im Preußen-Museum, Simeonsplatz 12, 32427 Minden, Telefon (0571) 46297, Mi. Sa. u. So. 18-20 Uhr.

Das Jahr 2015 hält für uns Deut-sche, besonders aber für die deut-schen Heimatvertriebenen, wich-tige Daten der Erinnerung bereit, unglückliche und erfreuliche. 70 Jahre sind vergangen, dass bei uns Flucht, Vertreibung und Ver-schleppung über die ostpreußi-sche Bevölkerung hereinbrachen.

Vor 65 Jahren, am 17. September 1950, wurde die Heimatkreisge-meinschaft Landkreis Königsberg e.V. in Hamburg gegründet. 60 Jahre ist es her, dass der Kreis Minden – heute Kreis Minden-Lübbecke – die Patenschaft über unseren Heimatkreis übernahm. In der von Landrat Wehking, MdB, dem 1. Kreisvertreter der Heimatkreisgemeinschaft, Fritz Teichert, überreichten Patenschaftsurkunde, die die Wappen des Landkreises Königsberg und des Landkreises Minden trägt, heißt es wörtlich: „Somit übernimmt der Landkreis Minden am heutigen Tage feierlich und vor aller Öffentlichkeit die Patenschaft für den Landkreis Königsberg (Pr.). Es geschieht dies zu dem Zeitpunkt, in dem die Bun-desrepublik Deutschland die Souveränität wiedererlangte in der Zuversicht, dass das Recht auf Heimat als von Gott geschenktes Grundrecht verwirklicht werden muss.“

Seit dieser Zeit hat sich das Patenschaftsverhältnis vertrauensvoll und von Seiten des Landkreises Minden-Lübbecke hilfreich entwickelt. Die Heimattreffen, die zweijährlich durchgeführt werden, sowie die Ausschusssitzungen finden in Minden statt.

Am 9. Juli jährt sich das Patenschaftsverhältnis also zum 60. Mal. Wir wollen dieses denkwürdige Ereignis beim Kreistreffen am Wochenende des 5. und 6. September 2015 in Minden feierlich und besinnlich, aber auch in guter Laune und fröhlich in heimatlicher Verbundenheit begehen. Es soll zur Würdigung des Patenschaftsverhältnisses ein Stein aufgestellt werden, der während des Treffens enthüllt wird.

Wir versprechen ein interessan-tes Programm, das sich mit den aktuellen Begebenheiten unserer Heimat befasst und einen munte-ren Samstagabend, an dem gezeigt werden wird, dass die Ostpreußen ein lustiges Völkchen sind.

Die Veranstaltungen und auch das Essen finden im Hotel Holiday Inn in Minden statt, wo alle Bequemlichkeiten (vor allem ein Fahrstuhl) vorhanden sind. Übernachtungsmöglichkeit bietet ebenfalls das Hotel Holiday Inn. Wir verhandeln noch wegen günstiger Preise. Das genaue Programm und die Fragen der übrigen Organisation werden wir Ihnen in der PAZ und im „Samlandbrief“, Ausgabe Sommer 2015, vorstellen.

Gisela Broschei

 

LÖTZEN

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg. Geschäftsstelle: Ute Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg, Telefon (040) 6083003, Fax: (040) 60890478, E-Mail: KGL.Archiv@gmx.de

Sonnabend, 21. März, 15.30 Uhr (geöffnet ab 12 Uhr), Ausstellungsraum, Heimatmuseum, Sudetenlandstraße 18 H (Böck-lersiedlung): „Die Kurische Nehrung mit Maleraugen gesehen“ – Ausstellungseröffnung mit einem Einführungsvortrag. Agata Kern, Dr. Barfod und Teilnehmer der Malreise werden anwesend sein. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung zeigt einerseits die Ergebnisse einer Malreise auf die Kurische Nehrung (litauischer Teil, Nidden) im Juli 2014. Sie wurde von der Kulturreferentin für Ostpreußen, Agata Kern, or-ganisiert, von der in Lüneburg ansässigen Künstlerin Gudrun Jakubeit betreut und von Dr. Jörn Barfod vom Ostpreußischen Landesmuseum wissenschaftlich begleitete. Die Tage auf der Kurischen Nehrung trugen viele vorzeigbare Früchte. Die entstandenen Aquarelle, Skizzen und Zeichnungen beweisen in ihrer Vielfalt, welch eine schöne Herausforderung auch heute und noch immer die auf der Kurischen Nehrung zu entdeckenden Motive für Künstleraugen darstellen.

Reizvoll ist andererseits auch der Blick in die Vergangenheit zur Ergänzung. Dies gelingt in der Gegenüberstellung mit Beispielen von Bildwerken, die Künstler in den Jahren vor 1945 auf der Kurischen Nehrung geschaffen haben. Berühmte und weniger bekannte Maler werden in einer Auswahl von etwa 25 Werken vertreten sein. Darunter sind Ernst Mollenhauer, Karl Eulenstein, Eduard Bischoff und Carl Knauf, aber auch Fritz Burmann, Richard Th. Birnstengel und Hans J. B. Kallmeyer als Leihgaben des Ostpreußischen Landesmuseums. Den Besuchern dieser Ausstel-lung soll Nidden, die Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung, bewusst gemacht werden. Über das rein Informative dieser Aus-stellung hinaus kann durch sie vielleicht Reise- und Entdeckerlust geweckt werden – in den litauischen Teil Ostpreußens.

 

LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten, Telefon (02163) 898313. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665. Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Ende Januar tagte der Kreisaus-schuss der Kreisgemeinschaft Lyck im Archiv, in Hagen. Jedes KA-Mitglied gab einen Tätigkeits-bericht ab. Das Heimattreffen, welches Ende August in Hagen stattfindet, wurde ausführlich besprochen. Die im Juni stattfin-dende Lyckreise war ein Ge-sprächspunkt, sowie die Früh-jahrstagung der Mittleren Genera-tion ( 28. bis 29.März 2015 ) im Ostheim. Der Neuentwurf der Satzungsänderung ist fertig gestellt und wird dem Kreistag zur nächsten Sitzung im August vorgestellt. Im nächsten Jahr findet eventuell ein neues Seminar statt. Das Thema soll heißen: ,,Die christlichen Konfessionen und ihre Gottes-häuser im Kreis Lyck.“

Unter anderem wurde auch der Heimatbrief 2015, der im Mai erscheinen soll, ausführlich be-sprochen. Die Termine 2015 der Kreisgemeinschaft werden im Heimatbrief nachzulesen sein, oder auf der Internetseite www.kreis-lyck.de.

Wioleta Malinowska aus Skrzypki (Geigenau) hat eine Magisterarbeit mit folgendem Titel geschrieben : ,,Die masurische Bevölkerung im Kreis Lyck in den Jahren 1945–1948“. Es handelt sich um eine interessante, realistische und schonungslose Beschreibung der damaligen Situation. Die Kreisgemeinschaft hat die Arbeit ins Deutsche übersetzen lassen und bietet diese zum Selbstkostenpreis von 10 Euro plus Versandkosten zum Kauf an. Interessierte können die Schrift bei Michael Mader, Richard-Taylor-Straße 6, 28777 Bremen, E-Mail: heidi-mader@gmx.de erwerben.

Bei dieser Gelegenheit wird da-rauf hingewiesen, dass die Kreis-gemeinschaft umfangreiche Hei-matliteratur zum Kauf anbietet. Einzelheiten können der Internetseite www.kreis-lyck.de – unter Shop – oder den jeweiligen Hagen-Lycker Briefen entnommen werden. Der nächste HLB erscheint im Mai dieses Jahres.

Bärbel Wiesensee

 

TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz. Geschäftsführer: Manfred Urbschat, E-Mail: info@tilsit-stadt.de.

