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04.08.17 / Forderung mit Hintergedanken / US-Regierung fordert von Verbündeten höhere Verteidigungsausgaben – und hofft auf gute Rüstungsgeschäfte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Forderung mit Hintergedanken
US-Regierung fordert von Verbündeten höhere Verteidigungsausgaben – und hofft auf gute Rüstungsgeschäfte
Florian Stumfall

Mit rund zehn Jahren Verspätung erfolgte im Jahre 2006 der erste Flug einer Lockheed Martin F 35, des Flugzeugs, von dem sich Auftraggeber wie Konstrukteure wahre Wunder erhofften. Der Kampfjet sollte eine fliegende, eierlegende Wollmilchsau werden und alles können, was man ansonsten in Summe von den verschiedensten anderen Typen erwartet. Mit diesem Gerät sollen die bisherigen US-Kampf-Jets abgelöst werden, die, wie die F 16 Falcon oder die F 22 Raptor, samt und sonders aus den 70er Jahren stammen.

In einem jedenfalls ist die F 35 weltweit unerreicht: Der US-Kampfjet ist das mit Abstand teuerste Waffensystem, das jemals gebaut wurde. Seine Entwicklung kostete bis heute eine Billion Dollar. Das ist 77 Mal so viel wie  der teuerste Flugzeugträger gekostet hat, der jemals gebaut wurde, die gerade in Dienst gestellte „USS Gerald Ford“. Kein Wunder, dass sich der Chef der russischen Luftwaffe, Generaloberst Viktor Bondarew, einen leisen Spott nicht verkneifen kann: „Mit dem Geld hätten wir auch ein Klavier zum Fliegen gebracht.“ Mit der „Gerald Ford“ hat die F 35 indes auch eine Gemeinsamkeit: Beide Waffensysteme sind technisch überaus anfällig und neigen zu Pannen, und, was den Jet angeht, auch zu solchen, welche die Piloten gefährden. Der renommierte französische Militär-Analyst Pierre Sprey hat sich ausführlich mit der F 35 beschäftigt und  kommt zu folgendem Schluss: „Die Manövrier­fähigkeit ist erschreckend schlecht. Es hat echte Probleme, schnell in geringer Höhe zu fliegen. Das Flugzeug überhitzt. Um der Überhitzung beizukommen, müssen die Bombenklappen geöffnet werden, um die Raketen zu kühlen, die an Bord sind.“ Doch das ist noch nicht alles. Wer den Schleudersitz betätigt, riskiert schwere Verletzungen des Nackens, der Bord-Computer erkennt nicht, wenn der Jet seine zugelassene Höchstgeschwindigkeit überschreitet, Piloten haben wiederholt Schwierigkeiten, sich in das Computer-System einzuloggen, mehrmals sind bei Flügen an Bord Feuer ausgebrochen, das System zeigt Beschädigungen nicht an, das Navigations-Gerät gilt als ein „schreckliches Durcheinander“, die Tarnkappeneigenschaften sind nicht mehr zeitgemäß. Immer wieder musste über die F 35 ein Startverbot verhängt werden.

Im vergangenen Jahr veranstaltete die US-Luftwaffe ein Kampftraining, bei dem der neue Wundervogel unter anderem gegen die 40 Jahre alte F 16 antrat. Diese bekam vorsorglich einen Abwurftank angehängt, damit sie für die F 35 nicht zu schnell ist. Trotzdem führten schlechte Flugeigenschaften und die mangelnde Leistung der Triebwerke des Kontrahenten dazu, dass sich der Veteran F 16 in allen Belangen überlegen erwies. In einem Pentagon-Bericht des Direktors für Test und Erprobung, Michael Gilmore, heißt es dazu: „Die F-35B Block 2B muss die Begegnung mit Feindkräften in jedem denkbaren Szenario vermeiden und wird stets Unterstützung von anderen befreundeten Kräften benötigen.“

Eine Billion Dollar– das ist sehr viel Geld für ein derart fragwürdiges Ergebnis. Deshalb drängt US-Präsident Donald Trump ebenso wie schon sein Vorgänger Barack Obama darauf, möglichst viele F 35 ins Ausland zu verkaufen, damit wenigstens die finanzielle Bilanz aufgefrischt wird. Dazu hat das Weiße Haus einige Länder als erwünschte Kunden ins Auge gefasst. An erster Stelle steht dabei Großbritannien. Royal Air Force und Royal Navy haben ihrerseits zwei Milliarden Dollar in das F 35-Projekt investiert und planen nun, 138 Exemplare ser Maschine zu kaufen. Das macht bei einem Stück­preis von 200 Millionen Dollar nochmals 27,6 Milliarden. Italien steht da nicht weit zurück, hier geht es um 131 Maschinen. Die Niederlande bescheiden sich vorerst mit 85 Stück, die Türkei soll 100 kaufen, ebenso wie Australien, wogegen den Norwegern 52 als ausreichend erscheinen. Das kleine Dänemark will immerhin 30 Flugzeuge aus der Rekord-Serie, Kanada vergleichsweise bescheidene 65 und Israel 19, wobei eine Option auf 75 weitere besteht. Japan hat 42 Maschinen bestellt und Südkorea 40.

Wenn tatsächlich jede F 35 im Ernstfall die Unterstützung von befreundeten Kräften benötigt, dann kann sich das Pentagon darauf freuen, auch diese Waffensysteme zur Unterstützung an die Verbündeten zu verkaufen. Vielleicht nimmt man dann die alten F 16 zu diesem Zweck. Auf diese Weise kommt für den US-Etat wieder einiges herein, und der militärisch-industrielle Komplex der USA, Ideengeber und Nutznießer solcher Geschäfte, wird gut daran verdienen. Dabei war von einem interessanten Kunden noch gar nicht die Rede: von Deutschland. Die Agentur Reuters teilte im Mai mit, die Planungsabteilung des Bundesverteidigungsministeriums habe in einem Brief an die amerikanische Seite darum gebeten, der Bundeswehr Zugang zu Daten über das Flugzeug zu ermöglichen. Eine Entscheidung aber sei noch nicht gefallen.

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass dieselbe Bun­deswehr zur selben Zeit den Bau eines Jets gemeinsam mit Frankreich plant. Was gilt nun? Die vielbeschworene europäische Ge­mein­samkeit oder die Ergebenheit gegenüber den USA?

Auf jeden Fall wird eines klar: Wenn ein US-Präsident, egal welcher, ob Obama oder Trump oder ein anderer, von den Nato-Partnern verlangt, sie sollten mehr für die Rüstung ausgeben, so tut er das nicht ausschließlich, weil er etwa um die Sicherheit des Bündnisses fürchtet, sondern auch, damit die Verbündeten mehr Waffen in den USA einkaufen können.