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11.08.17 / Minderheit im Aufwind / Deutscher könnte Bürgermeister von Sonderburg werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

Minderheit im Aufwind
Deutscher könnte Bürgermeister von Sonderburg werden
H.L.

Am 21. November 2017 wählt Dänemark seine Kommunalparlamente neu. Im bis 1920 deutschen Sonderburg macht sich der Spitzenkandidat der Schleswigschen Partei (SP), Stephan Kleinschmidt, Hoffnungen, Bürgermeister zu werden. Seit 2002 konnte die Partei der Deutschen Minderheit dort ihren Stimmenanteil vervierfachen. Von 2005 (2,1 Prozent) über 2009 (3,8 Prozent) bis 2013 (7,8 Prozent) gelang es der Partei, ihre Präsenz im Stadtparlament auf drei von 31 Mandaten auszubauen. Kleinschmidt äußerte gegenüber der PAZ die Hoffnung, im November 2017 ein viertes Mandat zu erringen. Er sieht die Chance, mit Hilfe der bürgerlichen Parteien den amtierenden sozialdemokratischen Amtsinhaber Erik Lauritzen abzulösen.

Lange Zeit wurde die SP als „Partei der alten Männer“ diffamiert. Mit dem jugendlich wirkenden 40-jährigen Kleinschmidt verfängt das nicht mehr. Er brachte 2009 sogar einen Rap-Song heraus, der einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte. Viele Dänen in der ländlich geprägten Grenzgegend befürchten, „abgehängt“ zu werden. Die Partei der Deutschen Minderheit ist die einzige Kraft mit einem regionalen Profil. Es gelang ihr in der Vergangenheit, nicht nur Angehörige der Deutschen Minderheit „zurückzuholen“, sondern über das eigene Milieu hinaus Wähler anzusprechen. Kleinschmidt verschaffte sich über alle Parteigrenzen hinaus Ansehen. Er kritisierte die zunehmende Zentralisierung der Ausbildung in Dänemark: „Ich verstehe, dass Kompetenzen gebündelt werden müssen. Aber Forschung soll auch auf den lokalen Bedarf ausgerichtet sein. Man muss die Verbindung zum wirklichen Leben wahren und es gleichzeitig ermöglichen, dass Bindungen geschaffen werden, damit die Absolventen den Ansporn bekommen, vor Ort ansässig zu werden.“ 

Tatsächlich stellte eine Studie fest: „Nur einer von fünf der Jugendlichen, die die Randgebiete zwecks Studium verlassen, kehrt innerhalb von drei Jahren nach dem Studium wieder zurück. Viele kehren nie in ihre Heimatregion zurück.“ Als Vorsitzender des Kulturausschusses Sonderjylland-Schleswig bemühte sich Kleinschmidt um die Ernennung Sonderburgs zur Kulturhauptstadt Europas 2017, scheiterte aber an der Bewerbung von Aarhus.

Rückenwind für Kleinschmidts Bürgermeisterkandidatur könnte sein zeitweiliges Nachrücken in das nationale Parlament, den Folketing, geben. Bei den letzten Parlamentswahlen hatte der deutsche Politiker sich für die Liste der linksliberalen „Radikalen Venstre“ Partei nominieren lassen und war im Groß-Wahlkreis Südjütland um wenige Stimmen an Lotte Rod gescheitert. Die ist nun schwanger, und Kleinschmidt könnte für sie nachrücken. Damit wäre erstmals seit 1977 wieder ein Deutscher im dänischen Parlament vertreten. Allerdings wäre das Mandat nur vertretungsweise, bis Rod aus dem Erziehungsurlaub zurückkehrt. Kleinschmidt gibt sich dazu bedeckt: „Ich habe noch nicht entschieden, ob ich das Mandat annehmen werde. Ich werde die Sommerferien nutzen, um über meine Zukunft nachzudenken.“