Anläßlich des 50.Todestages des Tilsiters Johannes Bobrowski (1917­–1865) erinnerte Bundespräsident Joachim Gauck mit einem literarischen Abend an den ostpreußischen Dichter und würdigte dessen Werk.

Bobrowski kam selbst in Ton- und Filmaufnahmen zu Wort. In einer Gesprächsrunde erinnerten sich der Lyriker und Autor Uwe Kolbe, die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der Dramaturg und Vorsitzende der Johannes-Bobrowski-Gesellschaft Klaus Völker sowie der Verleger Klaus Wagenbach an Bobrowski und sein Schaffen. Zu den ins Schloß Bellevue geladenen Gästen gehörte auch die Direktorin des Tilsiter Museums für Stadtgeschichte, Angelika Spiljova.


S. 20 Heimatarbeit

Es begann am 21. Januar 45
Im Internet: Das Fluchtagebuch einer Ostpreußin aus Wilkenhof

Ein furchtbarer Tag. Unsere Fuchsstute ist ungefähr 50 Meter vor dem Postamt Johannisburg von Bombensplittern getötet. Der Hof, die Scheune und die Wohnung waren voll Militär. Die ganze Nacht wurde nun gearbeitet, alles wurde gepackt. Es war die letzte Nacht in der Heimat in Wilkenhof im Kreis Johannisburg“.

Mit diesen Sätzen beginnt die damals 21-jährige Elma Losch am Sonntag, 21. Januar 1945, in ihrem Tagebuch über die Flucht aus Ostpreußen zu schreiben. Es folgen Wochen der Angst, der Mühsal und Gefahren.

Dieter Staaks, ein Neffe von Elma Losch (1924–2007), hat das Tagebuch in vielstündiger Kleinarbeit mit vielen Fotos, Anmerkungen und Querverweisen aufbereitet. Er stellt die jeweiligen Einträge aus der ereignisreichen Zeit vor siebzig Jahren täglich ins Internet unter www.staaks.de (dort oben links auf „Wilkenhof 1945: Tagebuch“ klicken).

„Die Einträge reichen bis Mitte März“, erzählt der Immobilienkaufmann aus Niedersachsen. Ihn selbst, berichtet er, habe besonders der tiefe Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft beeindruckt. Die Wilkenhofer, die mit auf den Treck gegangen waren, halfen sich gegenseitig und versuchten alle Schwierigkeiten gemeinschaftlich bewältigten.

Die Flucht vom Elma Losch endete 1945 zunächst in Holstein. Von dort siedelte die Familie dann 1946 nach Niedersachsen auf einen unbewirtschafteten Hof um. „Die Vertriebenen – insbesondere auch viele der in dem Tagebuch benannten Personen – blieben auch später in sehr enger Verbindung“, erzählt Staaks.

Frank Horns


Kicker auf Zelluloid gesucht
Fußball in Ostpreußen, Danzig und Westpreußen 1900-1914“ soll das Buch heißen, an dem der Fußball-Historiker Udo Luy (66) aus dem bayerischen Kleinrinderfeld gerade arbeitet.

„Es ist mir bislang gelungen etwa 300 Seiten an Material zusammenzutragen, wobei etwa 75 bis 80 Prozent auf Ostpreußen entfallen, da es vor 1920 in keiner deutschen Bibliothek eine Tageszeitung über Danzig und Westpreußen gibt.“ Dennoch ist er auf der dringenden Suche nach weiteren Bildern, Berichten und Zeitungsausschnitten aus der Zeit von 1900 bis 1914 zum Thema Fußball. „Die mir zur Verfügung gestellten Unterlagen kann ich unbeschädigt und kurzfristig wieder zurückgeben“, betont er. Luy erfasst sie auf besonders schonende Weise mit einem sogenannten book2net-Scanner.

Das fertige Buch soll Ergebnisse und Tabellen enthalten sowie Spielberichte. „Weiterhin wird die fußballerische Geschichte nachvollzogen, vom Verband Königsberger Ballspielvereine bis zum Baltischen Rasen- und Wintersport-Verband“, erzählt Luy, der unter anderem bereits ein Buch über „Fußball in Pommern 1903–1914“ verfasst hat.

Wer weiterhelfen möchte, wendet sich direkt an Udo Luy, Danziger Straße 5, 97271 Kleinrinderfeld, Telefon: (09366) 990545 oder per Email: udo-luy@t-online.de FH


Powerfrau aus dem Barock
Erst war Ute Brand-Berg fasziniert, dann schrieb sie einen Roman

Drei Jahre hat sie recherchiert, zwei Jahre geschrieben. Wer den Roman von Ute Brand-Berg zur Hand nimmt und anfängt zu lesen, merkt schnell, dass sich jedes Jahr gelohnt hat. Louise Katharina von Rauter, eine ostpreußische Adelige, ist die Heldin ihres historischen Romans „… du sollst ein Segen sein“. Vor dem Hintergrund der Geschichte Brandenburg-Preußens im 17. Jahrhunderts erzählt die Autorin vom Leben einer barocken Powerfrau. Sie wird 1650 in Ostpreußen geboren und heiratet mit 19 Jahren den Generalbaumeister des Großen Kurfürsten, Philipp von Chièze. Als ihr Gatte stirbt, setzt sie dessen Werk, die Trockenlegung des unwegsamen Moorgebietes um die Gilge und die Ansiedelung von Bauern auf dem neugewonnenen Land, gegen alle Widerstände fort. Sie lässt Schloss Rautenberg fertigstellen und nach den Plänen ihres verstorbenen Mannes in Alt-Lappinen die erste Kirche in der Niederung bauen. Dafür ris-kiert sie sogar den Bruch mit ihrem zweiten Ehemann, dem Truchsess und späteren Reichsgrafen Wolf von Waldburg. Nach dessen plötzlichem Tod finanziert sie den Bau des Großen und Kleinen Friedrichsgrabens, einem wichtigem Kanalsystem, das Königsberg mit der Memel verbindet.

Es ist Katharina von Rauters Gotteshaus in Alt-Lappinen, heute Rauterskirch, das als erstes das Interesse von Ute Brand-Berg weckt. Der achteckige Kirchenbau entstand im byzantinischen Stil. Der Überlieferung nach sollen die feinen Schnitzereien am Altar und an der Orgel venezianische Arbeit gewesen sein. Das Innere der Kirche war kunstvoll ausgestattet. Das Gewölbe wurde von acht mit schönen Kapitellen gekrönten Säulen getragen. Das, was Krieg und konsequente Vernachlässigung vom Bau übriggelassen haben, entdeckt die Autorin Mitte der 90er Jahre, als sie zusammen mit der Mutter in die Heimat ihres im Krieg gefallenen Vaters in die Elchniederung reist.

Als sie sich näher mit der Kirche beschäftigt, stößt sie auch auf Details aus dem Leben der Erbauerin. Die pensionierte Oberstudienrätin für Deutsch und Erdkunde, die im hessischen Bad Ems lebt, ist fasziniert. „Damit begann die Suche nach der Lebensgeschichte dieser bedeutenden Frau, von der so wenig bekannt war“, erzählt sie. Die Recherche führt sie unter anderem auch in das Geheime Preußische Staatsarchiv von Berlin. Sie sei die erste, die sich die Bauverträge der Katharina von Rauter jemals angesehen habe, berichtet ihr der dortige Archivar.

Stück für Stück puzzelt die Autorin das Leben der bewunderten Frau zusammen. „Da ich gerne erzähle, wurde daraus ein Roman, der auch die Bemühungen des Großen Kurfürsten schildert, Brandenburg-Preußen nach dem verheerenden 30jährigen Krieg wieder auf die Beine zu stellen. Katharina hat ihn mit Geld und persönlichem Einsatz kräftig unterstützt.

