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11.08.17 / Deutsche im Nachkriegspolen / Konferenz in Allenstein behandelte wenig bekannte Aspekte zur Lage der Daheimgebliebenen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-17 vom 11. August 2017

Deutsche im Nachkriegspolen
Konferenz in Allenstein behandelte wenig bekannte Aspekte zur Lage der Daheimgebliebenen
Leszek Chaburski

Im Frühjahr fand eine wissenschaftliche Konferenz an der Universität von Ermland und Masuren in Allenstein statt, die den Titel „Die Deutschen in den West- und Nordgebieten Polens nach 1945“ trug. Weil das Publikum vor allem junge Menschen waren, bot sie eine gute Gelegenheit, das Bewusstsein für die schwierige, aber interessante Geschichte der Deutschen Minderheit in Polen zu schärfen. Laut Magdalena Lemanczyk von der Universität Danzig sei über die Deutschen in Polen nach 1989 viel bekannt, aber es gebe nur wenige umfangreiche Forschungen über die Zeit davor.  

Die Konferenz wurde durch das Deutsche Forschungszentrum für Minderheiten gefördert, das speziell gegründet wurde, um das Schicksal der Deutschen Minderheit auch vor 1989 zu beleuchten. Obwohl das Hauptthema die Deutschen im Norden Polens waren, wurde ihre Geschichte mit der der Deutschen aus Nieder- und Oberschlesien verglichen. Deswegen waren unter den Rednern auch die Oppelner Experten Adrianna Dawid und Norbert Honka. Neben Lemanczyk sprach auch Professor Krzysztof Gladkowski von der Universität in Allenstein über die Deutschen in Pommern sowie im südlichen Ostpreußen.

Während der Konferenz wurde vor allem daran erinnert, wie tragisch das Schicksal der Deutschen Minderheit nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen war. Die polnische kommunistische Regierung akzeptierte die Minderheiten nicht, sondern manifestierte das Bild der Deutschen als Feinde. Deshalb wurden viele Deutsche, die sich zu ihrer Nationalität bekannten, schikaniert und ausgegrenzt. 

Laut dem Direktor des Zentrums für Forschungen der Nationalen Minderheiten, Michal Matheja, hat sich diese Haltung nach 1989 verändert, dennoch gebe es auch heute noch einige Anzeichen und Äußerungen von Intoleranz. Leman-czyk bezeichnete 1989 als das Jahr, in dem die Organisationen der Deutschen Minderheit ihre legale Tätigkeit in großem Maßstab aufnehmen konnten. Eine interessante Tatsache ist jedoch, dass in Waldenburg schon zuvor eine deutsche Organisation aktiv gewesen war. 

Eine Neuheit für die Forscher war die Tatsache, dass die Deutsche Minderheit bereits in den 70er und 80er Jahren versucht hatte, sich zu organisieren. Zum Beispiel im Kreis Marienwerder und in dem pommerschen Dorf Pieckel gab es damals eine geheime deutsche Organisation. Lemanczyk referierte, dass die Deutsche Minderheit ausgerechnet in dieser Region versucht hatte, sich zu organisieren, wo „vor dem Krieg der Vorposten des Polentums war, in dem es eine sehr starke Organisation der Polen in Deutschland gab“. 

Während der Konferenz hoben die Dozenten den deutsch-polnischen Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit und das Vereinsgesetz von 1989 hervor, ohne die keine Verbände der Deutschen Minderheit oder anderer nationale Minderheiten in Polen hätten entstehen können. Diese Fakten sind den Studenten zwar eigentlich bekannt, ihren Lehrern zufolge aber nicht allen gegenwärtig.

Die Geschichte der Deutschen Minderheit war nicht das einzige Thema der Konferenz. In ihrem Rahmen wurden auch die Aktivitäten der Deutschen Strukturen in Polen nach 1989 diskutiert. Lemanczyk glaubt, dass das Erfolgsrezept der Verbände der Deutschen in Polen die Eintracht und die Bündelung der Kräfte sein sollte. Sie erwähnte eine frühere deutsche Organisation für die Region Allenstein–Danzig–Thorn und des heutigen Verbands der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren. Erstere Organisation existiere nicht mehr, weil ihre Führer sich nicht einig waren, was Lemanczyk bedauerte, da diese Organisation eine gute Idee gewesen sei.

Die Teilnehmer des Treffens betonten die Notwendigkeit, auch andere interessante Themen zu studieren, wie zum Beispiel deutsch-polnische Ehen.