19.04.2024

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11.08.17 / Zorniger Altstar / Mick Jaggers musikalische Abrechnung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

Zorniger Altstar
Mick Jaggers musikalische Abrechnung
H. Tews

Hunderttausende Fans werden im September und Oktober in Deutschland zu den Rolling Stones pilgern. Erst wird am 

9. September die große Festwiese im Hamburger Stadtpark zur Konzertbühne für die legendäre britische Rock­band, ehe diese drei Tage später in der Münchener Olympiahalle und am 9. Ok­tober in der Düsseldorfer Esprit-Arena auftreten werden. Die insgesamt 180000 Eintrittskarten für diese drei Konzerte sind längst ausverkauft.

Es wird wie immer sein: Ein bisschen „Satisfaction“ für alle, und ein Publikum, dass ausrastet, wenn Frontsänger Mick Jagger nur mit der Zun­ge schnalzt. Da­bei hat der inzwischen 74-jährige Senior nicht al­lein mit seinem Ruf als Teenie-Idol zu kämpfen, sondern jüngst auch mit seinem Image als politische Vorbildfigur. Denn die, so glaubte man bislang jedenfalls, entstpräche der allgemeinen Haltung in der Rockszene: im Zweifel links, gender- und multikultifreundlich, öko- sex- und drogenaktiv und sowieso engagiert gegen alles, was den An­schein einer vermeintlichen Rückwärtsgewandtheit zeigt.

Doch siehe da, in der Ikone Mick Jagger scheint man sich geirrt zu haben. Denn abseits seiner Tätigkeit als umjubelte Rampensau der Stones betätigt sich Jagger auch als Solokünstler, wo er denn schon mal sagen kann, was ihn wirklich bedrückt: den Brexit zum Beispiel oder der IS oder auch die Immigranten. 

Jedenfalls hat er jetzt zwei Solo-Aufnahmen veröffentlicht, die ihn in ein ziemlich „rechtes“ Licht rücken. „England Lost“ heißt eine dieser Aufnahmen, die vom Titel her nicht viel anderes heißt als „England hat verloren“, also so wie beim Fußballspiel gegen die Deutschen. Jagger singt aber: „England’s Lost“, was mit dem kleinen Apostroph-„s“-Anhängsel die Bedeutung von „England ist verloren“ hat. Es ist Jaggers Brexit-Klage, wenn er in beinahe „populistischer“ Manier singt, er verliere seinen Verstand und sei es müde, über Immigration zu reden. Es ist wohl der Schlüsselreim dieses Liedes (Imagination/ Im­migration), der in einem fatalistisches „lost, lost, lost“ – alles ist verloren – endet.

Mit beinahe schon Trump-typischen Phrasen („The news is all fake“) wartet Jagger in seiner zweiten Solo-Aufnahme „Gotta Get a Grip“ auf, wo er aufzählt, was ihm gegen den Strich geht:  „Immigrants are pouring in / Refugees under your skin / Keep ’em under, keep ’em out / Intellectual, shut your mouth“ (Einwanderer strömen ein; Flüchtlinge gehen unter die Haut; lass sie rein, lass sie raus; Intellektuelle, haltet euren Mund). 

Das klingt wie die Abrechnung eines zornigen alten Mannes mit der intellektuellen Klasse seines Landes. Das macht ihn noch nicht zu einem rechten Sänger, aber für einen politisch unangepassten und unbequemen Künstler, der gegen den Mainstream ansingt,   reicht es allemal.