Literaturverfilmungen sind ein alter Hut. Inzwischen läuft die Vermarktung auch andersherum: Es gibt das Buch zum Film und nun sogar das Theater zum Film. Im Falle von „Der bewegte Mann“ lief die Reihenfolge so: Am Anfang war Ralf Königs Schwulen-Comic von 1987, es folgte Sönke Wortmanns Kinohit von 1994 mit Til Schweiger und Katja Riemann, ehe am Ende der Verwertungskette eine Musicalversion steht, mit der das Hamburger Thalia Theater seine Sommerpause ausfüllt.
Knollennasen-Männchen wie im Original-Comic sind auf der Bühne nicht zu erwarten. Stattdessen setzten die Theatermacher darauf, dass sich das Publikum an die Erfolgskomödie von 1994 erinnert, die mit mehr als 6,5 Millionen Zuschauern noch immer einer der erfolgreichsten deutschen Filme ist.
„Der Comic ist von 1987. Aber als ich noch mal reingelesen habe, war ich überrascht und beruhigt, wie heutig das Ganze wirkt“, sagt Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters. Er hat das Musical-Projekt mit dem Hamburger Konzertveranstalter Pascal Funke (Funke Media) angeschoben. „Das spricht für die Geschichte, aber womöglich gegen unsere Gesellschaft“, ergänzt er, „denn da scheint sich in Sachen Toleranz seit den späten 80ern gar nicht so viel getan zu haben.“
Und darum geht es: Eigentlich könnten Axel (Elias Krischke) und Doro (Jennifer Siemann) richtig glücklich sein – sie sind jung, sexy und verliebt. Doch während Doro für eine Beziehung bereit ist, kann Axel sich nicht vorstellen, seine unwiderstehliche Männlichkeit nur einer Frau zu widmen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Doro erwischt ihren Axel in flagranti mit einer anderen und wirft ihn kurzerhand aus ihrer Wohnung und aus ihrem Leben. Es gibt da aber ein Problem: Doro ist schwanger und Axel ahnt nichts von seinem Vaterglück.
Stattdessen trifft er den schwulen Norbert (Jan Kersjes), der ihn sehr bereitwillig bei sich aufnimmt, denn Axel ist nicht nur ein Frauen-, sondern, wie sich zeigt, auch ein Männerschwarm. Und während Norbert ihn in eine Szene einführt, die für den 100-prozentig heterosexuellen Alex in jeglicher Hinsicht vollkommen neu ist, begibt sich Doro auf verzweifelte Suche nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes – und findet ihn im Bett mit Norbert. Eine Reihe von Missverständnissen und emotionales Chaos sind definitiv vorbestimmt.
Spritzige Texte, schmissige Musik und ohrwurmverdächtige Melodien sorgen für beste Unterhaltung. Musik und Liedtexte stammen aus der Feder des Komponisten Christian Gundlach, der das Musical mit dem US-Schauspieler Craig Simmons entwarf. „Auf der Bühne wird eine Live-Rockband stehen, Kitsch ist also eher nicht zu erwarten“, verspricht Gundlach, der auch die musikalische Leitung innehat.
Nach dem vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetz „Ehe für alle“ folgt nun der „Bewegte Mann“ für alle. Solche gender-bunten Themen treffen aktuell den Nerv der Zeit. Davon wird das Musical den Sommer über gut leben können – und die gut amüsierten Zuschauer auch, egal auf welcher Seite des Ufers sie stehen.
Bis 13. August im Thalia Theater, Alstertor, 20095 Hamburg, Karten unter (040) 32814444 und (040) 450118676 sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.funke-ticket.de sowie www.thalia-theater.de