19.04.2024

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Preußische Allgemeine Zeitung - Aktuelle Ausgabe

© Preußische Allgemeine Zeitung Folge 48/15 vom 28.11.2015

S. 1 Preußische Allgemeine Zeitung

Phrasen statt Taten
Asylkrise: Das Gerede von »Kontingenten« entpuppt sich rasch als Nebelkerze

Statt an der Zuwanderungspolitik wirklich etwas zu ändern, verharrt das politische Berlin beim Ersinnen neuer Sprachregelungen.   

Die Bluttat von Paris habe endlich den lange ersehnten Schwenk bei der katastrophalen Zuwanderungspolitik eingeleitet. Das zumindest wollen zuversichtliche Beobachter entdeckt haben. Sie heften ihren Optimismus an geringfügige Verschiebungen in der Wortwahl sowohl von Kanzlerin Merkel als auch ihres Vizekanzlers Gabriel.

Noch kurz vor dem Attentat hatte Merkel verkündet, der deutsche Staat könne (sprich: wolle) nicht bestimmen, wer noch zu uns komme und wer nicht. Und als ginge es ihr regelrecht darum, ihre Kritiker gezielt zur Weißglut zu treiben, fügte sie im ZDF-Interview trotzig an: „Wir sind genau auf dem Weg, den ich mir für Deutschland wünsche.“

Hat Paris diese Haltung wirklich geändert? Von Obergrenzen will Merkel nach wie vor nicht sprechen, doch ist nun plötzlich die Vokabel „Kontingente“ in aller Munde, auch in dem der Kanzlerin. Gabriel versprach für 2016 gar einen „Neustart der Flüchtlingspolitik“.

Kommt also die Wende? Wer genauer hinsieht, wird rasch enttäuscht. „Kontingente“ soll nämlich heißen, dass die Hereinströmenden „gerechter“ in Europa verteilt werden sollen. Darum bettelt Berlin schon seit Monaten, doch ist längst klar, dass die EU-Partner ganz und gar nicht bereit sind, Deutschland bei der „Bewältigung“ seiner verfahrenen Zuwanderungspolitik beizustehen. Sie denken nicht daran, Berlin Menschen ohne Zahl und „Obergrenze“ abzunehmen. Das Gerede von „Kontingenten“ und „Neustart“ ist demnach eine Nebelkerze, mit der die deutsche Öffentlichkeit von der absichtlichen Tatenlosigkeit ihrer Regierung abgelenkt werden soll.

Die Wirklichkeit sieht so aus: Allein in den ersten drei November-Wochen wurden 180000 Neuzugänge registriert, nach den Erfahrungen müssen rund 70000 hinzugezählt werden, die sich nicht haben registrieren lassen. Bis Monatsende ist hochgerechnet also von rund 340000 Neuzugängen allein im November auszugehen, fast so viele wie im gesamten Jahr 2014.

Es kommt, wie es die PAZ bereits Anfang des Monats befürchtete: Das ergebnislose Fabrizieren von Worthülsen heizt lediglich Torschlusspanik in den Herkunftsländern an. Solange die Grenzen nicht wirksam geschützt werden, verschlimmert die Phrasendrescherei die Lage täglich weiter.

Von einer europäischen Lösung zu träumen, wird angesichts des deutschen Chaos, das nur noch abschreckend wirkt auf die EU-Partner, gänzlich unrealistisch. Statt auf die Partner zuzugehen, trumpfte Finanzminister Schäuble auf, als er in Frankfurt vor internationaler Runde behauptete, Deutschland habe in der „Flüchtlingsfrage“ die „Ehre Europas verteidigt“, und gleichzeitig Großbritannien, Frankreich und Ungarn kritisierte. Der Fall von diesem hohen Ross wird tief und schmerzhaft sein.          Hans Heckel


AfD: Attacken nehmen zu
Mit den steigenden Umfragewerten wächst der Druck der Gegner

Parallel zum Anstieg ihrer Umfragewerte nehmen die Attacken gegen die AfD auf allen Ebenen zu. Zuletzt erreichte die Partei Resultate von bis zu zehn Prozent bundesweit. Angesichts dessen schießen die Gegner der AfD ihre Reihen immer fester und schießen aus buchstäblich allen Rohren.

Mittlerweile vergeht kaum mehr eine Woche, in der nicht von einem Anschlag auf ein Parteibüro berichtet werden muss. Der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Detlev Spangenberg meldete vergangene Woche den bereits siebten Angriff auf sein Bürgerbüro in Oschatz. Die sächsische AfD erklärt, dass die Anschlagsdichte auf ihre Bürgerbüros in allerjüngster Zeit „merklich größer“ geworden sei.

Gleichzeitig wird es der neuen Partei immer schwerer gemacht, Tagungslokale zu bekommen. Für den Bundesparteitag kommendes Wochenende musste die AfD nach Hannover ausweichen, nachdem das Kasseler Kongress Palais seine Hallenzusage wieder zurückzog. Pikant: Verantwortlich ist hier die „Kassel Marketing“, eine Tochtergesellschaft der Stadt Kassel. Diese wollte sich gegenüber der „Welt“ nicht zu den Absagegründen äußern. Ein Zitat von Stadtkämmerer Christian Geselle lässt jedoch kaum einen Zweifel, dass es politische Gründe waren.

Der Pächter eines Hannoveraner Ruderlokals musste der AfD auf Druck des Deutschen Ruder-Clubs von 1884 eine Saal-Zusage wieder entziehen. Der Wirt des München-Pasinger Gasthofs „Zur Post“ hingegen weigert sich, der AfD einen zugesagten Saal zu kündigen. Der weltgrößte Braukonzern Anheuser Bush Inbev, der den Gasthof an den Wirt verpachtet hat, droht diesem nun mit harten Konsequenzen, falls er unbeirrt bei seiner Entscheidung bleibe.                 H.H.


Ukraine wieder aktuell
Aktivisten kappen Stromnetz – Premier Jazenjuk gießt Öl ins Feuer

Durch Moskaus Syrien-Offensive ist die Ukraine in der letzten Zeit etwas aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Dafür, dass dies nicht so bleibt, sorgten zuletzt ukrainische Nationalisten und Vertreter der Krimtataren, indem sie für einen „Blackout“, für einen totalen  Stromausfall, auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim              sorgten. In der Nacht vom 20. zum 21. November fällten sie zwei Strommasten, über die die Krim mit Elektrizität versorgt wurde.

Schon seit zwei Monaten blockieren antirussische ukrainische Aktivisten  den Warenverkehr vom ukrainischen Festland auf die Schwarzmeerhalbinsel. Das muslimische Volk der Krimtataren, das während der Stalinherrschaft aus seiner Heimat vertrieben wurde und erst nach dem Ende der Sowjetunion dorthin zurückkehren durfte,  fühlt sich verraten. Seit der russischen Krimannexion wurden dessen unter ukrainischer Führung erreichte Selbstverwaltung wieder eingeschränkt und Autonomiebestrebungen seitens Moskau bekämpft.  Seit dem G20-Gipfel in der Türkei fürchten die Krimtataren nun, dass der Westen die Halbinsel für einen Kompromiss mit Russland opfern könnte.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko gerät erneut unter Druck. Einerseits fordern die EU wie auch Kanzlerin Merkel Kompromissbereitschaft von ihm ein sowohl im Fall der Separatistengebiete und nun auch der Krim, andererseits gießt sein Premier Arsenij Jazenjuk Öl ins Feuer, indem er weiter auf Konfrontationskurs gegenüber Russland setzt. Er sprach sich dafür aus, den Warenverkehr auf die Krim vorläufig ganz zu unterbrechen und den Stromliefervertrag mit der moskautreuen Führung der Halbinsel zu kündigen, eine Einigung im Schuldenstreit mit Moskau lehnte er ebenso ab (siehe Seite 7).    MRK


Manuel Ruoff:
Doppelmoral

Ein Einsatz mit Bodentruppen in Frankreichs Ex-Kolonie Syrien bleibt der Bundeswehr wohl erspart. Aber dafür wird der Einsatz in Frankreichs Ex-Kolonie Mali nun wohl zum Kampfeinsatz mit der offiziellen Begründung, die französischen Streit­­kräfte für den Kampf gegen den IS in Syrien zu entlasten.

Dabei muss sich der Westen einmal mehr Double Standards (Doppelmoral) vorwerfen lassen. Der Sudan ist und war ein arabisch geprägter Staat. Als es separatistische Tendenzen von Schwarzafrikanern im Süden gab, wurden diese vom Westen unterstützt, und es spaltete sich mit westlicher Unterstützung die Republic of South Sudan mit der Amtssprache Englisch ab. Hierbei handelt es sich um einen gescheiterten Staat mit schwarzafrikanischem Regime.

Unter einem solchen Regime wollen die Tuareg in dem von ihnen bewohnten Gebiet Malis nicht leben und erstreben die Unabhängigkeit von der République du Mali mit deren Amts­sprache Französisch. Diesmal unterstützt der Westen nicht die Separatisten, sondern die Zentralregierung. Das ist inkonsequent. Konsequent ist aber, dass jeweils die unterstützt werden, welche die Sprache der ehemaligen westlichen Kolonial­herren sprechen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

So wie weiland in den Indochinakriegen Franzosen und US-Amerikaner die vietnamesische Unabhängigkeitsbewegung in die Arme der Kommunisten trieben, droht der Westen nun, die nach Unabhängigkeit strebenden Tuareg in die Arme der Islamisten zu treiben. Die gewinnen darüber Einfluss in der Region, was wiederum dem Westen als Argument dient, noch mehr zu intervenieren.


S. 2 Aktuell

Irreführung der Bevölkerung
Bundesinnenminister Thomas de Maizière verschleiert die Kriminalitätsrate von »Flüchtlingen«

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte nach eigenem Bekunden „Gerüchten“ über den Anstieg von Straftaten durch Flüchtlinge mit belastbaren Informationen den Boden entziehen wollen. Ein vorläufiger Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) wurde jedoch zur Verschlusssache erklärt und von de Maizière nur schwammig kommentiert.

Wie de Maizière erklärte, hat das BKA gemeinsam mit den Länderpolizeien eine erste vorläufige Lageübersicht „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ erstellt. Es ist bereits dubios, wie über diese „Lageübersicht“ informiert wurde. Die Tageszeitung „Die Welt“ schrieb am 13. November, ihr liege die „Lageübersicht Nr. 1 – Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ des BKA vor, und zitierte  aus einem 21 Seiten umfassenden Dossier. Dem Magazin „Der Spiegel“ lag die „Lageübersicht“ anscheinend auch vor, es nennt ebenfalls die Seitenzahl, zitiert daraus und nennt Referat 51 der BKA-Abteilung für Schwere und Organisierte Kriminalität als Mit-Autor.

Da die „Lageübersicht“ nicht auf der BKA-Website steht, wandte sich die Preußische Allgemeine Zeitung (PAZ) an das BKA mit der Bitte um Übersendung des Papiers unter Hinweis, dass es auch anderen Medien vorgelegen habe. Das BKA erklärte jedoch, die „Lageübersicht“ sei als vertraulich eingestuft.

Auf die Frage, wieso andere, möglicherweise ausgewählte Medien die „Übersicht“ erhalten hätten, bestritt eine Beamtin der BKA-Pressestelle kategorisch, dass das BKA den Text an die Medien gegeben habe. Auf die Frage, ob dann intern wegen Verrat dienstlicher Verschlusssachen beim BKA ermittelt werde, erklärte sie: „Das kann ich nicht kommentieren.“ Sie verwies an das Bundesinnenministerium (BMI), dem das BKA untersteht.

Daraufhin richtete diese Zeitung schriftliche Fragen an die BMI-Pressestelle. Auch diese erklärte, die „Lageübersicht Nr. 1 zu Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ sei als Verschlusssache eingestuft, „eine Herausgabe an die Medien ist nicht möglich“. Auf die Frage, ob wegen unbefugter Weitergabe von Verschlusssachen ermittelt wird, wich eine Sprecherin des BMI aus, indem sie nur auf das allgemeine Prozedere bei Bekanntwerden von Sicherheitsschwachstellen verwies. Dass in diesem konkreten Fall ermittelt werde, erklärte sie nicht.

Das wird wohl auch nicht der Fall sein. Vielmehr ist zu vermuten, dass jemand aus der Spitze des BMI das Papier an bestimmte Medien gegeben hat. Das BMI durfte wohl auf den immer noch verbreiteten „Willkommensjournalismus“ und die Oberflächlichkeit vieler Medien vertrauen. Tatsächlich hat keine einzige Zeitung oder gar der Rundfunk das „Lagebild“ kritisch analysiert oder die Äußerungen de Maizières dazu kritisch gewürdigt. Dieser hatte erklärt: „Insgesamt zeigen uns die derzeit verf̈ügbaren Ten­denz­aussagen, dass Flüchtlinge im Durchschnitt genauso wenig oder oft straffällig werden wie Vergleichsgruppen der hiesigen Bevölkerung.“ Der wichtige Begriff „Vergleichsgruppen“ in dem Satz de Maizières wurde nirgends hinsichtlich seiner Relevanz hinterfragt. In den Schlagzeilen wurde zudem die Aussage de Maizierès verkürzt wiedergegeben.

Der „Spiegel“ etwa titelte: „Flüchtlinge genauso kriminell wie Deutsche.“ Auch in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hieß die Überschrift: „Flüchtlinge sind nicht krimineller als Deutsche“. Ebenso die Schlagzeile in „ZDF heute“: „Flüchtlinge nicht krimineller als Deutsche“. Dass die Kriminalitätsrate bei den Hunderttausenden Neuankömmlingen angeblich nicht höher sei als bei der übrigen Bevölkerung Deutschlands – das dürfte bei der Masse der Medienkonsumenten so hängen geblieben sein.

Was aber genau meinte de Maizière mit „Vergleichsgruppen“? Die PAZ fragte auch hier beim BMI nach. Die Antwort: „Es ist in der Kriminologie allgemein bekannt und wird von der polizeilichen Kriminalstatistik so auch bestätigt, dass junge Männer häufiger kriminell sind als die Durchschnittsbevölkerung.“

Hier liegt der Hund begraben. Angeblich wollte de Maizière Transparenz über die Kriminalitätsrate von Flüchtlingen schaffen, also die Bevölkerung darüber aufklären, was an Kriminalitätsbelastung auf sie durch die Zuwanderer zukommt. Stattdessen hat er die in Wahrheit insgesamt überdurchschnittliche Kriminalitätsrate mit dem trickreichen Verweis auf nicht näher benannte „Vergleichsgruppen“ verschleiert. Denn man kann angesichts des sehr hohen Anteils junger Männer unter den Flüchtlingen bezüglich deren Gesamt-Kriminalitätsrate schlechterdings keinen im Ergebnis sinnvollen Vergleich mit dem prozentual wesentlich geringeren Bevölkerungsanteil junger deutscher Männer anstellen.

Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) waren von Januar bis Oktober 70,7 Prozent der Asyl-Erstantragsteller jünger als 30 Jah­re. Mehr als zwei Drittel aller Erstanträge wurden von Männern gestellt. Der Anteil männlicher Antragsteller betrug bei den 16- bis unter 18-Jährigen 79,1 Prozent. In der Altersgruppe von 18 bis unter 25 Jahren lag er bei 80,4 Prozent. In der Altersgruppe von 25 bis unter 30 Jahren betrug er 75,8 Prozent und bei den 30- bis unter 35-Jährigen 70,7 Prozent.

De Maizière hatte erklärt, bei den von Jahresbeginn bis Ende September erfassten Fällen hätten Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie Diebstahlsdelikte mit rund 67 Prozent den Hauptanteil ausgemacht. Der Anteil der Sexualstraftaten liege bei unter einem Prozent. Asylbewerber aus einzelnen Herkunftsstaaten seien auffälliger. Dies gelte nicht für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak. „Zuwanderer selbst sind im Schwerpunkt durch Rohheitsdelikte und Diebstahlsdelikte bedroht“, so de Maizière.

Wie das BMI auf Frage der PAZ erklärte, bezog sich de Maizière bei seinen Aussagen auf die „zirka 577000 vom BAMF in den ersten drei Quartalen 2015 registrierten Asylsuchenden“. Das BAMF schätzt dabei allerdings schon die Zahl nichtregistrierter Zuwanderer auf bis zu 290000 Personen.       

                Michael Leh


Kriegsgräuel im Nahen Osten durch Captagon
Der Missbrauch der Droge enthemmt nicht nur die Kämpfer des »Islamischen Staates«

In Syrien bekämpft man sich seit vier Jahren wegen unterschiedlicher Ideologien oder vielleicht auch wegen unterschiedlicher Religionen, aber Kämpfer aller Seiten nehmen dieselbe Droge: Captagon. Ein Mitglied des saudischen Königshauses wurde jetzt am Beiruter Flughafen mit zwei Tonnen Captagon-Pillen in seinem Privatflugzeug verhaftet. Viele glauben, dass es für die kämpfenden Soldaten aller Fraktionen war.

Seit den Zeiten der Assassinen, einer nizaritisch-ismailitischen Bewegung, die im syrischen Anti-Libanon, einem Gebirge, das sich zwischen den Staaten Libanon und Syrien über 150 Kilometer Länge von Nord­osten nach Südwesten erstreckt und parallel zur Mittelmeerküste verläuft, während den Kreuzzügen für ihre Grausamkeiten bekannt waren, hält sich der Mythos von den sagenumwobenen Bergkriegern, die im Drogenrausch töten und morden. Sie gaben der Droge Haschisch ihren Namen. Spätestens seit jener Zeit gehören Drogen zum natürlichen Repertoire aller Kriege, und bei den modernen Konflikten ist es nicht anders.

Heutzutage hat jeder Krieg seinen ganz eigenen Cocktail toxischer Substanzen. Für die asymmetrischen Kriege im Nahen Osten ist die Droge Captagon zum Hit geworden. Ohne sie kommt keine der kriegführenden Parteien mehr aus. Captagon ist der Handelsname für Fenetyllin, ein Amphetaminderivat. Im Nahen Osten, im Libanon, in Syrien, dem Irak, vor allem aber in Saudi-Arabien war Captagon schon vor dem Ausbruch der Bürgerkriege sehr populär. Die Bürgerkriege, die seit dem Arabischen Frühling 2011 dort ausgebrochen sind, in Libyen, Syrien, dem Irak und dem Jemen, haben die Verbreitung der Droge noch vermehrt.

Schon die US-Armee wusste die Effekte von Amphetaminen zu nutzen. So schluckten die US-Kampfpiloten in Vietnam sogenannte „Go Pills“, die auch als Speed bekannt sind. Es handelt sich dabei um ein Mittel, das den Kampfgeist und das Durchhaltevermögen auf langen Flügen steigern sollte.

Der Captagonkonsum im Mittleren Osten geht zurück auf den Kalten Krieg. Über Bulgarien gelangte die Droge in die Region. Bulgarien ist bis heute die unumstrittene Drehscheibe der Captagonproduktion in Europa. Das Land versorgt über die Türkei wie in alten Zeiten den gesamten Mittleren Osten. Das schnelle Geld mit der Droge hat auch eine Reihe von Nachahmern gereizt, an dem Geschäft zu partizipieren. In der libanesischen Bekaa-Ebene, der Hochburg der schiitischen Hisbollah, gibt es Produktionsstätten von der Größe kolumbianischer Kokaplantagen. Die Ebene ist bekannt als Drogenumschlagplatz aller Fraktionen im libanesischen Machtkampf, jetzt ist sie es für den syrischen Bürgerkrieg.

 Aber auch die Gegner der Schiiten in den gegenwärtigen Kriegen in Syrien, dem Jemen und dem Irak, die Dschihadisten des „Islamischen Staates“, verabreichen ihren Kämpfern die Droge Captagon, die sie wie die Verhaftung des saudischen Prinzen in Beirut zeigt, über ihre Verbündeten im wahhabitischen Königreich beziehen. Dies ist umso erstaunlicher, als nach der strengen wahhabitischen Auslegung des Koran, welche die Dschihadisten des IS übernommen haben, nicht nur der Alkohol untersagt ist, sondern auch die Volksdrogen Kaffee und Tabak. Da Captagon in Form von Pillen im Umgang ist und konsumiert wird, gilt es jedoch unter den strenggläubigen Muslimen als „Medizin“ und fällt so nicht unter das Drogenverbot des Korans.

 Der Einfluss von Captagon auf die Kriegsführung in Syrien und dem Irak darf nicht unterschätzt werden. Angeblich spüren die Kämpfer bei regelmäßiger Einnahme weder die eigenen Leiden noch diejenigen, die anderen zugefügt werden. Captagon ermöglicht so ein Vorgehen mit besonderer Brutalität und Gefühllosigkeit, das im syrischen Bürgerkrieg nicht nur bei Dschihadisten, sondern mittlerweile bei allen Kämpfern weitverbreitet ist. Nicht nur der IS, sondern auch die Soldaten der regulären syrischen Regierungsarmee schneiden inzwischen Widersachern die Köpfe ab. Dies können sie nur, wie auch die IS-Kämpfer, unter dem Einfluss der Droge Captagon. So sind die unglaublichen Gräueltaten, die in den letzten Monaten per YouTube die Runde machen, nicht zuletzt das Resultat andauernden Amphetaminmissbrauchs.

Langfristig führt der Konsum von Captagon, wie aller anderen Amphetamine, zu Psychosen und paranoiden Wahnvorstellungen. Europa hat zwar infolge der Anziehungskraft des IS auf Kriminelle aus dem Drogenmilieu viele Tausende Drogenabhängige, die plötzlich ihre Vorliebe für den Islam entdeckt haben, an Syrien und den Irak verloren. Aber durch die massive Immigration aus Syrien, darunter viele ehemalige Kämpfer aller Fraktionen, kommen dafür jetzt viele Kriegs- und Drogengeschädigte zusätzlich nach Europa.        

                Bodo Bost


MELDUNGEN

Baukosten pro Asylant steigen

Hamburg – Der Bau von Asylunterkünften hat sich im Verlauf der letzten sechs Monate massiv verteuert. Nach Angaben des Ingenieurbüros Assmann Beraten + Planen, das in Hamburg im Auftrag des städtischen Betreibers Fördern & Wohnen aus Containern und Modulen bestehende Unterkünfte errichtet, sind die Baukosten pro Bewohner wegen gestiegener Materialpreise um 80 Prozent von 14000 auf 25000 Euro gestiegen. Das Unternehmen hat seit Oktober 2014 allein in Hamburg an sechs Standorten sogenannte Folgeeinrichtungen für jeweils mehr als 1200 Menschen fertiggestellt, drei sind im Bau, eine weitere ist in Vorbereitung. Die teilweise aus Holz gefertigten, bis zu 40 Jahre nutzbaren Modulbauten lassen sich in nur acht Wochen montieren.      J.H.

 

»Politisch motivierte Taten«

Berlin – Im September sind in Deutschland 160 Menschen infolge „politisch motivierter“ Straftaten verletzt worden. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der beiden Regierungsfraktionen hervor. Danach sind für den Erhebungsmonat insgesamt 2221 solcher Straftaten gemeldet worden, darunter 266 Gewalttaten und 807 Propagandadelikte. Davon entfielen laut Regierung 1484 auf die „politisch rechts motivierte“ Kriminalität. Die Zahl der darunter befindlichen Gewalttaten gibt sie mit 104 an und die der Verletzten mit 83. Die Zahl der „politisch links motivierten“ Straftaten beläuft sich den Angaben zufolge auf 317, von denen 72 Gewalttaten waren. In diesem Bereich wurden laut Regierung 35 Verletzte registriert. 177 Straftaten, darunter 61 Gewalttaten mit 24 Verletzten wurden laut Bundesregierung der „politisch motivierten Ausländerkriminalität“ zugeordnet. Die Zahl der „sonstigen politisch motivierten Straftaten“ gibt die Regierung mit 243 an, davon 29 Gewalttaten.      J.H.


S. 3 Deutschland

Es droht ein paradoxer Rollentausch
Kämpfen bald Deutsche in Syrien, während wehrfähige »Syrer Unter den Linden ihren Kaffee trinken«?

Wie zu erwarten, hat die jüngste Welle islamistischen Terrors auch Forderungen nach einem Syrien-Einsatz der Bundeswehr aufkommen lassen. Kommt es zu einem derartigen Auslandseinsatz, dann droht eine absurde Situation, auf die unlängst Polens neuer Außenminister Witold Waszczykowski aufmerksam gemacht hat. Es müsse verhindert werden, „dass wir unsere Soldaten in den Kampf nach Syrien schicken, während Hunderttausende Syrer Unter den Linden ihren Kaffee trinken“, so Waszczykowski mit Blick auf Berlins zentrale Prachtstraße.

Als Lösung schlug der Politiker der nationalkonservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) die Schaffung einer syrischen Exilarmee vor. „Hunderttausende Syrer sind in letzter Zeit nach Europa gekommen. Wir können ihnen helfen, eine Armee aufzubauen. Mit unserer Hilfe könnten sie zurückgehen, um ihr Land zu befreien“, so Waszczykowski im polnischen TV-Sender TVP Info.

Der Exodus vor allem junger syrischer Männer im wehrdienstfähigen Alter ist allerdings nicht nur für die bewaffneten Oppositionskräfte in Syrien ein Problem. So hat die „Washington Post“ vor Kurzem darauf Aufmerksam gemacht, dass Syriens Machthaber Baschar al-Assad inzwischen immer mehr das Fehlen von Soldaten zu schaffen macht, welche die Rebellion in seinem Land wirkungsvoll bekämpfen könnten. Die Folgen bekommt das russische Militär in Syrien zu spüren. Zwar wird regelmäßig über eindrucksvolle russische Luftschläge gegen den „Islamischen Staat“ (IS) berichtet, am Boden können Assads Truppen die russische Luftunterstützung allerdings meist nicht effektiv ausnutzen – unter anderem weil die Truppe mittlerweile personell ausgedünnt ist.

Aus Sicht der „Washington Post“ ist es ein Mix von Ursachen, die den Exodus junger Männer im wehrdienstfähigen Alter aus Syrien herbeigeführt hat. Angeführt wird unter anderem, dass Syriens Regierung seit Ende vergangenen Jahres vermehrt Männer zur Armee einberuft. Daraufhin begann die zu erwartende Absetzbewegung junger Männer unter 30 Jahren aus Syrien.

Dass die Nachbarländer Syriens dabei oft nur Zwischenstation nach Europa und vor allem Deutschland waren, wurde durch eine Entwicklung forciert, die bislang nur unzureichend aufgeklärt ist. Anfang 2015 setzte eine finanzielle Unterversorgung in den UN-Flüchtlingslagern in den Nachbarländern Syriens ein. Eine generelle Unterfinanzierung und nicht eingehaltene Finanzzusagen einzelner Länder führten dazu, dass es in den Flüchtlingslagern zu gravierenden Kürzungen der Lebensmittelrationen kam.

Wie ein zusätzlicher Katalysator wirkte im Juni 2015 die Entscheidung Mazedoniens, überraschend seine „Flüchtlingspolitik“ zu liberalisieren und den Syrern die Durchreise zu erleichtern. Offen stand mit dieser Entscheidung eine Direktroute aus den Flüchtlingslagern in der Türkei in Richtung EU.

Nochmals verschärfend wirkte die Ankündigung von Bundeskanzlerin Merkel, für Asylbewerber aus Syrien die sogenannte EU-Dublin-Vereinbarung nicht mehr anzuwenden. Gerüchte, dass auf Syrer nach ihrer Ankunft in Deutschland Haus und Auto als Willkommensgeschenke warten, taten ihr Übriges den Migrationsstrom anschwellen zu lassen.

Resultat ist ein Zustand, auf den Polens Außenminister zutreffend hingewiesen hat: Nachdem Hunderttausende syrischer Männer in Deutschland Zuflucht gefunden haben, kommen in Deutschland Forderungen nach dem Einsatz von Bundeswehrsoldaten in Syrien auf. So fragt etwa der „Spiegel“-Autor Jan Fleischhauer nach den Pariser Terroranschlägen: „Doch was spricht gegen einen begrenzten Einsatz von Elitesoldaten gegen fanatische Zauselbärte?“

In sozialen Internetdiensten zirkulieren mittlerweile die ersten Verschwörungstheorien, denen zufolge der Exodus aus Syrien von interessierter Seite bewusst befördert wurde. Bundeskanzlerin Merkel wird unterstellt, sie habe ganz bewusst wehrfähige junge Syrer nach Deutschland gelockt, um die Wehrkraft des syrischen Regimes zu untergraben. Denkt man derartige Vorwürfe konsequent zu Ende, wird impliziert, dass die deutsche Regierung die Schwächung der Position Deutschlands durch die Zuwanderung Hunderttausender Syrer dabei billigend in Kauf genommen habe.          

                Norman Hanert


Mulmige Gefühle liegen über dem Grenzland
Wie die Menschen im Saarland und in Lothringen mit der Terrorgefahr umgehen – eine Reportage

An der saarländisch-lothringischen Grenze ist die ländliche Idylle hie wie da getrübt. Die Anschläge von Paris und Angela Merkels Flüchtlingspolitik regen auf, werden durchaus im gleichen Atemzug genannt, jedoch selten vermengt.

Die Grenzbewohner vermitteln das Gefühl, in einer bangemachenden Ereigniskette zu schweben, mit ungewissem Ausgang. In den Kneipen hört man: „Ausländer sind wichtiger als Deutsche.“ Pietro, ein italienischstämmiger Fliesenleger, meint derweil: „Das in Paris war entsetzlich. Alle diese unschuldigen Leute. Doch den Flüchtlingen muss man weiterhin helfen. Das Problem ist bloß, dass die anderen europäischen Staaten sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen. Bei der EU-Mitgliedschaft geht es denen doch nur ums Geld.“

Leidingen ist ein hübsches, kleines Dorf im Saargau. Seine Besonderheit: Die deutsch-französische Grenze verläuft durch den Ort. An dieser „Neutralen Straße“ stehen die Häuser einerseits in Deutschland, andererseits in Frankreich. Von den Fenstern schaut man in ein anderes Land. In ein fremdes? Man ist sich nah, kennt sich, feiert einträchtig Dorffeste; jene Kriege, die quer durch Familie und Ort gingen, liegen lange zurück. Äußeres Zeichen sind noch die beiden Kirchen, jedem Volk die seine. Entlang der filmbekannten Straße sind, nur wenige Meter voneinander entfernt, die deutsche und französische Flagge auf halbmast gehisst. Am Volkstrauertag schritt Ortsvorsteher Schmitt nach der Kranzniederlegung an der deutschen Kirche hinüber auf die französische Seite und legte ein Blumenbouqet nieder.

„Er sei betroffen durch die Attentate“, sagt ein Industrieangestellter, während ein winziges Hündchen von Frankreich nach Deutschland rast und von beiden Seiten ausgeschimpft wird, weil von Weitem ein LKW heranfährt. „Flüchtlingen in Not müsse man helfen, aber Merkel hat das Ende der Fahnenstange längst überflogen. Französische Patrouillen sehe ich kaum, dafür aber verstärkt deutsche Polizei, da Einbrecherbanden neuerdings wieder ihr Unwesen trieben. Davor habe ich mehr Angst als vor den Terroristen. Wenn ich in der „Bild“-Zeitung lese „Terror, Terror, Terror“ und darunter die Proteste von Amnesty International gegen Maßnahmen, den Flüchtlingszuzug zu begrenzen, dann macht mich so viel Unverstand zornig. In unserem Lande darf man ja nichts sagen, sonst ist man gleich Nazi. Schauen Sie doch mal drüben in Bouzonville, eingangs, das Ghetto für Muslime. Dort werden die Aggressionen großgezogen, weil Frankreich es bis heute versäumt hat, sie zu integrieren.“

Daniel S. aus Metz arbeitet in einem Orthopädiehaus in Luxemburg. Jeden Morgen passiert er die Grenze. Nun – nach Wiedereinführung französischer Grenzkontrollen – fährt er der Staus halber über Belgien nach Hause.

Er bleibt gelassen: „Die Menschen in Metz haben Angst auszugehen, in die Bistros oder zum Schwimmen. Die Märkte sollen auch abgesagt werden. Aber hier hat man wenig zu befürchten. La chancelière Merkel, na ja, die wird hier weiter gut beurteilt, aber sie muss spätestens jetzt das ,la halte‘ (den Haltepunkt) für den Flüchtlingszuzug setzen.“ Einige ältere deutsche Spaziergängerinnen im grenznahen Sankt Barbara ängstigen sich vor männlichen muslimischen Einwanderern: „Die haben doch keinen Respekt vor Frauen. Ich war bei meinem Mann in Algerien, der ist dort Bauleiter. Als erstes haben sie mir eine lange Liste in die Hand gedrückt, was ich als Frau dort tun darf und nicht. Da war viel mehr was nicht … Ich war froh, wieder daheim zu sein. Aber auch hier kann man sich nicht mehr sicher fühlen.“

Zuversichtlich ist Christoph, deutscher Pfarrer: „Wir haben ein reiches Land und werden das meistern. Natürlich sollten unsere Regeln wie Grundgesetz, Verfassung und zehn Gebote Beachtung finden.“

Karima, eine farbige Marokkanerin, 52 Jahre, wohnt in Creutzwald (nahe dem deutschen Überherrn) und ist aufgebracht. „Muslime, die so etwas machen wie in Paris, haben den Verstand verloren; es sind Idioten. Ich persönlich habe keine Angst, bin keinen Anfeindungen ausgesetzt. Gestern war ich in der Autowerkstatt. Man bot mir Kaffee und einen Sessel an, der Automechaniker lächelte mit mir, eine Französin neben mir grüßte mich freundlich. Vor den Flüchtlingen habe ich auch keine Angst. In Deutschland sollte man aber sehr genau unterscheiden, wer da kommt: die, die wirklich Hilfe brauchen und die, die aus anderen Gründen kommen. Dazu gehört eben auch Kontrolle.“

Jean-Marie, 68 Jahre alt, pensionierter Lehrer, wohnt nahe der deutschen Grenze in einem sanften Dörfchen. Paris ist weit und Berlin noch weiter. „Ja, wir haben ,la guerre‘ (Krieg), was sonst? Angst habe ich nicht, nicht hier im Grenzraum. Natürlich, wenn ich mich in Metz an die Place Saint-Jacques setze, bin ich jetzt umsichtig. Ich bin auch für Grenzkontrollen. Europa muss aber erhalten werden, man darf sich nicht abkapseln; die Tendenzen sind jedoch leider da. Was Madame Merkel in Deutschland tut, betrifft mich nicht. Ich denke freilich, dass man auch dort Ordnung in die Sache bringen muss.“

Das „Muslimghetto“ im nahen Bouzonville steht direkt neben einem kleinen, gepflegten Villenviertel. Drei wohlerzogen wirkende 15-jährige Jungen, zwei türkischer, einer polnischer Herkunft, verhehlen nicht, dass es im Quartier Sympathien für die Attentäter gebe.

Die hätten in Frankreich doch nur das getan, was sie in Syrien auch täten: Menschen den Kopf abschlagen, sie kreuzigen und andere Gräuel. Das sei die Revanche für Bombenangriffe der Franzosen, die dabei auch Frauen und kleine Kinder töteten. Auf den Einwand, dass in Paris schließlich auch Muslime getötet worden seien, meint einer der Türkischstämmigen spitzbübisch: „Sie, wenn Sie ein Attentat verüben wollten, würden Sie dann Ihren Ausweis mitnehmen und neben sich legen?“ Die Jungs lachen.

Unterhalb auf dem Parkplatz eines Supermarktes: Eine junge Algerierin mit Schalgewand und zwei Kleinkindern lächelt charmant. Sie verstehe kaum Französisch, entschuldigt sie sich verschämt. Auf die Frage, ob sie neu in Frankreich sei: „Nein, ich bin schon sieben Jahre hier.“ Angst habe sie keine, alles sei in Ordnung, alles. Der französische Radiosender „Europe 1“ meldet zeitgleich ein „Attentat“: eine Frau mit Hijab (offener Schleier) sei in Marseille von einem Mann als Terroristin bezeichnet und mit einem Faustschlag bedacht worden.

Die beiden Zollhäuschen – das deutsche in Ittersdorf, das französische in Schreckling – sind schon lange verwaist. Ganz nahe liegt der kleine Flugplatz Düren. Heute landen nur ein paar deutsche Fallschirmjäger. Sie sind sehr still, so wie die hiesigen Weiden, Vogelgehölze und letzten Bauernhöfe.          Norbert Breuer-Pyroth


MELDUNGEN

»Merkel könnte 2016 stürzen«

Passau – Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter hält einen baldigen Amtsverlust von Kanzlerin Angela Merkel für durchaus denkbar. Er führt dies auf die wachsende Kritik in der Union an Merkels Flüchtlingspolitik zurück, wie er dem „Handelsblatt“ sagte. Die Kritik könne zu einem „Erosionsprozess der Macht von Angela Merkel führen“, so Oberreuter. Wenn es 2016 zu einem Amtsverlust käme, würden alle Auguren sagen, der Beginn dieser Entwick­lung „liegt im Jahr 2015 und verbindet sich mit der Flüchtlingskrise“. Der Wissenschaftler sieht Wolfgang Schäuble als wahrscheinlichen „Übergangskanzler“, der zur Bundestagswahl 2017 an einen anderen übergäbe.          H.H.

 

Investor vertraut Heckler & Koch

Oberndorf – Um das schlechte Image des Waffenherstellers Heck­ler & Koch (H & K ) aufzupolieren, hat der mit 51 Prozent an dem schwäbischen Unternehmen beteiligte Investor Andreas Heeschen 60 Millionen Euro Privatkapital zugeschossen. Damit wolle er die verschuldete Waffenschmiede „wieder salonfähig“ machen, erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ihn störe es „rein emotional“, dass das Unternehmen von den Rating-Agenturen äußerst schlecht bewertet werde. Dadurch ließen sich die Kunden verunsichern, obwohl das von H & K produzierte G36 voll rehabilitiert sei. Das Sturmgewehr war monatelang medienwirksam in der Kritik gewesen – zu Unrecht, wie heute feststeht. Die Konkurrenz nutze das schlechte Image der Firma aus, klagt Heeschen. Militärs und Branchenkenner vermuten, dass diese hinter der Kampagne gegen das G36 steckt, um dem bedeutendsten deutschen Hersteller von Handfeuerwaffen zu schaden.           J.H.


S. 4 Flughäfen

Auf Erfolgskurs
Die zivile Luftfahrt expandiert global, aber am stärksten am Golf

Die zivile Luftfahrt scheint auch in Zeiten einer schwierigen Wirtschaftslage weiterhin auf Erfolgskurs zu sein. Aber die drei deutschen Großflughäfen Frankfurt, Düsseldorf und München müssen sich auf eine immer stärkere globale Konkurrenz einstellen, denn gerade in der Golfregion legt die Luftverkehrswirtschaft ein starkes Wachstum hin. Dort haben sich die Passagierzahlen der drei größten Flughäfen glatt verdoppelt.

Das im Sommer veröffentlichte Marktbarometer des Flughafenverbandes ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen) spricht von einem Passagierwachstum von drei Prozent für das Jahr 2014 und erwartet für das laufende Jahr weitere drei Prozent Wachstum. Die ADV zählte 2014 rund 208 Millionen Fluggäste – die bisher höchste Zahl überhaupt. Und auch in den kommenden Jahren soll die deutsche Luftfahrt weiter wachsen. Zwischen 2008 und 2013 stieg die Passagierzahl der vier größten europäischen Flughäfen von 85 auf 92 Millionen.