Das alles hat Ute Brand-Berg flüssig, locker und spannend beschrieben. Ihrem Roman merkt man nicht nur an, dass sie gerne erzählt, sondern auch, dass sie die Erzählkunst beherrscht. Frank Horns

Ute Brand-Berg: „… du sollst ein Segen sein – Leben und Werk der Katharina von Rauter. Ein ostpreußischer Roman“, edition fischer 2014, Frankfurt am Main 2014, broschiert, 157 Seiten, 9,90 Euro


S. 21 Lebensstil

Bruder Leichtfuß am Fels
Leichtsinn im Mittelgebirge − In der Sächsischen Schweiz mehren sich schwere Kletterunfälle

Die höchste Erhebung der Sächsischen Schweiz, der Große Zschirnstein, ragt gerade einmal 561 Meter über den Meeresspiegel auf – und irgendwie wirkt die Landschaft hier so harmlos und romantisch wie auf einem Gemälde von Caspar David Friedrich. Trotzdem hat auch dieses Minigebirge durchaus seine Tücken.

Genau wie in den Alpen ereignen sich zwischen Pirna unweit von Dresden und Schmilka an der Grenze zu Tschechien Jahr für Jahr schwere Unfälle, wegen denen die örtliche Bergwacht ausrücken muss: 2014 insgesamt 71 Mal. Dabei kamen die freiwilligen Helfer unter ihrem Landesleiter Hans-Dieter Meißner in zwei Fällen zu spät. So konnten sie nichts mehr für den Kletterer tun, der am 1. Juni aufgrund der körperlichen Anstrengungen beim Erklimmen einer 50 Meter hohen Wand am Felsen Luginsland unweit der weltberühmten Bastei-Aussicht verstorben war.

Ebenso erfolglos blieb der Einsatz zur Rettung eines 70-Jährigen aus Pirna. Der erfahrene Bergsteiger hatte am 11. August bereits die Spitze des Großen Gratturms bei Schmilka erreicht, fiel dann aber aus unbekannten Gründen in eine 20 Meter tiefe Spalte, als er das Gipfelbuch holen wollte. Die Bergwacht konnte den Mann zwar noch mittels einer aufwendig gebauten Seilbahn aus der Kluft befreien, allerdings starb dieser dann kurz darauf an den Folgen des Aufpralls in der Tiefe.

Am selben Tag hatten die Nothelfer übrigens auch noch zwei weitere komplizierte Aufgaben zu lösen. Zuerst galt es, einen abgestürzten Dresdner zu bergen, der mit schweren Kopf- und Rück­enverletzungen auf dem Pfeiler in der Südseite des Rathener Talwächters lag – hier gelang es dem Rettungshubschrauber, den Verletzten in einer filmreifen Aktion direkt aus der Wand zu ziehen. Kurz danach ging der nächste Hilferuf aus dem Bielatal bei Königstein ein, wo ein Kletterer an der Großen Herkulessäule von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht worden war und sich weder vorwärts noch zurück traute, bis ihm die Bergwacht ein Seil von oben zuwarf.

Insgesamt gab es 2014 mindestens 14 Unfälle beim Klettern (mit einer großen Dunkelziffer, weil es längst nicht jedes Malheur in die Statistiken schafft), wobei die Analyse derselben ein Bündel immer gleicher Ursachen zutage fördert: Viele Gipfelstürmer, insbesondere die Älteren, erfüllen die gesundheitlichen Anforderungen der ausgewählten Touren nicht. Deshalb kommt es permanent zu Muskel- oder Sehnenrissen, Verrenkungen, Kreislaufzusammenbrüchen und eben auch zu tödlichen Herzinfarkten wie am 1. Juni. Andere wiederum agieren schlicht und einfach zu langsam und kommen dadurch in die Nacht, was die Absturzgefahr extrem erhöht.

Des Weiteren ereignen sich viele Unfälle, weil Griffe oder Tritte wegbrechen. Der Sandstein in der Sächsischen Schweiz ist zumeist sehr weich und bietet dadurch insbesondere im nassen Zustand kaum noch genügend Festigkeit, um das Körpergewicht eines Menschen zu halten. Dennoch steigen nicht wenige Kletterer unmittelbar nach längeren Regenfällen wieder in die Wand.

Ebenfalls der Unvernunft ge­schuldet sind die Unfälle, welche sich beim Abseilen ereignen. Normalerweise kann man so auf völlig unkomplizierte Weise vom Gipfel zum Wandfuß gelangen – allerdings gehört dazu ein Mindestmaß an Übung und Konzentration. Doch genau hieran fehlt es so einigen Bergfreunden.

Deutlich seltener sind hingegen die Abstürze aufgrund krimineller Handlungen, allerdings gab es auch solche schon. So erlitt ein Kletterer schwere Verletzungen, weil das Seil riss, an dem er hing. Ursache dieses Ereignisses war der Racheakt eines „Kameraden“: der hatte einfach klammheimlich mit dem Messer eine „Sollbruchstelle“ geschaffen!

Aber nicht nur das Erklimmen der Felsen selbst ist gefährlich, sondern auch der Zugang zu diesen. Deshalb musste schon mancher Gipfelaspirant mit Knochenbrüchen geborgen werden, weil er bereits auf dem Anmarsch zu seinem Abenteuer stolperte. Andere wiederum stürzten beim bloßen Zuschauen oder Fotografieren ab, weil sie nicht bedacht hatten, dass der vermeintlich sichere Erdboden tückische Spalten und Abbrüche aufweisen kann.

Ebenso führt das beliebte La­gern und Übernachten unter Felsüberhängen, das „Boofen“, regelmäßig zu tödlichen oder zumindest schweren Unfällen, so auch 2014 im Kleinen Zschand. Dabei sorgt oft reichlicher Alkoholgenuss für den fatalen Ausgang des gemütlichen Abends am Lagerfeuer – man sollte es vermeiden, im Dunkeln zwischen den Felsen herumzutorkeln, um die „Außentoilette“ zu suchen, vor allem am Rande von tiefen Klüften.

Dennoch freilich waren es wieder einmal weniger die Kletterer, welche der Bergwacht im letzten Jahr reichlich Arbeit bescherten, als vielmehr die Wanderer. Denn unter diesen grassiert die Unvernunft nämlich in noch deutlich schlimmerem Maße. „Erst drei große Biere am Lichtenhainer Wasserfall trinken und dann zum Winterberg laufen – im Hochsommer, bei 30 Grad – das funktioniert nicht“, sagte der Bergretter Thomas Kegel anlässlich der Präsentation der aktuellen Unfallstatistik, und damit hat er tatsächlich mehr als recht.

Weitere typische Fehler von Wanderern sind die Verwendung ungeeigneten Schuhwerks und das Begehen von „Abkürzungen“, welche vielfach geradewegs in den Abgrund führen. Oder der Naturfreund fällt seinem Leibesumfang zum Opfer, wie der Tourist, welcher in einer Engstelle der Rübezahlstiege in den Affensteinen steckenblieb und dann von der Bergwacht aus dieser misslichen Lage befreit wurde.

Ja, selbst die Tierwelt in der Sächsischen Schweiz kann für mancherlei Ungemach sorgen. So mussten die ehrenamtlichen Retter auch bereits einmal alles stehen und liegen lassen und ausrücken, weil jemand von einer Schlange gebissen worden war. Und der mitgeführte eigene Hund ist auch nicht so ganz ohne: Der eine oder andere Wanderer stürzte schon kopfüber den Hang hinab, weil sein vierbeiniger Begleiter zu heftig an der Leine gezerrt hatte.

