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04.08.17 / »Klima wird schlechter« / Zentralrats-Präsident warnt vor Antisemitismus in Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

»Klima wird schlechter«
Zentralrats-Präsident warnt vor Antisemitismus in Deutschland
Peter Entinger

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, macht sich Sorgen um einen neu aufkommenden Antisemitismus und nimmt dabei auch die AfD ins Visier. Diese sei zwar eine rechtspopulistische Partei, deren „oberstes Feindbild derzeit die muslimische Bevölkerung“ sei, aber er habe „das Gefühl, dass die AfD keine Hemmungen hätte, auch gegen jüdische Menschen zu hetzen, wenn es opportun wäre“, erklärte er in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“.

Die AfD hat sich seit ihrer Gründung vehement für die Achtung jüdischen Lebens in Deutschland ausgesprochen und vor antisemitischen Tendenzen durch Muslime gewarnt. So hat die AfD-Chefin Frauke Petry die scharfe Kritik des Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, an ihrer Partei zurück-gewiesen. Als jüdischer Repräsentant solle Lauder erkennen, „dass die AfD einer der wenigen politischen Garanten jüdischen Lebens auch in Zeiten illegaler antisemitischer Migration nach Deutschland ist“, sagte Petry. Schuster erklärte dagegen, er könne bislang nicht erkennen, „dass die Partei Willens oder in der Lage ist, gegen offen antisemitische Ausfälle von Mitgliedern vorzugehen“. Als Beispiel nannte er die Dresdner Rede von Björn Höcke, in welcher der thüringische AfD-Vorsitzende im Zusammenhang mit dem Holocaust-Denkmal in Berlin von einem „Mahnmal der Schande“ gesprochen hatte. Dies sage „doch viel aus über das Geschichtsbewusstsein zumindest eines Teils der AfD“, so Schuster.

Gleichzeitig warnte der Zentralrats-Präsident aber auch vor einem immer schlechter werdenden Klima gegenüber Juden in Deutschland: „Sowohl in Schulen als auch auf Sportplätzen wird ‚Jude‘ als Schimpfwort verwendet.“ Der Zentralrat beobachte dieses Phänomen „leider schon seit einigen Jahren und durchaus verbreitet, so dass wir nicht von Einzelfällen sprechen können“. Vor allem unter muslimischen Schülern seien antisemitische Vorurteile verbreitet. Daher müsse in der Schule mehr Wissen über das Judentum vermittelt werden. Einige Gebiete seien zu regelrechten No-Go-Areas für Juden geworden. „In einigen Bezirken der Großstädte würde ich empfehlen, sich nicht als Jude zu erkennen zu geben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das offene Tragen einer Kippa oder einer Halskette mit Davidstern verbale oder körperliche Bedrohungen zur Folge haben kann.“

Gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ kritisierte Schuster auch das Verhalten der Islamverbände: „Das Problem des muslimischen Antisemitismus sollte die ganze Gesellschaft sehr ernst nehmen, ohne zugleich alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Islamische Verbände engagieren sich aber nicht ausreichend. Sie könnten und sollten deutlich mehr tun. Sie haben bei dem Thema Antisemitismus eine große Verantwortung.“ Dagegen neigten viele ihrer Vertreter dazu, antisemitistische Übergriffe als „Israel-Kritik“ zu verharmlosen: „Wir erleben es häufig, dass bei antisemitischen Straftaten quasi um Verständnis für die Täter geworben wird, weil sie damit ‚nur‘ auf den Nahost-Konflikt aufmerksam machen wollten.“ Dies müsse man ansprechen, auch, „um dieses Feld nicht der AfD zu überlassen“

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