Die größten Zuwächse verzeichnen allerdings nicht die europäischen Flughäfen oder die wesentlich größeren in den USA, sondern die der Golfregion. Zwischen 2008 und 2013 wuchs das Passagieraufkommen der drei größten Flughäfen am Golf von 25 Millionen auf 52 Millionen. An der Spitze liegt der Dubai International Airport, gefolgt vom Hamad International Aiport in Doha und dem Flughafen von Jeddah in Saudi-Arabien. Allein Dubai verzeichnete zwischen April 2014 und März 2015 über 71 Millionen Passagiere.

In einer jüngst vorgelegten Studie nannte die Unternehmensberatung Arthur D. Little die wichtigsten Trends.  Im Vordergrund steht die Digitalisierung des Unternehmens Großflughafen und seiner angebundenen Dienstleister. Ähnlich wie bei der sogenannten „Industrie 4.0“ sollen hier durch digitale Vernetzung und engere Abstimmung von Geschäftsprozessen, aber auch Automatisierung die Kosten gesenkt und das System Flughafen gleichzeitig effizienter gemacht werden. Das betrifft einmal den Flughafenbetrieb selbst. So sollen Passagiere schneller einchecken und ihr Gepäck aufgeben können sowie schneller vom Check-in-Bereich zum Abflug-Gate gelangen können. Auf dem Rollfeld können verbesserte Leitsysteme dafür sorgen, dass Flugzeuge nach der Landung schneller an ihre Terminals gelangen. So lassen sich auch Abfertigungszeiten verkürzen. Die Digitalisierung erzeugt außerdem eine Vielzahl von Daten, die den Flughafenbetrieb verbessern helfen.

So lassen sich aber auch die Umsätze der Geschäfte an Flughäfen steigern. „Durch geringere Prozess- und Wartezeiten in den Bereichen Check-In, Security und Wegeführung zum Abflug-Gate hat der Kunde mehr Zeit für Gastronomie und Einkaufen. Die Ausgaben pro Passagier steigen bei 60 Minuten mehr verfügbarer Zeit um zirka 40 Prozent“, sagte Arthur-D.-Little-Experte Michael Zintel der Zeitschrift „Startfrei“, die vom Flughafen Frankfurt herausgegeben wird. Wie etwa Messegesellschaften können Flughäfen die Digitalisierung nutzen, um ihren Kunden entgegenzukommen. Zudem müssen die großen Flughäfen die Verbindungen zu den Innenstädten verbessern, aber auch die Anbindung an andere Verkehrsträger und die Zusammenarbeit mit den lokalen Fluglinien. Ebenso wichtig ist das Entwickeln einer eigenen Markenidentität, indem die Flughäfen verstärkt personalisierte Dienste, etwa einen Reiseservice von Tür zu Tür, anbieten.         Friedrich List


Einst die Nummer Zwei
Die Verkehrsflughäfen in Deutschland haben eine lange Geschichte

Das System der Verkehrsflughäfen in Deutschland kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Plätze wie Frankfurt/Main und Hamburg-Fuhlsbüttel dienten bereits während der allerersten Aufbauphase der Zivilluftfahrt in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre als Basen für den Luftverkehr. 1929 war Deutschland nach den USA die Nation mit dem weltweit zweithöchsten Luftverkehrsaufkommen. Bis zum Zweiten Weltkrieg bildete sich ein auf Berlin und seine Flughäfen zentriertes System heraus. Tempelhof war der Dreh- und Angelpunkt dieses Systems. Danach gingen die beiden als Kriegsfolge entstandenen deutschen Staaten getrennte Wege.

Die Anfänge der deutschen Nachkriegszivilluftfahrt liegen in den späten 1940er Jahre. Viele Flughäfen wurden nach und nach für den zivilen Verkehr der Besatzungsmächte geöffnet, deutsche Luftfahrtunternehmen zumindest im Bereich von Flughafenbetrieb und Bodendiensten zugelassen. Ab 1953 durften in der Bundesrepublik wieder deutsche Fluglinien arbeiten, zunächst jedoch noch mit ausländischen Besatzungen und Flugzeugen. Frankfurt am Main etablierte sich als zentraler Knotenpunkt. Dagegen konzentrierte sich der Luftverkehr in der DDR auf Berlin-Schönefeld.

Im Westen übernahm der Rhein-Main-Flughafen die zentrale Funktion, die vor dem Krieg Berlin-Tempelhof eingenommen hatte. Zunächst war Hamburg im Norden der zweitwichtigste Flughafen, verlor diese Rolle aber im Laufe der Jahre. Hinzu kamen sieben weitere Standorte: Bremen, Hannover, Düsseldorf, Köln/Bonn, Nürnberg, Stuttgart und München. München rückte zusammen mit Düsseldorf an die Stelle Hamburgs. In der DDR brachten es noch die Flughäfen Leipzig, Dresden und Erfurt auf ein gewisses Verkehrsaufkommen. Leipzig hatte durch die Messe eine bleibende Bedeutung, während die anderen Flughäfen mit der Einstellung des innerstaatlichen Luftverkehrs 1980 nur noch wenige Verbindungen in andere Ostblock-Staaten boten. Luftverkehr zwischen den beiden deutschen Staaten war dagegen verboten; die einzige Ausnahme bildeten die Messeverbindungen nach Leipzig.

Heute ist der Frankfurter Rhein-Main-Airport Deutschlands führender Verkehrsflughafen. 2014 zählte man hier 56,9 Millionen Passagiere und 2,1 Millionen Tonnen Fracht. Alle anderen folgen in einigem Abstand. Auf Platz Zwei folgt der Franz-Joseph-Strauß-Flughafen bei München. Den dritten Platz belegt der seit 1927 bestehende Flughafen Düsseldorf, von dem vor allem Charterflüge starten. Im Frachtflugverkehr ist die Reihenfolge etwas anders. Hier belegt Köln-Bonn den zweiten Platz, gefolgt von München, während sich Düsseldorf und Frankfurt-Hahn den vierten Rang teilen.

Im weltweiten Vergleich liegt der Frankfurter Rhein-Main-Airport auf Rang elf, während der Flughafen Dubai mit 70 Millionen Passagieren Platz sechs belegt. Auf Platz eins findet sich der US-Flughafen Atlanta mit 96,2 Millionen Fluggästen und 601270 Tonnen umgeschlagener Fracht.             F.L.


Dubais DWC soll bis 2025 der größte sein

Nicht nur in Deutschland stoßen Projekte für Großflughäfen auf Hindernisse. Das gilt auch für eines der ehrgeizigsten Verkehrsprojekte des Emirats Dubai am Persischen Golf. Der Flughafen Dubai-World Central International (DWC) soll in seiner letzten Ausbaustufe um 2025 der größte Flughafen der Welt sein. Er liegt 45 Kilometer vom ebenfalls recht großen älteren Flughafen Dubai entfernt. Allerdings erreicht dieser demnächst seine Kapazitätsgrenze. Wegen der starken Bebauung in der Umgebung kann er auch nicht mehr erweitert werden.

In Betrieb ist der Flughafen bereits seit Juni 2010, als er zunächst nur für Frachtflüge geöffnet wurde. 2011 folgte dann die Zulassung für die allgemeine Luftfahrt, und seit Oktober 2013 ist der Großflughafen auch für die Zivilluftfahrt offen.

Dubai-World Central International ist Teil des Gesamtprojekts Dubai World Central. Dieses soll sich auf 140 Quadratkilometer erstrecken und neben dem Flughafen auch Logistikzentren, Niederlassungen für Luftfahrtforschung und -industrie, auf die Luftfahrt ausgerichtete Dienstleister sowie Wohngebiete umfassen. Langfristig will die staatliche Fluglinie Emirates ihre gesamte Airbus-A380-Flotte dort stationieren. Um 2025 soll der Flughafen dann 160 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen.

Aber zurzeit zögern die Fluglinien noch, DWC anzufliegen. Selbst Emirates wird seinen Hauptsitz nicht vor 2020 dorthin verlegen. Also bleibt der Flughafen zunächst ein Zentrum für Fracht, Billig-Fluggesellschaften und Großraumflüge. Durch die Turbulenzen der globalen Wirtschaft stockt auch die Akquise von Investoren für den weiteren Ausbau der Superstadt Dubai World Central.                F.L.


Zeitzeugen

Ahmad ibn Sa’id Al Maktum – Der Scheich ist der Sohn des von 1912 bis 1958 regierenden Emirs von Dubai. Er leitet seit 1985 Dubais zivile Luftfahrtbehörde. In jenem Jahr nahm die Fluglinie Emirates ihren Betrieb auf – mit ihm als Vorstandsvorsitzenden. Heute leitet er auch die Emirates Airline & Group, zu der die Fluglinie gehört. 2007 wurde unter seiner Ägide die zivile Luftfahrtbehörde umstrukturiert und die Betriebsgesellschaft Dubai Airports gegründet.

Ralf Baron – Der Autor der Studie „Einfluss der Digitalisierung auf das Geschäftsmodell von Flughäfen“ ist ein Experte für die Verkehrs- und Automobilindustrie sowie den öffentlichen Sektor. Bevor er zur Unternehmensberatung Arthur D. Little kam, wo er für den Bereich Zentraleuropa arbeitet, war er im Bereich Technologieberatung beim Uno-Hauptquartier in New York tätig.

Anke Giesen – Das Vorstandsmitglied der Fraport AG, des Betreibers des Rhein-Main-Flughafens, verantwortet den Bereich Operations. Die Juristin arbeitete zunächst bei Mannesmann und für den Holzkonzern Pfleiderer, wo sie zuletzt der Geschäftsleitung vom Business Center Westeuropa angehörte. 2009 wurde sie Arbeitsdirektorin bei der Douglas Holding AG und wechselte dann zu Fraport.

Heike Fölster – Fölster ist seit Mai 2013 Geschäftsführerin Finanzen bei der Flughafen Berlin Branden-burg GmbH. Die Gesellschaft be-treibt zurzeit sowohl Berlin-Tegel als auch den weiterhin im Bau befindlichen Großflughafen Berlin Brandenburg. Davor war sie in leitender Position für den Germanischen Lloyd tätig. Von 2003 bis 2008 verantwortete sie den Be-reich Finanzen und Einkauf der Hamburg Flughafen GmbH.

Michael Kerkloh – Der promovierte Volkswirt ist seit September 2002 Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH und übt zudem das Amt des Arbeitsdirektors aus. Kerkloh arbeitet seit 1987 in der Luftfahrt, zunächst tat er dieses in verschiedenen Funktionen für die Fraport AG, bis er 1995 in die Geschäftsführung des Hamburger Flughafens berufen wurde. Kerkloh ist einer von drei europäischen Vertretern im weltweiten Dachverband der Verkehrsflughäfen.


S. 5 Preussen/Berlin

Berlin baut gegen das Schloss
Wie das spektakulärste Wiederaufbauprojekt Deutschlands von Städteplanern torpediert wird

Mehrere Millionen Euro, die der Bundestag für die Gestaltung des Humboldt-Forums bereitstellen will, stoßen beim Berliner Senat offenbar nicht auf ungeteilte Begeisterung. Verspielt wird damit die Chance, die Umgebung des Berliner Schlosses nach historischer Vorlage wiederherzustellen.

Stolze zehn Millionen Euro hat der Haushaltsausschuss des Bundestages bereitgestellt, damit der Neptunbrunnen von seinem jetzigen Standort vor dem Roten Rathaus wieder an seinen ursprünglichen Platz vor die Südfassade des gerade wiedererstehenden Schlosses umziehen kann. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel reagierte jedoch erstaunlich distanziert auf das Millionengeschenk des Bundes: „Berliner Stadtentwicklung wird in Berlin gemacht und nicht im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages“, giftet der SPD-Politiker.

Zwar wird jedes finanzielle Engagement des Bundes in der Hauptstadt vom Senator ausdrücklich begrüßt –das Sagen, was mit dem Bundesgeld geschehen soll, will sich Geisel allerdings selbst sichern. „Wir befinden uns mitten in einer stadtweiten Debatte über die Zukunft des Rathausforums. Solange dieser bürgerschaftliche Prozess nicht abgeschlossen ist, steht eine Versetzung des Neptunbrunnens nicht zur Diskussion“, so der Bausenator.

Bleibt es bei dieser Marschrichtung, steht zu befürchten, dass sich bei der Wiederherstellung der historischen Innenstadt Berlins in den nächsten 15 Jahren nichts Wesentliches tun wird, dass die Gegend zwischen Fernsehturm und Schloss der „Schandfleck Berlins bleibt“, wie es ein Boulevardblatt bereits betitelte.

Gehörigen Anteil an der Entwick­lung hat eine Amtsposse: Für das Gebiet um den Fernsehturm hat der Bund 5,6 Millionen Euro Fördergelder bereitgestellt, für das Areal rund um die nahe Marienkirche sollen bis zum Jahr 2032 nochmals rund 4,2 Millionen Euro fließen. Verbunden ist mit den Geldern allerdings ein „Umgestaltungsverbot“, das bis über das Jahr 2030 hinaus Gültigkeit haben soll.

So lange das Land Berlin die Förderverträge mit dem Bund nicht bricht und damit eine finanzielle Rückforderung riskieren will, bleibt das Terrain des historischen Zentrums Berlins noch 15 Jahre weitgehend unantastbar – egal, welche Ergebnisse die bürgerschaftliche Diskussion hervorbringt. Zu befürchten ist, dass der Bund mit seiner Auflage ausgerechnet denjenigen Akteuren beim Berliner Senat in die Hände gespielt hat, die sich ohnehin nie richtig mit dem Wiederaufbauprojekt für das Hohenzollernschloss und einen historischen Stadtgrundriss anfreunden konnten.

Schon länger mahnt etwa der Förderverein Berliner Schloss an, dass nicht nur der Neptunbrunnen wieder an seinen historischen Ort zurückgestellt gehört, sondern auch, dass die Lustgartenterrasse wieder aufgebaut werden muss. Für Wilhelm von Boddien, den Initiator des Wiederaufbauprojekts, ist die Sache logisch: Wenn das Berliner Schloss mit seiner historischen Fassade bis 2019 wieder aufgebaut sei, müsse dann auch das Umfeld seinen ursprünglichen Charakter erhalten.

Der Chef des Fördervereins Berliner Schloss fordert deshalb, den Neptunbrunnen wieder auf den Schlossplatz zurückzustellen. Zudem solle auf der nördlichen Schlossseite die Lustgarten­terrasse wiederaufgebaut werden – mit Balustrade und fünf Standbildern der Oranierfürsten. „Wir wollen der Stadt ein Stück Schönheit zurückgeben“, so von Boddien.

Berlins Senat hegt dagegen bislang ganz andere Pläne für das Umfeld des Schlosses. Geht es nach der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, dann soll der Neptunbrunnen nicht wieder an seinen historischen Ort zurückkehren. Der Schlossplatz wiederum soll mit kleinen Steinen gepflastert werden, historische Bezüge hofft man lediglich durch die Grünplanung sichtbar machen zu können. Statt einer Terrasse auf der Lustgartenseite sehen die Planungen des Senats folgerichtig das Pflanzen von Stauden vor.

Aus Sicht Wilhelm von Boddiens ist dieses Konzept ein Fehler. Das äußerlich mit größter Akribie detailgetreu rekonstruierte Schloss werde von seiner städtebaulichen Umgebung brutal abgekoppelt, warnt der Chef des Fördervereins.

Zweifel am städtebaulichen Konzept des SPD/CDU-Senats sind Kritikern bereits angesichts der Gestaltung des unweit gelegenen Areals um die Fried­richswerdersche Kirche gekommen. Schinkels Prachtbau wird mittlerweile von Neubauten dermaßen umzingelt, dass der Blick auf das architektonische Juwel zugebaut ist (siehe PAZ Nr. 45/15). Eine behördlich genehmigte Tiefgarage in unmittelbarer Nähe gefährdet inzwischen sogar die Bausub­stanz der Schinkel-Kirche.

Nur wenige Meter entfernt entsteht auf dem Berliner Schlossplatz mit dem Freiheits- und Einheitsdenkmal – einer Art von Mega-Wippe mit asphaltierter Besucherplattform – ein weiteres äußerst umstrittenes Bauwerk. Zusammen mit den Planungen für das Umfeld des Schlosses und der Ausstellungskonzeption des Humboldt-Forums mit dem Schwerpunkt der außereuropäischen Sammlungen drängt sich der Eindruck auf, dass es einigen beteiligten Akteuren insgeheim darum zu gehen scheint, Erinnerungen an das historische Hohenzollernschloss möglichst zu verkleistern und so den lange bekämpften Wiederaufbaubeschluss durch die Hintertür zu torpedieren.          

                Norman Hanert


Eine besondere Preview
von Vera Lengsfeld

Am vergangenen Sonntag gab es im vornehmsten Kino Berlins, der Astor Film-Lounge, eine ganz besondere Preview. Die Stiftung Aufarbeitung des SED-Unrechts hatte eingeladen, sich den Film „Bridge of Spies“ anzusehen, bevor er in die Kinos kommt (die PAZ berichtete in Nr. 47).

Es erschienen vor allem Personen der Zeitgeschichte, Historiker, ehemalige politische Gefangene der DDR, Museumsdirektoren und nur wenige Vertreter des üblichen Premierenpublikums. Der zweite Teil des Films von Steven Spielberg wurde in Berlin gedreht, vor  allem im ehemaligen Stasiknast Hohenschönhausen und auf der Glienicker Brücke. Die erzählte Geschichte ist eine wahre Begebenheit, von der in dieser Kolumne schon einmal die Rede war: der erste Gefangenenaustausch zwischen Sowjets und Amerikanern 1962 auf der Brücke zwischen Potsdam und Berlin. Der Top-Spion der Sowjets mit Zugang zum Weißen Haus, Rudolf Abel, gegen den Spionagepiloten Gary Powers.

Die spannende Frage war, ob es Spielberg überhaupt gelingen konnte, einen so komplexen historischen Zusammenhang adäquat zu erfassen. Er kann! Und wie! Der Film ist von bewundernswerter Authentizität. Das betrifft nicht nur die Bilder aus Berlin zu Zeiten des Mauerbaus. Eine triste Stadt, aus der die Ruinen längst nicht verschwunden waren und in deren östlicher Hälfte längst wieder Staatsterror herrschte. Es sind vor allem die Bilder aus dem Stasigefängnis Hohenschönhausen, die eindrücklicher als alle Erzählungen vermitteln, wie es dort zuging. Während Abel in den USA einen Anwalt gestellt bekam, im  Gefängnis seiner Leidenschaft, der Malerei, nachgehen konnte und nie körperlicher Gewalt ausgesetzt war, wurde Powers bei den Sowjets mit Schlafentzug und Wasser gefoltert, um Informationen von ihm zu erpressen.

Selbst in den letzten 24 Stunden, als der Austausch bereits feststand, wurde Powers noch brutal verhört, während Abel höflich zum Flugzeug nach Berlin geleitet wurde und die im Gefängnis entstandenen Gemälde  mitnehmen durfte.

Wie dramatisch die Übergabe war, ist mir erst durch den Film klargeworden. Abels Rechtsanwalt Donovan erfuhr zufällig von einem amerikanischen Studenten, der während des Mauerbaus willkürlich verhaftet und in Hohenschönhausen festgehalten wurde. Er beschloss, die Freilassung dieses Studenten ebenfalls durchzusetzen. Am Schluss wurde sie zugesagt. Aber der Student sollte zeitgleich am Checkpoint Charlie nach West- Berlin entlassen werden. Der Film, bereits ein Kassenschlager in den USA, ist Spannung pur bis zum Schluss und sollte auch bei uns möglichst viele Zuschauer finden. Selten wurde Geschichte so anschaulich vermittelt.


Streit um Schaubühne
Morddrohung gegen Regisseur − Anti-AfD-Stück polarisiert weiter

Der Eklat um das Theaterstück „Fear“ in der Schaubühne geht in den nächsten Akt. Autor und Regisseur Falk Richter sieht sich jetzt Morddrohungen ausgesetzt, nachdem er mit seinem Stück in provokanter Weise die Alternative für Deutschland (AfD) und die Pegida-Bewegung an den Pranger gestellt hat.

„Fear“, was so viel heißt wie „Angst“, hatte schon bei der Uraufführung vor einem Monat für Empörung gesorgt, weil darin Pappfiguren mit den Konterfeis unter anderen der AfD-Vizevorsitzenden Beatrix von Storch sowie der CDU-Politikerinnen Birgit Kelle und Hedwig von Beverfoerde auftauchen. Den CDU-Damen wird im Stück rechtslastige Nähe zur AfD vorgeworfen. „Ich schreibe ein Stück über diese Situation und erhalte Morddrohungen. In welchem Land leben wir eigentlich?“, empörte sich Richter jetzt in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“.

Dass Richter die Grenzen von Täter und Opfer verschiebt, wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass sein Stück selbst eine Art Gewaltaufruf ist. So bezeichnet die „Welt“ das Stück als „Theaterunfug“, in dem vom „Schuss in die Augen“, von „wegmachen“ und „unter die Erde bringen“ gesprochen wird. Tatsächlich gab es kurz nach der Premiere Brandanschläge auf das Auto von Frau von Storch sowie auf das Firmengelände des Ehemannes von Frau von Beverfoerde, zu denen sich die Antifa bekannte. Der zeitliche Zusammenhang dieser Anschläge mit der Premiere ließ auch die Schaubühne erschrecken, die sich daraufhin genötigt sah, klarzustellen: „Es wird in dem Stück an keiner Stelle zu Gewalt gegen Sachen oder Personen aufgerufen.“

Trotzdem wird mit Mitteln des staatlich subventionierten Theaters eine solche Stimmung gegen politisch Andersdenkende gemacht, dass schlimmste Konsequenzen nicht auszuschließen sind. Regisseur Richter kann die mediale Aufmerksamkeit, die sein mediokres Stück entfacht, nur recht sein. Er kann als Theaterprovokateur zum Liebling des linken Feuilletons avancieren, so wie einst Christoph Schlingensief, der sich auf Kosten der politischen Gegner als Aktionskünstler profilierte, indem er unter anderem 1997 mit einem Demo-Schild zum Mord an Helmut Kohl aufrief. Solche Aktionen wie sie jetzt auch ähnlich wieder in der Schaubühne ablaufen, werden mit dem Begriff „künstlerische Freiheit“ abgegolten. Indes gelten für einen Galgen auf einer Pegida-Demo anscheinend andere Regeln. H. Tews


Henkels Alarm
Senator: Berlin gegen Terror kaum gerüstet

Im Zuge der Pariser Anschläge hat Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) die Auffassung vertreten, die Ausrüstung der Polizei sei ungenügend, um mit derartigen Bedrohungslagen fertigzuwerden. „Der einfache Streifenpolizist ist solchen Terroristen hoffnungslos unterlegen.“ Die Attentäter in der französischen Hauptstadt hätten zum Teil mit schweren Kriegswaffen operiert. Daher müsse man sehen, wie die Sicherheitsbehörden auf Augenhöhe mit solchen Tätern agieren könnten, so der Senator.

Davon vollkommen losgelöst hat Henkel die Frage des Einsatzes der Bundeswehr im Inneren thematisiert. Angesichts dieser extremen Situationen in Paris müsse man nun auch in Deutschland über einen solchen Einsatz der Bundeswehr nachdenken, fordert er.

Kritiker bemängeln, dass Henkel die Defizite erst jetzt auffielen. Bis vor Kurzem hatte der Senator die angeblich fehlende Ausstattung nie angeprangert oder auch nur erwähnt. Andere attackierten den Senator für die späte, aber schonungslose Bestandsaufnahmen. So der „Sicherheitsexperte“ der Piratenpartei, Christopher Lauer: „Was Henkel da sagt, ist hochgradig unverantwortlich. Das ist eine Einladung für Terroristen.“ Henkel betreibe „Alarmismus“. Lauer weiter: „Gegen einzelne Attacken von Gewalttätern kann man sich nicht schützen, mit keinem Gerät.“

Unterstützung erhielt der Senator vom Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner: „Wenn nötig, sollten die verfassungsrechtlichen Möglichkeiten zum Einsatz der Bundeswehr im Inland erweitert werden.“       Hans Lody


Asyl: Uckermark macht dicht

Der Landrat des Kreises Uckermark, Dietmar Schulze (SPD), hat erklärt, dass die Aufnahme weiterer „Flüchtlinge“ in seinem Kreis zurzeit nicht mehr möglich sei. Aktuell sei man an der Grenze und könne niemanden mehr unterbringen, so Schulze. Allerdings hofft der Landrat, im Dezember wieder freie Kapazitäten zu haben. In den ersten zehn Monaten 2015 kamen insgesamt 28921 „Flüchtlinge“ nach Brandenburg. Allein im Monat Oktober waren es 11700. Von Brandenburg werden kaum Ausländer, die sich hier unberechtigt aufhalten, in ihre Heimat zurückgeführt. Das führt dazu, dass jeder Neuankömmling die Belastung des Landes dauerhaft verschärft. Im vergangenen Jahr wurden von mehr als 3100 rechtskräftig abgelehnten Asylbewerbern nur gut 100 abgeschoben. Der Landrat erklärte weiter, dass in der Uckermark jeder „Flüchtling“ registriert sei. Von einem Chaos könne keine Rede sein.          H.L.


S. 6 Ausland

»... in Belgien organisiert ...«
Nach den Anschlägen von Paris sinkt Europas Toleranz gegenüber Brüssels islamistenfreundlicher Politik

Seit Jahren gilt Belgien als Hochburg der militanten islamistischen Szene. Das erklären Experten mit den engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Saudi-Arabien. Über verschiedene Organisationen wie die Islamische Weltliga oder die World Assembly of Muslim Youth (WAMY, Welt-Versammlung Muslimischer Jugend) seien Moscheebauten finanziert und Hassprediger ausgebildet worden.

Saudi-Arabien galt lange als Stabilitätsfaktor im Nahen Osten. Dass das Land Menschenrechte traditionell mit Füßen tritt, störte da wenig. Homosexuelle werden ebenso mit dem Tod bedroht wie ehebrechende Frauen. Hunderte Menschen werden Jahr für Jahr enthauptet. Den guten wirtschaftlichen Beziehungen tat dies keinen Abbruch.

Die Verbindung beider Länder weist eine starke Traditionslinie auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss der belgische König Baudouin mit dem ersten König Saudi-Arabiens, Abd al-Aziz ibn Saud, eine Vereinbarung, gemäß der es den Wahabiten möglich ist, das religiöse Geschehen in den muslimischen Gemeinden zu prägen. Die größte Brüsseler Moschee, die von der saudischen Herrscher-Dynastie finanziert wird, steht in den Ruf, die Lehren der radikalsten Varianten des Islams zu predigen. Der französische Islamismus-Experte Alain Chouet sagte dem „Tagesspiegel“, dass salafistische Imame in den mittlerweile 22 Moscheen Molenbeeks großen Einfluss gewonnen hätten.

In keinem anderen EU-Land hat sich ein derart großer Teil der Einwohner nach Syrien aufgemacht, um an der Seite des „Islamischen Staates“ (IS) zu kämpfen. Geheimdienste sprechen von fast 600 Kriegern, rund 120 seien mittlerweile nach Belgien zurückgekehrt und lebten nun in der „Molenbeek-Connection“. Das Armenviertel am Rande der Hauptstadt hat seit Jahren ein Schmuddelimage, Politiker und Promis machen seit jeher einen großen Bogen um das Ghetto. So konnten die Salafisten in Ruhe ihrer Tätigkeit nachgehen. „Wir wissen nur, dass es in Molenbeek Probleme gibt“, erklärte Belgiens Regierungschef Charles Michel entwaffnend ehrlich.

Dabei gibt es seit Jahren Anzeichen, dass die Lage eskaliert. Erst vor eineinhalb Jahren, nach einer Attacke auf das Brüsseler jüdische Museum mit mehreren Toten, setzte man nachrichtendienstliche Mittel gegen Terrorzellen ein, allerdings mit mäßigem Erfolg. Und als im vergangenen Januar Islamisten in den Pariser Redaktionsräumen der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ ein Massaker anrichteten, führte eine Spur nach Molenbeek. 13 Dschihadisten wurden schließlich festgenommen, zwei starben bei einer Schießerei mit der Polizei.

Aber die „Molenbeek-Connection“ besteht weiter. Innerhalb der EU wächst der Zorn auf das kleine Land, das nun als Innbegriff der Unsicherheit gilt. Frankreichs Staatspräsident François Hollande brachte dies am deutlichsten zum Ausdruck: „Die Anschläge wurden in Syrien entschieden und geplant, in Belgien organisiert, in Frankreich ausgeführt.“

Derart in die Ecke gedrängt rufen belgischen Politiker den Notstand aus. Der Terrorangriff sei eine Folge der Öffnung der Grenzen auf dem europäischen Kontinent, sagte Premierminister Michel. Die Polizeibehörden der EU-Staaten tauschten zu wenige Informationen aus. Auch das Schengen-Abkommen, das die Reisefreiheit innerhalb der EU garantiert, stellte Michel infrage. „Wir sind nun mit einer neuen Bedrohungslage in Europa konfrontiert.“

Das Problem vor der eigenen Haustür scheint er aber ebenso wenig lösen zu können wie die Kommunalpolitiker. Seit den 70er Jahren habe sich der Anteil von Menschen aus dem Maghreb in Molenbeek vervierfacht, erklärt die Bürgermeisterin Françoise Schepmans gegen­über der „Deutschen Welle“ und sagt offen, dass man dieser Tatsache zu lange nicht habe ins Auge schauen wollen. „Viele Molenbeeker haben Schwierigkeiten mit der Integration. Vermutlich bin ich die erste, die sich das eingesteht.“ Premierminister Michel propagiert nun eine Politik der harten Hand: „Neben Prävention sollten wir uns mehr auf Repression konzentrieren.“ Am vergangenen Mittwoch gingen rund 2000 Molenbeeker auf die Straße, um für den Frieden zu demonstrieren. „Wir werden unser Viertel nicht kampflos aufgeben“, stand auf einem Transparent und die Teilnehmer riefen: „Wir arbeiten hier, wir leben hier, wir bleiben hier“.                  

                Peter Entinger


Von wegen Fraternité
Terrorbekämpfung wird in Frankreich zum Wahlkampfthema

Die Kommunalwahlen in Frankreich Anfang Dezember gelten als letzter wichtiger Stimmungstest vor den Präsidentschaftswahlen 2017. Auch schon vor dem Attentat in Paris wurden sie mit Spannung erwartet. Nach einer dreitätigen Staatstrauer und der damit verbundenen Wahlkampfpause haben alle Spitzenpolitiker den Ton noch einmal verschärft und sind in einen Wettbewerb um die Meinungshoheit auf dem Feld der inneren Sicherheit eingetreten.

Nicolas Sarkozy, Ex-Präsident und Vorsitzender der gaullistischen Partei „Die Republikaner“, hat zu einem „Vernichtungsfeldzug gegen den Terrorismus“ aufgerufen und forderte wenig später, „dieser Krieg muss total sein“. Unter dem Eindruck der Terrorwelle hat sein sozialistischer Nachfolger François Hollande die bisherige Außenpolitik kurzerhand über Bord geworfen und sich an die Seite des syrischen Machthabers Assad gestellt. „Kontinuität sieht anders aus“, höhnte Sarkozy, der ein härteres Durchgreifen gegen Dschihadisten-Propaganda im Internet und die Ausweisung radikaler Prediger forderte. „Wir zählen 11500 Personen, die in Datensätzen der Polizei aufgelistet sind. Sie gehören unter Hausarrest gestellt, überwacht mit elektrischen Fesseln, bis die Sicherheitskräfte ihre Gefährlichkeit überprüft haben“, zitierte ihn das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, das feststellte, „dass sich Frankreichs Konservative mit Hardliner-Forderungen übertrumpfen“. Sarkozy regte an, Islamisten die französische Staatsangehörigkreit zu entziehen und sein junger Gefolgsmann Laurent Wauquiez forderte, Terrorverdächtige in Internierungslager zu stecken. Staatspräsident Hollande blieb angesichts dieses verbalen Säbelrasselns nichts anderes übrig, als viele Forderungen der politischen Rechten zu übernehmen.

Beobachter sind sich uneins, wie sich die Gemengelage auf die anstehenden Wahlen auswirken könnte. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Front National um Marine Le Pen deutlich zulegen würde. Angesichts der Forderungen der etablierten Konkurrenz blieb ihr in den vergangenen Tagen jedoch nur die Rolle der Außenseiterin. Fast schon hilflos wies sie darauf hin, „dass sich die schlimmsten Befürchtungen, die wir immer äußerten, nun bestätigt haben“. Frankreich und die Franzosen seien nicht mehr in Sicherheit, sagte die Chefin des Front National. Es sei unerlässlich, dass Frankreich die Hoheit über seine Grenzen wiedererlange, so Le Pen: „Ohne Grenzen gibt es weder Schutz noch mögliche Sicherheit.“

Noch im vergangenen Winter, nach dem Attentat auf die Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“, hatten die Führer der drei großen Parteien Einigkeit und staatstragendes Verhalten vorgelebt. Nach einer kurzen Schamfrist war diesmal davon nichts zu sehen. Präsident Hollande keilte gegen seinen Vorgänger, dieser solle „einfach mal die Frage beantworten, wer an der Macht war, als 2008 die Zahl der Sicherheitsbeamten reduziert worden ist“. Der erwiderte prompt, dass sein Nachfolger „einfach unfähig“ sei und er aufgrund großer Sorge um sein Land wieder in den Ring steigen werde: „Es geht nicht um das, was man tun will, sondern um das, was man tun muss.“ Da konnte Marine Le Pen nicht nachstehen und teilte umgehend mit, dass sie um Frankreich weine und als angehende Präsidentin des Landes „den radikalen Islam“ zerstören werde.              P.E.


Verdächtige Militärpräsenz
Bereiten die USA einen Regimewechsel in Venezuela vor?

Wie das venezolanische Verteidigungsministerium bekanntgab, hat ein Flugzeug der US-Küstenwache gleich zweimal binnen einer halben Stunde die Lufthoheit des südamerikanischen Staates verletzt. Bei der Maschine handelte es sich um eine Dash 8, eine zweimotorige, langsam fliegende Turboprop-Maschine mit einer Reichweite von 2500 Kilometern und einer maximalen Flughöhe von 7600 Metern. Diese Eigenschaften machen die Dash höchst geeignet für den Einsatz als Spionage-Flugzeug, und der Vorwurf der venezolanischen Militärs geht genau in diese Richtung.

Verteidigungsminister Vladimir Padrino sprach von einer „militärischen Provokation“ und kündigte an, sein Land werde den Vorfall vor die Vereinten Nationen bringen, zumal die Dash von einem strategischen Transporter vom Typ Boeing C-17 „Globemaster III“ begleitet gewesen war, welchen die US Air Force auch für Fallschirmjäger-Einsätze benutzt. Wer da meint, die Venezolaner seien ein wenig dünnhäutig, muss die Gedankenverbindungen berücksichtigen, die der Vorfall in Caracas auslöst. Man erinnert sich mit Unbehagen an den missglückten im Jahre 2002 von der CIA angezettelten Putsch gegen den damaligen Präsidenten Hugo Chávez. Er erfolgte wenige Tage, nachdem die USA große Luft- und Seemanöver vor den venezolanischen Hoheitsgewässern abgehalten hatten.

Die Verletzung des Luftraumes von Venezuela fällt umso mehr ins Gewicht, als auch jetzt ein gesteigerter militärischer Flugverkehr, hauptsächlich ausgehend von der Antillen-Insel Curacao, festzustellen ist. In letzter Zeit hatten sich vermehrt US-Flugzeuge dem Luftraum Venezuelas angenähert, ohne mit den dortigen Bodenstationen Kontakt aufzunehmen, wie das üblich ist. Darunter wurde auch eine Boeing RC-135U „Combat Sent“ festgestellt, die von der US-Militärbasis Offutt AFB in Nebraska aus gestartet ist. Dieses Spionageflugzeug ist mit einer speziellen Ausrüstung für strategisch-elektronische Aufklärung (ELINTCOMINT) versehen.

 Verteidigungsminister Padrino stellte mit Besorgnis fest, dass sich die auffällige Häufung von Spionage-Flugzeugen und Kriegsschiffen zu einem Zeitpunkt zeigt, da in Venezuela Parlamentswahlen anstehen. So hat sich auch der US-Flugzeugträger „George Washington“ von Kalifornien in Richtig Karibik aufgemacht und wird sich den venezolanischen Hoheitsgewässern vermutlich am 6. Dezember nähern, dem Tag der mit Spannung erwarteten Parlamentswahl.

Im Gegensatz zu seinem Nachbarland Kolumbien, das völlig unter dem Einfluss der USA steht, hält Venezuela unter seinem Präsidenten Nicolás Maduro einen strikten Gegenkurs. Damit hat er sich bereits im Februar dieses Jahren einen weiteren Putschversuch made in USA eingehandelt. Die oftmals im Dienste des Pentagon agierende Söldner-Truppe der Academi, besser bekannt als Black­water, sollte ein Militärflugzeug mit venezolanischen Hoheitszeichen tarnen und mit diesem den Präsidentenpalast in Caracas bombardieren, um Maduro zu töten. Seinen Platz sollte die ehemalige Parlaments-Abgeordnete María Corina Machado einnehmen. Machado und ihre Organisation „Sumate“ (Mach mit) werden von der US-amerikanischen Stiftung „National Endowment for Democracy“ (NED) finanziert. Diese Organisation der CIA ist regelmäßig an „Regime Changes“ (Regimewechseln) beteiligt.  Florian Stumfall


MELDUNGEN

Indien wirft Greenpeace raus

Neu Delhi – Indien hat Greenpeace die Zulassung entzogen. Damit darf die Umweltschutzorganisation nicht mehr in dem Land arbeiten. Als Grund für das Verbot nannte die Regierung Betrug und Fälschung der Bücher. Greenpeace weist die Vorwürfe zurück, wirft der Regierung die „Unterdrückung abweichender Sichtweisen“ vor und hat angekündigt, die Entscheidung anzufechten. Nachdem es in einem Geheimdienstbericht geheißen hatte, dass Kampagnen gegen Industrie- und Infrastrukturprojekte das Wirtschaftswachstum des Landes beeinträchtigten, gehen die indischen Behörden verstärkt gegen Nichtregierungsorganisationen vor. Allein in diesem Jahr verloren rund 9000 ihre Zulassung, weil sie beispielsweise ihre Jahresberichte nicht abgegeben hatten.               J.H.