Deshalb sollten ungeübte oder ungeschickte Touristen die Aussicht lieber von unten aus dem Tal genießen oder mit dem Bus zur Bastei-Aussicht hinauf fahren. Allerdings ohne dann dort 194 Meter über der Elbe auf dem Geländer herumzuturnen, wie die leichtsinnige 47-Jährige, welche dann prompt in die Tiefe fiel, aber mit einer Riesenportion Glück schon nach 40 Metern von Baumkronen gebremst wurde und überlebte. Wolfgang Kaufmann


Kratzen, Hauen, Stechen
600 Jahre unter Tage − Wie man Bergbau im Mittelalter betrieb

Als das Gold aus der Neuen Welt Europa überschwemmte, waren Böhmen und Sachsen längst wohlhabende Länder aufgrund der Lagerstätten im Erzgebirge. König und Kurfürst münzten Silber aus eigenem Grund, prägten ihm Gestalt und Wappen auf. Unter Führung des Sächsischen Landesamtes für Archäologie haben sich sieben deutsche und tschechische Einrichtungen zur Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus im Grenzgebirge zusammengefunden. Das Ergebnis wurde bereits im letzten Sommer im Museum Königliche Münze in Joachimsthal [Jáchymov] gezeigt.

Nun ist bis Ende März die Ausstellung auf der anderen Seite des Bergkamms im Museum Dippoldiswalde zu sehen. Die kleine Stadt am Fuße des Osterzgebirges ist inzwischen der bedeutendste Fundort für das mittelalterliche Montanwesen in Sachsen. Alte Gruben werden meist als Gefahrenquelle im Stadtgebiet durch Tagesbrüche auffällig. Sie müssen vom Bergamt gesichert werden. Dabei haben Archäologen seit 2009 spektakuläre Einblicke in die beengten Gangnetze des hochmittelalterlichen Bergbaus gewonnen, der sich kilometerweit unter dem Altstadtgebiet von Dippoldiswalde erstreckt und bis in 30 Meter Tie­fe führt. Erstaunlich gut erhaltene Werkzeuge und Hilfsmittel wurden geborgen. Holzfunde von Schachtrahmen und Arbeitsbühnen ermöglichten die genaue Datierung. Die Ausstellung kann nun eine umfängliche Objektsammlung vorstellen.

Weitere Gegenstände stammen aus der Umgebung von Preßnitz bei Komotau und der Wüstung Bleiberg bei Sachsenburg. Keilhauen, Kratzen, Berg­eisen und Schlägel zum unmittelbaren Abtragen des Materials bestehen aus Eisen. In verschiedenen Schalenlampen aus Steingut brannte Rindertalg. Schaufeln und Erzmulden für den Weitertransport sind aus Holz. Ein Schaufelblatt trägt an einem Zapfen eine Kerbe, die eine Schnurverbindung von Blatt und Stiel nahelegt. Seilreste aus Rindenbast haben sich ebenfalls erhalten.

Auf einer langen Eichenholz-Leiter, bergmännisch „Fahrt“ ge­nannt, sind vor 600 Jahren Menschen auf- und abgegangen. Sie haben sich dabei an den Holmen unzählige Male festgehalten, während sie von Sprosse zu Sprosse stiegen. Ein beidseitig verwendeter Hammer zeigt auf beiden Enden einen ausgeprägten Schlagbart. Das Metall hat sich an den Aufschlagflächen durch den vielen Gebrauch faserig abgefranst. Solche Funde mit der Aura ihrer Verwendung sind sehr selten, da das kostbare Werkzeugmaterial bei erfolgter Abnutzung der Neuverwertung zugeführt wurde.

Auch die eisernen Treibekeile sind zu sehen, auf die ein solcher Hammer unentwegt auftraf, um das Gestein auszubrechen. Für ein vollständiges Bild werden die neuen Funde durch Leihgaben ergänzt. Das Endergebnis der Bemühungen um die Bodenschätze zeigen die Meißnischen Silberbrakteaten, also Münzen aus dünnem Metallblech, mit den stilisierten Bildern der Markgrafen. Eine besondere Kostbarkeit ist der Prägestempel eines Prager Groschens von Johannes von Luxemburg, der ab 1310 regierte. Gebrauchsgegenstände und Tafelgeschirr aus den bergmännischen Siedlungen zeugen vom häuslichen Leben. Sebastian Hennig

„Silberrausch und Berggeschrey, Archäologie des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen“ im Museum Osterzgebirgsgalerie in Dippoldiswalde bis

29. März. Katalogbuch, 296 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Plänen, Verlag Beier&Beran, 19,95 Euro.


Ältester Stammbaum
Treffpunkt Harzer Höhle − Auge in Auge mit Bronzezeitmenschen

Betritt man im Sommer die Iberger Tropfsteinhöhle im Harz, bekommt man einen Kälteschock. Acht Grad beträgt ganzjährig die Temperatur, die konstant auch dank der Eingangsschleuse gehalten wird. Wer aber in der kalten Jahreszeit bei Au­ßentemperaturen von knapp über null Grad in die Höhle geht, kann den Wintermantel ablegen. Über einen künstlich angelegten Stollen geht es in den Tropfsteinbereich beziehungsweise in das, was die Bergleute, die dort seit Ende des Mittelalters nach Eisenerz schürften, übrig ließen. Viele von der Decke abgeschlagene Stalagtiten hat man für Besucher säuberlich auf dem Boden aufgereiht, so dass sie nun als Stalagmiten umgedreht von unten nach oben „wachsen“.

Die bei Bad Grund gelegene Tropfsteinhöhle ist nicht die größte im Harz – die von Goethe besuchte Baumanns- und die Hermannshöhle bei Rübeland unweit von Werningerode sind durchaus beindruckender –, doch dafür ist sie geologisch eine der ältesten natürlichen Höhlen überhaupt. Vor 385 Millionen Jahren war das Kalkmassiv, das sich im Westharz er­hebt, noch ein Korallenriff gewesen, das in der Gegend des heutigen Madagaskar entstand. Durch die Kontinentalverschiebung „reiste“ es in den hohen Norden. Unterhalb farbig angestrahlter Sinterkaskaden, kristallierten Kalkablagerungen, zeugen versteinerte Meeresbewohner vom früheren Dasein als Atoll.

Doch die eigentliche Attraktion wartet in dem 2008 am Höhleneingang errichteten „Erlebniszentrum“, denn in dem Museum am Berg wird die älteste Großfamilie der Welt ausgestellt. Vor 35 Jahren entdeckten Forscher in der rund 15 Kilometer entfernten Lichtensteinhöhle verstreut herumliegende Menschenknochen. Da die Überreste erstaunlich gut erhalten waren, glaubte man an eine Opferstätte aus jüngerer Zeit. Tatsächlich aber sind die Gebeine 3000 Jahre alt und stammen aus der Bronzezeit. Der Fund entpuppte sich als Glücksfall für die Wissenschaft. Denn die konstant gleiche Temperatur von acht Grad und das kalkhaltige Gestein konservierten die Knochen so gut, dass man darin noch menschliches Erbgut bestimmen konnte. Eine spätere Genanalyse brachte zutage, dass noch heute im Harz in 120. Generation direkte Nachfahren dieser Bronzezeitmenschen leben.

Da die kleine Lichten­steinhöhle nicht für die Öffentlichkeit geöffnet ist, baute man sie im Iberger Museum nach und kann dreien der bislang 62 aus den Knochenresten nachgewiesenen Menschen ins Auge sehen. Vater, Mutter und Tochter wurden auf kriminaltechnische Weise plastisch rekonstruiert. Sie wirken so modern, dass so mancher Museumsbesucher dabei weit eher an einen 3000 Jahre alten Höhlenmenschen erinnert. Harald Tews

Das HöhlenErlebnisZentrum be­findet sich direkt an der B 242 bei Bad Grund. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Preis inklusive Höhlenführung: 8 Euro. www.hoehlen-erlebnis-zentrum.de


S. 22 Neue Bücher

Machohafter Raufbold
Abrechnung mit Erdogan

Cigdem Akyol, geboren 1978 und derzeit als Korrespondentin deutschsprachiger Blätter in Istanbul tätig, hat ein Buch vorgelegt, das in Sachkenntnis, Leserfreundlichkeit und darstellender Dramaturgie weit bemerkenswerter ist, als der blasse Titel ahnen lässt.

