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11.08.17 / Wenn Warschau zündelt / Ein heikles Spiel: Wer Reparationen fordert, provoziert Grenzdebatten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

Wenn Warschau zündelt
Ein heikles Spiel: Wer Reparationen fordert, provoziert Grenzdebatten
Hans Heckel

Die neuesten polnischen Reparationsforderungen sind zwar lächerlich. Dennoch können sie einigen Schaden anrichten.

Führende Vertreter der polnischen Regierungspartei PiS haben von Deutschland Reparationen wegen des Zweiten Weltkriegs gefordert, so auch Verteidigungsminister Antoni Macierewicz, ein enger Vertrauter von PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski.

Berlin wies die Forderungen postwendend zurück. Polen habe bereits 1953 endgültig auf derlei Forderungen verzichtet und dies nach dem Ende der sowjetischen Vorherrschaft mehrfach bekräftigt. Schon im vergangenen Jahr hatte daher der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier entsprechende Drohungen seitens Kaczynski mit den Worten abgeschmettert, die Reparationsfrage sei „rechtlich und politisch abgeschlossen“.

Was die polnische Seite zu derlei abenteuerlichen wie aussichtslosen Vorstößen motiviert, da­- rüber kann nur spekuliert werden. Möglicherweise handelt es sich um eine Retourkutsche. Von deutschen wie anderen (west-)euro- päischen Politikern waren (auch finanzielle) EU-Sanktionen als Druckmittel ins Gespräch gebracht worden, um Polen zur Aufnahme von Asylsuchern zu drängen. Dies wurde an der Weichsel als Erpressung und Anmaßung empfunden.

Dessen ungeachtet stellt die neuerliche polnische Provokation eine gewaltige Dummheit dar. Die PiS-Politiker beschwören die Gespenster der Vergangenheit herauf und beschädigen so das Vertrauen zwischen beiden Völkern.

Zwar haben die deutschen Vertriebenenverbände klipp und klar auf alle Rückgabeansprüche auf die Deutschland entrissenen Ostgebiete verzichtet. Dennoch haben die polnischen Forderungen umgehend eine verblüffend ausge- dehnte Debatte über die (historisch erledigte) Ostgrenzenfrage in Leserbriefspalten und Internetforen auch großer deutscher Leitmedien entfacht.

Hintergrund ist, dass die Anerkennung des Verlustes der historischen Ostgebiete von nicht wenigen Deutschen als größte Reparationsleistung der Geschichte angesehen wird. Darüber hinaus gehende Forderungen erscheinen hier als Anlass, über die betreffenden Gebiete erneut zu reden.

Dies könnte wiederum auf polnischer Seite Befürchtungen nähren, die deutschen Nachbarn hätten sich womöglich doch nicht so endgültig mit der heutigen Grenze abgefunden, wie sie es vertraglich und in unzähligen Erklärungen zugesichert haben. Der Teufelskreis des Misstrauens wäre eröffnet.

Soweit dürfen es die besonnenen Geister beiderseits der Grenze nicht kommen lassen. Deutschland ist Polens wichtigster Nachbar, für Deutschland ist Polen die zumindest zweitgrößte Nation, an die unser Land direkt grenzt. Berlin wie Warschau sollten ihr Verhältnis weder mit lächerlichen Reparationsforderungen noch mit anmaßenden Tönen in der Asylfrage vergiften.