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04.08.17 / Ganz Bad Ischl ist Kaiser / Österreichischer Kurort schmückt sich für die Kaiserfesttage im August – Franz Joseph verlobte sich hier mit seiner Sisi

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Ganz Bad Ischl ist Kaiser
Österreichischer Kurort schmückt sich für die Kaiserfesttage im August – Franz Joseph verlobte sich hier mit seiner Sisi
Helga Schnehagen

Das Salzkammergut feiert alljährlich groß den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph. Mit den Kaiserfesttagen von Bad Ischl gibt es vom 11. bis 18. August ein kostümbuntes und nostalgisches Veranstaltungs-Potpourri.


Nicht, dass die Österreicher die Monarchie wiederbeleben möchten. Aber an den royalen Glanz erinnert man sich doch nur allzu gern. Und dass dieser immer noch verzaubert, haben nicht zuletzt Kate und William bewiesen, als sie im Juli auf Deutschlandtour waren. 

Warum also sollte Bad Ischl darauf verzichten, an die Aufenthalte von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sisi in der Stadt zu erinnern? Zumal man hier nicht einmal in Ge­schichtsbüchern nachlesen muss, um der vergangenen Noblesse nachzuspüren. Sie begegnet ei­nem in der Kaiserstadt überall: vom Kaiserdessert über die Kaiservilla bis zum Kaiserfest, das diesmal unter dem Motto „Alles Kaiser! Oder??“ steht. Selbst Franz Joseph und Sisi würden sich in Ischl noch problemlos zurechtfinden.

Für eine besondere Aura der Exklusivität und hohe Qualität sorgen dazu die ehemaligen k.u.k. Hoflieferanten, wie die 1832 gegründete Konditorei Zauner mit ihrem Stammhaus in der Pfarrgasse und dem Grand Café an der Esplanade. Ein „Muss“, wo schon Sisi zu Gast war und bis heute die Plätze rar sind. 

Oder die k.u.k Kur-Apotheke von 1807 am Kreuzplatz. Eine der wenigen Apotheken, die immer noch sehr viele Produkte selbst im Hause herstellt und ein breites Sortiment an Hausspezialitäten anbietet. Wenn das Kaiserpaar in Ischl war, mussten jeden dritten Tag fünf Liter „Aqua dest.“ zur Kaiservilla gebracht werden. Sisi pflegte sich mit dem destillierten Wasser sowie mit Eiern die Haare zu waschen.

Einer der berühmtesten Kunden war auch Operettenkomponist Franz Lehár, für den die Apotheke physiologische Kochsalzlösung zubereitete. Wofür, bleibt ihr Geheimnis. Später gehörten auch Heinz Rühmann oder Theo Lingen, der nach dem Krieg sogar eine Zeit lang Bürgermeister von Strobl am Wolfgangsee war, zu den Kunden der Apotheke.

Alles, was Rang und Namen hatte, zog es zur Sommerfrische nach Ischl. Johann Strauß, Johannes Brahms, Giacomo Meyerbeer und der Tenor Richard Tauber besaßen Villen in der Stadt. Die Namen fast aller damaligen Schriftsteller standen auf der Gästeliste. Maler wie Waldmüller, Schwind, Alt und Makart verewigten Land und Leute, berühmte Schauspieler traten im Stadttheater auf. Nicht jeder war jedem genehm. Der Autor Karl Kraus beklagte sich einmal: „All den Leuten, denen ich in Wien aus dem Weg gehe, begegne ich hier.“

Lehár hatte mit der 1905 uraufgeführten „Lustigen Witwe“ so viel Geld verdient, dass auch er sich ein Haus kaufen konnte. In der Lehár-Villa am Lehárkai in bester Lage an der Traun verbrachte er von 1912 bis 1948 fast jeden Sommer. Er gestand, in Ischl habe er immer die besten Ideen gehabt. 24 seiner 30 Operetten entstanden im Arbeitszimmer der Villa. 