 

Tauwetter in großer Gefahr

Moskau/Ankara – Gerade erst hatten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in Antalya den Bau der Gasleitung Turkish Stream, die von Südrussland unter dem Meer in den europäischen Teil der Türkei laufen soll, bekräftigt, kam es zu einem Zwischenfall, der die türkisch-russische Beziehung nachhaltig belasten könnte. Nachdem die Türkei einen russischen Kampfjet SU-24 in der syrisch-türkischen Grenzregion abgeschossen hatte, kündigte Putin „ernsthafte Folgen“ für die russisch-türkischen Beziehungen an. Putin sprach von Helfershelfern der Terroristen in der Türkei, die dem Freund und Nachbarn Russland einen „Stoß in den Rücken“ versetzt hätten. Darüber hinaus kritisierte der Kremlchef, dass die Türkei den Vorfall zuerst mit ihren Nato-Partnern besprochen habe.   MRK


S. 7 Wirtschaft

Weißer Ritter aus dem Morgenland?
Politiker und Spitzenmanager hofieren den Emir von Katar. Dabei gilt sein Land als Terrorhochburg 

Ein riesiges Erdgasfeld vor der Küste hat das Emirat Katar zum reichsten Land der Welt gemacht. Ihre Milliarden investieren die Kataris breit gefächert. Bei VW, der Deutschen Bank und anderen Unternehmen sind sie eingestiegen. Allerdings gehen aller Wahrscheinlichkeit nach auch al-Kaida, die Hamas, die Taliban und der IS nicht leer aus. Ein Blick auf den derzeit zwielichtigsten deutschen Wirtschaftspartner.

Wo anfangen und wo aufhören bei dieser abgründigen Monarchie im Wüstensand, gerade einmal halb so groß wie das Bundesland Hessen? Makellos weiß wie der Thawb, das traditionelle knöchellange Gewand der männlichen Kataris, scheint vieles, was der junge Emir Tamim bin Hamad Al Thani (35) und seine Untertanen der Welt präsentieren. Anderes in ihrem Tun wirkt tiefschwarz wie die Flagge des IS.

Als „weißer Ritter“ sprang das Emirat dem Essener Baukonzern Hochtief bei. Der Begriff wird benutzt, wenn ein Geldgeber einem Unternehmen bei einer drohenden feindlichen Übernahme zur Hilfe kommt. Als sich 2010 der spanische ACS-Konzern daran machte, den deutschen Baukonzern zu schlucken, erwarb die Qatar Investment Authority (QIA), die Investmentgesellschaft des Emirats, elf Prozent der Hochtief-Aktien. Geholfen hat es im Endeffekt nicht, dennoch jubelte damals nicht nur die „Süddeutsche Zeitung“ vom „Weißen Ritter aus dem Morgenland“.

Die Millionen und Milliarden aus dem Morgenland sind sehr willkommen bei westlichen Unternehmen. Das Emirat gilt als umgänglicher Investor. Im Gegensatz zu vielen US-amerikanischen Großanlegern lassen seine Vertreter die Konzerne weitgehend in Ruhe. Hierzulande freut sich zum Beispiel die Deutsche Bank über die zurückhaltenden Teilhaber im Thawb. Die katarische Herrscherfamilie Al Thani ist seit Mai 2014 mit 2,2 Milliarden am Geldhaus beteiligt. Damit hält sie 6,2 Prozent der Aktien. Gleich 17 Prozent der Anteile besitzt die QIA beim Volkswagen-Konzern. Das macht die Katarer hinter der Familie Porsche und dem Land Niedersachsen zu den zweitgrößten Aktionären des Autobauers. Das „Manager-Magazin“ bezeichnete die beiden QIA-Vertreter im Aufsichtsrat Hussain Ali al-Abdulla und Akbar al-Baker als die stille „Macht im Hintergrund“. Möglicherweise wächst diese Macht derzeit sogar. Es gibt Gerüche, dass Katar die Abgas-Krise bei VW heimlich nutzt, um seinen Aktienanteil auf 20 Prozent aufzustocken.

Dass die schwerreichen Erdgas-Scheichs bereit sind, ein Menge Geld in die Hand zu nehmen, wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet, haben sie schon oft bewiesen. In Deutschland sind sie beispielsweise an Siemens und dem Solarmodulhersteller Solarworld beteiligt. Die Münchner Privatbank Merck Finck gehört ihnen ganz. Milliardenschwere Aufträge gab es schon für die Deutsche Bahn, Airbus und andere deutsche Unternehmen.

Besonders massiv investieren die Katarer in England. Dort haben sie Anfang des Jahres den gesamten Londoner Finanzdistrikt erworben. In einer Bieterschlacht konnten sie sie sich mit ihren vier Milliarden Dollar gegen alle Konkurrenten durchsetzen. Nun weht über dem Finanzdistrikt Canaray Wharf – zumindest im übertragenen Sinne – die weiß-rotbraune Flagge des Emirats.

Erstaunlich wenige Verantwortliche scheinen sich in Deutschland und anderen westlichen Ländern über diese Entwicklung zu sorgen. Dabei liegen bedrohliche Fragen nahe: Erkauft sich da ein streng islamischer Staat politischen Einfluss? Und wenn ja, wie wird er ihn nutzen? Warum unterstützt das Emirat die katalanische Unabhängigkeitsbewegung in Spanien mit vielen Millionen Euro? Warum haben die Taliban in Katar, als einzigem Land der Welt, eine eigene Vertretung? Warum residiert Chalid Maschal, der Chef der palästinensischen Hamas, in einem Luxus-Hotel in Katars Hauptstadt Doha? Vor allem: Warum wird das Land immer wieder als Finanzier islamischer Terroristen genannt?

Die US-Denkfabrik „Foundation for Defense of Democracies“ benannte jüngst 20 Bürger Katars als Geldgeber von Terrorgruppierungen. Darunter ist mit Abd al-Rahman bin Umayr al-Nuayami sogar ein ehemaliger Berater der Regierung. Er war zudem Chef der Wohlfahrtseinrichtungen der königlichen Familie. Die USA beschuldigen ihn, jährlich 1,6 Millionen Euro für al-Kaida bereitgestellt zu haben. Vielen westlichen Geheimdiensten gilt es mittlerweile als ausgemacht, dass Katar nicht nur fleißig Sportveranstaltungen sponsert, sondern auch den Terror.

Einer der Wenigen, die das deutlich aussprechen, ist der CDU-Bundesvize Thomas Strobl. Der Landesvorsitzende der CDU in Baden-Württemberg erklärte bereits im letzten Jahr zur Rolle Katars in der deutschen Wirtschaft: „Es geht um essenzielle Sicherheitsinteressen. Ich rate allen Unternehmen, ein wachsames Auge zu haben und noch wachsamer zu sein, wenn sie sich Investoren ins Boot holen.“ Zwei Zahlen sollten deutsche Wirtschaftsbosse auf Geldgebersuche dabei kennen: 40 Millionen und 221.

40 Millionen lässt sich das Emirat die größte Moschee Europas kosten. Sie soll Platz für 30000 Moslems bieten und wird im irischen Dublin errichtet. 221 ist die Zahl der Zuwanderer, die das reichste Land der Welt laut UN-Angaben in der aktuellen Flüchtlingskrise bislang aufgenommen hat.

                Frank Horns


Widersprüchliche Signale
USA unterlaufen Sanktionen gegen Russland – EU ist gespalten

Was Barack Obama und Wladimir Putin sich am Rande des G20-Gipfels in Antalya zu sagen hatten, erfuhr niemand. Das Gespräch sehen viele Beobachter aber als Indiz für einen Wandel in den Beziehungen zwischen dem Westen und Russland.

Die US-Rating-Agenturen Stan-dard &  Poors und Bloomberg stuften nach dem Gipfel russische Aktien höher ein, das „Wall Street Journal“ sah ein Ende der Isolierung Russlands voraus. Doch offiziell halten die USA an ihrem Kurs gegenüber Russland fest. Gerade  haben sie mit einigen EU-Staaten entschieden, die Sanktionen zu verlängern. Dass amerikanische Firmen diese seit Längerem unterlaufen, wird dabei verschwiegen. Leidtragende sind die Europäer, allen voran Deutschland, dessen Russlandgeschäft um ein Drittel einbrach, während der Handel zwischen USA  und Russland wächst. Die Amerikaner arbeiten  mit Russland weiter zusammen., etwa in der Arktis, wenn auch nur, um die Russen von einem Vorsprung bei der Erschließung von Ressourcen abzuhalten.

Trotz der Sanktionen, die Rüstungsgeschäfte einschließen, haben die USA mit dem russischen Raumfahrtkonzern RKK Energija einen Vertrag über die Lieferung von 60 Raketentriebwerken des Typs RD-181 abgeschlossen. Der Gesamtwert des Handels mit der  Orbital Sciences Corporation soll  sich auf eine Milliarde US-Dollar belaufen.

Auch IT-Geschäfte zwischen Russland und den USA  florieren. Der Oligarch Dimitrij Grischin, Chef des Internetmonopolisten mail.ru, hat einen Millionenvertrag mit einem US-Spieleentwickler abgeschlossen. Die Firma des Kaliforniers Feargus Urquhart entwickelt für ihren Geldgeber ungeachtet der aktuellen Weltlage Computerspiele mit detailgetreuen Panzern.

Ob der immer deutlicher zutage tretenden Doppelstrategie der USA, Sanktionen zu Lasten konkurrierender Länder auf dem Weltmarkt zu erlassen und sich selbst nicht daran zu halten, mehren sich innerhalb der EU Stimmen, die ein Ende der Sanktionen fordern. Dazu mag das Vorgehen der Amerikaner gegen die Deutsche Bank, die zur Zahlung von 235 Millionen Euro verurteilt wurde, weil sie internationale Sanktionen gegen den Iran und Syrien missachtet hatte, beitragen, wie auch überzogene Forderungen im VW-Skandal, während General Motors in einem Fall von Pfusch an Fahrzeugen glimpflich davon kam.

Vor allem die Osteuropäer wollen sich nicht länger vor den Karren der USA spannen lassen. Ungarns Präsident Viktor Orbán hat einen  Auftrag für den Bau eines Atomkraftwerks an Rosatom vergeben. Die Rüge der EU-Kommission folgte umgehend. Neben Ungarn hatten sich die Slowakei, Tschechien, Österreich, Griechenland und Spanien gegen eine Verlängerung der Sanktionen ausgesprochen. Deutsche Politiker wie Vizekanzler Sigmar Gabriel und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt äußerten unabhängig voneinander, dass sie ein Ende der Wirtschaftssanktionen für absehbar hielten. Putin, der seinen EU-Kollegen schon oft den Spiegel vorgehalten hat, indem er von ihnen eigene, von den USA unabhängige Entscheidungen einforderte, fühlt sich nach Antalya bestätigt. Er habe den Eindruck, dass auf Expertenebene ein klares Interesse für die Kooperation mit Russland in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Sicherheit bestehe.         MRK


Lockheeds gelungener Coup
Übernahme von Sikorsky fördert Konzentrationsprozess

Der Konzentrationsprozess der US-amerikanischen Rüstungsindustrie ist weiter vorangeschritten. Ende Juli kaufte der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Lockheed Martin den traditionsreichen Hubschrauberhersteller Sikorsky zum Preis von neun Milliarden US-Dollar. Die Summe wird jedoch nach sogenannten positiven Steuereffekten auf 7, 1 Milliarden Dollar sinken.

Mit eher unguten Gefühlen dürfte der zur europäischen Airbus Group (früher EADS) gehörende Konkurrent Airbus Helicopters (bis 2013 Eurocopter) den Coup verfolgt haben. Noch ist Airbus Helicopters mit einem Marktanteil von rund 52 Prozent weltweit führend im Hubschrauber-Segment. Sikorsky folgt auf Platz zwei. Das US-Unternehmen ist das Urgestein unter den Hubschrauberherstellern. Es produziert beispielsweise den auch bei vielen Nato-Staaten eingesetzten mittleren Transporthubschrauber H-60 „Black Hawk“. Die Bundeswehr nutzt seit den 1970er Jahren den schweren Transporthubschrauber Sikorsky CH-53G. Zurzeit entwickelt Sikorsky den mit einem gegenläufigen Doppel-Rotor ausgestatteten schnellen Militär-Transporthubschrauber S-97 „Raider“. Das Unternehmen wurde von dem russischen Luftfahrtpionier Igor Sikorsky nach dem Ersten Weltkrieg gegründet und trat zunächst mit Passagierflugbooten hervor. Ab 1942 baute es Hubschrauber für das US-Militär.

Bisheriger Eigentümer war der US-amerikanische Konzern UTC (United Technologies Corporation), dem Sikorsky seit 80 Jahren gehört hatte. UTC ist ein Mischkonzern, zu dem auch der weltgrößte Aufzugshersteller Otis sowie der Triebwerkshersteller Pratt & Whitney gehören. Sikorsky zählte zum UTC-Stammvermögen, warf aber gerade in den Augen des neuen Chefs Gregory Hayes immer weniger Gewinn ab. Lockheed Martin stach Konkurrenten wie Boeing und eben Airbus aus und kann nun seine Rüstungs- und Luftfahrtsparte weiter ausbauen. Der Konzern prüft zurzeit die Ausgliederung oder den Verkauf seiner Unternehmensbereiche für Informationstechnik und IT-Dienstleistungen. Allerdings sind diese Bereiche durchaus lukrativ, denn mit ihnen erzeugt das Unternehmen immerhin rund sechs Milliarden Dollar Umsatz. Lockheed ist nicht nur der wichtigste Lieferant der US-Streitkräfte, sondern auch der führende IT-Ausrüster für US-Behörden einschließlich des Geheimdienstes NSA.

Sikorsky ist für den Konzern der größte Zukauf seit über 20 Jahren. Damit richtet sich Lock­heed noch stärker auf seinen Hauptkunden, die US-Regierung, aus. Die Produktpalette reicht künftig von Hubschraubern über Raketen und Lenkwaffen, Kriegsschiffe bis hin zu modernen Kampfjets wie den Jägern F-35 und F-22. So baut das Unternehmen seine globale Führungsrolle im Rüstungsgeschäft weiter aus.

So weit vorne sind US-amerikanische Firmen unter sich. Lock­heeds unmittelbare Konkurrenten sind Raytheon, General Dynamics und Boeing. Ironischerweise traten Lockheed und Sikorsky in den 1970er Jahren bei einer Ausschreibung für einen schweren Kampfhubschrauber gegeneinander an. Lockheed gewann damals, aber das ganze Programm wurde zugunsten der kleineren und billigeren Bell AH-1 „Cobra“ eingestellt.                Friedrich List


MELDUNGEN

Jazenjuk lehnt Angebot ab

Moskau/Kiew – Am Rande des G20-Gipfels hat Russland in einem milliardenschweren Schuldenstreit mit der Ukraine eine Rückzahlung des Kredits über drei Jahre vorgeschlagen. Wenn die Regierung in Kiew ab 2016 jedes Jahr eine Milliarde US-Dollar überweise, seien die Schulden bis 2018 getilgt. Die Anleihen werden am 20. Dezember fällig. Mit diesem Angebot war Putin der Bitte von IWF-Chefin Christine Lagarde nachgekommen, die Schulden erst 2016 zurück zu verlangen. Der ukrainische Premier Arsenij Jazenjuk lehnt das Angebot ab. Er fordert eine Verringerung der Schuld um 20 Prozent und eine Verschiebung der Rück-zahlung um vier Jahre.       MRK

 

Mehr Schutz bei Kaffeefahrten

Berlin – Der Bundesrat will die Teilnehmer an sogenannten Kaffeefahrten besser vor unseriösen Angeboten schützen. Mit einem von den Ländern im Entwurf eingebrachten Gesetz wird der Verkauf von Finanzdienstleistungen, Nahrungsergänzungsmitteln, Medizinprodukten und bestimmten Reisen verboten. Außerdem werden die gewerbesteuerliche Anzeigepflicht auf grenzüberschreitende Kaffeefahrten ausgedehnt und die Bußgelder deutlich erhöht.       J.H.


S. 8 Forum

Zynisch?
von Manuel Ruoff

Die Thematisierung von alliierten Verbrechen an Deutschen gilt in der Bundesrepublik höchstens im „historischen Kontext“ als politisch korrekt, was in der Praxis heißt, die Verbrechen als Reaktion auf vorangegangene deutsche Verbrechen zu relativieren. Würde man diese Methode analog auf die Anschläge von Paris anwenden, könnte das in etwa so aussehen:

Die Anschläge seien eine Reaktion auf einen französischen Überfall. Ihnen sei nämlich vorausgegangen, dass Frankreich ohne Mandat der Uno den IS bombardiert habe. Wenn man also partout wie François Hollande von einem Krieg sprechen wolle, sei Frankreich also nicht der Angegriffene und damit der Verteidigungs- und Bündnisfall gegeben, sondern vielmehr der Krieg in das Land, von dem er ausgegangen sei, zurück­gekehrt, seien die Toten und Verletzten von Paris also Opfer Hollandes.

Eine derartige Kontextuierung der Pariser Ereignisse würde im Westen als zynisch abgelehnt werden. Aber bei den Vertreibungsverbrechen an den Deutschen wird sie als Preis für deren Thematisierung, als conditio sine qua non mittlerweile akzeptiert.


Deutungshoheit
von Norman Hanert

Drastische Reaktionen hat eine Meinungsäußerung zur Folge gehabt, die der Journalist Matthias Matussek auf seiner privaten Facebookseite veröffentlicht hat. Der langjährige Autor beim „Spiegel“ und später bei der „Welt“ hatte nach den Anschlägen von Paris darauf aufmerksam gemacht, dass nun neu über Dinge wie offene Grenzen und junge islamische Männer diskutiert werden müsse. Der Herausgeber der „Bild“-Gruppe, Kai Diekmann, nannte den Facebook-Eintrag einem Bericht des „Spiegel“ zufolge „ekelhaft“, „Welt“-Chefredakteur Jan-Erik Peters hängte dem Beitrag seines Kolumnisten das Etikett „durchgeknallt“ an.

Die scharfen Reaktionen, die Matussek auf eigentlich naheliegende Fragen erfahren musste, passen in ein Gesamtbild. Große Teile der Politik und der Medien verweigern sich nach den Pariser Terroranschlägen hartnäckig einer dringend notwendigen Diskussion über offensichtliche Probleme der Zuwanderungspolitik. So ist die Frage, wie es gelingen soll, eine große Anzahl von Immigranten aus dem arabischen Raum innerhalb kürzester Zeit zu integrieren, durchaus legitim. Schon der Integrationsprozess der türkischen Gastarbeiter und ihrer Nachfahren hat sich als ein Fehlschlag erwiesen, der mittlerweile seit 40 Jahren andauert. Gleiches gilt für die Frage, ob ein Staat, der die Kontrollen über seine Außengrenzen preisgibt, nicht unkalkulierbare Risiken eingeht. Das Ausbleiben einer entsprechenden Dis­kussion und das Verhängen von Tabus wie im Fall Matussek können als vorläufiger Höhepunkt linker Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs gewertet werden.


Terror im Geist der Jakobiner
von Klaus Rainer Röhl

In den letzten Wochen häufen sich Meldungen über Angriffe auf das Eigentum von AfD-Politikern und kritischen konservativen Geistern, verbunden mit der Ankündigung weitergehender Gewalt. Ein Aufschrei von führenden Medien oder Politikern blieb aus, man beschwieg die Verbrechen oder zeigte sogar Genugtuung.

Der Geist des Terrors, der zum ersten Mal während der Französischen Revolution 1793/94 als „La Grande Terreur“ aufgetreten war, der Gedanke, Andersdenkende zu verleumden, zu enteignen, zu inhaftieren und schließlich zu köpfen und so den Rest der Opposition vom Widerstand gegen die herrschende Jakobiner-Diktatur abzuhalten, dies alles war im Gedächtnis der nachfolgenden Generationen lebendig geblieben. Bücher, Filme und Dokumentationen lieferten ihnen reichlich anregende, leicht zu kopierende Muster im Kampf gegen Oppositionelle. „Der Kampf geht weiter“, wie Rudi Dutschke einmal so vieldeutig gesagt hat. Die Begründung für den physischen und psychischen Terror gegen Andersdenkende ist heute die gleiche wie bei den 68ern, jedoch ohne das pseudosozialistische Mäntelchen, das sich die RAF-Mörder umhängten, was auch damals schon unglaubwürdig war. Sie kämpften nur für die Anerkennung ihrer einsamen, menschenfeindlichen Doktrinen und nicht etwa für Arbeit und Brot ihrer Landsleute. Allein gegen alle.

Heute ist eine neue Generation von Terroristen gerade dabei, deren alte Methoden erneut anzuwenden. Für sie gilt, was Brecht schrieb: „Die Völker wurden ihrer Herr, jedoch / ich wollte, daß ihr nicht schon triumphiert: / Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Es fängt nie mit Mord an. Die Angriffe steigern sich allmählich nach bestimmten Mustern. Zunächst werden Menschen, die nicht denken oder handeln wie gefordert, nicht nur beschimpft und diskriminiert, sondern überfallen, ihr Besitz zerstört oder geraubt. Auch von Mord ist neuerdings offen die Rede. Die Übergriffe werden von der Polizei ordnungsgemäß dokumentiert, die Täter aber bisher nie gefasst, obwohl die Spuren eindeutig sind und die „Bekennerschreiben“ auf die Urheber hinweisen: Linke, früher auf Bankraub angewiesen, heute mit staatlichen Mitteln – mittlerweile über 50 Millionen pro Jahr! – hoch subventionierte Gruppen. Sie gehören nicht zu den in der SPD organisierten Jusos oder zu den Mitgliedern der Linkspartei. Es sind „unabhängige“ Linke, manche nennen sich „Autonome“, womit sie eine besondere Eigenständigkeit ihres Denkens hervorheben wollen.

Ihre Waffe ist der Terror nach dem Vorbild der Französischen Revolution: Einschüchterung, Gewalt, Mord. Der ungebremste Terror von links ist wieder eine Option in der politischen Auseinandersetzung geworden. Auch wenn von nahezu allen Offiziellen unentwegt vor der rechten Gefahr gewarnt wird, als stünden wir vor einer erneuten Machtübernahme durch die Nazis. Das Motto, mit dem die zuständigen Amtsträger auf die reale wachsende Bedrohung reagieren, lässt sich mit den Worten zusammenfassen: „Stellt euch nicht so an, ihr seid doch selber für Gewalt oder mit rechten Gewalttätern verbunden.“ Damit werden den Tätern Argumente und Rechtfertigungen für weitere individuelle Gewalt gegen Personen frei Haus geliefert, die ihnen ein Dorn im Auge sind. Wohin wird das führen, wenn sich niemand dieser Entwicklung entgegenstellt?


Gastbeitrag
Madame »Mom Merkels« soziales Dynamit
von Rostislaw Batalow

Die Eroberung Europas, die zielgerichtet und überaus aggressiv von den Anhängern des Islamismus mit einer neuen Taktik – der sogenannten „Flüchtlingstaktik“ durchgeführt wird, veranlasst zu einer kritischen Analyse der laufenden Ereignisse – und zwar ohne jedes tolerante Gehabe und ohne die typisch deutschen Kniefälle.

Der tödliche Erstschlag auf Europa kam in erster Linie von der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die ganze arabische Welt und Afrika in Europa willkommen heißt. Deshalb stürmten die Flüchtlinge und „Migranten“ über alle Grenzen Europas hinweg – mit den Plakaten „Mom Merkel“ und „Germany-Germany!“

Madame „Mom Merkel“ – Deutschland hat den Ersten Weltkrieg verloren. Das wurde am 28. Juni 1919 in Frankreich mit dem Versailler Friedenvertrag besiegelt. Zu zahlen waren als Reparationsausgleich 100000 Tonnen Gold, wovon Deutschland die letzte Rate am 4. Oktober 2010 abgezahlt hat.

Der Zweite Weltkrieg endete mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und dem Potsdamer Abkommen am 2. August 1945. Dabei wurden 20000 Tonnen Gold als Reparationskosten festgelegt. Dazu kam, dass 14 Millionen Deutsche aus Ostpreußen, dem Sudetenland, Schlesien und dem ungarischen Transsilvanien vertrieben wurden. Und von diesen 14 Millionen vertriebenen Zivilisten kamen während der Vertreibung zwei Millionen völlig unschuldige Menschen um.

Aber nun fragt man sich, welchen Krieg Deutschland heute verloren hat, dass wir Millionen sogenannter Flüchtlinge aufnehmen müssen, die wir ernähren und unterbringen müssen und auch beschulen und bilden sollen. Und da unter ihnen viele alleinreisende junge Männer sind, sollte man ihnen nach Meinung mancher „Grüner“ und eines gewissen evangelischen Pfarrers namens Ulrich Wagner auch die Möglichkeit einräumen, ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Wir sollen ihnen also eine Art Reparation – niemand weiß wofür – zahlen und das in einer Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro. Und so ganz nebenbei fällt unser Land dabei in ein Chaos und gerät in Stadt und Land an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Ist das immer noch mit dem alten, gut anerzogenen Schuldgefühl, das hier zur Leitkultur wird und eine überschwängliche „Willkommenskultur“ fordert? Die Nachkriegspropaganda verstand es, dem deutschen Volk ein kollektives Schuldgefühl einzuhämmern und ihm einzureden, dass Deutschland allein chuldig an beiden Weltkriegen sei. Heute, 70 Jahre später, trägt diese Propaganda noch reife Früchte.

Und die Leute, die noch einigermaßen denken können und die derzeitigen Ereignisse verstehen wollen, werden oft als „Nazis“ beschimpft. Dabei begreifen diese Anpöbler nicht die völlig falsche Verwendung beziehungsweise eigentliche Bedeutung dieses Wortes. Alles, was sie selbst nicht verstehen oder tolerieren, bezeichnen sie als „Nazi“. Die Nationalsozialisten wollten die Welt erobern und beherrschen – genau so wie heute die Islamisten mit ihren Kalifat-Wünschen. Die „Nazis“ ordneten sich den Torheiten des Staates zu und unter und sie kritisierten ihn nicht. Genauso wie diese links-grünen „Gutmenschen“, die bereit sind, ihr eigenes Volk dank ihrer verkorksten linken Denkweise ins Verderben zu jagen. Die Meinungsfreiheit ist tot – erschlagen durch die staatlich und medial verordnete „politische Korrektheit“. Das selbstständige Denken ist unerwünscht.

Und die Masse der Deutschen ist bis zum heutigen Tag nicht willens, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen. So ist nun einmal die Logik des Lebens, die zu allen Zeiten und zwischen all den Völkern nach einem Leitprinzip handelt: „Wehe den Besiegten!“

Es fragt sich also, welchen Krieg die Deutschen jetzt wieder verloren haben und wie lautet der Kapitulationsvertrag, dem sich die Deutschen verpflichtet fühlen, Millionen Afrikaner und Araber aufzunehmen, die sich teilweise fälschlicherweise „Flüchtlinge“ nennen. Der bekannte ungarische Bischof Laszlo Kiss-Rigo bemerkte diesbezüglich offen: „Das sind keine Flüchtlinge. Das ist eine Invasion. Sie kommen hierher mit den Rufen ,Allahu Akbar!‘. Es ist eine Invasion von Muslimen in Europa. Viele von ihnen benötigen keinerlei Hilfe; sie haben Geld. Sie lehnen das Essen ab, das ihnen angeboten wird und sie hinterlassen bei ihrem Durchzug eine Menge Müll. Viele von ihnen verhalten sich arrogant und zynisch.“

Nur wenige Politiker Europas beweisen in der derzeitigen Situation echtes politisches Potenzial. Zu ihnen zählt der Premierminister Ungarns, Viktor Orbán, der diese „Flüchtlinge“ als eine Masse arabischer „Suchender nach einem besseren Leben“ bezeichnet. Als Eroberer, die gewaltsam Europa okkupieren. „Unsere Grenzen wie auch unsere Lebensart – beruhend auf der Achtung vor dem Gesetz − sind bedroht. Es besteht Gefahr für Ungarn und für Europa. Alles, was jetzt passiert, geht über die Grenzen des Erträglichen hinaus. Aber den Eroberern darf man kein Asyl geben“, erklärte Orban.

Hat „Mom Merkel“ nicht so weit gedacht, als sie diese „Migranten“ so herzlich in Deutschland willkommen geheißen hat? Und das ohne jegliche Kontrollen und Registrierung. Bis jetzt leben in Deutschland schon mehr als hunderttausende nicht registrierte Zuwanderer, von denen niemand weiß, wer sie sind und woher sie kommen. Wir Deutschen dagegen müssen mit einer Menge bürokratischer Papiere und Registrierungen leben und werden von der Bürokratie fast erschlagen.

„Mom Merkel“ fordert von den Deutschen ständig eine „politisch korrekte Willkommenskultur“ für die Millionen Migranten und sonnt sich in ihrer edlen Rolle als Retterin. Aber sie erfasst nicht den bevorstehenden Albtraum, der sich über unseren Köpfen zusammenbraut – dank der Worte und des Auftretens dieser „barmherzigen“ Dame; die der Meinung ist, dass das ein Geschenk unseres Herrgottes wäre.

Solche Politiker, die weder gesellschaftshistorisch noch strategisch vorausdenken können, aber autoritär und machtverbissen sind wie Madame Merkel, beherrschen zwar die Taktik politischer Spiele und Intrigen, aber nicht die derzeitige schwierige Situation. Sie importieren mit ihrem unverständlichen Größenwahn und unnötigen parteipolitischen Streit den Bürgerkrieg aus dem Nahen Osten und Afrika nach Europa. Dabei besteht die Gefahr der Eroberung und Vernichtung des europäischen christlichen Kontinents mit vielen Opfern. Diese Politiker mit ihrer verharmlosenden Sicht auf die Dinge verstehen die tatsächliche Situation wirklich nicht. Oder sie verstehen diese und dienen damit einem höheren Wesen. Aber wem denn? Wem nützen die Destabilisierung Europas und die ökonomische und geistig-kulturelle Schwächung dieses Kontinentes?

Die Flüchtlinge oder besser gesagt Eroberer sind tatsächlich soziales Dynamit. Und sie spalten schon jetzt die Länder der EU, die lieber ihre eigenen nationalen Interessen vertreten wollen. Sie möchten sich nicht einfach so zwingen lassen, den Torheiten und den übertriebenen, nicht durchdachten Willkommensaufruf von Madame Merkel Folge zu leisten. Diese Länder handeln nach der Devise: Frau Merkel hat diese Suppe gekocht, nun mögen die Deutschen diese auch allein auslöffeln. Die gerade mit viel Mühe befriedete und vereinte Familie Europa kracht bei dieser Massenflut von Zuwanderern aller Herren Länder schon wieder auseinander. Im Verlaufe von Generationen wird sich Europa verändern. Das bedeutet, dass wir an der Schwelle des soziokulturellen Absterbens der hoch entwickelten europäischen Zivilisation stehen. Wollen die Völker Europas das wirklich?

Dr. Rostislaw Batalow lebte bis 1988 in der Sowjetunion und studierte in Moskau Philosophie, Geschichte und Regie. Er arbeitet als freier Theaterregisseur und Sprecher.


S. 9 Kultur

Gutes Geschäft mit Kindern
Spielzeugparadies Sonneberg − Viele Weihnachtsgeschenke für die Kleinen stammen aus dem Thüringer Ort

Das Spielzeugmuseum im thüringischen Sonneberg besitzt eine der wertvollsten und ältesten kulturhistorischen Sammlungen Deutschlands. Hauptattraktion im 2014 eröffneten Erweiterungsbau ist die Weltausstellungsgruppe „Thüringer Kirmes“ von 1910 mit 67 zum Teil fast lebensgroßen Figuren vor einer spätmittelalterlichen Häuserkulisse.

1901 wurde das Sonneberger Museum als Industrie- und Gewerbemuseum des Meininger Oberlandes gegründet, wo sich die Spielwarenherstellung bereits Ende des 18. Jahrhunderts als bedeutendster Industriezweig etabliert hatte. Lag der Schwerpunkt der Sammeltätigkeit des Sonneberger Museums zunächst auf Spielzeug aus der Region, so wurden bald auch Privatsammlungen antiker Puppen, Künstlerpuppen sowie ausländische „Konkurrenzmuster“ hinzugekauft. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte man sich auf den Erwerb von historischem und zeitgenössischem Spielzeug aus dem In- und Ausland.

„Weltspielwarenstadt“ − diesen Beinamen gab sich Sonneberg um 1900 zu Recht, da sich die Stadt im 19. Jahrhundert als ein Zentrum der europäischen Puppen- und Spielzeugherstellung etabliert hatte. Was von Tausenden Heimarbeitern in Akkordarbeit hergestellt und nur geringfügig entlohnt wurde, versandten Agenten und Kaufleute in alle Gegenden Deutschlands. Exportiert wurde hauptsächlich nach Frankreich, England und in die Vereinigten Staaten. Deutschland und Frankreich beherrschten das lukrative internationale Geschäft für Puppen mit fein bemalten Köpfen aus Porzellan, vor allem aus Biskuitporzellan, einem qualitätsvollen Porzellan ohne Glasur. Um 1900 soll jedes zweite Spielzeug in Deutschland in Sonneberg und Umgebung angefertigt worden sein. Dessen Weltmarktanteil lag bei 20 Prozent.

Eine noch wesentlich längere Tradition der Herstellung und des Handels von Spielzeug als Sonneberg hat die mittelfränkische Stadt Nürnberg. Durch Sonneberg führten die alten Fernhandelsstra­ßen Nürn­berg−Erfurt und Nürnberg−Leipzig, sodass der Nürnberger Handel seit dem 15. Jahrhundert für die gesamte Region bedeutsam wurde. Nürnberger Kaufleute vertrieben nebenher auch Sonneberger Holzwaren, vor allem Haushaltsgegenstände und Spielzeug. Auch beteiligten sich einige Sonneberger Händler selbst am Fernhandel. Um 1780 waren in den Sonneberger Händlerlisten Produkte aus sämtlichen europäischen Spielzeug-Herstellungsgebieten vertreten, unter anderem aus dem Erzgebirge.

Ein glücklicher Umstand war das reichliche Vorkommen der für die Herstellung von Porzellan notwendigen Materialien Ton und Holz in Thüringen, weshalb sich hier eine blühende Industrie des „weißen Goldes“ entwickeln konnte. Nur wenige Tonarten können in einem Brennofen bei Temperaturen von mindestens 1300 Grad gebrannt werden, wie es für das sehr feine Biskuitporzellan erforderlich ist. Viele Firmen, die hauptsächlich Tafelgeschirr herstellten, produzierten im 19. Jahrhundert für deutsche und französische Puppenmanufakturen, die selbst keine Porzellanfabrik be­trieben, millionenfach nebenher auch Puppenköpfe und -glieder aus Porzellan.

In Sonneberg wurden die sehr nachgefragten Porzellan-Puppenköpfe auch in Heimarbeit produziert. Ebenso erfolgte die Zusam­mensetzung eingekaufter Puppenteile im Auftrag der bekannten Herstellerfirmen, die die Puppen unter eigenem Firmennamen verkauften. Andere Heimarbeiterfamilien fertigten sämtliche Einzelteile für die preiswerteren Papiermaché-Puppen an. Billige Arbeitskräfte standen überreichlich zur Verfügung. Auch Kinder mussten mitarbeiten, vor allem beim Ausstopfen der Puppenkörper aus Stoff und Ziegenleder.

Der weltweit größte Fabrikant von Porzellan-Puppenköpfen war der 1856 in St. Petersburg geborene Armand Marseille. In Köppelsdorf, heute ein Stadtteil von Sonneberg, fertigte er um 1900 Puppenköpfe für Importhäuser der USA sowie deutsche Puppenfabriken, darunter Cuno & Otto Dressel in Sonneberg, einen der ältesten deutschen Puppenhersteller.

Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts wurde das Porzellan von neuen, vielseitigen Verbundstoffen und Kunststoffen ersetzt. Leider existiert die einst blühende Puppen- und Spielzeugindustrie in Thüringen heute fast gar nicht mehr. In der einst für ihre Puppen- und Spielzeugindustrie weltberühmten Stadt Sonneberg sind nur noch wenige kleine Firmen in dieser traditionsreichen Branche anzutreffen.

Unmittelbar nach der „Wende“  überschwemmte billiges Spielzeug aus China als Massenware den deutschen Markt, was zur Aufgabe der meisten, teilweise aus den Kombinaten hervorgegangen Spielzeugfirmen führte. Die wenigen verbliebenen Betriebe sind kleine Bären-, Puppen-oder Holzspielzeugproduzenten, die ihre Nischen gefunden haben.

Für die Liebhaber des alten Spielzeugs wird die sogenannte Spielzeugstraße touristisch vermarktet. Die Besichtigungstour folgt den alten Handelswegen von Nürnberg über Coburg und Sonneberg nach Erfurt („Hohe Straße“) und der Route von Nürnberg über Sonneberg, Saalfeld, Rudolstadt nach Leipzig („Sächsische Geleitstraße“). Wichtigste Stationen sind neben den Ausgangs- und Endpunkten Nürnberg und Waltershausen die ehemalige Weltspielzeugstadt Sonneberg und die Bayerische Puppenstadt Neustadt.               Dagmar Jestrzemski

Das Deutsche Spielzeugmuseum in der Beethovenstraße 10 in Sonneberg lädt für den 1. Advent zur „Museumsweihnacht“ ein. Spielzeuggestalter geben Tipps zum Basteln und Verschenken. Telefon (03675) 42263427, www. deutschesspielzeugmuseum.de


Im Dienst der Armut
Zurbarán in Düsseldorf − Dafür kam sogar Spaniens Königin Letizia

Die Gemälde des Spaniers Francisco de Zurbarán (1598–1664) faszinieren, weil die dargestellten Figuren geradezu leibhaftig in Erscheinung treten und die Dinge in ihrer Stofflichkeitsillusion wie zum Anfassen real wirken. Seine erste deutsche Einzelschau wird im Düsseldorfer Museum Kunstpalast präsentiert. Zur Eröffnung  kam eigens Königin Letizia angereist. Aufgeboten sind 71 Werke des Meisters. Hinzu treten acht Stillleben seines Sohnes Juan.

Zurbaráns Hauptbetätigungsfeld war das Malen religiöser Motive. Sie waren ganz im Sinne der vom Konzil von Trient (1545–1563) be­schlossenen katholischen Reform, die den Siegeszug des Protestantismus stoppen wollte. Das Konzilsdekret zur Bilderverehrung erklärte die Heiligen zu Fürsprechern der Gläubigen vor Gott. Je realistischer sie dargestellt wurden, desto glaubwürdiger waren sie. Das veranschaulicht besonders eindrucksvoll das Gemälde „Heiliger Franziskus in Meditation“ (1639). Viel Mühe gab sich Zurbarán bei der Darstellung der löchrigen und ausgefransten, aus mehreren Stoffstücken zusam­mengeflickten Kutte, um die Be­scheidenheit und gewollte Armut des Bettelordengründers glaubhaft zu machen. Wiederholt tritt auf den Gemälden die jenseitige Welt in Erscheinung und erhellt mit ihrem von Engelsköpfchen begleiteten gelben Licht das „düstere“ irdische Dasein. Im Ge­mälde „Der heilige Antonius von Padua“ (um 1630−1635) um­strahlt es den blond gelockten Jesusknaben. Er hat die Arme ausgebreitet und schaut fürsorglich auf den ver­zück­ten Antonius hinab.

