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04.08.17 / Ungesühnte Massenmorde / Robert Winter deckt die Mär von einer »friedliebenden Sowjetunion« auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-17 vom 04. August 2017

Ungesühnte Massenmorde
Robert Winter deckt die Mär von einer »friedliebenden Sowjetunion« auf
Dieter Farwick

Von der Errichtung des Sowjetsys-tems 1917

/18 – und 1953, dem Tode Stalins – sind unter Lenin und Stalin mindestens 

20 Millionen Sowjetbürger und Angehörige religiöser und ethnischer Minoritäten ohne Gerichts-urteile ermordet und anonym in Massengräbern verscharrt worden. Nach 1953 ging das Morden in „Arbeitslagern“ weiter. Besonders betroffen waren Ukrainer, die rund sechs Millionen Tote zu beklagen haben. Aber auch zahlreiche Deutsche waren unter den Toten.

In seinem Buch „Massenmord unter dem Sowjetstern – 1917 – 1953 – Tatorte Tatgeschehen“ liefert Robert Winter eine grauenhafte Dokumentation. Noch heute werden bei Bauarbeiten auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion Massengräber entdeckt, deren Leichen nur schwer anhand von Bekleidungsstücken, Schuhwerk und Uniformteilen zu identifizieren sind. Feststellen kann man jedoch die überwiegende Todesursache: Tod durch Genickschuss – auch bei Frauen und Kindern. 

Die Massenmorde werden von offiziellen Stellen in Russland juristisch nicht verfolgt, obwohl es in jeder Familie Opfer und Täter gegeben hat. Jahrelang war es Russland gelungen, die Ermordung von tausenden polnischen Offizieren in Katyn im Jahre 1939 der deutschen Wehrmacht in die Schuhe zu schieben. Eine besonders grausame Entdeckung: „In einem Wald bei Kuropaty, nahe Minsk (Weißrussland) hatten Bürgerrechtler 1988 auf einem zehn bis 15 Hektar großen Terrain ein Gräberfeld aufgefunden. Die insgesamt 510 Massengräber bargen die Überreste von etwa 100000 Menschen (weißrussische Quellen sprechen von einer Viertelmillion Opfer) – Weißrussen, Litauer, Esten, Letten und Juden.“ Kuropaty wird als die „Größte Grabstelle der Welt“ bezeichnet.

Zu einem Auftritt des Ex-Bundespräsidenten Joachim Gauck schreibt Winter: „Bezeichnend für die einseitige und verklärte Geschichtsschreibung ist die Ehrung der gefallenen Sowjetsoldaten anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung durch Bundespräsident Gauck. Der ehemalige DDR-Pfarrer und Bürgerrechtler ehrte die ,ruhmreichen Sowjetsoldaten‘“, ohne die von der Sowjetunion begangenen Massenverbrechen in der Sowjetunion, in Polen, in Karelien, in den Baltenstaaten und anderswo auch nur zu erwähnen.

Der Vorteil des Buches von Winter sind neue Informationen über Tatorte und Tatgeschehen, die die „friedliebende Sowjetunion“ zu verantworten hat. Allerdings fehlt jeder Ansatz einer Vergangenheitsbewältigung in der ehemaligen Sowjetunion und im heutigen Russland. Anders wäre die Wiedererstarkung des Ansehens von Josef Stalin nicht möglich geworden.

Das Buch ist ein Muss für die Menschen, die sich mit diesem dunklen Kapitel der sowjetisch-russischen Geschichte befassen wollen.


Robert Winter: „Massenmord unter dem Sowjetstern“, Osning Verlag, Bielefeld 2017, broschiert, 

152 Seiten, 16,79 Euro