In „Generation Erdogan. Die Türkei – ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert“ geht es um ein Staatswesen, das Kemal Atatürk 1923 als laizistische Republik gründete und das Recep Tayyip Erdogan seit 2003 immer radikaler zu einer islamistischen Diktatur umbaut. Cigdem Akyol illustriert es drastisch: Atatürk hatte für den Islam als „absurde Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen“ nur Verachtung übrig. Erdogan bittet Allah im Stillen um Verzeihung, wenn er einer fremden Frau die Hand geben muss. Atatürk schaffte 1928 den Islam als Staatsreligion ab. Das gilt nominell zwar immer noch, wird aber von Erdogan, dem selbsterklärtem „Imam von Istanbul“, dem „Diener der Scharia“, ignoriert. Kinderbücher wie „Heidi“ und Romane der Weltliteratur werden islamisch ungeschrieben. Soziale Netzwerke und überhaupt das ganze Internet sind „unmoralisch“ und können seit 2007 gerichtlich gesperrt werden. Auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit rangiert die Türkei hinter Russland und dem Irak.

Dabei habe Erdogan auf den ersten Blick Beachtliches geleistet. Mit seiner 2001 gegründeten „Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei“ (AKP) konnte er den Staat, der „geplündert, ausgebeutet und pleite“ war, ökonomisch sanieren: Laut Weltbank verdreifachte sich das Prokopfeinkommen. Der arme Bevölkerungsanteil fiel von 20 auf 2,3 Prozent. Die Wirtschaft blüht, die Währung ist stabil, die Unternehmen sind international wettbewerbsfähig.

Allerdings fragt sich die Autorin, ob diese Erfolge solide und dauerhaft sind: Die Auslandsverschuldung stieg seit 2002 von 130 auf 371 Milliarden US-Dollar. Der Außenhandel ist chronisch defizitär. Innerstaatlich wächst das Gefälle zwischen „weißen“ (europäischen) und „schwarzen“ (anatolischen) Türken. Die Arbeitslosigkeit steigt wieder, vor allem bei den Jugendlichen.

Seit Jahrzehnten strebt die Türkei in die EU. Seit Oktober 2005 führt Ankara Beitrittsverhandlungen – mit bescheidenem Erfolg, da von 35 Beitrittskapiteln erst ein einziges abgeschlossen ist. Frankreichs Ex-Präsident Giscard d’Estaing warnte schon 2002, ein Beitritt der Türkei „würde das Ende der EU bedeuten“. Angela Merkel bemerkte 2014 offen, sie stehe einer türkischen Vollmitgliedschaft „skeptisch gegenüber“. Inzwischen ist auch die Türkei EU-müde und die Zustimmung zum Beitritt fiel von 70 auf 33 Prozent. Erdogan wird das recht sein, er hat schon im Februar 2008 türkische Anpassung an westliche Gepflogenheiten als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verdammt. Seit 2009 gefällt er sich in rüdem Antisemitismus, der ihm arabischen Beifall sichert, etwa als er im letzten Jahr hetzte, „der Terrorstaat Israel hat mit seinen Grausamkeiten Hitler übertroffen“.

Das waren Wahlkampftiraden eines „machohaften Raufbolds“, so Autorin Akyol, die aus anderen Äußerungen Erdogans heraushört, dass er und sein Politikverständnis in keine europäische Allianz passen. Ein besonders aufschlussreiches Zitat des türkischen Machthabers: „Demokratie ist eine Straßenbahn. Wenn wir am Ziel sind, steigen wir aus.“ Wolf Ochlies

Cigdem Akyol: „Generation Erdogan: Die Türkei – ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert“, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2015, gebunden, 208 Seiten, 22 Euro


Glücklich sein im Alter?
Ein Journalist und eine Psychologin haben sich des Themas angenommen

Zwei grundverschiedene Bücher zu ein und demselben Sujet: Leben im Altersheim. Nur in einem stimmen beide Autoren überein: Hajo Schumacher weiß, „dass Senioren auf keinen Fall ins Heim wollen“. Für Waltraud Berle ist es „ein Verschiebebahnhof in Richtung Tod“.

Solche krassen Formulierungen gehen Lesern unter die Haut. Ebenso wenn Schumacher feststellt, dass zwar eine „fitte Generation von Senioren“ durchs Land stromert, und weder „sabbernd noch depressiv“ sei, dass daneben aber eine Million Demente in Deutschland leben. Jedes Jahr kommen 200000 hinzu.

Dennoch blicken beide Autoren durchaus positiv auf den Lebensabend. Der Publizist, Journalist und bekannte Talkshowgast Schumacher, Jahrgang 1964, macht sich in „Restlaufzeit: Wie ein gutes, lustiges und bezahlbares Leben im Alter gelingen kann“ daran, Lebensmodelle für Alte auszuprobieren. Wie könnte ein würdevolles, lustiges und bezahlbares Leben im Alter aussehen und was müsste er heute als 50-jähriger dafür tun, fragt sich Schumacher. Sein Lebensmotto „Forever young“, so dämmert ihm im Laufe der Recherche, ist jedenfalls die schlechteste aller Lösungen.

Die Psychologin und promovierte Germanistin Berle – nach eigenen Angaben „in den Fünfzigern“ geboren – nähert sich dem Thema ganz anders. Im Mittelpunkt ihres Buches „Schluss, sag ich! Von Menschen, die in Würde altern wollen“ stehen die „drei Hoheiten“. Es sind drei alte Damen – darunter die Mutter der Autorin –, die das Schicksal in einem Pflegeheim an denselben Tisch verbannt hat.

Über fünf Jahre – die Zeit, in der ihre Mutter im Pflegeheim lebte – recherchierte Waltraud Berle zum Thema. So ist sie auch persönlich betroffen und schreibt sich in oft deftiger Direktheit viel Wut von der Seele. Manches scheint ihr unfassbar: „Wissen Sie eigentlich, dass jugendliche Straftäter aus erzieherischen Gründen zur Arbeit in Pflegeheimen verurteilt werden können?“, wendet sie sich an den Leser und notiert empört weiter: „Die Erfinder des Jugendgerichtsgesetzes fanden es angemessen, alte, kranke, schwache Leute zum Resozialisierungs-Versuchsobjekt zu degradieren.“

Berle beklagt auch die wortreichen und flinken Ausreden von Heimpersonal als kaschiertes Desinteresse, unter dem die Alten klaglos leiden: „Die meisten Mitbewohner sehen aus wie Lumpensammler“, stellt sie fest.

Solche Nähe ist Hajo Schumachers Sache nicht. Ihm geht es um einen problemorientierten Report, der mitunter recht nassforsch auftrumpft: Wir „Babyboomer“ versus „Erbenschreck“ und „Panik-Rentner“. Aber das ist keine Gefühlskälte, wie er in einem einfühlsamen Exkurs über das „Wundliegen“ bettlägeriger Senioren beweist. Noch deutlicher tritt seine Empathie hervor, wenn er seinen Rundblick durch in- und ausländische Heime startet.

Darunter sind Familienmodelle, Luxusbleiben, Anschluss an polnische Dorfgemeinschaften, „Ballermann“-Exzesse in Thailand („rezeptfrei Viagra und Frauen zum Festpreis“) sowie „Robinson-Projekte“ für angejahrte Aussteiger. Der Leser erhält eine Fülle von Detailinformationen. Insgesamt fällt der Überblick allerdings recht willkürlich aus. Das alles klingt interessant, aber ist es auch repräsentativ? Das fragt man sich ebenso bei seinen abschließenden Ratschlägen, „das Alter zu entgiften“: Man solle arbeiten, sich bewegen, etwas Neues lernen wie zum Beispiel Klavierspielen.

