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28.07.17 / »Epochale Gewalttäter« / Helmut Roewer über Kriegstreiber im letzten Weltkrieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-17 vom 28. Juli 2017

»Epochale Gewalttäter«
Helmut Roewer über Kriegstreiber im letzten Weltkrieg
Wolfgang Kaufmann

Im vorigen Jahr legte Helmut Roewer, der früher unter anderem als Panzeroffizier, Jurist und Präsident des Thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz tätig war, den ersten Band seiner Trilogie „Unterwegs zur Weltherrschaft“ vor. Darin erklärte er schlüssig und auf der Basis zahlreicher zeitgenössischer Quellen, „warum England den Ersten Weltkrieg auslöste und Amerika ihn gewann“. Dem folgt nun die Fortsetzung mit dem Untertitel „Warum eine anglo-amerikanische Allianz Deutschland zum zweiten Mal angriff und die Rote Armee in Berlin einmarschierte.“

Dabei schildert Roewer eingangs die intensiven Bemühungen Roosevelts und Churchills, das politische Chaos in den Griff zu bekommen, das durch den von alliierter Seite oktroyierten Vertrag von Versailles entstanden war. 

In diesem Zusammenhang zeigt er auch, mit welchen Mitteln die Geld- und Machteliten, die hinter den beiden westlichen Galionsfiguren standen, ihr machiavellistisches Tun verschleierten. Außerdem sensibilisiert er seine Leserschaft, was die angeblich so aussagekräftigen „Schlüsseldokumente“ über die Welteroberungspläne der deutschen Seite betrifft. So verweist er auf den höchst seltsamen Umstand, dass die Papiersorten bei gewissen, historisch bedeutsamen Schriftstücken, wie denen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin, manchmal auf ganz wundersame Weise wechseln. Dazu kommen die bereits aufgeflogenen Fälschungen seitens der sowjetischen Seite im Vorfeld der Nürnberger Prozesse, die aber von einigen zeitgeisthörigen Historikern nach wie vor auf völlig unkritische Weise rezipiert werden. 

Ansonsten charakterisiert Roewer aber nicht nur Roosevelt und Churchill sowie Stalin als „epochale Gewalttäter“, sondern auch Hitler. Das heißt, sein Buch stellt definitiv „keine NS-Entschuldigungs- oder Apologeten-Schrift“ dar, wie er eingangs gleich selbst explizit feststellt, um jedweder diesbezüglichen Unterstellung schon im Ansatz entgegenzuwirken. Für Roewer ist Hitler durchaus ein Verbrecher, der den anderen drei Protagonisten ein höchst fatales und „ekelerregendes Geschenk“ gemacht habe, als er den Holocaust in Gang setzte. Denn damit gab er dem Hauptkriegstreiber und fanatischen Weltherrschaftsaspiranten Roosevelt die willkommene Gelegenheit, Deutschland als „Schurkenstaat“ hinzustellen, um so seinem strategischen Ziel näherzukommen, welches lautete: „Die Vernichtung der deutschen Kontinentalmacht und das Vorantreiben des amerikanischen Internationalismus durch die Zerschlagung des britischen Empire.“

Allerdings machte der US-Präsident dabei die Rechnung ohne den Wirt, nämlich Moskau. Eigentlich wollte Roosevelt ja in altbewährter US-Manier andere für sich kämpfen lassen, um dann die Früchte zu ernten, wenn die „Verbündeten“ ausgeblutet am Boden lagen. Doch Russland war eben nicht Großbritannien: Im Gegensatz zum Empire erstarkte der russische Bär nach einer anfänglichen Phase der Panik und Schwäche, weshalb am Ende die „Aufteilung der Welt“ zwischen der UdSSR und den USA nötig wurde, welche Amerika bis heute Probleme bereitet. In der Endphase seines Lebens hat Roosevelt also erkennen müssen, dass der große Plan nicht aufgegangen war, womit die Situation nun ähnlich ausfiel wie nach dem Ersten Weltkrieg. Nur, dass eben jetzt mit Moskau ein völlig neues weltpolitisches Machtzentrum existierte.

Der zweite Band von „Unterwegs zur Weltherrschaft“ ist inhaltlich genauso bemerkenswert wie sein Vorgänger. Darüber hinaus besticht der flüssige Stil, der dem Werk trotz aller Wissenschaftlichkeit zu eigen ist. Wie solide Roewer gearbeitet hat und wie gut belegt jede seiner Aussagen daherkommt, zeigen die 900 Anmerkungen, welche es eventuellen Kritikern schwer machen dürften, die Aussagen des Buches ernsthaft in Zweifel zu ziehen. Ansonsten bestechen auch die sarkastischen Passagen, die typisch für den früheren Verfassungsschützer sind: Er weiß, wie man Sachverhalte andeutet und dem Leser dann das Vergnügen des Mitdenkens und Mitlächelns lässt. So kann der zeitgeschichtlich Interessierte nun auf den dritten und letzten Teil der Reihe über die Zeit ab 1945 beziehungsweise den Kalten Krieg gespannt sein, der bei Roewers stupender Produktivität sicher nicht lange auf sich warten lassen wird.

Helmut Roewer: „Unterwegs zur Weltherrschaft. Band 2: 1918–1945. Warum eine anglo-amerikanische Allianz Deutschland zum zweiten Mal angriff und die Rote Armee in Berlin einmarschierte“, Scidinge Hall Verlag, Tübingen 2017, broschiert, 398 Seiten, 24,95 Euro