Eine ureigene Bilderfindung Zurbaráns ist das an Vorder- und Hinterbeinen zusammengebundene „Lamm Gottes – Agnus Dei“ (1639). Mit allergrößtem Realismus hebt sich sein lockiges Fell vom schwarzen Hintergrund ab. Ergeben liegt das Lamm, welches der Welt Sünde trägt, auf dem Opferaltar. Erschreckend brachial hingegen konfrontiert uns der Maler mit dem „Sterbenden Christus am Kreuz“ (um 1635–1640). Überlebensgroß ragt der hell aus der Dunkelheit herausgehobene Körper im Bildvordergrund auf – als würde man nicht vor einem Gemälde, sondern unter dem Kreuz selbst stehen. Der Leidende scheint in den inneren Dialog mit seinem himmlischen Vater versunken. Zwar sind Hände und Füße angenagelt und die Dornenkrone sitzt auf dem Haupt. Doch der Körper ist makellos. Denn ganz im Sinne der Beschlüsse des Konzils von Trient sieht Zurbarán von einer blutrünstigen Schilderung der Leiden Christi ab.           Veit-Mario Thiede

Bis 31. Januar im Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4–5, Düsseldorf, geöffnet Diens­tag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr. Weihnachten und Neujahr 13 bis 18 Uhr.  Eintritt: 12 Euro. Heiligabend und Silvester ge­schlossen. Telefon (0211) 56642100, www.smkp.de


Biss zum Erbrechen
Neuer Kochfilm über Sternekoch − Macht die Küche nie dicht?

Es wird Zeit, dass mal je­mand eine Petition einreicht: Macht endlich Schluss mit Kochshows, Kochsendungen und Kochfilmen! Denn so langsam vergeht einem der Appetit darauf, da man permanent mit den neuesten Rezepten der Fernsehgötter Lafer, Lichter, Schubeck, Mälzer überfüttert wird. Wer da nicht längst an medialer Bulimie leidet, dem kommt das Erbrechen nach dem Eintopf aus TV-Shows wie „Das perfekte Din­ner“, „Rach, der Re­stauranttester“ oder „Grill den Henssler“. Letztere gewann kürzlich sogar einen Bambi, was sich bei rund 50 Kochsendungen im deutschen Fernsehen eher als Qual der Wahl herausstellte.

Das Kino hält mit der Entwick­lung Schritt. So startet am 3. De­zember ein Film, der uns wieder einmal feine Speisen auftischt, an denen wir uns zwar sattsehen, aber nicht sattwerden können. Der US-Streifen „Im Rausch der Sterne“ entlässt den Zuschauer auch eher hungernd aus den Kinos. Entsprechend muss man nicht viel Worte darüber verlieren: Ein gutaussehender Koch (Bradley Cooper) will in einem Londoner Edelrestaurant zu seinem ersten Michelin-Stern kommen. Am Ende verliebt er sich, und alles wird gut.

Die Komödie ist ebenso schnell verdaut, wie man auch einfach herunterschluckt, dass ausgerechnet ein aus dem Land der Hamburger und Schnellimbisse stammender US-Koch den Europäern – unter ihnen auch der deutsche Schauspieler Daniel Brühl als Hotelchef – zeigen will, wie man spitzenmäßig kocht. Das ist, als würde ein Blinder einem das Sehen beibringen. Aber gegessen. Hollywood beglückt uns ja regelmäßig mit solch spleenigen Kochromanzen. Zuletzt war „Rezept zum Verlieben“ ganz ansehnlich, als bei Catherine Zeta-Jones und Aaron Eckhart die Liebe durch den Magen ging.

Dabei wurde in diesem US-Film die Geschichte wiedergekäut, die Martina Gedeck als verliebte Kü­chenchefin in Sandra Nettelbecks Film „Bella Martha“ schon 2001 erlebt hat. Ein aufgewärmtes Film-Menü also, das Originalrezept stammt aus Deutschland. Dort, wo man etwas vom Kochen versteht, stammen auch die besten Kochfilme her. Die Franzosen servierten uns „Brust oder Keule“, jenen köstlichen Film mit Louis de Funès, bei dem man sich entscheiden muss: zwischendurch essen oder lachen. Beides geht nicht.

Das italienisch-französische Quartett Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi, Michel Piccoli, Philippe Noiret verdarb uns in „Das große Fressen“ auf so wunderbare Weise den Appetit, dass wir ihnen für die folgende Schlankheitskur auf ewig dankbar sein sollten. Aber auch „Babettes Fest“ aus Dänemark, „Der Koch, der Dieb, meine Frau und ihr Liebhaber“ aus England oder das taiwanesische „Eat Drink Man Woman“ sorgten für dauerhaft sattes Wohlgefühl.

Paradox ist es aber doch: Je weniger wir uns selbst an den Herd begeben, desto mehr werden wir mit Kochfilmen beglückt. Die Wochenmärkte klagen über ausbleibende Kundschaft, weil diese lieber in Restaurants als zuhause isst. Und doch schauen wir den Köchen in Film und Fernsehen begeistert zu und notieren uns die Rezepte, die wir selten verwirklichen. Das einfachste Re­zept bleibt: abschalten!          H. Tews


Meldungen

Gefangene im Ersten Weltkrieg

Wesel − Vom 26. November an läuft im Kreishaus Wesel eine bemerkenswerte Ausstellung über das in Friedrichsfeld am Niederrhein im Ersten Weltkrieg eingerichtete größte Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich. Im Au­gust 1914 wurde auf Geheiß des preußischen Staates mit dem Bau begonnen, und die ersten Kriegsgefangenen wurden sofort für die Errichtung von Baracken eingesetzt. Im Lauf des Krieges lebten in Friedrichsfeld und mehreren Au­ßenlagern bis zu 25000 kriegsgefangene Soldaten, allerdings keine Offiziere, sondern nur Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade. Gemäß Haager Landkriegsordnung konnten Mannschaftsdienstgrade zur Ar­beit verpflichtet werden. Die Ausstellung in der Reeser Landstraße 31, 46483 We­sel, läuft bis zum 15. Januar. Geöffnet montags bis donnerstags 8.30 bis 16 Uhr, freitags bis 13 Uhr.            tws

 

Missbrauch am Dichter Kleist

Frankfurt an der Oder − Heinrich von Kleists Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“ steht im Kleist-Museum (Faberstraße 6−7) im Zentrum einer Ausstellung über Inszenierungen seiner Wer­ke in Deutschland. Das Drama entstand 1809/1810 unter dem Eindruck der französischen Be­setzung Preußens und erlebte nach seiner Uraufführung 1821 eine wechselvolle Aufführungsgeschichte über Verbot in der NS-Zeit bis hin zu politischer Vereinnahmung in der DDR und Bilderstürmerei auf westdeutschen Bühnen. „Euer Kleist! Spielt ihr ihn?“ läuft bis zum 31. Januar, täglich außer montags 10 bis 18 Uhr. Telefon (0335) 3872210, Internet: www.heinrich-von-kleist.org.                tws


S. 10 Geschichte

Wo man Friedrich Wilhelm I. und August trifft
Die Festung Königstein lockt mit einer neuen Dauerausstellung zum Besuch des Elbsandsteingebirges

Inmitten des Elbsandsteingebirges auf dem gleichnamigen Tafelberg oberhalb des Ortes Königstein am linken Ufer der Elbe liegt eine der größten Bergfestungen Europas. Ihre neueste Attraktion ist eine Dauerausstellung, die nach 25 Jahren Vorbereitungszeit im Torhaus und der einst zur Beschießung des Eingangsbereichs dienenden Streichwehr eingerichtet worden ist.

Von der Elbe aus betrachtet ist die auf einem 247 Meter hohen Tafelberg in der Sächsischen Schweiz gelegene Festung Königstein eine majestätische Erscheinung. Sie scheint gleichsam aus den schroffen, steil aufragenden Felswänden hervorgewachsen zu sein. Steht man vor dem finsteren Medusentor, macht sie einen abweisenden Eindruck, wie bereits Napoleon feststellte. Hat man aber Einlass gefunden, wirkt die nie eingenommene Festung wie ein friedliches Dorf mit Kirche, Bäckerei, Gastwirtschaften und rund 50 weiteren Gebäuden, die in den letzten 800 Jahren errichtet wurden. Sie breitet sich auf einem 9,5 Hektar großen Areal aus und ist damit in Europa eine der größten Verteidigungsanlagen ihrer Art.

Ihre neue Dauerausstellung „In lapide regis – Auf dem Stein des Königs“ breitet sich in zwei Geschossen mit 33 Räumen auf 1200 Quadratmetern aus. Aufgeboten sind mehr als 500 Ausstellungsstücke sowie Modelle, Dioramen, Installationen, Computeranimationen, Filme, Touchscreen- und Hörstationen. Sie verfolgen die Geschichte des Königsteins zurück bis zur Entstehung der geologischen Formation in der Kreidezeit, dokumentieren die bronzezeitlichen, mehr als 3000 Jahre alten ersten Spuren menschlicher Anwesenheit und berichten ausführlich über die vor rund 800 Jahren einsetzende Burg- und Festungshistorie. Die Schau besticht durch ihre ungewöhnlich ausgefeilte Informationsvermittlung. Die ist mehrstufig: Wem die Grundsachverhalte nicht genügen, der kann sich an Medienstationen immer weiter in die Materie bis hin zum Detailwissen vertiefen.

Der Name der Festung und auch der Dauerausstellung lässt sich bis zu einer Urkunde zurückverfolgen, die 1241 vom damaligen böhmischen König ausgestellt wurde. Damals siegelte Wenzel I. die Oberlausitzer Grenzurkunde, in der die Grenzen zwischen der zum Königreich Böhmen gehörenden Oberlausitz und den Besitzungen des Bischofs von Meißen festgeschrieben wurden, „in lapide regis“. Im 15. Jahrhundert gelangte die Burg in den Besitz der Wettiner. Kurfürst Christian I. von Sachsen ließ sie ab 1589 zur Landesfestung ausbauen. Fortan diente der Königstein der Verteidigung, der Aufbewahrung des Staatsschatzes und in Kriegszeiten als Kunstdepot. Auch als Gefängnis wurde er genutzt. Sein erster Staatsgefangener war ab 1591 der wegen calvinistischer Umtriebe auf Betreiben orthodoxer Lutheraner inhaftierte Kanzler Nikolaus Krell, der nach zehn Jahren Haft hingerichtet wurde. Ein anderer prominenter Häftling war der angebliche Goldmacher und erste europäische Porzellanerhersteller Johann Fried­rich Böttger, den August der Starke von 1706 bis 1707 festsetzen ließ. Um Böttgers Festungsaufenthalt geheim zu halten, saß er unter der Bezeichnung „Herr mit drey Dienern“ ein. Wegen der schlechten Haftbedingungen schickte er mehrere Beschwerdebriefe an August den Starken. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg diente die Festung als Kriegsgefangenenlager für Offiziere.

Für andere berühmte Persönlichkeiten war der Königstein das reinste Vergnügen. Erlesenes Meißner Porzellan mit dem Dekor „Reicher Roter Drache“, mit dem kursächsisch-königlich-polnischen Wappen geschmückte Hofkellereihumpen sowie Relikte des vom berühmten Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann entworfenen, 238000 Liter fassenden Riesenweinfasses weisen auf die rauschenden Feste hin, die August der Starke auf dem Königstein ausrichtete. Im frisch restaurierten Königszimmer begegnet man den frappierend lebensecht wirkenden Kunststofffiguren Augusts, seiner unehelichen Lieblingstochter Gräfin Orzelska und des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., der sich 1728 auf der Festung prächtig amüsiert haben soll. In den Erinnerungen seiner Tochter Wilhelmine heißt es: „Der König von Preußen … schloss enge Freundschaft mit dem König von Polen.“ Zusammen gründeten sie die „Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit“.

Unter August III. und Friedrich dem Großen verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Sachsen und Preußen erheblich, wie ein Waffenarsenal aus dem Siebenjährigen Krieg ausweist. August III. hatte sich 1756 auf die Festung Königstein in Sicherheit gebracht und beobachtete von dort, wie seine nach mehrwöchiger Belagerung ausgehungerte Armee vor den Preußen kapitulierte. Auf dem Deckel einer Tabakdose ist die Gefangennahme der Sachsen durch die preußische Armee am Lilienstein dargestellt. Jenen Schauplatz betrachtete Napoleon mit größtem Interesse vom Königstein aus, als er die Festung seiner sächsischen Verbündeten 1813 inspizierte. Es muss ihm dort oben gefallen haben. Ein Begleiter berichtete, dass er sich nicht erinnere, den Kaiser der Franzosen „jemals freundlicher gesehen zu haben“. Letztmals wurde die Festung 1866 im zweiten Eingungskrieg in den Verteidigungszustand versetzt. Nach der Kriegsniederlage der österreichischen und damit auch der sächsischen Seite erhielt die Festung zum einzigen Mal in ihrer Geschichte eine fremde Besatzung. Preußen übernahm das Kommando. Von 1871 bis 1913 diente sie als Sperrfort des Deutschen Reiches.

Doch schon lange zuvor hatten Touristen begonnen, den Königstein in Besitz zu nehmen. Die ersten Schaulustigen – ausgerüstet mit amtlichen Erlaubnisscheinen – ließ bereits August der Starke in die Festung. Wenig später setzte auch die künstlerische Eroberung der Anlage und der von ihr möglichen grandiosen Aussichten auf das Elbsandsteingebirge ein. Das zeigen die als Reproduktionen ausgestellten Gemälde des Canaletto genannten Vedutenmalers Bernardo Bellotto, die dieser wegen des ausgebrochenen Siebenjährigen Krieges nicht an seinen Auftraggeber August III. ausliefern konnte, sowie zahlreiche in seiner Nachfolge entstandene Ölbilder, Zeichnungen und Druck­grafiken, die im Original zu sehen sind. In den letzten Jahren  lockte die Festung rund eine halbe Million Besucher per anno an. Mal sehen, wie viele es in diesem Jahr werden – mit der neuen Dauerausstellung.       Veit-Mario Thiede

Nähere Informationen: Festung Königstein gGmbH, 01824 Königstein, (035021) 64607, E-Mail: presse@thielpr.co


Polnisches Leben in der bayerischen Rhön
Ein »Polenfriedhof« zeugt noch heute vom »Displaced Persons«-Lager »Durzyn« unweit des Klosters Kreuzberg

Unweit des Klosters Kreuzberg im bayerischen Teil der Rhön stößt man an der Staatsstraße 2289 auf ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Polenfriedhof“. Bei diesem Friedhof handelt es sich um das letzte Überbleibsel eines nach dem Zweiten Weltkrieg sechs Jahre lang bestehenden Lagers für polnische „Displaced Persons“ (DP), das die Ausmaße einer Kleinstadt hatte.

Was man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann, nämlich, dass überwiegend zwangsweise während eines Krieges in ein anderes Land verbrachte Menschen noch Jahre nach dem Ende desselben im Land der Kriegsverlierer bleiben, hat seinen Ursprung im Jahr 1939. Damals wurde der dortige Truppenübungsplatz gewaltig ausgebaut, was unter anderem zur Absiedelung und weitgehenden Zerstörung von 18 Dörfern führte. Bereits während des Krieges befanden sich unter anderem belgische, französische, sowjetische und polnische Kriegsgefangene auf dem Übungsgelände. Die zugehörigen Kasernen hatten – da durch Bäume gut getarnt – die alliierten Bomber nicht gefunden. Deshalb fielen sie den US-Amerikanern am 7. April 1945 unversehrt in die Hände. Die noch erhaltenen abgesiedelten Dörfer Dalherda, Werberg und Reußendorf wurden mit Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten wieder aufgesiedelt, und die westeuropäischen Kriegs- und Zivilgefangenen kehrten schnellstmöglich in ihre Heimatländer zurück.

Ihre mittel- und osteuropäischen Schicksalsgenossen – Russen, Balten und Polen – mussten dagegen noch ausharren und wurden von der US-amerikanischen Besatzungsmacht in den deutschen Kasernen und in Notunterkünften untergebracht. Zuerst stellten die Russen mit zirka 20000 Personen die Mehrheit der insgesamt bis zu 25000 Bewohner des Lagers. Zum Vergleich: Das benachbarte Dorf Wildflecken hatte ganze 350 Einwohner. Nach großen Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb des Lagers, bei denen es unter anderem zu Raubüberfällen und Schießereien kam, mussten die Russen das Lager verlassen. Nach und nach kamen immer mehr Polen. 1947 betrug ihre Zahl über 17000. Andere Quellen sprechen sogar von bis zu 20000 Personen. Der überwiegende Teil von ihnen soll aus den inzwischen wieder sowjetisch gewordenen Gebieten, die Polen nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg annektiert hatte, gestammt und nicht in ihre nähere Heimat zurückgekonnt haben. Andere wollten schlicht nicht in einem kommunistischen Staat leben. Es soll sogar repatriierte Polen gegeben haben, die sich nach kurzem Aufenthalt in ihrem Heimatland quer durch die sowjetische Besatzungszone zurück nach Wildflecken durchschlugen. Die zeitweilig zwangsweise durchgeführte Rück­führung von Leuten über die Oder-Neiße-Linie wurde nach mehreren Selbsttötungen von Lagerinsassen wieder abgebrochen.

Insbesondere bis zur deutschen Währungsreform 1948 waren die Lebensumstände erbärmlich: Notunterkünfte, Lebensmittel- und Medikamentenmangel, Krankheiten aller Art, für deren Bekämpfung eine deutsche Sanitätseinheit aus zwölf Ärzten und 50 Krankenschwestern aus der US-amerikanischen Kriegsgefangenschaft abgeordnet wurde, Brennholzmangel, der zur Entwaldung der ganzen näheren Umgebung führte, Armut, Gewalt sowie Bandenkriminalität, die außer dem Lager selbst auch die deutschen Dörfer im Umkreis von 25 Kilometern heimsuchte, waren kennzeichnend für die ersten Nachkriegsjahre.

Die Bewohner des ab Oktober 1945 der UNRRA (United Nations Relief Rehabilitation Administration, Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen) und ab Juli 1947 der IRO (International Refugee Organization, Internationale Flüchtlingsorganisation) unterstehenden Lagers verwalteten sich selbst. Es gab gewählte kommunale Strukturen, eine polnische Polizei, polnische Schulen, eine polnische Kirche, die Theatergruppe „Nowy Kacik“, eine Pfadfinder-Organisation und eine polnische Tageszeitung namens „Nowy Dziennik“. Fehlte nur noch ein polnischer Name für das von seinen Einwohnern durchaus als „ihre Stadt“ empfundene Lager. Man einigte sich auf den Vorschlag eines Herrn Janta, der vor dem Krieg Mitglied des Sejm gewesen sein soll, die Stadt „Durzyn“ zu nennen. Und zwar in Anlehnung an den Namen eines slawischen Stammes, der nach Meinung der Namensgeber vor 1500 Jahren im heutigen Unterfranken gelebt habe soll. Obwohl das Wort „Durzyn“ in großen Lettern am Verwaltungsgebäude des Lagers prangte, hat dieser Name allerdings nie eine richtige amtliche Bedeutung erlangt. Die Geburtsurkunden der zahlreichen dort geborenen Kinder weisen ihre Inhaber als gebürtige Wildfleckener aus. Von diesen Kindern haben 428 die Zustände im Lager nicht überlebt. Sie ruhen zusammen mit den 116 hier gestorbenen Erwachsenen auf dem eingangs erwähnten Friedhof.

Seit der Übernahme des Lagers durch die IRO im Jahr 1947 war deren erklärtes Ziel nicht mehr die Rückführung der Lagerbewohner nach Polen, sondern ihre Verteilung auf westeuropäische Länder sowie Nord- und Südamerika und Australien. Diese Absicht war 1951, bei der Auflösung von „Durzyn“, noch nicht vollständig in die Tat umgesetzt. Etliche Polen wurden zunächst auf andere DP-Lager verteilt, wo sie teilweise bis 1953 auf eine endgültige Lösung warten mussten.

Der 5000 Quadratmeter große Friedhof, ursprünglich mit Einzelgräbern belegt, die teilweise mit provisorischen Konstruktionen aus Holz oder Wasserrohren umfriedet waren, wurde noch bis 1958 von den deutschen Angehörigen einer US-amerikanischen Militäreinheit gepflegt und verkam in den darauffolgenden Jahren mehr und mehr. Im Jahr 1970 gestaltete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Neuwildflecken und dem Landratsamt Bad Brückenau den Friedhof um. Er erinnert jetzt an einen der neueren deutschen Soldatenfriedhöfe in Osteuropa, auf dem die Namen der hier Beigesetzten auf zentralen Tafeln zu lesen sind, und wird regelmäßig gepflegt. Die Innenbemalung der kleinen Rundkapelle schuf Professor Mieczyslaw Wejman, der Direktor der Kunstakademie Krakau. Sie soll die Volksbundidee, sich über den Gräbern der Kriegstoten zu versöhnen und zu friedfertigem Miteinander zu finden, veranschaulichen.

Vom eingangs erwähnten Hinweisschild im Tal erreicht man den Friedhof zu Fuß über den „Kreuzweg der Nationen“, einen zirka einen Kilometer langen Weg, an dem insgesamt zehn Gedenksteine an die Menschenverluste und die Leiden der Völker im und nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern.  Detlef Ollesch

Der Friedhof ist ganzjährig zugänglich. Den Schlüssel der Kapelle erhält man bei der Gemeindeverwaltung Wildflecken.


S. 11 Preussen

Preußens erster bürgerlicher Ministerpräsident
Die 48er Revolution spülte Ludolf Camphausen, Exponent des rheinischen Liberalismus, an die Spitze einer Märzregierung

Gottfried Ludolf Camphausen war einer der führenden Vertreter des kapitalistischen, großbürgerlichen rheinischen (Wirtschafts-)Liberalismus. Das ließ König Friedrich Wilhelm IV. in dem ihm sympathischen Oppositionspolitiker eine geeignete Kompromisslösung auf dem Höhepunkte der 48er Revolution sehen. Der Rechtsliberale selber bezeichnete das von ihm geführte Kabinett als eines „des Übergangs, der Vermittlung“. Es schien ihm geeignet, „den Staat ohne lebensgefährliche Zuckungen über die Kluft, welche das alte System von dem neuen trennt, hinüber zu führen“.

Der am 10. Januar 1803 in Hünshoven, Regierungsbezirk Aachen geborene Rheinländer besuchte zwar das Gymnasium, aber war kein Exponent des Bildungs-, sondern des Besitz-, ja des Großbürgertums. Liberaler war er weniger aus weltanschaulicher Überzeugung denn aus Eigeninteresse. Die Gängelung der Wirtschaft durch Beamte oder Adelige in feudalistischer Manier lehnte er ebenso ab wie die politische Gleichstellung der Arbeiterschaft durch die Demokratie. Der Rechtsliberalismus wurde die politische Heimat des bürgerlichen Unternehmers aus dem Rheinland.

Die Camphausens waren im Rheinland eine Unternehmerfamilie mit Tradition. Ludolf Camp­hausens Vater war Kaufmann, er handelte mit Tabak und Öl. Nach dem Besuch der Handelsschule in Rheydt am Berg und einer kaufmännischen Lehre in Düsseldorf trat Ludolf in das väterliche Geschäfte ein. Nach dem Tod des Vaters übernahm er mit seinem Bruder August das Geschäft und baute es aus. 1826 wurde eine Ölmühle in Köln erworben und Ludolf siedelte in die Domstadt über. Später wurde das Geschäftsfeld auf Getreidehandel und Bankgeschäfte ausgeweitet. Ludolf hatte einen Riecher für moderne Transportmittel. Er engagierte sich im Eisenbahnbau und gründete 1841 die „Kölner Dampfschleppschiffahrts-Gesellschaft, welche die Rheinschifffahrt durch die Ersetzung von Segelschiffen durch dampfgetriebene Schlepper und eiserne Lastkähne revolutionierte.

Mit dem ökonomischen Aufstieg ging die Übernahme entsprechender Funktionen in Staat und Gesellschaft einher. So besuchte Camphausen als Vertreter Kölns die rheinischen Provinziallandtage. Innerhalb des liberalen Lagers setzte er auf Reformen statt auf Revolution. Der Mutter der 48er Revolutionen, der französischen Februarrevolution, stand er bezeichnenderweise ablehnend gegenüber.

Die Februarrevolution, aus der die Zweite Republik hervorging, schwappte nach Deutschland über. Dort brach nun die Märzrevolution aus. Anfänglich schienen die Revolutionäre wie in Frankreich auch in Deutschland erfolgreich zu sein. Um zu verhindern, dass sie wie der französische König Louis-Philippe I. gestürzt wurden, beriefen viele deutsche Landesfürsten liberale Reformkabinette, sogenannte Märzregierungen. Das tat auch der Preußenkönig. Friedrich Wilhelm IV. hatte erst gehofft, Camphausen mit einem Ministerposten einbinden zu können, aber diesen lehnte dieser ab, und so vertraute er dem gemäßigten Oppositionspolitiker am 29. März nolens volens die Regierungsführung an.

Camphausen scheiterte mit seinem aus gemäßigten liberalen Großbürgern und Adeligen bestehenden Kabinett mit dem Versuch, zwischen König und Revolutionären zu vermitteln, Kompromissvorschläge vorzulegen, welche die Zustimmung beider Seiten fanden. Da nützte Camphausen auch das Wohlwollen Friedrich Wilhelms nicht, das durchaus vorhanden war. Der Ministerpräsident erkannte die Ausweglosigkeit seines Unterfangens und gab bereits am 20. Juni 1848 seinen Rücktritt bekannt.

Camphausens Name war mit diesem Scheitern jedoch nicht etwa verbrannt. Vielmehr eröffnete sich ihm nun die Möglichkeit, auf nationaler Ebene Außenminister, gar Ministerpräsident der Provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt zu werden, der er als Föderalist nicht ablehnend, aber durchaus kritisch gegenüberstand. Sowohl sein Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten als auch sein König drängten ihn zuzugreifen, in der Hoffnung, damit Preußens Stellung zu stärken, doch Camphausen winkte ab.

Stattdessen diente er Preußen lieber als preußischer Bevollmächtigter bei der Provisorischen Zentralgewalt. In dieser neuen Funktion machte er namens Preußens Vorschläge für die Reichsverfassung. Camp­hausen musste jedoch feststellen, dass er mit diesen Vorschlägen weder bei seinem König noch bei der Frankfurter Nationalversammlung Zustimmung fand. Er zog die Konsequenz aus diesem erneuten Scheitern und demissionierte am 22. April 1849 abermals.

Mut dem Scheitern der 48er Revolution verlor der königstreue Liberale für Friedrich Wilhelm an Wert. Camphausen büßte an politischer Macht und Einfluss ein. Sein König verhielt sich jedoch loyal, hielt ihn in Ehren und dankte ihm seine Verdienste um die Krone unter anderem mit einem ständigen Sitz im Herrenhaus. Ebenso saß Camphausen im Erfurter Unions­parlament wie im Norddeutschen Reichstag. Auf deutschlandpolitischem Gebiet nach wie vor ein Befürworter eines föderalistisch geeinten Deutschland unter Führung eines starken Preußen unterstützte der liberale Abgeordneter die Ei­ni­gungspolitik des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck.

Wie viele deutsche Liberale hatte sich Camphausen nach dem Scheitern der 48er Revolution sowie der damit zusammenhängenden Entmachtung einerseits und Enttäuschung andererseits in die Wirtschaft zu­rück­gezogen. Er widmete sich dabei insbesondere dem mit seinem Bruder August aufgebauten Bankhaus A. u. L. Camphausen.

1868 zog er sich auch aus dem Wirtschaftsleben zurück und widmete sich fortan seinem großen Steckenpferd, der Astronomie. In der Nähe von Bonn besaß er sogar eine eigene Sternwarte. Mithilfe der Sternenkunde entwickelte er eine neue Methode der Ortsbestimmung, wofür ihm die Universität Bonn die Doktorwürde verlieh. Der Hobbyastronom mit wissenschaftlichem Niveau, Politiker und Unternehmer Ludolf Camp­hausen starb am 3. Dezember 1890 in Köln.         

                Manuel Ruoff


Kolonien blieben Episode
Im Gegensatz zu den westlichen Großmächten verzichtete Preußen auf den Aufbau eines weltumspannenden Imperiums

Brandenburg-Preußen ver­such­te zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, es den westlichen europäischen Großmächten gleichzutun und Kolonien zu erwerben. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings bereits nach wenigen Jahrzehnten an fehlendem Kapital und der zu schwachen maritimen Präsenz des Königreiches.

Die Entdeckungsreisen entlang der afrikanischen Küste und nach Amerika führten zu einer massiven Ausweitung des Überseehandels. Hiervon wollte auch der brandenburgische Kurfürst Fried­rich Wilhelm profitieren. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus folgender Äußerung des Landesherrn: „Seefahrt und Handlung sind die fürnehmsten Säulen eines Estats, wodurch die Unterthanen beides zu Wasser, als auch durch die Manufakturen zu Lande ihre Nahrung und Unterhalt erlangen.“ Als Vorbild diente ihm dabei besonders die kleine Republik der Niederlande, die auf genau diese Weise zu einer Wirtschaftsmacht ersten Ranges aufgestiegen war.

Allerdings konnte der Große Kurfürst seine Pläne, bei deren Erarbeitung ihm der vormalige holländische Admiral Gijsels van Lier zur Seite stand, zunächst nicht realisieren: Weder kam es 1651 zur anvisierten Gründung einer Ostasiatischen Handels-Compagnie noch gelang 1660/61 die Etablierung der Brandenburgisch-Ostindischen Compagnie im Verein mit Österreich und Spanien. Beide Vorhaben scheiterten an außenpolitischen Konstellationen, Geldmangel und dem Fehlen einer brandenburgisch-preußischen Marine.

Dann jedoch brach 1674 der Nordische oder auch Schwedisch-Brandenburgische Krieg aus, in dessen Verlauf der Große Kurfürst in den Besitz von insgesamt 28 Schiffen mit mehr als 500 Geschützen kam, die der Holländer Benjamin Raule zur Verfügung stellte. Und ebendieser ehemalige Freibeuter und nunmehrige Reeder, der unter Friedrich Wilhelm noch bis zum „General-Directeur de Marine“ avancierte, schlug dann am 2. August 1679 vor, Stützpunkte an der westafrikanischen Küste anzulegen, um von dort aus in den gewinnträchtigen transatlantischen Dreieckshandel zwischen Afrika, Amerika und Europa einzusteigen.

Daraufhin wurde eine kleine Expedition unter der Leitung von Philipp Pietersen Blonck entsandt, in deren Verlauf es im Mai 1681 gelang, einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit den Häuptlingen des Ahanta-Stammes abzuschließen. Damit verfügte Brandenburg-Preußen nun über die Möglichkeit, eine Niederlassung mit Fort unweit des Kaps der drei Spitzen (heute Ghana) anzulegen.

Kurfürst Friedrich Wilhelm reagierte hierauf am 7. März 1682 mit dem „Edict wegen Octroyierung der aufzurichtenden Handelscompagnie auf denen Küsten von Guinea“, später Brandenburgisch-Africanische Handelscompagnie genannt. Diese Gesellschaft wiederum, deren Grundkapital bei bescheidenen 50000 Talern lag, schickte dann einen Verband von zwei Schiffen nach Westafrika, der unter dem Kommando des Kammerjunkers und Majors Otto Friedrich von der Groeben stand. Dieser erneuerte am 5. Januar 1683 den Vertrag mit den Ahantas und begann anschließend mit der Errichtung der Festung Groß Friedrichsburg – übrigens unter Verwendung von mitgeführten Ziegeln aus der Brandenburger Heimat.

Weitere Stützpunkte entstanden in den Jahren danach bei Accada und Tacrama in Westafrika sowie auf dem winzigen Eiland Arguin vor der Küste Mauretaniens und auf der Karibikinsel Saint Thomas, letzterer zum Zwecke des Verkaufs der afrikanischen Sklaven in der „Neuen Welt“. Das Ganze verschlang natürlich viel Geld – Geld, das nur zum Teil durch den Handel wieder hereinkam, weil die eifersüchtigen Briten und Holländer die Nordsee blockierten und zudem auch viele Schiffe durch Kaperung verloren gingen. Deshalb scheuten die wohlhabenden Kaufleute Brandenburg-Preußens, allen voran jene aus Königsberg, das Risiko einer finanziellen Beteiligung an den kolonialen Abenteuern ihres Kurfürsten, woraufhin dieser sich über das „krämerhaft kurzsichtige“ Denken seiner Untertanen echauffierte.

Nach dem Tode von Friedrich Wilhelm versuchte dessen Sohn Friedrich III. (ab 1701 Friedrich I., König in Preußen) den winzigen Kolonialbesitz in Westafrika zu erhalten, musste dann aber trotz aller diesbezüglicher Bemühungen 1711 den Bankrott der nunmehrigen Brandenburgisch-Africanisch-Americanischen Compagnie erklären und diese auflösen.

Ihm folgte im Februar 1713 der äußerst sparsame Friedrich Wilhelm I. auf dem Thron, der Preußen als Landmacht sah und das „afrikanische Kommerzienwesen eine Chimäre“ nannte, die schnellstmöglich und endgültig zu liquidieren sei. So kam es am 18. Februar 1717 zum Verkauf sämtlicher afrikanischer Besitzungen an die Niederländisch-Westindische Compagnie für gerade einmal 6000 Dukaten beziehungsweise 16500 Reichstaler, wobei die Holländer dann noch aus Kulanz zwölf schwarze Sklaven mit goldenen Halsbändern dazugaben. Hiermit erwiesen sich die rund zwei Millionen Reichstaler, die der Vater und der Großvater des Soldatenkönigs in Afrika investiert hatten, zum größten Teil als verloren.

Dabei stand Groß Friedrichsburg bereits seit 1716 unter der faktischen Kontrolle des einheimischen Warlords und Sklavenhändlers Jan Conny alias Johannes Conrad, dessen Privatarmee den Holländern noch bis 1724 Paroli bot. Dann soll der „preußentreue Negerkönig“ unter Mitnahme der kurbrandenburgischen Flagge im Dschungel verschwunden sein.

In der darauffolgenden Zeit verzichtete Preußen auf weitere koloniale Bestrebungen – der nächste Versuch, die Herrschaft über eine Region in Übersee zu erlangen, fand erst 1861 statt, scheiterte aber schon im Ansatz. Zwar konnte man sich mit Frankreich einigen, was die Aneignung der Insel Formosa (heute Taiwan) betraf, jedoch unterblieb dieselbe wegen des kläglichen Zustandes des hierzu entsandten Schiffsverbandes. Aus den gleichen Gründen verzichtete Preußen auch auf die parallel angestrebte Einrichtung eines Marinestützpunktes an der Südspitze Lateinamerikas.

1866/67 wurden dann sogar die Angebote zweier asiatischer und afrikanischer Herrscher zurück­gewiesen, ihre Reiche unter den Schutz des preußischen Staates zu stellen – das betraf den Sultan der Sulu-Inseln zwischen Borneo und den Philippinen sowie Ahmad Ibn Fumo Bakari, der das Witu-Land an der Küste des heutigen Kenia kontrollierte. Verantwortlich hierfür war nicht zuletzt die Abneigung des preußischen Ministerpräsidenten und Außenministers Otto von Bismarck gegenüber dem Erwerb von Kolonien. Sein Desinteresse begründete er 1888 dem Afrikaforscher Eugen Wolf: „Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt hier in Europa. Hier liegt Russland, und hier liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte; das ist meine Karte von Afrika.“           

                Wolfgang Kaufmann


S. 12 Leserforum

Leserforum

Vereinte Nationen könnten das Flüchtlingsproblem lösen

Zu: Wenn man die Dritte Welt importiert (Nr. 47)

Jeder Mensch hat das Recht, in seiner Heimat ungestört von anderen Fremden in seiner Kultur zu leben. Muss er fliehen, weil in seiner Heimat plötzlich ein böses Regime tätig ist, dann hat er das Recht, von seinen Mitmenschen anderer Völker Hilfe und Schutz zu erhalten.

Hilfe für Flüchtlinge verlangt aber von den Helfern vorhandenen Verstand, vernünftige Einschätzung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Fehlt das, dann macht sich die helfende „Seite“ an den eigenen Landsleuten schuldig – und auch an den Flüchtlingen. „Willkommenskultur“, also die kritiklose Aufnahme von Flüchtlingsmassen mit der Floskel, „es wächst jetzt zusammen, was nicht zusammengehört“, zeigt ein solches Maß an Unkenntnis und Schönrederei, dass einem der Atem stockt.

Einzelne Gäste aus dem Ausland, die sich als Studenten oder Praktikanten hier auf Zeit aufhalten, können zwischen den Völkern positiv stimulierend wirken. Massen von Flüchtlingen aber, ähnlich wie wir es jetzt erleben, machen heimatlos. Die eigene Kultur zerbricht, das heimatliche Fundament geht verloren, der Mensch wird wurzellos und ist durch jeden verbrecherischen Oligarchen jedem Irrsinn zu gewinnen.

Die Flüchtlingsmassen im Land, ohnehin auch von ihrer heimatlichen Kultur getrennt, fördern das obendrein noch massiv, und schließlich endet alles in einem fürchterlichen Chaos. Die eindringenden Fremden werden schließlich nach und nach die einheimische Bevölkerung in eine einsame Ecke drängen.

Was ist nötig, um solch eine schlimme Entwicklung, wie sie historisch schon oft geschehen ist, zu verhindern?

Flüchtlinge aus einem Land, in dem gegenwärtig Terror herrscht, sollen aus beschriebenen Gründen möglichst kulturnah in entsprechenden Camps untergebracht und dort durch die Uno, in deren Kasse ja alle Mitgliedernationen Milliardenbeträge einzahlen, betreut werden. Und die Uno sollte zusammen mit den kampffähigen Flüchtlingen dafür sorgen, dass in deren Heimatland wieder Frieden herrscht und die restlichen Flüchtlinge wieder heimkehren können.

Nun ist gegenwärtig die Lage aber noch komplizierter und gefährlicher, denn die „Globalisierungsoligarchen“ mit Hauptsitz in den USA haben eine weltweite Flüchtlingswelle, die vor allem Europa gefährdet, bewusst angeheizt, wie ja mittlerweile durch hiesige Ausnahmejournalisten, die nicht der allgemeinen Lügenpresse dienen wollen, bekannt ist.

Den Völkern – insbesondere in Europa – bleibt nichts anderes übrig, als sich massenhaft mit Protest zu erheben, um dieses Unheil zu stoppen!

Martin Müller, Büdelsdorf

 

 

Moderner Sklavenhandel

Zu: CDU vor Schicksalsfrage (Nr. 46)

Wir sind keine wehrhafte Demokratie mehr. In unser Land strömen über eine Million Flüchtlinge, die man weder zählen noch in unsere abendländische Kultur integrieren kann. Schuld ist die SPD mit ihrem Gerechtigkeitsfimmel und der ausufernden Planwirtschaft. Sie hat praktisch die Kanzlerin zu der „Wir schaffen das!“-Aussage getrieben. Und jetzt ist die Bundeskanzlerin die Getriebene, und die Länder der Bundesrepublik, die Türkei und andere wollen Geld sehen.

Auf diesem Weg will man an die Kasse des Bundesfinanzministers, um die sparsame Haushaltsführung „Schwarze Null“ zu durchbrechen. Kein Wunder, dass der Finanzminister von einer „Lawine“ spricht, denn hier geht es um das Geld. Die ganze Flüchtlingsthematik gleicht einem Sklavenhandel, um den Wohlstand in Deutschland zu sichern. Das hat nichts mehr mit einem Subsidiaritätsprinzip nach christlichem Verständnis zu tun.

