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04.08.17 / Kalter Gartenkrieg / Wie die innerdeutsche Grenze ganze Parklandschaften verwüstet hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Kalter Gartenkrieg
Wie die innerdeutsche Grenze ganze Parklandschaften verwüstet hat
Silvia Friedrich

Kleinkriege im Garten ha­ben schon viele Nachbarn entzweit. Die Minifehden fanden aber ihre Entsprechung auch in der Weltpolitik. Denn was im Kalten Krieg im Menschlichen geschehen sei, das habe sich genauso im Garten abgespielt, behauptet Harri Günther, der ehemalige Gartendirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci in der DDR, und fügt hinzu: „Es handelte sich um die Vernichtung eines großen europäischen Kunstwerkes.“ Gärtner, so betont er, kämpften um die Erhaltung der Kunstwerke, denn Gärtner führten keine Kriege, das machten die Politiker. 

So lautet auch der Titel der multimedialen Schau im Schloss Sacrow bei Potsdam über die Zeit der Grenzziehung zwischen beiden deutschen Staaten. Die preußischen Schlösser und Gärten entlang der Havel wurden durch die deutsche Teilung zum Schauplatz des Kalten Krieges. Was als elysische Landschaft von paradiesischer Schönheit konzipiert wurde, entwickelte sich zu Mauerzeiten in eine trostlose Einöde. Grenzzäune und Todesstreifen zerstörten mehr als 30 Hektar der Kulturlandschaft zwischen Potsdam und West-Berlin. Märchenhafte Wegführungen mutierten zu Patrouillenwegen der DDR-Grenztruppen. Es wurde planiert und Erdmaterial beiseitegeschoben. Und man streute Herbizide aus, damit ja kein Grashalm wachsen konnte. 

Kurze Zeit nach der Thronbesteigung erwarb König Friedrich Wilhelm IV. 1840 das Gut Sacrow zur Erweiterung der Potsdamer Gartenlandschaft. Ebenso ließ der König die Heilandskirche im italienischen Stil mit frei stehendem Campanile errichten. Peter Joseph Lenné nahm sich der Parkgestaltung an und schuf ein wahres Paradies, das durch die weiten Sichten auf Gebäude der Schlösserlandschaft bestach und sich über beide Uferseiten hinzog. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schloss Sacrow zum Erholungsheim für NS-Verfolgte und DDR-Schriftsteller. 

Ab 1961 konnte kein Normalbürger das Gebiet mehr betreten. Umfangreiche Zolleinbauten wurden errichtet zur Ausbildung von Hundestaffeln, die hier den „Ernstfall“ üben sollten.

Ganz besonders ergreifend sind die in der Ausstellung gezeigten Interviews mit den Gärtnern der damaligen Schlösserparks. Sie liebten ihre Gärten und kämpften um den Erhalt, was sehr oft aussichtslos war. Die von Lenné geplanten weiten Sichten waren durch die Grenzziehung vernichtet, Blicke in Richtung Westen zugewachsen. Die Gärten und Schlösser auf der Westseite sollten in Vergessenheit geraten. Dennoch ge­lang es den Mitarbeitern bei angeordneten Baumfällarbeiten un­mittelbar am Grenzzaun Sichten frei zu schneiden und so die Grenzer zu narren. 

Bereits 2016 wurde die Ausstellung im Schloss gezeigt und ist nun zur Wiederaufnahme um völlig neues Bild- und Textmaterial für die Jahre 1945 bis 1961 ergänzt worden. Die Schau hat nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil, sie lädt dazu ein, die Zeit hinter Stacheldraht und Mauern niemals zu vergessen.

Die Ausstellung läuft bis zum 10. September im Schloss Sacrow, Krampnitzer Straße 33, 14469 Potsdam, geöffnet Freitag bis Montag 11 bis 18 Uhr, Eintritt 8 Euro, Infos im Internet: www. gaertner-fuehren-keine-kriege.de