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11.08.17 / Der »Cavaliere« ist zurück / Berlusconi will wieder in der italienischen Politik mitmischen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

Der »Cavaliere« ist zurück
Berlusconi will wieder in der italienischen Politik mitmischen
P.E.

Die Italiener haben ein dickes Fell was das Vergessen von Skandalen angeht. Und so mischt Silvio Berlusconi plötzlich wieder in der nationalen Politik mit und rühmt sich eines Bündnisses mit der Partei des ehemaligen Sozialistenchefs Bettino Craxi. Nicht erwähnt hat der 80-Jährige jedoch, dass Craxi bis zu seinem Tod im Jahr 2000 nicht mehr aus dem tunesischen Exil heimkehrte, weil er aufgrund von Korruption zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war.

Wichtig für Berlusconi war es ohnehin lediglich, zu zeigen, dass er nach den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr als Juniorpartner der regierenden Sozialdemokraten bereitstehen könnte. Offiziell hat der Vorsitzende der bürgerlichen Forza Italia (Italien Voran) dies zwar zurückgewiesen, andererseits aber seine staatsmännische Pose zur Schau gestellt: „In Zeiten der Krise müssen die Intelligenten zusammen halten.“

Zu den Intelligenten zählt er offenbar Paolo Gentiloni von der  sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), dem Nachfolger des nach dem gescheiterten Referendum Ende 2016 zurückgetretenen Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Der ist noch immer Parteichef und derzeit Lieblingsfeind seiner ehemaligen Parteifreunde. Ex-PD-Chef Pier Luigi Bersani tobte in der vergangenen Woche, Renzis Politik sei „rechts, demagogisch, aufschneiderisch“. 

Die politische Landschaft Italiens ist zersplittert. Das gilt für die Linke genauso wie für die bürgerliche Mitte und die Rechte. Mit mickerigen 25 Prozent führen Renzis Sozialdemokraten die Umfragen an, kurz vor der Fünf-Sterne-Bewegung Beppe Grillos. Doch dessen Stern ist sprichwörtlich am Sinken. Nach einigen spektakulären Wahlerfolgen auf kommunaler Ebene richten die gewählten Sterne-Bürgermeister in der Regel ein heilloses Chaos an. Als Koalitionspartner scheidet Grillos bunte Truppe ohnehin aus.

Und so kommt Berlusconi ins Spiel. „Seit sich bei den vergangenen Lokalwahlen gezeigt hat, dass die FI wieder Mehrheiten beschaffen kann – wenn auch meist im Bündnis mit der Lega Nord –, drängt es viele Abtrünnige aus der Partei zurück zum Vorsitzenden“, analysierte die „Frankfurter Allgemeine“ kürzlich. Die Rechtspartei aus dem Norden könnte es landesweit auf ein zweistelliges Ergebnis bringen. Aber ob der agile Parteichef seine widerspenstige Basis auf einen Koalitionskurs mit Berlusconi und den Sozialdemokaten würde bringen können, gilt als äußerst fraglich. 

Berlusconis Partei präsentiert sich unterdessen als einzige landesweite wählbare Partei der rechten Mitte. Sein einstiger Koalitionspartner und späterer Widersacher Gianfranco Fini ist gemeinsam mit seiner postfaschistischen Nationalen Allianz aus der Politik verschwunden. Sein „ewiger Stellvertreter“ Angelino Alfano versucht weiter, eine eigene Partei der christlich-liberalen Mitte aufzubauen. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Unlängst sind 25 Senatoren reumütig in Berlusconis Partei zurückgekehrt.

Der reist unterdessen durchs Land, spricht im Süden mit Bürgermeistern, die unter der Asylkrise ächzen. Der „Cavaliere“ schüttelt Hände und gibt Autogramme. Und er sucht Kandidaten für die kommenden Wahlen. „Nur Junge“, hat er als Devise ausgegeben, „wie bei Macron“, dem französischen Überraschungswahlsieger. An der Spitze der Liste wird aber er selbst stehen. „Die Jungen brauchen einen Führer. Der kann nur ich sein“, sagt er.