Die neue Gewalt des sogenannten Islamischen Staats in fast allen Ländern der Welt und jetzt in Frankreich mit 129 Toten kommt einem Dritten Weltkrieg gleich. Hier liegt die Herausforderung des Westens, diese Macht zu durchbrechen, damit Flüchtlinge wieder in ihre alte Heimat zu­rück­können. Einen anderen Weg sehe ich nicht.

Peter Teschner, Koblenz

 

 

Sie liebt doch alle

Zu: Es geht „an die Existenz“ (Nr. 44)

Ich halte es für gefährlich, Kanzlerin Merkel derart viel Entscheidungskraft und Freiraum zu geben. Schon das Volk ist einem Schuldkomplex erlegen, und es gibt wirklich Menschen, die meinen, Deutschland könne jetzt endlich beweisen, dass es nicht ausländerfeindlich ist. Dabei steht Deutschland jetzt extrem unter Kritik und wird im Ausland für eine „Hippie-Nation“ gehalten, die nicht mehr wisse, wo es langgeht.

Merkel liebt sie alle, und alle lieben Merkel. Vielleicht fühlt sie sich ja vom alten Geist des Kommunismus beseelt. Schon ihr einstiger Gedanken, das Volk einer „Verhaltenstherapie“ zu unterziehen, scheint mir einem eingeschränkten Urteilsvermögen entsprungen zu sein. Bevor das Land pleitegeht, pleite an Geld und Bevölkerungszahl, sollten alle mal ernsthaft die Möglichkeit durchdenken, ob die Kanzlerin noch bei Verstand ist.

Tonja Warnat, Hannover

 

 

Ein EU-Monster

Zu: Einladung an Terroristen (Nr. 46)

Die Druckerschwärze war wahrscheinlich kaum trocken, da passierte das, was realistisch-sachliche Medienleute schon längst prophezeit hatten: Der Kurs einer Bande von Landes-, Bundes- und Europaregierenden hat dazu geführt, dass Europa inzwischen zu einem nicht mehr kontrollierbaren Explosionsmonster geworden ist.

Dazu passen dann die Kroko­dils­tränen der Repräsentanten jenes Systems – Gauck, Merkel, Hollande –, die plötzlich „Kulturwerte“ bewahren und beschützen wollen, obwohl sie genau diese längst verraten und verkauft haben. Eigentlich wäre eine letzte, noch ehrliche Reaktion gewesen: Wir treten zurück, weil wir Europa verraten haben. Aber – im Gegenteil – sie werden uns erhalten bleiben. Armes Europa!

M. Kristen, Duderstadt

 

 

Ein Rücktritt der Kanzlerin täte dem Patienten Deutschland gut

Zu: CDU vor Schicksalsfrage (Nr. 46)

Die Bundeskanzlerin habe unser Land in „eine nicht mehr beherrschbare Situation“ geführt, sagte kürzlich ein ehemaliger Bundesminister. Dass viele das in Deutschland so empfinden, wird vielerorts deutlich.

Drei Fragen hätte ich an die Kanzlerin. Erstens: Wie soll die am Sonntag beschlossene Einrichtung sogenannter Transitzonen zur Bewältigung der Krise beitragen, wenn man sich seitens der Bundesregierung außerstande sieht, die eigene Staatsgrenze so zu sichern, dass sie nicht quasi von jedermann an jeder Stelle und zu jeder Zeit ungehindert überschritten werden kann?

Zweitens: Wie sollen deutsche Bürger Vertrauen entwickeln in eine Staatsführung, welche einer Mandatsträgerin folgt, die zwar auf das „Wohl des deutschen Volkes“ vereidigt ist, sich aber außerstande sieht, eine der Hauptaufgaben ihres Mandates, nämlich die Sicherung des Staatsgebietes, wahrzunehmen? Und die damit verhindert, dass die von der Regierung jetzt beschlossenen, an sich sinnvollen Transitzonen, von den Flüchtlingsströmen zukünftig nicht einfach „über die grüne Grenze“ umgangen werden?

Drittens, diese Fakten berück­sichtigend: Wie will die Bundesregierung den Nachzug von Familienangehörigen schon eingereister Migranten über die von ihr als „unkontrollierbar“ deklarierte Grenze organisieren oder verhindern? Besonders die Familien der vielen jungen Männer, die bislang ohne jegliches Aufnahmeverfahren ins Land gelassen wurden, oder die der vielen Illegalen, von deren Präsenz keine Behörde etwas weiß. Durch Transitzonen? Wenn ja, müsste dort irgendjemand zur Stelle sein, wo diese Menschen – zugegebenermaßen gerade völlig unerwartet – in deutsches Staatsgebiet übertreten, um sie zu empfangen und dann anschließend persönlich am Empfang der, sicherlich dezentral liegenden, Transitzonen abzugeben? Nur: Wer soll denn diese Aufgabe übernehmen − in Ermangelung derer, die eigentlich das Gewaltmonopol innehaben (ach ja: das hatten wir ja schon aufgegeben)? Vielleicht Initiativen von Bürgern, neuerdings auch als „Bürgerwehren“ bezeichnet? Oder schon in Deutschland lebende Migranten, weil diese ja am ehesten wüssten, wo genau ihr Klan die Grenze überschreitet? Oder habe ich da vielleicht etwas falsch verstanden?

Nichts für ungut, aber irgendwie fühle ich mich als deutscher Staatsbürger von den Politikern nicht so richtig ernst genommen – um es mal fein auszudrücken. Wie wir sehen: Transitzonen sind es alleine nicht. Vor allem ist es nicht die sich fortsetzende Quack­salberei eines vermeintlichen Arztes an seinem schwerkranken Patienten; mit den leider schon deutlich sichtbaren Folgen: Operation gelungen, Patient tot. Was soll hier eigentlich bezweckt werden?

Die Hauptursache für die Menschen, sich auf den Weg nach Europa zu machen, ist die auf allen internationalen Kanälen verbreitete, erklärte Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wenn man also den Strom der Migranten und den Nachzug ganzer Familienverbände wirksam eindämmen will, gibt es laut Aussage eines ehemaligen CDU-Bundesministers nur eine Konsequenz: Die Bundeskanzlerin muss sofort zurücktreten. Dieses Signal würde über alle Twitter-Kanäle sofort bis in die hintersten Winkel des Orients gesendet und verstanden werden. Dem Patienten würde es guttun.

Axel Westie, Camboriú, Brasilien

 

 

Beleidigender Satz

Zu: Alles das Gleiche (Nr. 46)

Der im Artikel zitierte Ausspruch des Direktors des Berliner „Instituts für empirische Migrations- und Integrationsforschung“, Wolfgang Kaschuba, über die deutschen Flüchtlinge von 1945 ist mehr als beleidigend für uns Ostdeutsche. Der Satz, dass die Flüchtlinge damals kulturell oft „fremd“ daherkamen zeigt, dass er in seiner Unwissenheit wohl vom Mond kommt, denn dort gibt es unsere Heimatzeitung nicht, die ihn besser hätte informieren können.

Dorothea Blankenagel, Duisburg

 

 

Merkels Selbstentzauberung

Zu: Staat in Selbstauflösung (Nr. 45)

Diesem Artikel über Möglichkeiten des Grenzschutzes ist nur eines hinzuzufügen: Die Kanzlerin! Kein Kanzler wurde vom ersten Tag seines Amts an von der Presse derart geschont, ja vorauseilend beschützt wie Angela Merkel, dass es ins Auge fällt (Ausnahme: moderat die PAZ). Die Selbstentzauberung von Merkel ist nun in vollem Gang und nicht mehr zu kaschieren.

Wurde Deutschland jemals so absolutistisch und miserabel „gedient“? Rechtsbrüche noch und noch, und jetzt diese unter Moral getarnte Rat- und Tatenlosigkeit im Asylchaos. Von Stillosigkeit ganz zu schweigen. Aber wenn man sich nicht als Regierungschefin versteht, sondern lediglich als Spitze einer menschlichen Verwaltungseinheit, ohne Identität unter den Vorgaben und Fernzielen der Globalisierungsplaner, dann sind Foto-Selfies mit der Handykamera mit Umarmung durch Unbekannte eben möglich.

Wir haben 551 Parlamentarier, aber keine sofortige „historische Rede“! Kein „Ich kann nicht anders“ mit Einspruch und gegebenenfalls Amtsniederlegung. Armes Deutschland! War der Wiederaufbau umsonst?

Angela Merkel mit ihrer „Raute“ rast mit uns in den Untergang. Das sagt eine Leserin, die selbst zweimal geflohen und mit Menschen verschiedener Nationalität anhaltend befreundet ist.

Gudrun Schlüter, Münster

 

 

Der Mut eines »Siegers«

Zu: Orbán greift Soros an (Nr. 45)

Der Mut eines Viktor Orbán lässt einen bewundern. „Viktor“ heißt der „Sieger“: nomen est omen? Was lang schon im Raum stand, (also keine Verschwörungstheorie), dass der Asylanten-Zustrom gezielt nach Europa durch US-angelsächsisches Betreiben befeuert wird, wird nun immer klarer. Um diese Flut von Asylsuchenden zu verhindern oder wenigstens einzudämmen, bedarf es einer ganzen Phalanx von Orbáns. Ich bin dabei.

Der Bericht auf der Titelseite der Preußischen Allgemeinen „Schon ganz nah dran am Dritten Reich“ gibt doch Orbán recht. Da wird ein Riedlinger Pastor kriminalisiert, weil er „asylerisch“, das heißt, nicht politisch korrekt „mainstreamerisch“ redet und predigt. Ist das gutmenschlich schon Volksverhetzung? Da wagt man nicht zu benennen, was Bundesjustizminister Maas und Konsorten in solchen Zusammenhängen so absondern, grenzt es doch an „Viertreichsymptome“.

Symptomatisch dafür ist, dass der Journalist Christoph Biro nach seinem Bericht über junge „testosterongesteuerte“ Syrer seinen Chefposten als Redakteur der österreichischen Zeitung „Krone“ verlor. In einem Artikel schrieb er, es seien Sitze in Bahnwaggons von Flüchtlingen aufgeschlitzt und draufgeschissen worden, weil vorher Christen draufsaßen. Von abartigem Benehmen in Supermärkten heißt es da weiter. Also geht’s noch?

Werner Haase, Steingaden

 

 

Horst Hanswurst

Zu: Blufft Seehofer bloß? (Nr. 45)

„Der Berg brüllte – und gebar ein Mäuschen“: So in etwa kann man das beschreiben, was da in schöner Regelmäßigkeit aus dem politischen München in die weite Welt hinaushallt. Egal zu welchem aktuellen Thema sich „unser“ Horsti äußert, die Vorgehensweise ist immer gleich: Erst schert er aus der Kolonne der restlichen Politiker-Eunuchen, die unter dem Rock von „Mutti“ eifrig und dienstbeflissen ihre Runden drehen, geräuschvoll aus, beginnt einen spektakulären Überholvorgang, bei dem seine vor Aufregung zitternden Hofschranzen große Mühe haben, den Anschluss an ihn nicht zu verlieren, und dann reiht er sich kurz vor dem selbstgesteckten Ziel doch wieder ein in den stoisch dahinschleichenden Kreis der üblichen Ja-Sager und Kopf-Nicker, und wenn er Glück hat, kommt er diesmal ohne Watschn von seiner Chefin davon. Aber die kennt ihn ja schon, ihren Bubn, streichelt ihm über den Kopf und schickt ihn wieder zu den anderen, weiter den zu Kasper spielen. Oder den Hanswurst. Wo er doch so gerne mal den Schutzmann machen würde. Und mir wird jetzt schlecht.

Reinhard Fischer, Lauf


S. 13 Das Ostpreußenblatt

Absurdes, Philosophie und Animation
Deutsche Kinowoche 2015 in Allenstein begeisterte die Zuschauer – Fortsetzung geplant

Nach dem Erfolg im Oktober 2014 veranstaltete der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren in diesem Jahr erneut eine Deutsche Kinowoche in Allenstein. Vom 10. bis 14. November hatten Zuschauer im dortigen Kino „Awangarda“, in der Woche davor aber auch in Osterode, Heilsberg, Danzig und Elbing, die Möglichkeit, mit neuen deutschen Filmen bekannt zu werden. Organisatorinnen waren die Leiterin des Verbandsbüros Joanna Black und Magdalena Drozdowicz, die Kulturassistentin des Instituts für Auslandsbeziehungen für dieses Projekt.

Unter dem Motto „De-Konstruktion“ sollten mit fünf Abendfilmen, aber auch im Begleitprogramm gezielt plakative Vorstellungen der Polen über die Deutschen und Deutschland aufs Korn genommen werden, so Joanna Black: „Das heutige deutsche Kino hat keine Angst vor schwierigen Themen. Ob ausgeschlossene Gruppen, Entfremdung im Alltag oder gesellschaftliche Minderheiten – das Spektrum ist vielfältig.“ Das sieht auch Ulrike Vogt vom Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland, das sowohl die Schirmherrschaft als auch einen großen Teil der Finanzierung der Deutschen Kinowoche übernommen hatte, ähnlich. „Deutsche Filme sind ein guter Ausgangspunkt für Diskussionen. Leider gibt es in Polen nicht sehr viele Gelegenheiten, sie zu sehen. Umso mehr freue ich mich, hier sein zu können“, sagte sie bei der Eröffnung am 10. November.

Im Film „Fack ju Göhte“, der an drei Vormittagen als Angebot für Deutsch lernende Schulklassen lief und jeweils restlos ausverkauft war, wird das deutsche Schulsystem brachial auf den Arm genommen. Der Film „Vergiss mein nicht“, der gemeinsam mit dem Städtischen Kulturzentrum im Kammersaal unter dem Allensteiner Amphitheater präsentiert wurde, stößt Diskussionen über das Problem von Alzheimer und Demenz an. Mit dem Lehrstuhl für Germanistik an der Ermländisch-Masurischen Universität, der Woiwodschaftsbibliothek und dem dort aktiven

Diskussionsklub deutscher Bücher sowie der Kulturgemeinschaft Borussia konnten weitere Partner gewonnen werden. Zwei Diskussionen im Festivalcafé „Stary Zaułek“ beleuchteten Margarethe von Trottas „Hannah Arendt“ und Detlev Bucks „Die Vermessung der Welt“ genauer. Das absurde Element des deutschen Films repräsentierte der eröffnende Film „Finsterworld“, Wim Wenders „Palermo Shooting“ schloss den Reigen der Deutschen Kinowoche.

Gerade der in Polen erstmals gezeigte Film „Im Labyrinth des Schweigens“ des Regisseurs Giulio Riccciarelli kam dem Bedarf an ernsteren Themen entgegen. Gabriela Konarzewska, die im Allensteiner Rathaus in der Abteilung für Kultur tätig ist, lobt das engagierte Kino: „Es ist interessant und wertvoll, weil es nicht nur unterhalten will. Die Filme hier durchbrechen deutsche Stereotypen und Stereotypen über Deutsche.“

Konrad Lenkiewicz, Eigentümer des „Awangarda“ und Kinofachmann, bringt den Grund für seine Kooperation so auf den Punkt: „Ich mag deutsche Filme. Sie bieten gesellschaftlich ambitionierte Fragen zum Nachdenken, drängen dem Zuschauer aber keine fertigen Lösungen auf.“ Er beobachtet einen wachsenden Hunger nach deutschem Kino, besonders unter jungen Menschen.

Ein besonderes Bonbon konnte die Deutsche Kinowoche in Allenstein am 13. November dem Publikum bieten. Bei der Kulturgemeinschaft Borussia, die dafür das Mendelsohnhaus zur Verfügung stellte, wurde der weltweit älteste noch erhaltene animierte Langfilm gezeigt. Im Jahr 1926, also schon ein Jahrzehnt vor Walt Disneys „Dornröschen“, hatte nach dreijähriger Arbeit Lotte Reinigers Werk „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ Premiere. Der in Scherenschnitt-Technik hergestellte Stummfilm, der auf Motiven der „Märchen aus 1001 Nacht“ basiert, brilliert mit filigran geschnittenen Figuren und leuchtenden Farben. Wie später Fritz Langs „Metropolis“ eignet sich der Film hervorragend zur Vorführung mit Livemusik. Das übernahm in Allenstein das Parampampam-Trio. Ergänzend dazu wurde auch noch eine Werkstatt für Animation angeboten, die von Marta Chyła geleitet wurde. Sie studiert dieses Fach an der bekannten Filmhochschule in Lodsz und arbeitet gerade an ihrem Diplomfilm. Bevor die teilnehmenden Schüler selbst zu den Stiften greifen durften und zum Teil beachtliches Talent an den Tag legten, präsentierte sie die Vielfalt der technischen Möglichkeiten.

Die Vielfalt des Angebots der Deutschen Kinowoche 2015 in Allenstein jedenfalls war beeindruckend und ruft geradezu nach einer weiteren Ausgabe der Veranstaltung im Herbst 2016. Und das ist ganz sicher auch im Sinne der begeisterten Zuschauer.

                Uwe Hahnkamp


Unterschriften für die Holzbrücke
Bürger wehren sich mit einer Petition gegen Umbau des historischen Bauwerks

In Königsberg haben Bürger Unterschriften für den Erhalt des historischen Aussehens der Holzbrücke gesammelt. Schon nach kurzer Zeit hatten 1000 Menschen die Petition unterschrieben, die sie dem russischen Kulturminister Wladimir Medinskij, dem Bevollmächtigten des Präsidenten für die Nordwestlichen Regionen der Russischen Föderation, Wladimir Bulawin, ebenso wie dem Gouverneur des Königsberger Gebiets, Nikolaj Zukanow, überreichen wollen.

Die Idee dazu kam auf, als bekannt wurde, dass die Brücke in Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft umgebaut werden soll. Beamte der Stadt stellten mehrere Varianten der Brückenerneuerung vor, wobei sie sich für eine Erweiterumng der Brücke  entschieden. Die Bauarbeiten sollen allerdings erst beginnen, wenn die beiden Auffahrten auf die Hochbrücke auf dem Solnetschnyj Bulwar fertiggestellt sind, da sie die Verkehrsanbindung der Bewohner der Lomse für die Dauer der Arbeiten an der Holzbrücke gewährleisten sollen.

In dem offenen Brief wird darauf hingewiesen, dass die Holzbrücke die älteste der erhaltenen Brücken des alten Königsbergs ist. Sie wurde 1404 erbaut und gilt heute als ein „Objekt des kulturellen Erbes von regionaler Bedeutung“. Im Gegensatz zu den übrigen Brücken sind an der Holzbrücke Elemente des ursprünglichen Schmiedeeisenzauns mit alten Wappen der Stadt erhalten. „Diese Brücke hat Jahrhunderte und Epochen überstanden, die Reformation und Napoleon, Epidemien und Kriege, Bombardierungen und den Sturm auf die Stadt … Und jetzt haben verantwortungslose Personen aus der Stadtverwaltung unerwartet die Frage nach einer grundlegenden Veränderung der Brücke aufgeworfen mit dem Verlust ihres historischen Aussehens. Dabei werden Versuche unternommen, die Gesetzgebung zum Schutz der Objekte des kulturellen Erbes der Russischen Föderation zu umgehen ... Königsberg erwartet Ihre Hilfe!“, heißt es in der Petition.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Brücke 1904. Eine frühere hölzerne Brücke befand sich etwas westlicher in der Fortführung der Holzstraße, nach der die Brücke benannt ist. Zwischen den Pfeilern der Brücke konnten Schiffe bis zu 16 Metern Breite hindurchfahren. Die Holzbrücke hat zwar den Status eines Objekts des kulturellen Erbes, sie wurde allerdings nicht als schützenswertes Objekt registriert. Zurzeit beschäftigen sich die Sachverständigen mit der Frage der Definition eines schützenswerten Objekts: Sollen dazu alle historischen Konstruktionen zählen oder nur solche, die sich in gefährdetem Zustand befinden? Es bleibt nur zu hoffen, dass die Rekonstruktion in einer Weise erfolgen wird, die das Aussehen des Bauwerks so wenig verändert wie möglich.           Jurij Tschernyschew


In hellem Glanz
Allensteiner Garnisonkirche neu beleuchtet

Am 11. November feierten die Polen ihren Unabhängigkeitstag. Am Vorabend dieses wichtigen Datums wurde ein weiteres Gebäude in der Allensteiner Altstadt erstmals in Scheinwerferlicht getaucht. Die teilweise Illumination der Garnisonkirche ist die erste Etappe der dort geplanten Beleuchtungsarbeiten. Wie der Präsident der Stadt Allenstein Piotr Grzymowicz betont, hängt die Wahl des Termins nicht nur mit der Nähe zum Feiertag, sondern auch mit dem 100. Jubiläum des Gotteshauses zusammen.

Der Grundstein für den Bau, der für die wachsenden Garnisonen der Stadt gedacht war, wurde am 4. Mai 1913 gelegt. Nach einem Entwurf von Ludwig Dihm entstand ein Bauwerk vom Charakter einer dreischiffigen gotischen Kirche, das mit zwei Türmen von 58 Metern Höhe geschmückt wird. Vor allem diese Türme wurden am 10. November im Rahmen einer Messe ab 18 Uhr zum ersten Mal angestrahlt und sollen nach dem Willen der Stadtverwaltung von Weitem sichtbar Reisenden den Weg nach Allenstein zeigen.      U. H.


MELDUNGEN

Dschihadist verurteilt

Königsberg – Ein Königsberger Gericht hat einen 25-jährigen Bewohner des nördlichen Ostpreußen wegen Aufrufs zum „Dschihad“ zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verschärfter Haft verurteilt. Der slawischstämmige Konvertit hatte auf seiner Nutzerseite eines sozialen Netzwerkes zum Krieg gegen die „Ungläubigen“ im Nordkaukasus und in Syrien aufgerufen und für Interessenten einschlägige Kontakte hergestellt.    T.W.W.

 

Störungen des Verkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7: Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle. Straße Nr. 7: Liebemühl – Os-terode, Baustelle; Zalusken [Za-łuski] – Napierken [Napierki], Baustelle. Straße Nr. 7j: Zalusken – Neidenburg [Nidzica], Baustelle. Straße Nr. 15: Bałcyny, Baustelle. Straße Nr. 16: Thyrau [Tyrowo] – Osterode, Baustelle; Osterode – Martenshöh [Marciniaki], Bau-stelle; Dłuzki – Marienhain [Rapaty], Schutzplankenerneuerung; Ba-rranowen [Baranowo], Randstreifenarbeiten. Straße Nr. 51: Allenstein – Pagelshof [Ameryka], Baustelle. Straße Nr. 53: Ortelsburg [Szczytno] – Olschinen [Olszyny], Baustelle. Straße Nr. 54: Tiedmannsdorf [Chrusciel] – Braunsberg, Baustelle. Straße Nr. 57: Dietrichswalde [Ciemna Wola] – Gallingen [Galiny], Randstreifenar-beiten; Gallingen – Wusslack [Wozławki], Baustelle; Eichtal [Debówko] – Ortelsburg [Szczytno], Baustelle. Straße Nr. 58: Alt Keykuth [Stare Kiejkuty], Baustelle.           E.G.


S. 14 Ostpreussische Familie

Lewe Landslied,              
liebe Familienfreunde,

es ist schon seltsam, welche Geschichten unsere Ostpreußische Familie oft schreibt, wenn es sich um Schicksale handelt, zu deren Klärung wir beitragen konnten, oder wenn sich Zufälle ereignen, die man kaum für möglich hält. Und auch jetzt ist etwas Unerwartetes geschehen, und wenn es auch kein großes Ereignis ist, das uns betroffen macht, so wird es doch viele Leserinnen und Leser berühren und nachdenklich stimmen, zumal die Gedenktage an die Verstorbenen noch in uns nachklingen. In diese hatte sich der Beitrag von Bernd Dauskardt aus Hollenstedt gut eingefügt, denn er berichtete über das Panzergrab im memelländischen Pleiner Torfbruch, in dem bei den Kämpfen im Herbst 1944 zwei Panzer der Fallschirmpanzerdivision HG versunken waren – zum Glück ohne Besatzung. Seine Fahrt in das unheimliche Moor mit einem klapprigen Kastenwagen, den ein litauischer Bauer lenkte, der die Tücken und Gefahren abseits der festen Wege kannte, wurde für Bernd Dauskardt zu dem bisher eindrucksvollsten Erlebnis auf seinen vielen Heimatreisen. Es ergab sich für die wenigen Stunden des Beisammenseins, in denen der deutsche Besucher die Gastfreundschaft der litauischen Bauernfamilie genießen konnte, schon eine verständnisvolle Verbindung, die auch in dem uns übersandten Bericht spürbar war.

Was nun geschah, lässt diese Geschichte noch vertiefen: Bernd Dauskardt erhielt jetzt, nur wenige Monate nach seiner Moorfahrt, von seiner memelländischen Begleiterin die Nachricht, dass der freundliche Litauer tot sei. Er sei mit seinem Kastenwagen ins Moor gefahren, und muss dort, allein in aller Stille, verstorben sein. Sein alter treuer Brauner fand den Weg von selbst nach Hause. Der Verstorbene saß zusammengesunken auf dem Bock, als der Wagen auf den Hof fuhr, er hielt noch die Zügel in der Hand. Der alte Mann hatte also sein Wissen über dieses „Panzergrab“ noch kurz vor seinem Tod weitergegeben.

Und noch ein Thema, das wir in den letzten Folgen behandelt haben, hat eine unerwartete Fortsetzung gefunden. Es handelt sich um das Gesangbuch der Ostpreußin Anna Grau aus Budweitschen, das diese zu ihrer Konfirmation im Jahr 1912 erhielt. Das Gesangbuch war irgendwann in unsere Hände gelangt, wir hatten auch schon einmal darüber berichtet und nach Verwandten geforscht, konnten aber keine Resonanz verzeichnen. Nun wollten wir es noch einmal versuchen und veröffentlichten in Folge 46 erneut diese Geschichte. Da sich wieder niemand aus der Verwandtschaft zu melden schien, wollen wir gerne den Wunsch des Ehepaars Trucewitz erfüllen, das in Stade das Patenschaftsmuseum Goldap betreut. In diesem Museum soll das Gesangbuch der damaligen Konfirmandin aus Budweitschen (Elsgrund) seinen endgültigen Platz finden.

So weit, so gut. Aber dann kam ein Brief, der wieder alles umzukrempeln schien. Schon auf den ersten Blick, denn da war groß und deutlich zu lesen, worum es dem Absender ging: Betr. Gesangbuch meiner Tante Anna Czyselski geborene Grau. Also doch Verwandtschaft! Aber warum meldete sich ihr Neffe Fritz Steinbacher aus Plüdershausen erst jetzt, obgleich er ein langjähriger Abonnent und intensiver Leser der PAZ ist? Schon die ersten Zeilen seiner E-Mail brachten die Erklärung;

„Als heute die PAZ eintraf, schaute ich sie wie üblich gleich durch und las einige Artikel. Nachmittags nahm ich sie erneut zur Hand und sah die Geburtstagsnamen der Reihe nach durch – wohl wissend, dass ich da niemand Bekanntes antreffe. Dabei streifte mein Blick auch die ,Ostpreußische Familie‘, wo mir plötzlich der Ortsname Budweitschen ins Auge fiel. Das elektrisierte mich, und ich las weiter und nach einigen Sätzen wusste ich: das war meine Tante Anna, die ältere Schwester meiner Mutter, um die es da ging. Gleich suchte ich in meinen vorhandenen Unterlagen, und es stand zweifelsfrei fest: dass dem so ist. Schlagartig kamen alle Erinnerungen an Tante Anna hoch, und ich suchte in meinen Aufzeichnungen, was ich über sie notiert hatte. Obwohl schon lange tot, stand sie plötzlich vor mir. Am 14. November 1984 haben wir sie in Rotenburg/Fulda zur letzten Ruhe begleitet. Und 31 Jahre später wird da jemand gesucht, der an ihrem Gesangbuch interessiert ist!“

Ja, und wie man sieht: Es ist nie zu spät. Wem sie es vier Jahre vor ihrem Tod überlassen hatte, ist nicht so wichtig, auch nicht, wann und wie es zur Ostpreußischen Familie kam. Als ich es jetzt in meiner „Asservatenkammer“ entdeckte, stand für mich fest, dass dieses inzwischen über 100 Jahre alte ostpreußische Gesangbuch doch noch in die richtigen Hände kommen musste. Das kann durchaus ein Museum sein, wo es als Relikt ostpreußischer Vergangenheit auch eine dokumentarische Aufgabe hat, denn es erzählt von dem schweren Schicksal einer Vertriebenen, das sich schon in der Widmung von Anna Czyselski geborene Grau abzeichnet, der sie hinzufügt: „Dieses Buch ist schon mehrere Male vergraben gewesen“. Herr Steinbacher berichtet nun über ihr Schicksal:

„Sie ist erst 1956 aus Ostpreußen heraus gekommen, denn sie musste sich wegen ihres Namens als Polin erklären lassen. Um diese Erklärung zu erpressen, wurde sie in einen Keller eingesperrt, der knöchelhoch unter Wasser gesetzt wurde. So hat meine Tante mir einmal erzählt. Mit Sicherheit hat sie aus irgendwelchen Gründen ihr Gesangbuch selber vergraben, dann wieder ausgegraben und bei der Ausreise mitgenommen.“

Tante Anna versuchte als gläubige Christin zu leben, fand aber für ihre Frömmigkeit in der eigenen Familie keine Resonanz. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass sie das Buch wohl einem Kirchenkreis der Landsmannschaft überließ, von dem es dann zu uns gelangte. Und wie wird man nun verbleiben? Die Goldaper dürfen beruhigt sein, das Gesangbuch kommt nach Stade. Herr Steinbacher hat schon ausgiebig mit Frau Trucewitz telefoniert. Sie soll das Buch für ihr Heimatmuseum übernehmen, und wenn er das nächste Mal in Norddeutschland ist – Schwaben liegt ja nicht gerade vor der Haustüre von Stade – will er sich das Patenschaftsmuseum Goldap einmal ansehen und das Gesangbuch seiner Tante Anna in Händen halten.

Das war zu erwarten: Die Frage, die Frau Gertrud Gotthard aus Hamburg nach dem Schicksal der Ostpreußin Ursula Trautmann stellte, hat viele Leserinnen und Leser bewegt, sodass das Echo auf unsere Veröffentlichung in Folge 45 sehr lebhaft war. Frau Gotthard wollte wissen, was aus der mutigen Seniorin geworden ist, die als 67-Jährige ihrem gesicherten Altersdomizil im Hunsrück den Rücken kehrte und in die Heimat ging, um dort als Landwirtin den ihr von Kindheit an vertrauten Annenhof [Rybkino] im Königsberger Gebiet wieder aufzubauen. Die dann verzweifelt gegen die Windmühlenflügel von Korruption und Betrug kämpfte und nach acht Jahren das Handtuch werfen musste. Ursula Trautmann kehrte mit ihrem Mann, der ihr die ganzen Jahre hilfreich zur Seite gestanden hatte, nach Westdeutschland zurück, enttäuscht und um eine Illusion ärmer. Und wie verlief ihr Leben dann? „Die große Ostpreußische Familie kann mir sicher helfen, die Frage zu klären“, glaubte Frau Gotthard – und sie hatte Recht.

Kaum hatte sie die PAZ-Ausgabe in den Händen, ging auch schon das Telefon. Es war eine ehemalige Schulfreundin von Ursula Trautmann, die ihr die gewünschten Informationen geben konnte.

Sie hatte zwei Söhne, der eine war auch Landwirt und sollte den Bauernhof in Ostpreußen später mal übernehmen. Leider wurde er durch einen Blitzschlag getötet. Ob dies in Ostpreußen geschah, ist nicht bekannt. Im Jahre 2004 kehrte Frau Trautmann aus ihrer Heimat wieder nach Westdeutschland zurück, hat ihren 80. Geburtstag noch gefeiert und ist dann bald darauf 2008 verstorben. Diese mutige Ostpreußin hätte es verdient gehabt, mehr Glück bei der Erfüllung ihres späten Lebenstraumes zu haben. Ursula Trautmann war immer eine tatkräftige Frau, hat über ein Jahrzehnt lang soziale Dienste geleistet. Leider hat Frau Gotthard die Telefonnummer der Schulfreundin falsch aufgeschrieben, so kann sie die Dame nicht erreichen, sie bittet daher um einen erneuten Anruf.

Wo liegt der Annenhof? Auch diese Frage wurde gestellt. Frau Gotthard glaubt, ihn gefunden zu haben: von Labiau an der Küste entlang unterhalb des Ortes Kampken. Mein „Geographisches Ortsregister“ hat diese Angaben bestätigt: elf Kilometer westlich von Labiau, 2,5 Kilometer südlich vom Kurischen Haff. Dort wurde Frau Trautmann öfters von Landsleuten besucht. So auch von einem Herrn aus Osnabrück, der Frau Gotthard berichtete, dass die tüchtige Frau viele Schwierigkeiten mit den Russen durch deren Arbeitsweise gehabt habe. Auch Frau Hannelore Streich aus Hambühren war auf dem Annenhof, und sie sandte uns über diesen Besuch einen kleinen Bericht: „In meiner Heimatgruppe Germau Kreis Fischhausen wurde Frau Trautmanns Umsiedlung in die alte Heimat mit den vielen Tieren zum Gesprächsstoff. So viel Mut zum Risiko wurde ungläubig bestaunt. Bei einem meiner vielen Besuche suchte ich mit meinem Gastgeber Eugen den Hof der Trautmanns auf. Leider trafen wir nur den Ehemann an, der einen Traktor reparierte. Frau Trautmann kam uns später entgegen, sie war auf der Rückkehr aus Königsberg, wo sie Behördengänge erledigt hatte. Vielleicht war der Zeitpunkt dieses Unternehmens damals zu früh. Inzwischen denken viele Leute versöhnlicher, denn es gibt schon einige Landpächter, die dort Getreide anbauen. Ein Beispiel ist die Firma Hipp in Heiligenbeil.“

Während ich diese Zeilen schreibe, fällt draußen der erste Schnee und stimmt uns auf die Adventszeit ein, die hoffentlich eine friedliche wird. Ich wünsche der Ostpreußischen Familie und ihrem Freundeskreis ruhige besinnliche Stunden und einen für uns alle erfreulichen Gedankenaustausch.

Eure Ruth Geede


Ein erster Blick zurück
Seit 2014 ist die Kattowitzer Gemeinschaft »Versöhnung und Zukunft« wieder im Schoße des Dachverbandes VdG

Dietmar Brehmer, erster Nachwendechef der Deutschen Minderheit in der Republik Polen, ist seit verangenem Jahr wieder mit seiner Kattowitzer Gemeinschaft „Versöhnung und Zukunft“ im Schoße des Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). Da ist es an der Zeit für einen ersten Blick zurück.

Zum einen wollte der aktuelle VdG-Vorsitzende Bernard Gaida manche verstreute Gruppe im Lande anbinden und die Deutschen zu einer starken Gemeinschaft werden lassen, zum anderen hat wohl auch das Auswärtige Amt an dieser Flurbereinigung Anteil. Mit Zersplitterung arbeitet letztlich keine Verwaltung gerne zusammen. Doch so ganz passt das alles noch nicht zueinander.

„Keine Religion ist höher als die Wahrheit“, steht an der Tür zum Dienstzimmer von Dietmar Brehmer bei „Versöhnung und Zukunft“. Das ist vielleicht überraschend bei einem Mann, der einst zum engsten Mit­ar­bei­ter­stab von Kardinal Stefan Wyszynski gehörte und seit der Nachwendezeit mit einer umfassenden karitativen Arbeit so gar nicht frömmelnd über das Christentum spricht.

Punkt 16 Uhr. Mehrere Dutzend Obdachlose warten vor der vor allem karitativ tätigen „Versöhnung und Zukunft“ auf eine warme Mahlzeit. Brehmer begrüßt sie alle per Handschlag und weist doch einen ab. „Ich muss doch prüfen, wer alkoholisiert Einlass sucht.“ Brehmer war vor Gründung des VdG quasi der Präsident der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen. Bei der Senatswahl 1991 holte er fast 130000 Stimmen, ein Ergebnis, das bis heute kein Oppelner Deutscher erreicht hat. Da muss es schmerzen, dass er quasi als Bittsteller um Aufnahme in den VdG ersuchen musste.

Zusammen mit Henryk Kroll, Friedrich Schikora, Georg Brylka und Karl Nossol bildete er 1991 den Zentralrat der Deutschen in Polen und war ihr Generalsekretär. Brehmer sagt: „Wissen Sie, wir hatten sehr gute Gespräche mit Außenminister Genscher. Ich war jung, unabhängig und euphorisch. Die erste unabhängige Regierung Polens hatte Forderungen von uns akzeptiert, um die heute wieder gestritten wird. Und während der Gespräche erfahre ich dann auf einmal von Hartmut Koschyk, damals vom Bund der Vertriebenen, dass ich ‚raus‘ sei. Keine Wahl, kein offenes Wort mit den Zentralratskollegen. Ich denke, die Vertriebenen wollten damals jemanden, der nicht unabhängig ist und ihre Arbeit erledigt. Einige Tage später kam Georg Brylka zu mir ins Büro und bat mich, ihm den Stempel auszuhändigen. Das war auch schon die gesamte Geschichte des Zentralrats. Damit hadere ich nicht, eher dass man dann an einer umgekehrten Legendenbildung vom Buhmann Brehmer gestrickt hat. Was ich aber heute nicht begreife: Ich kam nun als gewöhnlicher Vertreter eines Mitgliedsverbandes zur VdG-Jahresversammlung, erhoffe mir etwas Geld für Kulturprojekte, während in Oppeln alle Institutionen finanziell versorgt werden, und muss mir dann den erniedrigenden Satz anhören, ohne dass ich überhaupt etwas erläutern konnte: ,Herr Brehmer, ihre Suppenküche finanzieren wir aber nicht.‘“

Brehmers moralisierendes Wesen kommt nicht bei jedem an. Im ländlichen Oberschlesien findet er kaum Verständnis. „Dabei ist doch Kattowitz das Zentrum der deutschen Kultur Oberschlesiens gewesen“, betont er. Bei der genannten Versammlung schaltete sich Brehmer auch in die Dis­kussion um ein eigenes wissenschaftliches Institut der Deutschen ein. „Als Versöhnung und Zukunft haben wir ein beeindruckendes Archiv. Suchende werden vom Kattowitzer Staatsarchiv sogar auf uns verwiesen, weil wir 21 Meter laufende Karteikarten aus den Straflagern für Deutsche in Polen verwalten“, sagt er. Doch die in Oppeln gestrickten Konzepte lagen schon bereit – ohne, dass Brehmers Expertise dabei von Interesse schien.

Er berichtet von dem Niederländer Erik van Calsteren, der nach der Wende Kontakt nach Kattowitz knüpfte. Van Calsterens Ergebnisse gehören heute zum Archiv von „Versöhnung und Zukunft“. Die Eltern betrieben ein Kolonialwarengeschäft in Gleiwitz. Als 14-Jähriger kam Erik in die 1945 von Polen nun weiter betriebene „HJ-Baracke“ des Lagers Zgoda (Eintrachthütte) – genannt: „Baracke des Todes“. Eriks Glück war, dass der berüchtigte Lagerkommandant Salomon Morel oft zu einer Wahrsagerin ging – Eriks Tante. Er bekam einen Termin bei Morel, der ihm erklärte, er sei Deutscher weil er blonde Haare habe. Doch der Tante war es gelungen, Erik seinen niederländischen Pass zuzuspielen. Brehmer sagt enttäuscht: „Ja, wollen die auf solche Unterlagen verzichten, vermutlich kennen sie das alles nicht.“

„Versöhnung und Zukunft“ stärker in den VdG einzubinden hieße aber, Reste eines intellektuellen deutschen Bürgertums zu integrieren, die im VdG stets heimatlos waren.               

