27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.08.17 / Robot-Fahrzeuge geben Gas / Selbstfahrende Autos werden den Straßenverkehr in naher Zukunft revolutionieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Robot-Fahrzeuge geben Gas
Selbstfahrende Autos werden den Straßenverkehr in naher Zukunft revolutionieren
Friedrich List

BMW plant, schon 2021 ein fahrerloses Autos in Serie zu bauen. Andere Unternehmen sind dicht auf. Robot-Fahrzeuge sind keine ferne Zukunftsvision, sondern demnächst auf allen Straßen unterwegs.  

Die Idee ist faszinierend und mindestens so alt wie das Automobil selbst: Lesend, plaudernd, schauend, schlafend erreichen Autofahrer ihr Ziel. Lästige Arbeiten wie Steuern, Bremsen oder Gasgeben übernimmt der fahrbare Untersatz selbst. Viele Jahrzehnte lang konnte allerdings keine Technik auch nur annähernd Gleichwertiges zu Sinneswahrnehmungen, Reaktionsschnelligkeit und Intelligenz eines menschlichen Fahrers bieten. Inzwischen hat sich das grundlegend geändert. Autonome Fahrzeuge überwachen mit  digitalen Kameras, Radar, Ultraschall oder Laser-Tastern ihre Umgebung. So können sie auf den Verkehr reagieren und aus den gesammelten Informationen ihre Position und die anderer Fahrzeuge bestimmen. Sie vermeiden Kollisionen und finden durch ihre bordeigene Navigationssoftware zum Ziel. Fortschritte in der digitalen Bildverarbeitung, im Bereich Künstliche Intelligenz und die Verfügbarkeit alltagstauglicher Navigationssysteme machen das möglich. 

Das Rennen um profitable Ausgangspositionen im Zukunftsmarkt für selbstfahrende Fahrzeuge ist längst eröffnet. Hier tummeln sich traditionelle Autobauer wie BMW oder Mercedes-Benz, Computerkonzerne wie IBM, der Elektrofahrzeughersteller Tesla, aber auch Google, das durch die gleichnamige Internet-Suchmaschine viel bekannter ist. Allerdings ist Google so etwas wie der Schrittmacher der Entwick-lung, denn das Unternehmen verpflichtete bereits 2003 den deutschen Informatiker Sebastian Thrun, der damals an der 

US-Universität Stanford eine Professur zum Thema selbstfahrende Autos übernommen hatte. Google legte eine Testserie von 100 autonom fahrenden Elektroautos auf, gab das Projekt aber wieder auf. 

BMW gab 2016 bekannt, dass es mit Intel und Mobileye zusammenarbeite, um 2021 ein fahrerloses Auto, den BMWiNEXT in Serie zu bauen. Schon heute werden Pkw, Lkw und Busse, die per Computersteuerung fahrerlos unterwegs sind, an vielen Orten getestet. So gibt es in Deutschland seit September 2015 eine Teststrecke auf der A9 zwischen München und Ingolstadt. Sie verfügt über eine spezielle Beschilderung, die von den Sensoren der Robot-Autos besser erkannt wird. Außerdem ist sie mit umfangreichen Messsystemen und modernen Datenübertragungs-Technologien ausgestattet. 

Dabei sollen die Fahrzeuge nicht nur eigenständig fahren, sondern auch Daten untereinander und mit festen Verkehrsleitstellen austauschen. Betrieben wird das sogenannte „Digitale Testfeld Autobahn“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und digitale Infrastruktur, vom Freistaat Bayern sowie Verbänden der Automobilindustrie und der Informationswirtschaft.

In den USA ist man schon weiter. 2015 waren in Kalifornien 48 autonome Pkw für den Straßenverkehr zugelassen. Allerdings schreibt der Staat vor, dass immer ein Fahrer an Bord sein muss, der notfalls eingreifen kann. Die Pkw brauchen weiterhin dieselben Steuerorgane wie herkömmliche Autos, also Lenkrad, Pedale für Gas und Bremsen sowie eine Gangschaltung. Ähnliche Regelungen stehen in einem Gesetz, das der Bundestag Anfang des Jahres für autonome Fahrzeuge beschloss. 

Zudem sind viele Fragen noch nicht geklärt: Etwa, was ein Robot-Fahrzeug bei drohenden Unfällen tun darf. Wie soll sich der Computer entscheiden, wenn ihm in einem Unglücksszenario nur die Wahl bleibt, Menschen Schaden zuzufügen? Wäre es ethisch vertretbar, ihm eine Abwägung zwischen einer Gruppe Senioren und einer Gruppe Schulkinder einzuprogrammieren? Und wer haftet für Sachschäden – Fahrzeugbesitzer, Hersteller oder Programmierer?