25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.07.17 / Die Hand Konstantins / Paderborner Diözesanmuseum im Bann der »Wunder Roms«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-17 vom 28. Juli 2017

Die Hand Konstantins
Paderborner Diözesanmuseum im Bann der »Wunder Roms«
Veit-Mario Thiede

Die einen zieht es zu den Apostelfürsten Petrus und Paulus. Die anderen fesselt der in Stein gemeißelte Todeskampf des trojanischen Priesters Laokoon und seiner beiden Söh­ne gegen die Schlangen. Rom lockt wie keine andere Stadt Europas Pilger, Künstler und Bildungsreisende an. Im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn spürt erstmals eine groß angelegte Schau mit 200 Ausstellungsstücken von der Antike bis zur Gegenwart der Faszination nach, die die ewige Stadt auf die Menschen nördlich der Alpen ausübt. 

Der Auftakt ist imposant. Wir stehen dem fast 2000 Jahre alten vergoldeten Bronzeglobus gegenüber, den Papst Sixtus V. 1589 vom Vatikanischen Obelisken abnehmen ließ. Ihn flankieren die Fragmente zweier Ko­lossalstatuen. Die rund 1700 Jahre alte rechte Marmorhand gehörte zu einer auf 15 Meter Höhe ge­schätzten Sitzfigur Kaiser Konstantins. Der fast einen Meter hohe Riesenkopf stellt vermutlich einen seiner Söhne dar. 

Klein und bescheiden wirken daneben die frühen Zeugnisse christlicher Heiligenverehrung. Der silberne Reliquienbehälter in Form einer ovalen Dose ist auf dem Deckel mit dem heiligen Kreuz geschmückt. Er stammt aus der Papstkapelle Sancta Sanctorum im Lateranpalast, in der sich (auf Latein) die Inschrift befindet: „Es gibt keinen heiligeren Ort auf der ganzen Welt.“ Hier hatte ihn der 795 bis 816 amtierende Papst Leo III. niedergelegt.

Magister Gregorius äußerte sich verächtlich über die Reliquienverehrer. Der englische Gelehrte verfasste Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhundert die „Erzählung über die Wunder der Stadt Rom“, unter denen er die antiken Monumente und Statuen verstand. Seine Schrift ist eine der ersten, die diese würdigt. Das macht ihn zum Vorläufer unzähliger Künstler wie etwa Rubens und Bildungsreisender wie zum Beispiel Goethe, die seit dem 

16. Jahrhundert der Laokoongruppe und der anderen Antiken wegen nach Rom pilgerten. Auf der von Rubens gemalten Ölskizze „Die heilige Theresa von Avila bittet für Bernardino de Mendoza“ (um 1630–1633) kniet die Heilige vor dem auferstandenen Jesus. Sein athletischer Oberkörper fällt sofort ins Auge. Dessen Vorbild ist der antike Hermes von Belvedere. 

Wie Rubens orientierten sich viele weitere Künstler bei ihren frommen und weltlichen Figurendarstellungen an der leiblichen Schönheit antiker Statuen. Sie waren überzeugt, „dass zur höchsten Vollendung der Malerei die Kenntnis der Statuen, ja sogar die tiefe Vertrautheit mit ihnen nötig ist“, wie Rubens es einmal ausgedrückt hat.


„Wunder Roms“, bis 13. August im Erzbischöflichen Diözesanmuseum, Markt 17, Paderborn, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, jeden ersten Freitag im Monat 10 bis 20 Uhr, Eintritt: 

9 Euro, Telefon (05251) 1251400, Katalog 39,95 Euro im Museum, 69 Euro im Buchhandel. Internet: www.wunder-roms.de