                Till Scholtz-Knobloch


S. 15 Glückwünsche

Wir gratulieren

ZUM 103. GEBURTSTAG

von Janson, Annemarie, geb. Gruber, aus Goldbach, Kreis Wehlau, am 28. November

Wohlgemuth, Gertrud, geb. Kopp, aus Wehlau, am 1. Dezember

ZUM 97. GEBURTSTAG

Kaehler, Gerda, aus Gundau, Kreis Wehlau, am 1. Dezember

Klein, Fritz, aus Friedlau, Kreis Elchniederung, am 28. November

Oswald, Elli, geb. Jortzik, aus Neuendorf, Kreis Treuburg, am 3. Dezember

ZUM 96. GEBURTSTAG

Gleich, Bruno, aus Rautenburg, Kreis Elchniederung, am 29. November

Guse, Lisbeth, geb. Bromberg, aus Bartkengut, Kreis Neidenburg, am 4. Dezember

Patz, Herbert, aus Langenwalde, Kreis Ortelsburg, am 4. Dezember

Wronski, Hildegard, geb. Czichy, aus Steinhof, Kreis Sensburg, am 28. November

ZUM 95. GEBURTSTAG

Kanzler, Frieda, geb. Kuschmierz, aus Puppen, Kreis Ortelsburg, am 4. Dezember

ZUM 94. GEBURTSTAG

Bielski, Otto, aus Wallenrode, Kreis Treuburg, am 3. Dezember

Bucys, Marta, aus Ebenrode, am 30. November

Dittrich, Charlotte, geb. Soboll, aus Eichensee, Kreis Lyck, am 3. Dezember

Gantz, Irmgard, geb. Drummer, aus Prostken, Kreis Lyck, am 2. Dezember

Koch, Käte, geb. Schoeneck, aus Lissau, Kreis Lyck, am 2. Dezember

Konopka, Irmgard, geb. Priebe, aus Osterode, am 29. November

Riesner, Theresia, aus Neidenburg, am 1. Dezember

Weidmann, Edith, geb. Ganz, aus Treuburg, am 3. Dezember

ZUM 93. GEBURTSTAG

Behrend, Karl Heinz, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 4. Dezember

Fauken, Hedwig, geb. Wengoborski, aus Lyck, Lycker Garten 12, am 2. Dezember

Flach, Gertrud, geb. Hill, aus Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 4. Dezember

Klemm, Gerda, geb. Britt, aus Finkenschlucht, Kreis Ebenrode, am 3. Dezember

Pohl, Hilda, geb. Petz, aus Kobilinnen, Kreis Lyck, am 30. November

Preuß, Brigitte, geb. Piotrowski, aus Allenburg, Kreis Wehlau, am 1. Dezember

Stankewitz, Lieselotte, geb. Royla, aus Kielen, Kreis Lyck, am 29. November

Storch, Irmgard, geb. Wietreck, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 30. November

ZUM 92. GEBURTSTAG

Dangeleit, Otto, aus Elbings Kolonie, Kreis Elchniederung, am 28. November

Jogschies, Elli, geb. Jacksteit, aus Wittken, Kreis Elchniederung, am 4. Dezember

Kluck, Ewald, aus Stobingen, Kreis Wehlau, am 4. Dezember

Mirbach, Gerda, geb. Preugschat, aus Groß Degesen, Kreis Ebenrode, am 2. Dezember

Peinert, Hedi, aus Augam, Kreis Preußisch Eylau, am 29. November

Schönicke, Käte, geb. Westphal, aus Deschen, Kreis Elchniederung, am 30. November

Spelge, Vera, geb. Lindemann, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, am 1. Dezember

Weber, Hilde, aus Groß Trakehnen, Kreis Ebenrode, am 2. Dezember

ZUM 91. GEBURTSTAG

Auhage, Lieselotte, geb. Ludwig, aus Willenheim, Kreis Lyck, am 29. November

Buhn, Edith, geb. Zachau, aus Schwentainen, Kreis Treuburg, am 28. November

Burba, Luise, geb. Teschke, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 30. November

Holz, Christel, geb. Janz, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 3. Dezember

Kalinowski, Gerda, geb. Kozik, aus Prostken, Kreis Lyck, am 28. November

Krah, Herta, geb. Petzke, aus Friedrichsdorf, Kreis Wehlau, am 28. November

Lehmann, Waltraut, geb. Voigt, aus Alt Sellen, Kreis Elchniederung, am 28. November

Mikasch, Gertrud, geb. Breslein, aus Ebenrode, am 28. November

Rehberg, Christa, geb. Kenneweg, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 29. November

Schulz, Gerda, aus Neumalken, Kreis Lyck, am 29. November

Seitz, Else, geb. Szech, aus Milussen, Kreis Lyck, am 28. November

Thiele, Irmgard, geb. Gutowski, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 4. Dezember

Topka, Heinz, aus Altkirchen, Kreis Ortelsburg, am 4. Dezember

Wittkowski, Charlotte, geb. Fey, aus Wehlau, am 4. Dezember

Zink, Hildegard, geb. Mattern, aus Friedrichsdorf, Kreis Wehlau, am 2. Dezember

ZUM 90. GEBURTSTAG

Albrecht, Ella, aus Lyck, am 30. November

Battefeld, Grete, geb. Ficht, aus Groß Schöndamerau, Kreis Ortelsburg, am 29. November

Boy, Siegfried, aus Klein Jerutten, Kreis Ortelsburg, am 2. Dezember

Hauffe, Brunhilde, geb. Nickoleit, aus Datzken, Kreis Ebenrode, am 2. Dezember

Jansen, Martha, geb. Frontzek, aus Wiesenhöhe, Kreis Treuburg, am 3. Dezember

Jellonnek, Eberhard, aus Pillau, Kreis Samland, am 30. November

Kallweit, Eva, geb. Stadie, aus Nickelsdorf, Kreis Wehlau, am 30. November

Klemz, Gerda, geb. Findeisen, aus Fischhausen, Kreis Samland, und Treuburg, am 3. Dezember

Konrad, Franz, aus Liebnicken, Kreis Preußisch Eylau, am 30. November

Kowalewski, Helmut, aus Lyck, am 28. November

Maeding, Edith, geb. Thiel, aus Mühlmeistern, Kreis Elchniederung, am 28. November

Maschlinski, Erich, aus Bobern, Kreis Lyck, am 3. Dezember

Meyer, Dr. Günter, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 30. November

Mikoleit, Hildegard, geb. Sadlowski, aus Liebenberg, Kreis Ortelsburg, am 28. November

Pabst, Berta, geb. Dragun, aus Maldanen, Kreis Ortelsburg, am 3. Dezember

Redepenning, Erna, geb. Braunsberg, aus Ebenfelde, Kreis Lyck, am 28. November

Reichert, Helmut, aus Lank, Kreis Heiligenbeil, am 1. Dezember

Reichow, Elly, geb. Bendul, aus Schuttschen, Kreis Neidenburg, am 29. November

Schäfer, Gertrud, geb. Krause, aus Maxhof, Kreis Lötzen, am 1. Dezember

Schade, Margarete, geb. Kinsky, aus Göritten, Kreis Ebenrode, am 2. Dezember

Schliwinski, Heinrich, aus Mulden, Kreis Lyck, am 3. Dezember

Schneider, Hildegard, geb. Weiß, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 3. Dezember

Skotzek, Lotte Erna, geb Leiding, aus Moithienen, Kreis Ortelsburg, am 30. November

Teschner, Erich, aus Rogonnen, Kreis Treuburg, am 4. Dezember

Vieten, Ruth, geb. Liedtke, aus Prostken, Kreis Lyck, am 1. Dezember

Wedemann, Arno, aus Goldschmiede, Kreis Samland, am 2. Dezember

Weigl, Hanna, geb. Labeit, aus Herdenau, Kreis Elchniederung, am 4. Dezember

ZUM 85. GEBURTSTAG

Benecke, Elisabeth, geb. Schrade, aus Grünwiese, Kreis Heiligenbeil, am 4. Dezember

Dell Osso, Ursula, geb. Reipa, aus Rodental, Kreis Lötzen, am 28. November

Frydrycy, Gertrud, aus Fließdorf, Kreis Lyck, am 1. Dezember

Genzik, Renate, geb. Rudzio, aus Garbassen, Kreis Treuburg, am 28. November

Glitza, Erich, aus Magdalenz, Kreis Neidenburg, am 2. Dezember

Grodzycki, Margarete, geb. Schlichtenberg, aus Eydtkau, Kreis Ebenrode, am 29. November

Heese, Lilly, geb. Nolda, aus Wehlau, am 30. November

Hochfeld, Fritz, aus Eichen, Kreis Wehlau, am 2. Dezember

Irzik, Dr. med. Kurt, aus Ortelsburg, am 1. Dezember

Jakobeit, Siegfried, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 4. Dezember

Kairies, Gerhard, aus Altdümpelkrug, Kreis Elchniederung, am 29. November

Katzmarzik, Johanna, aus Windau, Kreis Neidenburg, am 28. November

Klein, Werner, aus Watzum, Kreis Samland, am 3. Dezember

Kohse, Helmut, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 3. Dezember

Lasarzewski, Helmut, aus Langenhöh, Kreis Lyck, am 4. Dezember

Leitner, Günter, aus Dreimühlen, Kreis Lyck, am 2. Dezember

Malliaris, Margot, geb. Koprek, aus Liebenberg, Kreis Ortelsburg, am 3. Dezember

Marhenke, Helene, geb. Drott, aus Borschimmen, Kreis Lyck, am 29. November

Monselewski, Otto, aus Bun-hausen, Kreis Lyck, am 1. Dezember

Piesczek, Egon, aus Neidenburg, am 3. Dezember

Rode, Edelgard, geb. Schemeit, aus Elbings Kolonie, Kreis Elchniederung, am 28. November

Schöneburg, Wolfgang, aus Paterswalde, Kreis Wehlau, am 4. Dezember

Schönteich, Kurt, aus Gerswalde, Kreis Mohrungen, am 29. November

Sembritzki, Ulrich, aus Bunhausen, Kreis Lyck, am 4. Dezember

Stelter, Magda, geb. Hollfoth, aus Wolittnick, Kreis Heiligenbeil, am 29. November

Suchan, Ursula, geb. Schulz, aus Kornau, Kreis Ortelsburg, am 4. Dezember

Weier, Inge, geb. Sczepan, aus Ittau, Kreis Neidenburg, am 1. Dezember

Weil, Christel, geb. Baumgardt, aus Kastaunen, Kreis Elchniederung, am 1. Dezember

Wysotzki, Heinz, aus Reuß, Kreis Treuburg, am 4. Dezember

Zwillus, Rosi, geb. Hocheder, aus Groß Engelau, Kreis Wehlau, am 30. November

ZUM 80. GEBURTSTAG

Barkus, Hiltrud, geb. Arndt, aus Groß Trakehnen, Kreis Ebenrode, am 4. Dezember

Baumeister, Gerhard, aus Nöttnicken, Kreis Samland, am 28. November

Domnick, Konrad, aus Poppendorf, Kreis Wehlau, am 29. November

Gärtner, Heinz, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, am 2. Dezember

Gadomski, Irmgard, geb. Reinhold, aus Mensguth, Kreis Ortelsburg, am 29. November

Hutfleß, Adelheid, geb. Volkmann, aus Rossen, Kreis Heiligenbeil, am 2. Dezember

Janzick, Georg, aus Lyck, am 1. Dezember

Kerstan, Emma, geb. Zientarra, aus Kornau, Kreis Ortelsburg, am 1. Dezember

Klever, Elisabeth, geb. Siebler, aus Landsberg, Kreis Preußisch Eylau, am 03. Dezember

Kochanski, Ruth und Brigitte, geb. Krug, aus Wolfsee, Kreis Lötzen, am 30. November

Piaszinski, Erwin, am 1. Dezember

Plexnies, Werner, aus Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 2. Dezember

Rautenberg, Benno, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, am 4. Dezember

Rautenberg, Bruno, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, am 4. Dezember

Salenga, Horst, aus Neidenburg, am 29. November

Schmitter, Inge, geb. Onischke, aus Wehlau, am 4. Dezember

Sprengel, Klaus, aus Parnehnen, Kreis Wehlau, am 2. Dezember

Voigt, Irmgard, geb. Danisch, aus Stradaunen, Kreis Lyck, am 28. November

Wichgers, Hannelore, geb. Nass, aus Tawellenbruch, Kreis Elchniederung, am 2. Dezember

Ziebart, Adelheid, geb. Borowy, aus Schuchten, Kreis Treuburg, am 2. Dezember

ZUM 75. GEBURTSTAG

Baltrusch, Erhard, aus Kernhall, Kreis Tilsit-Ragnit, am 30. November

Bednarzik, Manfred, aus Bärengrund, Kreis Treuburg, am 1. Dezember

Behrens, Helga, geb. Mierwald, aus Kleeburg, Kreis Elchniederung, am 1. Dezember

Endruweit, Lothar, aus Tannenhöhe, Kreis Elchniederung, am 30. November

Furkert, Erika, geb. Kaiser, aus Kreuzingen, Kreis Elchniederung, am 30. November

Kaselowski, Christel, geb. Leyk, aus Mensguth, Kreis Ortelsburg, am 2. Dezember

Kassel, Volker, am 28. November

Kastaun, Kurt, aus Brandenburg, Kreis Elchniederung, am 3. Dezember

Koziollek, Ute, geb. Samorsky, aus Klein Jerutten, Kreis Ortelsburg, am 1. Dezember

Lankeit, Edwin, aus Deutscheck, Kreis Treuburg, am 3. Dezember

Manecke, Krimhilde, aus Löffkeshof, Kreis Tilsit-Ragnit, am 30. November

Schwarzer, Jutta, geb. Schwandt, aus Tutschen, Kreis Ebenrode, am 29. November


Deutscher Orden
Jörg Arnold hält Vortrag in Lüneburg

Vor 40 Jahren wurde die Stiftung Nordostdeutsches Kulturwerk in Lüneburg gegründet. Mit einer öffentlichen Vortragsveranstaltung im Stadtarchiv soll dieses Jubiläum nun gewürdigt werden. Über „Die Bedeutung des Deutschen Ordens für die Entwicklung des Ostseeraumes“ wird der Bonner Historiker Udo Arnold am Donnerstag, den 10. Dezember, im Lüneburger Stadtarchiv sprechen.

Arnold, 1940 in Nordböhmen geboren, ist Präsident der Internationalen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens. Er war viele Jahre Vorsitzender der Historisch-landeskundlichen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung.

Der Vortrag im Stadtarchiv, Wallstraße 4, beginnt um 17 Uhr. Weitere Informationen unter Telefon (0251) 1623111.


S. 16 Heimatarbeit

Aus den Heimatkreisen

HEILIGENBEIL

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke, Im Bökel 76, 42369 Wuppertal, Tel.: (0202) 46 16 13. E-Mail: ruhnke@kreis-gemeinschaft-heiligenbeil.de. Stellvertreter: Christian Perbandt, Im Stegfeld 1, 31275 Lehrte, Tel.: (05132) 57052.

E-Mail: perbandt@kreisge­meinschaft-heiligenbeil.de. 2. stellvertretender Kreisvertreter: Bernd Schmidt, Heideweg 24, 25578 Dägeling, Telefon (04821) 8 42 24.  E-Mail: Schmidt.ploessen@gmx.de. 2. Schriftleiterin: Brunhilde Schulz, Zum Rothenstein 22, 58540 Meinerzhagen, Tel.: (02354) 4408, E-Mail: brschulz@dokom.net. Internet: www. kreisgemeinschaft-heiligenbeil.de

„Keine Zeit für Trauer – Keine Zeit für Tränen …“: Diese außergewöhnliche Dokumentation mit einem Umfang von 288 Seiten ist ein weiterer Meilenstein im stetigen Kampf gegen das Vergessen. Es kommen hier Zeitzeugen zu Wort, die über beinahe unglaubliche Dinge berichten, die sich während der Flucht und Vertreibung zugetragen haben und über die viele bisher kaum oder gar nicht sprechen konnten. Sie haben hier versucht, auf diese Art und Weise ihre teilweise traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil sieht es als überaus wichtig an, dass diese Erlebnisse in einer Dokumentation an folgende Generationen weitergegeben werden, damit sich so etwas Furchtbares niemals wiederholt. Der Verkaufspreis für das Buch beträgt 19,80 Euro zuzüglich Porto und Verpackung. Buchbestellungen sind zu richten an: Kreisgemeinschaft Heiligenbeil e. V., Bernd Schmidt, Heideweg 24, 25578 Dägeling, Telefon (04821) 84224, E-Mail: Schmidt.ploessen@gmx.de

 

LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten, Telefon (02163) 898313. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665. Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Die Kreisgemeinschaft Lyck veranstaltet im nächsten Jahr ein Seminar in Göttingen. Um ,,Die christlichen Konfessionen und ihre Gotteshäuser im Kreis Lyck“ soll es vom Freitag, 8., bis Sonntag, 10. April, im Göttinger Hotel Rennschuh, Kasseler Landstraße 93, gehen. Hier das Programm:

Freitag, 8. April

18.30 Uhr: Gemeinsames Abendessen

20 Uhr: Begrüßung durch die Kreisvertreterin Bärbel Wiesensee, Einführung in das Seminar, Vorstellen der Referenten       

20.15 Uhr: „Vom Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum“ – Vortrag von Pastor Fryderyk Tegler

Samstag, 9. April

9 Uhr: „1525 bis 1945  – die 420 jährige Geschichte der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde zu Lyck“ – Vortrag von Pastor Tegler

10 Uhr: „Der Kirchenkreis Lyck mit seinen zwölf Kirchspielen“ – Vortrag von Gerd Bandilla

11 Uhr: Kaffeepause

11.15 Uhr: „Die evangelischen Christen nach 1945 in Lyck“ – Vortrag von Günter Donder

12.30 Uhr: Mittagessen

14.30 Uhr: „Die katholischen Christen in Lyck“ – Vortrag von Pater Eduard Prawdzik

15.30 Uhr: Kaffeepause

15.45 Uhr: „Die Baptisten – Gemeinde in Lyck“ – Vortrag von Inge Endert

18 Uhr: Abendessen

19.30 Uhr: Treffen der Mittleren Generation

Sonntag, 10. April

9 Uhr: „Die neuapostolische Gemeinde“ – Vortrag von Siegbert-Ernst

10 Uhr: „Die Christliche Gemeinschaft Gromadki“ – Vortrag von Dirk Meiburg

11 Uhr: Abschlussgespräch. Das Schlusswort hält Heidi Mader

12 Uhr: Mittagessen

Danach Heimreise

Weitere Informationen finden Sie im Internet bei www.kreis-lyck.de. Dort „Aktuelles“ anklicken. Anmeldungen bis zum 28. Februar per email oder Brief bei heidi-mader@gmx.de oder Heidi Mader, Richard-Taylor-Straße 6, 28777 Bremen.

 

PREUSSISCH EYLAU

Kreisvertreterin: Evelyn v. Borries, Tucherweg 80, 40724 Hilden, Telefon (02103) 64759, Fax: (02103) 23068, E-Mail: evborries@gmx.net. Kartei, Buchversand und Preußisch Eylauer-Heimatmuseum im Kreishaus Verden/Aller Lindhooper Straße 67, 27283 Verden/Aller, Telefon (04231) 15589, Bürozeiten: dienstags von 13 bis 15 Uhr, E-Mail: preussisch-eylau@landkreis-verden.de, Internet: www.preussisch-eylau.de.

Wer möchte bei der Archivierung helfen? Die Kreisgemeinschaft sucht dringend einen ehrenamtlichen Helfer für die Einarbeitung der Schriftstücke und anderen Archivalien, die in den letzten Jahren zum bisherigen Bestand des Kreisarchivs hinzugekommen sind. Das Archiv ist im Rahmen eines Computerprogramms in digitalisierter Form erstellt. Die Arbeit erfordert einen PC mit dem Betriebssystem von (mindestens) Windows 7. Der ideale Arbeitsplatz befindet sich in unserem Dienstzimmer in der Landkreisverwaltung Verden, wo ein solches Gerät steht. Die Tätigkeit ist jedoch auch an jedem anderen Ort mit entsprechender Ausrüstung denkbar. Für die notwendige Anleitung wird gesorgt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Die Tätigkeit ist – nach Einarbeitung – technisch einfach und bietet andererseits interessante Einblicke in die Geschichte und Landeskunde Ostpreußens. Interessenten-Meldungen oder Rück-fragen bitte an Christine Bilke-Krause, Telefon (0172) 62 66 398, E-Mail: C.bilke-krause@gmx.net. 

 

TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz. Geschäftsführer: Manfred Urbschat, E-Mail: info@tilsit-stadt.de.

Mit dem Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen wurde Angelika Spiljova, Direktorin des Stadtgeschichtlichen Museums in Tilsit geehrt. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinschaft Tilsit hat sie das Museum zu einem Ort der Erinnerung an die „Stadt ohne Gleichen“ und an deren Bürger entwickelt. Mit zahlreichen Ausstellungen präsentiert sie das künstlerische und literarische Schaffen von Persönlichkeiten, die in Tilsit geboren sind und die diese Stadt hervorgebracht hat. Ausstellungen mit Lithografien des Multitalents Armin Mueller-Stahl, mit Bildern von Gerhard Spilgies, mit Skulpturen des Bildhauers Sebastian Holzner, über Leben und Schaffen des Schriftstellers Johannes Bobrowski fanden ein sehr neugieriges Interesse und großen Anklang. Mit der Aufführung alter Filme wie „Die Reise nach Tilsit“ bei den jährlichen Museumsnächten wird das einstige Antlitz und das Flair der Stadt am Memelstrom vermittelt. Damit hat sie erreicht, dass die heutigen russischen Bewohner beginnen, die preußisch-deutsche Vergangenheit und das kulturhistorische Erbe der Stadt Tilsit zu entdecken, zu begreifen, sich anzueignen und zu verinnerlichen. Mit der Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens an Angelika Spiljova wurden ihre Verdienste, die geschichtsträchtige Biografie Tilsits der Nachwelt zu erhalten, anerkannt und gewürdigt.


S. 17-20 Heimatarbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Frauengruppe – Mittwoch 2. Dezember 14.30 Uhr, Kleiner Saal, Haus der Heimat: Adventsfeier mit Liedern, Gedichten und Geschichten zur Weihnachtszeit und dem beliebten Grabbelsack. Die Mitglieder der Kreisgruppe und Gäste sind herzlich eingeladen.

Buchen – Donnerstag, 26. November, bis Sonnabend, 28. November: Adventsfahrt in den Thüringer Wald: Auf dem Programm: Saalfeld, Rudolstadt mit dem Schillerhaus, Sonneberg mit dem Spielzeug-Museum und nach Lauscha mit dem Weihnachtskugelmarkt. Weitere Informationen: Rosemarie S, Winkler, Telefon (06281) 8137.

Heidelberg – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Hotel Leonardo, Bergheimerstraße 63: Wieder neigt sich ein Jahr seinem Ende entgegen. So wollen auch wir wieder in diesem Jahr unter dem Motto „Wir feiern Advent“ einen festlichen Nachmittag mit Bescherung begehen. Es werden Weih-nachtslieder gesungen, die Herr J. Springer mit der Zither begleitet. Außerdem werden Beiträge und Gedichte rund um die Adventszeit vorgetragen. Durch das Programm führt in diesem Jahr Waltraud Abraham.

Ludwigsburg –  Donnerstag, 17. Dezember, 15 Uhr, Krauthof, Beihinger Straße 27: Vorweihnachtsfeier.

Ulm/ Neu Ulm – Montag, 7. Dezember, 14.30 Uhr, Auferstehungskirche Böfingen: Heimatgottesdienst. – Sonntag, 13. Dezember, 14 Uhr, Ulmer Stuben: Weih-nachtsfeier. Es werden weihnachtliche Gedichte und Texte vorgetragen. Der BdV-Chor tritt auf. Jeder Gast erhält eine weihnachtliche Leckerei. Wir freuen uns über zahlreichen Besuch. – Donnerstag, 17. Dezember, 14 Uhr, Ulmer Stuben: Weihnachtsfeier der Frauengruppe.

 

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: info@low-bayern.de, Internet: www. low-bayern.de.

Altmühlfranken – Sonntag, 13. Dezember, 15,30 Uhr, Gasthof Krone, Gunzenhausen: Weih-nachtsnachmittag mit Kaffee und Kuchen, Gedichten und Geschichten aus dem historischen Nordosten Deutschlands.

Bamberg – Mittwoch, 16. Dezember, 15 Uhr, Hotel Wilde Rose, Keßlerstraße: Weihnachtsfeier.

Kitzingen – Sonnabend, 12. Dezember, 15 Uhr, Hotel „Würzburger Hof“: Vorweihnachtliche Feier mit Beiträgen von Mitgliedern und musikalischer Umrahmung durch Landsmann Günter Schmidt. 

Landshut – Dienstag, 15. Dezember, Gasthaus Zur Insel: Weihnachtsfeier.

 

BERLIN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch, Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon (030) 2547345, E-Mail: info@bdv-bln.de, Internet: www.ostpreussen-berlin.de. Geschäftszeit: Don.: 14 bis 16 Uhr 

Heilsberg, Rößel – Sonnabend, 28, November, 15 Uhr, Seniorenfreizeitstätte Maria-Rimkus-Haus, Gallwitzallee 53, 12249 Berlin: Nikolausfeier. Anfragen Heilsberg: Erika Hackbarth, Telefon (033762) 40137. Rößel: Ernst Michutta, Telefon (05624) 6600.

Angerburg, Darkehmen, Goldap – Donnerstag, 3. Dezember, 14 Uhr, Restaurant Oase Amera, Borussiastraße 62: Adventsfeier. Anfragen: Telefon (030) 7712354.

Bartenstein – Sonnabend, 5. Dezember, 14 Uhr, Zimmer 21, Rathaus Zehlendorf,  Kirchstraße 1–3, 14163 Berlin: Gemeinsames Treffen. Anfragen: Elfriede Fortange, Telefon (030) 4944404.

Tilsit-Ragnit, Tilsit-Stadt – Sonnabend, 5. Dezember, 15 Uhr, Ratskeller Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 102, 10585 Berlin: Gemeinsames Treffen. Anfragen: Hermann Trilus, Telefon (03303) 403881.

Frauengruppe – Mittwoch, 9. Dezember, 13.30 Uhr, Pflegestützpunkt, Wilhelmstraße 116–117, 10963 Berlin: Weihnachtsfeier. Anfragen: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

Rastenburg – Sonntag, 13. Dezember, 15 Uhr, Restaurant Stammhaus, Rohrdamm 24 B, 13629 Berlin: Weihnachtsfeier. Anfragen: Martina Sontag, Telefon (033232) 188826

Gumbinnen, Johannisburg, Lötzen, Sensburg – Diens-tag, 15. Dezember, 13 Uhr, Restaurant Muna, Albrechtstraße 52, 12167 Berlin: Gemeinsames Treffen. Anfragen: Gumbinnen Joseph Lirche, Telefon (030) 4032681, Johannisburg und Sensburg: Andreas Maziul, Telefon (030) 5429917, Lötzen: Gabriele Reiß, Telefon (030) 75635633.

Königsberg – 18. Dezember, 14 Uhr, Johann–Georg–Stuben, Johann-Georg-Straße 10, 10709 Berlin-Hallensee: Weihnachtsfeier. Anfragen: Elfi Fortange, Telefon 4944404.

 

BRANDENBURG

Vorsitzender: Hans-Jörg FROESE,            Phoebener Chausseestraße 10, 14542 Werder, Telefon: 015158705472, E-Mail: lo-lg-brandenburg @googlemail.com

Landesgruppe – Nachdem es dem Bundesvorstand nicht gelungen war, die vormalige LO-Landesgruppe Brandenburg durch „externe Verstärkungen“ zu stützen, musste mit angesehen werden, wie die von den Delegierten Anfang März 2015 beschlossene Auflösung durch Lösung aus dem Vereinsregister abgewickelt wurde.

Mit dem Ziel vor Augen, weiterhin für Ostpreußen Präsenz zeigen zu wollen, fand sich ein Kreis von Ostpreußen und an Ostpreußen Interessierten um eine neue Landesgruppe mit einer zeitgemäßen Satzung und „un- beziehungsweise vorbelasteten Personen“ zu gründen. Die amtliche Mitteilung der Löschung der vormaligen Landesgruppe im Vereinsregister war dann der Startpunkt.

Mit einem klaren Bekenntnis zu Ostpreußen vollzogen im Oktober 17 Personen in Potsdam die offizielle Vereinsgründung. Das jüngste Vereins- und zugleich Vorstandsmitglied ist 34 Jahre, das älteste 86 Jahre jung. Als Geburts- beziehungsweise Herkunftsgebiete der Familien sind die heutigen drei Teile Ostpreußens jeweils mehrfach vertreten. Zudem ist es gelungen, eine beachtenswerte Symbiose aus gesellschaftlichem Engagement in Brandenburg gepaart mit verschiedenartigem Wirken für Ostpreußen einschließlich der Altpreußischen Historie sowie den Gegenwartsgegebenheiten in dem neuen Verein zusammenzuführen.

Zu Beginn der Gründungsveranstaltung in der Potsdamer Museumsgalerie „Die Ersten Preußen“ wurden eingangs die Teilnehmer vorgestellt und die Beweggründe und Rahmenbedingungen des zu gründenden Vereins diskutiert. Sodann referierte Hans-Jörg Froese über das Schicksal ostpreußischer Landsleute als Vertriebene und auch Verbliebene; ferner stellte er die Landsmannschaft Ostpreußen, ihre Organisation, Ziele, Aufgaben und Aktivitäten in Deutschland und in Ostpreußen vor. Eine Einordnung der Landsmannschaft als eigenständigen klassischen Vertriebenenverband rundete den Vortrag ab.

Nach einer kurzen Diskussion über die künftige Satzung, die in der Folge einstimmig angenommen wurde, übernahm Hans-Peter Brüggen die Leitung der Versammlung. Routiniert und souverän verstand er es, die Wahlen durchzuführen.

In die zu besetzenden Ämter, einschließlich Kassenprüfer und zwei Beisitzern, wurden fünf Männer und zwei Frauen gewählt. Zum Vorsitzenden wurde Hans-Jörg Froese, als stellvertretender Vorsitzender Kai Lüdemann gewählt.

Während der Herbstsitzung des Bundesvorstands der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. wurde die neue Landesgruppe als korporatives Mitglied aufgenommen. Damit gibt es nunmehr wieder in allen 16 Bundesländern eine LO Landesgruppe.

Optimistisch ist der neue Vorstand, dass sich Potsdam wie das Bundesland Brandenburg aufgeschlossen für das geschichtliche Erbe Ostpreußens sowie für das Schicksal der ehemaligen Bewohner und Nachgeborenen zeigen wird. In diesem Sinne konnten bereits erste positive Signale aus dem landespolitischen Bereich aufgenommen werden.

Bei der Umsetzung seiner satzungsgemäßen Aufgaben ist dem Verein Glück und Fortune zu wünschen, so dass den neu angetretenen, aufrechten und selbstbewussten (Ost-)Preußen in Brandenburg ihre nicht ganz einfache Aufgabe gelingen möge.

 

BREMEN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Telefon (0421) 25 09 29, Fax (0421) 25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertrende Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578 Bremerhaven, Telefon (0471) 86176. Landesgeschäftsführer: Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4, 27628 Uthlede, Telefon (04296) 74 77 01.

Bremen – Am Mittwoch, 9. Dezember 2015, findet unsere Tagesfahrt zum neu eröffneten Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf statt. Hier das Programm: Abfahrt in Bremen – ZOB (vor dem Cinemaxx) um 8 Uhr, Ankunft in Warendorf 10.45 Uhr. Von 11 Uhr bis 12.30 Uhr Führung durch das Westpreußische Landesmuseum. Um 12.30 Uhr Spaziergang zum Mittagessen (zirka 500 Meter), kein Bustransfer möglich. Von 13 bis 14.30 Uhr Mittagessen (Büfett). Danach bis 16 Uhr: Zeit zur freien Verfügung im Warendorfer Weihnachtswäldchen. Um 16 Uhr Rückfahrt nach Bremen. Ankunft gegen 19 Uhr.

Der Preis pro Person beträgt 42 Euro (ermäßigter Preis für Mitglieder: 22 Euro). Leistungen: Fahrt, Eintritt und Führung im Museum, Mittagsbüfett. Anmeldungen direkt bei JWD-Busreisen (Frau Venderbosch, Telefon 0421/4854633.

 

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Landesgruppe – Sonnabend, 5. Dezember, 14 Uhr, (Einlass ab 13 Uhr), Traditionshaus Lackemann, Litzowstieg 8, 22041 Hamburg-Wandsbek: Vorweihnachtsfeier. Verse, Gedichte und kleine Vorträge in Bild und Ton sollen verzaubern und alle Teilnehmer auf die schöne Adventszeit einstimmen. Der Chor „Abendklang“ unter der Leitung von Lilia Berschin lädt mit weihnachtlichen Liedern zum Zuhören und Mitsingen ein. Durch die Veranstaltung führt Siegfried Grawitter vom Kulturreferat. Die Begrüßung wird der 1. Vorsitzende der Landesgruppe, Hartmut Klingbeutel, übernehmen.

Mit U1 und Bussen ist das Traditionshaus Lackemann gut zu erreichen. Von U1 und Busbahnhof Wandsbek-Markt sind es nur wenige Gehminuten. Wenn Sie von der Wandsbeker Marktstraße den Durchgang „Hinterm Stern“ zwischen Quarree und Hotel Tiefenthal durchgehen, sehen Sie das Restaurant Lackemann. Parkmöglichkeit: Parkplatz Quarree, Parkhaus P2. Bei Rückfragen: Siegfried Grawitter, Evastraße 3b, 22089 Hamburg, Telefon (040) 205784.

HEIMATKREISE

Insterburg, Sensburg – Die Heimatkreisgruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat (außer im Januar und im Juli) zum Singen und zu einem kulturellen Programm um 12 Uhr im Hotel Zum Zeppelin, Frohmestraße 123–125, 22459 Hamburg. Kontakt: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg. Telefon und Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Osterode – Sonnabend, 28. November, 14 Uhr, Magnolienzimmer, Restaurant Riebling, Fuhlsbüttler Straße 755: Weihnachtsfeier mit gemeinsamer Kaffeetafel. Weihnachtslieder und Erzählungen bilden den weihnachtlichen Rahmen. Das Restaurant liegt am S/U-Bahnhof Ohlsdorf, Ausgang Fuhlsbüttler Straße.

Heiligenbeil – Sonnabend, 28. November, 14 Uhr, AWO-Seniorentreff, Bauerbergweg 7: Weihnachtsfeier, Mit Gedichten, Liedern, Geschichten und Bildern „aus dem Schatzkästchen der Kreisgruppe Heiligenbeil“ wollen sich die Teilnehmer auf die Adventszeit und das Weihnachtsfest einstimmen. Mitglieder und Freunde der Gruppe sind herzlich eingeladen, ebenso alle Heiligenbeiler, die um Hamburg herum wohnen.

Ab den U-Bahnstationen Billstedt, Wandsbek-Markt und Hammer-Kirche ist der Seniorentreff mit der Buslinie 116 zu erreichen. Ab der Haltestelle Bauerberg sind es dann noch einmal zwei Minuten Fußweg. Anmeldung bitte bei Landsmann Konrad Wien, Telefon (040) 32049041, bis zum Freitag, 27. November. Der Kostenbeitrag für Kaffee und Kuchen beträgt 5 Euro.

Elchniederung – Dienstag, 1. Dezember, 14 Uhr, Haus Lackemann, Litzowstieg 8, Hamburg-Wandsbek: Nachmittagstreffen mit Erinnerungen an die Adventszeit in unserer Heimat sowie zum Schabbern und Singen miteinander. Bitte ein Julklapp-Päckchen mitbringen. Gäste sind herzlich willkommen. Nähere Informationen bei Helga Bergner, Telefon (040) 5226122.

 

HESSEN

Vorsitzender: Eberhard Traum, Wächtersbacherstraße 33, 63636 Brachtal, Telefon (06053) 708612. Stellvertretender Vorsitzender Ulrich Bonk, Voltastraße 41, 60486 Frankfurt/M., Telefon (069) 77039652, E-Mail: bonk.ulrich@gmail.com 

Darmstadt/Dieburg – 6. Dezember, 15 Uhr, Luise-Büchner-Haus, Neu-Kranichstein: Frohe und besinnliche Stunden bei einer vorweihnachtlichen Feier mit dem Jahrgangschor von Christian Keller aus Ober-Roden. Auch Gedichte und Geschichtchen kommen zu Gehör. Ein besonderer Gruß gilt den Mitgliedern, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen können.

– Bericht –

Am Samstag den 14. November trafen wir uns wieder zu unserer allmonatlichen Begegnung im Luise-Büchner-Haus in Kranichstein. Der Beginn unseres Treffens war bei Kaffee und Kuchen von lebhaftem Austausch persönlichen Gedanken geprägt, die nicht zuletzt durch die Ereignisse in Paris bestimmt waren. Unsere Blumenfee Waltraud Barth hatte auch noch im November für wunderschöne herbstliche Blumensträuße gesorgt.

Der Vorsitzender Gerhard Schröder eröffnete dann den offiziellen Teil mit einem Grußwort, der Bekanntgabe anstehender Veranstaltungen und der besonderen Begrüßung unserer Gastbesucher. Ein ganz besonderer Gruß galt unserem Ehrengast Herrn Thomas, der im 102. Lebensjahr außergewöhnlich aktiv ist und sich angeboten hat, uns bei einem der nächsten Treffen auf seiner Hammondorgel musikalisch zu unterhalten. Er war jahrelang Dirigent von mehreren Chören. Auch das Ehepaar Orlopp gab uns die Ehre. Frau Orlopp stammt aus Rastenburg.

Nach den geistlichen Worten von Herrn Turowski und Beglück-wünschung der Geburtstagskinder durch Anni Oest wurde unter der technischen Leitung von unserem stellvertretenden Vorsitzenden Christian Keller eine sehr beeindruckender Film über das Leben und Wirken unserer Landsmännin Ruth Geede gezeigt.

Bei der Vorführung herrschte absolute Stille, und es wurde über eine Stunde den Worten und Bildern mit großer Aufmerksamkeit gefolgt. Hannelore Neumann trug anschließend noch das Gedicht vom Wiesenblumenstrauß in ihrer gekonnten Weise vor.

Gerhard Schröder erinnerte an unser nächstes Treffen, das nicht wie üblich an einem Sonnabend, sondern am Sonntag, dem 6. Dezember, unter dem Motto „Wir feiern die vorweihnachtliche Zeit“ stattfindet.

Wir freuen uns alle darauf, da auch wieder der beliebte Männerchor des Schuljahrganges „1940 Ober-Roden“ auftritt.