Waltraut Berles Ratschläge sind da schon um einiges handfester. Die Autorin rät, Angehörigen von alten Menschen im Altersheim den Blick zu heben: „Das habe ich von den Türken gelernt: Sind die Mutter, der Vater im Krankenhaus, musst du zum Hütehund werden, Feinde abschrecken und das kranke Tier bewachen.“

Wolf Ochlies


Was die Welt zusammenhält
Siegfried Hess gelang ein Kunststück: ein kurzweiliges Physikbuch

Auch berühmte Physikprofessoren sind in ihrem Privatleben manchmal ganz normale Großväter – und haben neugierige Enkel. Siegfried Hess, ein ehemaliger Professor für Physik an der Technischen Universität Berlin, wurde von seinen Enkeln immer wieder gefragt, was ein Physiker eigentlich mache. Und was er den Studenten in den Vorlesungen erzähle. So kam er auf die Idee „Opa, was macht ein Physiker?“ zu schreiben.

Gedacht als ein Buch für Kinder, die in der Schule dem Fach wenig abgewinnen können, ist dabei ein Werk entstanden, das auch den „Physik-Analphabeten“ unter den Erwachsenen so manches nahebringt.

Wer weiß schon, dass es eine himmlische, eine irdische und eine höllische Mechanik gibt? Die himmlische Mechanik erklärt die Bewegung der Erde um die Sonne und die des Mondes um die Erde. Die irdische beschäftigt sich mit der Mechanik auf der Erde zum Beispiel mit Rädern und Hebeln. Die höllische Mechanik schließlich behandelt den Flug und die Wirkung von Kanonenkugeln und anderen Geschossen.

Hess beginnt sein Buch zunächst mit der Begriffserklärung, was die Physik überhaupt sei. Grundsätzlich ist sie eine der spannendsten Wissenschaften. Wird sie gründlich erklärt, ist sie auch gar nicht so schwierig, wie vielfach gedacht. Im Gegenteil: Dann klingt sie logisch und klar.

In anschaulichen Beispielen folgen dann Themen wie Mechanik, Quantenmechanik, Erhaltungssätze und Symmetrien. Allein beim Auflisten dieser Bereiche würden die meisten schon aussteigen. In diesem Buch ist alles anders. Die Enkel des Autors haben Zeichnungen angefertigt, die die Beschreibungen deutlicher machen. Eine Wippe ist zu sehen, auf dem Opa steht. Das Enkelkind kann ihn mit einem Hebel hochheben. Wie geht das? Auf einmal merkt man, dass das Fach nicht erfunden wurde, um Generationen von Schülern zu ärgern. Physik hilft, die Natur zu verstehen. Besonders erwähnenswert ist auch der Anhang. Hier findet man eine Tabelle mit Begriffserklärungen aus der Physik und eine Liste aller berühmten Physiker und Astronomen, Chemiker und Ingenieure.

Alles in allem: ein mitreißendes Buch, nicht nur für Kinder. Auch für die Großen, die endlich verstehen wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Silvia Friedrich

Siegfried Hess: „Opa, was macht ein Physiker? Physik für Jung und Alt“, Wiley-VCH-Verlag, Berlin 2014, gebunden, 270 Seiten. 24,90 Euro


Schwäne, die im Schlamm stochern
Einst wandte sich der Autor gegen das DDR-Regime, nun gegen Charles Darwin. Sein Buch stimmt durchaus nachdenklich

Vor einer kontroversen Meinung hat der studierte Landwirt, Buchautor und ehemalige DDR-Regimekritiker Michael Beleites (50) wohl noch niemals zurückgeschreckt. Die industrielle Ausbeutung der Heimat ließ ihn in Opposition zum SED-Regime geraten, als er mit „Pechblende“ 1988 eine aufsehenerregende Studie über die Folgen des Uranbergbaus publizierte.

Darüber wurde er unfreiwillig zum Spezialisten für die Zersetzungsmethoden der Stasi, die er nach 1989 in einem anderen Buch beschrieb. Von 2000 bis 2010 war er sächsischer Landesbeauftragter für die Stasiunterlagen. Gleichzeitig wurde er nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die in der DDR begonnene Existenzvernichtung des Bauernstandes heute durch die EU-Agrarsubventionen und die Lobbypolitik der Verbände vollstreckt wird. In „Leitbild Schweiz oder Kasachstan? Zur Entwicklung der ländlichen Räume in Sachsen“ verfocht er die Wiederherstellung einer Verbindung der Höfe mit den zugehörigen Wirtschaftsflächen.

In seinem jüngsten Buch stellt sich der Querdenker nun gegen keinen geringeren als Charles Darwin. In „Umweltresonanz. Grundzüge einer organismischen Biologie“ versucht er nachzuweisen, dass nicht Kampf und Konkurrenz die Entwicklung der Arten bestimmen, sondern der Zugang zu natürlichen Umweltinformationen. Einzelne Organismen werden dabei als Organe von Arten und Ökosystemen aufgefasst. „Sich eine Art nur als die Summe der ihr zugehörigen Individuen, also ohne bewirkende Artfelder beziehungsweise Programme vorzustellen, ist in etwa so töricht, wie wenn man glaubt, dass das Fernsehprogramm innerhalb des Fernsehers gemacht würde“, erklärt Beleites, der zusammen mit seiner Frau in Blankenstein bei Dresden einen Gartenbaubetrieb bewirtschaftet.

Die Erkenntnisse jahrzehntelanger Beobachtung und Erfahrung sind in seine Theorie geflossen. Gleichzeitig beruft er sich auf eine Reihe von Vordenkern. In der Einführung verwehrt er sich dagegen, „dass der wissenschaftliche Rang von Publikationen allein durch ihr Erscheinungsjahr bestimmt“ wird. Wesentliche Anregungen verdanke er dem Ornithologen Otto Kleinschmidt (1870–1954), dessen wissenschaftlicher Nachlass dieses Buch anregte.

Einen prominenten Wissenschaftler als Befürworter seiner Theorie hat Beleites auch schon: Den Biologen und Ökologen Michael Succow, 1997 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Er erklärte zum Buch: Es „gibt dem immer größeren Kreis von Zweiflern, von nach Zukunftsfähigkeit Suchenden endlich wirkliche Argumente.“

Mit möglicherweise weitreichenden Folgen: „Eine vom Selektionsdenken befreite Biologie entzieht der Wettbewerbs-Logik unserer Zeit das Fundament“, glaubt Beleites, der auch von Nachzüchtigungen bereits ausgestorbener Tiere wenig hält. Die äußere Erscheinung des Ur-Rindes ließe sich wohl erzeugen, aber das Verhalten würde sich nicht wieder einstellen, weil die Resonanz zu einer entsprechenden Umwelt ausbleibt.

Zwar ist das Aussterben des Schwans nicht mehr zu befürchten, „aber der besondere Reiz und die mythologisch-kulturelle Bedeutung, die „wilde Schwäne“ einst hatten, sind verflogen, seit in vielen städtischen Abwasserkanälen halbzahme Schwäne zu Dutzenden im Schlamm herumstochern.“ Ein Beispiel von vielen, mit denen der Autor aus eigener Anschauung seine These belegt. Sie alle zusammengenommen versetzten dem Nachdenken über das Phänomen des Lebens selbst einen lebendigen Anstoß. So mancher Naturfreund wird sich in seinen Ahnungen und Anschauungen bestätigt finden.

Sebastian Hennig

Michael Beleites: „Umweltresonanz. Grundzüge einer organismischen Biologie“, Telesma Verlag, Treuenbritzen 2014, gebunden, 688 Seiten, 39.80 Euro


S. 23 Rautenberg Buchhandlung

Rautenberg Buchhandlung


S. 24 Panorama

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Schön unter sich bleiben / Warum die CDU nicht mit Pegida reden darf, wie mühsam die grüne Gleichschaltung war, und wofür uns die Griechen beschimpfen

Das geht ja schon mal gar nicht, Sachsens Grüne sind empört: Die CDU redet mit der „Mischpoke“ von Pegida, wie vor ein paar Tagen raus­kam. Darf die CDU das? Natürlich nicht!

