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04.08.17 / Wenn Politik die Musik übertönt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Wenn Politik die Musik übertönt
Theo Maass

Das Rockfestival „Haltestelle Woodstock“ („Przystanek Woodstock“) wird wie geplant dieser Tage im polnischen Teil von Küstrin Hundertausende zum Brodeln bringen. Seit 1995 findet die Veranstaltung schon zum 23. Mal statt. Zuletzt aber geriet „Haltestelle Woodstock“ erstmals zum Politikum. Es wurde befürchtet, Polens Innenminister Mariusz Blaszczak könnte das Festival sogar verbieten – mit einer aufsehenerregenden Begründung: „Hinter der Westgrenze, in Berlin, gab es im Dezember letzten Jahres einen Terroranschlag, bei dem auch ein Pole ums Leben gekommen ist.“ Hintergrund der Furcht: Festivalchef Jerzy Owsiak hatte dezidiert Asylsucher aus Frankfurt an der Oder zu seinem Festival eingeladen. 

Doch mit einem Verbot konnte die Regierung – die ja irgendwann wiedergewählt werden will – nicht leichtfertig umgehen. Immerhin ist „Haltestelle Woodstock“ eine der europaweit größten Freilichtveranstaltungen. 2011 wurden rund 750000 Besucher gezählt. 2009 verbrachte Lech Walesa seine Freizeit dort. 2010 kam Polens bedeutendster Filmregisseur Andrzej Wajda („Katyn“). 2012 nahmen die beiden Staatspräsidenten Joachim Gauck und Bronislaw Komorowski teil. Auf der Bühne spielen unter anderem US-amerikanische und russische Musikgruppen friedlich zusammen und begeistern die Zuschauer. 

Küstrins Bürgermeister Andrzej Kunt versuchte, beide Seiten zufriedenzustellen: „Wir haben mehr Pflichten, müssen noch mehr  Sicherheitspersonal zur Verfügung stellen. Das Gelände muss umzäunt werden, Autos bleiben auf gesonderten Parkplätzen. Wir  machen Einlasskontrollen und müssen die ganze Veranstaltung genau überwachen. Und wenn die Terrorgefahr wächst, wird das         Festival abgesagt.“ 

Aus „Sicherheitsgründen“ wurde von der polnischen Feuerwehr nun die in früheren Jahren zur Unterstützung herangezogene Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) aus Deutschland ausgeladen. Das ist offenbar eine politische Maßnahme, denn die Ausgeladenen dürften eher den „Biodeutschen“ zuzurechnen sein, von denen keine Terrorgefahr ausgeht. So hätte Polen für die fragliche Zeit auch einfach Grenzkontrollen durchführen können und Nicht-EU-Bürger abweisen             können. Das hätte der Sicherheitslage in           Küstrin gutgetan und wäre auch in Deutschland – außer von einigen Politikern und    Journalisten – verstanden und wohl auch  gutgeheißen worden. 

Der „Völkerverständigung“ hätte das keinen Abbruch getan. Nun aber herrscht dicke Luft zwischen Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und dem polnischen Staatssekretär Jakub Skiba wegen des             Festivals. Schade.