Wetzlar – Sonntag, 29. November, 19 Uhr, Restaurant „Grillstuben“, Stoppelberger Hohl 128: Zur Advents- und Weihnachtsfeier lädt die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen. Dabei wird der ehemalige Vorsteher der Königsberger Diakonie, Pfarrer im Ruhestand Dieter Nebeling, eine Andacht halten. Kontakt: Kuno Kutz, Telefon (06441) 770559.

Wiesbaden – Sonnabend, 12. Dezember, 15 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat, Friedrichstraße 35: Vorweihnachtliche Feier mit Kaffee und Kuchen, Königsberger Marzipan und Kerzenschein. Geschichten, Gedichten, Gesang und Oboespiel sowie einer Ansprache von Pfarrer Holger Saal gehören zum besinnlichen Programm. Zur Kostendeckung der Feier ist der Kreisverband für Geldspenden dankbar.

 

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Telefon (03971) 245688.

Anklam – Sonntag, 29. November, 11 bis 16 Uhr, Mehrzweck-halle „Volkshaus“, Anklam (Baustraße/Nähe Markt): Adventsfeier. Eingeladen sind alle Landsleute aus Ost- und Westpreußen, aber auch Pommern, Schlesier und Sudetendeutsche. Angehörige und Gäste sind ebenfalls herzlich willkommen. Auf dem Programm stehen die Jahresversammlung 2015 mit Jahresrückblick, Kassenbericht und den Vorhaben für 2016 sowie eine Adventsandacht mit feierlichem Jahresgedenken. Vorbereitet sind ein gemeinsames Mittagessen, eine weihnachtliche Kaffeetafel und ein schönes Angebot an Bärenfang und Heimatbüchern. Ein Ohrenschmaus wird das Advents-Konzert mit dem Blasorchester Greifswald und dem Shanty-Chor Karlshagen sein.

– Hinweis –

Am 29. November endet zugleich die Aktion „Weihnachts-päckchen für Ostpreußen 2015“. Wie jedes Jahr zum 2. Advent geht von Anklam aus ein Transport mit der Fähre zu den deutschen Vereinen im Memelland, das heute zur Republik Litauen gehört. Im Volkshaus ist noch Gelegenheit, Päckchen im Wert von 10 bis 15 Euro abzugeben. 

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Göttingen – Sonntag, 29. November, 14.30 Uhr, Zentrum für ältere Menschen, Martin-Luther-Straße 16, Grone: Adventsfeier mit Kaffee und Kuchen. Alle Ostpreußen, Schlesier, Danziger, Pommern und ihre Freunde sind herzlich eingeladen. Anfahrt: Die Buslinien 41 und 42 halten in unmittelbarer Nähe (Haltestelle Lichtenwalder Straße). Weitere Informationen: Werner Erdmann, Telefon  (0551) 63675.

Helmstedt – Donnerstag, 10. Dezember, 15 Uhr, Begegnungsstätte Schützenwall 4: Adventsfeier. Weitere Informationen: Helga Anders, Telefon (05351) 9111.

Osnabrück – Dienstagm 15. Dezember, 16.30 Uhr, Hotel Ibis, Blumenhaller Weg 43: Treffen der Frauengruppe.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: Geschaeft@Ostpreussen-NRW.de, Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

Landesgruppe – Eine Kulturtagung war am 24. Oktober in Oberhausen geplant, aber die Teilnehmer bekamen ein politisches Seminar geboten. Die aktuellen politischen Probleme rückten in den Fokus der Vorträge und Aussprachen.

Die Landesgruppe konnte bereits zum dritten Mal Gerd Schultze-Rhonhof („Der Krieg, der viele Väter hatte“) als Referent gewinnen. Dieses Mal sprach er über „Amerikanische Friedens- und Kriegspolitik“ und berief sich auf das Buch „Sie sagten Frieden und meinten Krieg“ des Amerikaners John V. Denson, das er ins Deutsche übersetzt hat. Der Autor ist Jurist und geht von der Behauptung aus, die amerikanischen Präsidenten von Lincoln bis Roosevelt hätten Kriegsanlässe selbst provoziert, das Volk kriegsbereit gemacht, den Kriegsgegner zum ersten Schuss getrieben und ihn dann zum Angreifer erklärt.

So sei Amerika im Mexikanischen Krieg (1846–1848) in Gebiet des Nachbarn einmarschiert und habe den Mexikanern die Verantwortung am Krieg zugeschoben, als diese sich wehrten. Ebenso habe Abraham Lincoln 1861 den amerikanischen Bürgerkrieg inszeniert, um die Nordstaaten zu vereinigen und die Südstaaten in die Union zurückzuführen. Die Sklavenbefreiung sei durchaus nicht das Ziel gewesen, im Gegenteil, Lincoln habe die Beibehaltung der Sklaverei zugestanden, wenn die Südstaaten in die Union zurückkehrten.

Auch Roosevelt habe das amerikanische Volk getäuscht. 1941 sei der erste Schießbefehl gegen deutsche U-Boote auf dem Atlantik von Amerika ausgegangen. Die USA hätten Japan provoziert, das erst, wie Deutschland, nur protestiert habe.

Eine bittere Parallele zur Gegenwart zog der Referent, als er auf die Lage in Syrien zu sprechen kam. Nicht die Verteidigung von Freiheit und Demokratie sei der Grund für das Eingreifen der USA, sondern Syriens Waffengeschäfte mit Russland statt mit Amerika. Auch bei dem Aufstand in Kiew am Majdan sei die Anwesenheit von Amerikanern auffällig gewesen. Dass der Vortrag eine lebhafte Diskussion bewirkte, ist verständlich.

Auch der zweite Referent Hans Heckel war nicht zum ersten Mal in NRW. Er hatte sein Thema offengelassen und ging nun auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik ein. Er sprach von „Vorgängen, die unsere Vorstellungen sprengen“ und nannte die Flüchtlingsströme „eine Völkerwanderung, wie es sie seit der Antike nicht gegeben hat“. Besorgt äußerte er sich über die zunehmende Verrohung im Umgang miteinander, wenn es um unterschiedliche Standpunkte gehe. Es gebe auf beiden Seiten keine Bereitschaft mehr zu einer sachlichen Diskussion, sondern Hetze und Verunglimpfung des Gegners.

Hart ging er mit der Regierung ins Gericht, die die Besorgnis der Bürger angesichts des Massenansturms nicht ernst nehme und als „diffuse Ängste“ abtue. Die Öffnung der Grenzen sei „eine Bankrotterklärung des Staates“, der seinen Bürgern damit den Schutz verweigere.

Heckel verglich die Situation Deutschlands mit dem Untergang Roms, das nicht durch schwache Grenzen – der Limes war ein wehrhafter Schutzwall –, sondern durch mangelnden Verteidigungswillen von innen zerstört worden sei. Einen mangelnden Verteidigungswillen unterstellte er auch der Kanzlerin, die die Flüchtlingsströme als ein Naturereignis oder als „Gottes Wille“ darstellen wolle. Er vermutete sogar die Absicht, „Deutschland unkenntlich zu machen“, das bereits ein „weltanschauliches Kampfgebiet“ geworden sei.

Doch dadurch erhoffte Heckel zugleich eine Umkehr. Auch „die schärfsten Deutschland-Gegner“ hätten erkannt, dass „das verteufelte Vaterland“ ihnen einen Schutzraum für ihr Leben bietet, der durch nichts zu ersetzen ist. „Warum soll das deutsche Volk nicht auch diese Krise bewältigen?“, fragte er abschließend.

Es waren diese Worte sowie die sensible Analyse einer drohenden Radikalisierung der Sprache, die die Kulturreferentin Bärbel Beutner in ihrem Schlusswort aufgriff. Sie verwies auf Agnes Miegel, die in ihrem gesamten Werk zur Entscheidung für das Leben aufrief, und darin waren stets alle Menschen eingeschlossen.

Das Schicksal von Monika Dahlhoff, die aus ihrem Buch „Eine Handvoll Leben. Meine Kindheit im Gulag“ vorlas, führte den Zuhörern eindringlich die lebenszerstörenden Folgen von Hass und Gewalt vor Augen.

                Bärbel Beutner

Bad Godesberg – Der Stammtisch findet jeweils am 3. Mittwoch des Monats im Erkerzimmer der Stadthalle statt. – Mittwoch, 2. Dezember, 13 Uhr, Erkerzimmer. Stadthalle: Weihnachts-essen der Frauengruppe.

– Aufruf –

Die Vorsitzende Gisela Noll sucht Mitstreiter. Sie schreibt: „Liebe Landsleute, wir sind dringend auf eure Hilfe angewiesen. Leider konnten wir bei der letzten Jahreshauptversammlung keinen Vorstand wählen, da sich niemand zur Verfügung stellte. Unsere Gruppe ruht nun mehr oder weniger, lediglich die Treffen der Frauengruppe und die des Stammtisches finden regelmäßig statt. Damit unsere Gruppe wieder aktiv werden kann, brauchen wir Sie! Bitte melden Sie sich bei mir (Telefon 0228/235258), wenn sie an der Vorstandsarbeit interessiert sind.

Bielefeld – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Wohnstift Salzburg, Memeler Straße 35, 33605 Bielefeld: Adventsfeier mit musikalischem Programm, Kultur und geistlichem Wort. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann mit der Straßenbahn Linie 3 „Stieghorst“ erfolgen. Dann an der Haltestelle „Stieghorst Gesamtschule“ aussteigen. – Donnerstag, 3. Dezember, 15 Uhr, Kreisvereinigung, Wilhelmstraße 1B,

33602 Bielefeld: Adventsfeier der Königsberger und Freunde der ostpreußischen Hauptstadt. Donnerstag, 10. Dezember, 15 Uhr, Kreisvereinigung: Weihnachtsfeier des Literaturkreises und vom Plattdeutschen Gesprächskreis.

Düsseldorf – Jeden Mittwoch, 18.30 Uhr, Eichendorff-Saal, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH), Bismarckstraße 90: Chorprobe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft „Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland“ unter Leitung von Radostina Hristova.  – Mittwoch, 2. Dezember, 15 Uhr, Raum 311, GHH: Ostdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel Knackstädt. – Donnerstag, 3. Dezember, 19 Uhr, Konferenzraum, GHH; Filmvorführung „Ein Pass für Deutschland“. Anschließend Gespräch mit Heinz-Günter Hüsch und Razvan Georgescu. – Donnerstag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Raum 412, GHH: Offenes Singen mit Barbara Schoch. – Sonntag, 6. Dezember, 10 Uhr, GHH: Weihnachtsmarkt der Landsmannschaften. Dienstag,

8. Dezember, 19 Uhr, Konferenzraum, GHH: Vorweihnachtliche Lesung mit Hajo Buch. – Mittwoch, 9. Dezember, 15 Uhr, Eichendorff-Saal, GHH: Filmvorführung von „Schloss Lekow – Renaissance eines Gutes in Pommern“. – Donnerstag, 10. Dezember, 19.30 Uhr, Raum 412, GHH: Offenes Singen mit Barbara Schoch. – Freitag, 11. Dezember, 18 Uhr, Restaurant Lauren’s, Bismarckstraße 62: Stammtisch. Sonnabend, 12. Dezember, 18.30 Uhr, Herz-Jesu-Kirche, Roßstraße, Derendorf: Gottesdienst mit der Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland. – Sonntag, 13. Dezember, 13 Uhr: Busbahnhof Worringer Straße: Abfahrt zur ostdeutschen Weihnacht auf Schloss Burg. 

Ennepetal – Donnerstag, 3. Dezember, 18 Uhr, Heimatstube: BdV-Vorweihnachtsfeier. – Sonntag, 13. Dezember, 15 Uhr, Restaurant Rosine: Weihnachtsfeier der Landsmannschaft.

Essen – Freitag, 11. Dezember, 15 Uhr, Gastronomie St. Elisabeth, Dollendorfstraße 51, 45144 Essen: Advents- und Weihnachtsfeier.

Gütersloh – Sonnabend, 5. Dezember, 15 bis 22 Uhr, Spexarder Weihnachtsmarkt: Am Stand der Landsmannschaft Ostpreußen können verschiedene selbstgemachte Spezialitäten aus Ostpreußen probiert werden: Grütz-wurst (Graupenspeise), Bigos (Sauerkrauteintopf), Barschtsch (Rote-Beete-Süppchen), Bärenfang (Honigschnaps) und Schmalz. Nähere Informationen unter Telefon (05241) 29211.

Neuss – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Marienhaus, Kapitelstraße 36: Adventsfeier mit besinnlichen Liedern, Gedichten und Chorgesang. Es gibt Kaffee, Kuchen und ostpreußische Spezialitäten. Einlass ist ab 14 Uhr. – Donnerstag. 3. Dezember, 15 Uhr, Ostdeutsche Heimatstube, Oberstraße 17: Tag der offenen Tür mit Kaffee und Kuchen.

Viersen – Sonnabend, 5. Dezember, 14.30 Uhr, Dülkener Hof, Lange Straße: Vorweihnachtsfeier. In bekannter Weise wird für das leibliche Wohl bei Kerzenschein gesorgt. Für reichlich Kaffee und Kuchen erbitten wir einen Unkostenbetrag von sechs Euro pro Gedeck. Wie immer sind Gäste gerne gesehen und jederzeit herzlich  willkommen.

Wesel – Anlässlich der 27. Preußischen Tafelrunde am 14. November führte die Landsmannschaft ihren Kulturabend durch. Der Kulturreferent Paul Sobotta lud alle Anwesenden ein, mit ihm Zusammen die Erfüllung eines alten Menscheitstraumes zu erleben: „Der Flug zum Mond“ hieß sein Vortragsthema.

Nach der „Mondlandung“ stärkte man sich an der Tafelrunde mit Schnittchen.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Wormser Straße 22, 55276 Oppenheim.

Mainz/Stadt – Sonnabend, 28. November, 15 Uhr, Mundus Residenz, Große Bleiche 44: Adventsfeier. Die Veranstalter bitten um Gaben für die Tombola.

 

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Michael Gründling, Große Bauhausstraße 1, 06108 Halle,  Telefon privat (0345) 2080680.

Dessau – Montag, 14. Dezember. 14 Uhr, Krötenhof; Weih-nachtsfeier.

Gardelegen – Mittwoch, 16. Dezember, 12 Uhr, Waldgaststätte Lindenthal: Weihnachtsfeier,

Magdeburg – Freitag, 11. Dezember, 15 Uhr, TuS Fortschritt, Zielitzer Straße: Treffen des Singkreises. – Sonntag, 13. Dezember, 14 Uhr, Sportgaststätte Post, Spielhagenstraße: Gemeinsames Treffen unter dem Motto „Weih-nachten in der Heimat und jetzt“. – Dienstag, 15. Dezember, 13 Uhr, Immermannstraße: Treffen der Stickerchen. 

 

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: alexander.schulz-agentur@gmx.de, Telefon (0371) 301616.

Limbach–Oberfrohna – Sonnabend, 12. Dezember, 14 Uhr, Eschemuseum: Weihnachtsfeier. Dazu lädt die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen alle Landsleute und Gäste auf das Herzlichste ein. Der Weihnachtsmann bereitet für alle eine kleine Überraschung vor. Alte Sitten und Bräuche zur Weihnachtszeit in Ostpreußen werden an die Kindheit erinnern. Die Kinder der Gerhart-Hauptmann-Oberschule werden die Teilnehmer mit ihren Beiträgen erfreuen. Für musikalische Unterstützung sorgt Herr Weihe. Ein weiterer Programmpunkt: Es werden wichtige Informationen für das neue Jahr bekannt gegeben.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edmund Ferner. Geschäftsstelle: Telefon (0431) 554758, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

Bad Oldesloe – Der Nachmittag der Ost- und Westpreußen im Oktober stand unter dem Motto „Herbst und Erntedank“. Dazu hatte sich das Ehepaar Makarowski einige Überraschungen ausgedacht: Die Herbststräuße für die Kaffeetafel aus dem eigenen Garten und ein Glas köstliche Apfelmarmelade aus der eigenen Ernte für jeden Teilnehmer.

Dann wurden ernste und heitere Geschichten und Gedichte gelesen – zum Beispiel über ein Fleck-Essen, und das Gedicht über die acht ostpreußischen Winter, die bis April dauerten, durfte auch nicht fehlen.

Ulrich Klemens berichtete über das Heimatkreistreffen des Kreises Elchniederung in Bad Nenndorf. Außerdem erzählte er von einem Eierlieferanten in Ostpreußen, der mit seinem Fuhrwerk immer das Kopfsteinpflaster mied und auf dem Sommerweg fuhr. Dieses verkehrswidrige Verhalten musste er erst einmal dem Dorfpolizisten erklären!

Georg Baltrusch sprach die großen Mähdrescher an, die zur Erntezeit auf den Straßen unterwegs sind. Einige brauchen wegen der Über-Breite Polizeibegleitung im Straßenverkehr. Und zum TÜV müssen die natürlich auch!

Die Gruppe begrüßte als Gast eine Landsmännin aus dem Kreis Lyck, die aus Pinneberg kürzlich nach Bad Oldesloe umgezogen war. Geburtstagskind des Monats war Dietmar Wrage.

                               Gisela Brauer

Burg auf Fehmarn – Dienstag, 8. Dezember, 15 Uhr, Haus im Stadtpark, Ostdeutsche Adventsfeier. Pastor Bertholt Kark-Carlson wird in vorweihnachtlicher Atmosphäre besinnliche Worte zum bevorstehenden Weihnachtsfest sprechen. Für die musikalische Umrahmung sorgt Kathrin Kark aus Landkirchen mit ihrer Flötengruppe. Eine festlich geschmückte Kaffeetafel, weihnachtliche Geschichten sowie Lieder, begleitet von Brigitte Asbahr und Ina Naujok auf dem Akkordeon, werden außerdem die Mitglieder und Gäste unterhalten.

Flensburg – Mittwoch, 9. Dezember, 15 Uhr, Gemeinschaftsraum AWO-Servicehaus Friesischer Berg, Mathildenstraße 22, 24937 Flensburg: Adventsfeier mit Kaffee und Kuchen. Adventslieder, ernste und heitere Geschichten sowie Gedichte zum Advent aus Ostpreußen stehen auf dem Programm. Eigene Vorträge bitte mitbringen. Anmeldungen bis zum Freitag, 4. Dezember, an Winfried Brandes, Telefon (0461) 74816.

Malente – Sonntag, 6. Dezember, 15 Uhr, Lenter Kate, Bahnhofstraße 13A: Besinnliche Feierstunde bei Kaffee und Kuchen zum Abschluss der Jahresarbeit. Jeder kann mit Beiträgen auf die Weihnachtszeit einstimmen. Angehörige sind herzlich eingeladen. Für Mitglieder liegt der Kostenbeitrag bei drei Euro. Anmeldungen bis Montag, den 30. November, im Blumenhaus Franck, Bahnhofstraße 26. Telefonische Anmeldungen unter (04523) 2659 nur in dringenden Fällen. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können, wünscht der Vorstand eine friedliche Weihnachtszeit und ein gesundes neue Jahr, 

Mölln – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Quellenhof: besinnliche Adventsfeier. Auch in diesem Jahr gibt es einen Basar, der schon um 14 Uhr eröffnet wird und zum  Einkaufen von kleinen Weih-nachtsgeschenken, selbstgebackenen Plätzchen, Büchern und sonstigem einlädt. Der Probst Herr Horning wird die Besucher in seiner Ansprache auf das Weih-nachtsfest einstimmen. Einzelne Mitglieder werden Gedichte und Geschichten vorlesen. Die musikalische Umrahmung nimmt der Musikpädagoge Günther Marschke vor.. Außerdem sind als Gäste die Küchenfeen aus dem Wendland eingeladen, die mit ihren Liedern auf die Jahreszeit einstimmen werden. Natürlich gibt es auch Kaffee, Kuchen und Zeit zum Plachandern. Zu dieser wunderschönen Veranstaltung sind auch die Landsleute aus Pommern, Schlesien und Danzig sowie alle Freunde und Bekannte recht herzlich eingeladen.

Neumünster – Sonnabend, 5. Dezember, 15 Uhr, Stadthalle/Galerie – am Kleinflecken: Vorweih-nachtsfeier. In einem festlichen vorweihnachtlichen Rahmen werden wir zwölf Mitglieder ehren und für ihre langjährige Mitgliedschaft danken. Wir wollen besinnliche und gemütliche Stunden verbringen und laden dazu Gäste auch herzlich ein. Anmeldungen bitte bis zum 29. November unter Telefon (04321) 82314

– Bericht –

Die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Neumünster traf sich zur monatlichen Veranstaltung am 11. November. Wir hatten den Landevorsitzenden und Landekulturwart Edmund Ferner eingeladen, der ein Referat über E.T.A. Hoffmann (1776–1822) hielt.

Der Dichter, der als E.T.A. Hoffmann zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der Romantik gehörte, hatte eigentlich einen anderen Vornahmen: Von Geburt an hieß er eigentlich Wilhelm. Statt dessen entschied er sich aus Zuneigung und Liebe zu Mozarts Musik später für den Namen Amadeus, so dass aus E.T.W. – Ernst-Theodor-Wilhelm das bekannte E.T.A. wurde.

Nach der Burgschule in Königsberg begann Hoffmann mit 16 Jahren – wie damals üblich – ein Jurastudium, das ihm nach Abschluss im Jahr 1795 in eine Beamtenauflaufbahn führte. Nach Königsberg waren Glogau, Berlin, Posen, Plock, Bamberg und Warschau die die Stationen.

Er besaß gleich mehrere Begabungen, denn Hoffmann war nicht nur Dichter, sondern auch ein guter Musiker (Klavier, Geige, Harfe) und Maler und zu allem Überfluss ein tüchtiger Jurist, dem Alkohol auch nicht so ganz abgeneigt. Hoffmann war ein unbestechlicher und gerechter Richter. Das bewies er im Prozess gegen den Turnvater Jahn, dessen Freispruch er aus Rechtsgründen gegen alle Widersprüche durchsetzte, obwohl er Jahn als Menschen verachtete – seine Glosse über den „Hüpf- und Singmeister“ zeugt davon!

Als Maler schuf der Regierungsrat und Kapellmeister in Warschau Freskengemälde. Er fertigte Karikaturen, phantastische Traumbilder, aber auch Illustrationen zu eigenen Werken: Kater Murr, Meister Floh. Das Wertvollste aber sind seine zahlreichen Selbstporträts.

Dieser Bericht gibt nur einen kleinen Ausschnitt aus dem interessanten Leben Hoffmanns und dem Inhalt des Referates von Edmund Ferner wieder.  Brigitte Profé

Pinneberg – Sonntag, 13. Dezember, 15 Uhr: Adventsfeier mit Liedern und Gedichten. Gäste sind herzlich willkommen. Wegen der Kaffeetafel bitte vier Tage vorher anmelden. Telefon (04101) 62667 oder (04101) 73473.

Schönwalde am Bungsberg – Sonnabend, 28. November, 15 Uhr, Gemeindesaal, Kirche am Jahnweg: Adventsfeier mit dem „Singkreis Ostholstein“ und dem Posaunenchor der evangelisch-lutherischen Kirche Schönwalde. Besinnliche Worte spricht der Pastor. Anmeldung bis zum 18. November unter Telefon (04528) 495 oder (04528) 9901. Der Kostenbeitrag für Kaffee/Tee und Kuchen beträgt zehn Euro.


Antrittsbesuch
Hans-Jörg Froese im Brandenburger Landtag

Potsdam – Dieter Dombrowski (CDU), Vizepräsident des Brandenburger Landtags, hat am 17. November den neuen LO-Landesvorsitzenden Brandenburg, Hans-Jörg Froese, zum Antrittsbesuch im Landtag empfangen.

Neben der Vorstellung der neuen LO-Landesgruppe Brandenburg (siehe oben) wurden im Potsdamer Stadtschloss weitere wichtige Themen besprochen: Es ging um die Struktur und das Wirken der Landsmannschaft Ostpreußen in Deutschland sowie im heute staatlich dreigeteilten Ostpreußen. Froese stellte weitere in Brandenburg, auf dem Gebiet Ostpreußens und in Altpreußen tätige Vereinigungen vor. Gemeinsam lotete man die Aspekte des künftigen Zusammenwirkens aus. Das gegenwärtige Ostpreußen ist Dieter Dombrowski durch Reisen, unter anderem nach Königsberg und Memel, persönlich bekannt. So konnte er bereits Einblicke in die Situation von Heimatverbliebenen zum Beispiel beim Verein der Deutschen in Memel vor Ort gewinnen.

„Weitere Treffen sowie ein fortgesetzter Dialog mit Politikern sind vorgesehen“, so Froese.   PAZ


»Intensive Tage«
Erstmals im Neubau – der Museumsmarkt des Ostpreußischen Landesmuseums

In der letzten PAZ berichteten wir in einem Interview mit Direktor Joachim Mähnert über den Umbau und die Erweiterung des Ostpreußischen Landesmuseums (Seite 2). Im Neubau konnte jetzt mit dem traditionellen Museumsmarkt die erste Veranstaltung stattfinden. Über 2000 Besucher ließen sich von den 26 Verkaufsständen und der Neugierde auf ein Museum im Umbau anlocken.

„Willkommmen auf der Baustelle“, hieß es launig von Joachim Mähnert, dem Direktor des Ostpreußischen Landesmuseums (OL) in Lüneburg. In seiner Rede zur Eröffnung des traditionellen Museumsmarktes am 6. November stellte er klar: „Dies ist keine Neueröffnung  und dies ist auch keine Teileröffnung.“

Im Sommer vergangenen Jahres hatten die Bauarbeiten begonnen. Im Februar 2015 fand im OL die letzte Veranstaltung statt, seitdem zählen vor allem fleißige Handwerker und Bauarbeiter zu den Museumsbesuchern. Sie haben jede Menge zu tun: Das Museum wird modernisiert, erweitert und umgebaut. Der Eingang wurde bereits in die Heiligengeiststraße verlegt. Auf der westlich gelegenen Freifläche ist ein Neubau emporgewachsen. Er wird unter anderem als Foyer und Vortragsbereich dienen. Auch der Raum für Sonderausstellungen soll dort seinen Platz finden. Die Dauerausstellung wird von 1500 Quadratmetern auf 2000 erweitert. Drei neue Abteilungen kommen hinzu: „Das historische Ostpreußen heute“, „Die Integration der Vertriebenen“ und schließlich der deutschbaltische Bereich. Er wird sich der Kulturgeschichte dieser ehemals bedeutsamen Minderheit in Estland und Lettland widmen.

So ein umfangreiches Bauprojekt inmitten einer historischen Altstadt lässt sich nicht so exakt planen, wie man es wünschen würde. Archäologische Funde hatten die Bauarbeiten gleich zu Anfang für mehrere Wochen stillgelegt. Wird in einem Altbestand gebaut, müssen Bauherr und  Architekt zudem mit weiteren Überraschungen rechnen. Dazu kann beispielsweise ein massiver Eisenträger an unerwarteter Stelle zählen, berichtet Mähnert.

Immerhin: Bereits im April konnte die Verwaltung des Museums in das neu restaurierte 500 Jahre alte ehemalige Brauhaus, das sogenannte „Scharffsche Haus” in der Heiligengeiststraße 38, einziehen. Auch die Bibliothek reiste mit. 1500 Bücherkisten galt es dabei zu befördern, berichtet Mähnert.

Am 10. Juli dann war der Rohbau des neuen Gebäudes fertig. Zweieinhalb Wochen später eröffnete das zum Museum gehörende „Café Bernstein“ im Erdgeschoss des „Scharffschen Hauses“. Kaffee, Kuchen und ostpreußische Leckereien werden dort angeboten. Zur Premiere kamen 300 Besucher und ließen die Küche des neuen Pächters Kevin James Meier zu Hochbetrieb auflaufen.

Anfang November stand nun mit dem Museumsmarkt die erste Veranstaltung im Neubau an. 26 Aussteller präsentierten Bernsteinschmuck aus Polen und Litauen, gewebtes Tischleinen aus Lettland, Spielzeug aus Masuren, antikes Geschirr, handgezogene Kerzen und vieles mehr. Die Tage vorher waren „intensiv“, wie Museumsdirektor Mähnert mit leisem Lächeln formuliert. Erst zwei Tage vorher konnte die Bauabnahme stattfinden. Nun sind alle mögliche Stolperfallen mit Brettern abgedeckt und für das sichere Auf und Ab im Fahrstuhl sorgt ein Mitarbeiter.

Bei einem kurzen Rundgang erzählt Museumsdirektor Joachim Mähnert vom aktuellen Stand der Bauarbeiten. Er berichtet von den zehn Ausstellungen, die das Landesmuseum seit der Schließung an anderen Orten ermöglicht hat, und er lässt das zukünftige Museum lebendig werden – so wie es einmal aussehen soll, wenn die Handwerker abgerückt sind. Die neue Dauerausstellung wird über drei Etagen reichen. Ihre Konzeption ist eine bedeutende Aufgabe: „Mit ihrer Gestaltung legen wir fest, wie man Ostpreußen in den nächsten 20 Jahren sehen wird.“

Von ähnlich existentieller Bedeutung sei die Sammlungspolitik des Hauses. Sie bestimmt, was man in den nächsten 50 Jahren noch wissen wird. Da tut Aufklärung schon jetzt not: Mähnert berichtet von Geschichtsstudenten, die keinen einzigen preußischen König kennen. Andere Besucher glauben gar, dass erst Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg Ostpreußen erobert habe.

Ab dem 12. März 2016 wird das neugestaltete Landesmuseum allen Unwissenden mit informativem und spannendem Anschauungsmaterial auf die Sprünge helfen –  für diesen Tag ist die Eröffnung der ersten Ausstellung geplant. Frank Horns


S. 21 Reise

Erst beten, dann bechern
Bier statt Glühwein − In der Brauereistadt Bamberg lässt man sich auch zu Advent den Gerstensaft munden

Zur Adventszeit wird Bamberg, dessen Altstadt seit 1993 Unesco-Welterbe ist, von Weihnachtsmarktbesuchern überrannt. In diesem Jahr feiert die oberfränkische Stadt, die auch für ihr Bier weltbekannt ist, außerdem 1000 Jahre Kloster Michaelsberg.

Bambergs Domherr Ouldaricus wusste, wie man bei der Nachwelt in bester Erinnerung bleibt. Die von ihm anno 1093 errichtete Stiftung stellte sicher, dass alljährlich an seinem Todestag Freibier an die Bamberger ausgeschenkt wurde. Nicht ganz so alt ist der früheste Nachweis einer Bamberger Brauerei: Der als Apostel der Pommern heiliggesprochene Bischof Otto I. von Bamberg verlieh den Benediktinern des Klosters auf dem Michaelsberg 1122 das Braurecht.

Das Kloster St. Michael wurde vor 1000 Jahren von Kaiser Heinrich II. und Bischof Eberhard I. ge­gründet. Es ist die alle anderen Bau­werke überragende Stadtkrone Bambergs. Die Weihe an den Erz­engel Michael sollte dem Kloster und der Stadt den Schutz der himmlischen Heerscharen si­chern. Das Kloster war bis zu seiner Aufhebung 1803 einer der wichtigsten Kulturträger im Bistum Bamberg.

Der Weg hinauf zur Klosteranlage führt seit 1503 vorbei an den Stationen des ältesten vollständig erhaltenen Kreuzwegs in Deutschland. Weinanbau und Gärten zieren die Hänge unterhalb der Klostergebäude. Ihr Herzstück ist die Michaelskirche mit dem Grab des heiligen Bischofs Otto (1060–1139) und dem weltberühmten „Himmelsgarten“, der seit dem 17. Jahrhundert mit 578 Darstellungen von Heil-, Nutz- und Zierpflanzen die Gewölbefelder schmückt.

Der heutige Bau geht auf den heiligen Otto zurück. Bis ins 18. Jahrhundert wurden bauliche Veränderungen vorgenommen. Der Eintritt bleibt uns allerdings verwehrt. Denn die Michaelskirche ist seit 2014 wegen Einsturzgefahr ge­schlossen. Für die Sanierung der Kirche und der Klosteranlage werden rund 50 Millionen Euro benötigt. Im Juli dieses Jahres gelang der Durchbruch für die Finanzierung: Das Bundesbauministerium gab 5,4 Millionen Euro Fördermittel, da St. Michael ein bauliches Kulturgut von nationalem Rang ist.

Aber zu bestaunen gibt es auf dem Michaelsberg trotzdem einiges. Etwa das imposante Barock­portal: Auf der Giebelspitze steht die Skulptur des über das Böse triumphierenden Erzengels Mi­chael. Von der Aussichtsterrasse hat man einen famosen Blick auf die alte Kaiser- und Bi­schofsstadt, die mit über 1500 Einzeldenkmälern zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Außerdem lockt  dort oben das Fränkische Brauereimuseum. Es re­sidiert in den hi­storischen Gewölbekellern der ehemaligen Klosterbrauerei. An die 1400 Exponate führen von Hopfen und Malz bis zum Kronkorken in die Kunst des Bierbrauens ein.

Bamberg weist für 71000 Einwohner eine erstaunliche Brauereidichte auf. Die neun Brauereien haben rund 50 Bierspezialitäten im Angebot. Darunter etliche, die nur saisonal gebraut werden, etwa die Bock­biere, deren An­stich im Okto­ber und November ansteht. Einfach nur „U“ wird das ungespundete, nur wenig Kohlensäure aufweisende Bier genannt, das in dem „Spezial-Keller“ be­sonders gut schmeckt. Wer einen der drei Biergärten besucht, die auf den Hügeln der Stadt liegen, geht nach Bamberger Redensart „auf den Keller“. Denn in die Hügel wurden Stollen getrieben, in denen die Brauer Gär- und Lagerkeller einrichteten. Vom „Spezial-Keller“, der auf dem Stephansberg liegt, hat man die beste Aussicht auf den  Dom und die Michaelskirche.

Im 700 Jahre alten Felsenkeller unter dem Stephansberg reifen die Biere der Brauerei „Schlenkerla“. Das Traditionsunternehmen be­treibt in Bambergs „Partymeile“ – der Sandstraße und Dominikanerstraße – eine historische Brauereigaststätte: das „Schlenkerla“, nach einem tatterigen ehemaligen Wirt benannt. Weltbekannt ist sie für das „Aecht Schlenkerla Rauchbier“. Das ist dunkel und schmeckt nach geräuchertem Schinken. Es wird mit Grünmalz gebraut, der über offenem Buchenholzfeuer getrock­net wurde. Ob gerade das gewöhnungsbedürftige Rauchbier den berühmten Schriftsteller und Gerstensaftliebhaber Jean Paul, der 1820 in Bamberg weilte, zur brieflichen Nachricht „Himmel! Welch ein Bier!“ veranlasst hat, ist nicht überliefert. Sein selten zitierter Nachsatz gibt durchaus zu denken: „Kaum eine Maß hab’ ich getrunken.“ Anzumerken bleibt noch, dass in Bamberg das „Seidla“ das Maß für alle Biere ist. Es fasst einen halben Liter.

Seit Jahrhunderten wird in der Stadt mit dem Bamberger Reinheitsgebot auf höchste Bierqualität geachtet. Er­lassen wurde es 1489 von Fürstbischof Heinrich III. Er verfügte, „nichts mere denn Malz, Hopfen und Wasser“ sei zum Brauen von „gu­tem Bier“ zu nehmen. Eine Ausnahme ließ der Fürstbischof gelten: „Gerbe“, also Bierhefe, dürfe hinzugesetzt werden.

Familienunternehmen wie die Bamberger Brauereien sind auch zwei dem Bier verbundene Firmen mit Weltgeltung. Der älteste Brauereimaschinenhersteller der Welt ist „Kaspar Schulz“. Das 1677 gegründete Unternehmen liefert maßgeschneiderte Brauanlagen, die etwa in Regensburgs Fürstlichem Brauhaus Thurn und Taxis oder Leipzigs Bayerischem Bahnhof, aber auch in Saigon, Wolgograd oder Addis Abeba betrieben werden. Einen kurzen Auslieferungsweg hatte hingegen die von Schulz für „Weyermanns“ Versuchsbrauerei entwickelte Brauanlage.

Die 1879 gegründete Mälzerei „Weyermann“ ist Weltmarktführer für Spezialmalze. Die 85 Malzsorten kommen bei weltweit über 50000 unterschiedlichen Bieren zum Einsatz. Im Gästezentrum werden 150 Bierspezialitäten aus 135 Ländern angeboten, die ihre besonderen Geschmacksnoten nicht zu­letzt diesen Spezialmalzen zu verdanken haben. Im Ausschank sind die 15 Biersorten, die Weyermann selbst braut, etwa das Rauchbier „Schlotfegerla“, Spezialbiere wie „Crazy Coriander“ oder Starkbiere wie „Imperial Stout“. Anlässlich des Klosterjubiläums hat Weyermann das „Cerevisia Michaelsbergensis“ kreiert. Es schert sich nicht ums Reinheitsgebot, sondern beruft sich unter Einsatz von Safran, Süßholz und Kamille auf mittelalterliche Kräuterbiere. Der Verkaufserlös fließt in die Sanierung der einsturzgefährdeten Klosterkirche St. Mi­chael.                Veit-Mario Thiede

Informationen zu Bamberg und den Bieren liefert der Tourismus & Kongress Service, Geyerswörthstraße 5, Telefon (0951) 2976200, Internet: www.bamberg.info und www.bier.bamberg.info. Infos zum Kloster Michaelsberg: www.1000-Jahre-Michaelsberg.Bamberg.de


Wohnen in »Maashattan«
Hollands Architekturhauptstadt − Rotterdam und seine Bauten

Rotterdam zählt zu den architektonischen Visitenkarten der Niederlande. Die Stadt am Rhein-Maas-Delta mit dem größten Hafen Europas gilt als eine der modernsten Städte Europas. In ihrem Zentrum hat sie auf wenigen Quadratkilometern 40 singuläre moderne Bauten aus den letzten 100 Jahren. Das Stadtbild ist geprägt durch viele Hochhäuser, daher re­sultiert die Be­zeichnung „Manhattan an der Maas“.

In den 1980er Jahren wurde die Innenstadt  Experimentierfeld ambitionierter Architekturbüros. Das hat sich unter anderem im Hinblick auf den Tourismus rentiert, der einen stetigen Zugewinn verzeichnet. 2007 kürten Künstler und Architekten ihre Stadt publikumswirksam zur „City of Architecture“.

Orientierungspunkte und Wahrzeichen sind der futuristisch anmutende neue Bahnhof, der Aussichtsturm Euromast und die Erasmus-Brücke von 1996, eine 800 Meter lange Hängebrücke über die Nieuwe Maas, deren Form einem Schwanenhals nachempfunden ist. Nichts erinnert mehr an die historisch gewachsene Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Luftangriffe fast vollständig zerstört wurde. In der Nachkriegszeit erfolgte der Wiederaufbau gemäß der Vorgabe, die Bereiche Arbeit, Wohnen und Freizeit zu trennen. Wohnsiedlungen entstanden vor allem an den Stadträndern, während die Häfen vom Stadtzentrum westwärts an die Nordsee verlegt wurden. Als eine gesamteuropäische Neuheit eröffnete 1953 im Westteil der früheren Altstadt die überdachte Ladenpassage Lijnbaan.

