Zum Ferienbeginn in Berlin hat die Bürgermeisterin des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, das Thema „Zwangsverheiratung“ angesprochen. Die Sommerzeit wird von Eltern mit muslimischen Wurzeln gern genutzt, um ihren minderjährigen – meist weiblichen – Nachwuchs in der „alten Heimat“ zu verheiraten.
Nach einer Gesetzesänderung Anfang 2017 sind Ehen mit Ehepartnern unter dem 16. Lebensjahr „grundsätzlich“ nichtig. Bei 16- bis 18-Jährigen „kann“ die Ehe laut Gesetz aufgehoben werden. Eine Sonderform der Kinderehe ist die Zwangsehe. 2013 wurden 460 Fälle von Zwangsverheiratung in Berlin bekannt. „Zwangsverheiratung ist eine Menschenrechtsverletzung“, kritisiert Herrmann.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks, Petra Koch-Knöbel, erläutert: „Oft haben sie schon eine Vorahnung, dass sie in den Ferien im Herkunftsland ihrer Eltern verheiratet werden sollen. Trotzdem fahren sie mit ihrer Familie mit, weil sie glauben, sich gegen eine Zwangsverheiratung vor Ort noch erfolgreich wehren zu können … Ihnen werden Bargeld, Handy und Pass abgenommen. Sie werden isoliert und kontrolliert.“
Das Bezirksamt hat nun von Zwangsheirat bedrohte Jugendliche öffentlich aufgefordert, sich bei den kommunalen Stellen zu melden. Lehrer und Sozialarbeiter seien „sensibilisiert“ worden. Während in anderen europäischen Ländern – wie etwa Dänemark – Kinder- und Zwangsehen ohne viel Federlesen annulliert werden, tut sich Deutschland schwer mit einer ausnahmslosen Aufhebung derartiger „Ehen“.