„Dialog“ erfordere nämlich Respekt vor anderen Meinungen, doch „viele Pegida-Anhänger können Widerspruch zur eigenen Meinung schwer ertragen“, heißt es in einer Erklärung der Grünen im Dresdener Landtag.

Da haben die Grünen allerdings Recht, die Pegiden gehen jedem Dialog mit ihren Widersachern aus dem Wege. Zum Beweis zitieren wir aus dem Bericht der „Frankfurter Rundschau“ über die linken Dialogversuche anlässlich der jüngsten Kundgebung des Pegida-Ablegers am Main: „Linke Aktivisten blockierten die Route, zogen Müllcontainer und Bauzäune auf die Straße. Polizisten und Pegida-Anhänger wurden mit Flaschen und Steinen beworfen, eine Pegida-Sympathisantin wurde von einem Wurfgeschoss im Gesicht getroffen und trug eine stark blutende Platzwunde davon.“

Hier haben Sie’s: Die Pegida-Anhängerin trug die stark blutende Platzwunde „davon“, sie ging also einfach weg, statt sich wenigstens noch eine Schädelfraktur oder einen Armbruch verpassen zu lassen. Dieser Frau tropfte die Intoleranz, die Unfähigkeit, Kritik zu ertragen, offenkundig aus allen blutenden Adern!

Und das ist noch nicht alles, was die Grünen an den dunklen Umtrieben der CDU auszusetzen haben. Ein „einseitiger Dialog mit Pegida-Anhängern“ sei nämlich auch ein Schlag ins Gesicht derer, die sich seit Jahren in Initiativen, Vereinen, Kirchen und Parteien um das Gemeinwesen verdient machen und Flüchtlingen helfen. „Schlag ins Gesicht“ – schönes Bild nach dem Frankfurter Vorfall!

Auch „einseitiger Dialog“ ist nicht schlecht. Wie die Vorsilbe „Di“ aufzeigt, sind zum „Dialog“ zwei Seiten nötig, sonst ist es ein Selbstgespräch. Mit dem „einseitigen Dialog“ ist den Grünen etwas revolutionär Neues eingefallen. Oder auch nur Blödsinn.

Aber darum geht es gar nicht. Die Gefahr, welche die grünen Sachsen wittern, ist nämlich kein Blödsinn, sondern sehr real: In den Vereinen, Initiativen und Kirchen haben nahezu durchweg Leute das Sagen, die den Vorstellungen der Grünen sehr nahe stehen. Daher weiß man immer schon vorher, wie ein „Dialog“ mit denen ausgehen wird. Vermutlich ist der Partei dabei die hübsche Stilblüte vom „einseitigen Dialog“ eingefallen.

Am Ende kann man jedoch trotzdem behaupten, man habe einen „breiten Dialog mit der Zivilgesellschaft“ geführt und sich dabei irre „basisdemokratisch“ vorkommen, obwohl man nur mit Seinesgleichen palavert hat. Wenn sich doch einmal ein Andersdenkender aus dem Normalvolk vernehmen lässt, halten alle anderen eisern gegen den Bösewicht zusammen. Und wenn er nicht die Klappe hält, gibt’s auch mal was drauf, wie zahllose Berichte von solcherlei verlaufenen „Bürgerdialogen“ belegen.

Doch diese Allmacht gab es nicht umsonst. Die Eroberung der Vereine und Kirchen, der Aufbau der Initiativen hat Jahrzehnte benötigt, das war viel harte Arbeit. Nun kommen diese Pegiden, marschieren an den sorgsam errichteten Instrumenten grün-roter Dis­kursherrschaft frech vorbei und die CDU redet auch noch mit denen. Auf die Weise gerät ein ganzes Netzwerk linker Machtausübung ins Wanken. Daher die ehrliche Empörung der Grünen. Daher der heilige Hass auf Pegida. Wenn Bürgerbeteiligung an den grün dominierten Vereinen, Initiativen und Kirchen vorbei (wieder) möglich ist, war die viele Arbeit dann nicht vergebens?

Wie mühsam die Gleichschaltung war, sehen wir am Beispiel der „Deutschen Islamkonferenz“. Da tummelten sich anfangs noch etliche Querteiber wie die Publizistin Necla Kelek. Eine „säkulare“, also weltlich-liberal eingestellte Muslimin türkischer Herkunft.

Kelek ging den orthodoxen Islamverbänden und deren deutschen Freunden mächtig auf den Senkel. Sie fordert nämlich Integration, echte religiöse Toleranz (also auch von Moslems gegenüber Nichtmoslems) und hält nicht viel vom Kopftuch. Mit anderen Worten: Sie ist eine unbelehrbare Provokateurin, die den Dialog stört.

Mittlerweile hat man Leute vom Schlage Keleks glücklicherweise weitgehend aus dem Gremium entfernt. Dagegen sitzen Gruppen wie der „Verband Islamischer Kulturzentren“ (VIKZ) natürlich weiter mit am Tisch, wo sie sich mit der mangelnden Weltoffenheit der deutschen Mehrheitsgesellschaft befassen.

Wie dieser Tage in Neu-Ulm. Dort fallen neun- oder zehnjährige moslemische Schüler damit auf, dass sie im Unterricht behaupten, „Du Christ“ sei ein schlimmes Schimpfwort, oder sagen, „Juden stehen auf der Stufe von Schweinen“. Außerdem erzählen die lieben Kleinen, dass man „Christen töten muss“ und dass die Opfer islamistischer Anschläge ihren Tod verdient hätten.

Woher haben die Knirpse das? Laut schulinternem Bericht kommen die härtesten Aussagen von Kindern, welche Einrichtungen des VIKZ besuchen. Na, hoppla! Wäre das nicht mal ein Thema für die „Islamkonferenz“? Nichts da, vielmehr sollte man den islamfeindlichen Hintergrund der ungeheuerlichen Vorwürfe gegen den VIKZ beleuchten, denn ein Sprecher der VIKZ-Moschee von Neu-Ulm sagte der „Augsburger Allgemeinen“, er könne sich gar nicht erklären, wie die Kinder zu den fraglichen Aussagen kämen.

Da haben wir’s doch! Nun kann sich die „Islamkonferenz“ getrost dem viel brennenderen Thema „Weltoffenheit und Toleranz“ widmen und endlich Maßnahmen diskutieren, wie wir das unbegründete Misstrauen überwinden, welches islamischen Verbänden in Deutschland entgegenschlägt.

Es muss noch viel intensiver um Vertrauen geworben werden. Vertrauen ist nämlich die Grundlage für eine bessere, eine bunte Welt, in der die Menschen solidarisch zusammenleben. Nur auf Vertrauen haben wir schließlich auch unser gemeinsames Haus Europa errichtet.

So vertrauten wir selbstverständlich unseren hellenischen Freunden, dass sie nur so viel an EU-Subventionen beantragten, wie ihnen zustand. Ein junger Deutschgrieche wundert sich in einem Beitrag, der derzeit durchs Internet geistert, darüber, dass die Bauern von Kreta so viele Olivenbäume zur Bezuschussung aus den EU-Fonds angemeldet haben, dass „sie damit das halbe Mittelmeer bepflanzen könnten“.

Wurde unser Vertrauen missbraucht? Ist denn das niemandem aufgefallen? Sind die wirklich so blöd bei der EU? Ruhig Blut: Ohne Zweifel ist das jemandem aufgefallen. Aber die Griechen auf den Betrug anzusprechen, hätte gegen den Grundsatz des Vertrauens verstoßen und eine Kürzung der erschlichenen Subventionen hätte gar einen erschütternden Mangel an Solidarität offengelegt. So etwas war und ist mit dem „europäischen Geist“ nicht vereinbar.

