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11.08.17 / Bald fremd im eigenen Land / In Deutschland leben bereits 18,6 Millionen Menschen mit Zuwanderungshintergrund

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

Bald fremd im eigenen Land
In Deutschland leben bereits 18,6 Millionen Menschen mit Zuwanderungshintergrund
Peter Entinger

Die Zahl der in Deutschland lebenden „Menschen mit Migrationshintergrund“ ist abermals sprunghaft gestiegen. Forscher machen eine verstärkte Einwanderung aus EU-Ländern sowie die Asylkrise dafür verantwortlich. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis des Mikrozensus mitteilt, hatten im Jahr 2016 rund 18,6 Millionen Menschen in Deutschland einen Zuwanderungshintergrund. Dies entsprach einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 8,5 Prozent. Das ist der stärkste Zuwachs seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005.

Europa ist weiterhin die wichtigste Herkunftsregion. Die Bedeutung anderer Erdteile hat in den letzten fünf Jahren jedoch zugenommen. „Mittlerweile haben 2,3 Millionen Menschen in Deutschland ihre Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten. Das ist ein Zuwachs gegenüber 2011 von fast 51 Prozent. Afrika gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Rund 740000 Menschen sind afrikanischer Herkunft, das sind gut 46 Prozent mehr als im Jahr 2011“, heißt es in der Analyse. Die Türkei ist noch immer mit Abstand das wichtigste Herkunftsland. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Zuwanderungshintergrund hat die deutsche Staatsbürgerschaft, insgesamt 42 Prozent bereits seit ihrer Geburt. In diesen Fällen kommt mindestens ein Elternteil aus dem Ausland, ist eingebürgert oder Spätaussiedler.

Daniel Thym vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“: „Gemessen an der Zahl der im Ausland geborenen Menschen mit Migrationshintergrund hat Deutschland mehr Zuwanderer als die klassischen Einwanderungsländer.“ Grundlage der Veröffentlichung ist der sogenannte Mikrozensus. Dabei handelt es sich um eine jährliche, repräsentative und stichprobenartige Befragung der Haushalte. Das Ausländerzentralregister geht allerdings davon aus, dass mehr als zehn Millionen Menschen ohne deutschen Pass in der Bundesrepublik wohnen. Die Zahl fällt nach Einschätzung von Fachleuten unter anderem deshalb so hoch aus, weil sich viele Rückkehrer nicht abmelden, wenn sie Deutschland wieder verlassen.

Mit Hilfe des Mikrozensus kann zudem die sogenannte „strukturelle Integration“ der Bevölkerung mit ausländischen Wurzeln beschrieben werden. Die Bevölkerung mit und ohne Zuwanderungshintergrund unterscheidet sich zum Beispiel hinsichtlich ihres Bildungsstandes. Dies zeigt der direkte Vergleich der Personen im Alter von 25 bis unter 35 Jahren. Personen mit Migrationshintergrund haben deutlich häufiger keinen Schulabschluss (neun Prozent) als Personen ohne Migrationshintergrund (zwei Prozent) und zudem wesentlich häufiger keinen beruflichen Abschluss (32 Prozent gegenüber neun Prozent). „Andererseits erreichen beide Gruppen das Abitur (37 Prozent) und auch akademische Abschlüsse (27 Prozent) im gleichen Umfang. Unter den Personen mit Migrationshintergrund haben Zuwanderer überproportional häufig keine schulischen (zehn Prozent) und beruflichen (33 Prozent) Abschlüsse, allerdings auch überdurchschnittlich oft das Abitur (39 Prozent) und akademische Abschlüsse (29 Prozent)“, heißt es vom Statistikamt.

„Die Zuwanderung ist kein einheitliches Phänomen“, betonte der Jurist Thym gegenüber dem „Focus“: „Zuwanderer aus der EU, darunter viele Hochqualifizierte, integrierten sich bis auf wenige Ausnahmen von selbst.“ Die Wirtschaft werde auch künftig noch mehr Fachkräfte und Hochqualifizierte unterhalb des Universitätsabschlusses benötigen. Dafür sei der Gesetzgeber gefragt, denn eine erhebliche Hürde sei die Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen. In vielen Ländern gebe es kein Äquivalent zu den deutschen Voraussetzungen.

Die meisten Menschen mit ausländischen Wurzeln leben unterdessen in Nordrhein-Westfalen (fast 4,9 Millionen). An zweiter Stelle steht Baden-Württemberg (fast 3,3 Millionen) gefolgt von Bayern (fast 3,0 Millionen). Am wenigsten finden sich in Mecklenburg-Vorpommern (102000), Thüringen (131000) und Sachsen-Anhalt (140000).

Wie stark der Ausländeranteil im Zuge der Asylkrise angewachsen ist, lässt sich am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern verdeutlichen. Der Anteil ist mittlerweile auf 3,8 Prozent der Gesamtbevölkerung angewachsen. Ende 2016 lebten hier rund 61000 Menschen mit Pässen anderer Nationen. Rechnet man Bürger mit ausländischen Wurzeln hinzu, die deutsche Staatsbürger sind, haben 102000 von insgesamt 1,6 Millionen Einwohnern einen Zuwanderungshintergrund. Damit beträgt der Anteil von Menschen mit ausländischen Wurzeln mittlerweile 6,3 Prozent, um 1990 hat er bei nahezu null gelegen.