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11.08.17 / »Zweitgrößter Hedgefonds« / EZB hat für zwei Billionen Euro Anleihen gekauft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

»Zweitgrößter Hedgefonds«
EZB hat für zwei Billionen Euro Anleihen gekauft
N.H.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Zuge ihres Anleihekaufprogramms eine wichtige symbolische Marke überschritten. Nach eigenen Angaben wurde im Juli bei den Anleihekäufen ein Volumen von zwei Billionen Euro erreicht. Die EZB kauft seit April dieses Jahres pro Monat Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 60 Milliarden Euro auf. Zuvor lag das monatliche Volumen sogar bei 80 Milliarden Euro. Das Kaufprogramm läuft vorerst bis zum Ende dieses Jahres, bis dahin wird die EZB vermutlich Anleihen in einer Größenordnung von 2,28 Billionen Euro erworben haben.

Diese extreme Ausweitung der Aktivtäten der Zentralbank hat dazu geführt, dass einige Kritiker die EZB unter Mario Draghi bereits als „zweitgrößten Hedgefonds der Welt“ nach der Bank of Japan bezeichnen. Der Hinweis bezieht sich auf Japans Zentralbank, die als Vorreiter einer ultralockeren und risikoreichen Geldpolitik gilt. Die EZB hat auf ihrer letzten Ratssitzung im Juli keine Änderungen an ihrer Geldpolitik beschlossen, allerdings signalisiert, dass im Laufe des Herbstes mit einer Diskussion über die Zukunft der Anleihekäufe zu rechnen ist. Zumindest momentan deutet wenig auf einen vollständigen Ausstieg hin. Die offizielle Teuerungsrate lag im Juli mit 1,3 Prozent noch sehr deutlich unter der von der EZB ausgegebenen Zielmarke von rund zwei Prozent. Zudem teilten die Währungshüter mit, dass aus ihrer Sicht immer noch eine erhebliche geldpolitische Konjunkturhilfe nötig sei, damit sich im Euro-Raum allmählich Inflationsdruck aufbaut.

Mit dem Fortgang der billionenschweren Anleihekäufe wächst die Kritik an den Risiken und den Nebenwirkungen dieser Geldpolitik. So lag in Deutschland die Inflationsrate mittlerweile mehrmals deutlich über dem Durchschnittswert, der für die Eurozone insgesamt ermittelt wurde. Das heißt: Die hiesigen Verbraucher müssen zum Teil mit deutlich höheren Teuerungsraten leben als beispielsweise die Griechen oder die Spanier. Der Chef des Ifo-Instituts hat erst vor Kurzem generelle Zweifel am Nutzen der lockeren Geldpolitik der EZB geäußert und vor der Gefahr einer Blasenbildung im Vermögensbereich gewarnt: „Das Ganze führt dazu, dass die Vermögenspreise, die Preise von Aktien, aber vor allem von Staatsanleihen und auch von Immobilien, immer weiter in die Höhe getrieben werden, und das tut der Wirtschaft nicht gut“, so Clemens Fuest im Deutschlandfunk.

Er hat inzwischen auf einen anderen problematischen Aspekt aufmerksam gemacht. Gegenüber der „Welt am Sonntag“ warnte Fuest vor der Gefahr durch sogenannte Zombie-Unternehmen und Banken, die eigentlich nicht mehr lebensfähig sind, aber durch die Nullzinspolitik der EZB weiter am Markt gehalten werden. Aus Sicht des Ifo-Chefs ist vor allem in Griechenland, Italien und Portugal der Anteil fauler Kredite in den Bankbilanzen immer noch zu hoch.

Stützen kann sich der Volkswirt Fuest dabei auf eine Untersuchung der Bank of America. Deren Analysten kamen zu dem Schluss, dass rund neun Prozent der größten börsennotierten Unternehmen in Europa unprofitabel und gleichzeitig hochverschuldet sind.