An den Irrsinn hatte man sich irgendwie gewöhnt. Nun aber fliegt uns eine Pointe um die Ohren, auf die wir nicht gefasst waren. Statt sich kleinlaut zu entschuldigen dafür, dass sie uns bei den Oliven wie beim Euro-Beitritt hintergangen haben, überschütten uns die Griechen mit Vorwürfen: Weil wir uns von ihnen hätten betrügen lassen, seien wir auch an ihrer Misere schuld! Darauf muss man erst kommen.

Mal ins Private übertragen: Da haut Sie jemand jahrelang übers Ohr, leiht sich zudem Unsummen bei Ihnen, die er nicht zurückzahlen kann, und macht sich einen schönen Lenz auf Ihre Kosten, bis er – unvermeidlich – im finanziellen Fiasko endet. Dann kommt dieser Kerl bei Ihnen vorbei und beschimpft Sie bitterlich dafür, dass Sie sich von ihm haben beschubsen lassen, weshalb er verlernt habe, wie man richtig wirtschaftet. Darauf fordert dieses Frettchen von Ihnen allen Ernstes nochmals Geld. Und nun kommt das völlig Absurde: Sie geben es ihm sogar, sagen ihm weitere Hilfe zu, derweil er Sie weiter unflätig anblaffen darf. So fühlt es sich an, Deutschland zu sein.


MELDUNGEN / ZUR PERSON

Huren für Asylbewerber

München – Erhebliches Aufsehen hat der Vorschlag des pensionierten Münchener Pfarrers Ulrich Wagner ausgelöst, Asylbewerbern Prostituierte zur Verfügung zu stellen. Wagner sagte dem „Münchener Merkur“, die Asylbewerber seien meist männlich. Mit der Bereitstellung von Huren will er Übergriffen auf einheimische Frauen vorbeugen. Er hofft darauf, dass Privatleute oder großzügige Bordellbesitzer die Finanzierung übernehmen. H.H.

 

Attacken nur vorgetäuscht?

Strasburg – Angebliche Angriffe auf Asylbewerber im vorpommerschen Strasburg waren möglicherweise nur vorgetäuscht. Innerhalb weniger Tage sollen je zwei Asylbewerber von Unbekannten mehrfach angegriffen und bei der zweiten Attacke auch verletzt worden sein. Die Ermittler bezweifeln das mittlerweile. Denkbar wäre, dass die Asylanten lediglich Mitleid und Solidarität erzeugen wollten, um ein Bleiberecht zu erlangen. H.H.

 

Politisch ist von allem etwas drin

Die Spanier müssen sich in der Politik an neue Gesichter gewöhnen. Eine junge, unverbrauchte Politikergeneration nutzt die Eurokrise und die nachrollende Protestwelle aus, um den etablierten Kräften gehörigen Schrecken einzujagen. Hat man sich gerade erst an den jungdynamischen Pferdeschwanzträger Pablo Iglesias von der Podemos-Partei gewöhnt, der die Gesellschaft nach Art von Griechenlands Syriza-Partei links umkrempeln will, so macht spanienweit jetzt der Katalane Albert Rivera von sich Reden.

Bei den Regionalwahlen in Andalusien gibt er nächsten Sonntag mit seiner Ciudadanos-Partei erstmals sein Debüt außerhalb seiner katalanischen Heimat. Und die Erfolgsaussichten stehen gut. Mit Umfragewerten von zwölf Prozent ist seine Ciudadanos als viertstärkste Partei eine ernstzunehmende Kraft geworden.

Der 1979 in Barcelona geborene Jurist hat seine Partei erst 2005 gegründet, stellt aber derzeit schon neben neun Abgeordneten im katalanischen seit einem Jahr auch zwei Abgeordnete im EU-Parlament. Eigentlich hieß Riveras Partei katalanisch „Ciutadans“ („Bürger“). Um sie auch national erfolgreich ins Rennen schicken zu können, taufte er sie spanisch in „Ciudadanos“ um.

Die politische Kontur der Partei wurde dadurch aber nicht klarer. Rivera, der in Katalonien Todesdrohungen wegen seiner anti-nationalistischen Einstellung erhielt, will Stimmen links und rechts der Mitte einsammeln. Seine europagläubigen Ciudadanos nennen sich „konstitutionelle Demokraten mit fortschrittlich sozialliberalen Noten“. Sie sind also von allem etwas, nach den spanischen Parlamentswahlen im Herbst auf jeden Fall aber ein akzeptabler Koalitionspartner sowohl für die konservative PP als auch für die sozialdemokratische PSOE . Harald Tews


MEINUNGEN

Ronald Gehrt verzweifelt auf „rottmeyer.de“ (9. März) an der Verbohrtheit der Menschen:

„Menschen können dermaßen hartnäckig an den größten Schwachsinn glauben, solange der zu einer einmal fest und unveränderlich gefassten Meinung passt, dass man nur noch die Ohren anlegen kann. Und das Absurde daran ist, dass sich die Welt zwar verändert, die Meinungen aber in der Regel nicht …“

 

 

Michael Stürmer hat für die Idee einer „EU-Armee“ in der „Welt“ (9. März) nur Spott übrig:

„Wer am Management der gemeinsamen Europa-Währung noch nicht genügend Freude hat, der kann es mit der gemeinsamen Europa-Armee versuchen.“

 

 

Robert Halver, Leiter der Abteilung Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, warnt im „Handelsblatt“ (6. März), dass infolge der Negativzinsen dereinst das Bargeld verboten werden könnte:

„Flächendeckende Negativzinsen sind nur dann möglich, wenn das Bargeld abgeschafft wird. Ansonsten würden die Bürger möglichst viel Bargeld halten. Ist dies Utopie oder Wirklichkeit? Wenn man sich die Entwicklung seit 2008 anschaut, stellt man fest, dass auch heilige Finanz-Kühe geschlachtet wurden ... Verkauft würde es uns mit dem Hinweis, dass Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und Drogenhandel beseitigt würden.“

 

 

Uli Dönch warnt in „Focus-online“ (9. März), dass sich im Schatten der Griechenlandkrise ein noch viel gewaltigeres Problem aufbaut, nämlich Frankreich:

„Unsere Nachbarn können sich nicht reformieren und wollen es auch nicht: Die Wirtschaft bricht ein, die Schulden wachsen. Und jetzt presst das Land die EU auch noch zu zwei weiteren Defizit-Jahren. Frankreich wird zum ,Griechenland mit Eiffelturm‘. Und ... die einzige Nation, die Frankreich stoppen könnte, nimmt in Brüssel niemand mehr ernst – Deutschland.“

 

 

Bettina Röhl greift im Portal „Tichys Einblick“ (10. März) einen Aspekt der gerade verabschiedeten Frauenquote auf, der bislang fast übersehen wurde:

„Dann gibt es da auch noch die peinliche Peinlichkeit, dass eben die Frauen, die jetzt im Bundestag für die Frauenquote gestimmt haben, zu jener Gruppe zählen, die nach Beendigung ihrer Politikerinnenkarriere nicht selten in Aufsichtsgremien großer Unternehmen hineingewählt werden könnten, sich also selber ein Gesetz geschnitzt haben könnten, von dem sie persönlich profitieren würden.“

 

 

Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnt in der „Bild“-Zeitung (9. März) davor, für Athen gegen alle Versprechen der deutschen Politik ein neues Hilfsprogramm aufzulegen:

„Wenn Volksvertreter gegen den klaren Willen der Bürger stimmen, dann richten sie die Staatsgewalt gegen das Volk. Das wäre dann so etwas wie eine politische Kernschmelze, eine Bankrotterklärung unseres Systems.“