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28.07.17 / Polen arbeitet am Bild der Welt von seiner Geschichte / Was die vor gut einem Jahr gegründete Polnische Nationalstiftung will, und was sie bereits getan hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-17 vom 28. Juli 2017

Polen arbeitet am Bild der Welt von seiner Geschichte
Was die vor gut einem Jahr gegründete Polnische Nationalstiftung will, und was sie bereits getan hat
Chris W. Wagner

Ein Jahr ist inzwischen vergangen, seit Anfang Juli letzten Jahres 17 der größten staatlichen beziehungsweise staatsnahen Betriebe eine Deklaration unterzeichneten, in der sie die finanzielle Förderung der damals gerade von der polnischen Regierung ins Leben gerufenen Polnischen Nationalstiftung in Aussicht stellten. Deren Aufgabe ist ein gutes Image Polens in der Welt. Dafür sollen internationale Wirtschafts- und Wissenschaftskonferenzen organisiert, Analysen erstellt, Werbekampagnen in Auftrag gegeben und Bürgerinitiativen ins Leben gerufen werden. Wie das Internetportal money.pl berichtet, sollen bis 2027 die staatlichen beziehungsweise staatsnahen Sponsoren zum Kapital der Stiftung, das bei seiner Gründung umgerechnet 23,7 Mil­lio­nen Euro betrug, jährlich umgerechnet 11,85 Millionen Euro beisteuern. 

Ungeachtet dieser guten Finanzausstattung, ist die Stiftung bislang vornehmlich durch Interviews ihres Chefs Cezary Jurkiewicz in der Öffentlichkeit hervorgetreten. So übte er Kritik daran, dass Oppositionelle auf Antiregierungskundgebungen weiße Rosen trugen. Sie zielten damit darauf ab, so Jurkiewicz Vorwurf, von deutschen Medien wahrgenommen zu werden. In der Tat werden primär Deutsche die Anspielung auf die deutsche Widerstandsgruppe Weiße Rose verstanden haben. „Für jeden Deutschen ist die weiße Rose eine Erinnerung an diese Bewegung. In diesem Kontext werden wir also als Faschisten gesehen“, erläuterte Cezary Jurkiewicz im Polnischen Radio24 seine Kritik.

Doch auch Jurkiewicz selber sieht in den Deutschen einen Hauptadressaten seiner Arbeit. „Wir werden dort ganz stark tätig werden, denn in Deutschland wird die Geschichte am häufigsten verfälscht“, so Jurkiewicz, der auch Warschauer Ratsherr der Regierungspartei PiS, Honorarvorsitzender der Stiftung „Kresy (polnische Ostgebiete) in Not – Polen für Polen“, einer Organisation, die Polen in Weißrussland hilft, und Leiter eines Warschauer Pilgerheimes ist. Was genau die Tätigkeit in Deutschland ausmachen wird, konnte oder wollte Jurkiewicz nicht sagen. Vielleicht würde man bezahlte Artikel in der Landessprache in Auftrag geben, die über Polen und ihre Geschichte informieren. Das wolle man übrigens in auch in vielen anderen als problematisch betrachteten Staaten des Westens so machen. 

Doch auch im eigenen Land will man tätig werden. Jurkiewicz macht keinen Hehl aus seinem Stolz auf zwei Projekte seiner Stiftung, welche junge polnische Sportler sowie US-amerikanische Soldaten zum Adressaten haben. Den ersten wolle man eine patriotische Haltung anerziehen. Ihre nationale Identität solle gestärkt und ihr Wissen um die Geschichte ihres Landes erweitert werden. Stolz auf ihr Land und die polnischen Werte sollen sie künftig gute Botschafter ihrer Nation in der Welt sein. 

Die in Polen stationierten US-amerikanischen Soldaten sollen mittels Filmen und Vorträgen über die Geschichte des Landes, in dem sie zu Gast sind, aufgeklärt werden. 

Lobende Worte fand Jurkiewicz in diesem Zusammenhang für Donald Trump. Durch dessen Rede beim Polenbesuch habe die Welt vom Warschauer Aufstand erfahren und davon, dass keine Nationalität unter den sogenannten Gerechten unter den Völkern, also den Besitzern des 1948 eingeführten Ehrentitels für nichtjüdische Einzelpersonen, die unter nationalsozialistischer Herrschaft während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten, so stark vertreten ist wie die polnische.

Die angestrebte Vermittlung der Geschichte Polens beziehungsweise der polnischen Sichtweise der Geschichte Polens soll auch mit Mitteln der Unterhaltung erfolgen. So will die Stiftung einen Spielfilm zur Geschichte Polens in Auftrag geben. „Wir sind dabei, bis Ende des Jahres ein straffes Programm auszuarbeiten. Eine Filmproduktion wird entstehen. Der Film sollte aber nicht aus unserer Hand entstehen. Wir wollen, dass unsere Geschichte von jemandem erzählt wird, der die Filmkunst kennt. Der Name Mel Gibson ist im Gespräch. Ich denke, er hat den richtigen Blick auf die polnische Geschichte. Er kann am besten das erzählen, was der Westen über die Polen erfahren sollte. Es gibt so viele Aspekte in der Geschichte Polens, die nicht verstanden werden“, so Jurkiewicz. Die Frage, welchen Zeitraum der Film abdecken solle, möchte der Stiftungsvorsitzende dem Künstler überlassen.

Die Ziele sind also ambitioniert, aber bei der Umsetzung hapert es oft noch. So schaffte es die Stiftung bislang nicht, einen Telefonanschluss und einen Internetauftritt zu organisieren. Als Redakteure von Radio „ZET“ vor wenigen Monaten den Sitz der Stiftung besuchten, mussten sie feststellen, dass dieser noch leer stand. Der Stiftungschef beantwortet Pressefragen über sein privates E-Mail-Postfach. Aber man arbeite bereits an einem straffen Programm, das zu gegebener Zeit verlautbart werde, so der Stiftungsvorsitzende.