Doch die Innenstadt verödete, es gab dort immer weniger Wohnungen. Dieser Fehlentwicklung wird schon länger mit einem aufwendigen Stadterneuerungsprogramm entgegengewirkt. Mehrere aufsehenerregende Wohnprojekte wurden realisiert, einige unter dem Aspekt „Wohnen und Arbeiten“. Den Anfang machten 1984 die 51 Kubuswohnungen von Piet Blom, ein strukturalistisches Ex­periment. Eine Museumswohnung kann besichtigt werden (Blaak 2). Das Architekturbüro Mei errichtete 2011 einen Komplex mit frei einteilbaren Wohn- und Arbeitseinheiten. Aus der Stahlgewebefassade ragen braune Abstellboxen aus Polyester (Schiehavenkade). Ca­lypso ist der Name eines 2013 fertiggestellten Wohnprojektes des britischen Architekten William Alsop, bestehend aus einem roten und einem weißen Wohnturm. 407 Appartements sind darin untergebracht (Mauritsweg 6).

Wie ein überdimensionaler Tunnel mutet Rotterdams erste Markthalle an, die 2014 von Königin Máxima feierlich eröffnet wurde. Errichtet wurde sie an dem Ort, wo sich einst die Siedlung Rotta befand, aus der später Rotterdam wurde. Im Gebäude sind 228 Wohneinheiten untergebracht, darunter erstreckt sich die riesige Halle. Die bunte Deckengestaltung entwarf Arno Coenen. 4000 Glasscheiben bilden das 11000 Quadratmeter große Deckenbild „Hoorn des Overvloeds“ (Füllhorn). Im Untergeschoss befinden sich Supermarkt und Parkhaus.           D. Jestrzemski


Stadt der Kontraste
Auch im Winter lockt der Strand − In Valencia wird es selten kalt

Eine historische Altstadt mit prachtvollen Gebäuden, ein Park, der sich durch die Stadt zieht, futuristische Architektur, traditionelle Feste, ein durch Studenten geprägtes Nachtleben und ein Mittelmeerstrand: Valencia hat viel zu bieten. Trotzdem ist die Stadt der Kontraste immer noch ein Geheimtipp.

Zu den unbedingt se­henswerten Höhepunkten in der Stadt gehören die 1498 erbaute spätgotische Seidenbörse, die Hauptpost und das Rathaus, der Plaza Redonda, der Plaza Virgen und die beeindruckende Ka­thedrale mit ihrer barocken Fassade. Im Jugendstil erbaut und mit dem Baujahr 1928 noch vergleichsweise jung ist dagegen die Martkhalle Mercado Central. Mit mehr als 1000 Verkaufsständen auf mehr als 8000 Quadratmetern ist dies der größte Markt Spaniens.

Wer sich nach einer Tour entlang der Sehenswürdigkeiten erholen möchte, kann dies sehr gut in der neu geschaffenen „grünen Lunge“ von Valencia. Der Parc del Turia zieht sich über mehr als acht Kilometer dort entlang, wo vor vielen Jahren der Fluss Turia durch die Stadt strömte und immer wieder für Überschwemmungen sorgte. Der Fluss wurde umgeleitet, das ehemalige Flussbett begrünt. Heute reihen sich Schattenplätzchen, Sitzbänke, Radwege, Sportmöglichkeiten, hier und da musikalische Untermalung sowie einladende Grünflächen aneinander und bieten Raum zum Entspannen, für Kunst und Musik. An einem Ende steht, von weitem sichtbar, die Stadt der Künste und Wissenschaften mit Europas größtem Ozenarium (entworfen vom Architekten Felix Candela), einem Palmengarten, dem Wissenschaftsmuseum und der neuen Oper, die eine beachtliche Fläche von 37000 Quadratmetern aufbietet.

Mehrere dieser monumentalen Gebäude wurden von einem Sohn der Stadt entworfen: Star-Architekt Santiago Calavtrava, der auch die Neugestaltung von Ground Zero in New York übernommen hat. Mit Sicherheit gehören diese Gebäude zu den besonderen Attraktionen von Valencia, allerdings bringt der Unterhalt dieser ausgefallenen Bauten auch hohe Kosten für die Stadt mit sich.

Die Paella, oft als spanisches Nationalgericht angesehen, ist ein traditionell valencianisches Ge­richt und wird hier − in der Wiege der Paella, wo auch der Reisanbau zu Hause ist − mit Hühnchen und Kaninchenfleisch, Tomaten und grünen Bohnen auf einem offenen Holzfeuer zubereitet. Wer mag, kann seine Paella am Strand in Malvarrossa bestellen, in genau dem Restaurant, in dem auch schon Hemingway saß.

Strand? Ja, tatsächlich:  Es gibt sieben Kilometer Strand direkt an der Stadt. In der Region Valencia sind es sogar 485 Kilometer. Durch die Lage, etwa 350 Kilometer südlich von Barcelona und in etwa auf Höhe von Mallorca, ist die Region vom Mittelmeerklima geprägt. 320 Sonnentage hat Valencia zu bieten, im Sommer beträgt die Temperatur durchschnittlich 31 Grad. Im Winter bleibt es bei 18 Grad mild. Ein Strandspaziergang ist damit das gesamte Jahr hindurch immer attraktiv.           Stephanie Sieckmann


Süßer Advent mit Kambly

Stimmungsvoll präsentiert sich der Kambly-Weihnachtsmarkt im idyllischen Schweizer Dorf Trubschachen an diesem Wochen­ende sowie vom 4. bis 6. Dezember. In originalen Emmentaler Chalets präsentieren lokale Aussteller ihre regionale kulinarische Spezialitäten und ihr liebevoll gefertigtes Kunsthandwerk.

Der traditionsreiche Schweizer Biskuithersteller Kambly ist ebenfalls beim Weihnachtsmarkt in Trubschachen vertreten. Denn das Unternehmen hat in dem zwischen Bern und Luzern im Emmental gelegenen 1400-Seelen-Ort seinen Firmensitz. Von hier werden feinste Gebäckkreationen in alle Welt verschickt. Beim Kambly-Weihnachtsmarkt sollte man bei einer Tasse Emmentaler Glühweins nicht auf das köstliche Raclette verzichten.

Der Gebäckhersteller, der 1910 von dem Bäcker Oscar R. Kambly gegründet wurde, bietet darüber hinaus für Genießer süßer Leckereien ein kleines Tourismuspaket   an, mit dem man die Geheimnisse der Feingebäck-Kunst mit allen Sinnen erfahren kann. Für die beiden Wochenenden im November und Dezember, in denen der Weihnachtsmarkt stattfindet, werden günstige Übernachtungen in Drei- und Viersternehotels angeboten. Im Preis inbegriffen sind ein Stadtrundgang in Bern mit Audio-Guide, ein Rundgang des Weihnachtsmarktes in Trubschachen sowie ein Besuch beim Be­gegnungsort „Kambly-Erlebnis“, wo man direkt am Firmensitz den „Maîtres Confiseurs“ über die Schultern schauen, über 100 Biskuit-Sorten ausprobieren und In­teressantes über die Ge­schichte des Traditionsunternehmens er­fahren kann. Im Sortiment findet sich bestimmt auch ein passendes, süßes Weihnachtsgeschenk. Buchung und Informationen bei Bern Incoming GmbH, Telefon (0041) 313281260, E-Mail: info@ bern-incoming.ch. Weitere Infos unter: www.kambly.com          tws


S. 22 Neue Bücher

»Schöne Gedanken«
Wissenschaftsgeschichte

Vor genau 100 Jahren, nämlich am 25. November 1915, präsentierte Albert Einstein in den Sitzungsberichten der Preußischen Akademie der Wissenschaften seine neue Allgemeine Relativitätstheorie. Im Überschwang des Erfolges war sie für ihn selbst ein Gedankengebilde „von unvergleichlicher Schönheit“.

Den Weg bis zu diesem Moment sowie die Auswirkungen der Theorie und deren mittlerweile sichtbar gewordene Schwächen schildert nun das Buch des Astrophysikers und Wissenschaftsjournalisten Thomas Bührke mit dem Titel „Einsteins Jahrhundertwerk. Die Geschichte einer Formel“.

Mit Letzterem ist die mathematische Gleichung gemeint, welche besagt, dass die Gravitation lediglich eine geometrische Eigenschaft der gekrümmten vierdimensionalen Raumzeit sei. Dabei schildert Bührke freilich nicht nur die mühsame Suche nach dieser Erkenntnis, sondern auch die Widerstände, die Einstein mehr noch als nach der Publikation der Speziellen Relativitätstheorie im Jahre 1905 entgegenschlugen. Diese nahmen erst ab, als britische Astronomen 1919 während einer totalen Sonnenfinsternis die Vorhersagen des Deutschen bestätigten. Ab dann galt Einstein in der Öffentlichkeit plötzlich als das Genie, das die Physik revolutioniert und Isaac Newton, den Schöpfer des Gravitationsgesetzes, vom Thron gestürzt hatte.

Allerdings begriffen damals wohl nur die wenigsten Menschen, wie man sich einen von der Schwerkraft verkrümmten Raum vorstellen müsse. Deshalb lag Einstein völlig richtig, als er 1921 schrieb: „Ich bin sicher, dass es das Mysterium des Nicht-Verstehens ist, was die Massen so anzieht.“ Und dies ist heute letztendlich auch nicht anders, obwohl die Allgemeine Relativitätstheorie laut Bührke immer noch hochaktuell daherkommt, wenn es beispielsweise um die Erklärung spektakulärer kosmischer Phänomene wie der Schwarzen Löcher geht. Einsteins Erkenntnisse finden mittlerweile sogar in solch verbreiteten Alltagsdingen wie den GPS-Ortungssystemen Anwendung. Die Atomuhren in den Navigationssatelliten, welche für die exakte Positionsbestimmung auf der Erde nötig sind, laufen wegen der geringeren Gravitation in der Erdumlaufbahn schneller, was durch entsprechende Korrekturverfahren auf der Basis der Formeln der Allgemeinen Relativitätstheorie ausgeglichen werden muss.

Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass Bührke sich des Themas angenommen hat, wobei er am Ende zugleich auch noch über Einsteins Theorie hinausgeht, indem er darlegt, wie diese versagt, wenn es darum geht, den Zustand des unendlich stark gekrümmten Raumes im Moment des Urknalls zu beschreiben. Hier sucht die Wissenschaft derzeit nach einer Formel, deren Erklärungskraft über die der Allgemeinen Relativitätstheorie und im Übrigen auch der Quantentheorie hinausgeht. Von diesem „Heiligen Gral der Physik“ ist im Kapitel Elf des Buches die Rede, das von der Superstringtheorie und der Schleifen-Quantengravitation handelt. Des Weiteren schildert Bührke, welche konkurrierenden Theorien zu „Einsteins Jahrhundertwerk“ existieren – so zum Beispiel die Brans-Dicke-Theorie und die Modifizierte Newtonsche Dynamik, deren Brillanz jedoch keinesfalls an die der Allgemeinen Relativitätstheorie heranreicht.

Allerdings gilt hier wie auch an anderer Stelle, dass Bührkes Erklärungen nicht immer so verständlich und hilfreich sind, wie sie es eigentlich sein sollten. Insofern erfordert die Lektüre doch einige Anstrengung vom Leser.

                Wolfgang Kaufmann

Thomas Bührke: „Die Geschichte einer Formel. Einsteins Jahrhundertwerk“, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2015, gebunden, 278 Seiten, 16,90 Euro


Treffen sich drei Hunde ...
Kein Scherz, der BND sammelte fleißig DDR-Witze – Nun sind sie als Buch erschienen

Mit den zunehmenden Niederlagen im Zweiten Weltkrieg stieg in der deutschen Bevölkerung zugleich die Zahl der politischen Witze gegen Hitler. Ihre Pointen und ihr bissiger Spott waren ein Ventil für die Unzufriedenheit und gegen die Propaganda mit ihren leeren Versprechungen. Nach 1945 entstanden in der DDR sehr schnell Witze, die anfangs oft nur abgewandelte Wiederholungen ehemaliger Anti-Hitler-Witze waren – glichen sich die bisher braune und die jetzt rote Zeit doch allzu sehr.

Das galt auch für die Reaktion auf das subversive Lachen: Wer sich über die diktatorischen Regime lustig machte und aufflog, hatte wenig Spaß. Wurde ihre Weitergabe früher als „Wehrkraftzersetzung“ bestraft, wurden sie nunmehr als „staatsgefährdende Propaganda“ nicht selten mit mehrjährigen Zuchthausstrafen geahndet. Die sich anbiedernde Bundesrepublik fand das Thema ebenfalls alles andere als „komisch“: Ein West-Deutscher, der über 1000 Flüsterwitze aus dem gesamten Sowjetblock gesammelt hatte und sie 1986 als Buch herausgeben wollte, fand keinen Verleger: Wiederholt musste er hören, dieses „würde die Entspannung stören“. Es wurde dann in der Schweiz veröffentlicht.

Ein überaus eifriger Sammler war aber auch der Bundesnachrichtendienst. Stellten die Flüsterwitze doch ein Stimmungsbarometer für das Denken und Fühlen der Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs dar. Sorgfältig werteten die BND-Mitarbeiter den jeweils kursierenden DDR-Spott aus und reichten eine Auswahl sogar an den Bundeskanzler weiter. Alles streng geheim – versehen mit dem Stempel „Verschlußsache – Nur für den Dienstgebrauch“.

Später wanderten die Witze ins Archiv. Im März dieses Jahres wurden sie dann freigegeben, Ende Oktober erschienen 400 von ihnen in Buchform. Zusammengestellt haben sie der Historiker und Politikwissenschaftler Hans-Herrmann Hertle und der „Bild“-Chef-reporter Hans-Wilhelm Saure. Ihre Auswahl zeigt nicht nur die gravierenden Schwächen und Schattenseiten des DDR-Regimes, sondern dokumentiert zugleich, dass keineswegs wenige Menschen in ihrer äußeren Unfreiheit sich die persönliche Freiheit des Denkens bewahrt hatten.

Inhaltlich spielten dabei die Unfreiheit und der Geheimdienst eine führende Rolle. So erzählte ein Flüsterwitz vom Treffen von Hunden aus Westdeutschland,  aus Polen und der DDR. Der bundesdeutsche berichtete, auf sein Bellen erhalte er stets Fleisch. Fragte der polnische erstaunt: „Was, Fleisch?“ Total erschrocken war der DDR-Hund: „Was, bellen?!“ Über Honecker kursierte diese Frage: Was haben er und ein Telefon gemeinsam? Aufhängen und neu wählen!

Pointenreichen Spott hatten die DDR-Bürger auch für ihre wirtschaftliche Situation parat: Die schlechte Versorgungslage der DDR habe vier Hauptfeinde: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. „Was ist eigentlich DDR-Sex?“ Die wahrheitsgemäße Antwort laute: „Nackte Regale.“

Der Unterschied zwischen der Wirtschaftslage Ost-Berlins 1979 und der von 1989 bestehe darin, dass damals eine saumäßige Planwirtschaft geherrscht habe und nunmehr eine planmäßige Sauwirtschaft. In der DDR müssten neue Personalausweise eingeführt werden, da die bisherigen Passbilder angesichts der heute immer längeren Gesichter der Menschen nicht mehr vollständig umfassen. Aufschlussreich für den BND war, dass in der Endzeitstimmung der DDR die „Feindwitze“ nicht nur an Zahl und inhaltlich an Schärfe, Spott und Zynismus stark zunahmen, sondern selbst von SED-Funktionären und Armee-Offizieren ganz offen erzählt wurden: „Umfrage in der DDR: Wollen Sie noch 1995 hier leben? Wenn ja, wovon?“

Überrascht es, dass die Erst-Auflage des Buches innerhalb der ersten Woche nach Erscheinen vergriffen war und der Verlag schnell nachdrucken musste?

                Friedrich-Wilhelm Schlomann

Hans-Hermann Hertle, Hans-Wilhelm Saure (Hrsg.): „Ausgelacht. DDR-Witze aus den Geheimakten des BND“, Ch.-Links-Verlag, Berlin, 2015, gebunden, 144 Seiten, 10 Euro


Soldatengott und Elchskellett
Spannend: Was Archäologen alles im Berliner Untergrund zutage fördern

Ein Nashorn auf dem Alexanderplatz? Heute undenkbar, aber vor 60000 Jahren nichts Besonderes. Kurz vor dem letzten großen Gletschervorstoß in den Berliner Raum tummelten sich Rentiere, Moschusochsen, Eisfüchse, Vielfraße und wollhaarige Nashörner im heutigen Großraum Berlin. Angepasst an die kalte Umgebung lebten sie in der kaum bewaldeten Landschaft.

Nachzulesen ist das in „Archäologie Berlins. 50 Objekte erzählen 10000 Jahre Geschichte“. Die Archäologin Claudia Maria Melisch und der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin Matthias Wemhoff, führen anhand von 50 Fundstücken durch 10000 Jahre Geschichte.

Das Stadtgebiet ist archäologisch  gut erschlossen: In Berlin wurde und wird viel gebuddelt. Was manchmal viele tausend Jahre verborgen im Untergrund lag, erblickt häufig auf der Baggerschaufel wieder das Licht der Welt. Kurios, sich vorzustellen, dass beim U-Bahnbau in den 1950er Jahren ein Elchskelett zutage gefördert wurde. Rund 12000 Jahre hat es auf den breiten Schaufeln und ist so gut erhalten, dass man es sich mit allen anderen Fundstücken im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin ansehen kann. Doch auch wenn man keinen Besuch in der Hauptstadt vorhat, lädt das Buch zu einer spannenden Zeitreise ein. Von der Steinzeit über die Bronzezeit, die vorrömische Eisenzeit, über die Völkerwanderung, die Slawen-Ära bis hin zur Neuzeit und schließlich Moderne bekommt man einen Einblick in das Leben und die Kultur des Landstriches. Erstaunlich oft sind Stücke gut erhalten, geben aber häufig auch Rätsel auf. Wie kam zum Beispiel die Figur eines römischen Soldatengottes aus Bronze aus dem 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus in die Gegend des heutigen Berlin-Lichtenberg?

Dass die Autoren leidenschaftliche Archäologen sind, merkt man ihren Berichten an – und das fördert den Lesespaß, denn ihre Begeisterung ist ansteckend. Jedes Objekt ist dabei in einen genauen Abriss der jeweiligen Zeit eingebettet, so lässt sich auch als Laie gut einordnen, welche Bedeutung der Fund hat. Im letzten Kapitel wird unter anderem das spektakuläre Auffinden berühmter Skulpturen im Keller eines ehemaligen Hauses in Berlin-Mitte geschildert: „Entartete Kunst“, die hier in der Zeit des NS-Regimes vor ihrer Vernichtung versteckt wurde.      Silvia Friedrich

Claudia Maria Melisch, Matthias Wemhoff: „Archäologie Berlins. 50 Objekte erzählen 10000 Jahre Geschichte“, Elsengold Verlag, Berlin 2015, gebunden, 160 Seiten, 24,95 Euro


Nur ein paar Fragen, nur kurz zur Kommandantur
Was Frauen in Deutschland angetan wurde, die in die Fänge der Sowjetjustiz gerieten, beschreibt Annerose Matz-Donath

Am Ufer der Newa in St. Petersburg steht ein Denkmal für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft: Es ist eine doppelte Sphinx, deren eine Gesichtshälfte die Züge einer schönen jungen Frau trägt, während die andere Hälfte einen Totenschädel mit gebleckten Zähnen zeigt. Die Inspiration für das Monument lieferte der Dichter Alexander Block. In einem Gedicht hat er Sowjetrussland als Sphinx bezeichnet. Die schöne Gesichtshälfte war der Welt, besonders dem kommunismusfreundlichen Westen, zugewandt, den Totenschädel bekam die eigene Bevölkerung zu sehen. Aber nicht nur die. Der stalinistische Terror reichte nach überallhin, wo die Rote Armee Länder besetzt hatte.

So hat Annerose Matz-Donath (Jahrgang 1923) ihr Buch passend „Die Spur der roten Sphinx“ genannt. „Deutsche Frauen vor sowjetischen Militärtribunalen“ ist das Thema. Annerose Matz-Donath hat eine besondere Qualifikation dafür, denn sie hat selbst vor einem solchen Tribunal gestanden und saß fast zwölf Jahre in Haft, erst als NKWD-Gefangene, dann als Häftling in der DDR. Die Autorin hat 130 Haftkameradinnen interviewt, aus ihren Aussagen ein anschauliches Gemälde gewoben und damit ein immer noch weitgehend unbekanntes Geschichtskapitel aufgeschlagen. Warum ist so wenig von der sowjetischen Terrorjustiz und ihren Kellern, Verhörmethoden und Lagern bekannt?

Während die Lager der ersten deutschen Diktatur unmittelbar nach ihrer Befreiung ihr Grauen in zahllosen eindrucksvollen Bildern der Weltöffentlichkeit offenbarten, gibt es keine Bilder vom NKWD- Terror. Die Lager Sachenhausen, Buchenwald oder Kertschendorf wurden 1950 stillschweigend geschlossen, die Insassen der DDR- Justiz übergeben oder nach Sibirien  verbracht. Auf den Massengräbern wurden Wäldchen angepflanzt, kleine Lager ganz eingeebnet.

Geblieben sind die wenigen Überlebenden, deren Erzählungen viel größere Aufmerksamkeit verdienten, als ihnen bislang zuteil wird. Matz-Donaths Buch ist ein Zeugnis gegen das Vergessen. Eine erste Auflage erschien im Jahr 2000. Jüngst hat der Lindenbaum-Verlag es neu herausgegeben.

Die Autorin beginnt ihre Erzählung mit der Schilderung des Schicksals verhafteter Mütter und ihrer Kinder. Immer wurden die Frauen unter einem Vorwand abgeholt. Sie sollten nur kurz mal mit zur Kommandantur kommen, ein paar Fragen beantworten, dann könnten sie wieder nach Hause gehen. Die Kinder blieben allein in der Wohnung zurück oder spielten draußen unbesorgt weiter. Als sie ihre Mutter nach vielen Jahren wiedersahen, hatten sie oft jede Erinnerung an sie verloren oder begegneten ihr, der „Verräterin“, sogar mit Feindseligkeit. Wer in den Jahren 1945-1947 verhaftet wurde, der verschwand spurlos. Erst ab 1949 wurde es gestattet, Briefe an die Angehörigen zu schreiben.

Als Gefangene des NKWD hatte man nur zur Verfügung, was man am Leibe trug, wenn man verhaftet wurde. Deswegen waren diejenigen besonders schlimm dran, die den Sowjets im Sommer in die Fänge gerieten, denn mit dünnen Sommerkleidern kam man nicht weit. Die Zellen, in denen man die Untersuchungshaft verbringen musste, waren nur sporadisch mit Strohsäcken, Holzpritschen oder gar Betten ausgestattet. Decken gab es kaum, und wenn waren sie dreck- und blutverschmiert. Es gab noch einen Kübel oder eine Kiste für die Notdurft, in einem Fall war es nur eine Blumenvase. 

Im letzten Kapitel analysiert Matz-Donath eines von den tausenden Unrechtsurteilen, die von der sowjetischen Militäradministration verhängt wurden. Dabei wird klar, dass diese Urteile auf zum Teil abenteuerlichen Konstruktionen beruhten, an die weder  die Vernehmer, noch die Richter, die gleichzeitig die Funktion des Staatsanwalts ausfüllten, geglaubt haben dürften. Alle hatten Quoten zu erfüllen. Der Verhaftungsquote folgten 100 Prozent Geständnisse und 100 Prozent Verurteilungen. Eine Revision des Urteils war nicht möglich.

Die Überlebenden wurden Anfang der 90er Jahre von der Sowjetunion rehabilitiert. Die Toten auch, aber für die kam die Anerkenntnis ihrer Unschuld Jahrzehnte zu spät.          Vera Lengsfeld

Annerose Matz-Donath: „Die Spur der roten Sphinx. Deutsche Frauen vor sowjetischen Militärtribunalen“, Lindenbaum-Verlag, Belt-heim-Schnellbach 2014, broschiert, 482 Seiten, 28 Euro


S. 23 Rautenberg Buchhandlung

Rautenberg Buchhandlung


S. 24 Panorama

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Immer schön strammstehen / Wie wir unsere Freiheit gekonnt selbst zerstören, warum wir keine Meinung mehr haben sollten, und wofür wir Analphabeten benötigen

Die radikal-islamischen Terroristen haben uns den Krieg erklärt, um unsere Freiheit zu zerstören, heißt es. Ist das so? Dann könnten sich die mörderischen Gestalten ihre blutigen Mühen sparen, denn unsere Freiheit zerstören wir ganz fabelhaft selbst, wie jüngste Beispiele zeigen.

Natürlich leben wir noch längst nicht wieder in einer richtigen Diktatur, wie wir sie in der braunen und zuletzt der roten Variante im Lande hatten. Aber zu denen kam es ja auch nicht über Nacht, Freiheitszerstörung ist ein Jahrhundertprojekt, das viele kleine Schritte erfordert.

Wie jedes große Vorhaben reift die Freiheitszerstörung zuerst im Kopf. Dennoch ist sie auch im frühen Stadium gut sichtbar, wie wir im Falle der Ächtung des Sängers Xavier Naidoo studieren konnten.

Wie Sie sicher alle mitbekommen haben, sollte er auf Geheiß des mit der Auswahl beauftragten NDR Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ (ESC) 2016 vertreten, wurde dann aber abgesägt. Weil er „umstrittene“ Äußerungen getan habe, heißt es.

Zudem sei er auf einer Versammlung der sogenannten „Reichsbürger“ gewesen. Reichsbürger nennen sich Zeitgenossen, die Zweifel hegen an der verfassungsmäßigen Legalität der Bundesrepublik und daher nicht „Bundesbürger“ genannt werden wollen. Dies allein reicht schon, damit die Erziehungsbemächtigten des deutschen Untertanengartens in Schnappatmung verfallen.

Im Fernsehen habe Naidoo behauptet, dass Deutschland kein souveränes Land sei. Und dass es geheime Abmachungen gebe, die es den US-Geheimdiensten erlaubten, bei uns zu spionieren. Damit verbreite der Sänger „Verschwörungstheorien“.

Eine erstaunliche Einschätzung. Wolfgang Schäuble hatte während des letzten Durchlaufs der Euro-Krise höchstselbst vernehmen lassen, dass „Deutschland seit dem 8. Mai 1945 nie mehr wirklich souverän“ gewesen sei. Der ist immer noch Finanzminister. Und zählt das mit den Abmachungen zwecks US-Spionage in Deutschland seit dem Auffliegen des NSA-Skandals nicht zum Allgemeinwissen eines jeden „Tagesschau“-Konsumenten?

Sehen Sie: Wir sind wieder in Zeiten angekommen, in denen nur privilegierte Leute frei reden dürfen, das gemeine Volk aber nicht. Tschüs, du Gesellschaft der Freien und Gleichen. Im Muff der Despotie, wo wir kriechend die mächtigen Tonangeber umschleimen, fühlen wir uns eben doch wohler, weil geborgener und sicherer. Beim Naidoo-Abschuss zeigte die Kriecher-Seele ihr teigiges Antlitz. NDR-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber, seit Jahren für den ESC zuständig, hielt es unverhüllt ins Fenster.

Er sei sich im Vorfeld wohl bewusst gewesen, dass Xavier Naidoo „polarisiert“ (sprich: die Frechheit besitzt, eine Meinung zu haben). Doch „die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht“ – „wir haben das falsch eingeschätzt“, so Schreiber zur Begründung dafür, dass der NDR den Musiker abgesägt hat.

Das ist aufschlussreich: Es war also nicht Schreibers Meinung, die Naidoo zum Verhängnis wurde. Der NDR-Mann traut sich gar nicht, eine eigene Einschätzung abzugeben. Es waren die im Befehlston der Inquisition vorgetragenen „Reaktionen“, die ihn sofort strammstehen ließen.

So funktioniert Diktatur, mehr noch: Nur so funktioniert sie. Denn sobald die Leute anfingen, eine eigene Meinung zu entwickeln und furchtlos vorzutragen, statt bloß ihren nassen Finger in den Wind zu halten, war noch jede Diktatur am Ende. Die Schreibers dieser Welt sind der Humus, in dem die nächste Tyrannei längst tiefe Wurzeln geschlagen hat.

Dass es ausgerechnet einen Soulmusiker traf, gibt dem Vorgang eine besondere Note. Vor 50, 60 Jahren traten die Protagonisten des Rock’n’Roll, zu dessen näherer Verwandtschaft auch die Richtung des „Soul“ gehört, in den Ring, um die „Befreiung“ der Gesellschaft sozusagen komplett zu machen. Die Rockfans und ihre Idole kamen sich vor wie Revolutionäre, welche die letzten Reste des dumpfen Untertanengeistes austreiben wollen. Meinung! Und zwar eine eigene, und nicht die des Lehrers, Vaters oder Kanzlers, und das auch noch möglichst laut und erschreckend! Provozieren, Anecken, Anderssein als das „Establishment“ war die Devise. Musikalisch hieß das: Weg mit den schnuckeligen Schlagerkehlchen für angepasste Spießer, her mit dem Krach!

Im November 2015 ist diese Epoche kaum bemerkt und wenig feierlich zu Grabe getragen worden. Die Schlagerkehlchen haben gewonnen. Statt Xavier Naidoo soll nun Helene Fischer für Deutschland singen. Eine perfekte Wahl, um diese historische Wende eindrucksvoll ins Bild zu setzen.

Politisch gesehen geht die Wende allerdings noch einen weiteren Salto zurück. Alle paar Monate fliegt irgendwo ein kritischer Geist aus seinem Posten, weil die Meute der neuen Despotie endlich etwas gefunden hat, woran sie ihn aufhängen kann. Das war in der seeligsten Zeit des Schlagers, den 50er Jahren, noch völlig anders. Mag die Musik auch seicht gewesen sein, in der öffentlichen Debatte trafen die unterschiedlichsten Meinungen knallhart aufeinander, ohne dass Abweichung mit Existenzvernichtung bestraft worden wäre. Nun reichte beim renommierten Journalisten Matthias Matussek ein kleines Mondgesicht, ein sogenannter „Smiley“, um ihn den Job zu kosten.

Den Geist der neuen Zeit bringt Franz Josef Wagner in der „Bild“-Zeitung perfekt auf den Punkt, als er den Zank zwischen Merkel und Seehofer auf dem CSU-Parteitag resümiert: Es gebe nun diese Diskussion, dass Seehofer sich einfach nur danebenbenommen habe (als er Merkel vor 850 Delegierten die Leviten las). „Doch“, so Wagner, „darum geht es nicht. Frau Merkel ist eine Königin. Ihr Vasall, Seehofer, hat sich aufgelehnt.“

Königin? Vasall?? Aber dann gegen die „Reichsbürger“ stänkern, wie? Weil die Anhänger dieser pittoresken Mini-Bewegung angeblich nicht lupenrein demokratisch genug seien. Das „Reich“, auf das sich diese „Reichsbürger“ berufen, ist allerdings nicht der NS-Staat, sondern meines Wissens die Weimarer Republik mit ihrer Verfassung von 1919. Zu der Zeit wollte man von Monarchen und Vasallen gerade ganz besonders wenig wissen in Deutschland.

Sicher, die Revolution von 1918 war ein Fehler, das steht spätestens seit 1933 fest, als etwas passiert ist, was man mit dem Kaiser an der Spitze vielleicht hätte abwenden können. Aber müssen wir deshalb gleich wieder zurück­krabbeln in die tropfenden Gewölbe des Mittelalters? Mit Pranger, Inquisition und der ständigen Furcht, ein bei Hofe ungeliebtes Wort gesagt (Naidoo) oder ein unschickliches Zeichen verwendet (Matussek) zu haben?

Offensichtlich will man uns da gerade hineinzerren, und nicht wenige streben sogar voller Lust und Inbrunst in diese düsteren Gefilde. 200 Jahre deutsche Demokratiebewegung und mehr als 300 Jahre Aufklärung haben augenscheinlich nicht allzu tiefe Spuren hinterlassen.

Nun kann man aktuelle Debatten und Entwicklungen ja nie losgelöst sehen von der immer noch kräftig anschwellenden Asylflut. Doch siehe da: Auch für die findet sich plötzlich eine ganz neue, verblüffend schlüssige Erklärung.

Zwei von drei Syrern, die zu uns kommen, zählen laut ifo-Institut zu den „funktionalen Analphabeten“. Das sind Leute, die zwar einzelne Buchstaben und kurze Wörter identifizieren können, aber außerstande sind, komplette Texte zu lesen oder gar zu schreiben. Es handelt sich demnach um Erwachsene auf dem Bildungsniveau eines mäßig begabten Siebenjährigen.

Ist das nicht die ideale Besetzung für ein neues Untertanenvolk? Noch dazu, da „Demokratie“ oder „Aufklärung“ in deren Kulturkreis nie wirklich zum Durchbruch kamen? So bekommt alles seine historische Rolle beim Aufbruch in die neue Zeit.


MELDUNGEN / ZUR PERSON

»Kinder werden vorgeschickt«

Frankfurt am Main – Laut einer Meldung der „FAZ“ kamen bis zum 19. November schon mehr als 57000 Minderjährige als Flüchtlinge nach Deutschland. Der sächsische CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer kritisiert, die Kinder würden vorgeschickt, um unter Ausnutzung des Rechts auf Familiennachzug die Angehörigen nachholen zu können. Er fordert daher Einschränkungen beim Nachzug. H.H.

 

AfD-Praktikant ausgesperrt

Erfurt – Weil er einer Studentenverbindung der Deutschen Burschenschaft (DB) angehört, verweigert die rot-rot-grüne Mehrheit im Innenausschuss des Thüringer Landtags einem Praktikanten der AfD-Fraktion den Zutritt zu den Sitzungen. Angeblich sei die DB „rechtsradikal“. Die AfD protestiert dagegen entschieden. Weder sei die DB rechtsradikal noch werde sie vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Entscheidung werde womöglich juristisch angefochten.    H.H.

 

In Panik abgesägt

Eben noch gefeierter Sänger, jetzt plötzlich politische Hassfigur. In Sekundenschnelle än­derte sich die veröffentlichte Meinung der Mainstream-Medien über    Xavier Naidoo – und das, obwohl er selbst gar nichts tat. Kaum wurde er von der ARD ins Rennen geworfen, um beim „Eurovision Song Contest“ 2016 Deutschland zu vertreten, entlud sich in den sozialen Netzwerken im Internet ein solcher „Shitstorm“ über den Soulsänger, dass die Programmverantwortlichen ihre Entscheidung in einer Panikreaktion zurückzogen.

Die ARD hat ihren Hals gerade noch aus der Schlinge ziehen können, doch auf Naidoo ist ein mediales Fallbeil niedergesaust. Er muss ab jetzt mit dem Makel leben, angeblich homophob, antisemitisch und ein verschwörungsfanatischer Rechtsesoteriker zu sein. Da half es nicht, dass selbst linksorientierte Stars wie der Schauspieler Til Schweiger ihrem Freund beistanden und ihn von allen solchen Vorwürfen freisprachen.

Klar ist, dass der 1971 geborene Sänger mit südafrikanischen Wurzeln höchst widersprüchlich ist. Vor einem Jahr trat er in Berlin   vor den sogenannten „Reichsbürgern“ auf, welche die verfassungsgemäße Existenz der Bundesrepublik infrage stellen. Später aber teilte er mit, er teile deren Auffassungen nicht. 2011 vertrat er im ARD-„Morgenmagazin“ die Meinung, dass Deutschland ein besetztes Land sei.

Er sei einfach nur ein Wahrheitssucher, erklärt Naidoo seine unkonventionellen Äußerungen und Auftritte. Tatsächlich ist der von christlichen Endzeittheorien überzeugte Sänger, der seine Heimatstadt Mannheim für das „neue Jerusalem“ hält, gern gesehener Gast bei Kirchenveranstaltungen. Bei den deutschen Fußballfans hat er seit der „Sommermärchen“-WM 2006 wegen seines Hits „Dieser Weg“ ohnehin einen bleibenden Stein im Brett.                 H. Tews


MEINUNGEN

In seinem Zukunftsroman „2084“ prophezeit der algerische Autor Boualem Sansal, wie Frankreich unter die Herrschaft der Islamisten geraten werde. Gegenüber der „FAZ“ (18. November) beschreibt er die bereits sichtbaren Anzeichen für diese Eroberung, die nunmehr auf ganz Europa abziele:

„Es geht ihnen (den Islamisten) um die Eroberung der Welt ... Weltweit mobilisieren sie Anhänger, und ihnen gegenüber steht – nichts, Leere. Die Demokratien sind schwach. Deshalb werden die Islamisten obsiegen und große Teile der Welt beherrschen ...  Was ich meine, ist eher eine psychologische Unterwerfung. Seit Jahren spricht man hier von nichts anderem mehr als vom Islamismus. Das ist für mich durchaus eine Form der Okkupation.“

 

 

Die „Welt“ (19. November) zitiert den Islamistenführer Omar Bakri, der schon vor zwei Jahren feststellte:

„Der einzige große Gewinner des ,arabischen Frühlings‘ ist al-Kaida. Alles läuft nach Plan,  Wir werden zu euch nach Hause kommen und euch aus euren Häusern holen! In Istanbul, Rom, Paris, London und Berlin, wir kommen!“

 

 

Die ZDF-Nachrichtensendung für Kinder, „Logo Tivi“, brachte schon 2014 eine eigenwillige Erklärung zum Verhältnis der radikal-islamischen Terrorgruppe „Boko Haram“ zum Islam:

„Die Boko Haram ist eine Gruppe von Terroristen. Ihr Name heißt übersetzt so viel wie: Westliche Bildung ist Sünde. Die Boko Haram will, dass Kinder in Schulen vor allem nach sehr strikten Regeln des Islam erzogen werden. Menschen, die sich nicht an die strengen Regeln des Islam halten oder eine andere Religion haben, bekämpft die Terror-Gruppe mit Gewalt. Aber: Mit der Religion Islam haben die Terroranschläge der Boko Haram nichts zu tun …“

 

 

Ulrich Reitz, Chefredakteur des „Focus“ (21. November), warnt vor Illusionen bei Zuwanderung und Integration:

„In Frankreich und Belgien wuchsen aus ungesteuerter Zuwanderung erst Parallelgesellschaften, dann Gewalt und schließlich Terror. Wir in Deutschland sollten wissen, wer zu uns kommt und was er hier will ... Wir sollten nicht mehr betreten wegsehen, wenn sich in einem Teil unserer Städte Subkulturen bilden, die deutsches Staatsrecht durch islamisches Stammesrecht ersetzen.“

 

 

David Bendels von der CSU-Basisbewegung „Konservativer Aufbruch“ begrüßt die Reaktion von CSU-Chef Horst Seehofer auf Angela Merkels Rede auf dem Parteitag der Christsozialen. Das Internetmagazin „Metropolico“ (23. November) zitiert Bendels:

„Die Rede der Kanzlerin war wieder einmal nur eine Aneinanderreihung von Phrasen und Plattitüden. Merkel ist offensichtlich nicht bereit, ihre rechtswidrige und chaotische Grenzpolitik zu beenden. Umso wichtiger war es, dass unser Parteivorsitzender Horst Seehofer sie klar und deutlich in die Schranken wies.“