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04.08.17 / Abheben für Jedermann / Erstes autonomes Lufttaxi kommt aus Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Abheben für Jedermann
Erstes autonomes Lufttaxi kommt aus Deutschland
F.L.

Das in Bruchsal bei Karlsruhe ansässige Unternehmen e-Volo arbeitet an der Entwicklung eines einzigartigen Fluggeräts zur Personenbeförderung. Der Volocopter ist ein sogenannter Multicopter und erinnert stark an die Drohnen, die Hobbyisten in ihrer Freizeit aufsteigen lassen. Er fliegt mit 18 in einer Art Kranz um den eiförmigen Rumpf angeordneten Rotoren. In seiner aktuellen Version bietet dieser Multicopter Platz für zwei Personen. Er kann entweder von einem Piloten gesteuert werden oder aber autonom fliegen. Ein Batterie-Wechselsystem liefert Strom für den Antrieb. E-Volo vermarktet seinen kuriosen Flieger als Lufttaxi und für die Sportfliegerei. Die Firma hat es sich zum Ziel gesetzt, „Fliegen für jedermann zu ermöglichen und Mobilität im urbanen Raum neu zu erfinden“.

Jüngst konnte sich e-Volo einen lukrativen Auftrag sichern. Die Verkehrsbehörde von Dubai RTA (Roads and Transport Authority) am Persischen Golf sucht zurzeit nach geeigneten Fluggeräten für ein neues Lufttaxi-Netz, mit dem der stetig wachsende Individualverkehr in dem stark urbanisierten Golfstaat entlastet werden soll. Im Juni 2017 wählte die RTA  e-Volo und den Volocopter für den Testbetrieb aus. „Auftakt ist bereits im vierten Quartal 2017, und das Projekt ist auf rund fünf Jahre angesetzt“, sagt Alexander Zosel, Mitgründer der Firma. Dubai realisiert damit den weltweit ersten Testbetrieb mit autonomen Flugtaxis. Die RTA will  einen Teil des Verkehrs in die Luft verlegen und den Ausstoß von Verbrennungsgasen senken. Bis 2030 sollen autonome Verkehrsmittel ein Viertel aller Fahrten des Individualverkehrs durchführen.

Der Prototyp VC200 flog erstmals am 30. März 2011. Es war der erste bemannte Flug eines Multicopters mit elektrischem Antrieb überhaupt. Auf der diesjährigen Luftfahrtmesse AERO in Friedrichshafen stellte das Unternehmen dann den 2X vor, eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Prototypen. Sie soll 2018 in die Serienproduktion gehen, sobald die deutschen Behörden die Musterzulassung erteilt haben. Die 2X wäre dann als Luftsportgerät zugelassen. Durch eine automatische Höhen- und Lageregelung soll der 2X so einfach zu fliegen sein, dass ihn auch Piloten mit einer Sportpilotenlizenz sicher beherrschen können. Zur Bedienung reicht ein Steuerknüppel. Das ist ein echtes Novum, denn Hubschrauber sind eigentlich von Natur aus instabil. Sie neigen dazu, ihre Fluglage durch Schieben, Drehen oder Neigen zu verlassen. Daher müssen Piloten konventioneller Hubschrauber ständig drei Kontrollorgane bedienen, um dies zu verhindern. Mit einem Hebel regeln sie den Anstellwinkel des Hauptrotors und damit den Auftrieb sowie die Triebwerksleistung. Hinzu kommt ein Hebel zur Kontrolle um die  Längs- und Querachse. Mit den Fußpedalen schließlich steuern Piloten die Bewegung des Hubschraubers um die Hochachse, also etwa von links nach rechts. Diese komplizierte Handhabung entfällt beim Volocopter.

E-Volo arbeitet außerdem an einer viersitzigen Version. Im Augenblick sind die Multicopter jedoch nur mit Piloten unterwegs. Für den autonomen Einsatz als Drohne oder gar mit Passagieren fehlen in Deutschland zurzeit die gesetzlichen Grundlagen.