Das Haus ist heute Museum, die Operette jedoch lebt beim sommerlichen Lehár-Festival im ehemaligen Kurhaus, das hinter der historischen Fassade inzwischen zum modernen Kongress und Theaterhaus mutierte, weiter. Dieses Jahr stehen noch bis zum 

3. September abwechselnd „Die lustige Witwe“ und Fred Raymonds „In Salzburg“ auf dem Spielplan.

Unter Ischls Prominenz mischte sich auch der preußische König Wilhelm, später Kaiser Wilhelm I., Graf Otto von Bismarck begleitete ihn. Bei dieser Gelegenheit ließ sich der spätere Reichskanzler dazu hinreißen, dass man ihn zu­sammen mit dem damals gefeierten Gesangsstar Pauline Lucca fotografierte. Das Bild ging um die Welt und verursachte in der prüden Epoche einen Skandal. 

Über Promi-Mangel muss sich Ischl bis heute nicht beklagen. Zeitgemäß dominieren jetzt Wirtschaft und Sport. Mit Marc Girardelli, Stephan Eberharter, Franz Klammer, Mi­chael Walchhofer oder Hubert Neuper geben sich 

– wen wundert’s in der Alpenrepublik – besonders gerne ehemalige Skistars ein Stelldichein in dem Nobelkurort. 

Eine Konstante ist geblieben: des Kaisers Familie. Die Kaiservilla, seit jeher Privatbesitz der Habsburger, wird von Magister Markus Salvator Habsburg-Lothringen (71), Urenkel des Kaisers, zusammen mit seinem Sohn, Valentin Habsburg-Lothringen, bewohnt. Obwohl die österreichischen Sozialdemokraten 1919 die Abschaffung der Adelstitel durchsetzten, wird Markus Salvator in Bad Ischl konsequent mit „Erzherzog“ tituliert. 

Vor drei Jahren heiratete seine Tochter Magdalena Habsburg-Lothringen, also die Ururenkelin von Kaiser Franz Joseph, Sebastian Bergmann in Bad Ischl. Beide sind Juristen. Die Trauung fand in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus statt. Das letzte Mal, dass hier eine Habsburger-Hochzeit zelebriert wurde, war 1890: Erzherzogin Marie Valerie, Tochter von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth, heiratete ihren Cousin zweiten Grades, Erzherzog Franz Salvator aus der Toskana-Linie der Habsburger. An der Orgel saß der Komponist Anton Bruckner. Nach dem Ersten Weltkrieg verzichtete das Paar auf alle Thronansprüche, wodurch die Villa bis heute in Familienbesitz blieb. Ihr öffentlicher Teil ist zu besichtigen.

Am 18. August, dem Geburtstag von Kaiser Franz Joseph, erhält die Villa für einige Momente ihren ganzen imperialen Glanz zurück. Im Anschluss an die traditionelle Kaisermesse in der Stadtpfarrkirche, an der alljährlich rund 500 Personen aus verschiedenen Regimentern und Traditionsvereinen teilnehmen, marschieren die historisch gewandeten Abordnungen, angeführt von der Bürgerkapelle Bad Ischl, zum Kaiserpark, um dort seiner kaiserlichen Hoheit, Erzherzog Markus Salvator von Habsburg-Lothringen, die Referenz zu erweisen.

Doch zuvor wird die versammelte Ge­meinde zum herrlichen Klang der Bruckner-Orgel in der Kirche das „Gott erhalte“ der Kaiserhymne nicht weniger inbrünstig singen als im Jahr 1853, als Franz Joseph durch den gemeinsamen Kirchgang mit Sisi in Ischl seine Verlobung bekannt gab. Bleibt den Kaisertagen nur noch ein Kaiserwetter zu wünschen.

Infos zu den Kaiserfesttagen „Alles Kaiser! Oder??“ im Internet unter: www.badischl.at/Veranstaltungen